Generell habe ich es nicht so mit Haustieren.
Insbesondere nicht mit Hunden, da diese (bedingt durch ihrer
verblödeten Halter) andere Menschen belästigen, einschüchtern und auch immer
wieder totbeißen.
Diese
ganze „Herrchen-Attitüde“ missfällt mir. Ein Tier, das gehorcht, sich
unterordnet und blind den Befehlen eines Menschen folgt, ist für mich pervers.
Präziser
ausgedrückt ist es pervers, daß Menschen gerade die unbedingte Folgsamkeit so
schätzen. Pervers ist auch diese aberwitzige Tiernahrungsindustrie, die mit
Fressen das nicht artgerechte Halten all der fetten Hunde in zu kleinen
Stadtwohnungen kaschiert.
Zoos
gefallen mir auch nicht. Aus grundsätzlichen moralischen Erwägungen.
Tiere
einsperren und anglotzen ist auch pervers.
Natürlich,
es gibt rund 50 Tierarten, die nur noch in Zoos leben und sonst schon ausgestorben
wären. Das ist ein Argument. Aber jeden Tag sterben Dutzende Tierarten aus.
Darunter sehr viele Mollusken und Amphibien. Kümmert natürlich niemand, weil
man im Zoo nun mal nur mit niedlichen oder spektakulären Säugetieren Publikum
anlockt.
Da wird
ein aberwitziger Aufwand getrieben, damit jeder Zoo seine Elefanten und Löwen
hat. Oder ganz schlimm: Eisbären, die bei völlig ungeeigneten Klima so gut wie
immer auf Kunstfelsen hocken müssen.
Das Geld
sollte stattdessen unbedingt dafür verwendet werden Flächen des natürlichen
Lebensraums der vom Aussterben bedrohten Arten aufzukaufen, um sie vor Rodung
und Urbanisierung zu schützen.
Natürlich
kann man sich oft nicht der Anziehungskraft der Viecher entziehen.
Ich bin
bekanntlich ein Vogelliebhaber. Ich liebe die kleinen Piepser draußen!
ALLE
Piepsis. Aber insbesondere Finkenvögel (mag ich lieber als die Sittich-artigen)
und außerdem begeistern mich alle Watschel-Vögel. Die sind so süß.
Seit
einigen Jahren beschäftige ich mich etwas genauer mit der unglaublichen Anpassungsfähigkeit
der Vögel an menschliche Behausungen.
Zugvögel
beispielsweise nutzen Städte wie Lufttankstellen, da sie zum Kräftesparen
unbedingt Aufwinde brauchen, die über den betonierten Städten generiert werden.
Amseln oder
Tauben sind typische Kulturfolger, die mit sagenhafter Lernfähigkeit an
menschlichen Nahrungsquellen partizipieren.
Singvögel
bevorzugen sogar inzwischen Städte, weil sie weniger natürliche Feinde als der
Wald beherbergen. Zudem sind sie wärmer, so daß sie früher brüten können.
Einige Populationen von Zugvögeln unterlassen sogar die anstrengende Reise gen
Afrika vollkommen, weil sie in nordeuropäischen Städten bequemer überleben
können.
Was mir
als sehr nachteilig erscheint; der städtische Lärm, wird von Klein-Piepsis
locker gehandelt, indem sie einfach selbst auch lauter singen.
Leider
kommen nicht alle Vögel so gut mit Städten klar.
Spezialisten,
wie zB Eisvögel oder haben es immer schwerer.
Spatzen
brauchen Felder und Sandkuhlen, die sie nicht in der Stadt finden. Schwalben
brauchen spezielle Nistplätze. Fichtenkreuzschnäbel sind auf Nadelholzzapfen
angewiesen.
Vor ein
paar Tagen ging ich von meiner Wohnung aus einige Schritte zur Post an einem
Fleet entlang. Das war lustig.
Natürlich
gibt es hier jede Menge Wasservögel rund um die Alster, aber ich wunderte mich
eine ganze Delegation in so einem schmalen, nicht begrünten Fleet zu sehen.
Kurioserweise war es genau ein Vogel pro Art, die feinsäuberlich der Größe nach
schwammen.
Erst ein
Schwan, dann eine Kanadagans, kurz danach eine Stockente und schließlich noch
ein Blesshuhn.
Lustige
Piepsis. Vielleicht waren es die Ausgestoßenen ihrer Art. Die Punks. Oder
Homos.
An der
Stelle ist der Fußweg einige Meter höher, so daß man das ganze Fleet nur
einsehen kann, wenn man sich ganz an das Geländer stellt. Da die vier Watschler
genau in der Mitte schwammen, wollte ich nachsehen, ob vielleicht noch ein paar
Kumpel von ihnen am Rand ruderten und ging einen Schritt in Richtung Geländer.
Faszinierend
auch das: Ein Schritt von mir in Richtung Wasser und sofort änderten die
gefiederten Blitzbirnen ihren Kurs und schwammen direkt auf mich zu: Offenbar
waren sie konditioniert, daß ein Mensch, der Interesse an ihnen zeigt auch
etwas Fressbares dabei hat.
Die
bettelten regelrecht, so daß es mir natürlich Leid tat zufälligerweise kein
Gänsefutter in der Hand zu haben. Schnell wankte ich wieder weg von ihnen,
woraufhin sie mir ebenfalls sofort desinteressiert ihren Hintern zudrehten.
Schwäne
werden seit Jahrhunderten in Hamburg gehegt und gepflegt. Jeder Hamburger kennt
Schwanenvater Olaf Nieß, der die Hamburger Dienststelle „Schwanenwesen“
leitet.
Seit Jahrhunderten
sind die Alsterschwäne mit der Tradition unserer ehrwürdigen Stadt eng
verbunden und prägen ihr Bild. Nicht nur das Stormaner Wappen, sondern auch
verschiedene Bauwerke belegen, dass sich unsere Vorfahren intensiv mit diesen
königlichen und stolzen Tieren befasst haben.
Als Hamburg als
ehemalige Hauptstadt Stormans eine selbstständige Stadt wurde, übernahm es auch
das Privileg eines eigenständigen Schwanenwesens. Zu damaliger Zeit war dies
nur herrschenden Häusern, also Grafen, Herzögen, Königen usw. vorbehalten und
allen anderen bei Strafe verboten. Durch
das Schwanenwesen dokumentierte Hamburg als deutlich sichtbares Zeichen seine
Freiheit und Unabhängigkeit.
Wie ernst es dem
Hamburger Senat mit der Wahrung seiner Rechte an den Schwänen auf der Alster
war, vermittelt ein Mandat aus dem Jahre 1664 (Auszug in original Satz- und
Schriftstellung):
,(….)Klagen vorkommen,
daß ein oder anderer Schwan unlängst auf dem freyen Alster-Strom und Gebiete
dieser Stadt geschossen, auch todtgeschlagen seyn soll; solches aber
keinesweges zu dulden, vielmehr der Verbrecher mit geziemendem Ernst
abzustrafen: Als thut E.E.Rath mäniglichen hiermit erinnern und vermahnen, daß
keiner ihm unterstehen soll, vorgemeldete dieser auf der Alster gehende Schwäne
in einiger Weise zu beleidigen, weniger dieselbigen zu schiessen oder
todtzuschlagen, mit dem Anhange und Verwarnung, daß so jemand diesem Mandat
zuwider handeln sollte, derselbe alles Ernstes willkürlich gestrafet werden
soll.“
Die
vielen Kanadagänse in der Stadt kannte ich viele Jahre nur von den
Zwischenstopps ihrer Wanderungen.
Zweimal
im Jahr überfliegen große Gänseschwärme Hamburg und lassen sich gerne mal zu
ein paar Tagen Rast an der Außenalster nieder.
Dann
sieht man plötzlich hunderte Gänse auf den Wiesen der Verkehrsinseln chillen.
Offenbar
kommen aber mehr und mehr Gänse oder Halbgänse, wie die afrikanische Nilgans
auf den Geschmack und breiten sich gen Nordwesteuropa aus. Nilgänse sieht man
bisher noch kaum in Hamburg, aber deutschlandweit gelten sie als die erfolgreichsten
Neozoen. Vermutlich leben schon Zehntausende dauerhaft hier und halten auch
strengste Winter problemlos aus.
Wie es
typisch für Neozoen ist, sind Nilgänse a) sehr flexibel und b) durchsetzungsstark.
Jeder
Hamburger liebt Schwäne, weiß aber auch, daß die Viecher selbstbewußt sind und
sich durchsetzen.
Als ich
ein Kleinkind war und gerne auf Schwäne zuging, erklärten mir meine Eltern, daß
die Vögel so stark wären, daß sie mir ganz leicht einen Arm brechen könnten.
Außerdem heiß es, der große Hecht im Teich unten könnte Kindern eine ganze Hand
abbeißen. Sollte mich sicher vom Baden im Teich abhalten.
Ich weiß
nicht, ob es sich dabei um Ammenmärchen handelte, aber ich war einmal Zeuge wie
ein Passant von einem genervten Schwan gebissen wurde. Das tut richtig weh.
1:0 für
das Federvieh.
Nilgänse
sind offensichtlich noch wehrhafter. Sie schützen in Brutzeit ihre Nester mit
allen Mitteln und verjagen jeden, der in die Nähe kommt.
Ich
finde das SUPER. Piepsis, die nicht vor Menschen kuschen, sondern die blöden
Zweibeiner verjagen.
Sieht aber
nicht jeder so.
[…]
Aggressive Nilgänse haben in Oberursel
Fußgänger angegriffen. "Wenn sie einem in den Finger hacken, ist das
richtig schmerzhaft", berichtet eine Joggerin, die bereits vor einigen
Jahren von einer Nilgans angegriffen wurde – und das, obwohl sie einen
Riesenbogen um die Tiere gemacht habe. Dass die Tiere so aggressiv sind, liege
vermutlich am Schutz des Nachwuchses, teilt die Stadt Oberursel mit. […] Anders als Kaninchen, die mit Frettchen
gejagt werden könnten, lasse sich gegen Nilgänse in der Stadt nichts
unternehmen, sagt Rainer Vollweiter vom Umweltdezernat Frankfurt. "Sie
vermehren sich fröhlich weiter, verdrängen andere Gänse aber nicht." Die
Vögel machen auch vor den Freibädern und dem Zoo in Frankfurt nicht Halt. […]
Go, Nilgänse,
go!
Die Kommunen sollen das gefälligst aushalten und sich ihren Wutbürgern zu Gunsten der Federafrikaner entgegenstellen.
Die Kommunen sollen das gefälligst aushalten und sich ihren Wutbürgern zu Gunsten der Federafrikaner entgegenstellen.
Menschen, die so eifrig dabei sind Habitate zu zerstören und jeden Tag Dutzende Tierarten ausrotten, sollen gefälligst auch mal aushalten, daß eine andere Spezies nicht alles mit sich machen lässt.
Es ist lächerlich zu sehen, wie in nordeuropäischen Breiten, in denen es de facto gar keine gefährlichen Tiere gibt, sofort alle durchzudrehen scheinen, wenn auch mal Tiere in den Lebensraum der Menschen eindringen, statt immer nur umgekehrt.
Es kommt
immer häufiger vor, daß mit maximaler Dramatik über Wölfe in Vorstädten, Wildschweine,
die sich nicht an die Kleingartenvereinsordnung halten, kackende Starenschwärme,
lärmende Saatkrähen, Goldfischteich-leerende Reiher oder eben bissige Gänse
berichtet wird.
Als vor
einigen Jahren ein einziger Braunbär in Bayern auftauchte, ließ Edmund Stoiber
den „Problembären“ gleich erschießen.
Homo
homini lupus.
Ich
wünsche mir noch viel mehr Tiere in deutschen Wohngebieten, die sich nicht menschgerecht
verhalten.
Menschen,
die Tiere nach menschlichen Maßstäben beurteilen, ihre eingesperrten Lieblinge
wie einen Menschen behandeln, sich dafür begeistern wie menschlich
Wellensittich Willi oder Dackel Dieter wirken, sind Idioten, denen man
verbieten müßte Haustiere zu halten.
Die
Unterscheidung in Nutz- und Schadtiere, die weitgehend willkürlich ist, sollte
endlich vergessen werden.
Vor 30
Jahren wurde jeder „Nizzasalat“ mit Thunfisch boykottiert, weil man durch
Greenpeace-Kampagnen wußte wie viele niedliche Delphine bei der Thun-Jagd
verenden.
Die
Thunfischfangflotten bekamen den PR-Gau in den Griff, indem sie angeblich
Dephin-schonende Fangnetze entwickelten.
Was für
ein moralischer Bullshit.
Haie
oder Thunfische sind genauso schützenswert wie Delphine. Ob das menschliche
Gehirn mehr oder weniger stark mit Empathie reagiert, ist irrelevant.
Wie
lächerlich ist das Geschrei der Tierschützer über Schweizer Bauern, die
angeblich noch Hunde essen.
Na und?
Wo ist der moralische Unterschied zum Verzehr eines Schweins oder einer Kuh
oder einer Katze?
Ich
wünsche mir, daß Kinder in Zukunft wieder lernen, daß es zur Natur gehört
andere Lebewesen zu respektieren, indem man ihnen aus dem Weg geht.
Das kann
nur hilfreich sein, wenn man lernt sich zu arrangieren und nicht aus der bloßen
Tatsache ein homo sapiens zu sein das Recht ableitet andere Tiere abzumurxen,
wenn sie einem den Weg kreuzen.
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