Montag, 6. Januar 2014

Verdrehte Welt – das sehe ich...nicht…gern.



Das blöde Internet bringt alles durcheinander.
Alles passiert jetzt gleichzeitig und kontinuierlich, so daß man gar keine Wochenstruktur mehr hat.

Sonntags war der Politiktag; eingeläutet mit dem Internationalen Frühschoppen um 12.00 Uhr. Dann kam Montag, SPIEGEL-Tag und in dem dicken Heft las man begierig alles, bis am Donnerstag ZEIT und STERN im Briefkasten lagen.

Jetzt gibt es irgendwie immer alles und nichts.
Jeden Tag ein Dutzend Talkshows und die Tageszeitungen und ARD-Magazine machen investigative Recherche inzwischen besser als der SPIEGEL.
Trotzdem, aus alter Gewohnheit, freue ich mich immer noch auf den SPIEGEL am Montag – auch wenn ich seit vielen Jahren das ePaper habe und schon einen Tag vorher lesen kann, was die neue Ausgabe bieten wird.

Heute ist Montag und daher ist auch wieder SPIEGEL,… äh, nein, offensichtlich BUNTE-Tag.

Die Titelgeschichte handelt von Michael Schumachers Ski-Unfall.
TITELGESCHICHTE!
Ein Sporthansel, der 700 oder 800 Millionen Euro damit gemacht hat sinnlos im Kreis fahrend die Ozonschicht zu ruinieren und seit 1996 als Steuerflüchtling in der Schweiz lebt, nimmt eine nicht freigegebene Piste, fällt auf den Kopf und die deutsche Presse lungert kollektiv vor dem Krankenhaus rum.
Als ob es sonst nichts zu berichten gäbe in der Welt.
Bin gespannt, ob die Kanzlerin, die heute ebenfalls beim Skifahren eine kolossale Bruchlandung hinlegte, nächste Woche ebenfalls eine Genesungs-Homestory im SPIEGEL bekommt.
Es gibt in der SPIEGEL-Ausgabe vom 06.01.14 weitere ähnlich bedeutende Artikel.
So berichtet Markus Feldenkirchen volle vier Seiten über „die Traurigkeit des Trivialen“, nämlich die Affärchen der Sylvie „van der Vaart“ Meis.
Endlich erfahre ich die Penisgröße von Sylvie van der Vaarts letztem Lover.
„14-16 cm“ (SPIEGEL 2/2014 s.109).
Bestürzt lese ich von Sylvies „Schock“ am vorweihnachtlichen Düsseldorfer Flughafen. Sie war dort aus Hamburg zur Aufzeichnung einer RTL-Show eingetroffen und „Gogo“ war nicht da.
Ohne „GoGo“ geht aber gar nichts. Er ist so wichtig für sie. „Mit ihm an der Seite habe sie das Gefühl Kontrolle zu haben. Über ihr Äußeres, ihre Erscheinung“ (SPIEGEL 2/2014 s.110) Aha Gogo macht ihr offenbar die Haare. Daß er nicht rechtzeitig da ist, ist wahrlich ein Skandal, dem sich Europas größtes Nachrichtenmagazin annehmen mußte!
Aber zum Glück findet Silvie wieder die Muße über ein Thema für ihre neue Unterwäsche-Kollektion nachzudenken: „Das muss aus meinem Herzen kommen!“ (SPIEGEL 2/2014 s.111)

Bizarrerweise ist es ausgerechnet der neue stellvertretende Chefredakteur Nikolaus Blome, der von der BILD-Zeitung eingekauft wurde, der erneut den sinnvollsten Artikel des Heftes beiträgt.
Schon Gabriels Handhabung der SPD-Mitgliederbefragung hatte Blome treffend analysiert.
Diesmal ist es wieder nur ein Zweispalter über unsere famose große Koalition, aber immerhin mit einem Inhalt, der das Lesen lohnt.

..eine frivole Selbstgefälligkeit des „Weiter so“: Als übellaunig und notorisch naseweis wird immer öfter abgekanzelt, wer bereits jetzt zweifelt, ob der schwarz-rote Koalitionsvertrag dem Land die richtige Richtung weist….Und was macht eine Kanzlerin, die Krise kann – wenn die Krise vorbei ist?.....Erst wenn die Zahlen wieder schlechter würden, so heißt es, käme der Moment, die im Koalitionsvertrag beschlossenen Geschenke wieder einzusammeln. Das ist zynisch. Ging weitblickende Politik nicht irgendwie anders?..
(Der Spiegel, 2/2014 s.28)

Das katastrophale und extrem peinliche Versagen der SPD angesichts des Merkel-Pofalla-Desasters traut sich allerdings nur die Online-Schwester SPON anzuticken.

Das dröhnende Schweigen der Genossen
[….] Noch vor kurzem nutzten SPD-Politiker jede Gelegenheit, um die Union zu kritisieren. Im Fall Pofalla verhalten sich die Genossen auffallend ruhig, manche unterstützen den möglichen Wechsel des Ex-Kanzleramtschefs zur Bahn sogar. Warum eigentlich?
Opposition ist nicht schön, das ist wohl wahr. Hin und wieder hatten die Sozialdemokraten in den vergangenen vier Jahren aber doch ihre helle Freude - dann nämlich, wenn es galt, der Bundesregierung einen einzuschenken. Der Wechsel von Eckart von Klaeden zu Daimler? Ein Skandal! Die Drohnenaffäre des Verteidigungsministers? Ein Desaster! Nicht selten ließen es die Genossen verbal mächtig krachen.
Wie sich die Zeiten doch ändern. Kaum ist man selbst in Amt und Würden, ist es vorbei mit der Angriffslust. Zu besichtigen ist das dieser Tage im Fall von Ronald Pofalla. Der Vertraute der Kanzlerin steht angeblich vor einem Wechsel in den Vorstand der Deutschen Bahn. Und die mitregierende SPD? Schweigt. Parteichef Sigmar Gabriel - immerhin seit Dezember über Pofallas Vorhaben informiert - ist ebenso wenig ein kritisches Wort zu entlocken wie Fraktionschef Thomas Oppermann oder Arbeitsministerin Andrea Nahles. Und wenn sich ein Roter äußert, dann klingt das sehr wohlwollend.
"Ich kann darin keinen Skandal erkennen", sagt zum Beispiel der künftige Parteivize Ralf Stegner. [….] Je länger die Sozialdemokraten sich aus der Debatte heraushalten, desto stärker gewinnt man den Eindruck, die SPD schaue bei sensiblen Sachverhalten nicht mehr so genau hin, um es sich mit der Union nur nicht zu verscherzen. Das ist einer Partei, die sich moralisch - durchaus zu Recht - in einer Vorreiterrolle wähnt, unwürdig.
[….] Die SPD sollte die Debatte darüber nicht der Opposition überlassen. Mit Anstand regieren, heißt auch, hin und wieder mal den Finger zu heben. Auch in Richtung des eigenen Koalitionspartners.

Ob Herr Medick meinen Wutanfall zum Thema vom 04.01.14 gelesen hat?



Sonntag, 5. Januar 2014

Überraschung!!!!!



Man stelle sich folgende Situation vor:

Das Hauptquartier der weltgrößten transnationalen Schwulenorganisation ist ein strikt frauenfreier Ort.
Die dort herrschenden Kurialen tragen den ganzen Tag Kleider und prachtvollen Goldschmuck. Mehrmals täglich singen sie einen nackten jungen Mann an, der überall abgebildet wird.
Während sich 99% der Schwulen sogar besonders gut mit Frauen verstehen, wird alles Weibliche im Vatikan strikt verbannt.
Die wenigen Frauen, die doch einmal zu Besuch kommen, müssen sich verhüllen.
Die alten Männer in den bunten Kleidern lassen sich von jungen Männern bedienen, die möglichst hübsch zu sein haben und dann in Pin-Up-Kalendern gewürdigt werden.



Fotograf Piero Pazzi aus Venedig hat einen aufsehenerregenden Kalender herausgebracht: den „Priester Kalender 2014“, der Fotos tatsächlicher römisch-katholischer Priester zeigt. Nach Angaben des englisch-italienischen Internetportals „The Local“ sind die Aufnahmen allesamt in der Karwoche entstanden.



Für den Abend gibt es im Vatikan mehrere exklusive Call-boy-Dienste und eine ganze Kette von Stricher-Bars rund um den Petersdom.

"Im Vergleich zu dem bin ich bloß normal ausgestattet, er hat einen unglaublichen Körper. Ab zehn Uhr hat er Zeit, er ist ein Freund von mir und tut, was ich ihm sage." Solche Mitschnitte aus Telefonaten, aus sehr delikaten Telefonaten, haben dem Vatikan einen deftigen Skandal um Sex und Prostitution beschert.
Protagonist ist Chinedu Thomas Ehiem, ein Chorsänger des Vatikans. Eben dieser Ehiem nimmt am Telefon kein Blatt vor den Mund, wann immer er mit dem hohen italienischen Staatsbeamten Angelo Balducci spricht. Schließlich bezahlt Balducci den 40-jährigen in Rom lebenden Nigerianer dafür, dass der ihm junge Männer auftreibt.
[…]   Und Ehiem ist äußerst rührig: "Ich habe da einen aus Neapel, einen Kubaner, einen Deutschen, gerade aus Deutschland eingetroffen, zwei Schwarze, einen Fußballer, einen Tänzer der RAI (des staatlichen Fernsehens, Anm. d. Red.)", heißt es laut der Tageszeitung "Libero" in einem Mitschnitt. Einmal wird der Kuppler konkret und bietet einen Prostituierten an, "zwei Meter groß, 97 Kilogramm schwer, 33 Jahre alt."
Auch Priester-Seminaristen sollen zu den jungen Männern gehört haben, die Ehiem an Balducci weiterreichte; in einem Gespräch jedenfalls kommt die Frage auf, wann denn der Jüngling "wieder im Seminar" sein müsse.
[…]  Neben Ehiem war für Balducci auch ein zweiter Vermittler am Werk, der Italiener Lorenzo Renzi, der es laut "La Repubblica" im Gespräch mit einem Callboy nicht an Deutlichkeit mangeln lässt: "Du kassierst immerhin 2000 Euro. Also geh' mir nicht auf den Sack! Leg ein bisschen Musik auf, wirf 'ne Viagra ein, und los geht's!"  [….]

Die Kurialen haben ein hohes Sicherheitsbedürfnis und lassen sich nur von 110 „ledigen“, jungen und gutaussehenden Schweizern „beschützen“, die sie aber in farbenprächtige Tuntenkostüme stecken.


Sportlich und groß müssen sie selbstverständlich sein.

Die Rekruten der Schweizergarde haben eine Reihe von Aufnahmebedingungen zu erfüllen: Sie müssen katholische männliche Schweizer, zwischen 19 und 30 Jahren alt, mindestens 1,74 m groß und sportlich sein.
(Wiki)

Bei soviel schönen Männern kommt es natürlich gelegentlich zu Eifersüchteleien und unerfüllten Liebesdramen.

Die Ermordung des ehemaligen Kommandanten der dem Vatikan unterstellten Schweizer Garde, Alois Estermann, hatte unter anderem homosexuelle Hintergründe. [….] Estermann und dessen Frau Gladys Romero waren im Mai 1998 vom Schweizer Gardisten Cedric Tornay erschossen worden. Danach nahm sich der Täter selbst das Leben.
Das am Donnerstagabend in Rom vorgestellte Buch "City of Secrets" ("Stadt der Geheimnisse") bereichert die zahlreichen Hypothesen zu diesem Doppelmord um neue Facetten. [….] Follains Ausführungen zufolge hat der damals 23-jährige Vizekorporal die Bluttat nicht (wie der Vatikan behauptet) deshalb begangen, weil er bei einer Beförderung übergangen worden war. Tornay habe eine homosexuelle Beziehung mit Estermann gehabt, der habe ihn systematisch schikaniert und gedemütigt.
Der Autor zitiert Tornays Freund und Exdiakon Yvon Bertorello mit der Aussage, ein Viertel der Gardisten seien homosexuell, und schildert die "ständigen Reibereien" zwischen deutsch- und französischsprachigen Mitgliedern. [….]

Ratzinger, der Exchef, der sich privat nur von dem schönsten Prälaten Roms bedienen läßt und gerne muskulöse Männerkörper beim Strippen betrachtet, soll ein besonderer Freund der Garde sein.

Gegenüber dem schwulen Magazin "Fresh" sprach [Dr. David Berger] nun darüber, dass hinter den dicken Mauern des Vatikans darüber diskutiert würde, dass Benedikt XVI. schwul sei. Mehrere Theologen hätten ihn darauf angesprochen. "Er kommt aus einer kirchlich geprägten Kultur, in der das ein absolutes Tabu ist. Was er bei sich hasst, projiziert er auf andere und bekämpft es. Und das kann er jetzt als Papst mit offiziellen Dokumenten machen", so Berger.
In seinem Buch finden sich auch Zitate der Journalistin Valeska von Roques, nach deren Recherchen der heutige Papst in seiner Zeit als Kardinal "homosexuelle Kontakte" zu Mitgliedern der Schweizer Garde gepflegt haben soll.

Aber natürlich ist Ratzi nicht homosexuell, überhaupt nicht.


Der überhaupt nicht schwule Ratzinger erkannte als Papst wer für den Missbrauch an Kinder verantwortlich ist: Die Schwulen! 
Schwul und pädophil sind laut Papst Synonyme und daher verbot er Homosexuellen den Zugang zu Priesterseminaren.
 In der Logik des überzeugten Heteros Ratzinger wird es bald keinen Kindermissbrauch mehr geben, wenn man nur die Gomorrhisten vom Priesterberuf ausschließt.

Der homophobe Papst, der bei jeder Gelegenheit die Schwulen verdammt, trägt gerne bunte Kleider, rote Schühchen und liebt aufwändige Deko.
Just zu seinem Geburtstag ließ sich der Kämpfer für die Heteros ein speziell feminines Parfum kreieren, welches nur er allein benutzen darf. 
Die weltexklusivste Parfumista Silvana Casoli, die für Könige und Milliardäre arbeitet, verriet immerhin, daß sie Linde, Eisenkraut und Gras als Hauptingredienzen für das „Parfum Pontifex Maximus“ benutzt habe. Der Fachmann staunt.

Das erste Problem ist, dass Linde ein sehr süßer Duft ist. Den würde ich eigentlich eher einer Dame empfehlen und nicht einem Herrn. Eisenkraut ist gar nicht erlaubt in einem Parfüm, das wäre das zweite Problem. Gras ist in Ordnung.


Das alles vorausgeschickt, nun eine Frage:

Wenn ein sexy junger Schweizer in die Päpstliche Garde eintritt, wie überraschend ist es dann wohl, wenn ihm die Kurialen auf den Hintern gucken und gerne seine physischen Vorzüge genauer untersuchen würden?

Nun gerät auch die Schweizergarde in den Dunstkreis der Schwulen-Lobby im Vatikan. Ein Ex-Gardist erzählt erstmals, dass die Schweizer Schutztruppe des Papstes zu ihren bevorzugten Zielen gehört.
Der junge Schweizer gibt an, dass er Objekt der Begierde einer ganzen Reihe von Gottesleuten geworden sei. Dazu gehört auch ein hoher Würdenträger, der im Innern des Machtzentrums des Vatikans sass. Detailliert schildert der Ex-Gardist, wie er nach dem Ausgang um Mitternacht von der Person auf sein Handy angerufen wurde und ihn auf sein Zimmer einlud. Die Person wird von Insidern in direkten Zusammenhang mit dem ominösen Schwulen-Netzwerk gebracht und logierte im Papstpalast, in der Nähe vom Heiligen Vater.
Der Schweizergardist erzählt davon, dass dies kein Einzelfall war. In seiner Dienstzeit habe er von bis zu 20 Geistlichen unzweideutige Angebote erhalten. Dazu gehören Bischöfe, Kardinäle, Priester und Pater.
Zu den zweideutigen Angeboten gehörte auch ein Nachtessen mit einem Priester, der dem Gardisten anvertraute, dass er dann «das Dessert» sei. Auch ein Mitarbeiter des Staatssekretariats des Heiligen Stuhls soll handgreifliche Annäherungsversuche unternommen haben – der Mann wurde später auf einen anderen Posten versetzt. Berichte, wonach offenbar quasi unter den Augen des alten Papstes unzüchtiges Treiben möglich war, werfen beunruhigende Fragen auf. [….]

„Erstmals“…
Lustig.

Samstag, 4. Januar 2014

Gelegenheiten



In der Politik läuft vermutlich viel weniger nach Plan als man denkt.
Ein erfolgreicher Politiker ist einer, der es schafft nie überrumpelt da zu stehen.
Im Idealfall gelingt es ihm a posteriori so zu tun, als wären die gegenwärtigen Entscheidungen seit langer Zeit von ihm so geplant gewesen.

Merkel ist die Großmeisterin in diesem Geschäft, die eine für sie extrem unglückliche Entwicklung, wie die Kernschmelzen von Fukushima kurz nachdem sie die Atomkraftwerklaufzeiten in Deutschland verlängert hatte, einfach umdeutet zu ihrer Energiewende.

Dabei ist es für mich nach wie vor erstaunlich, daß es Merkel überhaupt nicht schadet immer wieder das diametrale Gegenteil ihrer bisherigen Pläne als ihre neue Strategie auszugeben.

Seit Thomas Oppermann das Merkelsche Gesetz postulierte, stiegen ihre Popularitätswerte kontinuierlich an und kratzen gegenwärtig an der 80%-Marke.

Sie beläßt es bei vagen Ankündigungen, wolkigem Gewaber und einigen konkreten Aktionen, die sie für die Zukunft „ausschließe.“

Merkel treibt planlos vor sich hin - durch ihren aberwitzigen ZickZack- und Hinhaltekurs hat sie die Eurorettungsaktion zigfach verteuert. 
Ihr abstruses Spardiktat würgt die Konjunkturen diverser Nationen ab.
 So ein Rezept hätte sie nie für Deutschland gewollt. Hier reagierte sie 2008/2009 völlig gegenteilig auf die Krise; nämlich mit gewaltigen Ausgaben-Orgien, zwei dicken Konjunkturpakten und Geldrauswurfmaßnahmen wie der Abwrackprämie.

Die Chaotisierung der europäischen Finanzarchitektur durch Wolfgang Schäuble und Angela Merkel folgt einer Grundregel, die SPD-Fraktionsgeschäftsführer Oppermann sehr schön auf den Punkt brachte, nachdem der eben noch endgültig auf maximal 218 Milliarden Euro begrenzte Haftungsrahmen von Merkel doch auf 280 Milliarden
aufgeblasen wurde.

Wieder einmal, so Oppermann, komme das "Merkel'sche Gesetz" zur Anwendung: Je vehementer die Kanzlerin etwas ausschließt, desto sicherer ist, dass es später doch eintritt. Der Ärger der Genossen erscheint verständlich, denn es ist beileibe nicht das erste Mal, dass Merkel in der Schuldenkrise eine Position revidiert. Im Gegenteil: Die meisten Bundesbürger haben angesichts des Hü und Hott längst den Überblick verloren. Sie registrieren nur noch, dass die Summen, für die sie einstehen sollen, immer astronomischer werden und dass mittlerweile halb Europa auf ihre Kosten zu leben scheint. Wut, Frust und Missverständnisse haben ein Maß erreicht, das geeignet ist, die Demokratie in ihren Grundfesten zu erschüttern.    Die Hauptschuld daran trägt die Kanzlerin, der es nicht gelingt, mit den Bürgern so zu kommunizieren, wie es die Schwere der Krise von ihr verlangt. Keine Fernsehansprache, keine Rede zur Lage der Nation, stattdessen Gemauschel in Hinterzimmern nebst anschließender Kurskorrektur.

Griechenlandumschuldung, Wehrpflicht, Atomkraft, Mehrwertsteuer, Gesundheitsreform - wohin man auch blickt; man kann sich stets darauf verlassen, daß das was die Kanzlerin als absolut alternativlos einnordet doch nicht kommt, sondern eher das Gegenteil dessen angepeilt wird.

Unglücklicherweise lernt die SPD nicht aus diesem Vorbild und läßt sich immer noch für einzelne Entscheidungen von vor zehn Jahren öffentlich massakrieren.

Da die Sozis jetzt mit der ungeliebten CSU in einem Koalitionsboot sitzen und sich dafür von entsetzten Parteimitgliedern wie mir rechtfertigen müssen, sollten sie aus Seehofers Sudel-Suada etwas machen.

Da die Sozis jetzt mit der ungeliebten CDU in einem Koalitionsboot sitzen und sich dafür von entsetzten Parteimitgliedern wie mir rechtfertigen müssen, sollten sie aus Merkels peinlichem Schweigen zu dem Pofalla-Versorgungsmauscheljob etwas machen.

Es ist nämlich die Gelegenheit sich zu profilieren und Deutschland die Regierungsdaseinsberechtigung der SPD zu demonstrieren: WIR SIND DIEJENIGEN; DIE DEM XENOPHOBEN TREIBEN EINHALT GEBIETEN!
Das können wir, weil wir am Kabinettstisch sitzen und Merkel uns braucht.
Hätten wir uns verweigert und säßen schmollend in der Opposition, hätten CDU und CSU mit ihrer Ausländerhetzte freie Hand.

Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz.
(Daß ich einmal Luther zitiere….)
Statt jetzt peinlich wie die Kanzlerin in Deckung zu gehen, sollten Nahles und Gabriel sofort Pressekonferenzen einberufen und sich mit äußerster Schärfe gegen die Bahnpersonalie Pofalla und den xenophoben CSU-Kurs stellen.
Sie sollten sich an die Spitze der Bewegung setzt und mit den Muskeln spielen.
Denn die Empörung ist ja längst da – sogar in der CDU und in der Bahn-AG ist man wütend auf Merkel und Pofalla.
Aber statt diese Energie für sich zu nutzen und den Protesten eine Stimme zu geben, sind die Sozen-Minister alle gerade mit Eierschaukeln und Versteckspielen beschäftigt.
Wie erbärmlich.

Unerwarteter Gegenwind für Ex-Kanzleramtschef Pofalla:
[….]  Im Aufsichtsrat der Bahn formiert sich offenbar Widerstand gegen die geplante Berufung des ehemaligen Kanzleramtschefs Ronald Pofalla in den Vorstand des staatseigenen Unternehmens. Nach Informationen des SPIEGEL wollen Teile des Aufsichtsrats verhindern, dass die Führungsspitze weiter aufgebläht wird.
"Unser Ziel ist es eigentlich seit längerem, die Zahl der Vorstände zu reduzieren", sagte ein Aufsichtsratsmitglied. "Deshalb wird das Upgrade für Pofalla mit Sicherheit nicht einfach durchgewinkt." Offenbar hat Pofalla seinen Wechsel in den Bahnvorstand schon seit längerem geplant. Nach Aussage eines Bahn-Insiders wird in dem Unternehmen bereits seit mehr als einem halben Jahr darüber gesprochen, einen Vorstandsposten für Regierungskontakte zu schaffen. Dabei sei von Anfang an der Name Pofalla im Spiel gewesen. [….] Auch in der eigenen Partei stößt der Karriereschritt des Christdemokraten auf Vorbehalte. Der baden-württembergische CDU-Fraktionschef Peter Hauk riet Pofalla, sein Bundestagsmandat niederzulegen. Da es sich bei der Bahn um ein Unternehmen in Staatsbesitz handele, müsse "eine Interessenkollision auch dem Anschein nach vermieden werden", sagte Hauk der "Welt". [….]

In der Causa „Seehofer goes NPD“ wäre es sogar noch viel angebrachter, wenn die SPD das peinliche Schweigen der Kanzlerin aufgriffe und sich mit Macht gegen den braunen Bayern stellte.
Denn alle sachlichen Argumente sprechen gegen den CSU-Kurs. Seehofer lügt schlicht und ergreifend.

Er will rechtslastige fremdenfeindliche Stimmungen im Volk nutzen und anheizen.

Immer die aktuelle Situation zur Entscheidungsbasis machen, das hat Seehofer zu seinem politischen Leitmotiv erhoben. Und die Lage ist: Viele Deutsche haben Angst vor der Zuwanderung. Meinungsforscher, deren Arbeit Seehofer nicht selten zur Grundlage seiner Entscheidungen macht, geben ihm jedenfalls recht - wenn auch nur teilweise.
So äußerten 49 Prozent der Teilnehmer einer Stern-Umfrage im Mai 2013 Vorbehalte gegen die wachsende Zuwanderung, vor allem aus EU-Krisenstaaten. Eine Umfrage des German Marshall Fund im September 2013 ergab: 72 Prozent haben Vorbehalte gegen illegale Einwanderer.
Zugleich hielten aber knapp 75 Prozent ausländische Zuwanderer für wichtig, weil sie fehlende Arbeitskräfte kompensierten. Und genauso viele meinten, Immigranten bereicherten die deutsche Kultur. Ähnlich klingt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2012: Demnach ist eine deutliche Mehrheit einerseits der Ansicht, Zuwanderer seien erwünscht. Ihnen müsse mit mehr Toleranz und Offenheit begegnet werden. Andererseits sagten 64 Prozent der Befragten, Zuwanderung führe zu zusätzlichen Belastungen der Sozialsysteme. Bei Befragten über 60 Jahre lag dieser Wert sogar bei 72 Prozent.
Für Seehofer heißt das: Die CSU macht die diffuse Angst zu ihrem wichtigsten Anliegen.

Die Fakten sprechen aber eine klare andere Sprache. Daß die SPD damit nicht längst in die Offensive gegangen ist, halte ich für einen unverzeihlichen moralischen, aber auch politisch-taktischen Fehler.

[….]  Kurz vor Weihnachten fasste das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das der Bundesagentur für Arbeit untersteht, Erkenntnisse über die bereits gut 360.000 in Deutschland lebenden Rumänen und Bulgaren zusammen. Das Fazit: Deutschland profitiert von der Zuwanderung durch Rumänen und Bulgaren - und zwar erheblich.
[….] Insgesamt waren laut IAB zur Jahresmitte nur 7,4 Prozent der in Deutschland lebenden Rumänen und Bulgaren ohne Arbeit - damit liegen die Zuwanderer sogar etwas unter dem Durchschnitt der Bevölkerung.
Die eingewanderten Rumänen und Bulgaren sind meist jung, gut die Hälfte hat einen Berufs- oder Hochschulabschluss. Sie beziehen nur halb so häufig Kindergeld wie andere Ausländer. Sie bekommen selten Arbeitslosengeld oder Rente, zahlen aber viel in die Renten- und Sozialkassen ein. Unterm Strich bleibe "ein positiver Nettobeitrag der in Deutschland lebenden Migranten", stellten die IAB-Forscher schon im Sommer fest.
Dieser Beitrag werde steigen, wenn 2014 weitere 100.000 bis 180.000 Rumänen und Bulgaren nach Deutschland kämen. Auch dank der Polen, Rumänen und Bulgaren seien 2012 "zum ersten Mal seit 15 Jahren" wieder genug Einwanderer nach Deutschland gekommen, um die Alterung der Deutschen aufzufangen, so der Sachverständigenrat für Integration und Migration. [….]

Daß nicht die gesamten SPD-Spitze geschlossen wie ein Mann gegen Seehofer steht und der Bevölkerung die genannten Zahlen präsentiert ist unentschuldbar.
Die CSU lügt und gerade, wenn man mit der Partei zusammen in der Regierung sitzt, muss man das deutlich und laut sagen!

Fakt und Vorurteil
Die CSU warnt vor „Armutseinwanderern“, die das deutsche Sozialsystem belasten. Doch das Gegenteil ist richtig. Rumänen und Bulgaren, die hierzulande arbeiten, bringen dem Staat mehr Geld.
Glaubt man der CSU, hat am 1.Januar 2014 der Untergang des deutschen Sozialstaats begonnen: Seit Mittwoch können Rumänen und Bulgaren unbeschränkt in Deutschland Arbeit suchen. Die Partei eröffnet den Europawahlkampf mit Parolen wie „Wer betrügt, der fliegt“. Die CSU warnt vor „Armutseinwanderern“, die nur kommen, um staatliche Leistungen abzugreifen. […]

Auf welche Sozialleistungen haben sie Anspruch?
Deutschland ist in den ersten drei Monaten grundsätzlich nicht verpflichtet, arbeitsuchenden EU-Bürgern Sozialhilfe zu gewähren, danach setzen europäisches und deutsches Recht Hürden für Neuankömmlinge, deren Lebensunterhalt nicht gesichert ist. Ohnehin kam das IAB in einer Untersuchung zu dem Ergebnis, Zahlen zu Beschäftigung und Transferzahlungen ließen nicht auf pauschale „Armutszuwanderung“ schließen. [….]

Ist der Sozialstaat in Gefahr?
Nein. Arbeitende Einwanderer bringen im Schnitt dem Staat Geld ein, weil sie Abgaben zahlen. Die Bertelsmann-Stiftung hat die Zusatzeinnahmen für die deutsche Sozialversicherung gerade auf 14000 Euro pro Einwanderer beziffert. Aus Rumänien und Bulgarien kommen laut Bundesregierung 0,6 Prozent aller Leistungsempfänger nach dem Sozialgesetzbuch II. Das IAB widerspricht explizit dem Vorurteil, „dass kinderreiche Familien aus Bulgarien und Rumänien in großem Umfang Kindergeld beziehen“. Der Anteil der Bezugsberechtigten liege gar unter dem der Gesamtbevölkerung. [….]