Dienstag, 22. Juli 2014

Gute Neuigkeiten – Teil II



Die guten neuen Zahlen zur Mitgliederentwicklung bei den Katholiken (MINUS 178.805) und bei den Evangelen (MINUS 263.552) für das Jahr 2013 hatte ich vor vier Tagen beschrieben.

Das erfreut mein Atheistenherz.
Natürlich birgt so eine positive Entwicklung immer auch die Gefahr, daß die Religioten zur Besinnung kommen und tatsächlich darüber nachdenken wie sie ihre eigene Lyse aufhalten könnten.
Aber der Mitgliederschwund vollzieht sich bekanntlich seit vielen Jahren, ohne daß ein vor Privilegien strotzender Kirchenfürst von seinem hohen Ross herabgestiegen wäre.
Im Gegenteil; grenzdebile Kamerageile wie Ex-Bischöfin Käßmann bemühen sich durch Verbrüderung mit dem absoluten Bodensatz der Mediengesellschaft, der BILD-Zeitung, ihre Mitglieder-abschreckende Menschenbevormundung ständig zu intensivieren. Arm in Arm mit echtem Abschaum wie F.J. Wagner macht sich die Bischöfin zur Handlangerin des übelsten Hetzblattes Deutschlands.
Wer noch Mitglied einer evangelischen Kirche ist, muß spätestens jetzt schreiend wegrennen.

Die katholischen Kollegen zeigen ebenfalls in beeindruckender Weise wie wenig sie begreifen von ihrem Fußvolk.
Der Artikel des stramm konservativen Kölner Domradios zu den Austrittszahlen könnte in jeder PR-Schule als Negativbeispiel dafür gelten, wie man es NICHT machen sollte.
Da Kardinal Woelki noch nicht in sein Amt eingeführt wurde, ist Diözesanadministrator Stefan Heße der aktuelle Chef des Mega-Erzbistums.

"Ich bin ich als Diözesanadministrator über jeden Austritt traurig, mit dem ein Mensch seine Distanz zur Kirche und deren Sinnangeboten offen bekundet. […] Im Bereich der Finanzen wurden wir noch transparenter und haben durch die Offenlegung von Zahlen schon bewiesen, dass wir Geld und Vermögen der Kirche unseren Zielen entsprechend für die Menschen einsetzen (zum Beispiel in Kindergärten, Schulen und den Gemeinden des Erzbistums). Denn der Mensch steht bei uns im Mittelpunkt.

Frech, echt frech, der Heße.
Ungeniert greift er auf die Lüge zurück die Kirche würde mit ihrem Milliardenschatz Schulen und Kindergärten finanzieren.
Dabei haben wir gerade aus den Skandalfällen in seiner Diözese gelernt – man erinnert sich an die geschiedene Kindergärtnerin, die in Königswinter gefeuert wurde – daß diese Einrichtungen zu EINHUNDERT PROZENT vom Staat finanziert werden. Dafür gibt die Kirche gar kein Geld aus.

Aber damit noch nicht genug. Heße beweist quasi mit jedem Satz, daß man der RKK zu Recht nicht trauen kann und dringend austreten sollte.

Papst Franziskus und der neu ernannte Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki setzen sich besonders für Arme und Benachteiligte ein. Solch ein Engagement für den Anderen ist für mich ein sehr passender Ausdruck des eigenen Glaubens. Im Einsatz für Arme und Schwache wird unsere Botschaft vom liebenden Gott und eine Antwort auf die Frage nach Sinn sichtbar.

Ja und genau deswegen muß Heßes Kardinal auch in einer 7ner BWW-Limousine kutschiert werden.

Woelki, der noch nicht einmal auf der Dreier-Vorschlagsliste des Domkapitels stand, gebietet zukünftig auch über ein Milliardenvermögen.
Allein aus den sogenannten „Kirchensteuern“ fließt jährlich eine DREIVIERTELMILLIARDE EURO an den Kardinal.

Köln ist eine Geldmaschine. Wenn es ums Geld scheffeln geht, ist Kardinal Meisner alle Moral gleichgültig. Nur bei den Armen kürzt er kräftig.

Unter Erzbischof Joachim Meisner, der nun in Ruhestand geht, mehrte das Bistum Köln sein Vermögen mit fragwürdigen Investments. Bei den Bedürftigen wurde dafür gespart. […]
Er investiert das Geld des Erzbistums in VW, Daimler und BMW, da kann er sicher sein, dass das Geld für die Produktion von Autos ausgegeben wird, er kauft Telekom-Aktien und solche der Deutschen Post, auch dabei weiß man ziemlich genau, wohin das Geld fließt. Der Fondsmanager von Warburg steckt das Geld zudem in Pariser Flughäfen, in die Bierbrauerei Heineken und in McDonald’s. Den Flugverkehr, Bier und Burger unterstützen – vielleicht nicht gerade etwas, das man von einer Kirche erwartet. Noch weniger aber erwartet man von der katholischen Kirche, dass sie in Verhütungsmittel investiert. Im Gespräch über die Anlagepraxis der Kirche bekräftigt Schon: Der Beginn und das Ende des Lebens seien besonders wichtig.
Irgendwann zwischen April und August des letzten Jahres hatte der Fondsmanager 600 Aktien der Pharmafirma Novartis sowie 700 Aktien von Sanofi im Portfolio. Novartis lässt sein Tochterunternehmen Sandoz Antibabypillen herstellen – und hat mit NorLevo Uno auch eine "Pille danach" im Angebot. Und Sanofi vertreibt über das Tochterunternehmen Zentiva die Präparate BonaDea, Chloee, Juliane, MyWy, Seculact und Sidretella – also gleich sechs verschiedene Antibabypillen. […]

Offenbar hat hier jemand Geld, der es aber nicht als irgendwie dringlich ansieht etwas gegen den elendigen Hungertod von 20.000 – bis 30.000 Kindern JEDEN TAG zu unternehmen.

Der Chef der deutschen Bischöfe, Kardinal Marx, dessen Hang zu Luxus den armen Limburger TVE noch bescheiden wirken läßt, gibt ebenfalls Heße-Manier eine Kostprobe seines Dummsprechs.

[…] Zur Statistik erklärt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx: "Die aktuellen Zahlen sind schmerzlich und alle in der Kirche müssen das ernst nehmen für ihr Handeln. […] Darüber hinaus zeigt die Statistik auch einen kontinuierlichen gesellschaftlichen Umbruch: Die Menschen sind – Gott sei Dank – frei, sich für oder gegen die Zugehörigkeit zur Kirche zu entscheiden und sie tun das auch. Aber nicht alle Ausgetretenen verlieren damit jeden Kontakt zur Kirche. Viele wollen – auf ihre eigene Art – Christen bleiben. […]  Die Offenheit für das Evangelium und die Suche nach Transzendenz sind ja da. […]  Wir müssen also die Entscheidungen von Menschen ernst nehmen und als Herausforderung für unsere Arbeit begreifen. […]  

Frech, echt frech gelogen, Herr Marx.
Was die Menschen an der Kirche ärgert, ist daß sie eben NICHT frei sind sich für die Zugehörigkeit zur Kirche zu entscheiden!
Sie werden überwiegend im Säuglingsalter zwangseingemeindet, ohne daß man sie fragen könnte.
Und für viele Erwachsene gilt eben auch, daß sie NICHT aus der Kirche austreten können, weil insbesondere in Bayern und Nordrheinwestfalen die RKK eine Monopolstellung bei Kindergärten und Pflegeheimen hat.
Wer sein Kind also in eine Kita geben will, MUSS Kirchenmitglied sein, weil er sonst keinen Platz bekommen würde.
Man muß es immer wieder betonen: Das gilt auch für Schulen und Kindergärten, die zu 100% staatliche finanziert werden.

Herr Marx, ich danke Ihnen. Ihre frechen Lügen machen es uns Atheisten sehr einfach gegen Sie und die RKK zu argumentieren.

Null Prozent Finanzierung durch die Kirche, aber 100 Prozent Hoheit über die private Lebensführung der dort Beschäftigten! Das dürfe wohl nicht sein! […]  Kirchliche Krankenhäuser werden nicht etwa aus der Kirchensteuer finanziert – wie die meisten Menschen glauben. Die Investitionen zahlt der Staat nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz, die laufenden Kosten der Behandlung werden durch Beiträge der Versicherten über die Krankenkassen oder Zusatzbeiträge bezahlt. Damit ist es völlig unvereinbar, dass einer vergewaltigten Frau die Hilfe verweigert wird. […]  Die Eingriffe der Kirchen und ihrer Einrichtungen wie Caritas und Diakonie in die private Lebensführung ihrer rund 1,3 Millionen Beschäftigten passen nicht in die moderne Demokratie. Sie verstoßen auch gegen Grund- und Menschenrechte: Zum Beispiel gegen den Gleichheitsgrundsatz nach Artikel 3 Grundgesetz, wie das Bundesarbeitsgericht im Falle der Kündigung eines Chefarztes in einem katholischen Krankenhaus wegen Wiederverheiratung als Geschiedener entschieden hat.  Oder die Diskriminierung Homosexueller. Oder sie verstoßen gegen das Recht auf Streik nach Artikel 9 GG, wie mehrere Landesarbeitsgerichte und das Bundesarbeitsgericht entschieden haben.
Oder gegen die Menschenrechtskonvention, so der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg, als einem Organisten nach 14 Jahren untadeliger Arbeit wegen Ehebruch gekündigt wurde. Dieser Mann musste sich 13 Jahre lang durch 7 (!) Instanzen quälen, bevor er Recht bekam. Und dann der dauernde Verstoß gegen die Glaubensfreiheit nach Art. 4 GG, wenn zum Beispiel Krankenschwestern oder Pfleger in kirchlichen Krankenhäusern aus der Kirche austreten und dann gekündigt werden. Oder als Konfessionslose oder Muslime erst gar nicht hineinkommen. […]  Es ist doch geradezu absurd, dass bei den Kirchen für das ganze Personal inklusive Putzfrau, technisches Personal, Laborkräfte wichtige arbeitsrechtliche Schutzrechte und Mitbestimmung ausgeschlossen sind. Und wenn – wie zum Beispiel im Rheinland – weit über die Hälfte der Krankenhäuser kirchlich sind, dann führt das eben dazu, dass bei der Berufsberatung eine Mitarbeiterin jungen Muslimen, die sich für eine Ausbildung im pflegerischen Bereich interessieren, davon abrät, weil sie in der Gegend hier keine Arbeitsstelle finden würden!!
[…]  In vielen Gegenden finden Sie überhaupt keine nichtkonfessionellen bzw. städtischen Kindergärten. Mein Mann und ich haben das selbst erlebt, dass unsere Kinder im katholischen Kindergarten in Königswinter nicht aufgenommen wurden, weil wir und die Kinder nicht in der Kirche waren. Das ist nun wirklich toll: Mit meinen Lohn- und Einkommensteuerzahlungen als Konfessionsfreie bezahlt die Stadt den katholischen Kindergarten fast oder ganz komplett mit der Folge, dass man danach seiner Kinder nicht hineinbekommt.
[…]  Den Kirchen ist es gelungen, diesen Irrglauben zu verbreiten. Dabei steht fest, dass die Kirchensteuer nur zu einem Bruchteil von unter 5 % für soziale Zwecke ausgegeben wird. Der frühere Caritasdirektor und Finanzdirektor der Erzdiözese Köln, Norbert Feldhoff, hat schon vor Jahren darauf hingewiesen, dass die Kirche die Kirchensteuer nicht benötigt, um die Sozialarbeit zu finanzieren. […]  

Selbst Christiane Florin, Redakteurin der superfrommen ZEIT-Beilage „CHRIST UND WELT“ reagiert gequält auf Marxens Sprechblasen zu den neuen Kirchenaustrittszahlen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Erzbischof Reinhard Marx, vermeidet es in seinem kurzen Statement zur Statistik, innerkirchliche Ursachenforschung zu betreiben. Weder weist er einzelnen Amtsbrüdern Schuld zu noch den Medien. Von "schmerzlichen Zahlen" spricht er, vom gesellschaftlichen Umbruch, von der Freiheit, sich gegen die Zugehörigkeit zur Kirche zu entscheiden. "Viele wollen – auf ihre eigene Art – Christen blieben", sagt er.
Die jüngste Mitgliederbefragung der evangelischen Kirche lässt allerdings auf das Gegenteil schließen: Wer heute die Kirche verlässt, ruft auch nicht im stillen Kämmerlein nach Gottvater, Gottsohn oder dem Heiligen Geist.
Tapfer wie Erzbischof Marx zu versichern, die Statistik sei ein "hilfreicher Weckruf", grenzt an Selbsthypnose, das ewige Mantra vom "Vertrauen schaffen" tönt wie eine Klangschale mit Riss. Die eigentlich schmerzliche Erkenntnis für beide Kirchen lautet: Wer heute den Sinn des Lebens sucht, sucht gar nicht mehr Gott, geschweige denn die Gottverwalter.  

Also immer weiter so, fromme Kardinäle.
Wenn selbst den stramm gläubigen katholischen Redakteuren nichts mehr einfällt, um Euch zu rechtfertigen, dann schafft Ihr es sicher weiterhin die Schafe zu vertreiben.

Montag, 21. Juli 2014

Die Amis….Teil II


Nachdem ich mich in den letzten Wochen so sehr über die einseitige Putin-Verdammung der großen Medien geärgert habe, bin ich einer 3.500 Mann starken deutschen Putin-Freundesgruppe auf Facebook beigetreten.
Da lerne ich viel Neues.
Putin ist der liebste Mensch überhaupt, der sich danach sehnt Frieden zu schaffen, während die bösen Amis, bzw Obama, bzw die Zionisten und überhaupt die Juden dem armen russischen Präsidenten ständig verleumden.
Am MH17-Abschuss, der Krimkrise und den Unruhen in der Ostukraine ist natürlich auch ganz allein Obama Schuld.
Ja, es muß wirklich angenehm sein, wenn man ein so festes Weltbild hat und die Wurzel allen Übels so klar zuzuordnen ist.

S.F.:
 Kommt Obama zur Einsicht, dass der Happen "Ukraine" zu groß war? Oder ist er in Bedrängnis, dass die von ihm angekündigten Beweise eine Luftnummer sind, bzw. auf Falschinformationen beruhen?
Der EU vorschreiben, dass Sanktionen erforderlich sind, jedoch amerikanische Konzerne (z.B. Exxon) trotz Sanktionen mit Russland zusammen arbeiten.
Das Lügengebäude, welches gegen Russland aufgebaut wurde, bricht zusammen.

R.S.:
wann stoppt Putin endlich amerika ..eine atombombe reicht aus

J.W.:
Es ist den USA durchaus zuzutrauen, daß sie noch einige Flugzeuge abschießen! Wie schon von einigen Leuten hier erwähnt wurde: Es kann beim Flug MH17 keine Rakete gewesen sein, denn die hätte das Flugzeug in der Luft zerfetzt und verstreut und außerdem hätte man den Start einer Rakete vom Boden aus wahrnehmen müssen. Alles spricht also dafür, daß das Flugzeug von Bordkanonen eines Kampfjets beschossen und zum Absturz gebracht wurde. Es wurde ja auch beobachtet, daß das Passagierflugzeug von zwei Jets begleitet und offensichtlich zu einer leichten Kursänderung gezwungen wurde. Die Amis wissen es sicherlich, wie es war, wenn sie es nicht selber waren. Letzteres glaube ich eigentlich und es würde ihnen auch ähnlich sehen, nach 9/11 und vielen anderen False-Flag-Anschlägen.

G.L.:
 Jeder Mensch weiß das Verbrechen und Mord bei den Amis schon in der Schule auf den Lehrplan steht

W.K.:
Stoppt endlich diesen Obimbo !!

M.E.:
Du meinst stop den den "O bomba" W: ...und die Hitlery

F.R.
Kiew ist dem Mamon auf den Leim gegangen. Die gibt es in 12 Monaten alle nicht mehr. Kanonenfutter. Die müssen jetzt einfach schneller leben.
 (via Facebook 21.07.2014)

Damit ist der Beweis erbracht; auch in Deutschland wimmelt es von Teebeutlern. Und das ganz ohne FOX-News und Michele Bachmann.

Da ich auch ständig Amerika und insbesondere die US-Außenpolitik kritisiere, muß ich an dieser Stelle doch mal eine Lanze für die USA brechen.
Nicht hinter jeder Schweinerei, die auf der Welt passiert, steckt die CIA.

Und abgesehen davon, daß Pauschalisierungen immer falsch sind, so kann man doch für das derzeitige politische Klima in den USA festhalten, daß in beiden großen Parteien die Bereitschaft für militärische Abenteuer gering bis nicht existent ist. Natürlich gibt es diese irren Haudegen à la John McCain, die mit zunehmender Altersdemenz immer begieriger von US-Militärschlägen faseln, aber die Majorität der Amis auf der Straße hat dazu überhaupt keine Lust mehr.
Natürlich sind nicht alle Amerikaner schlecht.

Man vergesse mal nicht die ganzen Amis, die schon in Europa leben.
In den GWB-Jahren hat es einen regelrechten Exitus gegeben. Zehntausende (insbesondere Künstler etc) sind zum Beispiel nach Berlin gezogen, weil es da keine Zensur gibt und die Mieten superbillig sind. Da kann man Bilder malen mit Nippeln drauf und in der Öffentlichkeit rauchen. Für Amis ist das Freiheit pur.

Wir sind hier schon eine ganze Menge und uns dreht sich auch der Magen um, wenn wir an GWB oder den Irakkrieg denken.

Es dürfte unter den in Deutschland lebenden Amis auch kaum Republikaner geben. Ich war einmal hier auf einer Wahlparty (2008) - da war aber kein EINZIGER; der nicht George Bush total zum Kotzen fand.

IN Amerika selbst ist das natürlich etwas anders, weil große Teile der Bevölkerung unverhältnismäßig schlecht informiert sind und sich einfach nicht für den Rest der Welt interessieren. Die glauben, was ihnen FOXNews erzählt.

Aber ich bin überzeugt, daß wir das in Deutschland auch noch hinbekommen. Die freiwillige Verdummung (80% Zustimmung zu Merkel!!!) schreitet hier ja auch unaufhaltsam voran.
Es gibt mittlerweile 8 Millionen funktionale Analphabeten in Deutschland. 70.000 Teenager verlassen jedes Jahr die Schule ohne Abschluß und die BILD ist die beliebteste Zeitung.

Die Amis sind eben ein bißchen anders als die meisten Europäer. Sie leben ja auch auf einem anderen Kontinent mit einer anderen Geschichte.
Einiges, wie die Begeisterung für Waffen, Fastfood, Prüderie und Religiosität, kann man als Europäer schlecht verstehen.
Das stößt aus deutscher Perspektive eher ab.
Früher fand ich die grundsätzliche Skepsis der Amis gegen Washington, also die Bundesregierung sehr typisch. Inzwischen beobachte ich diese teabaggerige Verschwörungstheorie-Attitüde aber sowohl auf der linken, als auch auf der rechten Seite des deutschen Politischen Spektrums. Da werden jetzt auch ganz selbstverständlich ALLE Politiker als dumm und korrupt angesehen und generell der gesamten „Mainstreampresse“ misstraut.

Aber bei aller amerikanischen Heterogenität, gibt es auch viele typische Amerikanische Eigenschaften, die durchaus sympathisch sind.
Ich spreche da sicher nicht für JEDEN Amerikaner, aber nach meinem Eindruck sind Amis schon generell weniger miesepeterig. Wenn Du mit einem im Fahrstuhl stehst, hat der immer eine lockeren Spruch drauf und antwortet auf die Frage „Wie geht’s?“ bestimmt nicht mit „muß ja“, oder „kann nicht klagen“.
Amis sind eher nett und humorvoll im direkten Umgang. Und sie haben tatsächlich eine weit verbreitete Tatkraft und Hilfsbereitschaft.
Ich habe in den letzten Jahren mehrfach in meinem amerikanischen Familien- und Freundeskreis erlebt, daß jemand durch Naturkatastrophen  schwer mitgenommen wurde.
Ein Cousin verlor 2012 zB sein Haus an der Ostküste beim Hurrikane Sandy.
Das ganze Haus mit allem drum und dran war futsch.
Da wurde aber nicht einmal gejammert und innerhalb einer Woche waren aus den ganzen Staaten Freunde in Wohnwagen angereist, die geholfen haben wieder ein neues Haus zu bauen.
Die Anwaltskammer in NY hatte parallel einen kostenlosen Service eingerichtet, um die Verhandlungen mit den Versicherungen abzuwickeln.
Auch das wurde abgenommen und das Geld kam schnell an.
Das hat mich durchaus beeindruckt, wie schnell das alles klappte.
Und wenn ich mit denen telefonierte, gaben sie mir das Gefühl das wäre alles ein großer Spaß.
Klar hat das seine Kehrseiten. Bei den totalen Habenichtsen in New Orleans klappte das nicht so und nur weil die Amis immer einen lockeren Spruch drauf haben, bedeutet das nicht, daß es ihnen innerlich auch immer so toll geht.
Der „Jeder ist seines Glückes Schmid“-Gedanke, also der unbedingte Glaube daran, daß es jeder schaffen kann, ist noch sehr verbreitet in den USA. (Auch wenn das sicher nicht mehr für alle stimmt.)

Dieses individualistische Selbstverständnis führt andererseits zu Exzessen, die ich auf ganzer Linie verdamme.
Dazu ein Beispiel aus dem WELTSPIEGEL von gestern.
Es ging, wieder einmal, um den Gefängnis-Wahnsinn in Amerika.
2,5 Millionen Amis leben hinter Gittern. Drakonische Strafen sind extrem populär. „Three-times-and-you-are-out“ lautet ein Gesetz in Kalifornien. Wer schon zweimal verknackt wurde, bekommt beim dritten Mal lebenslänglich. Automatisch und unabhängig von der Straftat. Auch wenn man nur eine Tiefkühlpizza geklaut hat.
In der Amilogik wird man nach diesem Gesetz eben nicht mehr straffällig. Wer riskiert schon für einen Bagatelldelikt Gefängnis bis zum Lebensende?
Daß dieses Gesetz in der Praxis natürlich NICHT funktioniert, weil insbesondere Drogensüchtige fast zur Beschaffungskriminalität gezwungen sind und daher die Gefängnisse überquellen, scheint nicht beim Volk anzukommen.

Die amerikanische Gesellschaft wählt zudem Scheriffs und Staatsanwälte. Das klingt natürlich vorbildlich basisdemokratisch. Die deutschen Piraten müßten begeistert sein – weiß man doch hierzulande in der Regel gar nicht wie eigentlich Richter und Staatsanwälte zu ihrem Job kommen und wer da die Fäden zieht.
In der Praxis bedeutet das aber für Amerikaner, daß sich die Kandidaten gegenseitig mit Härte übertreffen und nur die Brutalsten gewählt werden.

Mit den Gefangenen – immerhin einige Prozent der männlichen erwachsenen Bevölkerung – gibt es in der Nation der christlichen Nächstenliebe kein Mitleid.

Unterscheidet man bei den Inhaftierten nach Rassen, wie es in den USA üblich ist, befinden sich 4.347 von 100.000 schwarzen Männern und 260 von 100.000 schwarzen Frauen, 1.771 von 100.000 der männlichen und 133 von 100.000 der weiblichen Latinos und 678 von 100.000 der weißen männlichen und 91 von 100.000 der weißen weiblichen US-Bevölkerung in Staats- und Bundesgefängnissen in Haft (Stand 31. Dezember 2008). Insgesamt sind 1,65 % der schwarzen gegenüber 0,27 % der weißen US-Bevölkerung (U.S. residents) in Staats- und Bundesgefängnissen inhaftiert.

Gerade erst kritisiert AI das System in Amerika scharf, weil allein 25.000 Menschen auf Dauer in Isolationshaftzellen von acht Quadratmeter hocken müssen. Im Schnitt sitzen sie über acht Jahre ununterbrochen in Isolationshaft.
Da die Aussichten auf Entlassung aufgrund der immer weiter verschärften Gesetze zunehmend schlechter werden, sind die amerikanischen Gefängnisse zudem auch zu Pflegeheimen und Psychiatrien geworden.

Innerhalb einer Generation hat sich der Anteil der Inhaftierten in der Gesamtbevölkerung verfünffacht: 1980 waren es 139, 2010 750 von 100.000 Amerikanern. Damit liegen die USA an der Weltspitze, vor Ruanda und Georgien. (In Deutschland sind 87 von 100.000 Menschen in Haft.) Obwohl die USA nur fünf Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, sitzen 25 Prozent aller weltweit Inhaftierten in Amerika ein. […] Seit den siebziger Jahren wurden in den USA auch für nichtgewaltsame Verbrechen lebenslange Haftstrafen ohne Chance auf Entlassung vergeben. Der Häftling darbt in der Zelle, bis er stirbt. Nicht bedacht hatte man, dass das Justizsystem sich damit die Pflege gebrechlicher und chronisch kranker Menschen aufhalste. Nach einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sind 125.000 Häftlinge über 55 Jahre alt, 280 Prozent mehr als 1995. Depressionen, Diabetes und Aids sind bei ihnen besonders verbreitet, was sie anfällig macht für Alzheimer und Altersdemenz.  […] Mindestens ebenso populär wie "life without parole" war in den letzten Jahrzehnten die Isolationshaft. Bis zu 80.000 Gefangene erdulden sie über Jahre und Jahrzehnte, zwei Häftlinge in Louisiana sogar seit 40 Jahren. 23 Stunden täglich verbringen die Gefangenen in meist fensterlosen, schallisolierten und videoüberwachten Zellen. Fernsehen, Radio und Lektüre sind verboten. […] Dabei beginnen die wirklichen Probleme oft erst nach der Freilassung, wenn die seelischen Wracks meist ohne Betreuung aus den Isolationszellen ins Leben gestoßen werden. Ehemalige Supermax-Häftlinge werden öfter wieder straffällig und neigen zu gewaltsameren Verbrechen als andere Gefangene. Der Staat inhaftiert Kriminelle und entlässt Monster.
[…] Dass viele der mehr als 3000 Verurteilten, die auf der "death row" warten, eines natürlichen Todes sterben werden, ist eine gute Nachricht. […] Ein Todesurteil kostet drei Mal so viel wie lebenslange Haft. All das macht die Todesstrafe immer unpopulärer. Laut Umfragen halten Polizisten sie für die am wenigsten effektive Strafe. 90 Prozent der Kriminologen glauben nicht, dass sie zur Abschreckung von Mord dient. 61 Prozent der Amerikaner befürworten sie noch, doch das ist die niedrigste Zahl seit 39 Jahren. […] 185 Millionen Dollar zahlt der Staat jedes Jahr für den Unterhalt seiner death row. […]

Wenn mal solche Berichte wie den aus dem gestrigen Weltspiegel ansieht, fragt man sich natürlich wie das mit den freundlichen, hilfsbereiten Amerikaner zusammenpasst, den ich eben beschrieben hatte. Die können sehr mitleidslos sein.
Die spinnen, die Amis.

In vielen US-Strafanstalten bestimmen inzwischen Greise hinter Gittern das Bild. Amerikas Gefängnisbevölkerung ist alt geworden, sehr alt. Rollstühle und Rollatoren: Manches Zuchthaus wirkt wie ein Seniorenheim. Allein in Colorado hat sich die Zahl der Insassen über 65 Jahren in 20 Jahren versiebenfacht.
[…]  Lewis Erskine: "Unser Justizsystem möchte keine Straftäter entlassen. Die halten uns lieber so lange wie möglich gefangen, wir sind bares Geld wert! Das ist meine Meinung."
[…]  Lange Haftstrafen selbst für Kleinkriminelle. Amerikas Bestrafungskultur hält nichts von vorzeitigen Entlassungen. So mußte James Taylor 83 Jahre alt werden, bevor er die Wachtürme hinter sich ließ und wieder raus durfte, jenseits des Stacheldrahts. James Taylor: "Anfangs hätte ich nie gedacht, dass ich hinter Gittern sterben könnte. Aber mit den Jahren habe ich schon gehofft, dass meine letzte Ruhestätte anderswo sein möge."
Seine ersten Schritte in Freiheit machte James bei der Suche nach Arbeit, aber wer stellt schon einen Mitte 80-Jährigen ein, der wegen versuchten Totschlags fast drei Jahrzehnte gesessen hat? Eine kleine Kosmetikfirma gab dem studierten Ex-Knacki dann doch eine Chance. Er füllt Shampooflaschen ab, sechs Stunden am Tag, fünf Tage die Woche. Für seine Arbeit bekommt James kleines Geld und großen Respekt. Ein Kollegen, Joe Cooper, meint: "Wie der sich angepasst hat, irre! Ein toller Erfolg, dass er das geistig und körperlich geschafft hat!"
James hatte Glück und Verstand. Doch nur ganz wenige in Amerika schaffen das Comeback nach dem Knast und bezwingen ihre Dämonen. […] 

Sonntag, 20. Juli 2014

Willkommen Tod.





Die erste Stunde unseres Lebens ist auch die erste Stunde unseres Sterbens
(Seneca 4 v. Chr. – 65 n. Chr.)


Heute habe ich endlich mal die beiden letzten DGHS-Hefte durchgelesen und wundere mich mal wieder wie außerordentlich vorsichtig da formuliert wird.

Der Bundesgesundheitsminister will ja offensichtlich alles verbieten lassen, das irgendwie mit Sterben zu tun hat. Passive, indirekte, aktive Sternehilfe, Beilhilfe zum Suizid und palliative Sedierung.

Da ich meine Meinung zum Thema, die diametral in jeder Hinsicht der CDU widerspricht, schon oft klar gesagt habe, will ich an dieser Stelle nur auf die grandiose Ingrid Matthäus-Maier verweisen, die nicht nur zum Kirchenarbeitsrecht, sondern auch zum Thema Sterbehilfe vorbildlich engagiert ist.

Wichtig erscheint mir aber, die Begriffe einmal genau zu klären.

Sterbebegleitung
Psychische, soziale und medizinische Zuwendung. Letztere besteht zunächst in der Grundpflege des Schwerstkranken und Sterbenden und greift nicht in den Sterbeprozess ein. Gegebenenfalls palliativmedizinische Maßnahmen, die der indirekten Sterbehilfe zugeordnet werden: Schmerztherapie und terminale Sedierung (Dämpfung von Funktionen des zentralen Nervensystems, künstliches Koma) (erlaubt).

Sterbehilfe
Eingreifen in den Sterbeprozess, in der Weise, dass der Tod eines Menschen herbeigeführt oder nicht hinausgezögert wird, in der Regel mit dem Einverständnis beziehungsweise gemäß dem Wunsch der betroffenen Person.

Passive Sterbehilfe
Bei Menschen, die bereits im Sterben liegen, werden lebenserhaltende oder lebensverlängernde Maßnahmen eingestellt oder unterlassen, unter Beibehaltung von Grundpflege und schmerzlindernder Behandlung. Bei Menschen, die nicht im Sterben liegen, kann das Überleben von bestimmten Medikamenten oder Behandlungen (z. B. der Dialyse) abhängig sein, die eingestellt werden. Seit dem Urteil des 3. Strafsenates des Bundesgerichtshofes vom Mai 1991 zulässig. Therapieabbruch, Abschalten von Geräten oder Unterlassen einer Therapie (erlaubt).

Indirekte Sterbehilfe
Bei Menschen, die bereits im Sterbenliegen, ist die Gabe von Schmerzmitteln erlaubt, die starke Schmerzen lindern und dadurch die momentane Lage des Patienten verbessern, aber insgesamt lebensverkürzend wirken können. Voraussetzung ist, dass der frühere Todeseintritt nicht das Ziel, sondern eine nicht vermeidbare Nebenwirkung ist (erlaubt).

Palliative Sedierung
Herstellung eines komatösen Zustandes bei schwer belastenden Symptomen wie Atemnot oder Übelkeit. Die palliative Sedierung führt nicht von sich aus zum Tod und kann auf Wunsch des Patienten unterbrochen werden. Wird sie bis zum Todeseintritt aufrechterhalten, spricht man von terminaler Sedierung. Bei dieser wird in der Regel auch auf künstliche Ernährung und Flüssigkeitszufuhr verzichtet (erlaubt).

Beihilfe zum Suizid/ärztlich assistierter Suizid
Beihilfe zum Suizid stellt nach dem Strafgesetzbuch keinen Straftatbestand dar, sofern die Tatherrschaft beim erwachsenen, entscheidungsfähigen Sterbewilligen liegt. Beim ärztlich assistierten Suizid verschreibt der Arzt das todbringende Medikament (erlaubt, aber: Garantenpflicht, Betäubungsmittelgesetz und Standesrecht als Hindernisse).

Aktive direkte Sterbehilfe
Der Tod wird beabsichtigt, um ein Leiden zu beenden, und durch ein Handeln herbeigeführt, das weder eine Therapie darstellt (wie bei der indirekten Sterbehilfe) noch den Abbruch einer Behandlung (wie bei der passiven Sterbehilfe). Im Gegensatz zum (ärztlich assistierten) Suizid, also der Selbsttötung und der Beihilfe dazu, führt hier nicht der Betroffene selbst, sondern ein anderer die tödliche Handlung aus (strafbar gemäß § 216 StGB.)

 Der Nationale Ethikrat hat 2006 vorgeschlagen, diese häufig verwendeten Begriffe (aktive, passive und indirekte Sterbehilfe) aufzugeben und durch folgende zu ersetzen:
1.
Sterbebegleitung
2.
Therapie am Lebensende
(indirekte Sterbehilfe)
3.
Sterben zulassen
(passive Sterbehilfe)
4.
Beihilfe zur Selbsttötung
5.
Tötung auf Verlangen
[….]

Wer es ganz genau wissen will, lese hier nach.

In der öffentlichen Diskussion suggerieren die fanatischen Christen nämlich ganz gerne, daß nach DGHS-Vorstellungen die Krankenhäuser zukünftig von Ärzten überflutet werden, die alle schon die Zyankalispritze aufgezogen haben und alles totspritzen, das nicht bei drei auf dem Baum ist.

Dabei ist die Gewissheit im Notfall legale Hilfe zu bekommen sogar suizidpräventiv. Kriminalisierung ist genau wie bei Abtreibungsregeln der falsche Weg, wenn man Abtreibungen verhindern will.
In Panik, Not und Zeitdruck, auf der Suche nach einem Ausweg, führen einige eher eine Schwangerschaftsunterbrechung durch, weil sie gar nicht die Muße haben über die andere Option nachzudenken.
Genau das wird auch bei Suizidabsichten beobachtet.

Die Befürworter einer Kriminalisierung der Suizidhilfe argumentieren, es komme ohne neue Regelung zu einem „Dammbruch“. Die begleiteten Suizide würden erheblich zunehmen, auch wegen eines möglichen Drucks auf alte, hilfsbedürftige Menschen, ihr Leben zu beenden.
Diese Befürchtung findet allerdings in den Erfahrungen anderer Länder, die eine liberalere Rechtslage haben, keine Grundlage. Diese zeigen im Gegenteil, dass die Gewissheit, bis ans Ende des Lebens das Heft in der Hand zu behalten, beruhigt: Ein Großteil der offiziell erlaubten Suizidhilfen wird überhaupt nicht wahrgenommen, weil der Betreffende weiß, dass, wenn es ganz schlimm kommen sollte, Hilfe da ist. Auch meine Gespräche mit dem einzigen Arzt, der sich zur Sterbehilfe offiziell bekennt und der auch das genannte Verwaltungsgerichtsurteil erfochten hat, bestätigt, dass immer wieder Menschen, die seine Hilfe erbeten haben, nach langen Gesprächen den eigentlich geplanten Freitod über Jahre verschoben oder ganz unterlassen haben.
In diesem Sinne hat die Sicherheit „Wenn es ganz schlimm kommt, hilft mir jemand!“ sogar eine suizidalpräventive Wirkung. Und deswegen wäre es auch falsch, die, wie es manche wollen, „organisierte Sterbehilfe“ durch einen neuen Strafrechtsparagraphen zu verbieten.

Gröhe und seine christlichen Freunde sind also nicht nur überheblich und mitleidslos, sondern auch noch dumm und desinformiert.
Sie treiben Menschen nicht nur in Ängste und Verzweiflung, sondern würden mit ihrer angestrebten Total-Kriminalisierung auch die Zahl der Suizide erhöhen.

Die gemeinsam mit der DGHS formulierten Leitsätze der Initiative „Mein Ende gehört mir“ (und nicht Frau Käßmann oder Herrn Gröhe) sind vorsichtig formuliert.

1.  Die Beihilfe zur Selbsttötung (Suizidbeihilfe) ist in Deutschland straffrei (oder »keine Straftat«), wenn der Entschluss  zur Selbsttötung freiverantwortlich ist. Wer hingegen Suizidbeihilfe leistet, wenn der Tatentschluss des Suizidenten aus einer krankhaften Störung entspringt, macht sich nach geltendem Strafrecht wegen Tötung strafbar.
2.  Es besteht keine Notwendigkeit, an dieser geltenden Rechtslage etwas zu ändern.
3.   Nicht urteilsfähige Suizidenten bedürfen keiner Hilfe zur Selbsttötung, sondern fachärztlicher Behandlung. Palliativmedizinische Fähigkeiten und hospizliche Betreuung müssen weiter gelernt und ausgebaut werden, damit sie allen Patienten zur Verfügung stehen, die diese benötigen.
4.   Es gibt aber Patienten, für die palliative Leistungen und hospizliche Betreuung keine Optionen sind, weil diese entweder am  Krankheitsverlauf und den damit verbundenen Beeinträchtigungen nichts ändern können oder weil diese Angebote von den Patienten abgelehnt werden.
5.   Die Menschen müssen darauf vertrauen dürfen, dass die legale passive und indirekte Sterbehilfe nach ihrem geäußerten oder mutmaßlichen Willen oder nach ihrer Patientenverfügung überall praktiziert wird. Es darf nicht sein, dass Menschen sich das Leben nehmen, weil sie heute immer noch Angst haben müssen, dass am Lebensende gegen ihren Willen ein Leidensweg künstlich verlängert wird.
6.    Urteilsfähige Erwachsene sollten also in Zukunft ausreichende Unterstützung bei einem selbstbestimmten Lebensende erhalten. Voraussetzung muss immer sein, dass die Suizidenten selbst ihren bevorstehenden letzten Lebensweg in Kenntnis der Angebote von palliativer oder hospizlicher Versorgung als für sie unerträglich oder nicht lebenswert einstufen.
7.   Die Lebenswertbestimmung darf auch in Zukunft niemandem außer den betroffenen Menschen selbst zustehen! Das gebieten die Artikel 1 und 2 des Grundgesetzes.
8.   Es ist daher begrüßenswert, dass viele Landesärztekammern den Vorschlag der Bundesärztekammer des strikten standesrechtlichen Verbots der Suizidbeihilfe nicht übernommen haben.
9.    Das Recht der Ärzte, nach eigenem Gewissen und ihrem ärztlichen Ethos Suizidwilligen zu helfen, steht unter dem Schutz der Verfassung und darf nicht eingeschränkt werden. Sie sind jedoch selbstverständlich nicht verpflichtet, diese Hilfe zu leisten.
10.   Die Achtung der Menschenwürde gebietet, dass in den hier genannten Fällen eines freiverantwortlichen Suizids die Menschen in ihrer existentiellen Not nicht auch noch ihre Selbstbestimmung verlieren und in grausame oder gar Dritte gefährdende Suizide getrieben werden.

Natürlich unterstütze ich diese Initiative.
Persönlich würde ich aber noch deutlich weiter gehen.

Das fällt mir immer auf, wenn ein Selbstmord eines Menschen bekannt wird, der für die oberflächlich denkende Öffentlichkeit jung und gesund war. Jennifer Nitsch, Silvia Seidel oder Robert Enke sind solche Beispiele.
 Dann rasen die Bischöfe los in die Öffentlichkeit und inszenieren sich als große Mitfühlende. SIE wissen ja genau was der Tote sich gewünscht hätte. 

[Ich] habe ich in der Predigt auch gesagt, dass Robert Enke gerne gelebt hat, aber krank war. Dass er sicher wollen würde, dass seine Fans alle weiterleben. Also unter dem Strich würde ich sagen, die Umgehensweise mit diesem Trauerfall war eine grenzwertige Herausforderung. Im Rückblick insgesamt ist es mit Ruhe und Würde bewältigt worden. Aber das Phänomen Fußball, Männlichkeit, Idole schaffen - das hinterlässt bei mir schon auch Fragen.
[…]  Die Botschaft des Glaubens ist ja: Du bist eine angesehene Person, weil Gott Dich ansieht und nicht weil Du so leistungsstark bist, so klug, so schön oder so reich. Diesen schönen Schein nicht alles sein zu lassen, sondern auch die tieferen Werte im Leben zu sehen - das wäre für mich eine neue Nachdenklichkeit, die ich gerne sehen würde.

Frau Käßmann begreift nicht, daß jedes Leben nur dazu führt zu sterben.
Jeder muss sterben und kann das Problem nicht verdrängen.
Auch alle unsere Angehörigen und Freunde müssen den Tod durchstehen und wir werden es miterleben – sofern wir nicht vorher selbst gestorben sind.
Für mich als Atheist ist das Tot-Sein an sich völlig natürlich und unproblematisch. Wenn die rund 110 Milliarden Menschen, die schon auf der Erde gelebt haben, alle noch lebendig wären hätten wir aber auch ein echtes Problem. Mit 7 Milliarden ist es ja schon recht voll, man streitet sich um Anbauflächen, Wasser und die letzten fossilen Rohstoffe.

Der Prozess des Sterbens ist aber leider oft sehr unangenehm.
 Das habe ich in meinen Leben schon mehrfach über Monate und Jahre in direkter Nähe mitbekommen.
Daher bin ich froh über jeden, der es hinter sich hat.
Über die Hürde müssen wir nun einmal alle rüber.
Wie albern ist es doch, diese Tatsache an sich zu beklagen.
Vorgestern hat es wieder ein Fußballer, Herr Biermann, „geschafft“, obwohl er dank der Christlichen Bundespolitiker keine Hilfe bekommen hat und völlig im Stich gelassen wurde. Technisch ist so ein Suizid nicht leicht und es ist erbärmlich, daß man Sterbewilligen auch noch die Brutalität von gescheiterten Suizidversuchen aufzwingt. Biermann hat es nun doch hinbekommen.
Er hat es gut.

Trauer um Andreas Biermann: Der Ex-Fußball-Profi und St. Pauli-Spieler ist tot. Entsprechende Medienberichte bestätigte sein aktueller Verein "Spandauer Kickers" am späten Samstagabend zunächst auf Facebook.
[…]  "Unser Seniorenspieler Andreas Biermann hat seine depressive Krankheit nicht überwinden können und ist gestern Morgen verstorben." Nach Angaben des Vereins hat sich Biermann das Leben genommen. […]  "Er hatte es schon einige Male probiert. Man dachte, dass er es in den Griff bekommt. Leider hat er es nicht geschafft", erklärte Torsten Mattuschka vom 1. FC Union Berlin, der in der Regionalliga-Saison 2006/2007 gemeinsam mit Biermann bei den "Eisernen" kickte. "Das ist eine Tragödie. Wie verzweifelt muss man sein, wenn man das als zweifacher Familienvater macht? Man kann sich das schwer vorstellen", sagte der Union-Kapitän nach dem Training am Sonntag. […]  Andreas Biermann wurde 33 Jahre alt.