Samstag, 3. Februar 2018

Wieder ohne Not der Kirche nachgekrochen.



Es gibt christliche Feiertage, die ich nur am Fehlen der „Süddeutschen Zeitung“ morgens auf meiner Fußmatte bemerke.
Der Zeitungsausträger war da, wie die anderen abonnierten Blätter vor meiner Tür zeigen, aber ausgerechnet meine Lieblingszeitung ist nicht dabei?
Offensichtlich wieder einer dieser bayerischen Sondertage, die im richtigen Deutschland niemand kennt.

[….] Niedersachsen und Bremen gehören mit Hamburg, Berlin und Schleswig-Holstein zu den Ländern mit nur neun Feiertagen. Bayern hat hingegen 13 Feiertage, Baden-Württemberg 12. […..]

Nun wollen die Nordländer NdS, SH, HB und HH auf Initiative Daniel Günthers, des äußerst frommen CDU-Ministerpräsidenten in Kiel und des Hamburger Oppositions-Führers André Trepoll nachlegen.
Die ostdeutschen Bundesländer hatten sich schon vor längerer Zeit einen zusätzlichen Feiertag selbst genehmigt.

[….] Normalerweise ist der Reformationstag zur Erinnerung an den Thesenanschlag von Martin Luther 1517 an der Schlosskirche zu Wittenberg nur in fünf Bundesländern gesetzlicher Feiertag – in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. […..]

Nach den offiziellen Zahlen von 2015 sind in Bremen etwa 50% der Bürger konfessionslos, in Hamburg gehörten sogar 62% keiner Religionsgemeinschaft an. In den Nordwestdeutschen Flächenländern bringt es die EKD ebenfalls nur noch auf relative Mehrheiten. 46% der Niedersachsen und 48% der Schleswig-Holsteiner sind offiziell Protestanten. Regelmäßige Kirchgänger sind davon etwa 6%.

Wir Konfessionsfreien sind schon seit einigen Jahren die relativ größte Gruppe in Gesamtdeutschland, da beide Kirchen zusammen jedes Jahr um die 400.000 Mitglieder verlieren.


Herr Günther ist strenggläubig, aber für mich bleibt unverständlich weshalb auch die Bürgermeister Sieling und Scholz bei der Wahl eines Feiertages wieder einmal die Mehrheit der Bürger ignorieren.

Kirche ist ekelhaft. Wieso wird das nicht erkannt?

Ist es nicht offensichtlich, daß 99% der Nazis Christen waren? Daß in den Kirchen für Hitler gebetet wurde, daß Kirchen Waffen segnen, daß Militärbischöfe noch heute Soldaten auf den Krieg einstimmen, daß Luther der Stammvater aller protestantischen Antisemiten ist, daß sich gerade die "C"-Parteien immer mit ausländerfeindlichen Parolen ins Gespräch bringen, daß christlich erzogene Jugendliche mehr Vorurteile haben und weniger teilen, daß Christen weit überdurchschnittlich Prügelstrafe, Folter und Militäreinsätze befürworten, daß alle gesellschaftlichen Liberalisierungen wie Frauenwahlrecht oder das Verbot von Vergewaltigung in der Ehe gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen erkämpft werden mußten, daß Kirchen die eifrigsten Unterstützer von faschistischen Mörderregimen in Südamerika waren, daß die katholische Kirche bis 1975 fest an der Seite der Franco-Diktatur stand, daß es die Kirchen sind, die massiv in Osteuropa und Russland gegen Schwule und Lesben hetzen, daß in christlichen Kinderheimen Hundertausende Kinder verprügelt, ausgebeutet und missbraucht wurden, daß deutsche Bistümer noch heute an den Börsen Geld mit Waffenproduzenten verdienen, daß Kardinal Woelki und Bischof Bohl als erstes von Ausweisungen sprachen, daß die evangelische Kirche in Sachsen Pegida in Schutz nimmt, daß Petrys Ex-Ehemann Pfarrer ist. Daß Beatrix von Storch bibeltreue Christin ist. Daß Christen vier Kontinente kolonialisiert und ausgebeutet haben, daß Christen den Tod von 100 Millionen indigenen Menschen in Nord- und Südamerika anzettelten, daß die Päpste das bis heute als „glückliche Schuld“ schönreden, daß Kirchen die Welt mit Konfessionskriegen, Inquisition und Kreuzzügen überzogen haben, daß Religionen die Hautursache für Gewalt in der Geschichte der Menschheit sind.
Daß die katholische Kirche nach 1945 die KZ-Schlächter vor der alliierten Justiz in Sicherheit brachte, daß sich die Kirchen in Argentinien bemüßigt fühlte Adolf Eichmann zu beschützen, daß Papst Pius XII pauschal alle Angehörigen der Armee, die Auschwitz BEFREITE exkommunizierte, aber hingegen für Hitler nach seinem Tod noch ein Requiem veranstaltete, ihn bis heute nicht exkommunizierte.
Daß der Vatikan bis heute die UN-Menschenrechtskonvention nicht akzeptiert, daß Kirchen in Afrika für die Todesstrafe auf Homosexualität kämpfen, daß Kirchen den sexuellen Missbrauch von Kindern in der ganzen Welt vertuschten.

Nein, auch im Jahr 2017 sind „die Kirchen“ gut und Atheisten werden laufend als moralisch zweifelhaft dargestellt. (….)

Dabei gibt es schon jede Menge christlicher Feiertage – für die MINDERHEIT der Norddeutschen und gar keine säkularen Feiertage – für die MEHRHEIT der Norddeutschen.

[…..] Der Reformationstag am 31. Oktober soll auch in Schleswig-Holstein, Bremen, Hamburg und Niedersachsen ein freier Tag werden.
Diese Empfehlung gaben die Ministerpräsidenten der vier Länder auf einer Sondersitzung der Konferenz Norddeutschland (KND) am Donnerstag in Berlin ab, wie ein Sprecher des Hamburger Senats mitteilte. Nun müssen allerdings noch die Landesparlamente zustimmen.
"Mit der Verständigung auf den 31. Oktober sind wir auf dem Weg zu einem gemeinsamen zusätzlichen Feiertag in Norddeutschland einen wichtigen Schritt weitergekommen", sagte Bremens Bürgermeister Carsten Sieling (SPD). Ziel sei es, den Reformationstag schon in diesem Jahr als einen gemeinsamen neuen Feiertag zu begehen. […..]
(SPON, 01.02.2018)

Erstaunlich kräftig und eindeutig stemmt sich heute Mopo-Leitartikler Mathis Neuburger gegen diesen Plan. Er schlägt einen Volksentscheid vor, um das Datum eines neuen Feiertages festzulegen.

[….] Schon allein die Auswahl des Reformationstages zeigt von der Blase, in der unsere Politiker durch den Raum schweben. 500 Jahre Reformation sollten im vergangenen Jahr groß gefeiert werden, angefeuert von einer beispiellosen Werbe-Show der evangelischen Kirche, unterstützt von unseren Politikern mit großen Reden [und zig Millionen Steuergeldern! – T.] und einem freien Tag für alle. Nur: Der Funke sprang nicht über, dem gemeinen Volk was das abgehobene Brimborium herzlich wurscht, die Beteiligung bei den zig Veranstaltungen ließ arg zu wünschen übrig. Als Folge jetzt ausgerechnet diesen Tag par ordre die Mufti zum Dauerfeiertag zu machen, ist also mehr als zweifelhaft. [….]
(MOPO, 03.02.18)

Und dabei hat Herr Neuburger noch nicht mal erwähnt, daß Luther neben Hitler zu einem der übelsten Antisemiten der deutschen Geschichte gehört und somit generell als Feiertags-Anlass ausscheidet. Hitlers Inspiration mit einem neuen Feiertag ehren?

«Luther war ein Riese, er sah den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen.» So beschreibt Adolf Hitler sein Idol, den evangelischen Reformator Martin Luther, in einem Gespräch mit seinem Mentor Dietrich Eckart. So immens war Hitlers Bewunderung für Luther, dass die Nazis Luthers zahlreiche Dekrete gegen die Juden mit deutscher Gründlichkeit, rückhaltloser Unterstützung der christlichen Kirchen und der tatkräftigen Hilfe gütiger Christenmenschen umsetzten. «Ich tue nur, was die Kirche seit fünfzehnhundert Jahren tut, allerdings gründlicher» («Mein Kampf»).

Daß der Katholik Adolf Hitler den Ur-Protestanten Martin Luther so grenzenlos bewunderte liegt nicht nur an der offensichtlichen Ursache, Luthers fanatischem und eliminatorischem Antisemitismus.

Darüber hinaus zeigte Luther „dem Führer“ beispielhaft, wie man Rücksichtslosigkeit und Destruktion mit nie dagewesener Radikalität praktizierte.

Luther. Ein widerlicher Geselle, ein Verbrecher an der Menschheit. Den haben wir noch nicht richtig aufgearbeitet. Wir gehen mit Luther um, als sei er ein „Heiliger“ der evangelischen Kirche. Er war aber ein für die damalige Zeit untypisch aggressiver Antisemit, Frauen verachtend bis ins Mark und vom Denken her völlig mittelalterlich. Teufel war sein Lieblingswort. Die Gesellschaft war sehr viel weiter.

Hitler lernte von Luther wie man jedes Maß-Halten hinter sich läßt und Bösartigkeit in einer ganz neuen Größenordnung praktiziert.

Martin Luther verfasste schon im frühen 16. Jahrhundert detaillierte Pläne zur „Endlösung der Judenfrage“.

Hitler besaß endlich die technischen und politischen Mittel Luthers genozidale Vision umzusetzen. (….)
(Hitlers Inspiration, 10. Juni 2016)

Mir persönlich sind Feiertage herzlich egal, weil die als kollektive Veranstaltungen funktionieren.

Es ist angesichts des süddeutschen Feiertagsübergewichts aber nicht abwegig, wenn Sieling, Weil, Günther und Scholz ihren Wählern zu Gefallen ebenfalls an weitere freie Tage denken.

Aber sie sollten dabei lieber den Vorschlägen Neuburgers, 23.05. oder 14.07., folgen.

Beides hätte Charme.
Der Tag der Unterzeichnung des GG insbesondere deswegen, weil es auf ewig daran erinnert, daß die CSU 1946 als einzige Partei neben der KPD gegen die deutsche Verfassung stimmte.
Der Tag der Erstürmung der Bastille wäre ein echter „Volksfeiertag“ und zudem eine große Geste an die Franzosen, mit denen wir zukünftig zusammen feiern könnten.

Noch besser wäre ein ausdrücklich säkularer Tag.

[…..] Christi Himmelfahrt soll künftig Evolutionstag heißen! Das ist das Ziel einer Kampagne, die die Giordano Bruno Stiftung am Aschermittwoch startete. Das Darwin-Jahr 2009 biete einen hervorragenden Anlass, um den enormen Erkenntnisgewinn durch die Evolutionstheorie gesellschaftlich stärker zu verankern, erklärte gbs-Sprecher Michael Schmidt-Salomon am Stiftungssitz in Mastershausen.
Eine gute Möglichkeit hierfür sei die Einrichtung eines offiziellen Feiertags: „Am Evolutionstag sollte gefeiert werden, dass wir endlich den kindlichen Narzissmus überwunden haben, der uns dazu verleitete, unsere Art als 'Krone der Schöpfung’ zu betrachten.“
(mein gegenwärtiges FB-Profilbild)
 Da nicht zu erwarten sei, dass die gesetzgebenden Länder den „Evolutionstag“ als zusätzlichen Feiertag einführen werden, biete sich die offizielle Umbenennung eines bereits bestehenden christlichen Feiertags an, heißt es in dem von Schmidt-Salomon verfassten Petitionstext. Der hierfür am besten geeignete Kandidat sei „Christi Himmelfahrt“, einer der neun bundeseinheitlich geltenden Feiertage. Christi Himmelfahrt empfehle sich schon allein deshalb, weil viele Familien an dem Tag Ausflüge in die Natur unternehmen würden. „Angemessener kann ein 'Evolutionstag’ kaum begangen werden!“, sagte der gbs-Sprecher, der mit dem kürzlich erschienenen Kinderbuch „Susi Neunmalklug erklärt die Evolution“ einen der provokantesten Beiträge zum Darwin-Jahr vorgelegt hat.
Für die Umbenennung von Christi Himmelfahrt in Evolutionstag spreche, so Schmidt-Salomon, dass die Mehrheit der in Deutschland lebenden Christen nicht mehr „an das Dogma der leiblichen Auffahrt Jesu in den Himmel“ glaube. Außerdem müsse endlich auch das konfessionsfreie Drittel der Gesellschaft berücksichtigt werden, dem aus Fairnessgründen ein Drittel der gesetzlichen Feiertage zustehe. „Davon sind wir noch meilenweit entfernt!“, kritisierte Schmidt-Salomon. „Die Umbenennung von Christi Himmelfahrt in Evolutionstag wäre ein erstes Anzeichen dafür, dass dieser Staat in seiner Feierkultur nicht nur gläubige Christen respektiert, sondern auch die vielen Millionen Bundesbürger, die eine dezidiert säkulare Weltsicht vertreten.“
Die Petition zur Umbenennung von Christi Himmelfahrt in Evolutionstag kann auf dem Internetportal zum Darwin-Jahr (www.darwin-jahr.de/e-day) unterzeichnet werden. Zur Unterstützung der Kampagne hat die Giordano Bruno Stiftung heute Charles Darwin persönlich in den Ring geschickt. In dem u.a. auf YouTube veröffentlichten Musikvideo „Children of Evolution“ erklärt der Jubilar in fröhlicher Rockstarpose, warum es keine Schande ist, ein „nackter Affe“ zu sein. [….]

Freitag, 2. Februar 2018

Die Einfachheit von früher



Trumps Wahlkampfslogan „Make America great again”, #MAGA, wird immer noch von seinen Fans beschworen.
Sie glauben Trump führe die Nation wirklich in die großartigen alten Zeiten zurück, als alles klar und einfach war, als man mächtig und selbstbewußt war.
Dafür lassen die Kochs allein bei den Zwischenwahlen dieses Jahr noch mal 400 Millionen Dollar springen.

Das „again“ in „MAGA“ wirft natürlich die Frage auf, wann genau Amerika denn great war.
Gemeint ist offensichtlich „great“ aus der reinen Trump-Perspektive. Also die längst vergangenen Zeiten, als Amerika toll war – sofern man ein wohlhabender, weißer, heterosexueller, christlicher Mann war und alle anderen weitgehend unsichtbar untergeordnet waren.
Da widersprachen Frauen nicht. Da konnte man Kinder nach Herzenslust schlagen, ungehindert Pussys begrabschen, „Neger“ beschimpfen, mußte nie an die Umwelt oder überhaupt Konsequenzen denken. Wenn andere Länder, wie der Iran zum Beispiel, etwas hatten (Öl zum Beispiel) das man haben wollte, nahm man es den Persern einfach weg. Und wenn einer sich beschwerte, gab es was auf’s Maul.

Ja, für die Trumps war es ein GREAT AMERICA vor 70 oder 100 Jahren.
Für eine Frau, einen Schwulen, einen Schwarzen, ein armes Kind, stellte sich das ein bißchen anders dar.

Michelle Obama brachte das mit ihrer legendären DNC-Rede zum Ausdruck und erzeugte emotionale Gänsehautmomente, als sie über das von Sklaven erbaute Weiße Haus sprach.

„That is the story of this country, the story that has brought me to this stage tonight, the story of generations of people who felt the lash of bondage, the shame of servitude, the sting of segregation, but who kept on striving and hoping and doing what needed to be done so that today I wake up every morning in a house that was built by slaves. And I watch my daughters, two beautiful, intelligent, black young women playing with their dogs on the White House lawn.”


Das war die moralische Apotheose des 2016ner Wahlkampfs.
Entweder man war, wie ich, tief gerührt von dieser Ansprache einer selbstbewußten schwarzen First Lady, oder aber man schlug sich auf die Seite derer, denen es grundsätzlich missfiel, daß ein Schwarzer Präsident geworden war und wollte die Spuren der schwarzen Präsidentenfamilie in der amerikanischen Geschichte tilgen – so wie es der zutiefst überzeugte Rassist seit einem Jahr geradezu manisch in die Realität umsetzt.
Entweder man unterzog seine Hillary-Müdigkeit bei Michelles Rede einer Katharsis, oder man wurde letztendlich Enabler des Trump-Grauens.

Ich glaube, daß es bei der Frage „Hillary oder Donald“ weit weniger um ökonomische Konzepte und außenpolitische Strategien ging, denn um grundsätzliche antimodernistische Gefühle.
Nicht die Mehrheit, aber doch genug Amerikaner hatten es satt, daß sich Frauen beschweren, wenn sie befummelt und vergewaltigt werden, daß in den Schulen ganz selbstverständlich auch Schüler mit deutlich dunklerem Teint neben den eigenen Blagen sitzen, daß man Konsequenzen fürchten muß, wenn man seinem Chauvinismus und Rassismus freien Lauf lässt.

Diese Gefühle sind nicht auf Amerika beschränkt.
Auch in Deutschland gibt es starke Kräfte, die sich in Zeiten zurücksehen, als es noch keine Lesben und Emanzen, keine Transen und Muslime, keine Pädo-Pfarrer und depressive Blagen gab.

Ihren fundamentalen Irrtum, daß es nämlich schon immer Schwule und übergriffige Pfarrer, schon immer gequälte Kinder und Abscheu über vergewaltigende Männer gab, erkennen sie gar nicht.
Aber „zu den guten alten Zeiten“, als die Welt offiziell nur durch die weiße, heterosexuelle Männerbrille betrachtet wurde, hielten alle anderen ihre Klappe, litten still, wurden ausgegrenzt und niedergemacht.

Transsexualität ist nicht etwa eine Modeerscheinung, die von bösartigen Alt-68ern verwirrten Teenagern eingeredet wird, sondern eine biologische Tatsache.
Es gibt kein drittes, also nicht-männliches und nicht-weibliches Geschlecht, weil ultraliberale Richter einer/m Vanja auf den Leim gegangen sind, sondern weil allein in Deutschland knapp 100.000 Menschen so geboren werden.

(…..)Vanja hat sich nicht ausgesucht welches Geschlecht er/sie hat.
Er/sie wurde wie etwa 100.000 weitere Menschen in Deutschland weder als Mann noch als Frau geboren.
Nicht in die biblischen Schablonen zu passen bedeutete über Jahrtausende entweder gleich getötet zu werden oder später gequält zu werden. In den letzten 100 Jahren wurden schon Säuglinge rücksichtslos so operiert, daß sie zwangsweise häufig sterilisiert und immer äußerlich in ein (meist falsches) Geschlecht gezwungen werden.
Das ist zutiefst menschlich, denn Menschen sind abartige, grausame und vorurteilsbeladene Wesen, die das töten und quälen, was sie nicht kennen.
Auch ich erfasste erst vor etwa 20 Jahren bei der Lektüre von und über Del Lagrace Volcano welche unfassbare Grausamkeit heimlich, still und leise an tausenden Kindern jährlich begangen wird.

Immerhin erfreulich, daß es im Jahr 2017 kurz nach der „Ehe für fast alle“ (einige bleiben weiterhin ausgeschlossen) nicht mehr erneut Jahrhunderte dauerte, bis Intersexuelle auch rechtlich ein eigenes Geschlecht bekamen.

[….] Bei Frauen ist es XX, bei Männern XY. Vanja hatte nur ein X, mehr nicht. Die Ärztin war geschockt.
Vanjas Reaktion? Verwirrt. Erschreckt. Aber auch einen Schritt näher bei sich selbst. "Irgendetwas in mir hat ja gewusst, dass sich da keine Weiblichkeit entwickelt." Nur: Wer oder was war Vanja nun? Die ärztliche Diagnose klang nach Frau mit Defekt, sie könne eben keine Kinder kriegen: "45,X0, numerisch pathologischer Karyotyp mit Monosomie X/Ullrich-Turner-Syndrom". Das ist nur eine der diversen Varianten medizinisch unklarer Geschlechtszuordnung; mal sind es die Gene, mal fehlende Enzyme oder hormonelle Fehlsteuerungen.
 […..]  Die Mediziner empfahlen, Östrogen zu geben, das weibliche Sexualhormon. Vanja sollte doch noch die Kurve zur Frau kriegen.
Letztlich entsprach das einer rigiden Haltung, die sich im 19. Jahrhundert herausgebildet hatte. Davor, etwa im Preußischen Allgemeinen Landrecht von 1794, hatten Betroffene bis zum 18. Lebensjahr das Recht, einen Irrtum der Eltern bei der Geschlechtszuordnung zu korrigieren - das Recht also, das eigene Geschlecht zu wählen, wenn auch nur zwischen zwei Möglichkeiten. Hundert Jahre später wurde aus dem Wahlrecht eine behördliche Zuweisung: Einzutragen war das "wahre Geschlecht" - im Zweifelsfall mussten die Mediziner entscheiden.    Aus diesem Zwang zur Eindeutigkeit sollte sich eine mitunter barbarische Praxis entwickeln. […..]

Woher kommt diese extreme menschliche Bösartigkeit gegenüber völlig unschuldigen Artgenossen?
Offensichtlich aus der tiefen Borniertheit des Denkens.
Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht.
Es kann nicht sein, was sein darf.
Mensch ist zu denkfaul, um die gewohnten sprachlichen maskulin-feminin-Pfade zu verlassen.

Dabei wußte schon Marcel Reich-Ranicki wie eigenartig deutsche Grammatik ist.

In Deutschland heißt es
die Männlichkeit
der Feminismus und
das Weib.

Und wer hat noch nicht die verblüffte Reaktion eines Italieners erlebt, wenn man ihm erzählt bei uns hieße es der Mond und die Sonne, der Südländer aber „il sole“ als männlich und „la luna“ natürlich als weiblich kennt? (…..)
(Er sie es, 25.11.2017)

Trump will das alles nicht wissen und befindet sich damit in schlechter Gesellschaft der deutschen katholischen Kirche, der AfD und weiten Teilen der CDU/CSU, die alle denken durch Negieren und Augenzukneifen könne man die Welt wieder von all diesen eigenartigen Individuen befreien.
„Genderismus“ einfach verbieten und schon würde Millionen Schwule, Transsexuelle, Queere und Zwischengeschlechtliche sich einfach in Luft auflösen.

Der radikal homophobe Kasseler Evolutionsbiologe Ulrich Kutschera („das Adoptionsrecht für Homosexuelle ist staatlich geförderte Pädophilie“) wird morgen bei einer Veranstaltung von Merkels CDU-Parteistiftung gegen den „Genderismus“ wettern.
Hedwig Beverfoerde und Trixi Storch fingen bei der Einladung vor Glück an zu ovulieren.

[….] "Wissen Sie, was die Gender-Ideologie will und wie sie unsere Gesellschaft verändert?" Zur Beantwortung dieser Fragen lädt die Konrad-Adenauer-Stiftung zu einem "Politischen Salon" am 3. Februar in Mainz – bereits der Titel "Gender, Instrument der Umerziehung? Ziele, Kosten, Wirkung" lässt kein Forum der Aufklärung erwarten.
Die "Gender-Theorie" gehe davon aus, dass jeder sein "soziales Geschlecht" bestimmen könne: "Wer heute Mann ist, kann sich morgen als Frau definieren", beklagt sich Karl-Heinz B. van Lier, Leiter des Landesbüros der CDU-Stiftung, bereits im Einladungsflyer (PDF). Es handle sich um "eine auf Selbstoptimierung ausgerichtete Ideologie, die in ihrer verkürzten Logik die Familie negiert [und] mit dem christlichen Menschenbild nichts zu tun hat".
Unter dem Begriff "Gender-Ideologie" haben neurechte und christlich-fundamentalistische Kreise in den letzten Jahren eine umfassende Verschwörungstheorie entwickelt, die unterschiedliche Themen samt ihren unterschiedlichen Akteuren unter ein gemeinsam zu bekämpfendes Schlagwort stellt: Von der Emanzipation und Gleichstellung von Frauen über die Rechte von Homo- und Transsexuellen bis zu Schulaufklärung über LGBTI sowie Sexualpädagogik, Gender Studies und queere Kultur und Philosophie wird alles unter "Gender" zusammengefasst.
[….] Auch der umstrittene, frauen-, homo- und transfeindliche Evolutionsbiologie Prof. Ulrich Kutschera wird in dem Flyer zustimmend mit einer Aussage über Gender Studies zitiert: "Solche Lehren sind eine Schande für den Wissenschaftsstandort Deutschland." [….]

So denkt man offenbar in der RPf-CDU der Julia Klöckner.

[….] Die Gender-Theorie geht davon aus, dass jeder - neben seinem biologischen Geschlecht - sein eigenes soziales Geschlecht selbst bestimmen kann.
Wer heute Mann ist, kann sich morgen als Frau definieren. Dass diese auf Selbstoptimierung ausgerichtete Ideologie, die in ihrer verkürzten Logik die Familie negiert, mit dem christlichen Menschenbild nichts zu tun hat, ist offenkundig.
1999 hat Bundeskanzler Gerhard Schröder die als Gender-Mainstream   bezeichnete   Ideologie   als Staatsziel zur Gleichstellung von Frauen und Männern   beschlossen   und   zwar   als   durchgängiges staatliches Leitprinzip.
Papst Franziskus hat jüngst die Gender-Theorie als „Feind der Ehe“ bezeichnet. „Es gibt heute einen Weltkrieg, um die Ehe zu zerstören“, sagte er. Die Ehe   werde   nicht   „mit   Waffen   zerstört“,   sondern „man zerstört sie mit Ideen.“ Der Evolutionsbiologie Prof. Ulrich Kutschera hat in einem Artikel im Focus (38/2015)  belegt, dass die Gendertheorie keiner wissenschaftlichen Prüfung standhalten   könne.   Sein   Fazit:   „Solche   Lehren  sind eine Schande für den Wissenschaftsstandort Deutschland“.
Auf Ihr Kommen freut sich Ihr
Karl-Heinz B. van Lier
Landesbeauftragter Politisches Bildungsforum Rheinland-Pfalz.

Man versteht, wie so oft gar nicht, wieso sich diese Gaga-Christdemokraten überhaupt so betroffen fühlen.
Wieso interessiert es sie so irrsinnig, welche geschlechtliche Identität andere Menschen haben?
Warum möchten Beverfoerde, Kuby, Mewes, Kutschera, Kelle, Storch und Co unbedingt haargenau wissen welche Art Geschlechtsorgane sich in den Hosen eines Cis- oder Trans-Mannes befinden?
Was treibt sie um, daß sie so intensiv über Penisse, Vulven, Klitorides und Testikel von Müttern und Vätern nachdenken?
Was treibt sie zu der irrigen Ansicht, der Wert eines Menschen, oder seine/ihre Fähigkeit Kinder groß zu ziehen, hinge von ihren Genitalien ab?
Ich verstehe einfach nicht worin das Faszinosum von Sexualpraktiken liegt.
Offensichtlich können die konservativen Herren und Damen, genau wie die katholischen Männer in den bunten Kleidern an nichts anderes denken als den bevorzugten koitalen Akt erziehungsberechtigter Menschen.

Früher war das mal einfacher.
Da waren zwar auch schon Myriaden Menschen mit nicht eindeutig biologischen Geschlechtsmerkmalen unterwegs, da gab es zwar schon genauso viele Jungs, die lieber mit anderen Jungs schmusten und Frauen, die nicht gern vergewaltigt werden mochten, aber man sah sie nicht, weil sie es heimlich im Dunkeln taten.
Und wenn man es doch mal bemerkte, kamen sie ins Zuchthaus.

Da war die Welt für Trump und seine deutschen moralischen Epigonen von der Anti-Gender-Front noch in Ordnung.



Donnerstag, 1. Februar 2018

Impudenz des Monats Januar 2018



Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.

Den Pokal gewinnt die Hanseatische Landes-CDU, die bei den letzten Bürgerschaftswahlen 15,9% erreichte und seit dem mit größtmöglicher Perfidie zu beweisen versucht, wieso das noch viel zu viel war.

Bezüglich der Schulschließungen in Hamburg ist der Unmut immer noch gewaltig.

Statt sich zu freuen, daß die RKK aus eigenem Antrieb Kinder aus ihren Krallen lässt und dabei auch noch mit ihrer Abrissbirnen-Diplomatie extrem wohlhabende Gönner des Erzbistums vertreibt, bedauern immer noch viele den Rückzug des Erzbischofs aus dem Hamburgischen Schulwesen.

Die CDU-Fraktion versucht mit aller Gewalt die Schuld dafür dem rotgrünen Senat in die Schuhe zu schieben, um parteipolitisch von der Verunsicherung hunderter Eltern zu profitieren.
Das ist ebenso schäbig wie offensichtlich absurd.
Träger der Schulen ist das Erzbistum.

[….] Die Eltern der Katholischen Schulen, die in Hamburg 9000 Schüler betreuen, hoffen nun auf die Schulbehörde. Auch die CDU stößt in diese Richtung vor. Sie will die Schulschließungen am Mittwoch zum Thema der Aktuellen Stunde in der Bürgerschaft machen. Dabei will die Partei einen Antrag einbringen, der den Senat auffordert, zusammen mit dem Erzbistum einen Weg zur Finanzierung zu suchen. Bei Investitionen sollen Schulen in freier Trägerschaft stärker als bisher unterstützt werden, fordert die CDU.
Die Fraktion wirft dem Senat vor, 61 Millionen Euro aus einem Schulsanierungsfond der Bundesregierung nicht abzurufen. „Es ist total unverständlich, dass der Senat diese Möglichkeit zur Rettung der katholischen Schulstandorte bisher ignoriert“, erklärte der CDU-Fraktionsvorsitzende André Trepoll. Schulbehörde und SPD weisen das zurück. Das Geld stünde allen Hamburger Schulen zur Verfügung. Kein Träger würde gegenüber anderen bevorzugt. Die Linke konterte: Die Verantwortung für die Schulschließungen liege im Missmanagement des Erzbistums, nicht beim Schulsenator. [….]

Nachdem die ersten CDU-Vorwürfe als absurde Unwahrheiten am regierenden Senat abprallten, versuchen es die Christdemokraten gemeinsam mit der konservativen FUNKE-Presse nun mit dem pekuniären Argument.
Der Senat handele mit Zitronen, wenn die RKK sich aus den Schulen zurückzöge. Schulen unter kirchlicher Trägerschaft wären viel billiger für den Senat.

[…..] Gesetzlich festgelegt ist, dass Privatschulen in Hamburg für jeden Schüler 85 Prozent der Kosten erhalten, die die Stadt für einen Schüler in der entsprechenden staatlichen Schule aufwendet. [….]
(HH Abendblatt, 28.01.2018)

So einfach ist das also mit den Kirchenschulen?
Weil der Senat pro Kind 15% Bildungskosten spare, solle man möglichst viele Schulen in religiöse Trägerschaft outsourcen?
Ganz abwegig ist der Gedanke nicht.
Finanzielle Überlegungen klammer Kommunen sind fast immer der Grund dafür Krankenhäuser, Pflegeheime, Seniorenstifte, Kitas oder eben auch Schulen in kirchliche Trägerschaft abzugeben.
Der Staat spart dadurch Personalkosten.

Aber wieso eigentlich?
Der Grund ist das kirchliche Arbeitsrecht, welches Krankenpfleger, Putzfrauen, Ärzte, Lehrer, Kindergärtnerinnen klar schlechter stellt. Es gelten keine allgemeinen Tarifverträge, Streiks sind grundsätzlich verboten.

Abgesehen von der grundsätzlichen Frage, ob es gesellschaftlich eigentlich wünschenswert ist Pflegekräfte und Grundschullehrer noch schlechter zu bezahlen, gilt es auch zu bedenken, daß die 1,3 bis 1,5 Millionen Angestellten von Caritas und Diakonie unter kirchlicher Knute diskriminiert werden dürfen.
Läßt sich ein katholischer Chefarzt scheiden, kann die Kirche ihn feuern. Outet sich seine Kollegin als lesbisch, fliegt sie ebenso.
Noch abartiger: Kirchen stellen in der Regel nur Kirchenmitglieder ein.
Bei der Personalpolitik heißt es also „Juden unerwünscht.“
Natürlich auch „Muslime unerwünscht und Atheisten unerwünscht!“

 In kirchlichen Einrichtungen gilt das Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) nicht. In § 118, Absatz 2 heißt es, dass das Gesetz „auf Religionsgemeinschaften und ihre karitativen und erzieherischen Einrichtungen unbeschadet deren Rechtsform“ keine Anwendung findet. Die Kirchen praktizieren ein eigenes kirchliches Arbeitsrecht, das in wichtigen Punkten vom allgemeinen Arbeitsrecht abweicht und mit mehreren Grundrechten kollidiert.
Für die über eine Million Beschäftigten in kirchlichen Einrichtungen, vor allem von Caritas und Diakonie, hat dies in zweierlei Hinsicht weitreichende Folgen.
Zum einen gilt dort eine besondere Loyalitätspflicht, die sich nicht nur auf das Verhalten am Arbeitsplatz erstreckt, sondern bis ins Privatleben der Beschäftigten reicht. Das bedeutet zunächst, dass Konfessionslose und Angehörige nichtchristlicher Religionsgemeinschaften in diesen Einrichtungen generell keine Anstellung finden.
[…] Zum anderen müssen die Beschäftigten auf grundlegende Arbeitnehmerrechte verzichten. In kirchlichen Einrichtungen wird der sog. Dritte Weg praktiziert. […]  Der Dritte Weg kennt […] kein Streikrecht, auch ein Betriebsrat ist nicht vorgesehen.
[…]  Das kirchliche Arbeitsrecht hat zur Folge, dass in Sozialeinrichtungen wie Krankenhäusern oder Sozialstationen, die völlig oder weitestgehend aus öffentlichen Mitteln bezahlt werden, die Grundrechte nicht uneingeschränkt gelten. Insbesondere das Recht auf Religions- und Weltanschauungsfreiheit ist weitestgehend außer Kraft gesetzt. Dies führt zum Phänomen der „Zwangskonfessionalisierung“ […]  Diese Sonderstellung kirchlicher Sozialeinrichtungen ist Ergebnis intensiver Lobbyarbeit der Kirchen. Sie widerspricht jedoch dem Geist des Grundgesetzes ebenso wie dem den europäische Antidiskriminierungsrichtlinien.

Angesichts des dieser Tage wieder extrem medial präsenten Fachkräftemangel in der Pflegebranche ist es ein Skandal größten Ausmaßes auf kirchliche Träger zu setzen.

Null Prozent Finanzierung durch die Kirche, aber 100 Prozent Hoheit über die private Lebensführung der dort Beschäftigten! Das dürfe wohl nicht sein! […]  Kirchliche Krankenhäuser werden nicht etwa aus der Kirchensteuer finanziert – wie die meisten Menschen glauben. Die Investitionen zahlt der Staat nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz, die laufenden Kosten der Behandlung werden durch Beiträge der Versicherten über die Krankenkassen oder Zusatzbeiträge bezahlt. Damit ist es völlig unvereinbar, dass einer vergewaltigten Frau die Hilfe verweigert wird. […]  Die Eingriffe der Kirchen und ihrer Einrichtungen wie Caritas und Diakonie in die private Lebensführung ihrer rund 1,3 Millionen Beschäftigten passen nicht in die moderne Demokratie. Sie verstoßen auch gegen Grund- und Menschenrechte: Zum Beispiel gegen den Gleichheitsgrundsatz nach Artikel 3 Grundgesetz, wie das Bundesarbeitsgericht im Falle der Kündigung eines Chefarztes in einem katholischen Krankenhaus wegen Wiederverheiratung als Geschiedener entschieden hat.  Oder die Diskriminierung Homosexueller. Oder sie verstoßen gegen das Recht auf Streik nach Artikel 9 GG, wie mehrere Landesarbeitsgerichte und das Bundesarbeitsgericht entschieden haben.
Oder gegen die Menschenrechtskonvention, so der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg, als einem Organisten nach 14 Jahren untadeliger Arbeit wegen Ehebruch gekündigt wurde. Dieser Mann musste sich 13 Jahre lang durch 7 (!) Instanzen quälen, bevor er Recht bekam. Und dann der dauernde Verstoß gegen die Glaubensfreiheit nach Art. 4 GG, wenn zum Beispiel Krankenschwestern oder Pfleger in kirchlichen Krankenhäusern aus der Kirche austreten und dann gekündigt werden. Oder als Konfessionslose oder Muslime erst gar nicht hineinkommen. […]  Es ist doch geradezu absurd, dass bei den Kirchen für das ganze Personal inklusive Putzfrau, technisches Personal, Laborkräfte wichtige arbeitsrechtliche Schutzrechte und Mitbestimmung ausgeschlossen sind. Und wenn – wie zum Beispiel im Rheinland – weit über die Hälfte der Krankenhäuser kirchlich sind, dann führt das eben dazu, dass bei der Berufsberatung eine Mitarbeiterin jungen Muslimen, die sich für eine Ausbildung im pflegerischen Bereich interessieren, davon abrät, weil sie in der Gegend hier keine Arbeitsstelle finden würden!!
[…]  In vielen Gegenden finden Sie überhaupt keine nichtkonfessionellen bzw. städtischen Kindergärten. Mein Mann und ich haben das selbst erlebt, dass unsere Kinder im katholischen Kindergarten in Königswinter nicht aufgenommen wurden, weil wir und die Kinder nicht in der Kirche waren. Das ist nun wirklich toll: Mit meinen Lohn- und Einkommensteuerzahlungen als Konfessionsfreie bezahlt die Stadt den katholischen Kindergarten fast oder ganz komplett mit der Folge, dass man danach seiner Kinder nicht hineinbekommt.
[…]  Den Kirchen ist es gelungen, diesen Irrglauben zu verbreiten. Dabei steht fest, dass die Kirchensteuer nur zu einem Bruchteil von unter 5 % für soziale Zwecke ausgegeben wird. Der frühere Caritasdirektor und Finanzdirektor der Erzdiözese Köln, Norbert Feldhoff, hat schon vor Jahren darauf hingewiesen, dass die Kirche die Kirchensteuer nicht benötigt, um die Sozialarbeit zu finanzieren. […] 

Soziale Einrichtungen unter kirchlicher Trägerschaft sind in Wahrheit natürlich nicht billiger für den Staat, wenn man die rund 20 Milliarden Euro jährlich dagegen verrechnet, die uns allen durch die  Steuerfreiheit der Kirchen verloren gehen. RKK und EKD zahlen keine Körperschaftssteuer, Gewerbesteuer oder Umsatzsteuer. Es fallen keine Schenkungssteuern und Erbschaftssteuern an, wenn man die Kirche als Begünstigten einsetzt. Spenden an die Kirchen gehen auch zu Lasten des Steuerzahlers, da sie bei Einkommens-/Körperschaftssteuer steuermindernd berücksichtigt werden.

Also liebe Hamburg-CDU; der Erzbischof macht die Kindererziehung nicht billiger, sondern sogar unterm Strich teurer.

Ein weiterer Grund weswegen die kirchlichen Schulen billiger haushalten, ist das Kassieren von Schulgeld, das die Eltern von Kindern auf staatlichen Einrichtungen nicht bezahlen müssen.

Außerdem sparen kirchliche Träger in der Regel die Mieten für die Gebäude ihrer Betriebe, da sie ihnen meistens ohnehin gehören und der Erhalt ebenfalls auf den Steuerzahler abgewälzt wird.

In Hamburg geht es aber noch toller. Dafür ist speziell die Hamburger CDU verantwortlich, die in ihrer Regierungszeit 2001 bis 2010 auch noch Filet-Grundstücke aus dem Besitz der Staat an die steinreichen Kirchen verschenkte, um dort Schulen zu betreiben.

[….] Bis zu acht Schulen will die katholische Kirche in Hamburg schließen. Werden die Grundstücke dann für Wohnungsbau versilbert? Eine spannende Frage, denn vier der Grundstücke wurden der Kirche vor zehn Jahren von der Stadt Hamburg übertragen. Drei davon kostenlos! Natürlich um dort Schulen zu betreiben.
Besonders attraktiv ist dabei der Standort der Schule St. Marien in der Eulenstraße in  Ottensen – beste Baulage. Übertragen wurde unter CDU-Regierung ebenfalls kostenlos die katholische Schule Harburg (Julius-Ludowieg-Straße  89). Beide Schulen sollen jetzt auslaufen.
Ebenfalls kostenlos erhielt die katholische Kirche die Bonifatiusschule in Wilhelmsburg, sie bleibt allerdings erhalten. Die Schule in Neugraben (Cuxhavener Straße) gab’s zum Spottpreis von 5,6 Millionen Euro. „Diese Maßnahmen waren damals wirklich großzügig und weitgehend“, betont die schulpolitische Sprecherin der SPD, Barbara Duden. „Die Hintergründe dieses Grundstücks-Deals müssen uns im Schulausschuss erläutert werden.“ […]

Das ist ja nett – die ultrareichen Kirchen lassen sich in den Nuller Jahren Grundstücke im Wert von Millionen schenken, betreiben dort Schulen, die ebenfalls weitüberwiegend vom Steuerzahler finanziert werden.
Nachdem nun die Grundstückspreise in schwindelerregende Höhen gestiegen sind, werden die Kinder an staatliche Schulen zurück geschoben und die Kirche macht Reibach mit den Grundstücken, weil der CDU-Beust-Senat wie bei der Elbphilharmonie, wie beim Verkauf der Landeskrankenhäuser, wie beim Verschleudern des Wandsbeker Rathauses, wie beim Verkauf der Netze, wie beim Handling der HSH-Nordbank absolut unfähig war mit Geld umzugehen und das Vermögen der Steuerzahler ohne irgendwelche Absicherungen verschleuderte und anschließend immer noch mehr draufzahlen mußte, während sich dubiose Investoren über ihre Millionengeschenke freuen.

Unfassbar, aber nachdem die RKK in Hamburg dermaßen mit Staatsgeldern zugeschissen wurde und damit ganz offensichtlich nicht verantwortlich umgehen konnte, will die CDU weitere Millionen an die Kirche schieben.

[…..] In dem Entwurf ihres Bürgerschaftsantrags macht die CDU-Fraktion allerdings noch weitere Vorschläge. Teil der Lösung könne es sein, bei den Zuwendungen an Privatschulen "auch laufende Gebäudekosten wie Abschreibung und Kapitalkosten zu berücksichtigen" und zu prüfen, welche Personal- bzw. Schulverwaltungskosten übernommen werden könnten. [….] Schulsenator Ties Rabe kommentiert den Antrag der Christdemokraten mit Blick auf den staatlichen Zuschuss so: "Hamburgs Privatschulfinanzierung ist sehr hoch und liegt in der Spitzengruppe aller Bundesländer", sagte er. "In wichtigen Bereichen liegt Hamburg 30 Prozent über der Privatschulfinanzierung unserer Nachbarbundesländer." Von 2004 bis 2017 sei die Privatschulfinanzierung für die katholischen Schulen zudem auf Initiative der SPD um mehr als 60 Prozent erhöht worden, "dreimal mehr als von der Preissteigerung her nötig gewesen wäre". [….]

Was für ein Glück, daß wir Hamburger jetzt von Olaf Scholz regiert werden und nicht mehr planlos unser Geld an Milliardäre wie Asklepios-Chef Broermann oder die Milliardenschweren Kirchen verschenkt wird.