Sonntag, 7. Oktober 2018

Nur wer sich ändert, bleibt sich selbst treu


Ein paar Prozentpunkte weniger bei der Bayernwahl in einer Woche wären zwar glanzlos für den neuen Ministerpräsidenten, hätten aber den Vorteil für den Machthungrigen endlich Parteichef Seehofer als Sündenbock zu entsorgen und zum Alleinherrscher aufzusteigen.
Söder selbst galt als ungefährdet, weil es keine Alternative zu ihm gibt.
Sollte etwa der eine Generation ältere Herrmann nach dem MP-Job greifen, nachdem er als Spitzenkandidat bei der Bundestagswahl 2017 das mieseste Ergebnis aller Zeiten geholt hatte?
Oder Ilse Aigner, die im Kampf um die Seehofer-Nachfolge schon das völlige Fehlen von Machtbewußtsein bewies und immer nur absteigt? Von der Bundesministerin über die Landesministerin mit Aufstiegschancen zur Landesministerin unter „ferner liefen“?
Nein, das sah ganz gut aus für Söder.
Nun aber brechen die CSU-Umfragewerte derartig ein, daß schon eine Zahl in den hohen 30ern ein Achtungserfolg wäre. Es könnten aber auch 33 oder 34% werden.


Aus der staubigen Gruft des Franz Josef Strauß im Schatten der Klosterkirche von Rott am Inn hört man heftiges Rotieren.
Wie konnte das nur geschehen?

Interessanterweise ist das keine rhetorische Frage für die CSU-Altvorderen, sondern sie verstehen es wirklich nicht. Bayern gehe es doch so gut und ihre CSUler wären doch so großartig. Wieso also nicht 55+x%, wie das unter FJS in Stein gemeißelt schien?

[….] 24 Jahre lang war [Scharnagl] Chefredakteur der Parteizeitung "Bayernkurier", des Zentralorgans der CSU. Auf dem Tisch liegt die Kopie eines "Bild"-Artikels über Strauß und ihn von 1985. "Was ich denke, schreibt Scharnagl", lautet die Schlagzeile. Ein Strauß-Zitat. Scharnagl nimmt die Uhr in die Hand, die Strauß so oft trug, eine silberne Omega, Modell Speedmaster Professional. Nach Strauß' Tod bekam er sie von dessen Kindern zum Geburtstag geschenkt. Sie blieb stehen bei fünf vor halb sieben.


Scharnagl schießen Tränen in die Augen. "Ich muss da immer ankämpfen, dass es mich nicht zu sehr berührt. Es ist da eine tiefe Traurigkeit", sagt er. "Ich muss mit Strauß immer noch fertig werden, mit dem Verlust, nach 30 Jahren." Zusammen sind sie um die Welt gereist, haben als Vertreter Bayerns die Großen dieser Erde getroffen. Deng Xiaoping, der beim Treffen einen Spucknapf neben sich stehen hatte. "Der hatte eine Art zu spucken, dass sich der Napf gedreht hat." Einmal im Jahr fuhren sie privat für ein paar Tage mit dem Geländewagen über die Alpen bis nach Südfrankreich. "Das war die verlorene Zeit, die wir gesucht haben." […..]
(DER SPIEGEL Nr 41, 06.10.2018, s.16)

Wie konnte die Staatspartei zur Satireveranstaltung werden?
Während FJS als CSU-Chef in der Hauptstadt gefürchtet wurde, lacht man Seehofer aus.


Es sind aber nicht nur die zwei Deppen Söder und Seehofer, die Straußens Partei in den Abgrund reißen.
Die CSU verfängt auch deswegen nicht mehr so gut bei den Bayern, weil sich selbst das bizarre Alpenvolk irgendwie weiterentwickelt, während die CSU ideologisch stehenbleibt.

Die von ihr Regierten halten Umweltschutz nicht mehr für eine sozialistische Teufelei und sind gelegentlich sogar bereit einen Schwulen erst mal leben zu lassen, statt ihn sofort zu lynchen.
Nicht mehr alle Bayern stehen treu zur Kirche nachdem Kindesmissbrauch in beinahe allen großen bayerischen katholischen Einrichtungen publik wurde.
Und noch erstaunlicher: Es soll sogar Bajuwaren geben, die Frauen als echte Menschen betrachten, die sogar eigene Meinungen haben dürfen. Potzblitz.
In der CSU ist dieser Unsinn noch völlig verpönt. In der CSU-Parteiführung spielen Frauen keine Rolle, die CSU schickte keine einzige MinisterIN in die Bundesregierung und selbstverständlich ist das gesamte Führungspersonal des gewaltigen Heimat-Innen-Superministerium des Parteichefs Seehofer 100% männlich.
Diese Weiber- und Umwelt-affinen Multikulti-Bayern sind eigentlich gar keine echten CSU-Bayern, sondern verkappte Saupreißen. Aus anderen Bundesländern dahergelaufene Artfremde, die nicht wissen was sich an der Wahlurne gehört.
  
Früher hätte man solche windigen Typen mit Forken und Mistgabeln vertrieben oder aber politisch auf Linie gebracht, indem sie beim Pfaff, beim Wirt, sowie im Trachten-, Schützen, Sanges- und Heimatverein assimiliert werden.
Aber jetzt gibt es ja dieses Neuländer „Internet“ und da holen sich die Bayern dreist ihre eigenen, nicht von der CSU vorgegebenen Informationen.

Der olle FJS war vermutlich moderner als Söder heute.
Er hätte sich an die Spitze der Bewegung gesetzt, jedes Kuhdorf an Breitbandinternet angeschlossen und vor zehn Jahren schon in Anbetracht der drohenden Wohnungsnot gewaltige soziale Bauprojekte aus dem Boden gestampft – das meint zumindest FJS-Biograph Peter Siebenmorgen im neuesten SPIEGEL.
Das ist eine hypothetische Aussage. Nicht hypothetisch, sondern blanke Realität ist hingegen, daß Seehofer und Söder beim schnellen Internet, bei den Verlegungen von Stromtrassen, beim Kita-Ausbau und insbesondere im sozialen Wohnungsbau total versagt haben.

Sie dachten, es wäre bayerisch genug einfach so weiter zu wurschteln wie immer.
Ein paar Reminiszenzen an die 50er Jahre („Kruzifixzwang“) und dazu ein paar Nazi-artige Sprüche, wie sie FJS auch in seinen Bierzeltreden donnerte.
Die mit CSU-Anhängern vollgestopften Bierzelte johlen auch immer noch begeistert auf, wenn Söder gegen Multikulti hetzt.
Die Majorität der Bayern hat sich allerdings gewandelt.
Und die richtig Rechten, die ewig Gestrigen, werden sogleich zur AfD weitergereicht.
Die bayerische AfD-Kandidatiin Ebner-Steiner kann ihr Glück und die Doofheit der CSU-Spitze gar nicht fassen. Seit Monaten macht die kostenlose AfD-Werbung und pumpte die gauländer Braunen mit heißer Hetze-CSU-Luft in die Zweistelligkeit.

[….] Es sei nicht nur die Flüchtlingspolitik, die die Leute zur AfD treibe, sagt sie und spricht dann über die großen und kleinen Skandale örtlicher CSU-Politiker[….] Die CSU habe überall ihre Spitzel, sagt Ebner-Steiner. Sie kenne Bedienstete der Stadt Deggendorf, die nicht an ihrem AfD-Stand stehen bleiben dürften. "Für diese Leute ist es wie ein Befreiungsschlag, wenn sie jetzt heimlich AfD wählen können. Die sagen: Jetzt muss mal Schluss sein mit den Amigos und der sozialen Kontrolle." Dieses Empfinden habe sich über Jahre angestaut. Das Fass zum Überlaufen gebracht habe dann die Flüchtlingspolitik.
Auch da, sagt Ebner-Steiner, verstehe sie die CSU nicht. "Man kann die AfD so leicht bekämpfen, aber sie tun es einfach nicht." Vor allem Horst Seehofer mache alles falsch. "Der ist für uns wie ein Pressesprecher. Der macht Wahlwerbung für uns." Sein Satz, die Migrationsfrage ist die Mutter aller Probleme, sei großartig für die AfD. "Er hebt das Thema immer wieder hoch. Und jeder weiß, dass die AfD dieses Thema dominiert. Ich versteh nicht, dass die das nicht kapieren." [….]
(DER SPIEGEL Nr 41, 06.10.2018, s.20)

Samstag, 6. Oktober 2018

Die totale Inkonsequenz


Wir, die westlichen Gesellschaften, sind sehr großzügig mit den Religionen!
Wir räumen ihnen Sonderrechte ein, die Grundgesetz und Strafgesetzbuch widersprechen.
Da wird einem Verein Gemeinnützigkeit und Steuerfreiheit gewährt, der aktiv dazu beitrug, daß seine Festangestellten Myriaden kleine Kinder vergewaltigten, misshandelten und quälten.
Wir fördern Religionsgemeinschaften, die im krassen Widerspruch zur UN-Kinderrechtskonvention Babys und Schulkindern die Genitalien verstümmeln, nehmen es achselzuckend in Kauf, daß jedes Jahr Säuglinge an den Folgen der Beschneidung sterben, Dutzende ihren gesamten Penis und Hunderte ihre Zeugungsfähigkeit verlieren.
Die frommen Christen im Bundestag befürworteten diese sinnlose Quälerei so stark, daß sie extra ein Gesetz erließen, um den Tätern Straffreiheit zuzusichern.
Kirchen dürfen mit Steuerzahlergeldern Krankenhäuser betreiben und dann Frauen in Not wegjagen, wenn sie die nicht behandeln wollen.
Religiöse Träger von Kindergärten, Altenheimen, Seniorenstiften und Hospitälern dürfen gegen alle Antidiskriminierungsrichtlinien verstoßen. Obwohl sie in vielen Gegenden de facto Monopole haben und mit Steuerzahlergeld 1,5 Millionen Angestellte finanzieren, dürfen sie eine „JUDEN SIND HIER UNERWÜNSCHT“-Personalpolitik fahren. Sie verweigern natürlich auch Muslimen und Atheisten Arbeitsverträge und werfen selbst fromme Christen raus, wenn sie sich scheiden lassen, oder – GOTT BEWAHRE – schwul oder lesbisch sind.
Wir lassen bizarre Folterrituale zu, bei denen durchaus Menschen, die schwer psychisch erkrankt sind um Leben kommen. Schaurige Splatter-Akte, für die jeder andere ins Gefängnis käme, sind dem Staat willkommen wenn „RKK“ drauf steht und sich das Ganze Exorzismus nennt.
Eine Majorität der Politiker unterstützt Gebete zur Behandlungen von Kranken oder zur Hilfe bei Naturkatastrophen, obwohl sie erwiesenermaßen völlig unnütz sind. Noch nie ist einem Amputierten ein Bein durch Gebete nachgewachsen, noch nie sprang ein Gelähmter durch Beten aus dem Rollstuhl und konnte wieder laufen. Noch kehrte ein Toter ins Leben zurück – auch wenn noch so viel dafür gebetet wurde. Gebete sind Humbug und dienen nur zur Verhinderung wirklicher Hilfe.
Christen in den USA und Europa werden mit Abermilliarden Euro gefördert, obwohl sie noch nicht mal Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau zulassen, bis heute Frauen aus allen ihren geistlichen Leitungsfunktionen ausschließen.
Es ist der absolute Aberwitz.

Aber ausgerechnet bei ein paar kleinen Sonderlichkeiten, die im Gegensatz zu allen anderen aufgezählten religiotischen Abartigkeiten keinem Außenstehenden wehtun und nur die Frommen persönlich betreffen, entdecken Regierung und Gesetzgeber auf einmal ihre Omnipotenz und schieben Riegel vor.

So darf in fast ganz Amerika und überall in Europa keine Vielehe geschlossen werden, obwohl Mormonen-Prophet Josef Schmidt das ausdrücklich so wünscht und auch Muslimen-Prophet Mohammed durchaus vier Ehefrauen pro Mann akzeptiert.

Natürlich ist Zwang verboten – aber wenn man Kinder vergewaltigen und verstümmeln darf, ohne daß so etwas zur Ächtung einer Religion führt, wieso soll dann ein Mormone nicht zwei oder drei Frauen heiraten?

(……….)  Je abgelegener, abgeschotteter, fundamentalistischer ein religiotischer Anführer agiert, desto ausschweifender kann er die ihm untergebenen Gläubigen auch sexuell ausnutzen.

[….]  Einer der Männer soll mit seinen 24 Frauen knapp 150 Kinder haben: Ein Gericht in Kanada hat zwei Anhänger einer Mormonen-Kirche verurteilt - nach einem Prozess, der seine Anfänge vor 27 Jahren hatte.
Zwei ehemalige Bischöfe einer mormonischen Glaubensgemeinschaft in Kanada sind wegen verbotener Mehrehen verurteilt worden. Winston Blackmore und der acht Jahre jüngere James Oler lebten jahrzehntelang polygam, wie es im Urteil des höchsten Gerichts im Bundesstaat British Columbia heißt.
Der frühere Mormonen-Bischof Oler war demnach gleichzeitig mit fünf Frauen verheiratet, Blackmore führte in dem 1500-Seelen-Ort Bountiful 24 Ehen parallel. Mit dem Urteil endet vorerst ein jahrelanger Rechtsstreit vor kanadischen Gerichten; Blackmore und Oler waren im Zuge von Ermittlungen der Provinzregierung angeklagt worden, die bereits Anfang der Neunzigerjahre begonnen hatten. [….] Sein Anwalt hatte angekündigt, im Fall einer Verurteilung überprüfen zu lassen, ob die kanadischen Polygamie-Gesetze verfassungsgemäß seien. Blackmore verglich den Fall mit der Situation homosexueller Paare: Auch die Homo-Ehe sei in der Vergangenheit illegal gewesen. [….] "Ich bin schuldig, meine Religion auszuleben", sagte Blackmore nach der jetzigen Gerichtsentscheidung. 27 Jahre und mehrere zehn Millionen Dollar später ist alles, was hier bewiesen wurde, etwas, das ich nie bestritten habe." […..]

Um das klar zu stellen, persönlich habe ich nichts gegen Polyamorie einzuwenden.
Es stört mich nur der Anspruch sich aus religiösen Gründen über bestehende staatliche Gesetze hinweg zu setzen.
Außerdem ist es natürlich absurd einseitig Polygynie (Vielweiberei, ein Mann und mehrere Ehefrauen) zu erlauben und zu fördern, während Polyandrie (Vielmännerei, eine Frau und mehrere Ehemänner) oder Polygynandrie (Gruppenehe) streng verboten sind. Gleiches Recht für alle!

(….) Die Ehe zu dritt, also die Lieblingsdrohkulisse der Religioten im Kampf gegen die Homoehe („Wo kämen wir da hin….“), ist das Paradebeispiel falscher Moral. Dabei wird niemand geschädigt und niemand wird dazu gezwungen.
Wenn aber zwei Männer und eine Frau sich heiraten möchten – warum zum Teufel nicht?
Das ist moralisch nicht vom Staat zu bewerten, sondern deren Angelegenheit.
Ich halte das für wesentlich unproblematischer als beispielsweise meinen Nachbarn, der gerne abends seine volle stinkende Mülltüte vor der Wohnungstür stehen läßt, weil er keinen Bock mehr hat runter zur Mülltonne zu gehen.
DAS belästigt mich! Das stinkt, das steht im Weg, das ist eine Beleidigung für die Augen aller, die durch das Treppenhaus gehen müssen, das wertet die ganze Immobilie ab (Broken Windows Theorie!).
Das sollte verboten sein, weil es andere tangiert.
Sollte mein Nachbar hingegen den dringenden Wunsch verspüren seine drei Brüder und eine Cousine zu heiraten – bitte; ich habe nichts dagegen. Das geht nur ihn was an. (….)

Das Problem der Mormonen ist also neben ihrer misogyn begründeten Inkonsequenz, daß sie etwas Illegales tun.
Kanada ist keine Theokratie, sondern ein Rechtsstaat. Die staatlichen Gesetze stehen über religiösen Regeln. Dazu gibt es keine zwei Meinungen.

Wenn selbsternannte religiöse Anführer – und aus atheistischer Sicht sind alle Kleriker selbsternannt – gegen die Staatsmacht opponieren, indem sie wie verrückt vögeln, handelt es sich aber vermutlich meistens gar nicht um einen Akt der religiösen Durchsetzung, sondern um eine Form von schwerem Egoismus.
Wer hunderte Kinder mit Dutzenden Frauen zeugt, leidet nicht nur an gewöhnlicher Religiotie, sondern auch unter einem Gottkomplex.
Für dessen Anhänger, die wie bei Sekten üblich gehirngewaschen sind und daher kaum opponieren, wird so ein Chef auch zu einem genetischen Problem.

Das erleben gerade einige amerikanische Mormonen-Kollegen von Blackmore und Oler in Utah.
Im abgelegenen Short Creek heiratete der seit 2006 in einem texanischen Knast schmorende Obermormone Warren Jeffs 78 Frauen, ein Drittel davon minderjährig.
Der Genpool ist inzwischen so verarmt, daß Krankheiten deutlich gehäuft auftreten.

[…..]  Die Nachbarstädte Colorado City in Arizona und Hildale in Utah—eine Grenzsiedlung, die früher als Short Creek bekannt war und in der die Fundamentalist Church of Jesus Christ of Latter-Day Saints (FLDS) zu Hause ist—sind Orte, an denen unfassbare Schönheit und unaussprechlicher Schmerz Seite an Seite existieren.   1913 von mormonischen Fundamentalisten gegründet, […..]  lebt diese Gemeinde geografisch isoliert durch die Vermillion Cliffs und das Colorado Plateau. Wer durch das Gebiet fährt, fühlt sich in eine andere Zeit zurückversetzt. Hier tragen Frauen knöchellange, langärmelige Prärie-Kleider und kein Makeup. Weil es zu dem Glauben der Gemeinde gehört, dass die Frauen im Himmel ihren Ehemännern die Füße mit ihrem Haar waschen werden, tragen sie es lang und aufwändig geflochten.
[…..] In der heutigen FLDS kann eine Frau nur von einem der 15 „seed bearers" geschwängert werden, die Warren ausgewählt hat, um die Stammbäume fortzuführen. Laut den Gerichtsdokumenten, die von Lyle Jeffs' Exfrau beim Scheidungsprozess eingereicht wurden, ist es „die Verantwortung des Ehemanns, seinen Frauen die Hand zu halten, während der Seed Bearer seinen Samen ausbringt. Für Laien heißt das, dass der Ehemann im Zimmer sitzen muss, während der auserwählte Seed Bearer, oder mehrere, seine Ehefrau oder Ehefrauen vergewaltigt oder vergewaltigen." […..] Eine der Folgen der strengen Kleidungs- und Frisurenvorschriften, die allen FLDS-Frauen aufgezwungen werden, ist, dass sie ihre Individualität verlieren und aussehen wie Tausende Versionen desselben Ideals. Außenstehenden könnten es leichtfallen, sich diese Frauen alle als dumme Drohnen vorzustellen, die selbstvergessen ihre Ehepflichten erfüllen. [….]

Klar, Ehen unter Zwang oder mit Minderjährigen kommen nicht in Frage, aber wieso soll ein muslimischer Nachbar nicht mit zwei Frauen leben?

Geht es nach der Bibel, dem Buch, dem Nahles, Merkel, Göring-Kirchentag, Brinkhaus und AKK so sehr verfallen sind, kann man sich auch von Giftschlangen beißen lassen, weil Gott wahre Christen nicht sterben lässt.

Für all die armen Irren, die an Gott glauben und somit von der Existenz eines allmächtigen Überwesens überzeugt sind, ist das aus zwei Gründen eine naheliegende Sache.
Der Mann ist allmächtig und außerdem steht es ausdrücklich so in der Bibel, die ja schließlich bis heute als Grundlage des Christentums unumstritten ist.

16 Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden. Wer aber ungläubig bleibt, wird von Gott verurteilt werden.
17 Folgende Zeichen werden die begleiten, die glauben: Sie werden in meinem Namen Dämonen austreiben, sie werden in neuen Sprachen reden,
18 wenn sie Schlangen anfassen oder etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nichts schaden, Kranken, denen sie die Hände auflegen, wird es gut gehen."
19 Nachdem der Herr mit ihnen gesprochen hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich an die rechte Seite Gottes.
20 Sie aber gingen überall hin und predigten die gute Botschaft. Der Herr wirkte durch sie und bestätigte ihr Wort durch wunderbare Zeichen.

Hier handelt es nicht um dubiose Apokryphen oder alttestamentarische Erzählungen, sondern das ist Jesus pur, neues Testament.

Volker Beck griff im Bundestag auf die Genesis zurück, um seiner Begeisterung für das Pimmelabschneiden bei Jüdischen Babys Ausdruck zu verleihen.
Das ist finsterstes Altes Testament. Wenn das schon ausreichend ist, um einen potentiell tödlichen Eingriff an Kindern, ohne deren Zustimmung vorzunehmen, kann es doch wohl erst Recht kein Problem sein eine viel neuere und menschlichere Stelle der Bibel als Rechtfertigung für Kobra-Knuddeln und Vipern-Verehrung heranzuziehen.

Schlangengottesdienste sollten also generell erlaubt sein.
Ich unterstütze ausdrücklich alle Christen, die ihre Gläubigkeit beweisen, indem sie sich von Klapperschlangen beißen lassen.
Immer weiter so!


Ihnen kann nichts passieren, weil nichts gegen Gottes Willen geschieht. Wer also doch am Schlangengift abkratzt, kann beruhigt sein: Des Lo Vult!

Sehr bedauerlich und unfair, daß so viele US-Bundesstaaten diese besondere Form des Gottesbeweises verbieten.

[…..] Randy Wolford wurde von einer Schlange gebissen und starb - dennoch eifert ihm sein Bruder nach und feiert Gottesdienste mit den giftigen Tieren. […..] Er hat keine Angst. Denn er verlässt sich auf seinen Glauben. Also legt er sich die Klapperschlange über die Schulter und singt. Später wickelt er sie um seine Hand, hält ihren sich windenden Körper in die Höhe, stellt sich, nur mit Socken an den Füßen, auf das Tier. Chris Wolford ist ein Schlangenpriester im US-Bundesstaat West Virginia.
Die Messen mit giftigen Schlangen werden in den Vereinigten Staaten nur noch von wenigen pfingstkirchlichen Gemeinden betrieben. Die Gläubigen sind überzeugt, dass ihnen beim "Serpent Handling" nichts geschehen kann. Und wenn doch jemand an einem Biss stirbt, denken Wolford und seine Anhänger, es sei der Wille Gottes.
Inzwischen sind die Schlangenmessen in fast allen US-Bundesstaaten verboten, sodass manche Gemeinde aufgelöst wurde oder nur noch heimlich agiert. Einzig in West Virginia ist diese Art von Gottesdienst noch legal. […..] Häufig werden die Schlangen in den Bergen gefangen und dann in Reptilienkäfigen gehalten, manchmal auch in den Häusern der Pastoren. Das bedeutet immer wieder Ärger für die Schlangenpriester: Jamie Coots aus Kentucky, dem der Sender National Geographic eine Doku-Serie widmete, wurde mehrmals beim Schmuggeln von Giftschlangen erwischt - was eine Bewährungsstrafe von einem Jahr nach sich zog. Coots starb 2014 nach einem Schlangenbiss. [….]

Freitag, 5. Oktober 2018

Daumen drücken für

Bewaffnete Konflikte, die inzwischen meistens asymmetrisch verlaufen haben oft keinen klaren Aggressor und eindeutigen Verteidiger. Oft schaukeln sich Bürgerkriege sehr langfristig hoch und ziehen immer mehr Nachbarn mit hinein, bis ein unübersichtliches Konglomerat in häufig wechselnden Koalitionen auf alle einschlägt.
Das machte den Syrienkonflikt so unerfreulich und ließ den Westen über Jahre achselzuckend und tatenlos zusehen: Wem hätte man auch helfen sollen? Assad? Dem Iran? Dem IS? Der Al-Nusra-Front? Russischen Expeditionscorps? US-Drohnenkriegern? Etwa Erdoğan? Die einzig halbwegs sympathischen Typen sind die Irakischen Peschmerga und die Syrischen Volksverteidigungseinheiten YPG (kurdisch Yekîneyên Parastina Gel). Aber wenn man sie mit Waffen unterstützt, sticht man in ein Wespennest, weil die Amerikaner womöglich sauer werden und ganz sicher Erdoğan solche Wutanfälle bekommt, daß er sogleich Öl ins Feuer gießt.
Wie soll man schon Partei ergreifen, wenn sich Assads Regierungstruppen und Al Baghdadis Kalifat gegenüberstehen? Die einen setzen Giftgas gegen unschuldige Zivilisten ein, die anderen köpfen jeden in ihren Augen Ungläubigen.

Ich glaube, der Syrienkonflikt wurde und wird deswegen verhältnismäßig wenig in den Medien analysiert, weil man nicht weiß auf wessen Seite man sich schlagen soll.

Selbst wenn es nur zweieinhalb Konfliktparteien gibt wie in Gaza oder dem Westjordanland können sich Deutsche nicht recht entscheiden in welcher Fankurve sie sitzen wollen. Rechte unterstützen traditionell eher die Starken und Offiziellen, also die Israelis, während Linke lieber auf Seiten der Unterdrückten und Schwächeren stehen, also den Palästinensern.
Deutschlands ganz Rechte sind aber eher antisemitisch, also gegen Israel, während die Altlinken schon aus Scham für den zweiten Weltkrieg judenfreundlich denken, also für Israel sind. Die wirklich rechtsextremen Deutschen wie Pipi-Blogger David Berger und seine Kumpanen des Schlages Höcke und Poggenburg ticken aber so radikal islamophob, daß sie sich schon deswegen besonders Israelfreundlich zeigen, weil radikale Araber oft Israel hassen.

In Wahrheit kann man sich auch gar nicht für eine Seite entscheiden, weil selbst Konflikte wie der in Palästina, also mit zwei Parteien und das auf sehr kleinem Raum, viel zu komplex sind.

Meine Sympathien gehören Palästinensern, weil sie unterdrückt sind und Israelis aus grundsätzlichen Erwägungen.
Aber wer sind eigentlich Israelis? Dazu gehören ultraultraorthodoxe Spinner in Jerusalem, die ein Leben in extremer Intoleranz führen, aber andererseits auch konsequent den Dienst an der Waffe verweigern.
Israelische Soldaten hingegen verrichten ihren Dienst nicht freiwillig und sind zu bedauern, wenn sie auf irgendeiner winzigen Exklave im Westjordanland dazu eingesetzt werden drei radikal religiöse Siedlerfamilien aus den USA zu schützen.
Ich mag natürlich lieber die säkularen liberalen sexuell völlig frei lebenden Israelis in Tel Aviv, die sich als Denker und Kulturschaffende bestätigen.
Aber kann man es einem Siedlerkind verübeln, wenn es radikale Ansichten entwickelt nachdem es völlig abgeschottet von anderen Informationen stramm religiös erzogen wird und in einem ärmlichen Haus mit Panikraum groß wird, weil man ja von allen arabischen Nachbarn gehasst wird und ständig die Scheiben eingeworfen bekommt?

In einem Krieg Partei zu ergreifen, ist eine moralische Unmöglichkeit, weil auch klassische Armeen aus Individuen bestehen.
Die Millionen Deutschen und Franzosen, die vor 100 Jahren in den gewaltigen Materialschlachten von Verdun eingegraben im Dreck lagen haben das mutmaßlich alle nicht gern getan. Und der Prozentsatz von Arschlöchern und Sadisten dürfte bei Deutschen und Franzosen einigermaßen gleich gewesen sein.

Für das Publikum sind Kriege wie der in Vietnam der 1960er angenehmer. Da gab es einen eindeutigen Aggressor, nämlich die USA. Die Amis hatten da nichts zu suchen, waren 10.000 Kilometer von ihrer Heimat entfernt und gewaltig überlegen, während die Vietnamesen in ihrem eigenen Land überfallen wurden und sich mit vergleichsweise primitiven Mitteln verteidigten. Da die Amerikaner keinerlei Skrupel kannten, 35 Millionen Tonnen des Entlaubungsgifts Agent Orange versprühten kamen mindestens 2 Millionen Zivilisten und 1,5 Millionen Soldaten ums Leben. Die Amis verloren 58.000 G.I.s
Welcher Mensch mit einem Funken Moral würde sich nicht auf die Seite der Vietnamesen stellen und die Amerikaner in Grund und Boden verdammen?

Betrachtet man die Amerikaner einzeln, stellt das schon wieder ganz anders dar. Die richtigen Arschlöcher wie George W. Bush oder Donald Trump drücken sich natürlich um den Dienst in Vietnam. Eingezogen wurden überwiegend die ärmsten und ungebildeten Amerikaner. Deren Durchschnittsalter war 19 Jahre und kaum einer wußte was er dort überhaupt verloren hatte. Die Mehrzahl kehrte schwer traumatisiert zurück und war nicht etwa Soldat, um ein sadistisches Bedürfnis zu stillen.
Ich habe keinen Anlass einen dieser 18 oder 19-Jährigen meist schwarzen Amerikaner aus der Provinz als grundsätzlich schlechteren Menschen zu betrachten, wenn ich ihn mit irgendeinem Altersgenossen in Vietnam vergleiche.

Die Fußsoldaten waren immer die Leidtragenden.
Steht man aber tausende Kilometer ohnmächtig als Zuschauer vor dem Fernseher vor solchen Bildern, hilft es psychologisch weiter sich ein Schwarzweißbild zu zeichnen, in dem die einen die Guten und die anderen die Bösen sind.

Wir kennen das doch aus vielen hervorragenden Tierdokumentationen, in denen ausführlich die Strapazen einer hungernden Leoparden- oder Löwenfamilie gezeigt werden. Wie sie unter Verletzungen leiden, fürchterlich abmagern, Durst leiden und dann hilflos miterleben müssen wie ihre Jungen eins nach dem anderen krepieren.
Gelingt es dann endlich eine Impala zu erlegen, geht einem das Herz auf; so freut man sich, wenn die Löwenbabys endlich was zu fressen bekommen und nicht sterben müssen.
Sieht man aber eine einstündige professionelle TV-Dokumentation über das strapaziöse Leben einer Impala-Familie, die stets auf der Flucht ist und unglaubliche Mühen und Entbehrungen auf sich nimmt für das Junge und erlebt dann denselben Vorfall, wie nämlich das Kind von einer Raubkatze gekillt und zerrissen wird, ist man entsetzt. Man freut sich über jeden Jagdfehlversuch, bei dem der die Impalas der Löwin entwischen konnten.
Solche Situationen taugen nicht, um sie mit menschlicher Moral zu bewerten.

Natürlich möchte man eher zum Gejagten, zum Schwächeren halten.
Aber wenn die überleben, leidet ein anderer.

Ukraine gegen Russland ist ein Konflikt, bei dem schon a priori nahezu einhellig die gesamte Mainstreampresse, sowie alle halbwegs moderaten Parteien auf der Seite der Ukraine standen. Die armen Kleinen im Kampf gegen das große übermächtige Russland.
Wer darauf hinwies, daß bei der Maidan-Revolution viele Ukrainische Faschisten und radikale Antisemiten marschierten und daß die Krim tatsächlich fast immer russisch war, bekam gleich das Schmäh-Etikett „Russlandversteher“ verpasst.
Zum ersten mal zeigte sich eine echte Querfront-Bewegung: Ganz Linke und ganz Rechte vereint auf der Seite Putins.
Wer will schon „Putinist“ sein? Und so wurden differenzierte Stimmen wie die von Gabriele Krone-Schmalz aussortiert.

In den vergangenen drei Jahren wurde Putin zum großen Trump-Förderer und bediente sich immer abstoßenderer politischer Methoden. Gut für die Ukraine, denn so kann sie sich als Opfer darstellen und auf Europas Hilfe hoffen.

Aber dennoch bleibt auch die Poroschenko-Regierung ein zutiefst korrupter Oligarchenverein, der nicht nur Faschisten fördert, sondern ungeniert an Nazi-Traditionen aus dem zweiten Weltkrieg anknüpft. Schon damals waren viele Ukrainer fest verbündet mit Hitlers antibolschewistischer NSDAP.

[….]  Das ukrainische Parlament hat die geschichtlich umstrittene nationalistische Grußformel "Ruhm der Ukraine - Den Helden Ruhm" verpflichtend für Armee und Polizei eingeführt. Das Parlament in Kiew stimmte mit großer Mehrheit für die Änderung.
Den Gruß brachten Nationalisten während der gewaltsamen Proteste in der Ukraine im Winter 2013/14 wieder in Umlauf. Ursprünglich stammt er aus dem Zweiten Weltkrieg von der Organisation Ukrainischer Nationalisten (UON) um Stepan Bandera. Der Politiker hatte zwischen den Weltkriegen für eine von Sowjetrussland unabhängige Ukraine gekämpft - und dazu zeitweise auch mit Hitlers Wehrmacht kollaboriert.
Die Führung in Kiew will sich mit dem neuen Gesetz in die Tradition der OUN und der umstrittenen antisowjetischen Partisanen der Ukrainischen Aufstandsarmee (UPA) stellen, die 1943 für ethnische Säuberungen in der heutigen Westukraine verantwortlich war. In Russland sind beide Organisationen geächtet. […..]

Und diese Ukraine unterstützt die Bundesregierung nun.