Freitag, 3. Januar 2014

Sinnentleert



Schaltet man Ostern die Nachrichten ein, erfährt man als erstes, der Papst habe den Urbi-et-Orbi-Segen gespendet.
Eine sinnlose Meldung.
Ebenso gut könnte man darauf hinweisen, daß morgens die Sonne aufgegangen sei.

Eine Meldung wäre erst das Nichtstattfinden dieser Rituale.
Lustig war natürlich das Verwechseln der Kohl-Neujahrsansprache vom 31.12.1986.
Der eigentliche Skandal war aber nicht, daß die ARD die MAZ verwechselt hatte, sondern daß dem Wahlvolk der letzte Satz, als der bräsige Kanzler „ein erfolgreiches 1986“ wünschte, wie ein Versprecher erschien.
Die Kohl‘schen Verbalsinnlosigkeiten an sich waren so belanglos, daß sie auf jedes Jahr gepasst hätten.

Die Rederituale sind, ob man es glaubt oder nicht, inzwischen sogar noch dümmlicher und austauschbarer geworden.
Keiner wird irgendetwas davon erinnern was Merkel in einer ihrer Silvesteransprache gesagt hat und erst recht wird niemand mehr einen Gauck-Satz aus seiner Weihnachtsansprache wissen.

Das Unangenehme ist aber, daß Sprachpanscher wie die derzeitige Kanzlerin auch in ihren Ansprachen als lediglich entfernt Beteiligte daher kommen.

Ein junger Teilnehmer meines Bürgerdialogs in Heidelberg erzählte mir, dass ein Spieler aus seinem Fußballteam die Schule abbrechen wollte. Daraufhin ging er zu seinem Trainer und bat ihn, das ganze Team zusammenzurufen, damit jeder erzählen konnte, warum es gut ist, in die Schule zu gehen. Das taten sie beim nächsten Training, und das hat gewirkt. Der Mitspieler brach die Schule nicht ab.
Das ist nur eine von vielen Geschichten, die überhaupt nicht spektakulär, aber dennoch bezeichnend für unseren Zusammenhalt sind. Es sind Freunde und Nachbarn, die Initiative ergreifen oder einen Missstand beheben.

Prima. Sollen sich doch die Freunde irgendwie zusammen raufen.
Daß es aber die Bundeskanzlerin ist, die ein katastrophales Schulsystem zu verantworten hat, welches jedes Jahr 70.000 – 80.000 Jugendliche ohne Abschluß ausspuckt, oder daß inzwischen jeder zehnte Deutsche nicht lesen und schreiben kann, wird natürlich nicht erwähnt.

Solche Ansprache sind ohnehin sinnlos, aber noch sinnloser werden sie, wenn sie von den Menschen gehalten werden, die zu den ganz wenigen gehören, die etwas ändern könnten; es aber nicht tun.

Die Könige der heuchlerischen Ansprachen sind natürlich die Bischöfe.
Sie können mit beachtlichem Pathos und noch beachtlicherer Ignoranz von der Kanzel schwafeln.

Kirchen empört über Umgang mit Flüchtlingen
Bischöfe sprechen von einem Skandal und fordern mehr Solidarität mit den Asylsuchenden. Deutsche Bischöfe haben zum Jahreswechsel ein Umdenken in der europäischen Flüchtlingspolitik angemahnt. Das Flüchtlingsthema könne nicht ignoriert oder allein Einreiseländern wie Italien oder Griechenland überlassen werden, sagte der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki. [….]
Zum Thema Flüchtlingspolitik sagte Kardinal Woelki, die langjährigen Kategorien Kriegs- oder Wirtschaftsflüchtling passten heute „ganz einfach nicht mehr genau“. Viele der Flüchtlinge hätten ihre Heimatländer verlassen, weil sie dort für sich und ihre Familien keine Zukunftschancen mehr sähen, sei es durch Armut, Krieg oder wegen sozialer und ökologischer Missstände, so der Berliner Erzbischof in seiner Predigt zum Jahresabschluss in der Sankt Hedwigs-Kathedrale. Die weltweite Flüchtlingsfrage brauche bessere Antworten „als nur schärfere Grenzkontrollen. […]   Auch Papst Franziskus sprach in seiner Silvesterpredigt über Flüchtlinge. Er appellierte an Roms Bürger, mehr Solidarität mit Armen, Flüchtlingen und anderen Notleidenden zu zeigen.

Ihr Heuchler in den schwarzen Nachthemden schämt Euch wohl gar nicht?
Empörung nützt keinem Flüchtling etwas. Davon wird kein vor Lampedua Ersoffener wieder lebendig.
Daß die Bedingungen in Afrika so beschissen sind und so viele Leute vor Hunger fliehen müssen, hängt mit Eurer perversen katholischen Vermehrungsmoral zusammen, die Kondome verdammt!
Daß in Nahen Osten und Umgebung Bürgerkrieg herrscht, der Millionen Menschen vertreibt, hat ebenfalls maßgebliche religiöse Ursachen.
Und schließlich:
Diejenigen, die sich wie Horst Seehofer am verabscheuungswürdigsten gegenüber Fremden und Flüchtlingen aufführen, sind allesamt Politiker, die das „C“ in ihrem Parteinamen wie eine Monstranz vor sich her tragen.
Diejenigen also, mit denen Ihr Bischöfe kungelt, von denen Ihr Euch bezahlen lasst, die Ihr bei jeder Gelegenheit trefft.

Der unfehlbare Papst Pius XII hatte noch direkt in Auseinandersetzungen eingegriffen, indem er die ihm unliebsame Partei pauschal exkommunizierte.
Die römisch-katholische Kirche bezieht politisch durchaus klar Position, wenn sie möchte.

Anders als Hitler und die Nazis, verdammte Pius XII Hitlers Gegner mehr als deutlich. Beispielsweise in der Enzyklika „Divini Redemptoris“ (am 19. März 1937 veröffentlicht).

Die "acta apostolicae sedis", die Gesetzessammlung des Heiligen Stuhls vom Juni 1949 machte die Exkommunikation der Kommunisten und ihrer Anhänger aktenkundig und offiziell.

Die Weisung des Vatikans lautet: Kein Katholik kann Mitglied einer kommunistischen Partei sein oder sie begünstigen. Kein Katholik darf Bücher, Zeitungen oder Zeitschriften veröffentlichen, lesen oder verbreiten, in denen die kommunistische Doktrin verkündet wird. Jeder Katholik, der die materialistische und antichristliche Lehre des Kommunismus verkündet, sie verteidigt oder gar verbreitet, verfällt als Abtrünniger des katholischen Glaubens der Exkommunikation.
(DER SPIEGEL)

Der unfehlbare Papst definiert „kommunistische Erzsünder“ als Intellektuelle und KP-Propagandisten, die automatisch exkommuniziert sind.

Mitglieder der katholischen Kirche blieben hingegen Adolf Hitler, Heinrich Himmler, Reinhard Heydrich, Rudolf Hoess, Julius Streicher, Fritz Thyssen, Klaus Barbie, Leon Degrelle, Emil Hacha, Ante Pavelic, Konrad Henlein, Pierre Laval, Franco, Mussolini, oder Josef Tiso.

Das ist die Realität der Heiligen Römisch-katholischen Kirche.
Die Befreier von Ausschwitz, die Rote Armee, wurden verdammt und exkommuniziert, aber der Lagerkommandant Rudolf Hoess, sowie der Megasadist Josef Mengele blieben Mitglieder der RKK.

Nach 1945 half der Vatikan den Massenmörder des Jüdischen Volkes der Justiz zu entkommen.

Adolf Eichmann, Alois Brunner, Dr. Josef Mengele, Franz Stangl (Kommandant der Vernichtungslager Sobibór und Treblinka), Gustav Wagner (Stangls Assistent), Klaus Barbie, Edward Roschmann („Der Schlächter von Riga“), und Aribert Heim (KZ Mauthausen) sind einige der Männer, die auf Veranlassung des Papstes durch Bischof Hudal mit Vatikanischen Papieren ausgestattet vor der alliierten Justiz nach Südamerika flüchteten.

Die überlebenden Juden, die sich nach Israel retten konnten, schätzte der Vatikan weit weniger.

Es dauerte bis 1993 - fast ein halbes Jahrhundert - bis sich der Vatikan dazu herab ließ auch nur diplomatische Beziehungen zu Jerusalem aufzunehmen.

Als es schließlich 1948 trotz vatikanischer Vetos zur Gründung des Staates Israel kam, polemisierte der "Osservatore Romano": "Der moderne Zionismus ist nicht der wahre Erbe des biblischen Israel, sondern ein weltlicher Staat ... deshalb gehören das Heilige Land und seine geheiligten Stätten der Kirche, die das wahre Israel ist."
Im Sommer 1948 schwieg Papst Pius XII. wochenlang, als arabische Artillerie Jerusalem beschoß. Aber kaum hatten Israels Truppen die Jerusalemer Neustadt besetzt, erließ er eine Enzyklika ("In multiplicibus curis"), in der er für die Internationalisierung Jerusalems eintrat, da die Sicherheit der Heiligtümer unter den Juden nicht gewährleistet sei -- ganz im Sinne des heiliggesprochenen Papstes Pius X.: "Es ist nicht angenehm, daß die Türken unsere Heiligtümer besitzen, aber die Juden in der Erlangung unserer heiligen Stätten zu begünstigen, das können wir nicht."
Im Mai 1949 wiegelte der Vatikan einige katholische Staaten gegen die Aufnahme Israels in die Uno auf, "weil das Land den vollen Internationalisierungsplan nicht durchgeführt hat". Daß auch Jordanien -- wie damals alle arabischen Staaten -- die Internationalisierung Jerusalems kategorisch ablehnte, kritisierte der Papst nicht, obwohl mehr als 90 Prozent aller heiligen Stätten Jerusalems in der Hand der Jordanier waren.
Gebete für die "treulosen Juden".
Und die Tatsache, daß die Juden die einzigen Pilger waren, die 19 Jahre lang ihre heiligen Stätten nicht besuchen konnten, überging der Vatikan mit Schweigen. Auch unter Pauls Regierung war die Kurie stets darauf bedacht, die Araber auf Kosten Israels zu hofieren. Der Staat Israel wird vom Vatikan noch immer nicht offiziell anerkannt. Als der Papst 1964 zehn Stunden in Israel weilte, vermied er für das israelische Staatsoberhaupt die Anrede "Herr Präsident".

(DER SPIEGEL 11.11.1974)

Reguläre diplomatische Beziehungen zu Russland, dem Rechtsnachfolger der Sowjetunion nahm der Vatikan erst im Dezember 2009 (sic!) auf.

Wie auch immer die Kurienkardinäle wirklich über Hitler, den Holocaust, die Juden, den Kommunismus, Russland und Deutschland denken mögen; mit den Tätern des Massenmordes an den Juden einigte sich der Vatikan ganz schnell. 1951 nahm der Vatikan diplomatische Beziehungen mit der Bundesrepublik Deutschland auf und eröffnete eine Apostolische Nuntiatur in Bad Godesberg.

Die Auschwitz-Befreier und die Opfer selbst waren weit weniger angesehen.

Also Woelki und Bergoglio – wenn Eure Worte irgendwas anderes als pure Heuchelei sein sollen, dann droht den konservativen Innenpolitikern der EU sofort die Exkommunikation an.
Mal sehen was CDU und CSU wirklich für ihr „C“ tun.
Exkommunikation ist schließlich etwas, das schon für viel kleinere Vergehen automatisch droht. Wer seine Kirchensteuern nicht mehr bezahlen möchte und daher aus der Kirche als Körperschaft austritt, wird automatisch exkommuniziert.
Das dürfte doch wohl ein Petitessen-Vergehen sein im Vergleich zur wissentlichen Inkaufnahme von tausenden toten Flüchtlingen, wie es C-Merkel und C-Friedrich durchboxen.

Keinen Deut besser ist der als vergleichsweise liberal geltende Hamburger Erzbischof Thissen, der sich auch einen schlanken Fuß machte, indem er Dinge anmahnte ohne aber einen winzigen Krümel zu liefern.

Erzbischof Thissen fordert Kampf gegen Hunger und Armut.
[…]  Thissen hat gleichzeitig die ungerechte Verteilung von Nahrungsmitteln auf der Erde verurteilt. In der Südhälfte der Erde litten rund 800 Millionen Menschen an Hunger, oft mit tödlichem Ausgang. "Das müssen wir ändern", forderte der für das entwicklungspolitische Hilfswerk Misereor zuständige Erzbischof. Zugleich sei dies eine Frage des Lebensstils. "Die lebensbedrohende Armut in der Südhälfte der Erde kann uns nicht gleichgültig lassen. Der Globalisierung der Gleichgültigkeit müssen wir mit der Globalisierung der Nächstenliebe begegnen."  […]

Auch für Thissen gilt:
Wenn er wirklich etwas gegen Hunger tun wollte, müßte er zuerst die Antiverhütungspolitik der RKK ändern.
Im Übrigen ist die Deutsche katholische Kirche einer der Reichsten überhaupt. Über mehrere Hundert Milliarden Euro wird das Vermögen geschätzt. Darunter viele Beteiligungen und Firmen, die im Gegensatz zu den Kirchengebäuden selbst sehr leicht zu Geld zu machen wären. Aber lieber behält Thissen offenbar seine Anteile am Weltbildverlag und an TV-Produktionsfirmen, bevor er das Geld den 30.000 jeden Tag verhungernden Kindern zukommen läßt, um ein paar Leben zu retten.
Kollege Tebartz-van-Elst baute sich für 30, 40 oder mehr Millionen eine Wohnung.
In den schwarzen Kassen der Bischöflichen Stühle und Domkapitel schlummern offensichtlich weitere jeweils 9-stelligen Summen.
Solange diese Mittel nicht angegriffen werden, ist es purer Heuchelei von der Kanzel als zum Kampf gegen Hunger und Armut aufzurufen.
Setzen, sechs.

Donnerstag, 2. Januar 2014

Pofalla goes Wiesheu!


Halleluja! Endlich habe ich wieder einen Vorwand eine meiner absoluten Lieblings-Politgeschichten zu erzählen.
 Habe ich auch erst zwei Dutzend mal in diesem Blog erwähnt. Nun ist es wieder mal soweit.

Der damalige CSU-Generalsekretär Otto Wiesheu säuft sich zu bis Oberkante Unterkiefer, steigt ins Auto, fährt am 29.10.1983 eine Frau TOT und verletzt eine weitere Person lebensgefährlich, begeht Fahrerflucht und wird dann nicht nur NICHT eingesperrt, sondern wird von Stoiber zum Verkehrsminister ernannt.
VERKEHRSMINISTER - ausgerechnet!
Ein kleiner Klaps mit DM 20.000 Geldstrafe reicht wohl für einen CSU-Granden.
Stattdessen gab es reichlich Ehrungen; u.a. mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Bayerischen Verdienstorden.
Er erhielt 1997 den Deutschen Mittelstandpreis.
Das ist tatsächlich alles Realität – stammt also nicht aus dem Postillon.
Mehr als zwölf Jahre lang war er Superminister für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie.
Am 1. Januar 2006 stieg der CSU-Killer weiter auf - schließlich werden Christsoziale von ihren Spezis gerne mit fett dotierten Pöstchen zum Ende ihrer Laufbahn bedacht.

So sitzt Wiesheu nun als Bahn-Vorstand kuschelnderweise neben Mehdorn und muß mit mageren 1,65 Mio Euro im Jahr = € 138.000 monatlich zurecht kommen.

Fünf Jahre, das sind also sichere 8,25 Millionen Euro Grundgehalt, die der für die Konzernsicherheit zuständige Vorstand in Ruhe erschlummern wollte.
Im Zuge des Mehdorn-Debakels flog Wiesheu dann doch zum 31. Mai 2009 aus der netten Vorstandsposition.

Die Annahme, dass sich der so oft gescheiterte Millionen-Scheffler nun mit 65 Jahren aus dem öffentlichen Leben zurückzieht, war falsch.

Er hat ja schließlich genügend Freunde in den Regierungsparteien, die ihn als „Unternehmer-Versteher“ schätzen.

Die armen Unternehmen aber auch - sie fühlen sich offenbar von Westerbrüderle und Co noch unzureichend gefördert.

Wiesheu ist neuer Präsident des Wirtschaftsbeirats der Union.
Gewählt wurde er bereits im Juli - einstimmig.

Die SZ erklärte das am 27.11.09 einleuchtend:

Die CSU braucht Wiesheu jetzt wieder. Wirtschaftspolitisch soll er ein Vakuum füllen, das nach seinem Weggang aus Bayern entstanden ist und spätestens seit Bildung der neuen Bundesregierung nicht mehr ignoriert werden kann. Weder in München noch in Berlin stellt die CSU den Wirtschaftsminister. Nach dem Debakel bei der Landtagswahl 2008 hatte die CSU in Bayern des Ressort an die FDP abgeben müssen. Das war schmerzlich, schließlich hat die CSU ihr Selbstbewusstsein immer auch aus der Wirtschaftskraft des Freistaats gezogen…… Für Erwin Huber, den wirtschaftspolitischen Sprecher der CSU im Landtag und ehemaligen Wirtschaftsminister, ist Wiesheu dafür der richtige Mann. "Er ist ein erfahrener Politiker und ein erfolgreicher Manager."


So richtig beeindruckend waren Wiesheus Leistungen als Bahnvorstand allerdings erstaunlicherweise doch nicht.
Das Problem „Konzernsicherheit“ sah der Ex-Fahrerflüchtling nicht in Achsenbrüchen oder porösen Gleisen, sondern offensichtlich eher in der eigenen Mitarbeiterschaft, die dann gründlich (und widerrechtlich) ausgespäht wurde.
Wiesheu fand, daß er all diese Angelegenheiten ganz großartig gemanaged hatte und war daher nach Zeugenberichten wie vom Donner gerührt, als ihm gestern der neue Konzernchef Gruber sagte, er sei gefeuert.

Der Intimus von Ex-Chef Mehdorn verstand die Welt nicht mehr. Er soll geantwortet haben, er sehe keinen sachlichen Grund für ein Ausscheiden aus dem Vorstand.
(SZ)

ER, der Starorganisator der Bahnprivatisierung hatte doch so Tolles geleistet.

Er sollte „mit dafür sorgen, dass die Privatisierung ganz im Sinne Mehdorns geschähe, also mitsamt dem Schienennetz, den Zügen, allem drum und dran. ". Die Bahn muss auf dem Weg zu mehr Eigenständigkeit viel mit der Politik verhandeln", sagte Wiesheu beim Amtsantritt.“

Na gut, die Privatisierung ist kläglich gescheitert und wurde 2 ½ Jahre nach Wiesheus Amtsantritt ganz abgesagt, aber seit wann werden denn korrupte Alkoholiker-Ex-Politiker nach ihren Leistungen beurteilt?

Norbert Bensel, Margret Suckale und Otto Wiesheu, die das Unternehmen zum 31. Mai verlassen, müssen allerdings nicht sofort Hartz IV beantragen.
Also, falls jetzt jemanden schon die Tränen gekommen sein sollten und CARE-Pakete geplant worden sind: Sofort verhungern müssen die gescheiterten drei Vorstände nicht.

Als Abfindungen würden vertragskonform zwei Jahresgehälter gezahlt, hatte Aufsichtsratschef Werner Müller gesagt, bei Wiesheu etwas weniger, da sein Vertrag schon 2010 endet. Margret Suckale geht ohne Abfindung. "Ich habe den Aufsichtsratsvorsitzenden im April gebeten, meinen Vertrag aufzulösen, weil ich zu BASF wechseln will", teilte Suckale auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mit. "Ich habe daher keine Abfindung gefordert und auch nicht erhalten."

Ob Wiesheu wohl auch großzügig auf seine gut zwei Millionen Euro Abfindung verzichtet?

(OK, das war eine rhetorische Frage…)

Was so ein Wechsel von einem Ministeramt in das des Vorstandes der bundeseigenen Bahn bringt, hatte ich ebenfalls schon vor vielen Jahren ausgerechnet.

Mit Wiesheus Gehalt war es in Bayern wohl ein bisschen schlapp. Als bayerischer Minister hat er ja nur den Hungerlohn von 13.000 Euro im Monat gehabt. Naja, das Problem wäre dann wohl erledigt – jetzt ist sein Monatsgehalt auf knapp 140.000 Euro im Monat empor geschnellt.
OK – die Gehälter sind eben international geworden und müssen der enormen Verantwortung der Vorstände dieser Milliardenunternehmen angepasst werden.
Es fragt sich nur wie man dann begründet, daß Merkel mit gut 5 % des Gehalts vom Bahnvorstandschef auskommen muß.

Der Bundeskanzler erhält ein Grundgehalt von etwa 180.000 € pro Jahr. Dies entspricht dem Fünfdrittelfachen des Grundgehalts der Besoldungsgruppe B 11 (§ 11 des Bundesministergesetzes).

Ein Minister der Bundesregierung hat gar nur ein Grundgehalt von eineindrittel des Grundgehalts B 11 (liegt bei 10.815 Euro). Es beträgt monatlich 12 820 Euro, plus einem Weihnachtsgeld in Höhe von 11 064 Euro. Ist der Minister auch Abgeordneter des Bundestags, kommt eine monatliche Aufwandsentschädigung von 3505 Euro hinzu.

Mehdorns Chef, der Verkehrsminister Tiefensee verdient also 4,7 % des Monatsgehalts seines Angestellten.

In der Rückschau auf die Causa Wiesheu haben wir auch gleich gelernt was einen als Bahnvorstand qualifiziert: Dreistigkeit und Unfähigkeit.
Da war es natürlich naheliegend, daß Merkel ihren sicherlich schlechtesten Minister aus der schwarzgelben Zeit ebenfalls zur Pannenbahn schickt.

So richtig vorbei ist es mit der großen Politik für Ronald Pofalla offenbar doch nicht. Verabschiedete sich der 54-Jährige nach dem Ende von Schwarz-Gelb noch mit der Ansage, sich aus familiären Gründen von der politischen Bühne zurückzuziehen, ist er nun in prominenter Position wieder da. Der Ex-Kanzleramtschef wechselt Berichten zufolge auf einen üppig dotierten Vorstandsposten bei der Deutschen Bahn.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters und die Saarbrücker Zeitung berichten, soll Pofalla für politische Kontakte in Berlin und vor allem in Brüssel zuständig sein. Dafür werde ein entsprechender Posten neu geschaffen.

Mauschelmerkel, die sich im Zenit ihrer Beliebtheit befindet, kann es sich offenbar erlauben nach Herzenslust Millionen Steuergelder für Versorgungsposten von total gescheiterten CDU-Altkadern zu schaffen.
Diese mütterliche Fürsorge für den leider für die Politik zu Verblödeten wird Merkels Zustimmungswerte vermutlich auf über 80% boosten.
Die Wähler wollen verarscht werden.

Naja, was soll’s? Immerhin hat man auch bei Schwarzrot ordentlich was zu lachen.
Ernst nehmen kann man diese Kanzlerin ja schon lange nicht mehr.




alf frommer @siegstyle
Nach McDonald´s hat nun ein weiteres Unternehmen einen Clown namens Ronald als Maskottchen.

Alexander Dommes @veloc1ty
Hätte man Pofalla nicht besser in den BER Vorstand berufen sollen? Dann hätte er die Baustelle für beendet erklären können.

Margot Honecker @HoneckerMargot
Herr Pofalla geht zur Bahn. Kaufen Sie sich schnell ein Auto.








Mittwoch, 1. Januar 2014

Impudenz des Jahres 2013


Und schon wieder einmal zeigt der Kalender einen „1.1.“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Jahres zu küren.

Und es ist, wieder einmal, die Urteilsschwäche der wahlberechtigten Bürger!

Anschließend an meine Ausführungen von gestern, die darlegten, wie Deutschland zu einer Demokratie der Besserverdienenden wird, sei darauf hingewiesen wie leicht man die Bürger zwischen Flens- und Freiburg zufrieden stellen kann.

Es reicht dem Urnenpöbel offenbar als Sympathiekriterium, wenn überhaupt irgendeiner im Amt ist.

In der TNS-Forschungsumfrage (1000 Befragte ab 18 Jahren 17.-18. 12.13 für den SPIEGEL 1/2014) purzeln die Beliebtheitsrekordmarken nur so.
„Beliebt“ ist demnach ein Politiker, von dem sich die Befragten wünschen er möge „zukünftig eine wichtige Rolle spielen“.
Auf Platz 1 schoß die Kanzlerin mit 78% (+11 Prozentpunkte)!
Es folgen Gauck mit 76% und Schäuble mit 69% (+9 Prozentpunkte).
Von der Leyen, die totale verteidigungspolitische Laiin, die durch extreme Wissenslücken bei ihrem vorweihnachtlichen Blitzbesuch in Afghanistan auf sich aufmerksam machte, legte acht Prozentpunkte auf nun 64% Beliebtheit zu.
Für mich als Sozi noch erstaunlicher ist aber der ungeheure Gabriel-Boost.
Der bisher als Urnengift geltenden Parteichef mit dem Loser-Image legte unfassbare 24 Prozentpunkte auf nun 62% zu und ist plötzlich der sechstbeliebteste Politiker Deutschlands.
Was mich während der SPD-Mitgliederbefragung und der Koalitionsverhandlungen störte – der unehrliche Umgang mit uns, so daß uns Ministernamen und alle konkreten Absichten vorenthalten wurden; was mich so sehr störte, daß ich schließlich bereit war den Parteiselbstmord zu riskieren und mit „Nein“ stimmen ließ, hat also dem Urnenpöbel besonders gut gefallen.
Die Partei wird durch Lügen in einen Vertrag gezwungen, der laut Wahl-O-Mat mehr Gemeinsamkeiten mit PBC, AfD, CDU, FDP und Republikanern als der SPD hat und alle sind glücklich.
So ist das Volk der Deutschen. 
Wenn man sie wie Champions behandelt – also im Dunkeln läßt und mit Scheiße füttert – fühlen sie sich wohl und gedeihen.

Die Wähler mögen die Gewählten, weil sie gewählt sind.
So einfach ist das. Merkel ist nun in ihrer dritte Periode und das reicht aus, um vor ihr im Staub zu liegen.

Dabei betrügt sie kontinuierlich das Volk und bricht laufend ihren Amtseid, indem sie ihre verfassungsgemäßen Aufgaben verweigert.

[….] Seit 2005 ist sie Bundeskanzlerin. Seitdem könnte sie die Richtlinien der Politik bestimmen. Aber tut sie das auch? Zweifel sind erlaubt. Das Handlungsmuster der Regierungschefin, es besteht in erster Linie aus Zaudern und Abwarten. Bis sie Gewissheit hat, dass eine inhaltliche Festlegung, wenn sie denn nicht mehr zu vermeiden ist, ihre Macht nicht gefährdet. Sie ist eine Last-Minute-Entscheiderin.
[….] Exemplarisch lässt sich Merkels mangelnde Führungskraft am Management der Euro-Krise ablesen, der größten Herausforderung ihrer gesamten Kanzlerschaft. Die Geschichte von Merkels Krisenmanagement ist die Geschichte des Leugnens, des Lavierens und des Revidierens. Immer dann, wenn sie sich schließlich doch zu einer Entscheidung durchrang, reagierte sie lediglich auf den Druck der Märkte oder anderer politischer Mächte. Niemand weiß, wofür die Kanzlerin in der Europapolitik eigentlich steht. Ihre Politik erklärt hat sie den Bürgern nicht. Merkels Europapolitik ist eine unverstandene Abfolge von Kurskorrekturen.

Man steht hilflos und verzweifelt davor: Auch im Jahr Neun ihrer Kanzlerschaft drückt sich Merkel in grotesker Weise um ihren Job.
Beispiel Snowdensche Enthüllungspapiere.

[….] Der Inhalt der Papiere übersteigt praktisch jede abseitige Verschwörungstheorie, die für verwirrt gehaltene Nerds in den letzten Jahren in dunklen Chats und anonymen Kellern geäußert haben mögen. Wanzen in USB-Steckern, Postpakete, die geöffnet werden, um Spähgut einzubauen, spionierende Monitorkabel, völlig neue Arten von Überwachungsgerät, die auch offline funktionieren und per Radar aktiviert und ausgelesen werden können und in der Lage sind, Stimmen aufzuzeichnen, der Einbau von sogenannten Backdoors in die Hardware praktisch aller großen US-Tech-Unternehmen von Dell bis IBM, ein eigenes, sekundäres NSA-Internet neben dem bekannten Internet, das nur für die weltweite Bürgerüberwachung existiert. Und so weiter. Denn es wird noch weiter gehen.
"Zeit Online" hat es in einer Überschrift aufpunktiert: Das Internet gehört der NSA. [….] Leider findet die spät, aber doch aufkommende Skepsis des Souveräns, der Wählerschaft, so gar kein Echo bei der Person, die genau dafür verantwortlich wäre. Der vorab an Medien verschickte Text der Neujahrsansprache von Kanzlerin Merkel behandelt eine Reihe von Themen, die 2013 und 2014 relevant waren und sind…[….] Der Spähskandal, die größte digitale Gesellschaftskrise des 21. Jahrhunderts, kommt in der verbreiteten Version mit keinem Wort vor. Schlimmer noch: Im Text steht wirklich, ernsthaft - nach einem solchen Jahr! - der Satz: "Das ist auch der Grund für die vielen guten Nachrichten in diesem Jahr." [....]
Merkels Schweigen macht aggressiv, weil es ein aggressiver Akt ist. Diese Impertinenz, diese regelrechte Verachtung der Öffentlichkeit: Merkel vergleicht gegenüber Obama am Telefon die NSA-Aktivitäten stocksauer mit der Stasi und erklärt der Bevölkerung, wie irre gut das Jahr gelaufen sei. Angela Merkel spielt der Öffentlichkeit vor, alles sei in Ordnung, während sie selbst ganz offensichtlich längst anderer Überzeugung ist. Stasi-Vergleiche gegenüber einem US-Präsidenten, das ist auf der Merkel-Skala der Entrüstung von eins bis zehn eine gute Zwanzig. Um es einzusortieren: Gerhard Schröder wäre zu seiner Amtszeit bei Bekanntwerden eines solchen Vergleichs von der CDU mit Wutschaum und Rücktrittsforderungen bespritzt worden. [….]

So einfach ist das in Deutschland: Man verweigert sträflich die Arbeit und wird dafür auf Händen getragen.

Und dann die Bayern, die gerade mit ihrem xenophoben Anti-Europakurs Furore machen.

WO HOCH DIE KANZEL UND NIEDRIG DER VERSTAND
DA IST DAS BAYERISCHE OBERLAND
(Urban Priol, Tilt! 2013)

Auch Horst Seehofer legte gehörig im Politiker-Beliebtheitsranking zu und ist nun mit 51% Zustimmung in der Top Ten.
Die absolute Mehrheit holte er in Bayern natürlich für seine CSU zurück.

Liebe CSU,
Eure Landeshauptstadt wurde von einem Braunschweiger gegründet, Euer Land von einem Schwaben, Eure heutigen Landesgrenzen von einem Franzosen definiert, der wirtschaftliche Aufschwung Eures Landes wurde von Preußen bezahlt, genau wie Eure touristischen Attraktionen. Eure Religion kommt aus dem Nahen Osten und Eure Kirche aus Italien.
Ihr habt wirklich allen Grund, auf alles Fremde zu schimpfen...
Ein kleiner Nachtrag. Bayern ist heute kein souveräner Staat, weil sich das Königreich Bayern nicht gegen das mächtige Preußen behaupten konnte.
Das mächtige Preußen war nicht immer groß. Es war ein kleiner Loser-Staat, der im Gegensatz zum restriktiven Bayern durch eine liberale Einwanderungspolitik und durch Religionsfreiheit einen einzigartigen Aufstieg realisierte.
Quod erat demonstrandum, Hasis.

Das Einzige, das noch absurder als die obrigkeitsgeile Liebe der Deutschen zu ihren Führern daher kommt, ist der Umstand des demoskopisch wieder gemessenen Einzugs der FDP in den Bundestag.
WIESO DAS????

Die FDP kommt erstmals seit der Bundestagswahl einer Umfrage zufolge wieder auf fünf Prozent. Kurz vor ihrem traditionellen Dreikönigstreffen gewinnen die Liberalen in der am Mittwoch veröffentlichten Forsa-Umfrage für das Magazin "Stern" und den Sender RTL zum zweiten Mal in Folge einen Punkt hinzu.
Damit könnte die FDP, die im September an der Fünfprozenthürde gescheitert war, wieder in den Bundestag einziehen, wenn am Sonntag gewählt würde. [….]

Oh Deutsches politisches Urteilsvermögen!
Geh doch zu Hause, du alte…