Sonntag, 15. September 2013

Die spinnen, die Bayern



 Da wird ein Land fünf Jahre von einer multikriminellen Partei  und einem soziopathischen Ministerpräsidenten regiert, der zu jedem Thema mindestens zwei diametral entgegengesetzte Meinungen vertritt und der Wähler gibt zum Dank die absolute Mehrheit.

Rückblick:

Er bläst sich nicht auf wie die anderen bürgerlichen Kugelfische, um ein Kohl’sches Volumen zu erreichen, in dem sich alle wohlfühlen.
Seehofer ist ein echter Psycho und hat aus der Not eine Tugend gemacht. Er läßt jeden offen wissen, daß er ein Irrer ist, für den nur ein Motto gilt: „Was schert mich mein dummes Geschwätz von gestern?“

Bei so ziemlich jedem relevanten Politthema vertritt er virtuos alle gegenteiligen Meinungen dazu. Das erspart natürlich eine Menge Mühe, da er sich nicht immer als windelweiche Projektionsfläche für alles darstellen muß.
Er sagt was die Leute gern hören wollen und hat das einstige CSU-Wertesystem in ein unübersehbares Schlachtfeld verwandelt.

Der CSU-Chef erschiene als „wankelmütiger Willkürherrscher, als einer, der gern mit Menschen spielt, unberechenbar und verantwortungslos. […] Zigfach ist belegt, dass Horst Seehofer mit seinen häufig wechselnden Positionen die Politik der Bundesregierung, ja sogar die seiner eigenen CSU-Landesgruppe, immer wieder chaotisiert."
(Zeit 20.08.2010)

Das Psychogramm des Oberbayern erinnert in der Tat weniger an einen deutschen Politiker, als an eine neroeske Persönlichkeit aus der Feder eines Stephen King.
In Berlin regiert demnach ein Mensch als einer der großen Drei mit, dessen innere Antriebskräfte zutiefst von Bosheit und Destruktivität bestimmt sind.
Einem Psychopathen, der sich längst komplett von der Sachpolitik verabschiedet hat und seine einzige Befriedigung nur noch in Sadismus und Manipulation findet.

Wie eine finstere Gestalt aus einem Psychokrimi hat er sich seine Politwelt im heimischen Keller als Miniaturwelt nachgebaut und dirigiert dort kleine Voodoo-Modelle seiner Politik-Kollegen, als ob er Gott wäre.

Es gibt den Nachbau des Bahnhofs von Bonn, der Stadt, in der Seehofers Karriere begann. Nach dem Jahr 2004, als er wegen des Streits um die Gesundheitspolitik sein wichtigstes Amt verlor, baute er einen "Schattenbahnhof", so nennt er ihn, ein Gleis, das hinab ins Dunkel führt.
Seit neuestem hat auch Angela Merkel einen Platz in Seehofers Keller. Er hat lange überlegt, wohin er die Kanzlerin stellen soll. Vor ein paar Monaten dann schnitt er ihr Porträtfoto aus und kopierte es klein, dann klebte er es auf eine Plastikfigur und setzte sie in eine Diesellok. Seither dreht auch die Kanzlerin auf Seehofers Eisenbahn ihre Runden.
(Spiegel 16.08.10)

Seehofer Wahn trug schon vor Jahren gar seltsame Blüten.
Während eines Karriereknicks im Jahr 2004 ging er mit einem selbstgeschriebenen Kabarettstück auf ein paar kleine Bühnen.
Er selbst spielte Walter Mixa (!!!), der die Beichte eines imaginären Seehofers anhört.
Sein alter ego Beichtvater Mixa fragt darin den Sünder Seehofer unter anderem, ob er unkeusche Gedanken habe, wenn er an Angela Merkel denke. Der antwortet: "Vater, ich habe schon vieles angestellt, aber Wunder kann ich nicht vollbringen."

In den üblichen Wahlnachbetrachtungen, wird wie immer viel und viel Erwartbares gesagt. Frau Nahles behauptete allen Ernstes die SPD habe „ein gutes Ergebnis“ eingefahren (20,5%) und Christian Ude, an dem das einzig Sympathische ist, daß er nicht in der CSU ist, befand, er habe seiner Partei sehr genützt; die SPD befände sich wieder im Aufwind.
Das ist natürlich alles recht blödsinnig, aber auch verständlich.
Das dicke Ende kommt erst nächstes Wochenende und eine Partei im Bundestagswahlkampfendspurt versucht alles, um sich selbst Mut zu machen.
Der irrste der Irren war allerdings mal wieder Fipsi Rösler, der mit ganzem Pathos wie das letzte Aufgebot der guten Mächte vor den Toren Mordors dröhnte, die Freiheit stünde auf dem Spiel, weil Sigmar Gabriel eine Linkskoalition für Berlin plane.
Am 22.09. müsse man daher „die Freiheit wählen“.
Damit scheint der realitätsentrückte Vizekanzler, der einer Partei vorsteht, die allein in dieser Bundeslegislaturperiode sieben Mal aus einem Landtag geschmissen wurde, offensichtlich seine abgewirtschaftete FDP zu meinen.
Es ist Zeit die Männer im weißen Kittel zu rufen.


Dreiste Lügen erfuhren wir in der Berliner Runde mal wieder von den notorischen Lügenparteien der schwarzgelben Bank.
Obwohl just eben Gabriel und Steinbrück unmissverständlich eine rotrotgrüne Koalition ausgeschlossen hatten, behaupteten sie vor großem Publikum ungeniert das Gegenteil.

CDU-Generalwahrheitsquäler Gröhe verwies sogar mehrfach auf das Beispiel Hannelore Kraft, die auch rotrot ausgeschlossen habe (Hat sie aber nicht, Lügen-Gröhe!) und sich anschließend von den Linken Chaoten tolerieren lassen habe.
Auch das ist eine Lüge des frommen Merkel-Mannes.
Kraft hatte zwei Jahre eine Minderheitenregierung geführt, da im Landtag ein Patt herrschte. Sowohl CDU, als auch FDP als auch die Linke haben die rotgrüne Regierung abwechselnd unterstützt. Genauso gut könnte man also auch von einer von den CDU-Chaoten unterstützten Minderheitenregierung sprechen.
Die Linke hat eben NICHT Frau Kraft unterstützt. Deswegen kam ja zur Neuwahl im Mai 2012, als die CDU ob ihrer Heuchelpolitik auf 26% abgestraft wurde, die Linke aus dem Landtag flog und RotGrün eine klare Mehrheit gewann.

Weiterhin ist zur Bayernwahl zu bemerken, daß sowohl die Piraten als auch die Linken mit jeweils unter zwei Prozent ein totales Desaster erlebten.
Nächste Woche werden die Linken aber auch Stimmen in den Bundesländern bekommen, in denen sie problemlos die 20% überspringen können. Es sieht also gut für sie aus.
Die Piraten hingegen kann man vergessen. Jede Stimme an sie ist verschenkt und nützt nur noch Merkel.

Merkel dürfte allerdings den Hosenanzug wegen der rechtslastigen, homophoben AfD voll haben. Sie trat in Bayern nicht an und wilderte daher auch nicht im Unionslager. Das wird am 22.09. anders. Zuletzt machten die AfD’ler sich viele Freunde im konservativen Wählerlager, weil sie ganz sarrazinig auf xenophobe Stimmungen setzten. Der ach so bürgerliche AfD-Chef Bernd Lucke gibt den Koch und warnt vor Überfremdung.

Lucke erklärt, dass es Menschen gebe, die ins Land kämen, ohne Deutsch zu können, überhaupt ohne Bildung. Sie kämen voller Hoffnung und Naivität. Doch wegen ihrer schlechten Voraussetzungen könnten diese Menschen gar nicht zurechtkommen. Für sie bliebe nur ein Leben in Hartz IV. "Dann bilden sie eine Art sozialen Bodensatz - einen Bodensatz, der lebenslang in unseren Sozialsystemen verharrt." Ein dauerhaftes Leben in Hartz IV aber wäre nicht menschenwürdig. Man solle sie aus Verantwortungsgefühl auch für sie nicht ins Land lassen. Um sie zu schützen.
Er bekommt jetzt heftig Applaus. Das ist jeden Abend so. Das Thema Zuwanderung komme sehr, sehr gut an, hat Lucke vorher in einem Gespräch berichtet. In Frankenthal stockt einigen Schülern in der zweiten Reihe der Atem. Sie sind mit ihrem Leistungskurs gekommen. Ein Mädchen ruft ihrem Lehrer zu, dass sie gehen wolle.
Bodensatz. Welche Menschen meint er? "Ich habe keine bestimmte Gruppe im Sinn", sagt er hinterher. "Ausländische Langzeitarbeitslose, die aus der Abhängigkeit nicht herauskommen." Aber dieses Wort? Er fragt zurück. Was daran störend sei? Technisch gesehen sei Bodensatz "das, was sich nach unten absetzt und nicht wieder hochkommt." Klingt das nicht nach Müll, den man nicht brauche? […]

Das andere Problem der Kanzlerin heißt FDP, weil sich ihr tumber gelber Spielball wieder einmal nicht in den Landtag retten konnte.

Dazu fand mein Parteichef sehr richtige Worte.

Wer versucht Parteispenden-orientiert Gesetze zu machen, hat es nicht verdient in deutschen Landtagen und dem Bundestag zu sitzen.
(Sigmar Gabriel 15.09.13)


Das einzige aus Fipsi Röslers Mund, das ausnahmsweise stimmte, war der Hinweis „Bayern ist anders“.
Also vergessen wir das heutige Landtagswahlergebnis. Die Bayern haben noch nie eine sinnige Landtagswahlentscheidung getroffen; wieso sollte sich das ausgerechnet heute geändert haben? Es ist reine Spekulation auf welche politischen Lager die Münchner Wahl welche mobilisierenden oder demobilisierenden Effekte hat. Angeblich sorgt sich Merkel.

Der Triumph der Schwesterpartei birgt für die Union auf Bundesebene nicht unerhebliche Risiken - und zwar nicht allein, weil ein mächtiger Seehofer einer möglichen alten und neuen Kanzlerin Merkel das Leben in einer möglichen neuen Regierung schwer machen könnte. Nein, die Probleme beginnen jetzt, vor dem 22. September. Schon vor der Bayern-Wahl fürchteten die Strategen in der CDU-Zentrale und im Kanzleramt ein Mobilisierungsproblem bei der Abstimmung am kommenden Sonntag im Bund. Die guten Umfragewerte der vergangenen Wochen und nun noch das hervorragende CSU-Ergebnis könnten viele potentielle CDU-Wähler denken lassen, die Sache sei bereits gelaufen.
Noch mehr Sorgen bereitet der Union aber die Schwäche des Koalitionspartners. In Bayern mit einem katastrophalen Ergebnis aus dem Landtag geflogen, wird die FDP im Bund in der letzten Woche vor der Wahl nun noch mehr als bisher um Zweitstimmen aus dem bürgerlichen Lager werben - sehr zum Ärger der CDU.

Glaubt man den Umfragen – und die lagen in Bayern so einigermaßen richtig, wenn man davon absieht, daß Grüne und FDP zu hoch gehandelt wurden und schlechter als erwartet abschnitten – bröckelt die Unionsunterstützung.

Wie ich zuletzt am Freitag beschrieb, verheißen die letzten Zahlen nichts Gutes für die Union.

Heute vermeldet Emnid erstmals eine CDU bei nur noch 39%
INSA misst sogar nur noch 38% für die CDU und sieht die FDP unter der 5%-Hürde.

Das reicht zwar alles noch nicht für RotGrün, aber das elende Schwarzgelb ist damit auch am Ende.

Samstag, 14. September 2013

Langsam reicht es - Teil VIII




 Wochenend und kein Sonnenschein, da nahm ich mir zum Glück allein die aktuelle ZEIT vor.
Also wenden wir uns gleich den ZEIT-Themen zu. Und die sind seit der katholische Giovanni di Lorenzo Chefredakteur wurde, immer frommer.
Es ist nicht neu, daß in der einst so vorbildlichen Qualitätszeitung konservative Leitartikel und schwer religiotische Kirchenhuldigungen stattfinden.

In einem Aufsatz für die neue ZEIT-Beilage „Christ-und Welt“ verkündete er stolz vor jeder Mahlzeit ein Gebet zu sprechen.

Kirche ist allerdings von meinem Leben nicht zu trennen, zu stark ist meine christliche, genauer gesagt: meine katholische Prägung gewesen. […]  Vor knapp zwei Jahren habe ich mit meinem Freund und Kollegen Axel Hacke ein Buch über die Werte unseres Lebens veröffentlicht; es trägt den Titel „Wofür stehst Du?“. Besonders eine Passage daraus hat eine Flut von Zuschriften und Kommentaren ausgelöst. Es geht darin nicht etwa um ein sexuelles Bekenntnis, sondern um ein religiöses. Ich schreibe da, dass wir seit einigen Jahren zu Hause wieder etwas haben aufleben lassen, was lange verschüttgegangen war: Vor dem Essen wird still gebetet, auch wenn Gäste da sind. Ich habe den Satz hinzugefügt: „Sehr oft ist es der schönste Moment des Tages.“
[…]   Ein ähnlich emotionales Bedürfnis spürte ich an dem Tag, als Johannes Paul II. starb. Diese Szene schildere ich ebenfalls in unserem Buch: „Wenige Stunden vor (dem Tod des Papstes) machte ich mich mit meiner späteren Frau auf den Weg zur St.-Hedwigs-Kathedrale in der Nähe des Berliner Gendarmenmarkts. Es war schon spät, und in der Kirche waren viele junge Leute, die nicht so aussahen, als seien sie geübte Besucher von Gottesdiensten. In diesem Moment fühlte ich mich ganz und gar eins mit meiner Kirche. Das Gefühl war: Nicht wir waren ihm, dem Papst, im Sterben nahe, sondern der Papst war sterbend bei uns.
(Giovanni die Lorenzo in Christ und Welt 18/12)

 Es geht weit über eine journalistische Nähe zum Christentum hinaus. So bewirbt die ZEIT beispielsweise offensiv, die im eigenen Verlag erscheinenden „Ethik-DVDs“ des notorischen Lügners Bischof Wolfgang Huber.

Die von Evelyn Finger mit erbärmlichen journalistischen Mitteln geleitete ZEIT-Rubrik „Glauben und Zweifeln“ ist kaum jemals etwas anderes, als eine Plattform für religiöse Eiferer.

Als Zeit-Abonnent bekomme ich jeden Mittwochabend ZEIT-Werbung mit einem di Lorenzo-Video zugeschickt. Der Versuchung sein Gesicht jedem zu präsentieren kann die Inkarnation der Eitelkeit natürlich nie widerstehen.
Gestern war dort zu hören/lesen:

Sehr geehrter Herr Tammox
am Donnerstag erscheint die neue ZEIT mit dem Wichtigsten aus Politik, Wirtschaft, Wissen und Kultur. Ich freue mich, Ihnen hier einige Themen der neuen Ausgabe vorstellen zu können.
[…]   Gesellschaft: Wo Gott nichts zu suchen hat – Ob es um Gotteslästerung, Beschneidung oder Kruzifixe geht; wer mit Glauben Politik macht, schürt immer Unfrieden. Soll Religion deshalb Privatsache sein? Ein Streit, der zur Zukunftsfrage wird.  […] Geht es denn ohne einen religiösen Leitfaden im Politischen Leben???
Ihr
Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur
 (ZEIT-Brief vom 28.11.2012)  

Bei so einer Ankündigung eines notorischen Religioten, erwartet man nichts Gutes.
Aber es kam schlimmer als schlimm. [….]

Grundsätzlich freue ich mich natürlich darüber, wenn religiöse Themen von einer ernstzunehmenden Warte aus erörtert werden; erst recht wenn es sich um Papst und Kurie dreht.
Der Katholizismus ist eine unerschöpfliche Quelle des Wahnsinns. 
Aber eben nicht nur das, denn die Christlich-totalitäre Megaorganisation beeinflusst auch alles andere - Politik, Kultur, Psychologie, gesellschaftliche Debatten.
Nun erwarte ich nicht ernsthaft, daß die völlig unkritische Katholikenbewunderin Evelyn Finger, die das ZEIT-Ressort „Glauben & Zweifeln“ leitet, aus den allgemeinen Franziskus-Festspielen ausbricht.
Aber immerhin gibt es insofern Ausreißer, als die ZEIT ihre „Glauben & Zweifeln“-Rubrik immer mal wieder mit protestantischen Bischöfen bestückt.
Normalerweise verbreiten sich hier vorzugsweise die Top-Katholiban.
Nur ZWEIFLER werden nicht gehört.
Besonders einträglich gestaltet sich die Symbiose mit dem Berliner Ex-Bischof Huber, der am 22.08.2013 wieder eine ganze ZEIT-Seite füllen durfte – und zwar ohne lästige Interviewer. Man druckte einfach Auszüge aus seinem neuesten Buch. Huber versteht nämlich so viel von Moral und Ethik.

Das erklärte Bischof Wolfgang Huber einst im TV.

Das sagt der Mann, der als oberster Evangele Deutschlands seine Moral beeindruckend unter Beweis stellte.

Dass Huber, der es immerhin fertigbrachte, als EKD-Ratsvorsitzender in einem Schreiben für „Pro Reli“ in 11 Sätzen 6 mal die Unwahrheit zu sagen, heute als Redner und Berater (Hubers Homepage: „Vordenker“) zum Thema „Ethik“ unterwegs ist und sich „vor allem der Wertevermittlung in Wirtschaft und Gesellschaft“ widmet, erinnert in seiner Dreistigkeit ebenfalls an den Verteidigungsminister.)
(Skydaddy 25.02.2011)

Berauscht von seiner eigenen Wichtigkeit stellte er sich ganz selbstverständlich außerhalb der normalen Koordinaten von Anstand und Wahrhaftigkeit.

Aus Hubers Buch zu zitieren, fällt mir schwer, weil mir meine Tagamed-Tabletten gegen Magengeschwüre ausgegangen sind. Na gut, aber nur ein paar kurze Sätze.

[…] Grenzen der Freiheit […]
Indem wir handeln, müssen wir damit rechnen, dass wir auch an Personen schuldig werden. In dieser Erfahrung tritt uns vor Augen, was grundlegend das Gottesverhältnis des Menschen prägt. Vor Gott kann sich kein Mensch der Bedingtheit seiner Freiheit entziehen. Gott gegenüber nimmt der Mensch sich als ein Empfangender wahr, weil er Leben und Freiheit als Gaben Gottes empfängt. In der Dankbarkeit dafür macht er sich bewusst, dass sein Leben endlich ist und seine Freiheit bedingt. Wenn die Gabe der Freiheit den Ausgangspunkt bildet, liegt die entscheidende ethische Aufgabe darin, die geschenkte Freiheit zu bewahren und zu bewähren.

Also nur die Angst vor der Strafe Gottes bringt uns laut des führenden Ethikers Deutschlands dazu uns nicht so zu verhalten, daß wir anderen schweren Schaden zu führen! Was für ein Bullshit! Die individuellen Freiheitsrechte und der Schutz von Schwachen sind Errungenschaften, die Humanisten mühsam den Kirchen mit ihrer Gotteslehre ABTROTZEN mußten!

You think you’re a good person because you have Christian values? Do you want to know what Christian values are? Christian values are a load of shit. What are Christian values? The Ten Commandments. What are the Ten Commandments? Very sensible values to live your life by. Do you know what’s a load of shit about them? The fact that you had to have them written down! The fact that you couldn’t figure out internally not to kill people, don’t steal… really? You should just know these. These should be internal in you. The Bible is too wordy. All the stories are too wordy. The Ten Commandments are a load of shit. You don’t need all these things. The Bible should be just one sheet of paper and on that sheet of paper it should say just one thing “Try not to be a cunt."

 Heißt: Benimm Dich.
Daß man nicht morden und vergewaltigen soll, müßte einem klar sein, ohne daß es umständlich aufgezählt wird. Und man sollte sich daran halten, weil man davon überzeugt ist und nicht bloß, weil Gott einem dann mit der Hölle droht.

[…] Religion und Ethik […]
Wie können universalistische Normen für die Einzelnen verbindliche Bedeutung gewinnen? […]  Vielmehr gehört es zu [den] Aufgaben [der theologischen Ethik], dieses Ethos zu anderen ethischen Haltungen ins Verhältnis zu setzen. Im christlichen Ethos geht es stets auch um die Ordnung der Gesellschaft im Ganzen. Es beschränkt sich nicht auf die Menschen, die zu einer christlichen Gemeinschaft gehören, sondern tritt für die Achtung der Würde aller und die Wahrung ihrer Rechte ein.

Das ist der Nukleolus des religiösen Übels:
Sie kümmern sich nicht um ihren eigenen Mist, sondern fühlen sich allgemein zu ständig. Sie wollen auch das Leben von Humanisten und Agnostikern diktieren, weil sie von einer tiefen „Wir-sind-besser-als-die“-Ideologie durchdrungen sind. Darin liegt die Ursache von 16.000 religiös begründeten Kriegen, die seit dem Auftritt von Jesus geführt wurden.

[…] Richtige Liebe […]
Die Geschichte des christlichen Glaubens enthält beeindruckende Beispiele dafür, dass der Geist der Liebe sogar die Vorordnung des Richtigen vor das Gute infrage stellt. Wenn das Mitleid mit den Leidenden zu eigenem Opfer führt oder die Missachtung elementarer Menschenrechte einen Widerstand auslöst, der mit dem bewussten Einsatz des eigenen Lebens verbunden ist, gerät die Vorordnung des Richtigen vor das Gute ins Wanken. Solche Beispiele ermutigen dazu, nicht nur danach zu fragen, was wir anderen schulden, sondern uns über das Geschuldete hinaus für das einzusetzen, was uns wichtig ist. Sie schaffen eine Atmosphäre der Empathie, die dem schwachen und verletzlichen Nächsten besondere Aufmerksamkeit schenkt.  […] Theologische Ethik ist deshalb nicht nur für die Sphäre des Guten von Bedeutung, sondern auch für die des Richtigen. Die Reflexion menschlichen Verhaltens muss beides umfassen: das moralisch Richtige und das ethisch Gute.

Dazu fehlen mir die Worte. Theologen, die sich noch heute auf eine Schrift stützen, die Sklaverei, Prügelstrafe, Entrechtung von Frauen, Todesstrafe, Verdammung Homosexueller und das Verbot von Schalentieren-Speisen propagiert, wollen wissen was „richtig“ ist.

Das Beispiel Sexualethik […]
Moralisch richtig erscheinen Beziehungen, die durch Verlässlichkeit und Verantwortung geprägt sind, in denen keiner die oder den anderen zum bloßen Mittel macht, in denen sich Vertrauen und Treue entwickeln können.
Es geht nicht darum, bestimmte sexuelle Orientierungen zu diskriminieren.

Diese modifizierte Schwulenethik finde ich fast noch schlimmer als die alte Höllendrohung. Neuerdings akzeptieren die Evangelen also homosexuellen Sex – WENN ER DENN  möglichst weit an die monogame eheliche Form der Partnerschaft angepasst ist.
Wer ist Huber eigentlich, daß er Menschen die Moral abspricht, die nicht monogam („verlässlich“) leben? Wer in einer Dreierbeziehung lebt oder jede Woche einen anderen Sexualpartner hat, wer gerne in einen Dark Room geht oder drei Mal am Tag masturbiert, ist verdammt noch mal genauso moralisch wie alle anderen auch.
Auch Huber kann es nicht lassen seine unmaßgebliche Nase unter andere Bettdecken zu stecken.

Shame on you ZEIT für den wieder einmal vollkommen unkritischen Abdruck dieses Alt-Bischofs!

Falls es noch jemanden interessiert; in der neuesten ZEIT-Ausgabe vom 12.09.13 wird die Rubrik „Glauben und Zweifeln“ mit einem ganzseitigen Kardinal-Marx-Interview, geführt vom Katholiken di Lorenzo, gefüllt.
Wird auch ZEIT, daß die ZEIT mal wieder Kardinal Marx interviewt.
Zuletzt füllte er 2012 eine ganze Seite und die anderen Kardinäle sind auch schon alle einmal durchgenudelt und gelobhudelt worden.







Freitag, 13. September 2013

Merkel in Angst





Wie schon 2009 und 2005, geht Merkels Strategie der asymmetrischen Demobilisierung in den letzten Tagen und Wochen vor der Wahl die Puste aus.

Natürlich, ihr Extremmerkeln, also das konsequente Verweigern jeglicher politischer Stellungnahmen und das völlige Einstellen der Regierungsarbeit beherrscht sie perfekt. Seit mindestens 2010 sind Merkel und ihre Minister in kollektiven Tiefschlaf gefallen. Selbst die konservative und sehr CDU-freundliche F.A.Z. sah sich zu einer giftigen Aufstellung des kompletten Regierungsversagens der schwarzgelben Chaostruppe veranlasst.
Das Blöde für die CDU-Chefin ist nur, daß sie ein Amt okkupiert, welches ab und an zwingenden Handlungsbedarf mit sich bringt.
Die Kabale zwischen Putin und Obama versucht Merkel zwar nach allen Regeln ihrer Kunst auszusitzen und zu ignorieren, aber das kann auf internationalen Gipfeln auch gehörig schief gehen.
Merkels Pech, daß ausgerechnet einen Monat vor der Bundestagswahl Giftgas eingesetzt wurde und ihre Kollegen in Paris und Washington die Berliner Winterschlafstrategie nicht mitmachen wollen. So kann man nicht international „bella figura“ machen und fällt peinlich auf.
Ein anderes Beispiel ist die NSA-Spähaffäre, die Merkels oberste Schlafmützen Pofalla und Friedrich hartnäckig euphemisieren, indem sie auch vor dreisten Lügen nicht zurück schrecken. Wer sich mit der Thematik aber doch etwas näher beschäftigt, kann seinen Zorn über das unterirdische Agieren der Bundesregierung kaum noch verbalisieren.

Die NSA überwacht das Internet großflächig, zapft Handys und Firmennetzwerke an - aber die Bundesregierung kann beim besten Willen keine Spähaffäre erkennen. Sind die Reaktionen der Koalition nur Wahlkampflüge oder schon Parallelrealität? Und was wäre schlimmer?
[…]  Als bekannt wurde, dass alle relevanten Smartphone-Systeme durch die NSA gehackt werden können, reagierte der CDU-Bundestagsabgeordnete Philipp Mißfelder in den "Tagesthemen": "Es ist kein Thema der Politik. Die neuen Vorwürfe, die kommen, sind ein Thema zwischen der amerikanischen Regierung, der NSA und den Herstellern. Damit haben wir in Deutschland nichts zu tun, und ich sehe auch keine neue Eskalation des Skandals." […]
Der Wahlkampf war das Schlimmste, was der Gesellschaft zur Spähaffäre passieren konnte. Dem Machterhalt, dem Merkel-Erhalt, wird die systemrelevante Debatte geopfert. Stattdessen wird aggressiv geschwiegen, Doktor Murke hätte seine Freude gehabt. Ein Moment des Irrsinns wiederum, als zur letzten Sitzung des Bundestages die Diskussion der Spähaffäre nicht auf der Tagesordnung landete. Der parlamentarische Geschäftsführer der CDU, Michael Grosse-Brömer, erklärte das mit einer Begründung, die in einer besseren Welt für zwei bis drei Zwangseinweisungen in eine bayerische Psychiatrie gereicht hätte. Es gebe nämlich gar keinen Skandal, sondern nur den "Wunsch, diesen Skandal am Leben zu erhalten, die Menschen zu verunsichern aus wahltaktischen Gründen." […] Weltweit schimmern Zeugnisse von Momenten des Irrsinns auf. […]  Aber das alles wirkt beinahe hobbyhaft gegen den deutschen Qualitätsirrsinn, hergestellt von den Politik-Ingenieuren der Koalition. Es mag eine demokratiefeindliche Einstellung sein, Totalüberwachung für richtig zu halten. Aber es ist eine diskutierbare politische Haltung. Das Schauspiel, das die Regierung aufführt, ist keine politische Haltung, sondern Kadavergehorsam wider die Wahrheit: Wir sagen nichts, weil es laut Mutti nichts zu sagen gibt. Das Haus brennt, und Merkels Feuerwehr stellt Schilder auf, dass der Brand nie stattfand und darüber hinaus längst gelöscht sei.

Während Merkel und ihre Gurkentruppler weiterhin so tun, als wären sie nicht da, dreht sich die Welt aber weiter.

100 Tage Prism - Die Bundesregierung weiß von nichts
Am Samstag liegen die ersten Enthüllungen über NSA-Überwachungsprogramme 100 Tage zurück. Pünktlich zu diesem Termin hat die Bundesregierung einen umfassenden Fragenkatalog grüner Bundestagsabgeordneter beantwortet. Echte Informationen hat sie nicht zu bieten.
Der vielleicht empörendste Satz in dem 59 Seiten langen Antwortkatalog der Bundesregierung auf Fragen grüner Bundestagsabgeordneter zum NSA-Skandal steht auf Seite 47: "Ob und inwieweit die von Herrn Snowden vorgetragenen Überwachungsvorgänge tatsächlich belegt sind, ist derzeit offen."
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Drei Monate nach Beginn der Snowden-Enthüllungen, nach der Veröffentlichung zahlreicher interner Dokumente im SPIEGEL, im "Guardian", der "Washington Post" und weiteren Publikationen, nach Konsultationen und einer als Aufklärungsausflug beworbenen Reise des Bundesinnenministers nach Washington, weiß die Regierung eigenen Angaben zufolge immer noch: nichts. Oder behauptet das wenigstens.
Das SPIEGEL ONLINE vorliegende Dokument ist ein Bekenntnis: Die Bundesregierung gibt darin freimütig zu, dass sie bei der Aufklärung der Ausspähaffäre bislang vollständig versagt hat - wenn auch nicht in diesen Worten. Konstantin von Notz, einer der anfragenden Abgeordneten, ist mehr als unzufrieden: "Unseren Fragen zur Ermöglichung parlamentarischer Kontrolle des Verhaltens der Bundesregierung wird ausgewichen, es wird verschleiert und bis zur Rechtswidrigkeit geschwiegen", sagt Notz, und fügt hinzu: "Selbst die NSA hat inzwischen mehr Informationen zu ihrer Praxis an die Öffentlichkeit gegeben."
Man darf bei der Prüfung der Antworten der Regierung nicht vergessen, dass weder die NSA noch die US-Regierung jemals bestritten haben, dass die Dokumente aus dem Fundus von Edward Snowden echt sind. Im Gegenteil: Sie haben mit der globalen Hetzjagd auf den Whistleblower und öffentlichen Vorverurteilungen sehr klargemacht, dass es stimmt, was Snowden zu berichten hat. Sonst müsste man ihn ja nicht jagen. […]

Und dann der elende Wahlkampf.
 Vor ihrem geneigten CDU-Publikum gelingt es der Kanzlerin wunderbar sich auf Kuchenrezepte und wolkige Allgemeinplätzchen zu beschränken. Aber bei TV-Interviews kann es immerhin theoretisch vorkommen, daß ein Frager sich nicht mit einem Zuckerwatteschwall zufrieden gibt und nachhakt.
Da war die lesbische Mutter in der ARD-Wahlkampfarena, die nicht einsehen wollte, daß es dem Kindeswohl entgegenstehe was sie tat und brachte damit die mit ewig-gestrigen homophoben Klischees hantierenden Kanzlerin in arge Argumentationsprobleme.
Peer Steinbrück wird auch nicht mehr ignoriert, sondern wird neuerdings von Medien und den K.O.alitionsparteien als Gegner ernst genommen. So ernst, daß er mit seinem jetzt schon berühmten „Stinkefingerbild“ ein Mem ins Leben rief. Und gerade hatte ich noch geschrieben, die Berliner Parteien wüßten noch nicht mal was ein „Mem“ ist.
Selbst die trägsten Journalisten verspüren auf einmal den Drang den Charakter Steinbrück genauer unter die Lupe zu nehmen.
Erst bashte man, lachte über „Pannen-Peer“ und nun hat es der Mann geschafft gegen einen gewaltigen medialen Shitstorm mit seinen konstruktiven Klarsprech-Analysen zum geachteten Problemlöser-Peer aufzusteigen.
Da ist auch seine Person wieder interessanter. So interessant, daß man seine Gestik mit der ewigen Luftmöse Merkels vergleicht.

Jetzt hat er auch ein Markenzeichen. Eines, das sich schnell einprägt, das ohne Worte funktioniert, das jeder kennt. Ob sich Peer Steinbrück mit seiner Stinkefinger-Pose einen Gefallen getan hat, sei dahingestellt. Eins hat er aber geschafft: Kurz vor der Bundestagswahl ist er Gesprächsthema Nummer eins, ein Magazin-Cover spaltet die Republik.
Angela Merkel verbindet man schon länger mit einer speziellen Geste: ihre seltsam verkrampfte Handhaltung im Stehen. Einst sorgte die "Merkel-Raute" für Spott, im Wahlkampf wird sie nun von Strategen auf Riesenplakaten und Kapuzenpullovern vermarktet, um ein Wunsch-Image zu transportieren: Merkel, die Solide, die Geradlinige, die Verlässliche.
Verglichen damit ist Steinbrücks Stinkefinger purer Krawall. Das Foto entstand zwar schon vor ein paar Wochen. Der Kanzlerkandidat wusste aber, dass es erst jetzt erscheinen würde. Sein Finger ist deshalb als Statement zu verstehen: Er zementiert die Abgrenzung zur kontrollierten, spröden Kanzlerin. Und macht deutlicher denn je, wie unterschiedlich sich die Konkurrenten im Endspurt zur Bundestagswahl inszenieren. [….] Klartext gegen Konsens-Kanzlerin, das ist die Strategie der SPD. Wenn Merkel sagt: "Manche Löhne sind einfach nicht in Ordnung", dann sagt Steinbrück: "Ich werde als Bundeskanzler sofort einen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro einführen."
[….]   Merkel verprellt mit ihren Das-müssen-wir-uns-im-Detail-anschauen-Wortformeln niemanden. In der Ästhetik ihres Wahlkampfs bleibt sie stets in der Komfortzone, geht nie ein Risiko ein.

Steinbrück wird jedenfalls immer sichtbarer. Selbst sehr politferne Menschen beginnen sich nun mit ihm zu beschäftigen und sind offenbar recht angetan.
Angie und Fipsi werden so nervös, daß sie ihre bisher strenge „Ich-sag-nix“-Linie verlassen und sogar erstmals direkt auf den Kanzlerkandidaten Steinbrück eingehen.

Die Reaktionen des politischen Gegners kamen prompt. "Die Geste verbietet sich als Kanzlerkandidat“, kritisierte FDP-Chef Philipp Rösler in Mainz am Rande des Konvents seiner Partei. Der hessische FDP-Politiker Jörg-Uwe Hahn twitterte: “Ein Stinkefinger ist nicht lustig. Ein Bundeskanzlerkandidat sollte Vorbild sein.“ Aus der CDU hieß es lediglich: Die Bilder sprächen für sich. Die Grünen wollten sich gleich gar nicht äußern.

Das kann man wohl nur als führender Katholik (Rösler sitzt im Zentralrat der Katholiken in Deutschland) mit speziell entwickelter Moral verstehen:
Schwule diskriminieren, die Krisenherde der Welt mit Waffenexporten zu überziehen, 7 Millionen Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen schuften lassen, den Kampf gegen Rechtsextremismus blockieren und ungeniert die eigene Milliardärsklientel bedienen – all das „geht“ offenbar. Aber wenn Steinbrück im SZ-Magazin in einem Gesteninterview (ohne Text) einmal den Mittelfinger zeigt, weiß Rösler „Das geht NICHT!“.

In allen Umfragen legte die SPD zu Lasten der CDU zu. Was SPON schon leicht angeekelt als „Hochrisiko-Wahlkampf“ beschriebt, zeigt aber schon Wirkung.

Forsa: Seit dem 28.08.13 sackt die CDU um zwei Prozentpunkte ab, die SPD steigt um drei Punkte an.

Infratest dimap: Seit dem 29.08.13 sackt die CDU um einen Prozentpunkt ab, die SPD steigt um zwei Punkte an.

INSA: Seit dem 26.08.13 sackt die FDP unter die 5%-Hürde, die SPD steigt um drei Punkte an.