Dienstag, 12. Februar 2013

M und M's




Daher heißen meine beiden meistgeliebten Katholiken auch Matthias Matussek und Martin Mosebach. Das sind Doppel-M’s.
Aber ein M genügt voll und ganz, nicht wahr Martin Lohmann und Margot Käßmann?
Das Quartett der reaktionärsten Bischöfe Deutschlands bildeten, wenig verwunderlich, vier M-Bischöfe. Die Kardinäle Marx und Meisner, sowie die Bischöfe Mixa und Müller.
Die beiden letzteren verloren allerdings inzwischen ihre Bistümer, einer stieg auf, der andere ab.
Die Front der vier martialischen M’s bröckelt also.
 Zu den Erzreaktionären gehören nun Overbeck und Tebartz-van-Elst.
Im Allgemeinen haben die Dunkelkatholiken Deutschlands, die sich für Piusbrüder, Marienkinder, Opus Dei, Tridentinische Messe, Homohass und Frauenverachtung begeistern keinen Anlass zur Sorge, ob des bevorstehenden Papstwechsels. 
Die Riege der Kardinäle ist dermaßen reaktionär, daß jeder auch nur um Millimeter liberalere Papst ein reines Wunder wäre.

Alle vier M’s sind jetzt allerdings wieder in Bauchschmerzen ob des Ratzinger-Rücktritts vereint. Sie alle setzten in besonderer Weise Hoffnungen in ihn.
Meisner benutzte seinen kurzen Draht in den Vatikan ungeniert dazu, um seinen erzkonservativen Schülern zu Blitzaufstiegen zu  verhelfen.
Unlängst konnte er Woelki zum Kardinal hochpushen und seinen Generalvikar Dominikus Schwaderlapp 42-Jährig zum Titularbischof von Frigento aufwerten.
Wird Meisners enormer Einfluss auf die Bischofsernennungen erhalten bleiben, wenn ein Ghanaer oder Brasilianer die Tiara trägt?
Der Kölner Hassprediger ist offensichtlich nervös und neigt zur Hysterie.
Es hat mich immer verletzt, wie abschätzig, ja hämisch in Deutschland über den Papst gesprochen wurde. Was vielen gefehlt hat, war ein Gefühl des Selbstbewusstseins, ja des Stolzes, dass zum ersten Mal nach fast 500 Jahren wieder ein Deutscher ein solches Amt mit dieser globalen Verantwortung bekleidete. Das wurde völlig ausgeblendet.

Der zweitjüngste Kardinal der Welt, Kugelkopf Marx, der gerade eben ganz im Ratzingerischen Sinne die Aufklärung der Missbrauchsfälle durch den Kriminologen Prof. Dr. Christian Pfeiffer stoppte wähnte sich ebenfalls in optimaler Position für eine weitere Karriere. Er ist schließlich Ratzis Nachfolger in seinem Erzbistum München und Freising. Und da liegen Ratziakten im Giftschrank, die Marz als Gefälligkeit unter Verschluß hält. Ratzi hatte mutmaßlich einst persönlich dafür gesorgt einen Kinderficker aus Essen nun in seinem Bistum Kidner ficken zu lassen.
Der SZ liegt die eidesstattliche Erklärung des damals elf Jahre alten Opfers aus Essen vor, wonach ihn der Priester zum Oralverkehr gezwungen habe. Der Täter sollte zur Therapie nach München kommen. Er wurde aber sofort wieder in einer Gemeinde eingesetzt. […] 1982 ging Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation nach Rom. 1986 wurde der Priester von einem oberbayerischen Amtsgericht wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger zu 18 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung Nachfolger als Münchner Kardinal und weiß konnte mit einem Gefallen in Vorleistung gehen, indem er wann immer möglich den Namen „Ratzinger“ aus unerfreulichen Meldungen über die Beförderung eines verurteilten Kinderfickers aus Essen zum weiteren Kinderficken heraushielt.

1980 stimmte Ratzinger für die Versetzung Priester H.‘s aus Essen verurteilt. Außerdem musste er 4000 Mark Strafe zahlen. Trotzdem wurde er danach erneut in einer Gemeinde eingesetzt. Der Geistliche ist noch heute in Oberbayern im Dienst.
Eine sehr blöde Geschichte für die Weste des Papstes. Da konnte Kardinal Marx durchaus Dankbarkeit für das Verschwinden der Akten erwarten. Auch Reinhard Marx, 59, wollte dafür im Gegenzug gern noch einen Spitzenjob in der Kurie abgreifen.

Ein extrem enges Verhältnis zum Papst wird auch dem geschassten Prügel-Alkoholiker Walter Mixa nachgesagt.
Es war Ratzingers erste Personalentscheidung als Papst seinem Bayerischen Kumpel Mixa vom Bistum Eichstätt (265 Pfarreien, 420.000 Katholiken) nach Augsburg (1001 Pfarreien, 1,4 Mio Katholiken) zu schicken.
Militärbischof Mixa sollte der kommende Star der Bayerischen Kleriker werden und die Personalpolitik des Pontifikats Ratzinger einläuten. Mixa wurde am 16. Juli 2005 von Papst Benedikt XVI. (gewählt am 19.04.2005) zum Bischof von Augsburg ernannt.
Mixa hat es mit seiner bekannten Kaskade von Nazivergleichen, sexuellen Übergriffen auf Priesteramtskandidaten und weiteren Peinlichkeiten fertig gebracht nun im personellen Abklingbecken des Vatikans zu schmoren. Unter seinen Brüdern im Bischofsamt ist er ungefähr so beliebt wie Fußpilz und Mundfäule.
So ein schmähliches Karriereende passt dem 71-Jährigen gar nicht. Unverhohlen sucht er nach einer neuen Aufgabe. Nachfolger Konrad Zdarsa will ihm das keinesfalls zugestehen. Auch Mixa kann nur Ratzinger helfen.

Bereits „geschafft“ hat es der Abschaumbischof Müller, der als der hartnäckigste Streiter wider die Aufklärung der Kindersexfälle demonstrativ zum obersten Glaubenshüter der 1,2 Milliarden Katholiken befördert wurde. Einhergegangen mit Müllers rasantem Aufstieg zum Präfekten der Glaubenskongregation war die Ernennung zum Kurienerzbischof.
Erst seit Juli 2012 schaltet und waltet der 65-Jährige in Rom als der Polterer, den der Geront Ratzinger nicht mehr geben kann. Als zweiter Bayer unter den Top-Drei-Katholiken dieses Planeten kann er sich durchaus beabsichtigt als muskulöser Arm des Papstes fühlen und der Weltkirche seinen prägenden Stempel aufdrücken.
Die Erhebung zum Kardinal ist in diesem Job natürlich reine Formsache und hätte bald erfolgen sollen.
Daß Ratzi nach einem halben Jahr in den Sack haut, ist da natürlich ein schwerer Schock.
Was ist mit Müllers Kardinalserhebung?
 Es tritt nun der kuriose Fall ein, daß die Nummer 3 der katholischen Welt nicht unter den 118 Top-Würdenträgern ist, die ins nächste Konklave gehen.
Noch viel schlimmer aber ist die Aussicht, daß der neue Stellvertreter Gottes auf Erden höchstwahrscheinlich einen neuen Chef der Inquisitionsbehörde berufen wird.
Kein Präfekt ist wichtiger für ein Pontifikat, als der Chef der Kongregation für die Glaubenslehre. Der nächste Papst würde also gewissermaßen selbstkastriert in seine Amtszeit gehen, wenn er den Bayern des alten Papstes an dieser Schlüsselstelle der Macht behalten würde.
Müller kann noch nicht mal seine Kompetenz und Erfahrung in die Waagschale werfen, weil er noch ganz neu in der Kurie ist.
Der ehemalige Schrecken von Regensburg könnte seinen Traumjob nach einem ¾ Jahr schon wieder los sein.

Für die vier M’s ist es ohne Ratzinger sehr schwer….

Montag, 11. Februar 2013

Schwerer Schlag



"Als Christ und zumal als Katholik reagiert man mit Bewegung und mit Betroffenheit darauf. Die Bundesregierung hat den allerhöchsten Respekt für den Heiligen Vater, für seine Leistung, für seine Lebensleistung für die katholische Kirche."
(Steffen Seibert für die Bundesregierung) 
Respekt?

Wofür das denn?
Dieser Papst hat der Kirche einen enormen Schaden zugefügt, Abermillionen desillusionierte Gläubige aus der RKK getrieben und verläßt seine Kirche nun auf dem absoluten Tiefpunkt ihres Ansehens.
Er ist jetzt nicht etwa einsichtig, sondern von seiner Gesundheit gezwungen abzudanken.
Die Entscheidung von Papst Benedikt XVI., sein Amt niederzulegen, kam für uns alle überraschend. Sie verdient unseren ungeteilten Respekt. Papst Benedikt hat sein Amt in einer durch vielfältige Umbrüche gekennzeichneten  Zeit angetreten und seiner Kirche mit seiner großen geistlichen und intellektuellen Autorität Orientierung gegeben und Maßstäbe gesetzt. […] Ich als Protestant wünsche mir, dass die katholische Kirche unter seinem   Nachfolger diesen Weg der Öffnung mit Nachdruck weiter verfolgt.

Sein Besuch in Deutschland 2011 war ein großes Ereignis und bleibt in Erinnerung. Wir danken Papst Benedikt XVI. für seinen hohen persönlichen Einsatz und wünschen ihm alles Gute für seine Gesundheit.

Mit größtem Respekt und Bedauern nehmen wir die Nachricht des geplanten Rücktritts von Papst Benedikt XVI. zur Kenntnis. […] …

gebührt ihm für diese mutige Entscheidung höchste Achtung.

Wir danken Papst Benedikt XVI. für sein herausragendes Wirken. Aus tiefster christlicher Überzeugung heraus setzt er sich für die weltweite Achtung der Menschenrechte ein.
Der Holocaustleugner-freundliche Schwulenhasser, der Frauen partout nicht die gleichen Rechte geben will, Päderasten beschützt, der in Afrika erklärte „Kondome verschlimmern das AIDS-Problem“ und damit tausendfach Tod brachte und wieder die Karfreitagsfürbitte gegen die Juden einführte, hat keine Dankbarkeit verdient!

Derjenige, der TATSÄCHLICH für das Fortführen des myriadenfachen Kindesmissbrauchs verantwortlich war, nämlich jener Mann, der ein Vierteljahrhundert als oberster Glaubenswächter wirkte, aktiv alle Kinderfickerfälle an sich zog, strengstes Schweigen befahl und die Bischöfe anwies die Päderasten in ihren Reihen gewähren zu lassen, zweifelt kein bißchen an seiner Rolle. 
Aus Gründen absoluter Geheimhaltung zog in der Tat die verschwiegene vatikanische Glaubenskongregation alle wichtigen Fälle von Sexualvergehen von Klerikern an sich und so kamen die Fälle in den Jahren 1981 bis 2005 auf den Tisch ihres Präfekten Kardinal Ratzinger. Dieser sandte noch am 18. Mai 2001 ein feierliches Schreiben über die schweren Vergehen ("Epistula de delictis gravioribus") an alle Bischöfe der Welt, in welchem die Missbrauchsfälle unter die "päpstliche Geheimhaltung" ("secretum Pontificium") gestellt wurden, deren Verletzung unter Kirchenstrafe steht.
(Küng)
Reue Fehlanzeige.
Bei Benedikt geht es […] um Folgendes: Er war verantwortlich als Chef der Glaubenskongregation für die Fälle von Missbrauch in der Kirche. Also, er war für deren Aufklärung, beziehungsweise eben für deren Vertuschung.
Und wenn man sagt, man will jemandem vergeben, dann muss man sagen, nach der katholischen Lehre muss da sein: A, Schuldeingeständnis, B, echte Reue, dann kann C, Vergebung folgen. Aber der Papst selbst, obwohl er sich mit Missbrauchsopfern trifft, obwohl er hier und da Dinge sagt, wie schrecklich das alles sei - er hat nicht seine eigene Schuld eingestanden.
Er zeigt keine Reue, im Gegenteil, er sagt, man sieht ja, wie diese schlimme weltliche Gesellschaft, diese schlimme sexuelle Enthemmung auch die Kirche affiziert, und darum muss sich erst recht mein Kampf gegen die - wie er es nennt - Antikultur des Todes fortsetzen. Das heißt, er zieht genau die falschen Schlussfolgerungen. Er sieht so zusagen - er guckt weiterhin auf den Span in unserem Auge, statt den Balken im eigenen zu erkennen.
Ratzinger ist ein mitleidsloser Elitärer, der seit vierzig Jahren gegen Humanismus und Menschenrechte kämpft
Ich habe in den 80er Jahren in Südamerika gearbeitet. Die mutigen Katholiken, die sich gegen Tyrannen und Diktatoren wehrten, haben vor dem Ratzinger genauso viel Angst gehabt wie vor den Diktatoren. Predigtverbot und Lehrverbot für mutige Männer (Frauen gab es auf diesen Posten ja leider nicht) gingen voll auf seine Kappe. Für mich war es ein Schock, dass er im Jahr 2005 Papst wurde.
(Sozialdemokrat J.T auf Facebook)
Die gesamte Befreiungstheologie zerschlug Ratzinger und stellte sich dafür demonstrativ an die Seite der faschistischen Diktaturen, die Tausende Oppositionelle "verschwinden" ließen.
Einfach ERBÄRMLICH von der SPD so einen Mann zu loben!
Da juckt es mal wieder ganz stark in den Fingern das SPD-Parteibuch zurück zu geben.
Was jetzt von Politiker aller Couleur als Heldentat gefeiert wird, hat auch noch eine andere Seite: Benedikt verschafft sich durch den Rücktritt einen unglaublichen strategischen Vorteil. Er kann jetzt an entscheidender Stelle mit die Fäden ziehen bei den Vorbereitungen der Wahl seines Nachfolgers, er will im Vatikan wohnen bleiben und selbst wenn er dort nur für seinen Nachfolger betet, wird seine pure Präsenz zur Belastung für den "neuen". Und schließlich hat er noch einen weiteren Vorteil: er kann jetzt schon vollumfänglich all die lobenden Nachrufe genießen, die den Särgen seiner Vorgänger nachgerufen wurden. und auf lange Sicht gesehen, werden vielleicht alle die Pannen und Peinlichkeiten dieses Pontifikates zugunsten des Rücktritts in den Hintergrund treten.
Geschickt.
 Denn bei einer so übermächtigen Figur, wie der des Papstes, ist es nur der Tod, der die Nachfolger zu einer inhaltlichen Zäsur befähigt.
Und genau diesen Trumpf nimmt Ratzi ihnen jetzt.
Es ist ein bißchen wie dem Tod ein Schnippchen zu schlagen.
Jeder will doch wissen was NACH dem Tod ist und das Ende eines Pontifikats ist seit 2000 Jahren (fast) immer gleichbedeutend mit dem Tod des Amtsinhabers.
Diese Grenze hat Ratzi nun aufgebrochen. Er ist der erste moderne Papst, der erleben wird, was nach ihm kommt.
Benedikt, der sich nebenher ein "Denkmal" errichtet, als einer der ganz wenigen Päpste, die ihr Amt "freiwillig" aufgegeben haben, wird so auf elegante Weise im Blickpunkt der Erinnerung bleiben und nicht so leicht in der Bedeutungslosigkeit des Vergessens versinken.
Der noch amtierende Papst legt seiner Kirche über sein Pontifikat hinaus Fesseln an.
So ist es de facto unmöglich einen Nachfolger zu wählen, der das tut, was sich so viele Katholiken wünschen: Eine Ankunft in der Gegenwart. 
Schließlich wird der Vorgänger als lebende Ermahnung in unmittelbarer Nähe des Amtssitzes wie eine Spinne im Netz hocken bleiben und in das bisherige Karmel-Kloster innerhalb der Vatikanmauern ziehen.
(Es ist ohnehin fraglich ob „Papa Emeritus“ überhaupt den Vatikan verlassen KANN – denn ohne den Schutz durch die Immunität als Staatsoberhaupt könnte er schnell in Den Haag auf der Anklagebank landen)
Ein neuer Papst mit einer wesentlich anderen Agenda würde also buchstäblich den Vatikan zerreißen und sich den Vorwurf gefallen lassen müssen ein Schisma herbei zu führen.
Ihr Tunten seid voll unterbelichtet - gedichtet hab ich schon, da konntet Ihr noch nicht mal reden. Ihr seid die Marionetten, und ich zieh die Fäden.
(Ratzinger 2013 frei nach Fettes Brot)
Als Atheist ist der Rücktritt Ratzingers natürlich ein schwerer Schlag für mich! 
Ich bin eben doch ZU RECHT abergläubisch und hätte nicht noch vor gerade mal drei Tagen (!) meine Dankbarkeit für Ratzinger in diesem Blog ausdrücken sollen.
Ich bin so dankbar, daß die katholische Kirche von durch und durch unsympathischen lügnerischen Heuchlern wie Ratzinger, Müller und Meisner, von grotesken Typen wie Tebartz-van-Elst und Schlägern wie Mixa repräsentiert wird!   Nicht auszudenken, welchen Einfluss die Kirchen erst ausüben würden, wenn Päpste lustige oder bescheidene Männer wie Gaillot, Kamphaus oder der Dalai Lama wären.
Um mich selbst zu beruhigen, empfiehlt sich ein Blick auf die Zusammensetzung des nächsten Konklaves.
118 der 209 lebenden Kardinäle sind wahlberechtigt. 
Davon hat Ratzinger 67 und Woytila 51 kreiert.
Tatsächlich dürfte die Waagschale noch wesentlich weiter zu Ratzis Epigonen ausschlagen, weil sich JPII nie sonderlich für die Kurie interessierte und Personalpolitik gerne Ratzinger überließ.
 In den letzten Jahren des Pontifikats fehlte dem Polen ohnehin die Kraft für derartige Dinge.
Benedikt erhob stets nur ultrakonservative Bischöfe zu Kardinälen und stärkte das ohnehin schon stark überrepräsentierte Opus Dei noch mehr.
Wer schon die deutschen Kardinäle Meisner, Cordes und Woelki für erzreaktionär hält, sollte sich erst einmal ansehen welch fundamentalistische Mittelaltergestalten in Amerika oder Spanien das Kardinalsrot tragen.
 Timothy Dolan aus New York beispielsweise empfindet Obama als so eine Art Antichristen. Die Nord-Amerikaner als reichste Katholiken überhaupt wären mit 22 Kardinälen mal am drannsten.
Aber auch der große iberisch-lateinamerikanische Block hat mit 43 Kardinälen mächtiges Gewicht (Südamerika 30, Spanien 10, Portugal 3).
Stockkonservative Rechtsaußen sind beispielsweise Antonio María Kardinal Rouco Varela (Madrid, 76 Jahre), Lluís Kardinal Martínez Sistach (Barcelona, 75 Jahre) und Antonio Kardinal Cañizares Llovera (Toledo, 67Jahre)
In einem Interview mit dem katalanischen Fernsehsender TV3 bezeichnete Cañizares Llovera im Mai 2009 den aufgedeckten tausendfachen Missbrauch, der in katholischen irischen Kinderheimen „geschehen sein mag“, als absolut verurteilungswürdig. Die Kirche müsse sich dafür entschuldigen. Er sei aber nicht so schwerwiegend und nicht zu vergleichen mit den Millionen Leben, die durch Abtreibung zerstört wurden.   Canizares beschuldigte die Regierung Zapatero vor 160.000 konservativen Demonstranten, mit ihrem „Radikal-Laizismus die Demokratie zu gefährden“.
(Wikipedia)
Für die Konfessionslosen stehen als die Chancen gut, daß der 266. Papst auch wieder die Gläubigen in Scharen aus der Kirche treiben wird.

Ein spanischer oder amerikanischer Papst hätte zudem den Vorteil, daß das erbärmlich-devote Wohlwollen der veröffentlichten Meinung in Deutschland ein Ende finden könnte.
Ratzinger gehört allein wegen seiner Verantwortung für den Kindesmissbrauch hinter Gitter.
Aber das traut sich kein Offiziöser zu sagen.
Bundespräsident Joachim Gauck erklärte: «Dass ein Deutscher die Nachfolge von Johannes Paul II. antrat, war von historischer Bedeutung für unser Land.» In Benedikt XVI. verbänden sich «hohe theologische und philosophische Bildung mit einfacher Sprache und mit Menschenfreundlichkeit». Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zollte dem Kirchenoberhaupt «allerhöchsten Respekt» und würdigte seinen Dialog mit den anderen christlichen Kirchen sowie mit Juden und Muslimen. Benedikt XVI. «ist und bleibt einer der bedeutendsten religiösen Denker unserer Zeit».
(KNA 11.02.13)
Schon Annette Schavan war für ihre Fehlleistungen a posteriori mit aberwitzigen Lobeshymnen überschüttet worden.
In noch extremerer Form lobhudeln heute Parteien und Zeitungen.
Es gibt wenige realistischere Stimmen.
Immerhin gibt es sie.
"Mit Benedikts Rücktritt geht ein Pontifikat von Pleiten, Pech und Pannen zu Ende", sagte [David] Berger am Montag. "Da waren die Skandale um die Islam-Rede in Regensburg, die unsensiblen Äußerungen im Konzentrationslager Auschwitz, die Versäumnisse und Ausreden im Missbrauchskandal, die gefährliche Verteufelung von Kondomen auf seiner Afrika-Reise sowie das Buhlen um die Zuneigung des Antisemiten Williamson und seiner fundamentalistischen Piusbruderschaft." Auch die Vatileaks-Affäre "und der damit verbundene, neu aufflammende Vatikan-Bank-Skandal können hier nicht unerwähnt bleiben", so Berger.

Das werde in der Kirchengeschichte ebenso in Erinnerung bleiben wie "die stramm angetretene Umwandlung der Volkskirche hin zu einer Art fundamentalistischer Sekte mit stark homophober Ausprägung", glaubt Berger. "Die Macht des Bösen sah Ratzinger und später auch Benedikt nämlich jedesmal dann am Werk, wenn es um die gleichgeschlechtliche Liebe unter Männern geht. Ihn, der der größten transnationalen Schwulenorganisation der Welt vorstand, trieb zugleich eine panische Angst vor Schwulen um."

Keiner der Vorgänger Ratzingers habe sich "jemals in diesem Ausmaß und mit solcher Verve abfällig über Homosexualität, besonders über schwule Männer und deren Kampf um Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung, geäußert oder diese Äußerungen in seinem engsten Umkreis forciert. Homphobie wurde unter seinem Pontifikat zur unabdingbaren Voraussetzung, um Karriere zu machen. Dies ging etwa so weit, dass man sich im von Benedikt regierten Vatikan nicht scheute, Länder wie Uganda in ihrem Bestreben zu bestärken, die Todesstrafe für homosexuelle Handlungen wieder einzuführen."


Noch schlimmer als erwartet.

Gut, dass dieser Papst weg ist. Denn nichts ist gut. Nicht im Staate Vatikan und schon gar nicht im Rest der Weltkirche. Papst Benedikt XVI. ist es in seinem fast achtjährigen Pontifikat gelungen, die Befürchtungen sogar zu übertreffen.

An der Aufarbeitung der zahllosen sexuellen Gewaltverbrechen innerhalb seiner eigenen Institution zeigte der von Menschenhand gewählte Stellvertreter Gottes so wenig Interesse wie an einer Auseinandersetzung mit der faschistoiden Organisation Opus Dei. Ob beim Thema Frauen, Homosexuelle, Aids und Vergewaltigung, also beim Thema Menschenrechte: reaktionärer als dieser Papst kann man sich kaum äußern.


Tatsächlich ist Benedikt in den fast acht Jahren seines Pontifikats an vielen Hoffnungen gescheitert. Die Vatileaks-Affäre offenbarte, wie wenig der Deutsche die Kurie unter Kontrolle hat. Hinzu kamen unzählige Skandale. Die Kirche befindet sich seither in einer Dauerkrise.  […] In Fragen von Abtreibung, Verhütung und Sterbehilfe machte Benedikt deutlich, dass er keinen Deut von der herrschenden Meinung in der katholischen Kirche abweichen will. Homosexualität bleibt ein Tabu, der Zölibat unangetastet. Forderungen nach einer Dezentralisierung der Kirche lehnt er strikt ab. Frauen zu Priestern zu weihen, ist für ihn bis heute eine absurde Vorstellung. Und Rock-Musik bezeichnete er einmal als Ausdruck "niederer" menschlicher Gefühle. […]  Spuren hinterlässt Benedikt auch in der Liturgie. Und die sind reichlich reaktionär. Seit Jahrzehnten forderten konservative Hardliner, die sogenannte Tridentinische Messe wieder einzusetzen. Benedikt kam dem nach.  […] Teil der Tridentinischen Messe ist es auch, am Karfreitag eine zweifelhafte Fürbitte für die Juden zu halten: "Lasst uns auch beten für die Juden. Dass unser Gott und Herr ihre Herzen erleuchtet, damit sie Jesus Christus erkennen, den Heiland aller Menschen." Diese Formel muss als Aufruf zur Missionierung verstanden werden.

 […] [Unverständlich] ist […] sein Umgang mit Bischof Richard Williamson. Der Brite war in den 80er Jahren exkommuniziert worden, weil er und andere Pius-Brüder, denen er angehörte, sich unerlaubt zu Bischöfen weihen ließen. In der Folgezeit fiel er als notorischer Leugner des Holocaust auf. Dennoch hob Benedikt auch Williamsons Kirchenbann im Januar 2009 auf.

[…] Katholische Priester vergingen sich jahrzehntelang zehntausendfach an Schutzbefohlenen. Und die Kurie? Die schwieg zu den Vorwürfen zu lange. Opfern wurde nur widerwillig Hilfe angeboten. Vorkehrungen dafür, dass Missbrauch und Verschleierung nicht weiter und wieder geschehen, ergriff die Kirche unter Benedikt allenfalls halbherzig. Wille zur Aufklärung wurde gerne und immer wieder vollmundig verkündet. Doch greifbare Ergebnisse blieben aus. Es drängte sich die Vermutung auf, dass der Kirche das Schicksal der vielen Gepeinigten und Traumatisierten schlicht egal ist.

[…] Einen Zeitenwechsel hatten sich viele auch im Umgang mit dem Opus dei gewünscht. Die Laienorganisation, die ihren Aufstieg während der franquistischen Diktatur in Spanien erlebte, ist mit ihrer scharf konservativen und rechtsgerichteten politischen Haltung heute ein ernsthaftes Imageproblem für die Kirche. In ihrem Rahmen konnte sie gedeihen. Dass die gesamte katholische Kirche Werte des Opus dei teilt, ist damit zumindest naheliegend. Als deren Gründer Josemaría Escrivá 2002 auch noch heiliggesprochen wurde, gab dies der Debatte um den wegen seiner Geheimniskrämerei verschrienen Zirkel neue Nahrung. Von Benedikt wurde ein Zeichen erwartet. Und das setzte er. Nur wenige Wochen nach seinem Antritt im Vatikan segnete er eine neu errichtete Statue Escrivás an der Außenwand des Petersdoms.

Sonntag, 10. Februar 2013

Wenn das Plappermäulchen still ist.



Für die Masochisten unter uns empfiehlt es sich heute Günther Jauch zu glotzen, der katholische Multimillionär und Unterstützer des Pro-Reli-Lügenprojekts, welches ausländische Kinder vom gemeinsamen Schulunterricht aussortieren wollte, nimmt sich heute noch einmal seine Kirche vor.

„Wie sehr haben sich die Kirchen von den Menschen entfernt? Missbrauchen kirchliche Einrichtungen ihre Sonderregelungen im Arbeitsrecht? Wie stehen bekennende Christen zur scharfen Kritik an den Amtskirchen?“

 Als Diskutanten sind nur Christen zugelassen, ein Kritiker des kirchlichen Arbeitsrechtes, oder gar ein Konfessionsfreier (die immerhin eine relative Mehrheit der Deutschen stellen) wird gar nicht erst ins Studio gelassen.
Man bleibt unter sich:

Hans-Jochen Jaschke, 72, seit 19 Jahren Weihbischof im Erzbistum Hamburg
Nikolaus Schneider, Bischof, EKD-Ratsvorsitzender
Sylvia Löhrmann, Stellv. Ministerpräsidentin von NRW, Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken
Oskar Lafontaine (katholisch),
Johannes Baptist Kerner, bekennender Katholik

Herrn Jaschke, den omnipräsenten Kamerafetischisten hält es natürlich nicht zu Hause, wenn er die Chance hat sich einem Millionenpublikum zu zeigen.
Man erzählt sich, er lächele an jeder roten Ampel und werfe sich in Position, weil er das Licht für eine aufnehmende Kamera hält.

Jaschke ist immer der Erste, der seinen Senf dazu gibt und seiner persönlichen Hauspostille „Hamburger Abendblatt“ Interviews und Einsichten verschafft.

744 Artikel zeigt die Suchfunktion des Abendblattes an, wenn man „Weihbischof Jaschke“ eingibt.
Das Abendblatt ist dabei, wenn ihn Schüler fragen „Welchen Klang hat das Wort Gott?“, es berichtet von seiner Eröffnungspredigt der 40. St.-Ansgar-Woche und transportiert auch sofort Jaschkes Entsetzen darüber, daß eine ehemals evangelische Kirche nach zehn Jahren Brachliegen zu einer Moschee werden soll.

Höchst verwundert zeigt sich der katholische Weihbischof Hans-Jochen Jaschke. "Die Austauschbarkeit von Christentum und Islam ist nicht im Sinne eines guten interreligiösen Dialogs."
(HH Abendblatt 07.02.13)
Der öffentliche Jaschke scheint einen geradezu pathologischen Mitteilungsdrang zu haben.

Wie schön, daß es Medien wie Jauch und das Hamburger Abendblatt gibt, bei denen der alternde Bischof zweiter Klasse keine wirklich kritischen Fragen befürchten muß.
Kontroversen und Widerspruch schätzt der Fromme im Rock nämlich gar nicht.

Läuft es hier oben anders als in Köln? Oder schmeißt man sie auch raus, wie es der mächtige Kardinal Meisner verfügte?
So viel stellt das Katholische Haus klar – eine Vergewaltigte, die zur Beweissicherung erschiene, würde an das UKE verwiesen. Ansonsten hagelt es Ausflüchte.
Die Fragen, die die MOPO der Klinikleitung stellt, sind klar formuliert: „Würden Sie einer Vergewaltigten die, Pille danach‘ ebenfalls verwehren?“ Wir erwarten ein Ja oder ein Nein. Aber wir bekommen nur Ausflüchte: „Für den Umgang mit medizinischen Einzelfällen können keine allgemeingültigen Aussagen getroffen werden“, lautet eine der Antworten. Weiter: Jede Behandlung orientiere sich an den „jeweils individuellen Anforderungen im Einzelfall“.
Wir haken nach, wollen klipp und klar wissen, ob das Marienkrankenhaus denn nun jemals eine „Pille danach“ verschrieben hat oder nicht? Wieder nur Ausflüchte: Das Haus beruft sich auf die „ärztliche Schweigepflicht“.
[…] Es ist überdeutlich: Fragen nach der „Pille danach“ meidet die katholische Kirche wie der Teufel das Weihwasser. Das gilt auch für Hamburgs Bischof Hans-Jochen Jaschke, den die MOPO um ein Interview bittet. Wir hätten ihn gerne gefragt, wie er zur „Pille danach“ steht. Und ob er nicht fürchtet, dass sich die Kirche durch Vorfälle wie den in Köln selbst ins Abseits stellt. Zu einem Gespräch steht Jaschke jedoch nicht zur Verfügung.
[...] Das Bistum Hamburg [will] erst mal abwarten – bis sich die Ethikkommission mit dem Thema befasst hat.
Tja, liebe Frauen, bis sich die Geronten in den schwarzen und roten Kleidchen überlegt haben, ob sie mit all den Milliarden, die sie vom Steuerzahler überweisen bekommen auch eine volle medizinische Versorgung gewährleisten, lasst ihr euch am besten nicht vergewaltigen.