Sonntag, 20. Februar 2022

Hamburger Landes-CDU goes Verschwörungstheoretiker

Rückblick auf den 26.09.2021 in Hamburg.  Das war kein schöner Tag für Christoph Ploß, den weit rechts außen stehenden Landesvorsitzenden der CDU. Seine Partei entwickelt sich in Deutschlands größter Hansestadt kontinuierlich in Richtung Einstelligkeit, seit er ganz oben mitmischt. Im Vergleich zur letzten Bundestagswahl, verlor sie noch einmal fast die Hälfte ihrer Stimmen und landete mit minus 11,8 Prozentpunkten bei gerade noch 15,4%; weit abgeschlagen hinter Grünen (24,9%) und SPD (29,7%).

Nur noch 155.220 Menschen in der Zweimillionen-Stadt gaben der CDU ihr Vertrauen.  2004 hatte Ole von Beust bei der Bürgerschaftswahl noch mit 47,2% knapp die absolute Mehrheit geholt und konnte fast 400.000 Hamburger überzeugen, CDU zu wählen. Über 60% der Wähler sind also weg.

Sein Direktmandat im Wahlkreis 21 (Hamburg-Nord) verlor Ploß an die SPD-Kandidatin Dorothee Martin. Dabei wurde er gleich auf Platz drei durchgereicht, landete mit 23,8% der Erststimmen noch hinter den Grünen (25,7%) und SPD (30,7%).

Die Bundestagswahl ist in doppelter Hinsicht seine persönliche Niederlage, da in ganz Hamburg so gut wie kein Laschet-Plakat hing und alles nur mit Ploß-Konterfeis zugeklebt war. In seinem Wahlkreis, den er 2017 mit 59.000 Stimmen geholt hatte, entzogen ihm 16.000 ehemalige Wähler das Vertrauen; er landete bei 43.000 Stimmen. Die SPD konnte um 2.000 Stimmen auf 56.000 zulegen, die Grünen gar um 23.000 Stimmen auf insgesamt 47.000. Selbst der konservative Hamburger Norden mit seinen reichen Walddörfer-Stadtteilen, will keinen Ploß mehr.

In der sehr empfehlenswerten vierteiligen SWR-Langzeit-Reportage „Die Gewählten“ von Jan Kawelke und Miriam Davoudvandi wird Christoph Ploß zu seinem Abschneiden befragt.

Der Ultrakonservative erklärt Überraschendes: Er sei sehr zufrieden, weil er sein Bundestagsmandat verteidigt hätte.  Auf Davoudvandis verblüffte Nachfrage, was er meine, schließlich habe er das Direktmandat verloren, entgegnete er, das läge natürlich nicht an ihm, die CDU wäre im ganzen Norden schwach gewesen und er sei dann eben über die Landesliste in den Bundestag eingezogen.

Ich gebe zu, von diesem absolut unerschütterlichen und auch völlig unbegründeten Selbstbewußtsein beeindruckt zu sein. Der Mann findet sich selbst eben nicht nur atemberaubend schön, sondern offenbar generell einfach fabelhaft.

Ploß liebt aber nicht nur sich selbst als Person über alle Maßen, sondern glaubt auch genau die Richtung zu kennen, in die sich seine CDU inhaltlich bewegen muss. Nach ganz rechts außen. Daß die Wähler entweder schreiend weglaufen oder gleich die AfD wählen; seine Hanse-CDU damit eher bei 10% als bei der absoluten Mehrheit angekommen ist, ficht ich nicht an.

Sein großes Thema, ist das einzige wirkliche Kernproblem Deutschlands, das Gendern, das er dringend verbieten lassen will, weil man nach seiner speziellen Anti-Logik nicht verbieten darf, wie Menschen sprechen wollen. Ploß will ein Verbot, weil er Verbote grundsätzlich ablehnt.

Ploß interessiert sich in Wahrheit nur für eins, und zwar Ploß. Er kreist stets um sich selbst und daher bemängelt sogar die sehr konservative „WELT“ aus Döpfners SPRINGER-Universum, den konservativen Hamburger.

[….] Trotz verjüngter Spitze und neuer Ausrichtung sackt die CDU bei den Bundestagswahlen weiter ab. Es ist auch ein Rückschlag für Hoffnungsträger Christoph Ploß. [….] Die Partei erreicht auch in der Hansestadt immer weniger Bürger. Und die Stimmen werden lauter, dass diese Entwicklung auch mit dem Auftreten des bisherigen Hoffnungsträgers Ploß zusammenhängt. „Es gibt keinen Automatismus zwischen Alter auf der einen sowie Attraktivität und Innovationsfähigkeit auf der anderen Seite“, sagt die frühere CDU-Senatorin und Bundestagsabgeordnete Herlind Gundelach im Gespräch mit WELT AM SONNTAG. Ihre Begründung: „Die CDU insgesamt hat zu lange drängende Fragen und Probleme vor sich hergeschoben, statt sie beherzt anzugehen.“ [….] Gundelach spricht damit einen Konflikt an, der sich in der Elb-CDU um Parteichef Ploß aufbaut. [….] In zuvor geführten Gesprächen mit WELT AM SONNTAG attestierten mehrere Mitglieder, die ungenannt bleiben möchten, Ploß zwar einen „unermüdlichen Einsatz“, seit er die Führung des Landesverbandes 2020 an sich riss. Allerdings beziehe sich sein Engagement „weitgehend auf sich selbst“, auf das „Ergattern bundesweiter Schlagzeilen“, verpackt in einem „unflexiblen Konservatismus“. Vermehrt hätten sich Bürger im Bundestagswahlkampf auf Wochenmärkten darüber beschwert, dass Ploß „zwar physisch anwesend sei, aber nicht zuhöre“. Ein Christdemokrat sagt: „Christoph Ploß ist jung, denkt aber alt.“ Daraus ergebe sich das Gesamtbild, dass die CDU „inhaltlich und personell meilenweit von den Themen der Wähler entfernt ist“. [….]

(WELT, 02.10.2022)

Aber die innerparteiliche Kritik aus dem Oktober 2021 erreicht Ploß selbstverständlich nicht. Inhaltliche, zukunftsweisende Politik lehnt er weiterhin ab und forciert dafür seine AfD-Methoden. Er sitzt regelmäßig bei LÜGEN-TV von der BILD und zündelt.

(….) Auch der am äußersten rechten Rand der CDU stehende Hamburger CDU-Vorsitzende Ploß, der seinen Aufstieg dem völkischen Burschenschaftsklüngel in Hamburg verdankt, zeigt heute, auf welcher Seite er steht.

Manuela Schwesig, die sich erneut einer Krebsoperation unterzieht und daher ihre Amtsgeschäfte vorübergehend der stellvertretenden Ministerpräsidentin übergeben musste, wurde von Ploß so perfide angegriffen, daß sie eine Unterlassungsklage einreichte. Aber der braunschwarze Jung-Vorsitzende, der seine CDU landesweit auf 15% herabkrachen ließ, denkt gar nicht dran, der Frau, die derzeit im Krankenhaus liegt, mit Anstand zu begegnen.

[….] Hamburgs CDU-Chef Christoph Ploß hat die Frist für die von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) geforderte Unterlassungserklärung verstreichen lassen. Ploß' Anwältin wies den Vorwurf zurück, ihr Mandant verbreite eine »unwahre« Behauptung über Schwesig, und betonte, die SPD-Politikerin müsse Kritik »auch in zugespitzter Form« hinnehmen.  In dem Streit geht es um Aussagen des CDU-Bundestagsabgeordneten in der ZDF-Talkshow »Markus Lanz« zur Haltung der SPD gegenüber Russland. [….][….] Schwesig ging gegen die Verbal-Attacke juristisch vor. »Ihre Behauptung über Manuela Schwesig ist unwahr; sie hat nichts Derartiges gesagt«, stellte Schwesigs Anwalt Michael Nesselhauf in einem Schreiben an Ploß fest und forderte eine strafbewehrte Unterlassungserklärung[….] Statt die Unterlassungserklärung zu unterschreiben, hat Ploß nun seine Anwältin Patricia Cronemeyer antworten lassen. [….] Ob Schwesig nach der nicht abgegeben Erklärung nun vor Gericht ziehen wird, ist unklar. Schwesigs Regierungssprecher sagte auf Nachfrage nur, man wolle sich derzeit nicht zu dem Fall äußern. Ploß gibt sich derweil zuversichtlich, die Angelegenheit notfalls vor Gericht auszutragen. »Es geht mittlerweile auch ums Prinzip, denn die Entscheidung würde über den Einzelfall hinaus wirken«, sagte der CDU-Landeschef. [….]

(SPON, 17.02.2022)

Willkommen im braunen Merz-CDU-Zeitalter.

(Quo vadis, CDU?, 17.02.2022)

Die durch die Verleumdung der krebskranken Schwesig gewonnene Aufmerksamkeit, genießt Ploß so sehr, daß er nun voll auf AfD-Kurs umschwenkt und im schönsten PEGIDA-ALUHUT-Sprech von Diktatur und Verlust der Meinungsfreiheit zündelt.

[….]  Christoph Ploß nimmt nichts zurück. In der TV-Sendung „Markus Lanz“ hat der Hamburger CDU-Chef hart gegen die SPD-Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern ausgeteilt. Nun geht der Fall vor Gericht.

Ploß ist in seinem Element: Der Streit mit Manuela Schwesig wird zu einem „Das-wird-man-wohl-noch-sagen-dürfen“-Intermezzo, wie es der CDU-Politiker augenscheinlich schätzt. „Ich lasse mich nicht mundtot machen!“, sagte er zur MOPO. „Gerade in Zeiten, in denen laut Umfragen immer mehr Menschen Sorge davor haben, ihre Meinung nicht mehr bedenkenlos äußern zu können, ist das juristische Vorgehen von Frau Schwesig ein hochproblematisches Signal.“ [….]

(MoPo, 18.02.2022)

Es ist wie eine Bewerbung für eine Rede auf der nächsten Querdenker-Demo zusammen mit Markus Frohnmaier.

An die abscheulichsten Hetzer der AfD hängt sich Ploß innerhalb einer Woche gleich ein zweites Mal, indem er die widerliche Attacke von Beatrix Storch gegen Tessa Ganserer mitreitet.

Storchs Ausfälle waren von allen Bundestagsparteien, außer der AfD scharf verurteilt worden. Ploß schert mit seinem Hamburger Kollegen Christoph de Vries aus und zündelt transphob durch die sozialen Medien.

Die Hamburger CDU-Christophe geben ein derartig erbärmliches Bild ab, daß sogar die Skandal-Justizsenatorin Gallina, die sich üblicherweise nie um politische Dinge kümmert, einschreitet.

[….] Nachdem die stellvertretende AfD-Partei- und Fraktionsvorsitzende Beatrix von Storch die Abgeordnete Tessa Ganserer (Grüne) transfeindlich angriff, brach eine öffentliche Debatte los. Jetzt ist auch unter Hamburgs Politiker:innen von CDU und Grünen eine heftige Diskussion entbrannt. Hamburgs Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) äußerte sich empört zu dem Vorfall. Kurz darauf sprang ihr Justizsenatorin und Parteikollegin Anna Gallina zur Seite – sie teilte auch gegen Hamburgs CDU-Parteichef Christoph Ploß aus. [….] Auf Twitter äußerte sich auch der Hamburger CDU-Politiker Christoph de Vries zu Wort: „Jeder solle sich fühlen, wie er will in einem freien Land. Aber wenn jemand gezwungen werden soll, eine Person, die rechtlich und biologisch eindeutig ein Mann ist, als Frau anzusprechen, ist dies Ausdruck einer totalitären, wirklichkeitsentrückten Haltung“, schreibt er.  Fegebank reagierte empört auf diesen Post, findet es „wirklich übel, „wie hier das individuelle Selbstbestimmungsrecht in Frage gestellt wird“. Für echte Gleichberechtigung brauche man mehr Anerkennung und Akzeptanz in geschlechtlicher Vielfalt, schreibt sie und schoss gegen de Vries: „Der Wirklichkeit scheinst du entrückt zu sein“. [….] Hamburgs Justizsenatorin und Parteikollegin Anna Gallina äußerte sich unter dem Hashtag #SolidaritaetmitTessa zu dem Tweet. „Das ist Christoph. Christoph findet es totalitär, wenn Menschen selbst definieren wie sie angesprochen werden wollen“, schreibt sie auf Twitter. [….] Ploß hatte de Vries zuvor auf Twitter unterstützt. Er fände es „super“, dass de Vries „gegen Identitätspolitik von Links- und Rechtaußen“ gegen halte und bedankte sich für das Statement. Gallina antwortete darauf, dass dieser Christoph sich „ganz toll“ fände. „Beide lieben Hufeisen und fühlen sich offenbar in ihrer cis-männlichen Identität bedroht. Durch eine Frau. Christoph und Christoph: Transfrauen sind Frauen. Kommt drüber hinweg.“ [….]

(MoPo, 19.02.2022)


Samstag, 19. Februar 2022

USA-Whataboutism

Man nenne mich naiv, aber mir gefällt die derzeitige Ukraine-Kriegsrhetorik gar nicht. Ich fühle mich von Joe Bidens Ankündigungen abgestoßen.

[…] US-Präsident Joe Biden rechnet nach eigenen Angaben mit einem russischen Angriff auf die Ukraine in den "kommenden Tagen". "Ich bin überzeugt, dass er die Entscheidung getroffen hat", sagte Biden im Weißen Haus über den russischen Präsidenten Wladimir Putin. "Wir haben Grund, davon auszugehen", fügte er hinzu. Russland habe aber immer noch die Wahl zwischen einem "katastrophalen und sinnlosen Krieg" und der Diplomatie.  "Wir haben Gründe zu glauben, dass das russische Militär plant und vorhat, die Ukraine in der kommenden Woche, in den kommenden Tagen, anzugreifen", sagte Biden. Auch glaubten die USA, "dass sie die ukrainische Hauptstadt Kiew angreifen werden, eine Stadt mit 2,8 Millionen unschuldigen Menschen".   [….]

(ZEIT, 18.02.2022)

Es ist schwer zu verstehen, wieso sich Biden so konkret festlegt, nachdem er schon einen russischen Großangriff für den 16.02.2022 prophezeit hatte und nachdem doch nichts passierte, anschließend blamiert dastand, wie die Zeugen Jehovas, nachdem sie wieder einmal die Rückkehr Jahwes falsch berechnet hatten.

Analyst Marco Overhaus mutmaßt, bei dieses drastischen Ansagen aus Washington, wäre weniger Moskau der Adressat, als die europäischen NATO-Staaten, die dazu gezwungen werden sollten, sich eindeutig zu positionieren.

In den sozialen Medien kochen die Aggressionen hoch.  Wer wie ich, dazu aufruft, wenigstens zu versuchen, die Motive des „Gegners“ zu verstehen, wird mit Häme („Russlandversteher“) eingedeckt.

Den Tiefpunkt moralisch-intellektuellen Tiefpunkt erlebte ich vorgestern auf Facebook, als mir ein durchaus gebildeter Mann, ein mittelbekannter Autor, Mitte 60, in absolut korrekter Rechtschreibung entgegenschleuderte, er ließe sich von mir gar nichts über Russland sagen. Seine Großmutter wäre in Ostpreußen von russischen Soldaten ermordet und seine damals 14-Jährige Mutter von russischen Soldaten vergewaltigt worden; er kenne die Russen.

Das ist zwar eine persönliche Tragödie, die aber keinerlei Rückschlüsse auf „die Russen“ – also 144 Millionen Menschen des Jahres 2022 – zulässt.

Außerdem höre ich diese Argumentation besonders ungern von Deutschen. Denn die ohnehin ethisch unzulässige Aufrechnung von gegenseitig zugefügtem Leid, können Deutsche nicht „gewinnen“, weil sie a) angefangen haben und b) die Sowjetunion mit 25 Millionen Toten den mit Abstand höchsten Blutzoll zahlte.

Die Argumentation mit der 14-Jährigen Mutter in Ostpreußen, ist so unsinnig, daß ich sie gar nicht erwähnen sollte, wenn nicht der ehemalige deutsche Bundespräsident Joachim Gauck ebenso primitiv und amoralisch Position gegen Russland bezogen hätte. Indem er das Leid seines Vaters, der in einem sibirischen Arbeitslager verschwand, in die Waagschale warf. Gaucks Eltern, beide waren aktive, NSDAP-Mitglieder, die Mutter ab 1932, der Vater ab 1934, dürfen niemals das Verhalten des deutschen Staatsoberhauptes 80 Jahre später bestimmen.

Die aktuelle Lage in der Ukraine ist nicht vollständig bekannt, weil es in den östlichen Landesteilen längst zu unsicher für internationale Journalisten geworden ist und die NATO-Staaten ihre Landsleute in der Ukraine dringend dazu auffordern auszureisen.

Wir wissen, daß Oberbefehlshaber Putin viele russische Truppen auf russischem Gebiet bewegt und russische Raketen in Russland testet.

Wir wissen auch, daß Russland im Gegensatz zur USA, seine Truppen eben nicht auf allen Kontinenten der Erde (außer der Antarktis) in 761 militärische US-Einrichtungen aller Teilstreitkräfte (Army, Air Force, Navy, Marine Corps) im Ausland bewegt. Die USA hat sich rund um Russland gruppiert und nicht etwa marschiert Russland vor den US-Grenzen umher.

Offensichtlich weiß niemand ganz genau, was der Kreml derzeit plant und wie eine russische Exit-Strategie aussehen könnte. Ich nehme mich selbstverständlich nicht aus und kann daher auch keine Erklärung dafür abgeben, was in Putins Kopf vorgeht.

Es ist aber mehr als Whataboutism, nämlich eine echte Heuchelei, wenn sich Russland von Blinken, Baerbock und Biden mit erhobenen Fingern vorhalten lassen muss, das Völkerrecht einzuhalten.

Seit wann glauben wir eigentlich dem notorischen Völkerrechtsbrecher USA? Der Nation, die alle geächteten Waffen verwendet, Folterlager betreibt und die Todesstrafe einsetzt, wenn es um Kriegseintritts-Begründungen geht?
Die USA sind eine Nation, die sich vier Jahre lang einen Oberbefehlshaber und Oberkommandierenden leistete, der mehr als 30.000 mal öffentlich log und der von 75 Millionen Amerikanern erneut gewählt wurde.

Wir wissen aber auch, wie seine demokratischen Vorgänger und Nachfolger es mit dem Völkerrecht hielten.

Selbstverständlich waren Obamas ständige Drohnenangriffe auf souveräne Staaten völkerrechtlich illegal. Allein in den ersten zwei Jahren seiner Amtszeit ließ Barack Obama 1.718 Personen im Ausland durch Drohnenangriffe gezielt ermorden. Natürlich war es völkerrechtlich illegal, wie Obamas USA im Jahr 2011 Osama bin Laden auf Pakistanischem Staatsgebiet töteten. Solche Aktionen sollte Putin mal wagen. Dann wäre was los!

 Obama war es auch, der Angela Merkels Telefon abhören ließ.

Joe Biden, Obamas Vize und jetziger US-Präsident, schert sich ebenso wenig um das Völkerrecht. Diese Woche raubte er das bettelarme afghanische Volk aus, stahl sieben Milliarden Dollar, die von der afghanischen Regierung in den USA festgelegt waren. Nahezu die gesamten Finanzreserven des hungernden und bettelarmen Volkes.

[….] Was Biden hier tut, ist schlicht und ergreifend Diebstahl und ein handfester, ja himmelschreiender Skandal. Der Präsident beraubt ein Volk seiner ohnehin geringen Finanzreserven, die den USA im guten Glauben zur Verwahrung überlassen worden waren. Das Geld gehört nämlich nicht der afghanischen Regierung, nicht der Zentralbank und schon gar nicht den Taliban. Es gehört den Bürgerinnen und Bürgern eines geschundenen Landes, die seit der Rückkehr der Gotteskrieger und der Verhängung internationaler Sanktionen vielfach Hunger leiden und in manchen Fällen gar um ihr Leben fürchten. All diese Menschen hatten, womöglich von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, mit den Anschlägen vom 11. September nichts zu tun und mussten dennoch bereits zwei Jahrzehnte lang Krieg und brutale Machtkämpfe erdulden. Nun bestraft sie Biden ein weiteres Mal. [….]

(Claus Hulverscheidt, 18.02.2022)

Insbesondere aber beim Thema „Kriegsbeginn“ blickt die USA auf eine Kette von Lügen zurück.

So geht es immer los; als Erstes stirbt die Wahrheit.
Der „Tonking-Zwischenfall“ (US-Lüge, um den Vietnamkriegseintritt zu rechtfertigen), die „Iraker töten Kuwaitische Babies"-Meldung (US-Lüge, um den Irakkriegseintritt 1991 zu rechtfertigen) und die Massenvernichtungswaffen (US-Lüge, um den Irakkriegseintritt 2003 zu rechtfertigen) lassen grüßen. Erst lügen, um Aktionen zu rechtfertigen und wenn Tatsachen geschaffen worden sind, klammheimlich zurück rudern.

Der Hauptgrund für Putins Agieren ist offensichtlich seine Sorge davor, daß die NATO an seine Grenzen rückt.
Die Sorge ist nach den ungeheuerlichen Erfahrungen Russlands sehr nachvollziehbar. Es war immer „der Westen“, der von Napoleon bis Hitler, Russland angriff. Russische Herrscher führten nie Angriffskriege gegen den Westen.

Putin will eine Garantie dafür, daß nicht auch noch die Ukraine der NATO beitritt.

Das halte ich für sehr nachvollziehbar, aber gleichzeitig problematisch, weil natürlich weder Biden, noch Macron noch Scholz der Regierung in Kiew vorschreiben können, was sie zu tun hat.

Es ist eben gerade nicht mehr wie zu Zeiten des Warschauer Paktes, als Moskau entschied und sich Prag, Ost-Berlin oder Budapest fügten.  Aber, wie sich wieder einmal herausstellt und wie es seit 30 Jahren auch von Michail Sergejewitsch Gorbatschow erklärt wurde: Die Nato-Staaten haben im Zuge der Deutschen Vereinigung tatsächlich versprochen, daß sie nicht an Russland heranrücken würden. Der Westen hat Russland aber betrogen, Gorbatschow und Putin haben diesbezüglich Recht. Washington ist der Betrüger und Lügner.

[…]  Nato-Osterweiterung: Aktenfund von 1991 stützt russische Version.

[…] Das belegt ein Vermerk aus dem britischen Nationalarchiv. Der US-Politikwissenschaftler Joshua Shifrinson hat das ursprünglich als »secret« eingestufte Dokument entdeckt. Es handelt von einem Treffen der politischen Direktoren der Außenministerien der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands in Bonn am 6. März 1991.  Thema war die Sicherheit Polens und anderer osteuropäischer Staaten. Die deutsche Einheit lag gut fünf Monate zurück, ein Ende des Warschauer Paktes – des sowjetischen Imperiums – war absehbar. Schon seit Monaten signalisierten Politiker in Warschau oder Budapest ihr Interesse am westlichen Bündnis. Wie das Dokument belegt, stimmten Briten, Amerikaner, Deutsche und Franzosen jedoch überein, dass eine Nato-Mitgliedschaft der Osteuropäer »inakzeptabel« sei. Bemerkenswert ist daran die Begründung. Bonns Vertreter Jürgen Chrobog erklärte laut Vermerk: »Wir haben in den Zwei-plus-vier Verhandlungen deutlich gemacht, dass wir die Nato nicht über die Elbe hinaus ausdehnen. Wir können daher Polen und den anderen keine Nato-Mitgliedschaft anbieten.« […] Und auch die Amerikaner sahen 1991 die Situation wohl so, wie sie heute Putin darstellt. US-Vertreter Raymond Seitz stimmte laut Vermerk Chrobog zu und sagte: »Wir haben gegenüber der Sowjetunion klargemacht – bei Zwei-plus-vier wie auch anderen Gesprächen – dass wir keinen Vorteil aus dem Rückzug sowjetischer Truppen aus Osteuropa ziehen werden... Die Nato soll sich weder formal noch informell nach Osten ausdehnen.« Der neue Archivfund passt zu einer Fülle von Dokumenten aus den Monaten nach dem Mauerfall, die inzwischen vorliegen. […]

(SPON, 17.02.2022)

Wieso also ist nun ausgerechnet Washington der Hort der Glaubwürdigkeit, wenn es um russische Militärvorhaben geht?

Freitag, 18. Februar 2022

Inselverarmung – Teil II

Die Kölner Schriftstellerin Hildegard „Husch“ Josten, Jahrgang 1969, war lange Zeit Journalistin beim konservativen Burda-Verlag und der ebenso konservativen Kölnischen Rundschau.

Als Literaturpreisträgerin der Konrad-Adenauer-Stiftung 2019, erfuhr sie von der konservativen KAS viel Lob für ihre Glaubensthemen.

[….] Der Roman Land sehen (2018) ist eine Geschichte von Wahrheitssuche auf religiösem Gebiet. Unversehens, nach Jahrzehnten der Funkstille, meldet sich bei dem Erzähler, einem Bonner Literaturprofessor, sein Onkel Georg zurück. Der Siebzigjährige ist nach einem wechselvollen Leben bei den traditionalistischen Piusbrüdern eingetreten. Er wird von seinem Orden, der in das Nordeifeler Kloster Reichenstein eingezogen ist, zu einer späten Promotion zur Theologie nach Bonn geschickt. Georg, als Bruder Athanasius, bringt Räume, Menschen und Geschichten in Bewegung. Die plötzliche Konfrontation und Provokation des Unerwarteten hält zum weiteren Fragen an: nach Begründungen des Glaubens und dem Kernpunkt der persönlichen Identität.  In einem größeren Zusammenhang hat Husch Josten einen Roman über individuellen Glauben in einer religiös indifferenten und wertepluralistischen Mehrheitsgesellschaft geschrieben. Es geht um existenzielle Fragen des Glaubens und des christlichen Menschenbildes, um die Ansprüche an Kirche, Wahrheit und Frömmigkeit, um Figuren von Güte und Großzügigkeit, um Erinnerungsgräber und Familiengeheimnisse, die abgrundtief in die Zeit des Nationalsozialismus zurückreichen. […..]

(KAS, 05.06.2019)

Es liegt also nahe, die Kölner Autorin zu fragen, wie sie es eigentlich mit Kardinal Woelki hält, der mit einer grandiosen Abschreckungsstrategie Myriaden Kirchenmitglieder vertrieb und nach einigen Monaten im Kindersex-Abklingbecken, im März erneut die Leitung seiner steinreichen riesigen Erzdiözese übernehmen soll. Josten sollte das Handwerkszeug beherrschen, und hat sich auch inhaltlich ausführlich mit Glaubensfragen beschäftigt.
So erschien am 17.02.2022 ihr Woelki-Text in der Süddeutschen Zeitung.

Das schriftstellerische Handwerkszeug, von der KSA und anderen preisgekrönt, nutzt sie wie folgt, um die Ist-Zustand zu beschreiben.

[….] Gott, ja, Kirche. Verbrechen. Lügen. Bornierte Weltfremdheit. Moralprediger ohne Anstand. Man schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und glaubt eher an die jungfräuliche Empfängnis als den hypokritischen, juristisch abgesicherten Stammeleien einiger Kirchenvertreter, die Millionen für PR ausgeben statt für die zahllosen Opfer ihrer Kirche.  […..]

(Husch Josten, 17.02.2022)

Gott, ja, Kirche?

Literatur, ja, Preis?

Aber ich habe noch nie einen Josten-Roman gelesen und will daher nicht vorschnell urteilen. Mich interessiert viel mehr, ob sie in der Lage ist, aus dem eingangs selbst beschriebenen Ist-Zustand  (Kirche = Scheiße) intellektuell zu reagieren und die richtige Konsequenz zu ziehen: Sofort austreten!

Die Antwort lautet Nein, denn die studierte Schriftstellerin leidet offensichtlich wie so viele Religioten unter klassischer Inselverarmung.

(….) Jim Jefferies fasste den Inhalt der zehn Gebote auf den Kernsatz “Try not to be a cunt” zusammen. Was müßten Christen doch für schlechte Menschen sein, wenn sie erst durch das Pochen auf Gottes Gebote zu der Einsicht kämen nicht zu morden. Es ist schon viel Hirnverknotung notwendig, um anzunehmen, daß ein LIEBER Gott alle Menschen gemacht hat, daß aber diejenigen, die das nicht wissen gar nicht lieb sind und daher auch nichts Gutes tun. Diejenigen, die es wissen, sind hingegen deswegen lieb, weil sie das per order di mufti UND aus rein egoistischen Motiven sein müssen, um später nämlich nicht in der Hölle zu schmoren. In diesem christlichen Gedankengang ist so viel falsch und widersprüchlich, daß man einmal mehr versteht, wieso Christen generell einen niedrigeren IQ haben.

Christliche Nächstenliebe existiert also niemals aus altruistischen Motiven, sondern wegen Gottes Anweisungen so sein zu müssen.

Christlichen Altruismus kann es nicht geben, denn der Kern des christlichen Heilsversprechens liegt ja gerade darin, daß jede gute Tat vergolten wird, von Gott gewissermaßen auf das „Haben-Konto“ geschrieben wird und dereinst mit dem Himmelreich belohnt zu werden.

Christlicher Altruismus ist ein Oxymoron, weil es per Definition paradox ist altruistisch zu sein, um eine Belohnung verdienen zu wollen.

Christentum ist also offensichtlich schwachsinnig. (…)

(Inselverarmung, 15.05.15)

(….)  Es gibt eindeutig Korrelationen zwischen Bildung und IQ einerseits und Spiritualität und Religiotie andererseits.

Unzählige Umfragen zeigen, daß die Religiosität mit höherer Bildung abnimmt.  Typischerweise sind die amerikanischen Eliteunis Hochburgen des Atheismus, während die Highschool-Dropouts im Biblebelt, die auch glauben in Brasilien spreche man brasilianisch und der Kanzler von Deutschland hieße Hitler, jedes Wort der Bibel ernst nehmen.

Unter Intellektuellen gibt es die höchste Atheistenquote.  Aber genauso wie einige Atheisten dennoch Idioten sein können, gibt es auch Hochgebildete, die trotzdem sehr überzeugte Christen/Juden/Moslems sind. Warum bloß?

Die einzige Erklärung, die ich bisher für dieses scheinbare paradox habe ist die gewissermaßen neurologische Argumentation Michael Schmidt-Salomons. Stichwort „Inselverarmung“

Solange nämlich Religioten das Sagen auf unserem Planeten haben - und das haben sie leider, Mensch sei’s geklagt, in vielen Teilen der Welt -, sind alle Versuche, das Zusammenleben der Menschen vernünftiger, freier, gerechter zu gestalten, notwendigerweise zum Scheitern verurteilt. (Denken Sie nur an die muslimischen Extremisten in Somalia, die 2011 dringend benötigte internationale Hilfe für die hungernde Bevölkerung nicht zuließen.) Versuchen wir also angesichts der Bedeutung dieses Phänomens eine kurze Definition des religiotischen Syndroms:
Religiotie ist eine selten diagnostizierte (wenn auch häufig auftretende) Form der geistigen Behinderung, die durch intensive Glaubensindoktrination vornehmlich im Kindesalter ausgelöst wird. Sie führt zu deutlich unterdurchschnittlichen kognitiven Leistungen sowie zu unangemessenen emotionalen Reaktionen, sobald es um glaubensrelevante Sachverhalte geht.

 Bemerkenswert ist, dass sich Religiotie nicht notwendigerweise in einem generell reduzierten IQ niederschlägt: Religioten sind zwar weltanschaulich zu stark behindert, um die offensichtlichen Absurditäten ihres Glaubens zu erkennen, auf technischem oder strategischem Gebiet können sie jedoch (siehe Osama bin Laden) hochintelligent sein. Wie es „Inselbegabungen“ gibt (geistig behinderte oder autistische Menschen mit überwältigenden mathematischen oder künstlerischen Fähigkeiten), so gibt es offensichtlich auch „Inselverarmungen“ (normal oder gar hochintelligente Menschen, die in weltanschaulicher Hinsicht völlig debil sind).

Religiotie sollte daher als „partielle Entwicklungsstörung“ verstanden werden – ein Begriff, den der Entwicklungspsychologe Franz Buggle schon vor Jahren vorgeschlagen hat, um die spezifischen Denkhemmungen religiöser Fundamentalisten zu erfassen.

(Keine Macht den Doofen, s.42f)  (….)

 (Das ewige Rätsel 23.04.2014)

Josten zeigt das Prinzip der Inselverarmung auf drastische Weise. Obwohl sie selbst eine Kausalkette darstellt, die nur den einen Schluß zuläßt, nämlich sofort die Kirche zu verlassen, schafft ihr Großhirn diese Conclusio nicht, sondern biegt ins woelkige Reich der Schwafelei ab.

[….] Gibt es noch irgendeine Rechtfertigung, Mitglied in diesem Verein zu bleiben? Bemüht um Antwort, stimmt mancher unter Korinther dreizehn das Hohelied an, den Gassenhauer aller Hochzeitslesungen, der Paaren mit Segenswunsch gern vom Pfarrer empfohlen wird. Aber damit ist das Kirchenproblem nicht vom Tisch. Im Gegenteil: Es bleibt bei Glaube, Hoffnung, Liebe, diesen drei, und man fragt sich ernüchtert, was man noch glauben, hoffen und vor allem tun soll. Mit seinem Glauben hat jeder Mensch irgendwann zu tun, ob gläubig oder nicht gläubig. Definieren lässt sich jene innere Sicherheit, die keines Beweises bedarf, nur hölzern. Jedem Versuch, den Glauben zu fassen, haftet Bemühen an.  […..]

(Husch Josten, 17.02.2022)

Welche Windungen die preisgekrönte Literatin da vollführt! Dabei wäre es doch so einfach, ihren Essay heil nach Hause zu bringen.

Gibt es noch irgendeine Rechtfertigung, Mitglied in diesem Verein zu bleiben?

-Nein.

Stattdessen diese peinlichen synaptischen Sackgassen: Kann man ohne Kirche hoffen und lieben? Außerdem glaube doch jeder irgendwie, auch wenn sie, Josten, intellektuell nicht in der Lage wäre, zu beschreiben warum.

Es ist die totale intellektuelle Bankrotterklärung, mit der Theologen und Kleriker seit Jahrhunderten auf die Theodizee-Frage antworten: „Gottes Wege sind unergründlich!“ Gott lässt jeden Tag 20.000 Menschen an Hunger krepieren? „Gottes Wege sind unergründlich!“ Babys werden mit Mukoviszidose geboren und leiden ihr kurzes Leben lang? „Gottes Wege sind unergründlich!“ Gott sah keinen Grund einzuschreiten, als Christen sechs Millionen Juden töteten? „Gottes Wege sind unergründlich!“

Wie schwach, Josten.

[….] Man glaubt, dass Menschen vernunftbegabt sind (in Köln betet man derzeit dafür). Man glaubt an die Liebe. Man glaubt, dass sich die Kirche endlich grundlegend ändert. Oder dass nichts mehr zu retten ist.  Dann, aber erst dann, werde ich gehen. […..]

(Husch Josten, 17.02.2022)

Wenn die Jostens dieser Welt schon die Intellektuellen sind, braucht sich die Kirche offensichtlich doch noch nicht um genügend Doofe sorgen, die freiwillig 12 Milliarden Euro Mitgliedsbeiträge überweisen.

Donnerstag, 17. Februar 2022

Quo vadis, CDU?

Heute konnte man im Bundestag ein perfektes Beispiel von „Querfront“ erleben.

So wie Wagenknecht und Lafontaine nach ihren völkischen und impfschwublerischen Ausfällen stets den lautesten Applaus von der AfD bekommen, kann sich heute auch Alice Schwarzer dieser Schande rühmen.

Die braune AfD-Dreckschleuder von Storch zitierte genüsslich aus der TERF-EMMA, um Tessa Ganserer drastisch zu diffamieren und zu verletzten. Um ihre Perfidie zu krönen, lobte die adelige Verschwörungstheoretikerin sich auch noch selbst für den Mut, coram publico so eine besonders unter Diskriminierung leidende Frau niederzumachen.

[….] Die AfD-Politikerin Beatrix von Storch hat am Donnerstag in einer Bundestagsrede die trans Abgeordnete Tessa Ganserer persönlich attackiert. Mehrfach bezeichnete die 50-Jährige in einer Debatte zum Internationalen Frauentag ihre grüne Parlamentskollegin als Mann und nannte ihren abgelegten Deadnamen. [….] Ihre gesamte Rede nutzte von Storch, um gegen Trans-Rechte zu polemisieren. "Sie, fast alle hier, sind Frauenabschaffer, weil Sie, fast alle hier, der Gender-Ideologie anhängen", erklärte sie etwa. Dabei zitierte sie auch transphobe Berichte in der "Emma" und verteidigte die britische Autorin J.K. Rowling, die mehrfach gegen trans Frauen Stimmung gemacht hatte. "Die Trans-Ideologie ist totalitär", so von Storch. Weiter erklärte die Rechtspopulistin, dass Ganserer zwar "Rock, Lippenstift und Hackenschuhe" trage, aber dennoch ein Mann bleibe. "Und wenn er als solcher über die grüne Quote in den Bundestag einzieht und hier als Frau geführt wird, ist das schlicht rechtswidrig." Sie warf Ganserer vor, "als Frau verkleidet" zu sein, und erklärte: "Hätte sich Robert Habeck im richtigen Moment als Roberta bezeichnet, dann wäre Roberta vermutlich jetzt Bundeskanzlerin." [….] Parlamentsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) appellierte danach an von Storch, "Respekt vor der Kollegin Tessa Ganserer" zu zeigen. [….] Nach der Debatte zeigten sich Politiker*innen der demokratischen Fraktionen erschüttert. "Trans Frauen sind Frauen und [Tessa Ganserer] ist eine Frau!", erklärte etwa Sven Lehmann, der Queerbeauftragte der Bundesregierung. "Was Frau von Storch heute im Bundestag von sich gegeben hat, ist menschenfeindliche Hetze. Aber das wird die Ampelkoalition garantiert nicht daran hindern, das Transsexuellengesetz abzuschaffen." Die SPD-Politikerin Josephine Ortleb ergänzte: "Wer eine Kollegin angreift, greift uns alle an. Menschenverachtende Reden bleiben nicht unwidersprochen." [….]

(Dennis Klein, 17.02.2022)

An dieser Stelle könnte ich sehr ausführlich darlegen, wieso Storchs Angriff so niederträchtig ist und abendfüllend aus meiner linksliberalen Blase empörte Gegenreden zitieren.

Allein, das nützt nichts, weil die faschistoiden Hetzer es in ihren braunen Facebook- und Telegram-Blasen nicht registrieren. Dort kommt Kritik nicht an, sondern Storch wir umso mehr gelobt, je mehr Wirbel sie verursacht.

Im Gegenteil, der Shitstorm aus der linken Ecke, ermutigt die Kreise mit zumindest partiell menschenverachtendem Weltbild. Dazu zählen neben den usual supects AfD, JF, PP, BILD, Tichys Einblick leider auch BILD, WELT, Alice Schwarzer, Sahra Wagenknecht und Teile der CDU/CSU.  PP und AfD werden sich nicht ändern. Aber wir müssen erstens konsequent die weiter zunehmend unseriösen und verschwörungstheoretischen Organe des Döpfnerschen Springer-Imperiums boykottieren.

Bitte keine Links mehr verwenden, die Springer Geld und Reichweite verschaffen.

Finger weg von:

    Bild-Gruppe (Bild, Bild am Sonntag, bild.de)

    Welt-Gruppe (Welt, Welt Kompakt, Welt am Sonntag, welt.de)

    Welt-TV (Welt, N24 Doku)

    Bild-Zeitschriften (z.B. Computer Bild, Sport Bild, Auto Bild)

    Regionalzeitungen (Berliner Zeitung, Berliner Zeitung am Sonntag)

    Politico.eu

    Business Insider

    Noizz

    Rolling Stone

    immowelt.de & immonet

    Stepstone und Tochterfirmen

    idealo.de

    finanzen.net  u.v.a.m.

Zweitens müssen wir auf die Parteien einwirken, die sich immer ungenierter an die völkische AfD heranrobben. Gemeint sind CDU und CSU. An ihnen läge es, mit scharfem Protest menschenverachtende Anfeindungen der AfD zurückzuweisen.

Stattdessen kooperiert die Merz-CDU leider zunehmend mit den Faschisten.

Dr. Andreas Rödder, CDU RP, Mitglied der "Werteunion", poltert in der FAZ ebenfalls gegen Transmenschen.

Die gesamte CDUCSU-Bundestagsfraktion blockiert eine Liberalisierung des menschenverachtenden Transsexuellen-Gesetzes.

Außerdem scheinen CDU und CSU sich nicht zu einer Ablehnung des Faschismus‘ durchringen zu können; attackieren lieber die Gegner des Faschismus.

In erschreckendem Maße bilden CDU, CSU und AfD im Bundestagsinnenausschuss eine Einheit, wenn es um die Bekämpfung des Rechtsextremismus geht.

[….] Mittwoch im Bundestag, die Bundesinnenministerin und Seehofer-Nachfolgerin Nancy Faeser (SPD) hat anderthalb Stunden lang dem Innenausschuss des Parlaments ihre Pläne präsentiert. Aktionsplan gegen Rechtsextremismus, neue europäische Migrationspolitik, Digitalisierung voranbringen, organisierte Kriminalität austrocknen, sexualisierte Gewalt bekämpfen und "alle Formen des Extremismus" - an Vorhaben fehlt es Nancy Faeser nicht. [….] In der Sitzung ging laut Teilnehmern der [Hamburger Ploß-Mann –T.] CDU-Abgeordnete Christoph de Vries auf Faeser los. Ihre Haltung zum Linksextremismus sei unklar. Der innenpolitische Sprecher der SPD, Sebastian Hartmann, wies das zurück. Hier werde in "Trump'scher Manier" agiert. Der CDU-Innenpolitiker Alexander Throm hielt Faeser vor, nicht ihre Ministerrolle sei entscheidend, sondern ihre Haltung zum Verfassungsschutz. [….]  Der Grünen-Politiker Konstantin von Notz warf der Union "Synchronschwimmen mit der AfD" vor. Auch der FDP-Politiker Manuel Höferlin und die Linken-Abgeordnete Petra Pau stellten sich vor Faeser. Sie habe häufige Besuche im Innenausschuss zugesagt. Da sei man vom Vorgänger anderes gewohnt.  [….]

(SZ, 16.02.2022)

Auch der am äußersten rechten Rand der CDU stehende Hamburger CDU-Vorsitzende Ploß, der seinen Aufstieg dem völkischen Burschenschaftsklüngel in Hamburg verdankt, zeigt heute, auf welcher Seite er steht.

Manuela Schwesig, die sich erneut einer Krebsoperation unterzieht und daher ihre Amtsgeschäfte vorübergehend der stellvertretenden Ministerpräsidentin übergeben musste, wurde von Ploß so perfide angegriffen, daß sie eine Unterlassungsklage einreichte.

Aber der braunschwarze Jung-Vorsitzende, der seine CDU landesweit auf 11% herabkrachen ließ, denkt gar nicht dran, der Frau, die derzeit im Krankenhaus liegt, mit Anstand zu begegnen.

[….] Hamburgs CDU-Chef Christoph Ploß hat die Frist für die von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) geforderte Unterlassungserklärung verstreichen lassen. Ploß' Anwältin wies den Vorwurf zurück, ihr Mandant verbreite eine »unwahre« Behauptung über Schwesig, und betonte, die SPD-Politikerin müsse Kritik »auch in zugespitzter Form« hinnehmen.  In dem Streit geht es um Aussagen des CDU-Bundestagsabgeordneten in der ZDF-Talkshow »Markus Lanz« zur Haltung der SPD gegenüber Russland. [….][….] Schwesig ging gegen die Verbal-Attacke juristisch vor. »Ihre Behauptung über Manuela Schwesig ist unwahr; sie hat nichts Derartiges gesagt«, stellte Schwesigs Anwalt Michael Nesselhauf in einem Schreiben an Ploß fest und forderte eine strafbewehrte Unterlassungserklärung[….] Statt die Unterlassungserklärung zu unterschreiben, hat Ploß nun seine Anwältin Patricia Cronemeyer antworten lassen. [….] Ob Schwesig nach der nicht abgegeben Erklärung nun vor Gericht ziehen wird, ist unklar. Schwesigs Regierungssprecher sagte auf Nachfrage nur, man wolle sich derzeit nicht zu dem Fall äußern. Ploß gibt sich derweil zuversichtlich, die Angelegenheit notfalls vor Gericht auszutragen. »Es geht mittlerweile auch ums Prinzip, denn die Entscheidung würde über den Einzelfall hinaus wirken«, sagte der CDU-Landeschef. [….]

(SPON, 17.02.2022)

Willkommen im braunen Merz-CDU-Zeitalter.

 

Mittwoch, 16. Februar 2022

Harter Schlag für Hasse

Die Intoleranz, die Misogynie, die Homophobie, die Lügen, der systematische Kindesmissbrauch, die Raffgier – all das sind für den derzeit frommsten Redakteur des Hamburger Abendblattes nur Petitessen.

Der evangelische Theologe Dr. Edgar S. Hasse, ist aber keiner, dem alles egal ist. Für ihn gibt es durchaus moralische Grenzen, die man nicht überschreiten darf. Da ist er sich mit seiner strunzfrommen Kollegin Marianne Max ganz einig:

[…..] Ein Kirchenaustritt ist verantwortungslos!

Seit der Vorstellung des Gutachtens zu den Missbrauchsfällen in München und Freising überlegen viele, aus der katholischen Kirche auszutreten. Das ist allerdings der falsche Weg.  [….]

(Marianne Max, 24.01.2022)

Hasse geht mit perfider Eloquenz vor, schreit die Leser nicht primitiv-plump an, wie die Kollegin Max. Sein Anliegen ist Dasselbe. Er geht aber den passiv-aggressiven Weg und kübelt subtil all seine Vorurteile gegen konfessionslose Menschen aus, die in seinem Weltbild alles verdorbene Egoisten sind.

[….] „Wir sind nicht mehr Papst“, wendet sich die „Bild“-Zeitung enttäuscht von Joseph Ratzinger ab. [….] Auch in der evangelischen Kirche, die ihre eigene Missbrauchsgeschichte hat, setzt sich die Austrittsbewegung fort. Dieses Jahr bringt religionssoziologisch einen Kipppunkt. Erstmals in der deutschen Geschichte wird nur noch weniger als die Hälfte der Deutschen einer der beiden großen Kirchen angehören. Christen sind auf dem Weg zur Minderheit in diesem Land.

Ich sehe diese Entwicklung mit Sorge. Die Demokratie braucht funktions­fähige Religionsgemeinschaften, die das jüdisch-christliche Wertefundament unserer Gesellschaft und die Frage nach Gott lebendig halten. Ein Land, das Gott vergisst, wird gottlos und damit unbarmherzig. Wir brauchen Gottes Bodenpersonal, das professionell vom Schöpfer dieser Welt und seiner Liebe erzählt, damit die Geschöpfe nicht selbst zu Göttern werden – im vermeintlichen Glauben, alles im Griff zu haben. Die Pandemie zeigt doch, wie verletzbar, sterblich, endlich wir sind.  Deshalb ist jedem Katholiken, jeder Katholikin Respekt zu zollen, die sagen: Wir bleiben! [….]

(Edgar S. Hasse, 25.01.2022)

Es ist noch nicht einmal klar, ob sich Hasse der ungeheuerlichen Unterstellungen bewußt ist, die er da verbreitet. Bemerkt er eigentlich, wie diskriminierend er sich äußert? Mal ganz abgesehen davon, daß er Lügen verbreitet, denn die Kirchen geben nur einen winzigen Teil ihres Geldes für Wohltätigkeit aus, alle ihre sozialen Einrichtungen werden weitgehend vom Staat finanziert. Wer also Gutes tun will, sollte sein Geld lieber jeder anderen Hilfsorganisation als der Kirche geben.

Gläubige = moralisch und hilfsbereit

Ungläubige = subhumane Egoisten ohne Mitgefühl.

So und nicht anders lauten die Wertvorstellung des typischen „Wir sind besser als die!“-Christen Hasse.

Zu seinem großen Unglück, hören die Menschen aber immer weniger auf die Max/Hoppe-Fehlappelle und kehren der weltgrößten Kinderfi**erorganisation aller Zeiten den Rücken. Zumindest, wenn die noch freie Kirchenaustrittstermine auf den Standesamten ergattern. Die sind überall in Deutschland ausgebucht.

Heute berichtet Dr. Hasse Schockierendes aus Hamburg. Etwas so Verderbtes, wie er es sich bisher noch nicht einmal in seinen kühnsten Träumen vorstellen konnte: ONLINE-KIRCHENAUSTRITT! Vade retro, Satanas!

Bisher brockte man sich die größtmögliche Kirchenstrafe, nämlich die automatisch Exkommunikation und damit Verdammnis in die ewige Hölle ein, indem man gegenüber einer weltlichen Behörde erklärt, fürderhin keine Mitgliedsbeiträge mehr an die Kirche zu bezahlen; vulgo „Kirchenaustritt“ auf dem Standesamt.  Kirchliche Stellen sind bei dem Vorgang gar nicht involviert, da sie offensichtlich das Seelenheil eines Menschen ohnehin nicht interessiert, wenn derjenige nicht mehr zahlen will.

Die (katholische) Exkommunikation ist ein rein staatlicher Akt in diesem bizarren Deutschland, dessen Steuerbehörden freundlicherweise die Mitgliedbeiträge der Gläubigen eintreiben.  Die deutschen Finanzämter sind die Inkasso-Unternehmen der Bischöfe. Der Kirchensteuersatz liegt bei neun Prozent der zu zahlenden Einkommensteuer (in Bayern und Baden-Württemberg sind es acht Prozent), wird ermittelt von den Steuerbehörden. Daher hat sich der Sprachgebrauch „Kirchensteuer“ eingebürgert, obwohl es sich in Wahrheit nur um den Mitgliedsbeitrag eines Vereins handelt, den man anders als eine Steuer eben nicht zahlen muss. Man braucht nur austreten und ist die Gebühr los.

EKD und RKK haben verständlicherweise kein Interesse daran, der Allgemeinheit zu vergegenwärtigen, welch simpler Akt es ist, sich dieser Kosten zu entziehen. Es geht immerhin um 12 bis 13 Milliarden Euro jährlich, die Kirchenmitglieder zusätzlich zu ihrer Einkommenssteuer an die mit Abstand reichste Organisation aller Zeiten überweisen.

Im Zuge der Nachholbemühungen zur Digitalisierung, die 12 Jahre von CSU-Ministern blockiert wurde, aber gerade durch Corona immer dringlicher wurde, prüfen die Bundesländer unter der Federführung des besonderes frommen NRWs, welche der etwa 575 behördlichen Leistungen auch zu Hause mit ein paar Klicks am Computer erledigt werden könnten. Bislang ist in Hamburg für einen Kirchenaustritt ein persönlicher Termin beim Standesamt oder beim Notar notwendig. Zusätzlich ist eine Gebühr von 31 Euro zu zahlen.

Hasse schwant Böses:

[….] Kirchenaustritt per Mausklick? Hamburgs Verwaltung prüft das Onlineverfahren – Mitglieder müssten dann nicht mehr auf dem Standesamt oder vor dem Notar erscheinen.  [….]

(Dr. Edgar S. Hasse, 16.02.2022)

Diese Möglichkeit könnte seiner geliebten Kirche schwersten Schaden – nämlich FINANZIELLEN Schaden – zufügen.

Das Gesetz über den Austritt aus der „Religionsgemeinschaft des öffentlichen Rechts“ stammt vom 05.03.1962, als sich niemand vorstellen konnte, daß eines Tages nahezu jeder Bürger mit einem Klugtelefon und Internet hantieren würde.

Ekkehard Wysocki, 60, religionspolitischer Sprecher der Hamburger SPD betont, daß so ein Verfahren bundeseinheitlich geregelt werden sollte. Damit wäre das Schreckensszenario für die Kirchen aufgrund der äußerst frommen katholischen Ministerpräsidenten Günther, Kretschmann und Wüst vom Tisch.

Dieses Verfahren kommt nicht, beruhigt die „Evangelische Zeitung“ unter Hinweis auf das fromme NRW.  Aber Hasse will vorbauen und verbreitet das Schreckensszenario, zitiert zwei schlimme Ketzer. Da ist die FDP-Abgeordnete Treuenfels-Frowein, die das „persönliche Erscheinen“ für „nicht mehr zeitgemäß“ hält und fast noch schlimmer der Hamburger religionspolitische Sprecher der Grünen Michael Gwosdz: „Wenn jemand aus der Kirche austreten möchte, sollte das gebührenfrei möglich sein. Das Standesamt übernimmt hier eine Aufgabe stellvertretend für die Kirche. Entstehen dadurch Kosten, sollten die Kirchen diese ausgleichen, nicht die ausgetretene Person.“

Schock schwere Not! Die Kirche soll 31 Euro zahlen?

Das ist zu viel für den frommen Hasse, der abschließend den Benediktiner-Priester Nikodemus Schnabel zitiert:

„Wir müssen Sehnsuchtsexperten werden und endlich weg von der Moral-Agentur kommen.“

Das gefällt mir. Wenn Priester und Journalisten ausgerechnet die Kinderfic**r von der RKK als Sehnsuchtsexperten bewerben, haben sie offensichtlich den Kontakt zur Realität so weit verloren, daß die Kirchenaustrittszahlen weiter in die Höhe gehen werden.

Dienstag, 15. Februar 2022

Evangelikalioten auf der Jagd nach dem Darwin-Award.

Meine Käseverkäuferin hatte heute richtig gute Laune, als sie meine Auberginen in Knoblauch-Joghurt abwog.

Endlich purzele die elende 2G-Regelung; sogar Lauterbach halte den Omikron-Scheitelpunkt für überschritten und, mal ehrlich, diese Variante sei doch nun wirklich harmlos.

Als Impfdruchbrüchler wundere ich mich immer, mit welcher Selbstverständlichkeit diejenigen, die noch nicht an Covid19 erkrankt waren, das Omikron-Virus für eine niedliche kleine entfernte Cousine des ursprünglichen Virus-Typs halten.

Ich hatte keine Vorerkrankungen, bin noch nicht uralt, und außerdem wurden mir im Spätsommer 2021 zwei BioNTech-Spritzen in den Arm gedrückt. Als mich Ende Dezember dennoch Omikron erwischte, war ich wochenlang richtig krank. Nicht so krank, daß ich befürchtete zu ersticken und ins Krankenhaus gemusst hätte, aber der „harmlose Verlauf“ streckte mich doch für gute drei Wochen so nieder, daß ich wirklich konsequent im Bett lag. Mit bösen Schmerzen ununterbrochenem Husten, Fieber.

Bekanntlich sind die Krankheitsverläufe individuell unterschiedlich, aber ich habe genügend Schilderungen von Omikron-Impfdurchbrüchen gelesen, denen es sogar noch schlechter als mir ging.  Es gibt keinen Anlass, sich plötzlich in Sicherheit zu wiegen, anzunehmen, die Virusbedrohung löse sich einfach in Wohlgefallen auf.

Die knapp 20% ungeimpften Hamburger, die sich in einer Stadt mit zeitweise 200.000 gleichzeitig Infizierten bewegten, spielen mit dem Feuer.

Das kann auch schief gehen. Ungeimpfte können an Omikron sterben.

Wir haben inzwischen 120.000 Corona-Tote in Deutschland.
Wer ist denn heute immer noch so geistesgestört, sich partout nicht impfen zu lassen?
Nun, es gibt sie: Ossis, Ungebildete, Rechtsradikale, AfDioten und Evangelikale.

Während Evangelische in Deutschland liberaler als die RKK erscheinen, ist es in den USA umgekehrt. Dort sind diese sektiererischen Protestanten, die die Bibel wörtlich auslegen, Trump verehren und gegen jedes  bürgerrechtliche Anliegen protestieren, ganz ganz rechts außen im politischen Spektrum angekommen. Die Heimat Palins, Bachmanns, Boeberts und MTGs verfügt über keinerlei Restverstand mehr.

Impfen lassen wollen sie sich nicht, schon allein, weil Menschen mit Bildung und zudem Demokraten eine Impfung dringend empfehlen.

[….] Die Impfquote ist bei weißen Evangelikalen in den Vereinigten Staaten am niedrigsten. Zu dem Ergebnis kommt das „Pew Research Center“ (Washington) in einer repräsentativen Studie. Demnach haben bisher 62 Prozent der erwachsenen weißen Evangelikalen mindestens eine Dosis eines Corona-Vakzins erhalten. Bei den weißen „Mainline“-Protestanten liegt der Wert dagegen bei 77 Prozent, bei Katholiken sogar bei 85 Prozent und damit höher als bei Konfessionslosen (80 Prozent). [….]

(Idea, 12.02.2022)

Das kann schon für den ein oder anderen Darwin-Award reichen, wenn die Maskenverweigerer, die auch noch weit überdurchschnittlich an Adipositas und Diabetes leiden, immer noch hartnäckig eine Impfung verweigern.

Auch in Deutschland konzentrieren sich Schwurbler und Aluhüte auch in den Reihen der Pietisten und Evangelikalen.

[….] Unter evangelischen Pietisten und Evangelikalen gibt es nach Ansicht des ehemaligen Präses des pietistisch geprägten Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Michael Diener, überdurchschnittlich viele Menschen, die dem Impfen skeptisch bis rigide ablehnend gegenüberstehen. Diese Impfgegner seien zwar auch unter den theologisch konservativen Christen eine Minderheit, sagte der Dekan des Pfälzer Kirchenbezirks Germersheim dem Evangelischen Pressedienst (epd). Doch ihr Anteil sei höher als im evangelischen Durchschnitt.  Auf Nachfrage von PRO erklärte Diener am Sonntag, dass er sich bei seiner Einschätzung auf eigene Beobachtungen zu Gebieten mit regionaler Frömmigkeitsprägung – darunter das Erzgebirge, das Siegerland und Teile Württembergs –, Gespräche mit Verantwortlichen, eigenen Begegnungen und Erfahrungen in den sozialen Medien stütze.  [….]

(pro, 13.02.2022)

Wenn Evangelikalioten selbst dazu beitragen, sich aus dem menschlichen Genom auszumendeln, wäre uns allen geholfen.

Montag, 14. Februar 2022

Minister zum Vergessen

Die Gewöhnungseffekte sind enorm.

2005 wurde Angela Merkel nur mit großem Glück Kanzlerin einer Groko, obwohl es lange Zeit so ausgesehen hatte, als ob die CDU/CSU die absolute Mehrheit holen würde.  2009, 2013 und 2017 war es viel leichter für sie, weil die Deutschen sich gar keinen anderen Kanzler vorstellen konnten.

Ich erinnere mich noch sehr genau an 1982, weil ich politisch extrem aufmerksam war, in der Nachrüstungsdebatte aktiv auf vielen Friedensdemonstrationen marschierte. Und dann wurde Helmut Kohl Kanzler. Das war einfach unvorstellbar. Gewählt worden wäre er damals gegen Schmidt aber eben nicht. In den 1990ern hingegen war es schwer sich vorzustellen, Kohl könnte nicht Kanzler sein.

Besonders extrem empfand ich die Zäsur von 2005, als nach 127 Jahren Amtszeit der polnische Kinderfic**rfreund Woytila verstarb. An sein endloses öffentliches Leiden und Kranksein war man derartig gewöhnt, daß man sich nicht vorstellen konnte, einen anderen alten Mann auf dem Posten zu sehen.

Und dann auch noch ausgerechnet Ratzinger, der bei den seit Jahren stattfindenden Papabilitäts-Spekulationen nie in Frage kam:
Als Deutscher, der in der Hitlerjugend war, die Weltkirche leiten? Außerdem galt er als zu alt, zu konservativ und war durch die zwei Jahrzehnte an der Spitze der Glaubenskongregation extrem unbeliebt. Zudem gab es das Vorurteil, Ratzinger zöge lieber im Hintergrund die Fäden und hasse Massenmessen, wie sie JP-II auf Weltjugendtagen veranstaltet hatte.Und noch etwas; Ratzinger war als Kardinalbischof und Präfekt der ranghöchste Kardinal überhaupt, leitete die JP-II-Trauerfeierlichkeiten. Üblicherweise sortierten sich im Konklave die Machtverhältnisse neu.

Ich hatte vor 2005 fleißig mitspekuliert, wer der nächste Papst wird und war vollkommen überrascht, als es auf einmal hieß „habemus Papam….. cardinalem Ratzinger…“

A posteriori ist man immer schlauer. Offensichtlich hatte Ratzinger sorgsam sein Image als frommer Bücherwurm gepflegt, aber in Wahrheit immer voller Ehrgeiz gesteckt, systematisch in seiner Zeit als Chef der Inquisition Abhängigkeiten geschaffen, sich Stimmen im Konklave zusichern lassen und nur darauf gewartet, die in seinen Augen schreckliche Schlichtheit des Woytila-Pontifikats zu beenden.

Kaum auf dem Thron, war Schluß mit bescheidener Barhäuptigkeit und einfachen weißen Gewändern. Ratzi gab ein Vermögen für juwelenbestickte bunte Kleider aus, die er jeweils nur einmal trug, reaktivierte längst vergessen geglaubte, dem Papst vorbehaltene Statussymbole, wie Hermelin verbrämte Samtmozetti, Purpur-Camauri, mit Perlen bestickte breite Gürtel («Zingulum»), Scheitelkäppi («Pileolus»), breitkrempige rote Saturni, edle purpurrote Prada-Slipper und natürlich den «Mantello» in der roten Winter-Version mit teuerstem Hermelinpelz gefüttert. Luxus-Insignien, die seit Johannes XXIII. (1958-1963) nicht mehr im Vatikan gesehen wurden.

Ratzinger hatte richtig Lust, aus dem Vollen zu schöpfen, reaktivierte ebenfalls die von seinem Vorgänger verbannten Holocaust-Leugner der Piusbrüder, ließ wieder die verbotene tridentinische Messe lesen, brach die Ökumene mit den verhassten Protestanten ab und wollte sich wieder allmächtig wie in der Renaissance fühlen.

Ich gerade immer noch ins Schwärmen, wenn ich an Ratzi denke. Wir Atheisten sind ihm zu ewigen Dank verpflichtet! Es war ein kaum vorstellbarer Erfolg, wie dieser kleine Bayer im Alleingang Millionen Gläubige aus der Kirche trieb und es schaffte mit billigen Klopfern wie „Kondome verschlimmern das AIDS-Problem“ oder seinen juristischen Streisand-Effekt-Krieg gegen die „Titanic“ auch die überzeugtesten Katholiken vergraulte.

Für alle Konfessionsfreien war es eine Riesenenttäuschung, als Ratzinger 2013 plötzlich verkündete, keinen Bock mehr zu haben und mit seinem heißen Gänsi ins Castel Gandolfo abflog. Seine Lieblingspalast-Anlage, die Papst Clemens VIII 1596 geraubt hatte und deren drei Teilschlösser Villa del Moro, Villa Cybo und Villa Barberini Anfang des 17. Jahrhunderts mit jedem nur denkbaren päpstlichen Luxus ausgestattet wurden. Auf einer Fläche von 55 Hektar konnten Ratzi und Gänsi so herrlich chillen.

Es ist sehr beruhigend zu sehen, wie Protzi auch noch neun Jahre, nachdem er die Tiara weiterreichte, intensiv für den Säkularismus arbeitet und mit garstigen Lügen zu den übergriffigen Vergewaltigungspriestern, die unter seiner Aufsicht in Bayern immer wieder auf kleine Kinder losgelassen wurden, auch im Jahr 2022 noch intensiv darum bemüht ist, möglichst viele Katholiken zum Austritt zu bewegen.  So schwer es zunächst war, sich an Ratzinger auf dem Papstthron zu gewöhnen, so wertvoll ist er bis heute für die atheistische Sache.

Nachdem man sich so viele Jahre niemand anders im Kanzleramt vorstellen konnte, als Angela Merkel, wundere ich mich nach zwei Monaten Scholz-Regierung, wie vollständig ihre Unionsminister, die schließlich als skandalaffine unfähige Unsympathen maßgeblich zur CDU/CSU-Wahlpleite beitrugen, in der Vergessenheit verschwunden sind.

Schon sinkt der Ampel-Stern, weil das Volk auf den eigenartigen Gedanken verfiel, die Minister wären für das Regieren zuständig.

Die Totalausfälle Karliczek, Klöckner, Seehofer oder Spahn hatte der Urnenpöbel hingegen achselzuckend hingenommen, ohne damit auch nur im Entferntesten die Bundeskanzlerin in Zusammenhang zu bringen.

Dabei sind die gegenwärtigen Hauptprobleme – verschlafene Energiewende, Corona-Chaos an den Schulen, Internet-Steinzeit, leere Gasspeicher, völlig marode Bundeswehr – ganz eindeutig den zuvor ewig amtierenden Unions-Ministern anzulasten.

Aber selbst eben noch omnipräsente Unions-Zampanos wie Altmaier, Spahn, AKK oder Laschet, sind wie vom Erdboden verschluckt und vergessen.

Einfach weg.

Selbstverständlich hatten sie nie etwas Positives für Deutschland geleistet, an das man sich gern erinnerte, aber es wäre doch schön, sie wenigstens als Negativ-Beispiele, gewissermaßen als Abgleich im Bewusstsein zu behalten. Es fällt schon deutlich schwerer Nancy Faeser zu kritisieren, wenn man im Bundestag den ewig schwänzenden AfD/Maaßen-affinen Horst Seehofer als Kontrast erlebt.

Wer waren die allerschlechtesten Minister, die Deutschland seit 1945 hatte?

Ganz vorn sehe ich Guttenberg, Niebel, Strauß, Möllemann, Spahn, Scheuer, Oberländer, Schäuble, Krause, Kanther, de Maizière, Glos, Friedrich, Westerwelle, Rösler, Dobrindt. Einige der Genannten sind noch so jung und aktiv, daß sie durchaus als Negativbeispiele zum Wohle der SPD dienen könnten. Diejenigen, die sich jetzt eine goldene Nase als Lobbyisten verdienen, sind leider alle schon vergessen. Man weiß gar nicht mehr wie schlimm KTG, Niebel oder Rösler waren.

Eine kleine Hoffnung stellt da immerhin Jens Spahn dar. Er könnte seine Funktion als Urnengift noch etwas länger ausfüllen, weil seine größten Mauscheleien erst jetzt, nach seinem Ausscheiden aus dem Amt, richtig beleuchtet werden.

Seine krummen Maskendeals mit Emix sind  sehr viel übler als bisher bekannt.

[….] Im Zentrum der Affäre steht auch knapp zwei Jahre später die Frage, warum Emix vor allem im Haus des damaligen Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU) eine VIP-Behandlung genoss. Schließlich ergatterte die Firma, im Maskengeschäft bis dato unbekannt, dort Aufträge für knapp eine Milliarde Euro. Davon wickelte sie die meisten auch ab, für rund 700 Millionen. Warum so viel, warum Emix?  Der Blick in vertrauliche Papiere zeigt nicht nur, dass Emix offenbar Masken beim Bund loswurde, die anderswo durchgefallen waren.  [….]

(SPIEGEL, 10.02.2022)

Auch die von Spahns reaktionären Freunden stets vorgebrachte Beteuerung, der Minister haben sich immerhin nicht selbst bereichert, ist längst nicht mehr zu halten.

[….] Der frühere Gesundheitsminister hat kurz vor der Bundestagswahl eine seiner wertvollen Immobilien verkauft. Unklar ist allerdings: Wie kann er sich nun als Abgeordneter eine Millionenvilla in Berlin leisten?  Minister mit Millionenvilla, solche Berichte hat Jens Spahn nur ungern gelesen. Und er ist sogar, während seiner Zeit als Bundesgesundheitsminister, juristisch gegen Veröffentlichungen über seine Immobiliengeschäfte in Berlin vorgegangen. Dort hatte sich der CDU-Politiker seit 2015, teils zusammen mit seinem Ehemann, nach und nach zwei Wohnungen und dann auch noch eine Villa gekauft. Was Fragen aufwarf: Wie konnten sich Spahn und sein Gatte das alles leisten, und warum bekamen sie dafür Kredite in Höhe von insgesamt mehr als sechs Millionen Euro. Fragen, denen Zeitungen zu Recht nachgingen, wie das Oberlandesgericht (OLG) Hamburg im vergangenen Jahr entschied. Das OLG befand, Spahn und sein Ehemann müssten es hinnehmen, dass über ihre Vermögensverhältnisse in einem "deutlich weiteren Umfang" berichtet werde, als dies für reine Privatpersonen gelte. Spahn sei schließlich einer der "profiliertesten deutschen Politiker". [….] Kann sich Spahn als Bundestagsabgeordneter, ohne Ministeramt, langfristig eine bislang nicht abbezahlte Millionenvilla leisten? Wie kann er mit geringeren Bezügen Zins und Tilgung für Villa sowie die Wohnung in Berlin aufbringen, die ihm noch gehört? [….] Spahn ist seit Ende 2021 nicht mehr Minister. Als Bundestagsabgeordneter bekommt er 10 012,89 Euro brutto im Monat. Einnahmen aus Nebentätigkeiten hat er nach Angaben seines Bundestagsbüros nicht. Vorher, als Bundesgesundheitsminister und Parlamentarier, waren es mehr als 20 000 Euro. [….] Spahn hat seit 2015 zwei Wohnungen und eine Villa in Berlin gekauft; eine Wohnung und die Villa zusammen mit seinem Ehemann Daniel Funke. Allein die Villa hat mehr als vier Millionen Euro gekostet. Die Villa gehört laut Eintrag im Grundbuch zu zwei Dritteln Spahn. Für die Immobilien hatte der CDU-Politiker, teils zusammen mit seinem Ehemann, ursprünglich Kredite in Höhe von insgesamt mehr als sechs Millionen Euro aufgenommen. Eine Wohnung haben die beiden Anfang September 2021, wenige Wochen vor der Bundestagswahl, für 1,37 Millionen Euro wieder verkauft. Wollte Spahn damals Vorsorge treffen für den möglichen Verlust seines Ministeramtes? [….]

(SZ, 14.02.2022)

Es mag ja holpern oder zu langsam gehen unter Olaf Scholz, aber solche faulen Äpfel, wie die CDUCSU-Minister gibt es nicht mehr im Kabinett.

Sonntag, 13. Februar 2022

Skandal in Singapur.

In autoritären Staaten hat man gern die Kontrolle über die Bilder. Die USA sind ebenfalls partiell totalitär.  Nach dem Megaskandal vom Superbowl 2004, als live bei Maximaleinschaltquote für Sekunden eine Brustwarze zu sehen war – und nichts ist schlimmer und satanische als Brustwarzen im prüden Amerika – müssen LIVE-Übertragungen mit einer Minute Verzögerung gezeigt werden- Nur so bekommen die Zensoren Gelegenheit rechtzeitig einzugreifen, bevor 100 Millionen US-Familien am heimischen Fernseher die Augen bluten, die Mütter sich ihre Brut schützend mit ihrem Leib vor den TV hechten und sich die halbe USA voller Gram in den Schlaf weint.

Vergesst Watergate, den Japanischen Angriff auf Pearl Harbour, die blutige Insurrection vom 06.01.2021 oder den Kennedy-Mord Live im TV – nichts erschütterte God’s Own Country so, wie Timberlakes und Jacksons Nipplegate.

Maximale Nipple-Phobie gilt als der signature move der USA. Wer in den großen sozialen Medien wie Facebook oder Instagram, einen weiblichen Nippel offen zeigt, wird sofort rausgeworfen. Mord, Folter, Nazi-Propaganda wird bei Zuckerberg gern akzeptiert, aber bei einem bloßen Busen ist Schluss mit Meinungsfreiheit.

Die USA sind der weltgrößte Hardcore-Porno-Produzent, kein Pop-Video kommt ohne Frauen aus, die sich wie Prostituierte anziehen, mit Tänzern, die sich in den Schritt greifen und Kopulations-Bewegungen imitieren. Ein Mädchen, das zum Highschoolabschluss noch keine Silikon-Brustimplantate hat, wird schief angesehen und als Präsidenten wählte sich das Volk im Herbst 2016 einen professionellen Titten-Juror, der damit prahlt Frauen die „Pussy“ zu begrabschen. Daher ist es auch so überhaupt nicht heuchlerisch, wie hysterisch die Nation auf den einen Körperteil reagiert: Bei der öffentlichen Darstellung einer weiblichen Brustwarze ist Schluss.

Blöd ist natürlich, daß durch dieses #Neuland möglicherweise dennoch schon der ein oder andere Teenager ein Bild einer entblößten Brustwarze gesehen hat.

Die Zensoren der Welt werden vor ganz neue Herausforderung gestellt.

Orthodoxen Juden verwenden seit zehn Jahren koschere Handys, um den „spirituellen Holokaust“ abzuwenden.

[….] Die sittenstrengen ultraorthodoxen Rabbiner haben schon so manchen Feldzug gegen das Smartphone geführt - mal mit Worten, mal mit dem Hammer, der direkt auf ein böses iPhone niedersauste. Der frommen Gefolgschaft sind nämlich nur "koschere Handys" erlaubt, ohne Zugang zum Internet, das als Ort der Sünde gilt. Über die Einhaltung der Regeln wacht ein eigens geschaffenes "Rabbinisches Komitee für Kommunikationsangelegenheit". Doch nun ist zwischen Israels Regierung und den Religionsführern der Kampf ums koschere Handy wieder voll entbrannt. Grund ist ein Plan des Kommunikationsministers Yoaz Hendel zur weiteren Deregulierung des Mobilfunkmarkts. Seit 2007 können Israelis beim Wechsel des Anbieters ihre alte Telefonnummer mitnehmen. Ausgenommen davon sind bislang die Besitzer der geschätzt rund 500 000 koscheren Mobiltelefone, die über besondere Nummern verfügen. Diese Ausnahme soll nun gestrichen werden, und für die Rabbiner bedeutet das: Kontrollverlust.  Schließlich geht die Aufsicht des Rabbiner-Komitees über die Handys weit über die Verhinderung des Internetzugangs hinaus. Geblockt wird zum Beispiel auch eine lange Liste von Telefonnummern. Für reichlich Kritik sorgte dabei immer wieder, dass darunter nicht nur Sexanbieter sind, sondern auch Informationsstellen der Regierung, Notrufnummern für Opfer von sexueller Gewalt oder Beratungsstellen für diejenigen, die aus der ultraorthodoxen Gemeinschaft aussteigen wollen. [….]

 (SZ, 07.01.2022)

Im Kampf „Autokrat versus Informationstechnik“ steht China ganz weit vorn, versteht es mit „künstlicher Intelligenz“ die Informationen aus dem Internet fernzuhalten, die keiner der 1,4 Millionen Staatsbürger sehen soll.

Im Gegensatz zur deutschen Regierung, ist Herr Xi technisch in der Lage seinen Landsleuten Pornos und freie Presse abzudrehen.

Die gewaltige PR-Show „Olympische Spiele in Peking 2022“ ist allerdings eine Herausforderung an die chinesischen Zensoren, weil so furchtbar viele ausländische Journalisten im Land sind. Jeder einzelne wird überwacht und gegebenenfalls auch mitten in einer LIVE-Übertragung abgeführt, wenn er zu viel sagt.

Der Kampf um die schnellsten LIVE-Bilder führt zu kleinen Lücken im asiatischen Überwachungsmanagement. So ereignete sich ausgerechnet auf Channel News Asia (CNA), dem in 20 asiatischen Ländern ausgestrahlten regierungsnahen Sender aus Singapur, ein Megaskandal, bevor die Zensoren zuschlagen konnten:

Der erste schwule Kuss im asiatischen Free-TV. Sozusagen der chinesische Lindenstraßen-Moment, 32 Jahre nachdem der erste Homokuss in der sonntags ausgestrahlten Vorabendserie die bayerischen CSU-Amigos Stoiber und Tandler, so in Erregung versetzten, daß sie dem BR die Ausstrahlung der Lindenstraße verboten. Die frommen CSU-Männer, die zuvor als FJS-Generäle allabendlich dem bayerischen hochkorrupten Ministerpräsidenten Strauß zwei Nutten aufs Zimmer bringen mussten, weil er sich so gern „sandwichen“ ließ, hatten eben ihre Prinzipien. Das Schöne an den CSU-Granden ist, daß sie so überhaupt nicht heuchlerisch agieren. Zwei Männer, die sich küssen? Was kommt als Nächstes? Ein Frauen-Nippel?

China ist bei Schwulenrechten tatsächlich ungefähr auf dem Stande Bayerns im Jahr 1990. Die Homogays werden nicht mehr sofort ins Zuchthaus gesteckt, aber man findet sie höchst bähbäh und tut alles dafür, um diese schreckliche Unmoral vor dem Volk zu verstecken und beispielsweise in die Abgeschiedenheit eines Beichtstuhls oder einer Sakristei zu verbannen.

[….] Ein Kuss ist nie nur ein Kuss, besonders dann nicht, wenn er vor Kameras stattfindet. So geschehen vor wenigen Tagen, während der Berichterstattung zur Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Peking. Die Moderatorin Low Minmin stand in einer Bar, um Atmosphäre einzufangen, wie man so sagt. Minmin trug Mundschutz, die vorwiegend männlichen Besucher nicht. Das wird besonders deutlich in dem Moment, in dem zwei Männer sich ins Bild drehen, filmreif miteinander knutschen und dann wieder verschwinden, nicht ohne dass einer der beiden noch mit einer Geste in die Kamera nickt, die man auch als nicht besonders sensibler Beobachter als schwul und stolz wahrnehmen konnte. Und vermutlich sollte. [….] In China sind gleichgeschlechtliche Partnerschaften zwar nicht unter Strafe gestellt, Homo-Ehen aber nicht möglich. Auch in Singapur werden Menschen, die dem LGBQT-Spektrum angehören, also lesbisch, schwul, trans sind oder sonst wie dem klassischen Geschlechterbild nicht entsprechen, diskriminiert. Die Übertragung von schwulen Zärtlichkeiten im Fernsehen ist verboten. In den Sende-Leitlinien für Singapur ist festgeschrieben, dass Sendungen, die "alternative Sexualitäten, z. B. Homosexualität, darstellen, sensibel gegenüber den Werten der Gemeinschaft sein sollten" - und dass Filmen, die Homosexualität fördern, die Freigabe verweigert wird. "Man sollte solche Lebensstile in keiner Weise fördern, rechtfertigen oder ermutigen", heißt es im Leitfaden für Radioübertragungen. [….]

(SZ, 09.02.2022)

So ein Sündenbabel – und in der Tat, zumindest einer der schwulen Küsser schämt sich noch nicht einmal.