Mittwoch, 12. März 2014

Auf den größten Haufen scheißen.



 Katholische Bischöfe sind natur-devot und passen sich amöbenartig an das an, was aus Rom vorgegeben wird. Sie sind die klassischen Radfahrer-Persönlichkeiten: Nach unten treten und nach oben buckeln.

Daß ein Oberhirte wie Franz Kamphaus eine abweichende Meinung auch gegenüber dem Vatikan vertritt, ist extrem selten.
Natürlich stimmten viele Kollegen dem TVE-Vorgänger inhaltlich bezüglich der Schwangerschaftsberatung zu; es war auch zu absurd was Ratzinger und Woytila von den Deutschen verlangten. Aber inklusive Lehmann beugten sich alle dem grotesk-frauenfeindlichen Diktat aus Rom. Kamphaus war ohnehin schon alt und würde bald sein Bistum abgeben.
Und schließlich war der Fall des renitenten Limburgers Ratzinger eine Lehre. Als der Posten neu zu besetzen war, kam das diametrale Gegenteil Kamphaus‘ ans Ruder: Tebartz-van-Elst!
Bei dem bestand jedenfalls keine Gefahr mehr, er würde sich mit dem einfachen Volk gemein machen und die Sorgen der Frauen ernst nehmen. Was TVE stattdessen interessierte ist inzwischen mindestens 31-millionenfach bekannt.

Nun ist aber ein neuer Papst am Ruder und im Gegensatz zu seinem Vorgänger, ist sich das deutsche Episkopat nicht sicher, was man von ihm halten soll. Was will Bergoglio?
Sein Auftreten ist so ganz anders als das des Protz-Benedikts. Aber inhaltlich hat er nichts liberalisiert. Im Gegenteil, der ultrakonservative Pädophilen- und TVE-Freund Müller ist inzwischen sogar Kardinal und bestimmt die Glaubenslehre der 1,2 Milliarden Katholiken weltweit.
TVE ist eben NICHT gefeuert worden, sondern sonnt sich ungeniert im Vatikanischen Glanz.

Wie bereits beschrieben, befanden sich die deutschen Bischöfe ob dieser Unklarheiten in einem Dilemma.
Wen sollte man in dieser Situation zum Vorsitzenden wählen? Einen der „jungen“ Konservativen, die beim Kirchenvolk so beliebt wie Fußfäule sind?
Overbeck, Tebartz-van-Elst oder Woelki wären ganz nach dem Geschmack des Pontifex Emeritus.
Aber was wäre, wenn man sich auf so einen harten Hund geeinigt hätte und dann stellt sich womöglich raus, daß Franzi es mit seinen Reformen und der neuen Bescheidenheit doch ernst meint?
Da liegt Konfliktstoff in der Luft. Die deutschen Oberhirten verzichten jedenfalls bisher nicht auf ihre Luxuslimousinen. Tatsächlich war Franz Kamphaus der einzige Bischof, der je so ein bescheidenes Auto wie der jetzige Papst gefahren hatte.
Für Luxus-Marx, der offenbar auf einem gewaltigen Geldspeicher sitzt und die Millionen nur so um sich wirft, kommt ein FIAT Panda jedenfalls nicht in Frage.

Just zum Rücktritt Ratzingers hatte der Münchner Erzbischof noch demonstriert, wie wichtig ihm sein persönliches Wohl ist.

Die Lage ist erstklassig, der Preis auch: Für 9,7 Millionen Euro hat das Erzbistum München-Freising in Rom ein neues Gästehaus gekauft. Böse Zungen haben der Immobilien auch schon einen Spitznamen verpasst: „Palazzo Marx“.  [….] Nach vier Jahren im „Schwabinger Asyl“ kehrt Erzbischof Reinhard Marx in dieser Woche wieder in sein traditionelles Quartier im Palais Holnstein in der Kardinal-Faulhaber-Straße im Stadtzentrum zurück. Das Gebäude, das 1733 bis 1737 im Auftrag des Kurfürsten Karl Albrecht als Rokoko-Adelspalais erbaut wurde, war seit Oktober 2008 vom Staatlichen Bauamt saniert worden. Marx war deshalb vorübergehend ins Schloss Suresnes in Alt-Schwabing gezogen.
[….]  Die Sanierung des Palais kostete 8,1 Millionen Euro, davon trägt die Kirche 1,56 Millionen.

Würden die Bischöfe Franzis bescheidenheits-Demonstrationen ernst nehmen, könnten sie sich nicht für Marx als Vorsitzenden entscheiden.
Daß sie es heute dennoch taten, hat einen Grund:
Sie wissen, daß der Papst Marx toll findet, weil er schon mit neuen Ehrungen und Ämtern aus Rom überhäuft wurde.

Marx ist bereits jetzt viel mehr als nur Erzbischof von München und Freising und Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz. In den vergangenen Jahren hat er Ämter und Positionen geradezu angehäuft: Seit 2012 leitet er die Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft. Nach der Papstwahl 2013 machte Franziskus ihn zu einem von acht Kardinälen, die an der Reform der Kurie arbeiten sollen. Und erst am Samstag gab der Vatikan bekannt, dass Marx auch noch den neu geschaffenen 15-köpfigen Wirtschaftsrat in Rom koordinieren soll. Das Gremium soll eigenständig mit der neuen zentralen Finanzverwaltung der katholischen Kirche zusammenarbeiten. Reichlich Amt und Würden - aber eben auch Arbeit.  Und die wartet eigentlich auch im Erzbistum auf ihn. Das plagt sich mit einer Strukturreform, die Verwaltung ist im Umbruch, Pfarreien werden zu Verbänden zusammengefasst, die Stimmung ist angespannt. Der Diözesanrat liegt Marx mit 61 Reform-Empfehlungen in den Ohren, die Priester und Laien schon vor Jahren in einem "Zukunftsforum" erarbeitet haben. Sie wollen endlich Ergebnisse sehen.  Hinter vorgehaltener Hand grummeln einige darüber, dass sich der Kardinal um so viele andere Dinge zu kümmern hat. Dazu kommt ohnehin noch der Ärger mit der Insolvenz des Weltbild-Verlags. Nebenher muss Marx Italienisch lernen, damit er in Rom besser diskutieren kann, denn im Kardinalsrat gibt es keine Dolmetscher. Der Kardinal hat reichlich zu tun, auch ohne den Vorsitz der Bischofskonferenz. [….]

Aber der dicke Münchner plant seine Karriere nach dem Motto „Bescheidenheit ist eine Zier – weiter kommt man ohne ihr!“
Das deutsche Episkopat leistet damit seinen Offenbarungseid.
Indem es immer nur Marx, Marx, Marx schallt, beweisen sie wie dünn ihre Personaldecke ist und was von den jüngeren Bischöfen zu halten ist – nämlich nichts.

Aber nicht nur bezüglich des Protzes bleibt die deutsche RKK auf Ratzingers Linie, auch in der Disziplin „Homophobie“ ist Marx voll auch Mittelalterkurs.

Der neue Vorsitzende hatte in den letzten Jahren wiederholt mit homofeindlichen Äußerungen für Aufmerksamkeit gesorgt. Besondere Aufregung erzeugte seine Aussage aus dem Jahr 2011, als er bei einem Gesprächsforum in Mannheim erklärt hatte, dass Homosexuelle "gescheiterte und zerbrochene Menschen" seien. Der Lesben- und Schwulenverband nannte die Aussagen "beleidigend und herabwürdigend" und verlangte vom Kardinal entweder eine Richtigstellung oder eine Entschuldigung. Später [….] beschuldigte Marx Homosexuelle, einen schlechten Einfluss auf die Gesellschaft zu haben. So sagte er Ende 2012, dass es zum Tod der Gesellschaft führen würde, wenn Schwule und Lesben gleichberechtigt heiraten dürfen.
Matthias Drobinski, der SZ-Geist, der stets bejaht, wirft sich auch sofort dem neuen Chefbischof Deutschlands zu Füßen:

Just an diesem Mittwoch in der Morgenmesse soll er im Dom predigen; Marx nutzt die Gelegenheit zu einer beeindruckenden Bewerbungsrede. Die Lesung stammt aus dem Buch Jona der hebräischen Bibel. Geht hinaus, predigt er den Mitbrüdern - wie einst der Prophet Jona in die Stadt Ninive. [….]  Marx spricht frei, seine Sätze sind klar, fromme Floskeln fehlen, und was er sagt, klingt ungefähr so, wie Papst Franziskus in Rom predigt. [….]
Das kann Marx wie kein Zweiter in dieser manchmal arg verdrucksten Konferenz: Die Sache auf den Punkt bringen und ihr dann auch eine Richtung geben. Das war seine Stärke, als er, der Sozialexperte, 1997 zu den wichtigen Autoren des gemeinsamen Sozialworts der Kirchen gehörte, als er ein Jahr später den Dialog zwischen katholischer Kirche und den Grünen voranbrachte. Das war seine Stärke, als er sich 2010 in jenen Wochen, da mehr und mehr sexuelle Übergriffe in der Kirche bekannt wurden, zu radikalem Handeln entschloss und alle Akten des Erzbistums nach Taten und Tätern durchforsten ließ - die Detail-Ergebnisse jedoch im Tresor verschwinden ließ. Ein tatkräftiger Vorsitzender mit bestem Draht nach Rom, geeignet, die von dort kommenden Ansprüche des Papst-Sekretärs und Erzbischofs Georg Gänswein und des Präfekten der Glaubens-Kongregation, des Kardinals Gerhard Ludwig Müller, abprallen zu lassen - kann den deutschen Bischöfen Besseres passieren?  [….]


Dienstag, 11. März 2014

Chefs in bunten Kleidern gesucht.



 Gerade hocken die RKK-Bischöfe zu ihrer Frühjahrstagung in Münster zusammen.
Es ist diesmal eine besonders gerontige Veranstaltung. Der Kölner Kardinal Meisner, dem Muslimische Familien nur ein Drittel so viel wert sind wie Katholiken, wurde Weihnachten 80 Jahre alt und amtiert nicht mehr.
Die beiden Erzbischöfe Thissen und Zollitsch sind mit dem Überschreiten ihrer 75. Geburtstage ebenfalls am Bischöflichen Rentenalter angekommen und reichten ihre Rücktrittsgesuche ein.
Damit sind drei wichtige Personalien offen; es fehlt ein neuer Chef für das flächenmäßig größte katholische deutsche Erzbistum es fehlt ein Chef für das reichste deutsche Erzbistum und es fehlt insbesondere ein neuer Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz, also der oberste Boss des Episkopats.

Für Hamburgs Erzbischof Werner Thissen ist das aktuelle Treffen in Münster die letzte Bischofskonferenz, an der er teilnimmt. Es war sein Wunsch, bei der Wahl des Nachfolgers für Robert Zollitsch, den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, auch noch seine Stimme abgeben zu können. [….]
Jetzt verdichten sich die Hinweise: Der Hamburger Erzbischof wird voraussichtlich schon Ostern nicht mehr in seinem Amt sein. Im Laufe der kommenden Wochen soll die Entscheidung aus Rom kommen und Papst Franziskus den Rücktritt des Hamburger Erzbischofs annehmen.

Alle lieben Papst Franziskus, aber nun stellt sich doch langsam heraus, daß er nach über einem Jahr im Amt noch rein gar nichts Substantielles getan hat. Bergoglio entscheidet offenbar nicht gern, sondern macht lieber Faxen.
Unerträglich wird die Situation in Limburg. Bereits vor fünf Monaten wurde Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst beurlaubt und noch immer läßt der einlunigige Argentinier die Limburger schmoren. Dreist tanzt ihm TVE auf der Nase umher, wohnt zeitweise wieder in seinem Parlazzo Prozzo, läßt sich vom Chef der Inquisitionsbehörde zu dessen Kardinalserhebung nach Rom einladen und verwirrt nun auch seine deutschen Amtskollegen mit widersprüchlichen Signalen über seine Teilnahme an der Münsteraner Bischofskonferenz.
Sowohl das Limburger Domkapitel als auch Erzbischof Zollitsch im Namen des Episkopats hatten den Vatikan eindringlich um eine Entscheidung gebeten.
Aber nichts geschieht. Wie man diese Woche hörte, befinden sich die wichtigen Kardinäle der Bischofskongregation und Glaubenskongregation in Exerzitien.
Das Bistum Erfurt befindet sich nach dem Abschied von Bischof Joachim Wanke bereits seit 2012 in Vakanz. In Mainz, Hamburg, Köln und Limburg ist ebenfalls weit und breit kein Nachfolger in Sicht.
Es zeigt sich jetzt erst das ganze Desaster der Personalpolitik der über 30-Jährigen Ratzinger-Ära. Alle guten Kandidaten wurden ausgebremst, die Konzilsgeneration geht in den Ruhestand und dahinter ist nichts.

In der menschenrechtsfeindlichen, muffigen Tradikirche Ratzingers und Woytilas wurden Pädophile geschützt und Typen wie der Dominikanerpater Wolfgang Spindler stiegen auf. Die stoßen aber außerhalb der Kleriker-Kaste auf ungefähr so viel Sympathie wie Mundfäule oder Fußpilz. Dies bewies der Dominikanerpater diese Woche bei einem Auftritt der CSU-Geretsried.


Der Theologe Wolfgang Spindler, der als Festredner im örtlichen Ratsstubensaal eingeladen war, hat Thesen verbreitet, die hohe Wellen schlagen: Spindler klagte über eine "Inflation von Menschenrechten", über eine europaweite Umerziehung und Umprogrammierung der Geschlechter und des Familienbildes, über eine "Auflösung der menschlichen Natur". In diesem Kontext sprach er das Thema Homosexualität an und stellte die Frage in den Raum: "Werden demnächst auch Polygamie, Polyandrie oder Sodomie anerkannt?"
Etwa 100 Besucher hörten das und spendeten am Ende Applaus. Doch bald ahnte der CSU-Bürgermeisterkandidat, dass solche Reden wenige Tage vor der Wahl gar nicht gut ankämen: Noch bevor die ersten empörten Stellungnahmen und Leserbriefe in Umlauf kamen, entschuldigte sich Michael Müller in aller Form und auch im Namen der CSU-Landratskandidatin Sabine Lorenz. [….]
Umso erboster ist die Arbeitsgemeinschaft Lesben und Schwule in der SPD Oberbayern. Sie ist "entsetzt" und erkennt in Spindlers Äußerungen "einen Rückschritt ins Mittelalter". Die Analogie von Homosexualität und Sodomie sei beleidigend und ehranrührend. Mit dieser Art von Aufhetzungen würden in Afrika und in Russland "Hetzjagden auf Schwule und Lesben angestachelt, die häufig in Lynchjustiz enden".

Nicht nur die Pfarreien stehen leer und werden notdürftig in großen Konglomeraten zusammengefasst oder mit afrikanischen Hilfspriestern bestückt, weil auch die Priesterseminare verwaisen, sondern auch an der Spitze tut sich nichts.
Ein Bischof, der sich für den Vorsitz der Konferenz anböte, der womöglich gar von den Gläubigen geschätzt wird, ist nicht in Sicht.
Den Job „will“ eigentlich nur Kardinal Marx, aber der Münchner hat Leichen im Keller. Man hat nicht vergessen wie er gegen Mixa intrigierte oder Äbte in Rom anschwärzte, wie er sich aus der Missbrauchs-Verantwortung stahl.
Und Marx ist ein Prasser, der Prunk und Protz auslebt, neben dem TVE wie ein bescheidener Eremit aussieht.
Marx wollte schon vor sechs Jahren Nachfolger Lehmanns werden und blitzte gnadenlos in der Bischofskonferenz ab.

Die Auguren rätseln nun, wer als neuer Chef in Frage käme.

Kardinal Robert Zollitsch [Drobinski, Du DEPP! Zollitsch ist bloß Erzbischof – auch wenn Du ihn noch so sehr in den Himmel lobst, wird er nicht Kardinal!] hat die katholische Kirche in Deutschland durch ihre schwerste Krise geführt. Nun tritt er ab. Sein Nachfolger muss die überfälligen Reformen mutig und zugleich demütig anpacken [….] Die Probleme sind offenkundig: Die religiöse Landschaft in Deutschland wandelt sich, viele Gläubige wollen dringend Reformen, über das Staat-Kirche-Verhältnis wird debattiert. Jetzt braucht es einen, der das anpackt, demütig und selbstbewusst, als frommer Pilger trotzdem mit den Mächtigen auf Augenhöhe.
[….] Häufig genannt wird der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode. Er ist 63 Jahre alt und einer der dienstältesten Bischöfe. [….] [Schwierig] könnte werden, dass er bislang keine wichtige Rolle jenseits seines Bistums angestrebt hat. Seinem Essener Amtsbruder Franz-Josef Overbeck wird da mehr Ehrgeiz nachgesagt. Er gilt eher als Kandidat der Konservativen, der sich auch mal traut, gegen den Zeitgeist zu reden, wobei er in den vergangenen Jahren wesentlich differenzierter auftrat. Ein Hinderungsgrund könnte eher sein Alter sein: Mit 49 Jahren gehört er zu den jüngsten Ortsbischöfen, wer ihn wählt, wählt ihn möglicherweise für 20 und mehr Jahre. Das gilt auch für Stephan Ackermann, 50, den Trierer Bischof, den Beauftragten für Missbrauchsfälle. Er hat das Amt insgesamt gut gemeistert und sich tapfer in die Konflikte geworfen. Und dann ist da noch Rainer Maria Woelki, der 57-jährige Kardinal aus Berlin. Doch der sagt inzwischen jedem, der es hören möchte, dass er es auf keinen Fall werden wolle. [….]
 (SZ vom 11.03.2014)

Montag, 10. März 2014

Alter Blog-Bekannter.



Heute lese ich Pressemitteilungen der Bundestagsopposition, die inhaltlich absolut überzeugend und richtig gegen die absurde Optionspflicht stehen.

Sevim Dagdelen: Optionspflicht abschaffen – ohne „Wenn“ und „Aber“
"Die Bundesländer mit SPD-Beteiligung können nun zeigen, wie ernst sie es mit der Abschaffung der verfassungsrechtlich und organisatorisch unhaltbaren Optionspflicht ist. Wir brauchen eine generelle Akzeptanz der Mehrstaatigkeit. In der Einbürgerungspraxis ist sie ohnehin längst der Regelfall", erklärt Sevim Dagdelen, migrationspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, zum Streit in der großen Koalition über die Optionspflicht. Dagdelen weiter:
"Das jetzige Gezänk um die Optionspflicht ist nur noch erbärmlich. Das gilt für die Große Koalition genauso wie in der SPD. Es ist zu begrüßen, dass drei rot-grüne Landesregierungen die Optionspflicht zu Recht bedingungslos abschaffen wollen. Doch von der SPD-Partei- und Fraktionsspitze auf Bundesebene bläst ihnen ein scharfer Wind entgegen. Unter anderem die SPD-Generalsekretärin fordert Vertragstreue gegenüber der Union zum Doppelpass-Kuhhandel. Eine Rückkehr zu ihrem Wahlversprechen beim Doppelpass und eine Abkehr von dem kleingeistigen, engstirnigen und faulen Kompromiss scheint damit unwahrscheinlich.
DIE LINKE setzt sich in ihrem aktuellen Antrag (BT-Drs. 18/286) für ein fortschrittliches Staatsangehörigkeitsrecht ein, das Mehrstaatlichkeit grundsätzlich, also auch bei Einbürgerungen erlaubt. Darüber hinaus fordern wir umfangreiche Erleichterungen bei der Einbürgerung, um allen dauerhaft hier lebenden Menschen grundlegend gleiche Rechte zu gewähren."

Und bei den Grünen heißt es:

Aktuelle Stunde zum Optionszwang beantragt
Britta Haßelmann, Erste Parlamentarische Geschäftsführerin, erklärt:
Wir haben heute eine Aktuelle Stunde mit dem Titel ,,Haltung der Bundesregierung zur Abschaffung des Optionszwanges im Staatsangehörigkeitsrecht" beantragt.
Bei der Reform des Staatsbürgerschaftsrechtes herrscht in der Bundesregierung ein heilloses Durcheinander. Die Union möchte am liebsten gar nichts verändern, die SPD möchte den Optionszwang abschaffen.
Vielen jungen Frauen und Männern wird durch den Optionszwang vermittelt, sie seien kein Teil unserer Gesellschaft. Sie sind jedoch hier aufgewachsen und gehören zu unserem Land. Es muss endlich Schluss damit sein, dass junge Menschen gezwungen werden, sich zwischen der deutschen und einer anderen Staatsbürgerschaft zu entscheiden.  
Was CDU und SPD bisher auf den Tisch gelegt haben, ist nichts anderes als die Verlängerung dieser Optionspflicht. Über den Bundesrat möchte die SPD jetzt die Optionspflicht richtigerweise abschaffen. Es wird höchste Zeit, dass die Bundesregierung ihre Haltung unmissverständlich klar stellt.
(PM Die Grünen 0192/2014)

Das Groteske an dieser menschenverachtenden Situation ist, daß es für diese oppositionellen Ansichten sogar eine breite Mehrheit gibt, da auch SPD und FDP die Optionspflicht abschaffen wollen.
Die in der Minderheit befindliche CDU kann aber in dieser Frage der Mehrheit ihre xenophobe und menschenverachtende Position aufdrücken, weil sie im Koalitionsvertrag der SPD verbieten ließ für den Doppelpass zu sein.
Es war eins dieser ekelhaften Tauschgeschäfte der Großkoalitionären auf dem Rücken von Minderheiten.
Die CDU darf weiterhin gegen Ausländer Stimmung machen und dafür bekommt die SPD ihre ungerechte Rente mit 63, bzw 61.

Theoretisch könnte man natürlich trotzdem innerhalb der Regierungskoalition noch über den Doppelpass reden, aber praktisch geht das nicht, da Crazy Horst seine persönlichen Animositäten über die Interessen der Bürger und die Vernunft stellt.
Er ist nämlich noch angefressen, weil Debil-Friedrich sich um sein Ministeramt plapperte. Als Kompensation sollte eigentlich ein dicker SPD-Kopf rollen, aber da das bisher nicht klappte, schaltet der irre Bayer nun bei der Optionspflichtabschaffung auf stur.
Für den Fehler Friedrichs sollen nun Ausländer wie ich büßen, indem sie weiter ausgestoßen bleiben.
Einfach erbärmlich, diese Union.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat die Bundesratsinitiative zum Doppelpass verteidigt und sich eine Einmischung in Länderrechte verbeten. "Die große Koalition kann den Föderalismus nicht einfach in den Urlaub schicken", wies der Grünen-Politiker die harsche Kritik aus der CDU an der Initiative der Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein zurück.

Wenn es gegen Ausländer geht, ist die CDU immer gleich elektrisiert und mobilisiert die letzten Abwehrkräfte. Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Neuregelung des Staatsbürgerschaftsrechtes soll möglichst ausländerunfreundlich ausfallen

Die Türkische Gemeinde in Deutschland hält die Regierungspläne zur doppelten Staatsbürgerschaft für völlig verfehlt und fordert eindringlich Nachbesserungen. „Mit diesem Gesetz erweitert man die Ungerechtigkeiten“, sagte der Bundesvorsitzende Kenan Kolat in Berlin. „Der Vorschlag von Innenminister de Maizière ist absurd und bringt nur noch mehr Bürokratie.“
Auch fehle bisher eine vernünftige Regelung für jene, die wegen der sogenannten Optionspflicht bereits ihren Pass verloren hätten. Diese „Optionskinder“ müssten ohne Bürokratie und ohne Kosten die verlorene Staatsbürgerschaft zurückbekommen, verlangte er. Das müsse im Gesetz klar geregelt werden.
[…]  Kolat begrüßte die Initiative der Länder. Er beklagte aber, es handele sich ohnehin nur um eine „Mini-Reform“. „Natürlich sind wir damit überhaupt nicht zufrieden“, sagte er. „Wir sind enttäuscht und wütend.“ Junge Menschen aus türkischen Familien könnten künftig zwar dauerhaft zwei Pässe haben. Für viele ältere Geschwister oder die Eltern gelte das aber nicht. Auch bleibe die Ungerechtigkeit gegenüber anderen Nationalitäten: Während es für Menschen aus Dutzenden Staaten kein Problem sei, zwei Pässe zu bekommen, sei das für viele Türkischstämmige in Deutschland auch künftig nicht möglich.

Heute fragte ich mich, was eigentlich die CDU-Doppelpassler dazu denken.
Melden die sich mal vernehmlich, um gegen die Parteilinie zu stimmen?
Nein, natürlich nicht. Sie sind ja schließlich in der CDU und als solche Rückgrat-amputiert.

David McAllister ist ein Europäer von Geburt. Mit ihm wird ein Doppelpass-Deutscher ins Europäische Parlament einziehen. Der Mann, den die CDU-Führung am Freitagabend als ihren Spitzenkandidaten zur Europawahl gekürt hat, hat einen britischen Soldaten als Vater, eine deutsche Lehrerin als Mutter und beide Pässe.
(taz 08.02.14)

Für die Bürger, die wie ich zum Beispiel ähnlich alt sind wie McAllister und nicht seine Möglichkeit von zwei Staatsbürgerschaften bekommen sollen, setzt sich der Ex-Liebling von Angela Merkel nicht ein.

Einen CDU-Doppelpassler, und zwar eine ziemlich Braunen, gibt es noch in der Hamburger Bürgerschaft.

Mit Nikolaus Haufler hat die Hamburger CDU auch einen kleinen Frank Schäffler.

Haufler (* 1984 in Tscheljabinsk, Ural, Nachfahre Krim-Deutscher) sitzt in der Hamburger Bürgerschaft und hat wie so viele Hamburger CDU’ler der jüngsten Generation einen starken Hang ins Bräunliche.

Ich erinnere an seinen hanseatischen Kollegen und ehemaligen JU-Kreischef Alexander Weiss.
Gegen den damals 22-jährigen Jungpolitiker wurde wegen ausländerfeindlicher Äußerungen ermittelt. "Niggerschlampe" soll der Jurastudent eine südländisch aussehende Kommilitonin beschimpft haben und sie dann mit Bierdeckeln beworfen haben. Zudem, so die Vorwürfe, soll Weiß "Nicht-Arier" als "eine Schande für das Juristentum" bezeichnet haben.

Für den aktiven CDU-Funktionär kann es gar nicht braun genug sein. Im Internetportal "StudiVZ" ist der Jungpolitiker unter anderem Mitglied in den Gruppen "Gegen Inländerfeindlichkeit durch Ausländer" und "Nach Frankreich fahr ich nur auf Ketten" - eine Anspielung auf den Einmarsch der Nazis im Zweiten Weltkrieg.

Nikolaus Haufler gibt auf seinem Facebook-Profil spannende Interessengebiete an.

Junge Union Bremen, CDU/CSU-Bundestagsfraktion, CDU, Kristina Schröder, CSU, Junge Union Thüringen, Wolfgang Schäuble, Bild, RCDS - Hochschulgruppe der HU Berlin, Junge Union Magdeburg, Junge Union Südwestfalen, Hermann Gröhe, Gegen die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg, CDU Altona / Elbvororte, CDU Kreisverband Hamburg-Mitte, CDU Lurup - Osdorfer Born, CDU Hamburg, Thalia Theater, Junge Union Bezirksverband Elbe-Weser, Konrad-Adenauer-Stiftung, Christoph Ahlhaus, Junge Union Eimsbüttel/Hoheluft-West, CDU Nordrhein-Westfalen, CDU Winterhude, Junge Union Greifswald, Peter Ramsauer, Karl-Theodor zu Guttenberg, Ludwig Erhard, Helmut Kohl, Angela Merkel, Junge Union Rheinland-Pfalz, Junge Union Hessen, Junge Union Bayern, Junge Union Schleswig-Holstein, Schüler Union Hamburg, Junge Union Hamburg, Junge Union Baden-Württemberg, Junge Union Mecklenburg-Vorpommern, Junge Union Sachsen & Niederschlesien, Junge Union NRW, Junge Union Eimsbüttel, Junge Union Altona/Elbvororte, Junge Union Deutschlands.
(facebook.com/haufler)

Das nenne ich mal ein breit gefächertes Spektrum des Denkens eines 26-Jährigen!

Das neue Hamburger Wahlrecht, mit dem bei der Bürgerschaftswahl am 20.02.2011 reichlich Stimmen kumuliert werden konnten, verhalf dem Jung-CDU’ler mit Faible fürs Rechtsextreme ins Parlament.

Einer, der es durch das neue Wahlrecht auch von ganz hinten nach ganz vorn geschafft hat, ist Nikolaus Haufler, der auf dem eigentlich bedeutungslosen Listenplatz 50 für die CDU antrat. Der 1984 in Tscheljabinsk geborene Wirtschaftsinformatiker lebt seit 1995 in Hamburg. Im Wahlkampf hat er in erster Linie auf Wähler aus seiner alten Heimat gesetzt. Seine Plakate ließ er in kyrillischer Schrift drucken. Auch auf seiner Internetseite kommt der Besucher zunächst auf die russische Variante. Die Aufmachung verrät, dass er sich gezielt an Russlanddeutsche wendet. Der Plan ging auf: Rund 4300 Personenstimmen wurden für ihn abgegeben. Das ist das siebtbeste Ergebnis unter den CDU-Kandidaten. Im Wahlkreis Süderelbe holte der CDU-Mann vom Kreisverband Mitte 1,3 Prozent der Stimmen. In Bergedorf stimmten für ihn mehr CDU-Wähler als für Frank Schira. In beiden Wahlkreisen gibt es einen besonders großen Anteil von Russlanddeutschen. Haufler ist in der CDU nicht unumstritten. 2008 sorgte er für Schlagzeilen, weil er damals in seiner Eigenschaft als Chef der Jungen Union (JU) Mitte den Mitbegründer der vom Verfassungsschutz wegen rechtsextremer Bestrebungen beobachteten "Pennalen Burschenschaft Theodor Körner", Felix Menzel, als Referenten eingeladen hatte. 2009 gab es Kritik, weil kurz vor der Wahl zum JU-Chef 60 Freunde aus dem russischstämmigen Freundeskreis Hauflers in die Jugendorganisation der CDU eintraten.
(Die Welt 23.02.2011)

Haufler weiß also wie man die demokratisch-plebiszitären Hebel einsetzt und plant soeben seinen neuesten Streich.

Vor zwei Monaten hatte der SPD-Senat Hamburgs ein Alkoholverbot in den Bussen und Bahnen des ÖPNVs durchgedrückt.
Eine wie ich meine letztendlich sinnvolle Maßnahme, die aber auf der politischen Agenda weit hinten angesiedelt ist.

Der Jungrechte sieht nun in einer Saufen-wieder-erlauben-Volksinitiative ein probates Mittel die SPD zu ärgern.

Aber auch der Hanseatische Deutsch-Russe stört sich nicht an der ausländerfeindlichen Optionspflicht-Programmatik seiner eigenen Partei.
Haufler, der Russe und Deutsche und CDU’ler sitzt gerade im doppelten Sinne in der Patsche.
Zum einen ist seine Partei zwar auf Seiten der rechten Faschisten in der Ukraine, was den Rechten Haufler freuen mag, aber sie ist auch stramm gegen Russland, was den Russen Haufler stört.

Zum anderen sitzt das CDU-MdBü auch noch in Russland fest.
Wegen es Pass-Problems….
Karma is a bitch.

CDU-Abgeordneter Nikolaus Haufler sitzt in Moskau fest
Damit hatte der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Nikolaus Haufler nicht gerechnet: Als er am Sonntag um 15.40 Uhr aus Moskau Richtung Deutschland starten wollte, durfte er nicht an Bord. Begründung war der abgelaufene russische Reisepass des 29 Jahre alten Politikers. Der noch aktuelle deutsche Ausweis wurde von den Behörden nicht akzeptiert.
"Das ist ärgerlich, aber es gibt deutlich Schlimmeres", sagte der russischstämmige Hamburger mit Doppelpass. […]
Der Unternehmensberater war am Donnerstag nach Moskau geflogen – mit gültigem deutschen, indes abgelaufenen russischen Reisepass. Viel mehr als ein Bußgeld, vermutete er, würde nicht drohen. […]  Von seiner Partei winkt Hilfe. "Wir haben Kontakt zum Kollegen Haufler aufgenommen", sagte Hamburgs CDU-Vorsitzender Marcus Weinberg. Über das Auswärtige Amt werde er sich um eine zügige Ausreise bemühen.

Naja, dann kann er vielleicht noch ein paar der homophoben Orthodoxen Priester besuchen, die er schon in Hamburg so lobte.

Ich habe heute gemeinsam mit dem CDU-Ortsverband Winterhude und ihrem Vorsitzeden Christoph Ploß die russisch-orthodoxe Kirche in Hamburg besucht.
Die Gemeinde des Heiligen Johannes von Kronstadt befindet sich am Tschaikowskyplatz 1 im Karolinenviertel. Es ist ein wirklich schönes Gotteshaus: Die neoromanische Architektur passt zur orthodoxen Gemeinde, die das Haus 2001 von der katholischen Kirche übernommen hatte. Die Gemeinde hat das Haus liebevoll renoviert und mit den typischen Wand- und Deckenmalereien sowie mit Ikonen ausgestattet. Die gastfreundliche und herzliche Aufnahme der Gemeinde lassen mich immer wieder gerne kommen. Auch die zahlreichen Gäste aus dem CDU-Ortsverband waren vom Gespräch mit Erzpriester Baburin sehr begeistert.