Freitag, 6. Mai 2022

Maximal-Whataboutism

Vielleicht geht es nur mir so, aber ich meine, im Zuge der Massenvermehrung der Querdenker-Covidioten-Pegidioten wird Whataboutism eine immer häufigere Argumentationslinie.

Das ist nur zu verständlich, denn manchmal ist die Heuchelei der „Guten“ so enorm, daß es einfacher ist, deren Missetaten anzuprangern, statt seine eigene wackelige Position zu verteidigen.

Das beste Beispiel ist die US-Empörung über die vorgeschobenen und erlogenen Angriffsgründe Putins auf die Ukraine.

Biden und Blinken haben allen Grund zur Empörung. Die Empörung ist echt. Aber sie sind die falschen Empörten, weil gerade die USA eine lange Geschichte der vorgeschobenen und erlogenen Angriffsgründe auf andere Nationen haben und damit Millionen Tote produzierten.

Wer also auf Putins Seite steht, während Putin aus Washington wüst beschimpft wird, hat es sehr leicht, Washington der Heuchelei zu überführen und damit die Ernsthaftigkeit der US-Vorwürfe zu desavouieren.

Viel schwieriger ist es hingegen, den Angriff auf die Ukraine zu rechtfertigen; da muss man schon zu gewaltigen geistigen Pirouetten greifen, so wie beispielsweise Putins bester Freund Kyrill I., der Patriarch, also Quasi-Papst der 150 Millionen Orthodoxen Christen. Er sieht in diesem Angriff eine legitime Verteidigung gegen die Homosexualität in der Ukraine.

(….) Ich finde den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine schlecht und falsch. Wladimir Putin und viele Russen, finden diesen Krieg immerhin richtig, einige sogar gut und richtig.

Zu der Fraktion gehört Patriarch Kyrill I., (bürgerlich Wladimir Gundjajew), der Herr über 150 Millionen russisch-orthodoxe Christen. Quasi der Papst der Rus.  Kyrill mag vor allem Reichtum, teure Uhren, Juwelen und seine Privilegien. Deswegen liebt und unterstützt er seinen Namensvetter Wladimir Putin. Die beiden Wladimirs sind ein Herz und eine Seele. Und den Krieg gegen die Ukraine finden beide Wladimirs einfach geil. Während sich der kleinere, jüngere und glattrasierte Wladimir darum bemüht, rational zu erscheinen und Gründe für den Krieg vorgibt, macht es sich der fünf Jahre ältere Wladimir mit dem Rauschebart und dem besonders albernen psychedelischen Hut einfacher: Er hasst einfach alle Ukrainer, nennt es eine „heilige Pflicht“ der Russen, sich freiwillig als Soldaten gegen die Ukraine zu melden, weil Selenskyjs Landsleute bekanntlich alle Schwuchteln wären und die armen frommen (heterosexuellen!) Russen homopervertieren wollten. Eine völlig einleuchtende Darstellung also, die erklärt, weshalb Kyrill I. den Krieg gut und richtig findet.

Daß die obersten Christenführer in einer rechtsextremen Diktatur die kriegslüsternen Massenmörder an der Staatsspitze stets unterstützen, ist üblich. (…)

(Kriegsansichten, 25.03.2022)

Im dritten Monat des Ukraine-Krieges werden rationale Diskussionen über die verschiedenen Kriegsparteien allerdings schwierig. Ein schneller russischer Sieg, den ich anfänglich auch für wahrscheinlich hielt, ist ganz offensichtlich vom Tisch. Es scheinen auch nicht alle ukrainischen Männer schwul zu sein; dafür gibt es doch zu viele, mit ihnen verheiratete Frauen, die mit ihnen Kinder haben.

Die Hoffnungen Westeuropas, man könne den Krieg irgendwie aussitzen, ohne selbst von ökonomischen Konsequenzen tangiert zu werden, ohne seine Energieerzeugung zu modernisieren und ohne sich militärisch zu positionieren, haben sich zerschlagen.

Es wird auch nicht funktionieren, der Ukraine zu helfen, ohne gleichzeitig Putin zu ärgern und damit seine eigene Gas/Öl-Versorgung zu gefährden.

Die Feuilletonisten und die Verfasser offener Briefe  an die Bundesregierung können sich aufgrund schweren Hinkens auch nicht auf den passenden Weltkriegsvergleich einigen: Erinnert die Situation eher an den Beginn des Ersten Weltkrieges 1914, als allgemeine Begeisterung und übergroße Bereitschaft, sich an Konflikten außerhalb der Landesgrenzen zu beteiligen zu Millionen Toten führten? Oder passt eher der Vergleich mit 1939, dem Beginn des Zweiten Weltkrieges, als es genau umgekehrt war, und die mangelnde Bereitschaft vieler Europäer, sich rechtzeitig Hitler entschieden entgegen zu stellen und sich kriegerisch in anderen Ländern zu engagieren, dazu führte, daß Deutschland immer weiter ging und schließlich über 60 Millionen Tote und einen zerstörten Kontinent hinterließ?

Ist Putin so hitzköpfig, daß er militärisch in die Enge getrieben und von einem entschlossenen Westen aufgehalten, neroesk mit seinem Untergang alles mitreißt und Atombomben abschießen lässt?

Ist Putin so eiskalt, daß er kleine Atombomben oder andere Massenvernichtungsmittel gegen die Ukraine/Moldau einsetzt, wenn er eben nicht von einem entschlossenen Westen militärisch aufgehalten wird?

Die Argumentationslinien sind kompliziert in so einer Gemengelage. Es ist einfacher, die Ungereimtheiten in den Argumenten der Gegner herauszustellen, als stringent die eigenen Argumente vorzulegen.

Müssen wir jetzt dringend, ganz schnell, viele Deutsche Panzer in die Ostukraine schicken, weil nur so Putins gewaltige Militärmaschine daran gehindert werden kann auch in Polen einzumarschieren?

Oder handelt es sich bei Putins Wunderwaffen eher um Potemkinsche Truppen, die von ukrainischen Zivilisten mit Traktoren vernichtet werden können?

Kommt die russische Armee eher nach Berlin, wenn sie sich gerade im Zuge der Feierlichkeiten des Sieges über Hitlerdeutschland über westliche Demütigungen und Nato-Engagement ärgert?

Oder hatte die russische Armee das nie vor, macht es aber, weil die NATO so viel Rücksicht nimmt, sich in der Ukraine zurückhält und das in Moskau als Schwäche gedeutet wird?

Einfache Lösungen existieren nicht und daher bin ich mehr und mehr zufrieden mit einer Scholz-Regierung, die es sich eben auch nicht einfach macht und nicht durch Ad-Hoc-Aktionen in aussichtslose Situationen hineinstolpert.

Ich halte es für fast gleichermaßen gefährlich, in dieser Situation, jede militärische Unterstützung der Kriegspartei Ukraine abzulehnen oder andererseits „all in“ zu gehen, und mit allem, das die Bundeswehr hat, Kiew zu Hilfe zu kommen.

Zwischen diesen Antipoden zu mäandern, führt auch nicht dazu, ernst genommen zu werden.
Also was tun, wenn die Zukunft so schwer vorherzusehen ist und jede Handlungsvariante die fatal Falsche sein könnte?

Da hilft nur Whataboutism und der wird von niemand besser beherrscht, als vom Links-abtrünnigen Saar-Paar Sahra Sarrazin und Oskar Lafontaine.

Bei Sandra Maischberger milderte Wagenknecht Putins Missetaten, indem sie über die Ukraine whatabboutiste.

[….] Wagenknecht unterstellt Ukraine Kriegsverbrechen im Donbass.  […]

(Merkur, 04.05.2022)

Ehegatte Oskar steht ohnehin auf der Seite Kyrills und holte in einem meisterhaften Maximal-Whataboutism gleich noch einen weiteren Papst als argumentative Hilfe gegen den Westen, die Nato und die Grünen.

[…] Der Papst und die Lügner und Heuchler des Westens

Hinter jedem Konflikt stünden internationale Interessen. Vielleicht habe das „Bellen der NATO an Russlands Tür“ den Krieg ausgelöst, sagte Papst Franziskus dem Corriere della Sera. Jetzt bellen die Lügner und Heuchler des Westens vor seiner Tür. Mit seiner Analyse, dass internationale Interessen – das heißt, das Interesse der USA, Russland einzukreisen und die Ukraine zu einem Vasallenstaat Washingtons zu machen – den kriegerischen Konflikt ausgelöst haben, hat der Bischof von Rom den Dauerlügnern und Kriegstreibern so richtig in die Suppe gespuckt. Und dass er im Gegensatz zu den Heuchlern in Politik und Medien erkannt hat, dass man an den Grenzen einer Atommacht keine Raketen ohne Vorwarnzeit aufstellen darf, zeigt, wie wichtig seine Stimme in einer Welt ist, in der Totalitarismus und Militarismus sich immer mehr ausbreiten.  Wir müssen wie der Papst die unsägliche Heuchelei und Lügenpropaganda bekämpfen.

Wer Staatsmänner, die wie Putin einen völkerrechtswidrigen Krieg befehlen, „Kriegsverbrecher“ nennt, muss US-Präsidenten wie Clinton (Jugoslawien-Krieg), Bush (Afghanistan- und Irak-Krieg), Obama (Afghanistan-, Libyen- und Drohnenkrieg) oder Biden (Drohnen-Krieg) ebenfalls „Kriegsverbrecher“ nennen.

Wer das „Morden in der Ukraine“ verurteilt, muss das „Morden“ in den verbrecherischen Angriffskriegen des Westens genauso verurteilen.

Und wer wegen der „Kriegsverbrechen“ jeden Tag Sanktionen gegen Russland fordert, muss die wirtschaftlichen Beziehungen zu den USA sofort beenden.

Nachtrag: Die größten Lügner und Heuchler sind die Grünen, die die Kindsmörderin Madeleine Albright (der Tod von 500.000 irakischen Kindern infolge der Sanktionen waren „den Preis wert“) zu ihrer außenpolitischen Ratgeberin erkoren hatten und vor den Scheichs, die vergewaltige Frauen ins Gefängnis werfen, ihren Diener machen, um teures Flüssiggas zu bekommen. […]

(O. Lafontaine, 05.05.2022)

Und ja, ich ärgere mich jeden Tag über die FDP in der Ampel-Regierung, aber die Seeheimer in der SPD hatten eben doch Recht: RRG ist mit diesen Linken aus außenpolitischen Gründen nicht möglich.

Ich habe lange dagegen gehalten und für RRG argumentiert, aber ich hatte Unrecht.

Donnerstag, 5. Mai 2022

Bürgerkrieg jetzt

Die Zeitungen, das Internet sind voll davon, daher muss ich die Geschichte nicht detailliert nacherzählen:
Ein halbes Jahrhundert lang gab es in den USA ein relativ liberales Abtreibungsrecht, welches den Rechtsradikalen und Evangelikalen immer ein Dorn im Auge war.

In einem geschickten PR-Coup verkaufen sie ihre Ablehnung als „Pro Life“, tun also so, als ob es ihnen darum ginge, (ungeborenes) Leben zu retten.

Das ist eine vierfache Lüge.

1.   Unterstellt es, die „Pro Choice“-Anhänger wären gegen das Leben.

2.   Führen Abtreibungsverbote sogar zu mehr Abtreibungen, weil schwangere Frauen so unter Druck gesetzt werden, daß sie sich nicht frei entscheiden können

3.   Führen Abtreibungsverbote dazu, daß mehr Frauen bei illegalen Abtreibungen unter medizinisch nicht vertretbaren Bedingungen sterben.

4.   Zeigen „Pro Life“-Aktivisten durch ihre gleichzeitige Unterstützung für Waffen, Folter und Todesstrafe, daß sie eben gerade nicht an der Erhaltung des Lebens an sich interessiert sind, sondern die Unterdrückung der freien Entscheidung von Frauen das eigentliche Motiv ist.

[….] Seit 1973 hatte es den Frauen ein verfassungsmäßiges Recht auf Schwangerschaftsabbrüche zugesprochen und den Bundesstaaten verboten, dieses einzuschränken. Nun wollen gemäß dem Entwurf fünf der neun Richter dieses Recht aufheben. "Ich bin echt sauer", sagt eine 14-jährige Schülerin aus Washington auf der Straße vor dem Gericht. "Wir haben so viel Fortschritt gemacht, und jetzt gehen wir wieder rückwärts. Das ist unfair, und dagegen will ich protestieren." Abtreibungen zu verbieten, könne Millionen Frauen das Leben kosten, sagt ihre Freundin. Sie nehme sonst nicht an Demonstrationen teil. "Aber das ist ein so wichtiges Thema." [….] Besonders jene aus Washington könnten in eine missliche Lage geraten: Die Stadt tickt politisch links, doch steht sie unter direkter Verwaltung des US-Kongresses. Sollten die Republikaner dort die Mehrheit erringen, könnten sie in der Hauptstadt Abtreibungen verbieten. Besonders Abgeordnete aus konservativen ländlichen Regionen machen sich einen Sport daraus, die ungeliebten Hauptstädter zu piesacken. Schon bisher darf Washington zum Beispiel mittellose Frauen nicht bei Abtreibungen unterstützen. [….] Wer aber bei den Zwischenwahlen profitieren wird, ist umstritten. Die Republikaner könnten den Kurswechsel im Abtreibungsrecht als ihren Erfolg verkaufen - und als Leistung von Donald Trump, der die Mehrheit an dem Gericht zu den Konservativen verschob. Zudem werden die Republikaner die Gelegenheit nutzen, in jedem Staat mit Abtreibungsverboten ihre Basis zu motivieren. In rund der Hälfte der Staaten haben sie bereits Gesetze eingeführt, die Schwangerschaftsabbrüche einschränken oder gleich ganz verbieten; in Kraft treten die meisten erst, falls der Supreme Court seine bisherige Haltung auch wirklich ändert.  Das Abtreibungsrecht sei nur der Anfang, befürchtet MC Hammond, Anwältin in Washington: Das Gericht plane eine breite konservative Wende. Die Art und Weise, wie die veröffentlichte Mehrheitsmeinung begründet sei, stelle auch andere Rechte infrage, die in der Verfassung nicht erwähnt sind - etwa den Zugang zu Verhütungsmitteln oder die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Sie gründen alle auf demselben Verfassungsartikel, aus dem der Supreme Court bisher das Recht auf Abtreibung herleitete, sagt Hammond. [….]

(Fabian Fellmann, 05.05.2022)


Den ärgerlichsten Punkt an dieser konservativen Dominanz; die durch maßgeschneiderte Wahlverhinderungsgesetze, Gerrymandering und Betrug erlangte Möglichkeit, trotz Stimmenminderheiten, politische deutliche Mehrheiten zu bekommen, spricht aber Texas-Paul an: Es kommt nun so, wie lange prognostiziert, niemand sollte überrascht sein.

Jeder weiß, wie sehr das US-amerikanische Wahlrecht die Erzkonservativen bevorzugt. Um sicher zu gewinnen, braucht ein Demokrat nicht etwa 50,1% der Stimmen oder gar nur eine Stimme mehr als der republikanische Kandidat, sondern bis zu 10 Prozentpunkte Vorsprung.

 


[….] Republican senators haven’t represented a majority of the U.S. population since 1996 and haven’t together won a majority of Senate votes since 1998. Yet the GOP controlled the Senate from 1995 through 2007 (with a brief interregnum in 2001–02 after a party switch by Jim Jeffords) and again from 2015 until 2021.  As Stephen Wolf observed in his write-up of the results, there have been consequences for this disconnect:

    Five Supreme Court justices (and many more lower court judges) were confirmed by senates where the GOP majority was elected with less popular support than Democrats. Those right-wing hardliners are now poised to use their control over the court to attack voting rights and preserve Republican gerrymanders while striking down progressive policies. This same minority rule has also paved the way for massive tax cuts for the rich under George W. Bush and Donald Trump that have facilitated an explosion in economic inequality.

Thanks to the filibuster, of course, on many key measures, the 43.5 percent of voters represented by a Republican minority in the Senate have as much clout as the 44.7 percent represented by a Republican majority when the GOP won a trifecta four years ago. That’s why Democrats are trying to cram as much legislation as they can into a budget-reconciliation bill that cannot be filibustered and why the parliamentarian’s ruling on the scope of that bill is such a big deal for Americans trying to survive on minimum wage. [….]

(Ed Kilgore, 25.02.2021)

All das ist lange bekannt und die US-Amerikaner hätten ein Mittel dagegen: Outnumbering.

Umfragen ergeben inzwischen regelmäßig deutliche bis überwältigende Mehrheiten für die Pro-Choice-Regelung, für die „gay marriage“, für die Cannabis-Legalisierung.

Aber eine relative Mehrheit der US-Amerikaner geht gar nicht wählen.

Diese über 100 Millionen Wahlberechtigten haben es verbockt.

Nun kommt die Quittung, mit der sich 74 Millionen fanatische Hass-Amerikaner gegen 182 Millionen ihrer Landsleute durchsetzen.

Aber ich meine, es ist doch eine andere Zeit als 1973.

Wollen sich die Frauen 2022 tatsächlich immer noch von einer extrem heuchlerischen männlichen Minderheit vorschreiben lassen, was sie mit ihrem Körper anzufangen haben?

Es ist in den USA dringend an der Zeit sich an Aristophanes‘ „Lysistrata“ zu erinnern. Schon von mehr als 24 Jahrhunderten (411 v. Chr.) gab es die Idee, Frauen könnten sich durch einen Sexstreik durchsetzen.

Abgesehen davon gibt es im Jahr 2022 auch viele Männer, die in dieser Frage an der Seite der Frauen stehen.

Ich rate meinen US-Landsfrauen: Lasst Euch das nicht gefallen, legt zur Not die gesamte Nation lahm.


 

Mittwoch, 4. Mai 2022

Das Tabu

Zugegeben, ich lache auch über Witze mit einer Pointe, die sich auf die winzigen Genitalien Trumps und anderer großspuriger Rechtspopulisten beziehen. Die Komik entsteht, weil jeder die Andeutung versteht, daß ein Mann mit winzigem Würstchen, irgendetwas zu kompensieren hätte und dann besonders laut rumprahlt. Sehr schön passen diese Gags auf zu bis an die Zähne bewaffneten US-QtrumpliKKKans; zumal Gewehre in der Tat eine phallische Form haben und  schon deswegen entsprechende Assoziationen auf der Hand liegen, wenn diese primitiven Menschen derartig stolz ihre Waffen umghertragen. 

 

 

Tatsächlich hat Donald Trump selbst 2016 eine Penisgrößen-Diskussion mit Marco Rubio vom Zaun gebrochen und – selbstverständlich – klargestellt, er habe einen besonders Großen.

Sein Sohn Don Jr. fühlte sich schon Jahre zuvor bemüßigt, öffentlich über die enormen Rüben in den Hosen der Trump-Männer zu Auskunft zu geben.

[….] In a recently-surfaced 2007 interview with Adam Carolla, Donald Trump Jr. talked about his dad's penis, how hard it is to be at the Playboy Mansion with a pregnant wife, whether he'd ever murder his father to inherit his fortune, and various other topics. In the interview, Trump Jr. implied, but stopped short of outright asserting, that he has a larger penis than his dad.  "You know, and I will get fired for this, but I’m never going to say that I don’t," Trump Jr. replied. "I will get fired for that. By the way, they’re both pretty substantial, I think."  [….]

(Seth Millstein, April 5, 2018)

Wie soll man angesichts solcher unfassbaren Peinlichkeiten denn keine Witze über die Cornichons dieser Typen machen?

Jeder, der Thomas Brussigs Meisterwerk „Helden wie wirvon 1996 gelesen hat, wird schallend gelacht haben, als der präpubertäre, sich um seinen noch kleinen Zipfel sorgende Titelheld Klaus Uhltzscht, aus den Belehrungen seiner Mutter ableitet, besonders kleine Penisse wären am schönsten.


Die Witze funktionieren natürlich auch so gut, weil es weltweit Einigkeit darüber gibt, daß riesige Dinger ganz toll sind, während Kleine ein Grund zum Auslachen sind.

Kein Wunder, daß in Datingportalen, in denen die eigene Größe in S, M oder L angegeben werden kann, 99% aller Männer L haben.

Wer in der Schule in Stochastik aufgepasst hat, weiß allerdings, daß nicht alle Männer tatsächlich einen sehr überdurchschnittlichen Spargel haben können.

Zudem ist es eindeutig so, daß sich kein männlicher Säugling die Dimensionen seiner Nudel aussuchen kann. Man wird nun einmal so geboren.

Das gilt zwar auch für die weibliche Brust, so daß es sich diesbezüglich ebenfalls verbietet, Diskriminierungen zu veranstalten. Aber im Gegensatz zu den Phalli, sind bei der BH-Ausfüllung sehr gute und vergleichsweise einfache operative Möglichkeiten da.

In Kalifornien ist spätestens zum Highschool-Abschluss ein „Boob-Job“ geradezu obligatorisch. So wie Amerikanerinnen einheitliche viel zu weiße Zähne haben, werden die Brüste auch an das geltende Ideal angepasst.

Ich werde nie das entsetzte Gesicht einer Model-Agenturchefin vergessen, als vor ca 15 Jahren ein Spiegel-TV-Team im Hollywood-Model-Business recherchierte und nachfragte, wieso es denn gar keine deutschen Models in ihrer Kartei gäbe.

Ganz einfach, die Deutschen wären einfach ungepflegt; einige rasierten sich tatsächlich die Achseln (statt mit Laserbehandlungen jede einzelne Haarwurzel verödet zu haben), sogar Deutsche mit unoperierten Brüsten meldeten sich bei ihr. UNOPERIERT, mit so einer Einstellung könne man keine Karriere erwarten.

In dem Zusammenhang komme ich zurück auf Donald Trump, der die seltene Gabe hat, mit jeder noch so erfolgsversprechende Geschäftsidee pleite zu gehen. Der Mann ist vermutlich der schlechteste Geschäftsmann der Welt.

Bisher sind nur drei Methoden bekannt, mit denen Trump tatsächlich Geld „verdiente“.

1)   Seinen Milliardär-Vater anbetteln,

2)   Kriminell sein und

3)   Reality-TV, in dem er seinem sadistischen Trieb folgen darf, Schwächere zu quälen.
a) The Apprentice
b) Tittenjuror bei zahlreichen Miss-Wahlen.

Welche ausgleichende Gerechtigkeit, wenn er als Microphallus bloßgestellt werden könnte.

Männer haben aber  erstens den Vorteil, üblicherweise nicht anhand ihrer Penislänge verurteilt zu werden, weil man diese im Alltag gar nicht feststellen kann und zweitens wird von ihnen auch keine obligatorische operative Vergrößerung erwartet, weil das medizintechnisch nicht möglich ist.

Es ist zwar etwas mehr Durchmesser durch Fett- oder Silikon-Einspritzungen möglich, aber eine Dauerschwellung wie bei der menschlichen Frauenbrust ist nicht machbar.

Es spricht also nichts dagegen, sich mit der naturgegebenen Länge anzufreunden und es spricht alles dagegen, Männer aufgrund ihrer Ausstattung „untenrum“ zu bewerten.

Für mich ist das ohnehin selbstverständlich. Umso erstaunter war ich von mir selbst, als ich beim Lesen des heutigen SZ-Feuilleton unangenehm berührt wurde.

Jan "Monchi" Gorkow, Sänger von "Feine Sahne Fischfilet", spricht in einem längeren Interview über seine radikale Abmagerung und die grotesken Schwierigkeiten, die sein ehemaliger 182-Kg-Körper mit such brachte: Unter ihm zerberstende Klobrillen und Stühle, die Unfähigkeit sich selbst noch den Po abzuwischen oder die Schuhe zuzubinden.

Die Fragen der Interviewerinnen Ulrike Nimz und Antonie Rietzschel waren insofern nicht impertinent, da Gorkow zu diesen Themen selbst ein Buch geschrieben hat und damit derzeit auf Lesereise unterwegs ist.

[….] SZ: Auf Seite 248 Ihres Buches steht der Satz: "Ich habe einen kleinen Schwanz." Die ultimative Provokation?

Monchi: Es geht eher darum, einen bestimmten Habitus lächerlich zu machen. Wenn einer sagt: Das ist meine fette Karre - dann kommen wir mit dem Bobby Car. Wenn alle sagen, wir haben den Dicksten und Längsten, dann sag' ich: Ja und, meiner ist halt klein. Aber es ist schon krass, wie viele Leute einem jetzt ungefragt ihre Schwänze schicken.

SZ: Willkommen in der Realität vieler Frauen.

Monchi: Also es sind jetzt nicht direkt Dickpics, aber viele Männer fühlen sich offenbar verstanden und freuen sich, dass da mal jemand so offen drüber spricht. Dieses Körperthema ist der Wahnsinn. Hat halt jeder einen. […..]

(SZ-Interview Jan Gorkow, 04.05.2022)

Ich verzog mein Gesicht, obwohl ich ganz allein war. Ein klassischer Fall von „Too much information“.

Erstens möchte ich das nicht wissen und zweitens befürchte ich nun, daß der durchaus bekannte Leadsänger einer dezidiert linken, migrantenfreundlichen Band, nun noch mehr unter Shitstorms rechter Trolle leiden wird. Es gibt keinen rechten Blog, der nicht regelmäßig und hysterisch gegen "Feine Sahne Fischfilet" hetzt.

Aber welcher rechtspopulistische Hetzer liest schon Bücher, oder gar die SZ?

Außerdem bin ich dabei erneut dem dämlichen Vorurteil aufgesessen, es wäre „schlecht“, einen eher kleinen Zapfen zu haben und daher würde sich Gorkow getroffen fühlen.

Aber dank seiner Offenheit, korrigiere ich mich doppelt. Die Assoziation „Kleiner Penis = peinlich“ muss aus meinem Kopf. Wenn man das erst einmal verinnerlicht hat, gibt es auch keinen Grund, sich zu schämen.

Ein guter Augenöffner, Herr Gorkow.

Und seien wir doch mal ehrlich: Sollte sich durch geleakte Videos herausstellen, daß Donald Trump doch ein pretty substantial package in seiner Hose herumträgt, änderte das rein gar nichts an meiner Einschätzung: Trump ist ein moralisch völlig verkommenes, bösartiges, perfides, borniertes, verdummtes, sexistisches, rassistisches, gefährliches, abstoßendes, häßliches, brutales, gemeines, abstoßendes Stück Scheiße.

Dienstag, 3. Mai 2022

Bergab in den USA, bergab in Deutschland

Die Q-TrumpliKKKans sind sehr stark für die US-Verfassung engagiert.

Und zwar genau so, wie sie als fromme Christen eben auch für die Bibel engagiert sind: Gelesen haben sie den vollständigen Text nie, sie halten sich auch nicht an alle Vorgaben und schon gar nicht sollen alle biblischen Gebote/Verfassungsgrundsätze für sie gelten.

Natürlich immer nur diejenigen, die ihnen gerade politisch in den Kram passen.

Freedom of Speech ja, aber eben nur für sich selbst. LGBTIQs, Frauen, Demokraten oder gar Schwarze, sollen die Klappe halten. Don‘t say gay-Gesetz! Freedom ist ihnen auch bei schweren Waffen, Impfungen und medizinischen Masken extrem wichtig. Da dürfe es keine Vorschriften geben. In der Abtreibungsfrage argumentieren sie genau umgekehrt, da dürfe es keinesfalls eine freie Entscheidung geben.

Die Partei Trumps wettert gemeinsam mit ihrem orangen Idol wider die Cancel-culture der sogenannten „liberals“ und hat damit wenigstens einen Punkt in ihrem Forderungskatalog, der nicht völlig absurd ist. Sie vergessen nur zu erwähnen, daß sie selbst die größten Canceler sind, die ständig danach schreien, irgendetwas zu verbieten.

Trump selbst ist die Apotheose dieses Rechtsverständnisses; geradezu manisch verklagt er jeden, droht damit vor Gericht zu gehen. Für ihn selbst gelten aber Gesetze natürlich nicht. So reagiert er voller Wut und Empörung auf Justizangehörige, die sich mit seinen Gesetzesbrüchen beschäftigen. Als Präsident hatte er nie etwas von Gewaltenteilung gehört, sondern verstand Richter, Staatsanwälte und auch den Justizminister als seine persönlichen Untergebenen. Die Verfassung war ihm immer völlig egal, er hielt seine eigenen Launen für den einzigen Maßstab. Besonders die Black Lives Matter Bewegung bekam das zu spüren. Trump mag vieles nicht, aber Schwarze kann er ganz besonders schlecht ausstehen.

[….]  Der frühere US-Präsident Donald Trump hat nach Angaben seines damaligen Verteidigungsministers Mark Esper erwogen, auf Anti-Rassismus-Demonstranten schießen zu lassen. Trump habe im Jahr 2020 »mit rotem Kopf« im Oval Office gesessen und sich »lautstark« über Menschen beschwert, die nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd vor dem Weißen Haus protestierten. Das schreibt Esper laut von der Nachrichtenwebsite »Axios« veröffentlichten Ausschnitten in einer bald erscheinenden Autobiografie. [….]  Trump habe laut den Buchausschnitten damals gesagt: »Könnt ihr nicht einfach auf sie schießen? Ihnen einfach in die Beine schießen oder so?« Der ehemalige Verteidigungsminister schreibt von einer »surrealen« Situation, während er vor Trumps Schreibtisch im Oval Office gesessen habe. Er habe einen Weg finden müssen, dem damaligen US-Präsidenten diese Idee auszureden. […..]

(SPON, 02.05.2022)

Das ist Trumps Einstellung der Meinungsfreiheit, die er genauso bekämpft wie die Pressefreiheit – „enemy of the people“.

Journalisten leben im LAND OF THE FREE unter Donald Trump durchaus gefährlich. Im Press Freedom Index rutschten die USA auf einen beschämenden Rang 48 ab – hinter Ländern wie Botswana (44), Burkina Faso (41), Südafrika (28), Ghana (23), Surinam (21) oder Uruguay (20).

Unter Biden liegen die USA 2022 auf Rang 42.

Insbesondere, weil Querdenker, Covidioten und AfDler Pressevertreter wüst beschimpfen und physisch attackieren, rutscht auch Deutschland im Pressefreiheitsranking drastisch ab. Gegenwärtig steht nur noch Rang 16 zu Buche.

[….]  Deutschland rutscht weiter ab

Gewalt gegen Journalisten, weniger Vielfalt und Probleme beim Quellenschutz: Die Lage der Pressefreiheit in Deutschland hat sich laut "Reporter ohne Grenzen" weiter verschlechtert. Aber auch in anderen Ländern gibt es große Probleme.  Die Lage der Pressefreiheit in Deutschland hat sich nach Einschätzung von "Reporter ohne Grenzen" weiter verschlechtert. Die Bundesrepublik liegt auf der heute veröffentlichten Rangliste nun drei Plätze tiefer als noch vor einem Jahr: auf Rang 16 - hinter Ländern wie Litauen, Jamaika und den Seychellen.  [….]

(Tagesschau, 05.0.2022)

Ausgerechnet am heutigen UNESCO-Welttag der Pressefreiheit, passt eine Personalie aus der CSU gut ins Bild.

Es ist ein absolutes Debakel für Markus Söder; nach nur zwei Monaten muss Generalsekretär Stephan Mayer, seine neue Hoffnung für den CSU-Landtagswahlkampf, hinschmeißen.

[….] "Kurz vor Mayers Rücktritt hatte die »Bild« berichtet, der Politiker habe einen Journalisten bedroht. Demnach soll Mayer einem Reporter des Promi-Magazins »Bunte« mit persönlicher Vernichtung gedroht haben. Wörtlich soll Mayer dem Journalisten am Telefon gesagt haben: »Ich werde Sie vernichten. Ich werde Sie ausfindig machen, ich verfolge Sie bis ans Ende Ihres Lebens. Ich verlange 200.000 Euro Schmerzensgeld, die müssen Sie mir noch heute überweisen.«" [….]

(SPON, 0.05.2022)

Die CSU verlangt traditionell Hofberichterstattung vom BR und dem ZDF. Nach unliebsamen Berichten, gibt es unangenehme Anrufe aus der Söderschen Staatskanzlei.

Wie es General Mayer mit der Pressefreiheit hält, ist also auch klar geworden.

Montag, 2. Mai 2022

Globalaufmerksamkeitsspanne

Es ist ganz interessant, die CNN-Abendshows zu sehen, weil die im Gegensatz zu den deutschen Talkshows à la Lanz und Maischberger sehr wenig aktive Politiker einladen, sondern mehr Experten zu Wort kommen lassen. Wissenschaftler, Analysten, thinktank-Experten. Sogenannte „TV-pundits“.

Da Amerikaner generell schlecht gebildet sind und schon gar nichts über die Welt jenseits der US-Grenzen wissen, ist das durchaus lehrreich.

Ein Gedanke zum Ukraine-Krieg wird da gelegentlich ventiliert, den ich so noch gar nicht von deutschen Journalisten höre.

Hier lautet geht das Narrativ wie folgt:

Ein vor Kraft strotzender Putin will das gesamte Einflussgebiet der alten UdSSR zurück haben, hat den Westen durch seine bots und Trolls destabilisiert (Brexit, Trump, rechtsextreme Bewegungen, die nach Moskaus Pfeife tanzen) und dachte, ‚die Luschen in der EU haben eh ihr Militär verrosten lassen und sind feige; da kann ich Blitzkrieg-artig die Ukraine schnappen und die Idioten in der EU werden sich genau wie 2014 bei der Krim schon wieder abregen, weil sie mein Gas und Öl brauchen‘. Dann war Putin aber total verblüfft von der heftigen Ukrainischen Gegenwehr und unterschätze, wie die westlichen Staaten sich am Riemen reißen, schnell böse Sanktionen verhängen und die Ukraine massiv aufrüsten. Nun ist Putin ratlos, weil seine eigenen Truppen demotiviert sind und muss seine Ziele gewaltig abspecken. Gut möglich, daß die Ukraine sogar gegen Russland gewinnt.

Von CNN-Pundits höre ich aber eine leicht veränderte Variante.

Ja, Putin hätte gern die Ukraine handstreichartig und ohne viel Gegenwehr übernommen, aber Syrien diente eben nicht nur als seine Blaupause, um neue Waffen zu testen.....

[….]  Syrien gilt als Putins Versuchslabor. Russlands Eintreten in den Bürgerkrieg rettete nach 2015 Machthaber Assad. Russland konnte neue Waffensysteme und Kriegsstrategien testen - auf Kosten der Zivilbevölkerung. [….]

(Daniel Hechler, ARD-Studio Kairo, 06.03.2022)

…sondern vor allem, um auszuprobieren, wie es um die Konzentrationsfähigkeit des heterogenen Westens bestimmt ist. Putin lernte bei der Krim 2014 und ab 2015 in Syrien, daß der Westen zwar erst Zeter und Mordio schreit, sich fürchterlich aufregt, aber daß die Öffentlichkeit einfach nicht in der Lage ist, bei der Sache zu bleiben.

Irgendwann haben sie keine Lust mehr auf das Thema, wenden sich anderen Dingen zu. Das zeigt auch das Beispiel Pandemie. Nach zwei Jahren ist die Luft raus, die Politik traut sich einfach nicht mehr, einen konsequenten Kurs fortzusetzen, weil die Bürger zu undiszipliniert sind und wie garstige kleine Kinder damit drohen, anderenfalls bei den nächsten Wahlen, die Regierung in die Wüste zu schicken.

Krisen, die länger andauern, sind uns wurscht, wie der Krieg unserer Golfstaatenpartner gegen den Jemen mit bereits Hunderttausenden Toten.

[….] Mehr als 370.000 Menschen wurden im Jemen-Konflikt bereits getötet, Millionen mussten flüchten. Die Vereinten Nationen stufen den Krieg und seine Folgen als schlimmste humanitäre Krise der Welt ein.   [….]

(Tagesschau, 22.01.2022)

370.000 Tote, für die Joachim Gauck nicht eine Sekunde überlegte, zu frieren.

Riads Bombardierungen der Zivilbevölkerung im Jemen begann aber schon 2015.

Ein weiterer Beleg für diese Sichtweise ist der Nato-Partner Türkei. Dessen Präsident Recep Tayyip Erdoğan ebenfalls gerade einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg führt und unfassbares Elend über die Zivilbevölkerung bringt.

[….] Im Schatten des Krieges in der Ukraine hat die Türkei in den letzten Wochen mit Kampfflugzeugen Angriffe auf kurdische Gebiete im Irak und in Syrien geflogen. Und türkische Truppen marschierten in den Irak ein. Ein internationaler Aufschrei blieb aus. Damit bricht die Türkei Völkerrecht, denn die UN-Charta untersagt „jede gegen die territoriale Unversehrtheit eines Staates gerichtete Anwendung von Gewalt“.  Warum geht die EU mit den Völkerrechtsbrüchen von Russland und der Türkei so unterschiedlich um? Natürlich sind die Konflikte nicht eins zu eins vergleichbar. Dennoch stellt sich die Frage: Wann sprechen wir von Angriffskrieg, wann von Militäroperation? Wenn es der EU um die Einhaltung von Völkerrecht geht, warum verhält sie sich Erdogan gegenüber so zurückhaltend? Die Türkei begründet den Angriff damit, Stellungen der kurdischen Miliz YPG und der Partei PKK treffen zu wollen, um Terrorangriffe zu verhindern. Türkei und EU stufen die PKK als Terrororganisation ein. Seit Jahren beschießt die Türkei immer wieder kurdische Gebiete im Irak und in Syrien. Oft kamen dabei Zivilist:innen ums Leben. [….]

(Monitor, 30. April 2022)

Putin hat das womöglich eingepreist. Schon jetzt beginnen die freundlichen Helfer der ukrainischen Flüchtlinge in Deutschland sich zu beklagen. Der Staat hilft ihnen nicht, wie lange sollen sie denn noch alles allein machen?

Die Energiekrise hat noch gar nicht begonnen, schon ist die deutsche Wirtschaft in heller Aufregung. Und die deutsche Regierung wackelt auch schon. Oppositions-Merz reist nach Kiew, um die eigene Regierung in Berlin zu schwächen – es sind ja schließlich Wahlen in Kiel und Düsseldorf.

Gut für Putin. In anderen NATO-Staaten sieht es nicht besser aus. Biden werden die Midterms im November lahmlegen und Frankreich wäre letztes Wochenende um ein Haar implodiert. In London regiert ein irrer Idiot, der im Regierungssitz Sexparties veranstaltet.

Jetzt guckt der deutsche Michl noch die die Ukraine-Berichterstattung an. Aber in sechs Monaten oder zwei Jahren auch noch?

Und was ist, wenn inzwischen eine neue Corona-Mutante die EU lahmlegt?

Nicht vergessen darf man auch die Klimakrise, die uns zuverlässig mit neuen Ahrtal-artigen Stories versorgen wird.

[…]  dass sich neben den offenkundigen globalen Krisen – zuletzt war es Corona, jetzt ist es Putins Krieg in der Ukraine – im Hintergrund kontinuierlich mehrere ökologische Bedrohungen zuspitzen, ist bekannt. Doch man neigt dazu, das gelegentlich zu verdrängen. Wie ein Weckruf wirkten in der Ballung die Nachrichten in dieser Woche:

Am Mittwoch haben die Vereinten Nationen einen neuen Bericht veröffentlicht, den »Global Land Outlook«

·  zum Zustand der Böden der Welt. Darin heißt es: 20 bis 40 Prozent der globalen Landflächen sind bereits geschädigt – wissenschaftlich spricht man dabei von »Landdegradation«, das System Boden verliert seine Funktion. Konkret heißt das häufig: Wälder werden zu Steppen, Wiesen zu Wüsten.

·  Am Dienstag riefen die Behörden im Süden Kaliforniens einen Wassermangelnotstand aus und ordneten zum ersten Mal überhaupt eine Beschränkung für die Wassernutzung an. Grund ist die extreme Trockenheit.

·  Am Mittwoch erschien in der Zeitschrift »Nature« eine Studie zum Zustand der Reptilien auf der Welt. Ausgewertet wurden Daten aus der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN. 21 Prozent der erfassten 10.196 Reptilienarten sind demnach vom Aussterben bedroht.

·  In Asien sind derzeit mehr als eine Milliarde Menschen von extremer Hitze betroffen, die Temperaturen in Indien und Pakistan erreichen teils Werte nahe der 50-Grad-Marke. Indien sei ein »Hotspot des globalen Klimawandels«, sagte Adrian Leyser vom Deutschen Wetterdienst dem SPIEGEL am Mittwoch

. Am Donnerstag veröffentlichten die University of Maryland und die Organisation Global Forest Watch eine Aufstellung zu der Waldfläche, die 2021 durch Feuer verloren ging. Die mit Abstand größte Waldfläche verbrannte im vergangenen Jahr in Russland, mehr als 53.600 Quadratkilometer – eine Fläche größer als Niedersachsen. »Russland erlebte seine schlimmste Feuersaison aller Zeiten«, sagte die Wissenschaftlerin Elizabeth Goldman der »Washington Post«.

Während die Welt gebannt auf die Ukraine blickt, meldet sich die Natur zurück, so liest sich das.  […]

(SPON, 02.05.2022)

Das ist alles viel zu viel für die degenerierte Aufmerksamkeitsspanne eines Europäers oder Nordamerikaners.

Wenn in zwei oder vier Jahren immer noch in der Ukraine gekämpft wird, interessiert sich niemand mehr dafür. Es wird keine Brennpunkte mehr geben und sollte Putin irgendwann mit Massenvernichtungswaffen zum finalen Schlag ausholen, wird die Öffentlichkeit es achselzuckend hinnehmen.

Sonntag, 1. Mai 2022

Impudenz des Monats April 2022

Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.

Es sind die christliche Konservativen.

Gerade startete die ökumenische Woche für das Leben 2022.

Vom 30. April bis 7. Mai 2022 werben Katholiken und Protestanten mit diesem Motto für sich selbst. Was zunächst einmal positiv klingt, ist wie eigentlich immer bei Christen, Etikettenschwindel.

Lebensschutz. Christdemokraten für das Leben. Pro-Life. Marsch für das Leben.

In all diesen Fällen geht es darum Frauen zu drangsalieren, ihnen ihre Rechte zu nehmen oder Menschen ihr Selbstbestimmungsrecht zu nehmen, sie dazu zu verdammen lange und brutal zu leiden.

Es passt nur zu gut, daß der Chef der größten christlichen Partei Europas, Friedrich Merz, im Bundestag dagegen stimmte, Vergewaltigung in der Ehe unter Strafe zu stellen. Für ihn ist das Recht einer Frau auf Würde, körperliche und seelische Unversehrtheit nachrangig. Wenn der Ehemann Lust auf Sex hat, seine Gattin aber nicht möchte, darf er nach Ansicht von Friedrich Merz gern Gewalt anwenden und soll straflos bleiben.

Diese Bundestagsabstimmung vom 15. Mai 1997 ist bald 25 Jahre her, aber Fritze Merz überdachte seine Ansichten nie.


2022 machte er sich in verächtlichem Ton über feministische Außenpolitik lustig, hat also immer noch nicht begriffen, daß Vergewaltigungen als Kriegswaffe eingesetzt wird und die Opfer bisher nicht in Den Haag dagegen vorgehen konnten, weil Massenvergewaltigungen Dank der Männer, die so denken, wie Jurist Merz, nicht als Kriegsverbrechen gilt.

[….] Baerbock will das so nicht stehen lassen. Sie sagt Bundeswehr und eine feministische Außenpolitik - da gibt es gar keine Gegensätze: "Mir bricht es das Herz und wissen Sie warum? Weil ich vor einer Woche bei den Müttern von Srebrenica war und die mir beschrieben haben, wie die Spuren dieses Krieges in ihnen drin sind. Und diese Mütter haben gesagt, Frau Baerbock, damals wurde nicht gehandelt, Anfang der 90er-Jahre, als sie, als ihre Töchter, als ihre Freundinnen vergewaltigt worden sind, Vergewaltigung als Kriegswaffe nicht anerkannt war, nicht vom internationalen Strafgerichtshof verfolgt wurde. Und deshalb gehört zu einer Sicherheitspolitik des 21. Jahrhunderts auch eine feministische Sichtweise. Das ist kein Gedöns, sondern das ist auf der Höhe dieser Zeit." Zum Hintergrund: Diese Frauen wurden 1995, also zurzeit der Balkankriege, von serbisch-bosnischen Truppen vergewaltigt. Und für dieses Statement wird Annalena Baerbock gerade im Netz gefeiert. Denn mit ihrer Meinung, dass es heutzutage eine feministische Außenpolitik braucht, steht sie nicht alleine da.  […..]

(NDR, 24.03.2022)

Wie wenig ernst Friedrich Merz Frauen nimmt, sieht man daran, daß er nahezu alle Penislosen aus den Führungspositionen der CDU entfernen ließ.

(….) Alle 16 Landesvorsitzenden der CDU/CSU sind weiße Männer.

Der Bundesvorsitzende der CDU ist ein weißer Mann.

Alle sechs Unionsministerpräsidenten sind weiße Männer.

Alle drei stellvertretenden Ministerpräsidenten (Brd, BW, Nds) der CDU sind weiße Männer.

Alle 16 Generalsekretäre (Bund + 13 Landesgeneralsekretäre + 2 Landesgeschäftsführer; Amt in MeckPomm ist vakant) sind weiße Männer.

Aber Schande Merz: Die 18-Köpfige CDU/CSU-Franktionsvorsitzenden-Konferenz (16 Landesparlamentsfraktion + Bundestagsfraktion + EU-Fraktion) ist mit einem Makel behaftet. Hier gibt es nur 17 von 18 weißen Männern. Aber mit der Hessin Ines Claus hat sich eine blonde Person ohne Penis in die Männerrunde geschmuggelt! Sodom und Gomorrha!

Von den 60 Top-Führungspositionen in der CDU werden nur 59 von weißen Männern besetzt. Eine Männerquote von lediglich 98,3%!

Ein ziemlich schwaches Bild, Friedrich Merz!

Aber in elf Monaten wird in Hessen gewählt. Hoffen wir, daß spätestens dann die neue Landtagsfraktion in Wiesbaden ihren Fehler einsieht und einen Mann als Vorsitzenden wählt, so daß Merz auf eine makellose Quote von 100% Männern blicken kann. So muss sich eine moderne Partei aufstellen.  (…)

(Merz erreicht sein Etappenziel – fast, 28.03.2022)

Auch in den USA schlägt das Pendel zurück. Frauen sollen nach dem Willen der amerikanischen Christen ihre vor einem halben Jahrhundert erkämpften Rechte wieder verlieren.

[….] The Oklahoma Senate on Thursday approved a Republican bill that would outlaw abortion, putting the state on track to be the first in the nation to enact a total abortion ban once the GOP governor signs the measure into law.  Coming ahead of a highly anticipated Supreme Court decision on abortion expected this summer, the Oklahoma measure shows that states are not waiting for the high court to overturn the landmark Roe v. Wade decision enshrining abortion rights before acting to ban the procedure within their own borders.  Oklahoma’s bill is modeled after the restrictive Texas law, enacted last fall, that has evaded court intervention with a novel legal strategy that empowers private citizens to enforce the law. But the Oklahoma bill goes even further than Texas, where abortion is allowed within up to six weeks of pregnancy. [….]

(WaPo, 28.04.2022)

Die fanatischen Frauenhasser von heute, wollen anders als zu GWBs Zeiten noch nicht mal Ausnahmen machen, wenn Mädchen vergewaltigt werden, wenn eine Zehnjährige von ihrem eigenen Vater sexuell missbraucht schwanger wird.

(….) Schwule und Lesben dürfen nicht nur heiraten, werden also nicht bloß toleriert, sondern die postreligiotische US-Gesellschaft verlangt auch LGBTIQ-Repräsentanz auf allen Ebenen.  Das ist schon deswegen immanent wichtig, weil ein Durchmarsch der homofeindlichen RetrumpliKKKans bei den nächsten Wahlen durchaus möglich ist. Im obersten Gericht stellen sie bereits eine 6:3-Mehrheit.  Frauen- und queere Rechte könnten also durchaus wieder zurückgedreht werden. Bei der Abtreibung ist das schon auf breiter Front geschehen. Republikanische Gouverneure erlassen Verbote, das Wort „gay“ auch nur auszusprechen. (….)

(Männer mit Machtverlust, 28.04.2022)

Beim Thema Abtreibung nach einer Vergewaltigung komme ich zurück zu Friedrich Merz. So wie er sich ziert, Vergewaltigung überhaupt unter Strafe zu stellen und keinen Hauch Mitgefühl für die vergewaltigten Müttern von Srebrenica ausbringen kann, sehen auch seine konservativ-christlichen Freunde in den USA keinen Anlasse für Mitgefühl mit einem Vergewaltigungsopfer. Im Gegenteil, in ihrer Partei werden sexuell übergriffige Machos und Vergewaltiger als Helden gefeiert.

Eine von ihrem Vergewaltiger geschwängerte Frau möge das doch als günstige Gelegenheit betrachten, Mutter zu werden.

So sieht es die republikanische Abgeordnete Jean Schmidt aus Ohio.

Schmidt steht mit ihren haarsträubend frauenfeindlichen menschenrechtswidrigen Ansichten nicht allein.

[….]  The Cincinnati Enquirer reported:

“Ohio Republican Rep. Jean Schmidt sparked outrage during a hearing on an abortion bill when she said a hypothetical teenager traumatized by rape would have the “opportunity” to help that child become a “productive human being.”

At issue is a GOP proposal to ban abortions in Ohio if the U.S. Supreme Court overturns Roe v. Wade. The state bill includes no exceptions for rape or incest.  During a legislative hearing yesterday, a Democratic state legislator described a hypothetical scenario in which a 13-year-old girl became pregnant after being raped. “This bill would require this 13-year-old to carry this felon’s fetus to term regardless of any emotional or psychological damage or trauma that may be inflicted upon this 13-year-old girl to deliver this felon’s fetus. Is that right?” state Rep. Rich Brown asked Schmidt.  The Republican replied, “Rape is a difficult issue and it emotionally scars the individual, all or in part, for the rest of their life, just as child abuse does. But if a baby is created, it is a human life. And whether that mother ends that pregnancy or not, the scars will not go away, period.”

Schmidt went on to say, in reference to the hypothetical teenager, “It is a shame that it happens but there is an opportunity for that woman, no matter how young or old she is, to make a determination about what she’s going to do to help that life be a productive human being. Just because you have emotional scars doesn’t give you the right to take the life.”

As longtime readers may recall, it was 10 years ago — right around the time Schmidt lost her primary — when Republican Todd Akin famously declared, “If it’s a legitimate rape, the female body has ways to try to shut that whole thing down.” The Missourian was, of course, in a competitive U.S. Senate race at the time.  Two months later, in Indiana’s U.S. Senate race, Republican Richard Mourdock argued that when a woman is impregnated by a rapist, “it’s something God intended.” [….]

(MSNBC, 28.04.2022)

Konservative, christliche Politiker behandeln die Frage der Vergewaltig so, wie Kardinal Woelki das Kinderfic**n seiner Priester: Häme und Eiseskälte für die Opfer, aber Wärme, Verzeihen und volle Unterstützung für die Täter.

Katholik Merz ist richtig in seiner Partei und seiner Kirche. Die höchsten Kirchenfürsten wie Woelki geben ihm moralische Orientierung, also Verachtung für die Opfer, die ohnehin „bloß“ Frauen oder Kinder sind und viel Nächstenliebe für die Täter, denn das sind schließlich Männer.

[…] The Czech Republic's conservative Catholic Archbishop Dominik Duka has appealed to the Czech public not to condemn Russian soldiers for atrocities they commit on Ukrainian women. The head of the Czech Catholic Church said in his blog that soldiers who rape women are not excused for their war crimes, however, they are acting under the pressure of emotions and passions in a state of frenzy.    According to him, these soldiers are often victims of "the strongest emotions and passions, when the terror of battle, fear and hatred really bring them to the level of a kind of amok”. […]

(Intellinews, 29.04.2022)

Genau, so ein mordender Soldat steht ja ziemlich unter Stress. Da kann der mollige Duka durchaus verstehen, daß man zum Frustabbau eine Ukrainerin verprügelt und vergewaltigt.  Die minderwertigen schwanzlosen Ungeheuer sollen sich nicht beschweren, denn vielleicht werden sie ja schwanger und sollten sich über diese „opportunity“ freuen.

Ich hoffe, ich werde nie wieder gefragt, wieso ich so strikt gegen die CDU und gegen das Christentum bin.