Mittwoch, 11. Dezember 2019

Schwule sind evolutionäre Killerwal-Omas.


Ein vielfach von Konservativen genutztes Argument gegen die „Ehe für alle“ lautet, daß in einer gleichgeschlechtlichen Ehe keine Kinder geboren werden und somit die Nation ausstürbe, wenn Männer Männer und Frauen Frauen heirateten.

Das ist selbstverständlich in vielerlei Hinsicht maximaler Unsinn, zumal das weltgrößte Problem die menschliche Überbevölkerung ist.

Davon abgesehen wachsen durchaus Kinder mit gleichgeschlechtlichen Eltern heran. Außerdem wäre es absurd anzunehmen, daß bei einem gesetzlichen Verbot der „Homo-Ehe“ alle Schwulen und Lesben stattdessen gegengeschlechtlich heirateten. Ihre sexuelle Präferenz würde sich schließlich gar nicht ändern.
Je mehr man darüber nachdenkt, desto mehr staunt man, daß auch im Jahr 2019 noch Top-Politiker wie Angela Merkel, Annegret Kramp-Karrenbauer oder Anja Karliczek, sowie die halbe CSU, zwei Drittel der Katholiken und die gesamte AfD die Ehe für alle ablehnen.
Man sollte nie vergessen wie sagenhaft borniert und verblödet große Teile unserer Gesellschaft immer noch sind.

Weder „Homo-Heiler“ noch Exorzisten sind in Europa geächtet, obwohl sie es klar sein müssten.

Es gibt nicht das eine „Schwulen-Gen“ und es gibt keine scharfe Abgrenzung zwischen „hetero“ und „homo“.
Wir bewegen uns vielmehr auf den groben acht Stufen der Kinsey-Skala.

 
Die sexuelle Orientierung liegt zwar nicht auf einem Gen, ist aber dennoch angeboren. Es handelt sich allerdings um ein komplexes Zusammenspiel von Genabschnitten, deren unterschiedliche hormonelle Aktivierung wiederrum von verschiedenen Faktoren abhängt. Es gibt eine klare genetische Prädisposition von mindestens 99,5% zur Homosexualität.
Ältere Brüder erhöhen die Wahrscheinlichkeit schwul zu sein; anders ausgedrückt: Je mehr Kinder eine Frau bekommt, desto eher werden sie schwul.
Vermutlich ist es der Benjamin, der homosexuell ist.

[….]  Der "fraternal birth order effect" FBO beschreibt einen Befund, mit dem Anthony Bogaert und Ray Blanchard vor ziemlich genau zehn Jahren in der Fachwelt für einigen Aufruhr sorgten. Die beiden kanadischen Psychologen entdeckten nämlich, dass beim Mann die Wahrscheinlichkeit, schwul zu werden, mit jedem älteren Bruder um fast ein Drittel ansteigt. [….]

Natürlich stellt sich die Frage welchen evolutionären Vorteil es Eltern bringt immer mehr schwule Söhne auf die Welt zu bringen, je mehr sie kopulieren.
Die Erklärungen liegen nah.
Vielfach reichen die Ressourcen nicht um eine beliebige Anzahl Nachkommen zu versorgen.
Außerdem erhöhen Onkel und Tanten, die sich nicht selbst fortpflanzen die Überlebenschance des Nachwuchses.

(….) Wenn ein Elternpaar viele Kinder hat, muß der ererbte Acker möglicherweise in so kleine Teile aufgespalten werden, daß die Enkel kaum noch davon leben können. Sind schwule Onkel dabei entspannt sich die Lage, weil sie nicht durch eigene Kinder den Kampf um Ressourcen verschärfen und nach ihrem Tod ihren Erbteil wieder an ihre Neffen weitergeben. Das Prinzip funktioniert auch, wenn der jüngste Sohn Pastor wird – wobei schwul und Pastor sich offensichtlich nicht gerade gegeneinander ausschließen.
Auf die heutige Zeit übertragen bedeutet ein schwuler Onkel oder eine lesbische Tante ebenfalls einen großen Vorteil. Homosexuelle sind als „Dinks“ in der Regel wohlhabender und gebildeter. So können sie ihren Neffen und Nichten helfen – sowohl durch Zuneigung, als auch finanziell. Ein Kind mit Homo-Onkel/Tanten hat quasi Co-Eltern, die einen Vorteil gegenüber Kindern mit bloß normalen Eltern darstellen.
Dafür gibt es im Tierreich viele Beispiele. Eine Blässhenne hält sich für ihr großes Gelege gern ein paar weitere nicht sexuell aktive Blässhähne, die dann eifrig dabei helfen Futter für die Küken zu suchen. So überleben mehr Blässhühner.

Homosexualität fördert also Familien. (….)

Schwul, lesbisch oder irgendetwas dazwischen zu sein ist also normal. Anormal sind Parteien, Politiker und Religioten, die dagegen ankämpfen, wie die EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, die schon ihr Leben lang homophobe Christen und Konversionstherapien unterstützt.

(….) Franziskus und die seinen sind mindestens ein Jahrhundert hinter dem allgemeinen Erkenntnisstand hinterher.
Dabei müßten sie nur mal in einen Brockhaus sehen; der nicht gerade als Organ der unseriösen sozialistischen Umtriebe bekannt ist.
Im „Brockhaus Psychologie“ (Ausgabe 2001) heißt es dazu auf Seite 247f:

„In der Sexualforschung geht man heute davon aus, dass die homosexuelle Orientierung ebenso wie die heterosexuelle tief und unabänderlich mit der Persönlichkeit verknüpft ist. ..Die Homosexualität wird inzwischen von allen mit ihr befassten Disziplinen als ein häufig vorkommendes sexuelles Normalphänomen angesehen.“

Gleichgeschlechtlich Liebende gibt es in der Tat überall, es gab sie immer und seitdem Biologen darauf achten, fanden sie Tausende Spezies im Tierreich, die ebenfalls homosexuelles Verhalten zeigen. Vor dem Auftauchen der Abrahamitischen Diskriminierungsreligionen war Homosexualität auch unter Menschen so natürlich, daß christliche Missionare in Afrika gewaltige Anstrengungen unternehmen mußten, um einem ganzen Kontinent Hass und Homophobie zu bringen. (….)

Bei Säugetieren wie dem Homo Sapiens funktioniert erfolgreiche Vermehrung der eigenen Spezies nicht so simpel, daß jede Frau möglichst viele sich wiederum maximal vermehrender Kinder bekommt.
Menschliche Frauen sind keine Mondfische, die den Tod fast aller Nachkommen mit maximaler Fertilität kompensieren.

[….] Mondfische sind extrem fruchtbar. Ein Weibchen kann pro Laichvorgang bis zu 300 Millionen Eier ablaichen, die höchste Zahl aller Fischarten. Die Eier haben einen Durchmesser von einem Millimeter. Die Larven sind beim Schlüpfen 3 mm lang und besitzen noch eine normale Schwanzflosse. Fünf lange Stacheln sollen sie vor Fressfeinden schützen. Über verschiedene Larvenstadien, von denen die beiden ersten denen der verwandten Kugel- und Kofferfische ähneln, wandeln sie sich zum erwachsenen Tier um. […..]

Bei Mondfischs und den meisten anderen Tierarten haben Individuen jenseits der Zeugungsfähigkeit keinen evolutionären Sinn. Es gibt kein Klimakterium, nach dem es sich lohnen würde als Nahrungsmittelkonkurrent der eigenen Kinder weiter zu leben.
Insekten und Spinnen wie die in Südafrika heimische Art Stegodyphus dumicola gehen sogar gelegentlich soweit sich vom Nachwuchs auffressen zu lassen.

[….] Sobald die Spinnen aus den Eiern schlüpfen, beginnen die Mütter und die Jungfernweibchen damit, eine nahrhafte Flüssigkeit zu produzieren, mit der sie den Nachwuchs füttern.
„Das ist ein sehr intensiver Prozess. Am Ende verflüssigen sich die Weibchen im Grunde und brauchen fast all ihre Ressourcen auf“, sagt die Co-Autorin der Studie Anja Junghanns, eine Evolutionsbiologin von der Universität Greifswald.
„Wenn das Weibchen fast völlig ausgelaugt ist, kriecht der Nachwuchs in es hinein und fängt an, es aufzufressen.“ [….]

Eine faszinierende Methode, die sich dennoch nicht zur Nachahmung durch Menschen eignet.

Je komplexer das Tier, desto komplexere Methoden führen zum Erfolg des Nachwuchses.
 Menschen erreichen das durch schwule Onkel und lesbische Tanten.
Außerdem gehört Homo Sapiens zu den äußerst seltenen Spezies, die nach dem Ende der weiblichen Fruchtbarkeit noch viele Jahre weiterleben können.
Omas, die selbst keine Kinder mehr bekommen können gibt es nach heutigem Wissenstand nur bei vier Walarten - Orcas, Belugas, Narwalen und Kurzflossen-Grindwalen und bei balinesischen Staren.
Bei weisen Tier-Omas denkt man instinktiv an matriarchisch geführte Elefantenherden, aber dort gebären auch die Groß- und Urgroßmütter noch.

Schwertwal-Omas helfen dem Nachwuchs genau wie schwule Verwandte so signifikant, daß sie auch ohne eigene Kinder zu bekommen einen evolutionären Vorteil darstellen.

[….] Für Heranwachsende ist jede Unterstützung willkommen, die das Leben leichter macht. Nicht immer können die Eltern helfen, denn erstens wissen sie auch nicht alles und sind zweitens oft zu beschäftigt damit, den Familienalltag am Laufen zu halten. Wie gut, wenn dann eine Großmutter in der Nähe ist. Deren Anwesenheit kann derart wirkungsvoll sein, dass sie die Überlebenswahrscheinlichkeit der Enkel deutlich steigert. Hinweise auf diese sogenannte Großmutter-Hypothese haben Forscher bereits bei mehreren Säugetier-Arten gefunden, etwa bei Elefanten, verschiedenen Walen und auch bei Menschen in präindustriellen Gesellschaften.
Im Falle von Schwertwalen zeigen Biologen um Stuart Nattrass von der Universität York nun zudem: Eine besonders entscheidende Rolle spielen die Orca-Omas, wenn die Nahrung knapp ist (PNAS). Offenbar sind die jüngeren Schwertwale vor allem in solchen harten Zeiten auf das Wissen um ergiebige Lachsvorkommen und die Führungsqualitäten der Alten angewiesen.
Die Biologen hatten die Sterblichkeitsdaten zweier Schwertwal-Gruppen vor der Küste des US-Staates Washington und vor British Columbia aus 40 Jahren mit den Lachsvorkommen abgeglichen. Die Forscher kannten die Lebensgeschichten der knapp 380 untersuchten Orca-Jungen sowie ihrer jeweiligen Großmütter. Aus diesen Daten ließ sich ableiten: Die Sterbewahrscheinlichkeit eines Enkels erhöhte sich in den zwei Jahren nach dem Tod der Großmutter deutlich. Besonders auffällig war der Zusammenhang, wenn es gleichzeitig wenig Lachs gab, von dem sich die untersuchten Tiere hauptsächlich ernährten. [….]

Dienstag, 10. Dezember 2019

Business as unusual


Die Beschäftigung mit Donald Trump wird immer weniger einer politische, dafür umso mehr eine soziologische Frage.
Trumps Politik ist schlimmer als alles je in den USA Dagewesene. Aber was ist mit den 60 bis 70 Millionen Wählern los, die das alles jeden Tag sehen und dennoch begeistert zu ihrem Idol halten? Welche Fehl-Sozialisierung findet da gerade statt?

Der Mann ist eine Katastrophe, der seiner Nation massiven Schaden zufügt, indem er US-Amerikaner gegen US-Amerikaner aufhetzt, die Zahl der Hassverbrechen auf Rekordhöhe schraubt und die Verfassung schleift.


Auch außenpolitisch gibt es keine zwei Meinungen mehr; IQ45 richtet ein Desaster an bei allem, das er anfasst. Es ist nicht nur alles falsch, was er tut, sondern er stellt sich dabei auch immer so dämlich und blauäugig an, daß er sich beliebig ausmanövrieren lässt. So kommt es, daß im Streit zwischen der größten Macht der Erde – USA – und einer winzigen, isolierten, ökonomisch katastrophalen Diktatur am anderen Ende der Welt – Nord-Korea – es der David ist, der jetzt lacht.


[….] Trumps außenpolitische Bilanz ist verheerend. Von seinen großspurigen Ankündigungen hat sich nichts realisieren lassen. Iran ist ein Desaster, in Syrien hat er Chaos gestiftet, Israel wartet noch immer auf den Friedensplan, ein Abzug aus Afghanistan ist Theorie, der Zollstreit mit China bleibt über den Wahltag erhalten, die Nato-Partner lachen ihn aus, und die größte Friedensinitiative aller Zeiten wird von Freund Kim mit einem Raketenfeuerwerk und möglicherweise der Wiederinbetriebnahme der Anreicherungsanlage in Yongbyon gefeiert.
Kim weiß, dass er Trump erpressen kann. Der amerikanische Präsident bestätigte es ihm persönlich, als er schrieb, dass Kim "nicht seine besondere Beziehung mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten entwerten oder sich in die US-Präsidentschaftswahlen einmischen" solle. Da springt die Angst aus jeder Zeile, der kleine Kim könne den großen Trump am Nasenring durch die Manege ziehen.
Trump hat in Kim seinen Meister gefunden. [….]

Die wichtigsten US-Handelspartner kuschen noch vor der finanziellen Übermacht, aber die Person Trump wird von Freund und Feind ausgelacht.


Und Trump selbst, der Obama dafür kritisierte in der Welt als „laughing-stock“ zu gelten, America Great Again machen wollte und nun als planetar blamierte Witzfigur dasteht?


Der twittert sich täglich in einen psychopathischen Lügenrausch und schafft es immer wieder auf’s Neue noch lächerlicher als zuvor zu sein.
Jedes Mal staunt man, daß es überhaupt möglich ist ein „new low“ zu finden, aber IQ45 nutzt die ganze Themenbandbreite. Zuletzt ging darum wie oft er auf die Spülung drückt, wenn er auf Klo saß und seine big deals in die Toilettenschüssel gedrückt hat.


Die USA sind zu einem gewaltigen Witz verkommen, in dem nicht etwa der Souverän danach trachtet der eigenen Nation zu helfen, sondern nur noch von dem einen Wunsch beseelt ist: Der andere Hälfte der eigenen Landsleute möglichst radikal zu schaden.


Russische Bots, rechte Pundits, konservative Multimillionäre, soziale Medien, radikale Medienkonzerne, Kirche, Teebeutler und die GOP haben es in einem gewaltigen soziologischen Experiment geschafft die nationale Ratio außer Kraft zu setzen.
Zig Millionen Amerikaner folgen nun blind jubelnd einem offensichtlich senilen, dauerlügenden Irren.



Montag, 9. Dezember 2019

Gekommen, wie befürchtet – Teil II


Es gibt diese Sorte Politiker, die einfach nicht die breite Masse erreichen, die keine Talkshow-Plauderer sind und nie die vorderen Plätze des Beliebtheitsrankings einnehmen werden.
Sie sind nicht geschaffen für die große Öffentlichkeit, auch wenn sie im kleineren Kreis ungeheuer gewinnend sind und von ihren Mitarbeitern und Kollegen geradezu geliebt werden.
Jürgen Trittin ist so einer. Chronisch unbeliebt bei Volk und Medien, aber persönlich bescheiden, umgänglich und hochgeschätzt.

Idealerweise kann man auf der großen Bühne und Talkshows überzeugen und wird außerdem noch von seinen Mitarbeitern sehr gemocht. Gerhard Schröder war so einer, den man immer als Rampensau wahrnahm. Weniger bekannt waren seine Zuhörerqualitäten. Als Ministerpräsident und Bundeskanzler war er ein Wanderer, der kaum hinter seinem Schreibtisch saß, niemand einbestellte, sondern lieber selbst zu den Sekretären und Referenten ging. Vollkommen unprätentiös. Bekannt ist das auch von den Politik-Giganten Schmidt, Wehner und Brandt, die von ihrer nächsten Umgebung über alle Maßen verehrt wurden. Ihre Fahrer, Wachleute, Telefonisten wären für sie durchs Feuer gegangen.

Wieder andere können es zu enormer öffentlicher Beleibtheit bringen – zu Guttenberg, Kohl – aber gleichzeitig extrem unangenehme Chefs sein, die keinerlei Loyalität zu ihren Mitarbeitern aufbringen.

Einige der beliebtesten Politiker, die hervorragend verstehen für sich selbst PR zu machen, werden in ihrem innersten Kreis regelrecht gehasst, weil sie rücksichtslose Egomanen sind, die alle anderen als niedere Wesen behandeln.
Schäuble, von der Leyen und natürlich Seehofer sind Beispiele dafür. Immer wieder trennen sich Untergebene von ihnen, weil sie wie Dreck behandelt werden.

Angela Merkel ist ein Sonderfall. Sie ist bekanntlich keine Volkstribunin. Sie ist eine schlechte Rednerin und im Smalltalk mit normalen Menschen legendär ungeschickt. Mit ihr kann man nicht schnell warm werden. Wenn sie Besuchergruppen, Sternensinger empfängt, kann sie nicht kaschieren wie wenig Lust sie dazu hat.
Dafür gibt es aber immerhin einen kleinen sehr festen Mitarbeiterstab, also im Wesentlichen „das Girlscamp + Altmaier“, aber auch einige politische Freunde wie Klaus von Dohnanyi, die 100% loyal sind, Merkel immer verteidigen und wie man hört, auch ganz andere Seiten an ihr loben. Sie soll sogar komisch sein können und hervorragend andere Promis imitieren können.

Saskia Esken steht ebenfalls auf einsamen Posten.
Ich gebe gern zu, daß ich nicht objektiv bin, weil ich in der deutschen Politik (außer am rechten Rand) seit Jahrzehnten niemanden so unsympathisch empfand.
Natürlich sind das keine politischen Kriterien, aber ich kann ihr kaum zuhören, kann sie kaum ansehen. Die Frau triggert irgendetwas an mir, daß ich schreiend weglaufen möchte.
Auch wenn wenige meine starke Abneigung teilen mögen, so wird sich auch kaum einer finden, der sie für einen Menschenfängerin hält. Sie kommt einfach nicht an auf großer Bühne.
Bei Esken deckt sich dieser Eindruck fatalerweise aber mit allen, die sie persönlich kennengelernt haben. Sowohl in ihrem Wahlkreis, als auch im Bundestag. Jeder, der schon mit ihr arbeiten musste, wendet sich angewidert ab.
Sie scheint chronisch illoyal und zudem selbstverliebt zu sein.

[….] Und Esken? Über sie ist weniger Wohlwollendes zu hören, gerade in der SPD-Bundestagsfraktion, wo viele eine tiefe Abneigung gegen sie pflegen. Wenn es in der Phase der Regionalkonferenzen unter den vielen Bewerbern um den Vorsitz eine Hassfigur gab, dann war es Esken. Viele wunderten sich, wie man politisch so unerfahren sein und zugleich so selbstbewusst auftreten könne. Wenn Esken sich, gerade dem Taxi entstiegen, einer Gruppe von Kandidierenden näherte, die plaudernd beisammenstand, löste sie bisweilen allergische Reaktionen aus: "O Gott, da kommt sie."
Eskens Vorträge auf den Regionalkonferenzen waren oft einfallslos und plump. Immer dieselben Textbausteine, dieselben Witze. "Was geschieht alle elf Minuten in Deutschland?", fragte Esken regelmäßig. Auflösung: "Da werden acht Millionen Euro vererbt." Oder der Gag darüber, wie sie und Walter-Borjans zueinanderfanden: "Ich bin ja für Gleichberechtigung. Deshalb wollte ich einem Mann eine Chance an meiner Seite geben." [….]
(DER SPIEGEL Nr. 50, 07.12.2019, s.17)

Es ist schlecht, wenn Politiker, wie Olaf Scholz nicht bierzelttauglich sind und keine schmissigen Reden halten können.
Noch viel schlechter ist es aber, wenn man umso verhasster ist, je besser man kennengelernt wurde.

Die neuen Umfragetrends überraschen daher wenig.
Eskens Urwahlerfolg vom 30.11.2019 wurde umgehend zum Demoskopie-Desaster: Forsa befragte vom 02.12.–06.12.19 insgesamt 2.502 repräsentativ ausgewählte Personen (ein große Stichprobe also) und maß ein nie dagewesenes SPD-Rekord-Tief.

Das war nicht anders zu erwarten nachdem die Kamikaze-Strategen Kühnert und Esken seit Monaten alles darauf setzten mit allen Mitteln sozialdemokratische Bundesminister zu stürzen und sie durch CDU/CSU-Männer zu ersetzen.
Das passiert, wenn populistisch verführte Jungs-Sozis sich auf einen destruktiven Kurs versteifen, bei dem es nur noch darum geht den beliebtesten Politiker Deutschlands – Olaf Scholz – durch eine möglichst verhasste Provinzlerin zu ersetzen. Damit kann man zwar politisch gar nichts erreichen, aber es gibt einem das wohlige AfD-Gefühl „denen da oben“ mal so richtig in den Hintern getreten zu haben.

[…..] Nach der Klatsche bei der Wahl für den SPD-Vorsitz sprachen alle über das wahrscheinliche Karriere-Aus von Olaf Scholz – doch plötzlich ist der ehemalige Hamburger Bürgermeister Deutschlands beliebtester Politiker!
Beim „Deutschlandtrend“ der ARD klettert Scholz bei der Frage, mit welchem Politiker die Deutschen zufrieden sind, um riesige sieben Prozentpunkte nach oben […]
Offenbar hat Olaf Scholz durch die Niederlage bei der Wahl um den SPD-Vorsitz an Sympathie im Land gewonnen. Für das neue Führungsduo der SPD, Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken sowie ihren Unterstützer Kevin Kühnert, ist das keine gute Nachricht.
Und dazu kommt: Eine große Mehrheit der Befragten ist für die Fortführung der bei den SPD-Mitgliedern offenbar so verhassten Große Koalition – genau dafür steht auch Olaf Scholz. Selbst die SPD-Anhänger sind für die GroKo – nur AfD-Wähler sind dagegen. [….]

Sofort raus aus der Groko ist also ein Schlagwort, das nur bei Jusos und AfD mehrheitlich gut ankommt.
Für die Fundamental-Opposition AfD ist ein solcher Wunsch noch verständlich, aber Walter-Borjans und Saskia Esken und Kevin Kühnert gehen damit auf Kamikaze-Kurs.
Sozis, die so fanatisch auf den beliebtesten Sozi eindreschen gebührt ein besonderer Platz in der Hölle.

[…..] Das "Voice-of-Germany"-Format der Regionalkonferenzen hat der Partei letzten Endes geschadet. Es sind wenige Fragen gelöst worden. In der Großen Koalition bleiben oder nicht? Linkskurs oder doch einen der Mitte? Das bleibt weiterhin offen. Das Schlimmste ist: Besonders Vizekanzler Olaf Scholz wurde geschwächt - ausgerechnet das bekannteste Gesicht der Partei. [….]
(Dr. René Cuperus, niederländischer Politikwissenschaftler, Mitglied der sozialdemokratischen "Partij van de Arbeid" (PvdA), 09.12.19)

Auch andere Umfrage-Institute bestätigen wie schädlich der Esken-Irrweg für die SPD ist und stützen Olaf Scholz.

[….] Eine repräsentative Umfrage des Online-Meinungsforschungsinstituts Civey für den SPIEGEL dürfte den Finanzminister jetzt zuversichtlich stimmen. Denn mehr als 60 Prozent der SPD-Anhänger sind demnach eindeutig oder eher der Meinung, dass der Norddeutsche auch künftig eine wichtige Rolle in der Partei spielen sollte.
Selbst unter den Anhängern von CDU und CSU wünschen sich knapp 59 Prozent einen bedeutenden Einfluss von Scholz innerhalb der SPD. Das könnte als klares Statement für die Große Koalition gedeutet werden - denn Scholz hat sich im Gegensatz zu Walter-Borjans und Esken immer klar für einen Verbleib der Sozialdemokraten im Bündnis mit der Union ausgesprochen. […..]

Endlich ist Andrea Nahles, die Laute und so oft Danebenliegende SPD-Geschichte und es findet sich tatsächlich eine noch schlechtere Bundesvorsitzende.
Gewählt von einem Viertel der Mitglieder. Zwei Viertel haben nicht abgestimmt, ein Viertel wählte Scholz. Die Jusos haben mit einer massiven Suizid-Kampagne 75% der Sozis ausmanövriert.

[….] Bei den 23 Regionalkonferenzen wurden die beiden von den Jusos bejubelt wie kein zweites Team. Auffällig waren auch die Fragen, die den beiden von Jusos gestellt wurden, meist dankbare, gefällige Vorlagen zu ihren Spezialgebieten Digitalisierung (Esken) und Steuerpolitik (Walter-Borjans).
Ihre Hauptkonkurrenten dagegen bekamen kritische, scharfe Fragen. Zuvor hatte Kühnert sicherheitshalber einen Katalog möglicher Fragen an einen großen Kreis von Juso-Funktionären verschicken lassen. Auch in den sozialen Netzwerken kam den Kandidaten die Unterstützung der Jusos zugute, die dort deutlich aktiver sind als die älteren Genossen. [….]
(DER SPIEGEL Nr. 50, 07.12.2019, s.17)

Die Jusos vergessen nur, daß die U35-Generation weniger wählen geht und ohnehin schwächer ist als die Rentner.

Natürlich kann dieser populistische Exzess kein Aufbruch sein.
Ich sehe schwarz für meine Partei, dunkelschwarz.
Aber was will man erwarten in einer Zeit, die immer komplizierter wird und in der gleichzeitig einfache Antworten immer populärer werden, weil niemand mehr Lust hat sich zu informieren, Zeitungen zu lesen, sondern ein paar Tweets oder Markus Lanz für ausreichende Informationsquellen hält?

[…] Nach […] 23 Regionalkonferenzen, haben die Mitglieder der ältesten deutschen Traditionspartei zwei Figuren auf den Schild gehoben, an deren Eignung doch berechtigte Zweifel bestehen. […] Dass [Saskia Esken] im Bundestag sitzt, dürfte außerhalb ihres Wahlkreises Calw nur wenigen bekannt sein. Und selbst dort, in der Heimat, gaben ihr zuletzt nur 16,9 Prozent der Wähler die Erststimme.
Dass diese Doppelspitze das Beste sein soll, was die Partei Willy Brandts und Friedrich Eberts nach einem Jahrzehnt eines selbst auferlegten Erneuerungsprozesses aufzubieten hat, dürfte selbst ihre schärfsten Gegner überrascht haben. Aber daran glaubt ja auch die SPD in Wahrheit nicht. Es ging nicht um die Suche nach kompetenten Chefs. Es ging darum, den basisfernen Parteioberen und Berliner Großkoalitionären endlich einmal den Mist vor die Tür zu fahren und ihnen mit Anlauf in den Arsch zu treten.
Hier schlägt sich, auch sprachlich, der Bogen zu Trump und zum Brexit. In der SPD ist eine Art innerparteilicher Populismus ausgebrochen, der rationale Argumente nicht mehr hören will und sich aus dem großen Irgendwie der Bauchgefühle speist. [….]

Dienstag, 3. Dezember 2019

Pause


Dieser Blog existiert seit Juni 2007 mit täglichen Postings.
Ursprünglich hatte ich so eine Art persönliches politisches Tagebuch konzipiert. Ich wollte immer aufschreiben, was mich derzeit politisch beschäftigt.
Möglicherweise wäre das auch für andere interessant, da ich weit überdurchschnittlich viel lese und Quellen scanne.
Wichtig war mir von Anfang an jede Behauptung mit einem (roten) Link zu versehen, so daß jeder es überprüfen kann, wenn er möchte.
Keine Fake News bei Tammox. So läßt sich das Ganze auch als Archiv nutzen. Immerhin handelt es sich inzwischen um ein Konvolut von mehr als 4.500 Artikeln; da wurde schon so ziemlich alles angesprochen.

Ein sehr persönlicher Hintergrund ist noch die disziplinierende Wirkung auf mich.
Jeden Tag muss vor Mitternacht ein Posting raus.
Immer. Egal, ob Sonntag, Weihnachten, Silvester. Egal ob ich krank bin, todmüde, deprimiert. Ich wollte testen wie lange ich das durchhalte.
Erstaunlich lange. Und manchmal passt es wirklich überhaupt gar nicht, sich noch hinzusetzen und etwas zu schreiben.

Es gab nach meiner Erinnerung nur vier Ausnahmen in den zwölfeinhalb Jahren, als einen oder auch wenige Tage nacheinander kein Posting erschien.
Dreimal war ein totaler Internetausfall der Grund. Da hatte ich den fertigen Text, konnte aber nicht online gehen.
Einmal war es physisch unmöglich, weil ich ausgeknockt im Krankenhaus lag.

In den nächsten Tagen wird das noch einmal der Fall sein.

In ein paar Stunden werde ich aufgeschnitten, …..
….ach was, so persönlich soll es hier nun auch wieder nicht werden.
Es geht nicht um meine Gesundheit und individuellen Befindlichkeiten in diesem Blog. Also, ich bin einigte Tage in der Klink und kann nicht bloggen – das ist alles was ich sagen wollte.