Montag, 21. August 2017

Familientradition


Insbesondere bei Carnivoren ist Sex eine gute Sache, wenn man sich vermehren will, da sich die Chromosomen dabei einmal aufspalten und neu kombiniert werden.
Das ist immer eine Chance sich zum Besseren zu verändern.
Genetische Neukombination ist insbesondere wichtig, wenn man zu wenige Individuen in einer Fortpflanzungsgruppe zur Verfügung stehen.
Mischlingshunde sind meist klüger und langlebiger als die „Reinrassigen“. Umso dämlicher, daß White Supremacisten und sonstige Elitisten so sehr auf „ethnische Reinheit“ fixiert sind.
Reinrassigkeit bedeutet nämlich nicht nur moralische Verblödung, sondern auch konkrete physische und geistige Minderentwicklung.
Man sieht das bei inzestuösen Mormonen. Das vermehrte Auftreten von Debilität im Hochadel ist auch eine direkte Folge des Blaublut-Irrglaubens, der nichts anderes als eine gefährliche genetische Verarmung darstellt.

Im diametralen Gegensatz zu unserem konnotativen Sprachgebrauch ist Vermischung gut.
Sir Peter Alexander Baron von Ustinov sagte gern über sich selbst: „Ich bin ethnisch sehr schmutzig und sehr stolz darauf.“
Er hatte eine äthiopische Großmutter und darüber hinaus russische, französische, deutsche, schweizerische, italienische Wurzeln, die mutmaßlich in ihrem Zusammenwirken für sein enormes Talent und seinen Scharfsinn verantwortlich waren.

Hätte Donald Trump nicht ab und zu eine osteuropäische Katalogbraut eingekreuzt, könnten sich seine Kinder vermutlich nicht mal allein die Schuhe zubinden.

Aber selbst mit der chromosomalen Auffrischung war bei den Donald-Trump-Genen nicht mehr viel zu machen.
Auch seine Kinder sind alle von ihrer gottgegebenen genetischen Überlegenheit überzeugt, so daß sie wie ihr Vater gar keine Bildung oder Qualifikation brauchen. Sie lesen alle nicht, verwenden primitive Sprache, machen sich immer wieder lächerlich.
Einzig der Dunning-Kruger-Effekt bewahrt die Trumps davor immer mit hochrotem Kopf verschämt ob ihrer eigenen Doofheit in der Ecke zu stehen.

[….] While appearing on Fox News on Sunday, Eric Trump described the head of the Democratic Party as a “nut job.”
Host Maria Bartiromo started her interview with President Donald Trump’s son by claiming that Trump “has not gotten enough credit” for what he has accomplished since becoming president.
“He’s been in office 150-something days, and I think he has accomplished more than any president arguably in history has over that same period of time,” Eric Trump insisted.
Although the younger Trump predicted that the president will have success in health care and tax reform, he blamed Democrats “for the divide that we have.”
 “There’s not one Democrat that can come forward and say, ‘Hey, Obamacare is broken.’ Premiums have gone up double, triple, quadruple. Every doctor has opted out of it,” Trump continued. “All the major insurance companies, they want nothing to do with it. They have effectively turned their back on Obamacare. It’s a defunct system. It’s broken. It’s bankrupt.” [….]

Die Doofheit und charakterliche Desintegrität zieht sich bei den Trumps schon durch Generationen.

Opa Friedrich Trump (*1869 in Kallstadt; †1918 in New York) hätte als junger Mann im Weingut der hochverschuldeten Eltern mitarbeiten sollen, war aber für körperliche Arbeit so ungeeignet, daß Mami ihn ins Nachbardorf schickte, um Frisör zu werden.
1885 folgte er seiner Schwester nach New York, zog in ihre Wohnung und arbeitete tatsächlich als Frisör.
Nach diversen geschäftlichen Misserfolgen eröffnete Trump schließlich am kanadischen Lake Bennett einen Puff und wurde wohlhabend. Drei Jahre später kehrte er nach Bayern zurück, heiratete ein Huhn aus seinem Dorf und beantragte die zwischenzeitlich verlorene deutsche Staatsbürgerschaft neu.
Inzwischen war Bayern aber im Deutschen Reich aufgegangen und Kaiser Wilhelm schätzte Wehrdienstverweigerer gar nicht. Auch so eine Familientradition. Alle folgenden Trumps drückten sich ebenfalls um den Militärdienst.
Trump wurde ausgewiesen und konnte auch mit Geld und guten Worten keine Wiedereindeutschung erreichen.

[….] Writing to Luitpold, prince regent of Bavaria, he begged for mercy.
He said: "In this urgent situation I have no other recourse than to turn to our adored, noble, wise, and just sovereign lord, our exalted ruler His Royal Highness, highest of all, who has already dried so many tears, who has ruled so beneficially and justly and wisely and softly and is warmly and deeply loved, with the most humble request that the highest of all will himself in mercy deign to allow the applicant to stay in the most gracious Kingdom of Bavaria." [….]

Es half nichts; im Jahr 1907 erklärte ihn Bayern zur “unerwünschten Person”.
Trump mußte fortan in den USA leben und kaufte sich ein Haus in Queens.
Mit nur 49 Jahren fiel Friedrich Trump tot um und hinterließ seiner Frau Elisabeth  insgesamt 30.000 Dollar.
Der älteste Sohn „Fred“ Frederick Christ Trump (*1905; †1999 in Queens) wurde 13-Jährig zum Mitglied von „Elizabeth Trump & Son“ und begann englisch zu lernen; vorher sprachen die Trumps nur deutsch.
Fred wurde mit seinen Immobiliengeschäften sehr reich und engagierte sich mutmaßlich schon vor 90 Jahren beim Ku KLux Klan.

[….] Versions of this story emerged last September when Boing Boing dug up an old New York Times article from May of 1927 that listed a Fred Trump among those arrested at a Klan rally in Jamaica, Queens, when "1,000 Klansmen and 100 policemen staged a free-for-all," in the streets. Donald Trump's father would have been 21 in 1927 and had spent most of his life in Queens.
As Boing Boing pointed out, the Times account simply names Fred Trump as one of the seven individuals arrested at the rally, and it states that he was released without charges, leaving room for the possibility that he "may have been an innocent bystander, falsely named, or otherwise the victim of mistaken identity during or following a chaotic event." […]

Sein viertältestes Kind Donald wurde sein Erbe.

Sein Rassismus ist genauso wohldokumentiert wie seine Doofheit.

[….] 1973 wur­de Do­nald Trump ver­klagt, weil er sei­ne 14 000 Apart­ments in New York lie­ber an Wei­ße als an Schwar­ze ver­mie­te­te. Es war do­ku­men­tiert und be­wie­sen: Be­wer­bun­gen wur­den mit ei­nem „C“ für „co­lo­red“ ge­kenn­zeich­net und aus­sor­tiert; Schwar­ze wur­den ab­ge­wie­sen, Mi­nu­ten spä­ter be­ka­men Wei­ße die Woh­nung. In den Acht­zi­ger­jah­ren hielt der Ka­si­no­be­trei­ber Do­nald Trump schwar­ze An­ge­stell­te für fau­ler als wei­ße; die Schwar­zen wür­den ihn be­klau­en, fürch­te­te er. Im April 1989 wur­de die wei­ße In­vest­ment­ban­ke­rin Tri­sha Mei­li im Cen­tral Park ver­ge­wal­tigt und ins Koma ge­schla­gen, vier Schwar­ze und ein La­ti­no wur­den ver­haf­tet. Trump kauf­te ganz­sei­ti­ge An­zei­gen: „Bring back the de­ath pe­nal­ty!“ Die un­schul­dig Ver­ur­teil­ten ka­men ins Ge­fäng­nis und vie­le Jah­re spä­ter frei.

Im No­vem­ber 2016 wähl­ten die USA die­sen Trump zu ih­rem Prä­si­den­ten, je­nen Mann, der Ba­rack Oba­ma als im Aus­land ge­bo­re­nen Mus­lim de­nun­ziert hat­te und des­sen Slo­gan „Make Ame­ri­ca Gre­at Again“ lau­tet. Die­ses „gre­at again“ be­deu­tet in den so­zi­al­dar­wi­nis­ti­schen USA: Ein­hei­mi­sche herr­schen wie­der über Mi­gran­ten, He­te­ro­se­xu­el­le über Ho­mo­se­xu­el­le; Weiß herrscht wie­der über Schwarz, Mann über Frau. Man kann Trumps Slo­gan nicht an­ders deu­ten: Sei­ne Re­den, De­kre­te und Per­so­nal­ent­schei­dun­gen zei­gen, wer er ist. [….]

Make Racism Great Again.
Immerhin, dieses Wahlkampfziel scheint Trump zu erreichen.

Jakes Freundin Katrina Pierson zeigt wie sich die USA 2017 für Trump-Fans darstellen.

[….] Katrina Pierson implodes on Fox: Slavery is an example of how ‘special and wonderful this country is’
Pro-Trump surrogate Katrina Pierson, whose historical illiteracy made her infamous during the 2016 presidential campaign, appeared on Fox & Friends Monday morning to talk about the history of the Civil War and the Confederacy.
Via Media Matters, Pierson made the case that Confederate statues shouldn’t be removed because they represent a vital part of America’s history — but she then took this argument a step further by saying that they represent a “good” part of U.S. history.
“It absolutely deserves a place, because bad history is still good history for this country,” Pierson said.
At this point, Fox & Friends guest Wendy Osefo interjected and asked Pierson if she really meant that a war to defend slavery was a positive highlight from America’s past.
“Slavery is good history?” Osefo asked.
“Considering where we are today… absolutely,” Pierson responded. “Think about this for a second. Where would we be today if not for that Civil War?” [….]

Sonntag, 20. August 2017

Mal was Lustiges



Das ganze Wochenende konsumiere ich Analysen über den tief verwurzelten US-amerikanischen Rassismus, Stories über die rechtsradikalen Multimilliardäre Mercer und Koch, die recht erfolgreich den Faschismus etablieren und deprimierende Einsichten von Jason Brennan in die desinteressierte, hedonistische amerikanische Gesellschaft, die man aber unbedingt anhören sollte!
Für heute reicht es mir.

Heute habe ich aber auch etwas wirklich Lustiges entdeckt; dank meines Kabel-Anbieters WILLY TEL, den mein Vermieter für meine Wohnung zur Verfügung stellt.
Dieser kleine Nischendienst bietet unter seinen frei empfänglichen TV-Sendern auch zwei regionale Kanäle, die beide NOA4 heißen und für mich nicht zu unterscheiden sind.
Das immerhin, ist ein sympathisches Stück Anarchie, das schon beim Sendersuchlauf startet.
Ein NOA4 bringt regionale News aus Hamburg und das andere NOA4 berichtet aus Norderstedt.
Die Anfangszeiten der Sendungen braucht man sich nicht zu merken, da die wenigen Sendeinhalte ohnehin in endlosen Schleifen laufen.

Montag bis Freitag
von 18:30 Uhr bis 15:00 Uhr am Folgetag auf Sendung.
Alle 30 Minuten Wiederholung "Aktuelles aus unserer Stadt".
von 15:00 bis 17:00 Uhr werden die Sendungen der vergangenen vier Tage wiederholt.
17:00 bis 18:30 Uhr finden Sie Tipps und Termine in und um Norderstedt auf unseren Info-Tafeln.
Samstag bis Montag
Ab Samstag 15:00 Uhr alle zweieinhalb Stunden Wiederholung der Wochensendungen bis Montag 17:00 Uhr.

Ich wüßte gern die Einschaltquoten, mutmaße aber, daß sie zwischen Null und einem Zuschauer (nämlich mir heute Morgen) oszillieren.

Eigentlich ist es schon an sich lustig, daß ein winziger Nischen-TV-Provider sich noch ein nischigeres Regionalprogramm für Hamburg und noch mal eine Ebene drunter für die drei Norderstedter unter ihren Kunden leistet.

Die Sendung „Vereinstalk“ berichtet diese Woche über die Fohat Engel-Energie.
Offensichtlich wurde die NOA4-Redaktion vom Postillon unterwandert.

Drei blonde Wesen, die scheinbar alle von Oliver Kalkofe gespielt wurden, erläuterten ihre Heilerinnenkräfte.


Oberengelheilerin Gabrièla A. Franklin, 1. Vorsitzende des Vereines Fohat Engel-Energie F.E.E. e.V. -Qualitätssicherung Spirituelles Heilen, Mystikerin, spirituelle Heilerin für Mensch und Tier, Heilpraktikerin, Heilhypnosetherapeutin von der Heilerschule Paramita, heilt normale Menschen, die allerdings geheilt werden wollen müssen. Wenn ihre Heilkünste versagen liegt es selbstverständlich nicht an ihr, sondern daran, daß sich der Patient sperrt und nicht offen für die Fohat-Engel-Energie ist.

Für nur 65 Euro pro Stunde heilt der Fohat-Engel alles worunter man schon immer leiden wollte.
Ein lächerlich geringer Preis, wenn man bedenkt was diese Frau alles kann!

Neben den Ausbildungen habe ich einige Fähigkeiten schon mitbringen können.
Denn schon als Kind konnte ich den physischen Körper eines Menschen umrahmt von feinstofflichen fließenden Energiefeldern wahrnehmen. Ich sah auch an bestimmten Stellen in diesen Umrahmungen, die meistens eiförmig waren und verschiedene Farben aufweisen konnten, wirbelartige Öffnungen, in denen ein Austausch von Energie vorgenommen wurde. Als Kind wusste ich nicht, was es zu bedeuten hatte. Erst sehr viel später lernte ich in den verschiedenen Heilerausbildungen, dass ich in der Lage bin, die Aura von Menschen und Tieren sowie die Chakren zu sehen.
Als Kind hatte ich Spielgefährten aus einer anderen Welt, die mir wertvoll waren und mir halfen, meine Kreativität auszuleben. Ich bekam Botschaften aus der geistigen Welt von erhabenen Lichtwesen, die zu mir sprachen. Manchmal durfte ich bei besonderen Anlässen die lichtdurchfluteten Engelwesenheiten sogar sehen. Wenn sie sich zeigten, waren sie so hell, dass meine Augen durch den Anblick schmerzten. Die Ausstrahlung war für meine physischen Zellen zu machtvoll. Im Laufe der letzten 20 Jahre konnte ich lernen, mit diesen hohen Energien umzugehen. Seit dem Jahre 2000 arbeite ich nun schon als Kanal ganz hoher feinstofflicher Dimensionen und übertrage Fohat-Lichtenergie, die eine harmonisierende Wirkung auf die Körperzellen, die Chakren und die Aurakörper entfalten kann. Dann ist es den Zellen  wieder möglich, ihre Selbstheilungskräfte zu aktivieren.

Kollegin Constanze Ilchen heilt auf diese Art Hunde und Katzen, welche sich als besonders Engel-empfänglich zeigen.

[….] Ich bin Constanze Ilchen, Jahrgang '79, und ich wohne im Pinneberger Quellental.
Die tiefe Verbindung zur Spiritualität und die große Liebe zu Tieren und Mutter Natur begleiten mich schon ein Leben lang. Ich war auf der Suche und glücklich vervollständigt, als ich die Engel fand. Sie alle suchen liebevolle himmlisch-irdische Helfer. Es ist mir eine Ehre, als Medium der hohen Fohat Engelenergie dienen zu dürfen. [….] 2012 gehörte ich zu den ersten nach DGH geprüften Tierheilern in Deutschland.
[….] Die feinstoffliche Arbeit mit Tieren ist meine Berufung und eigentlich möchte ich das gar nicht Arbeit nennen, sondern pure Freude ;-)! Mit ihrer Fähigkeit, im Jetzt zu leben und bedingungslose Liebe zu schenken, sind sie uns oft ein gutes Stück voraus.  Mein Ziel ist es, insbesondere Tiere ganzheitlich zu begleiten und den Fellnasen und ihren Menschen liebevolle Unterstützung zu geben. Hier arbeite ich sowohl auf physischer, als auch auf psychischer und energetischer Ebene. Das feinstoffliche Sehen der Aura und Chakren ist mir hierbei eine wertvolle Hilfe, um Blockaden zu lösen. Meine Schwerpunkte sind – neben der Wirbelsäulenaufrichtung und der Zellregeneration des Tieres – die mediale Tierkommunikation und die Wiederherstellung des Energieflusses. [….]

 Ulrike Vogt ist „Hypnoseheiltherapeutin“ für Demente; wird also offensichtlich in Pflegeheimen auf ohnehin schon hoffnungslos Verwirrte losgelassen.

Als Medium der geistigen Welt übertrage ich Fohat-Heilenergie zur harmonisierenden Wirkung Ihrer Körperzellen, Chakren und Aurakörper.
Mit liebevoll geöffneten Herzen und Engagement bin ich eine spirituelle Heilerin und biete Heilhypnose-Behandlungen an.
Aufgrund meiner eigenen Sensivität und Emphatie und ein persönliches Ereignis kam ich selber in Kontakt mit der Engelwelt und es eröffneten sich für mich neue Türen zu höheren Bewusstseinsebenen. Es sind ganz weiche liebevolle Energie.
Um diese Bewusstseinsebenen richtig zu deuten und zu erweitern und anderen Menschen und Tieren damit dienend zu helfen, habe ich hierauf eine seriöse und fundierte Ausbildung erfolgreich absolviert nach den Richtlinien des  Dachverbandes Geistiges Heilen e.V. . Wahre Heilung kann nur entstehen, wenn ich dem Menschen wirklich vom Herzen heilen möchte, denn dann fließt die Energie, da die Engel auch nur dienend Wesen sind und keine egoistischen Zwecke fördern würden. [….]

Sind das jetzt schon Symptome der Endzeit, daß ich mit meinen Kabelgebühren eine „Redaktion“ mitfinanziere, die solche Realsatire verbreitet?
Oder ist es eigentlich ein positives Zeichen, wenn wir Norddeutschen offensichtlich reich genug sind, um diese absoluten Scharlatane durchzufüttern?

Samstag, 19. August 2017

Was reißen



Es gibt eine Menge unschöne deutsche Metaphern für Pechsträhnen. Schwarzer Peter, Scheiße am Schuh, ein Unglück kommt selten allein, Generalverschiss.
Manchmal kommt so viel zusammen, daß man schon Unglücknornen walten sieht. Drei verlorene Landtagswahlen für Schulz waren schon sehr schlimm und an den Ergebnissen war nicht völlig unschuldig.
Für die noch folgenden Katastrophen kann der arme Mann aber wirklich nichts.
Der Chef seines Wahlkampfteams, Markus Engels muß acht Wochen vor der Wahl wegen einer Erkrankung aufgeben. Der SPD-Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Erwin Sellering, muß wegen einer Krebsdiagnose schlagartig zurücktreten, die Grüne Landtagsabgeordnete Elke Twesten tritt zur CDU über, weswegen SPD-Ministerpräsident Weil seine Mehrheit verliert und nun auch noch Gerd Schröders Rosneft-Engagement. Schulz wirkt wirklich wie ein Pech-Magnet.
Insbesondere ist es aber ein Pech für Politiker, wenn sich die Presse auf ein kollektives Narrativ einigt.
Wer einmal das Verlierer-Image an sich kleben hat, wird auch von der Majorität der begleitenden Journalisten so beschrieben.
Peer Steinbrück, Fipsi Rösler und Kurt Beck ging es schon so. Da wurden Petitessen zu „typisch Beck“ aufgeblasen, als habe er an allem Schuld. Kleinigkeiten, die genauso in Merkels Umfeld geschehen, ihr aber nie angekreidet werden.
Viel mehr ehemalige CDU-Größen sind tief in den Wirtschaftslobbyismus verstrickt – Wulff, Koch, Wissmann, Kohl und dazu alle ehemaligen Staatsminister aus Merkels Kanzleramt. Das schadet ihr aber gar nicht, weil ihr kollektives Narrativ vorsieht, daß sie die Bundestagswahl am 24.09. bereits strahlend gewonnen hat und in der komfortablen Lage sein wird, sich einen willigen Koalitionspartner auszusuchen.
Politiker können auch positive Kollektiv-Narrative haben. Das beste Beispiel war Karl-Theodor Baron Freiherr von und zu, der zwar politisch rein gar nichts zu Stande brachte, noch nicht mal Meinungen vertrat, aber immer nur hymnisch gefeiert wurde. „Die fabelhaften Guttenbergs“ titelte der SPIEGEL voller Verzückung über den Lügenbaron.
Zu eben jener Zeit schlug Kurt Beck vor, der als SPD-Chef das Image des provinziellen Pfälzer Deppen mit sich herumschleppte, mit den afghanischen Taliban zu reden, um aus dem kriegerischen Bahnen herauszukommen.
Die gesamte Presse fiel über ihn her. Da könne man mal sehen was für ein Provinzler ohne irgendeine außenpolitische Kompetenz Beck sei. Der Vorschlag sei purer Unsinn, denn mit den Taliban könne man nicht reden, da diese Fanatiker wären.
Becks Popularitätswerte sanken weiter.
Wenige Wochen später schlug der strahlende neue Politstar Verteidigungsminister Guttenberg vor, die Bundeswehr solle auch mit den Taliban verhandeln, um der Gewaltspirale zu entkommen.
Giovanni di Lorenzo und die anderen KTG-Fans konnten sich kaum halten vor Begeisterung. Deswegen sei Guttenberg zu Recht so beliebt, weil er als Quereinsteiger wage mutig zu denken und neue Wege zu beschreiten. Nur so könne man einen Konflikt beenden, indem man mit den Gegnern spreche.

Einem einmal anhaftenden Image entkommt man so gut wie gar nicht.
Noch Monate nachdem Guttenbergs Lügen und Betrügereien enttarnt waren, stand er in den Beliebtheitslisten ganz oben und bis heute mühen sich seine Fans in den Chefredaktionen um ein Comeback.
Der ZEIT-Chef schrieb sogar ein ganzes Fan-Buch über ihn und startete einen medialen Feldzug, um KTG nach Deutschland zurück zu holen.

Es geht nicht darum, wie viel der Baron verkraften kann. Es geht um seinen Narzissmus. Der Guttenberg, den man hier wiedertrifft, kreist um sich selbst - und liefert kaum Substanz. Denn wenn es um politische Inhalte geht, sind die Äußerungen des Mannes, den sein Interviewer "zu den größten politischen Talenten des Landes" zählt, dürftig, um es freundlich zu formulieren.
(Jakob Augstein 01.12.11)

Wieso läßt ein intelligenter Mann wie di Lorenzo Guttenberg alle seine dummdreisten Lügen und haltlosen Behauptungen durchgehen, ohne kritisch nachzufragen?
Wollte er ihn womöglich nur entlarven, indem er ihn reden ließ?

Dagegen spricht die Tatsache, daß di Lorenzo ihn noch mit als letzter verteidigte, bevor Guttenberg zurücktrat.

Dagegen spricht auch di Lorenzos Rechtfertigungsschrift in der nächsten Ausgabe der ZEIT.

Ob Martin Schulz sich selbst aus der journalistischen Loser-Schablone befreien kann, wage ich zu bezweifeln.
Dazu ist er nicht mutig genug.

SZ-Co-Chef Heribert Prantl beklagt das Rosneft-Engagement Schröders, bekennt aber, ihn gelegentlich zu vermissen. Über Nacht wäre der Wahlkampf wieder spannend, wenn er statt Schulz anträte. Er würde eine echte Alternative zu Merkel bieten und sich klar gegen Trump positionieren.
Der öde Nicht-Wahlkampf wäre vorbei, Merkel müßte wieder zittern.

Schröder ist einer der ganz wenigen Politiker, der gegen sein (meist schlechtes) Presse-Image ankämpfen kann und genügend Aufmerksamkeit erregt.
Dagegen ist Martin Schulz nahezu unsichtbar und kann tun was er will; er wird doch nicht anders rezipiert.

Ein bißchen Schröder steckt auch in Sigmar Gabriel, den anderen ehemaligen Niedersächsischen Ministerpräsidenten und SPD-Chef, der wir Schröder von seiner eigenen Partei quasi entsorgt wurde.
Gabriel ist ebenfalls mutig und auffällig. Nicht so wie der Ex-Kanzler, aber doch deutlich wahrnehmbarer als Schulz.

Mit sicherem Instinkt greift er heute die Gelegenheit beim Schopfe sich in der Angelegenheit des in Spanien auf Druck der Türkei verhafteten deutschen Schriftstellers Dogan Akhanli in Szene zu setzen.

Die Türkei ließ den in Grenada urlaubenden deutsche Staatsbürgers Akhanli über Interpol verhaften. Offensichtlich, weil der Autor sich in seinen Stücken mit dem türkischen Völkermord an den Armeniern beschäftigt.

Ein neue Ungeheuerlichkeit, die Recep Tayyip Erdoğan nur einen Tag nach seiner Aufforderung nicht CDU, SPD oder grün zu wählen lostritt.
Ja, auch Schulz verurteilt das und tut verbal das was er als Privatmann ohne Amt tun kann.

[….] SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz sprach in der "Bild am Sonntag" ("BamS") von einem "ungeheuerlichen Vorgang". "Das Verhalten von Präsident Erdogan trägt inzwischen paranoide Züge", sagte er der Zeitung. "Es muss mit aller Vehemenz darauf gedrungen werden, dass Herr Akhanli nicht in die Türkei ausgeliefert wird und stattdessen schnellstmöglich freigelassen wird." [….]
(SPON; 19.08.17)

Gabriel aber ist effektiver und richtet sich auch brutal gegen seine Chefin Merkel, deren Schwäche er ausnutzt. Merkels Türkei-Politik, ihr Erdoğan-Apeasement ist spektakulär gescheitert. Sie steht vor einem außenpolitischen Scherbenhaufen, den sich so kurz vor der Bundestagswahl nicht ausgeleuchtet haben möchte.
So viele Zugeständnisse an Erdoğan, so viele EU-Milliarden an die Türkei und dennoch kann Merkel rein gar nichts erreichen, wenn der Präsident sich nun nach Deniz Yücel und Peter Steudtner des dritten Deutschen bemächtigt.

Gabriel tut ihr daher weh, indem er sich so vehement für Akhanli einsetzt und mit Erdoğan bekriegt.

Während die Kanzlerin gar nicht weiß wie ihr geschieht, hat sich Sigmar Gabriel in Windeseile selbst eingeschaltet. Bevor die spanische Justiz über die Auslieferung Akhanlis nach Ankara entscheidet, wies er schon die deutsche Botschaft in Madrid an, die spanische Regierung zu bitten, auf eine Auslieferung zu verzichten. Gabriel selbst telefonierte mit seinem spanischen Amtskollegen Alfonso Dastis und holte das Thema somit auf die höchste Ebene.
Der türkische Präsident schäumt.

[….] Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Bundesaußenminister Sigmar Gabriel in einer scharfen persönlichen Attacke vor weiterer Kritik an der Türkei gewarnt. „Er kennt keine Grenzen“, kritisierte Erdogan am Samstag in einer im Fernsehen übertragenen Rede mit Blick auf Gabriel. An die Adresse des deutschen Ministers fügte Erdogan hinzu: „Wer sind Sie, dass Sie mit dem Präsidenten der Türkei reden? Beachten Sie Ihre Grenzen!“
Des weiteren kritisierte der türkische Präsident, dass Gabriel versuche, „uns eine Lektion zu erteilen“. Wiederum an den Bundesaußenminister gerichtet fügte Erdogan hinzu: „Wie lange sind Sie eigentlich in der Politik? Wie alt sind Sie?“
Mit seiner Kritik reagierte Erdogan offenbar darauf, dass sich Gabriel wie andere deutsche Politiker auch – jede Einmischung des türkischen Präsidenten in den deutschen Wahlkampf verbeten hatte. Erdogan hatte türkischstämmige Wähler in Deutschland am Donnerstag aufgefordert, bei der Bundestagswahl im September die Wahl von CDU, SPD und Grünen zu boykottieren, worauf Sigmar Gabriel entsetzt reagierte. […]
(FAZ, 19.08.17)

Was Gabriel hier tut, nämlich mit aller Macht Akhanlis Auslieferung in die Türkei zu verhindern, ist nicht nur moralisch richtig und das was eine deutsche Bundesregierung für ihre Staatsbürger in Not tun muss; es ist auch ein guter Wahlkampfzug, der Merkel, die interessanterweise vom tobenden Türken gar nicht erwähnt wird, schwach aussehen lässt.

Ein Kanzler Schröder hätte sich mit Sicherheit in dieser Situation selbst mit Macht in den Ring geworfen.

Merkel nicht.

Aber auch Schulz bleibt, trotz seiner Bemühungen, medial unbeachtet.