Freitag, 23. Juni 2017

Die schlimmen 16 Jahre.



Als Helmut Kohl 1982 Bundeskanzler wurde, war ich noch ein Teenager, aber es war ein großer politischer Schock. Premierministerin Margaret Thatcher, seit 1975 Vorsitzende der britischen Konservativen ließ sich zu dem Satz hinreißen, sie könne nicht verstehen wieso die Deutschen einen so ausgewiesenen Fachmann wie Helmut Schmidt durch diesen Provinzler ersetzten.
Das war doppelt erstaunlich; denn einerseits gehörte es sich nicht die neue Regierung eines Partnerlandes derart zu brüskieren und andererseits waren Kohl und Thatcher beide Vorsitzende ihrer rechten Parteien. Die englische Lady war bekannt als Sozialistenfresserin und sollte sich also eigentlich gefreut haben, daß ein SPD-Kanzler verschwand und durch einen ihrer Parteifreunde ersetzt wurde.

Thatchers schlimmste Befürchtungen bestätigten sich bedauerlicherweise in den nächsten Jahren. Sie litt jedes Mal, wenn sie mit ihm zusammentraf und veröffentlichte später als Rentnerin ihre Version der gruseligen Saumagen-Fressorgien in der Pfalz. Kohl wiederum nahm es der Premierministerin übel, daß sie sichtlich abgestoßen von seinen Deidesheimer Provinz-Orgien mit Fressen, Furzen, Saufen war.

[…..] Helmut Kohls Urteil war derart harsch, dass es bis heute überliefert ist: Thatcher sei „eiskalt“, ließ er durchsickern. Er scheue sie „wie der Teufel das Weihwasser“. Aus der gegenseitigen Abneigung machte auch die Eiserne Lady kein Hehl. Kohl war für sie der Inbegriff des deutschen Tollpatsches: Er lud sie zu Pfälzer Saumagen ein und stellte damit erst recht seine Unzivilisiertheit unter Beweis. [….]

[…..] Die schlechte Chemie zwischen der „Eisernen Lady“ und Bundeskanzler Helmut Kohl beeinflusste  auch Thatchers Haltung zur Einheit. Sie konnte Helmut Kohl nicht ausstehen. Das beruhte wohl auf Gegenseitigkeit: Der damalige Bundeskanzler benutzte „unaufschiebbare Amtsgeschäfte“, um sich nicht in Salzburg mit der „Eisernen Lady“ zu treffen. Stattdessen mampfte er Sahnetorte in einer Konditorei.  […..]

Als Helmut Kohl 1999 ankündigte die Beerdigung von Raissa Maximowna Gorbatschowa zu besuchen, ließ Thatcher sicherstellen, daß er nicht auch zu ihrer Beerdigung auftaucht.

In meiner Familie hatte man sich 1982 kaum vom 1980er „Stoppt Strauß-Wahlkampf“ erholt. Mehrere Verwandte hatten konkrete Auswanderungspläne für den Fall eines Strauß-Sieges geschmiedet. Und nun also Kohl?

1982 begann ich aus dem SPIEGEL (und anderen Zeitungen) Kohl-Zitate auszuschneiden und an die Wand zu pinnen. Es gab damals die Rubrik „Worte der Woche“, in der Kohl fast jedes Mal auftauchte, weil der Mann so unfassbar ungebildet war, daß er kontinuierlich Dümmlichkeiten absonderte.
Natürlich hatte ich mir nicht vorstellen können meine „Birne-Wand“ 16 Jahre lang aufzustocken.
Zwei Umzüge machte sie mit, bis sie eine ganze Wand in meiner Küche füllte.



Im Gegensatz zu fast allen Menschen, die jetzt über Kohl schreiben, halte ich ihn nicht für einen großen Kanzler, sondern nach wie vor für eine Katastrophe, die Deutschland schweren Schaden zufügte.
Die deutsche Vereinigung fiel ihm ohne sein Zutun in den Schoß und die dabei gefallenen Grundsatzentscheidungen – Ausverkauf des gesamten DDR-Volkseigentums über die Treuhand an westliche Investoren, sowie das fatale Prinzip „Rückgabe vor Entschädigung“ – führten blitzschnell zu Massenarbeitslosigkeit und breiter Verarmung im Osten.

Kohl war ein korrupter Krimineller, der Wirtschaftspolitik einseitig zu Gunsten der Konzerne betrieb und darüber hinaus menschlich ein besonders schäbiger Charakter war. Das zeigt unter anderem sein unterirdisches Verhalten gegenüber seiner ersten Frau, seinen Söhnen und seinen Enkeln, sowie der schäbigen Behandlung seines treuen Ecki Seebers.
Der „ewiger Bundeskanzler“ war nicht nur ein schlechter Politiker und notorischer Rechtsbrecher, sondern ein Sadist, der es genoss andere zu demütigen.
So ist beispielsweise überliefert wie er als Mainzer Ministerpräsident die CDU-Granden zu Wanderungen nötigte und dabei Bernhard Vogel auf jeden einzelnen Hochsitz klettern ließ, weil er wußte, daß Vogel unter extremer Höhenangst litt.

Kohl wußte nie was sich gehört und lernte nie dazu. Als er ohne seine Söhne aber mit Kai Diekmann 2008 seine Maike heiratete, ließ er sie die alten Klamotten und Schmuck von Hannelore auftragen – offensichtlich gegen den erbitterten Widerstand seiner Kinder, die er damit öffentlich demütigte.


Helmut Kohl ist so nachtragend, daß er dafür sorgte, daß weder der Bundespräsident (weil Steinmeier Sozi ist!) noch die Bundeskanzlerin (hat ihn aus dem CDU-Ehrenvorsitz gedrängt) auf seiner Beerdigung spricht.
Seine Familie wird ebenfalls ausgesperrt. Walter Kohl und den Enkeln erteilte Maike Kohl-Richter Hausverbot und offensichtlich werden die Söhne gar nicht bei der Beerdigung anwesend sein.

Frauen wie Brigitte Seebacher und Maike Richter veranlassten mich schon 2013 die indische Tradition der Witwenverbrennung in positivem Licht zu sehen.

Natürlich darf und soll man anlässlich eines akuten Todesfalles die Person in einem etwas milderen Licht sehen, aber nachdem ich mich 30 Jahre intensiv mit diesem Mann beschäftigt habe, fällt mir nichts Positives zu ihm ein.
Ich will einräumen, daß er es verstand für die CDU Wahlen zu gewinnen und politische Macht an sich zu raffen, aber genau diese ewige bleierne CDU-Herrschaft machte Deutschland so unangenehm und rückständig.

Ich verstehe auch nicht wie Herr Juncker auf die Idee kommt, Kohl sei ein großer Europäer.
Kohls engster politischer Freund und letzter privater Besucher in Oggersheim war Viktor Orbán. Maike und Helmut Kohl bewundern den rechtsextremen Antisemiten so sehr, daß sie versuchten ihn als Redner bei Kohls Beisetzung durchzudrücken. Orbán, der in Ungarn Sinti und Roma, sowie Homosexuelle jagen läßt, Universitäten schließt, die nicht auf Linie sind, die Pressefreiheit und Gewaltenteilung abschafft, ist der große Spaltpilz Europas. Was sagt es über Helmut Kohl aus diesen braunen Magyaren als Redner bei seinem endgültigen Abschied zu wünschen?

[…..] Orbáns Aussagen am Samstag zusammengefasst lauteten: Europa läuft Gefahr "übernommen" zu werden, was "die Träume einer handvoll gut betuchter Aktivistenführer" erfülle, "die niemand gewählt hat und die glauben, über den Staaten zu stehen." Es sei dabei nicht "ohne Berechtigung, an die Soros-Stiftungen zu denken." Der Finanzinvestor George Soros (ungarisch-jüdische Wurzeln) sei die zentrale Figur bei der Umsetzung. Damit spielt Orbán nicht nur unmissverständlich die antisemitische Karte, sondern warnt auch die NGO´s, viele von ihnen u.a. von Soros` Open Society Foundation mitfinanziert, die in Ungarn eine ganz ähnliche Behandlung erfahren wie in Putins Russland und als "Agenten fremder Mächte" qualifiziert und behandelt werden, unter Einsatz und Missbrauch aller staatlichen Gewalten. Orbán genoss einst übrigens selbst ein Soros-Stipendium...
Man könne den maßgeblichen europäischen Playern gar keine Inkompetenz beim Umgang mit der Flüchtlingskrise unterstellen, vielmehr handele es sich um die planmäßige Umsetzung einer "linksintellktuellen Konstruktion", deren Ziel es sei, die Nationalstaaten aufzulösen oder zu schwächen. "Diese Konspiration, diesen Verrat, mit dem wir konfrontiert sind, müssen wir bekämpfen, dazu müssen wir uns an die Demokratie, an das Volk wenden." Man wolle Europa den Völkern wegnehmen. Indirekt unterstellte er bei einer nachfolgenden Rede am Wochenende auch Angela Merkel, fremdgesteuert zu sein.
Orbán bedient damit - kaum noch verklausuliert - die von Neonazis lancierte und von zahllosen "Besorgten" übernommene Theorie, wonach das "Finanzjudentum" die Weltherrschaft erringen bzw. sicherstellen will, in dem es die Völker durch Umvolkung ihrer Identitäten beraubt, um sie so besser knechten zu können. Die Flüchtlingswelle wird bewusst provoziert und nach Europa gelenkt, um dort eine Art Umvolkung vorzunehmen, damit bürgerliche Emanzipation zu schwächen und willige Arbeitssklaven zu schaffen. Sein "Aufruf an das Volk" ist indes nichts anderes als die Umsturzaufrufe von Pegida und anderen Nazigruppen, allerdings getätigt durch einen Regierungschef eines EU-Landes. [….]

Dem späten Helmut Kohl gefiel Herr Orbán also mehr als die eigene CDU-Bundeskanzlerin.

Nun ja, auch bei Kohl selbst gibt es Hinweise auf Antisemitismus.

Kohl misstraute Israel und „den Juden“. Daher versuchte er zum Biepsiel anfangs das zentrale Mahnmal in Berlin zu verhindern.

[…..] Nun hat der Je­na­er His­to­ri­ker Ja­cob S. Eder in ei­ner preis­ge­krön­ten Dok­tor­ar­beit Kohls da­ma­li­ge Ge­schichts­po­li­tik zum Ho­lo­caust ana­ly­siert. Eder kommt zu ei­nem bri­san­ten Be­fund: 40 Jah­re nach Kriegs­en­de wa­ren an­ti­se­mi­ti­sche Vor­ur­tei­le und Kli­schees un­ter CDU-Po­li­ti­kern und kon­ser­va­ti­ven ho­hen Be­am­ten der Bun­des­re­gie­rung ver­brei­tet. Selbst der Kanz­ler war nach Eders Re­cher­chen nicht frei da­von.

Der His­to­ri­ker hat in Ak­ten des Kanz­ler­amts und des Aus­wär­ti­gen Amts re­cher­chiert, die Be­rich­te Kohls im CDU-Bun­des­vor­stand aus­ge­wer­tet und Nach­läs­se von CDU-Po­li­ti­kern durch­ge­se­hen. Im­mer wie­der stieß er auf an­ti­se­mi­ti­sche Ste­reo­ty­pe.
Etwa je­nes über die an­geb­li­che Macht „der Ju­den“, die in den USA Zei­tung, Fern­se­hen und Ra­dio oder so­gar das Wei­ße Haus steu­er­ten. Der CDU-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Pe­ter Pe­ter­sen warn­te 1985 in ei­nem Schrei­ben an den CDU/CSU-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den Al­fred Dreg­ger, die deutsch-ame­ri­ka­ni­schen Be­zie­hun­gen wür­den „wirk­sam ver­gif­tet wer­den“, falls es nicht ge­län­ge, „die ein­fluss­rei­chen Ju­den in Ame­ri­ka zu be­frie­di­gen oder min­des­tens zu neu­tra­li­sie­ren“. Pe­ter­sen glaub­te, der „jü­di­sche Ein­fluss“ auf die ame­ri­ka­ni­schen Mas­sen­me­di­en sei „nicht zu über­schät­zen“.
Auch der an­ti­se­mi­ti­sche Stan­dard­vor­wurf, Ju­den wür­den den Ho­lo­caust für po­li­ti­sche Zwe­cke in­stru­men­ta­li­sie­ren, taucht häu­fig auf. So er­zähl­te Kohl 1983 vor Par­tei­freun­den, „füh­ren­de Ju­den“ in den USA woll­ten mit dem Ge­den­ken an den Ju­den­mord „ei­nen mo­ra­li­schen He­bel an­set­zen, um der ame­ri­ka­ni­schen Öffent­lich­keit fort­dau­ernd zu sa­gen, ihr müsst Is­ra­el auf Ge­deih und Ver­derb un­ter­stüt­zen“.
Eder wirft Kohl und sei­nem Um­feld ei­nen „se­kun­dä­ren An­ti­se­mi­tis­mus“ vor. [….]
(DER SPIEGEL, 38/2016 s. 54)

Donnerstag, 22. Juni 2017

Urnengift Politik



Erst die Linken, dann die Grünen Regierungspläne und nun kommt auch noch die SPD immer mehr in die Spur.
Obwohl längst das postpolitische Zeitalter begonnen hat, machen sich die Journalisten daran die Parteikonzepte zu analysieren, nachzurechnen und zu beurteilen.
Meine Sozi-Jungs haben es demnach wieder einmal recht gut gemacht.
Das mit der Rente war zwar nichts, aber das muß man verzeihen; immerhin war Andrea Nahles Co-Autorin und so gab es keine Chance irgendetwas Sinnvolles vorzulegen.

Die Steuerkonzeption aber, die auch das Abschmelzen des Solidaritätsbeitrages beinhaltet wird allgemein gelobt.

[….] Der linke Flügel der SPD fordert vor dem Parteitag am Sonntag programmatische Nachbesserungen. "Martin Schulz hat ein sehr gutes Steuerkonzept vorgelegt - und trotzdem dürfen wir die Vermögensteuer nicht aus dem Auge verlieren", sagte Matthias Miersch, Sprecher der Parlamentarischen Linken, der Süddeutschen Zeitung. [….]

Sogar der neoliberale Marc Beise, FDP-affiner Wirtschaftschef bei der SZ erwärmt sich für die Sozi-Pläne. Seit 1991 habe der Soli trotz aller Versprechen ihn abzuschaffen weiter bestanden, grummelt Beise.

[….] Nun aber ist er binnen zweier Tagen kassiert worden, jedenfalls perspektivisch. Am Montag hat SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz angekündigt, dass die SPD den Soli für untere und mittlere Einkommen abschaffen will, später auch für höhere Einkommen. Am Dienstag hat Bundeskanzlerin Angela Merkel nachgelegt und eine Abschaffung für alle (allerdings später) in Aussicht gestellt.
Zwar leidet der SPD-Vorstoß daran, dass er Teil eines wie üblich vorrangig umverteilerischen Steuerkonzepts ist, das den einen nimmt, was den anderen gegeben werden soll. Dass der Staat sich mal bescheide und Wachstumskräfte quer durch die Gesellschaft wecken könnte, steht nicht wirklich zur Debatte. Der CDU-Vorstoß wiederum krankt daran, dass die Union noch gar kein Steuerkonzept fertig hat, geschweige denn ein Wahlprogramm. Was angesichts der Wahl in drei Monaten ziemlich bräsig ist. Auch wenn die Kanzlerin sich wieder größerer Zustimmung erfreut, ein Programm hätte der Wähler schon gern.
Aber wir halten fest, dass beim Soli Pflöcke eingeschlagen sind - endlich. […..]

An einer Stelle staune ich nur wenig:
Die ärmere Hälfte der Deutschen zahlt gar keine Einkommenssteuer, weil sie so wenig verdienen, daß sie unter den Freibeträgen liegen. Streicht man also den Soli, hilft das nur der reicheren Hälfte der Deutschen und da es eine prozentuale Steuer ist, wird man umso mehr entlastet, je mehr man verdient.
Gerecht ist anders.

Viel mehr staune ich aber über Beises Ärger ob des nicht vorhandenen CDU-Konzeptes.

Wo war denn Herr Beise die letzten 19 Jahre seit Angela Merkel ganz oben an der CDU-Spitze steht (erst als Generalsekretärin, dann als Vorsitzende)?
Merkel hat bis auf eine einzige Ausnahme, nämlich den Flattax-Wahlkampf von 2005 mit der Idee von der Kopfpauschale nie mehr irgendeine verbindliche steuerpolitische Aussage getroffen.
Kein Wunder, denn sie erlitt 2005 eine fürchterliche Bauchlandung. Das ganze Jahr prognostizierte man eine absolute CDU-Mehrheit und dann schleppte Merkel sich mit einem hauchdünnen Vorsprung vor den Sozis ins Ziel, so daß es noch nicht mal mehr für Schwarzgelb reichte.

Aber die Frau ist lernfähig. Nie wieder wurde sie konkret. 12 Jahre Kanzlerin und bis heute weiß niemand was sie über Finanz- oder Steuerpolitik denkt.
Genau damit war sie ungeheuer erfolgreich, denn kein Wähler liest Programme, schon gar nicht mehrere. Niemand sieht sich die Zahlen im Kleingedruckten an und wägt dann neutral anhand der Fakten ab, welche Partei das bessere Konzept hat.
Im Gegenteil, Konzepte verwirren den Urnenpöbel und liefern der Presse und den politischen Gegnern Angriffsfläche.
Ein Konzept zu erarbeiten und es auch noch öffentlich vorzutragen ist ungefähr so sinnvoll, wie sich in einem Stellungskrieg nackt auszuziehen und dann unbewaffnet aus dem Schützengraben zu klettern.
Die eingegrabenen Soldaten in den gegenüberliegenden Stellungen werfen dann nicht erfreut ihre Waffen weg und bewundern den Alabasterkörper des nackten Sozis, sondern sie laden durch und knallen ihn ab.

Merkel wäre nie so dumm. Sie liegt eingegraben in der sicheren Deckung und schlummert im Kanzleramtbunker bis zum 24.09.2017, um dann einmal kurz ihr Haupt zu erheben und befriedigt festzustellen, daß sich alle Konkurrenten wieder einmal gegenseitig zur Strecke brachten.

Es hat etwas rührend-naives, wenn nach all den Jahren immer noch Journalisten klagen und jammern wie sich Merkel dem Wahlkampf entzieht.
Weshalb sollte sie so verrückt sein das ultimative Erfolgskonzept der „asymmetrischen Demobilisierung“ zu ändern?

Das ist das Schöne daran grundkonservativ zu sein – es braucht keine lästigen Konzepte, es reicht die Macht zu haben und Minderheiten zu demütigen.

Bei SPON beklagt Herr Tietz, daß Frau Merkel mit so einer Inhaltsleere keine vierte Amtszeit verdient hätte. Haha, als ob es in der Politik darum ginge, was einer verdient, haha, als ob Wahlen gerecht wären.

Merkel ohne Programm: Keine Ideen, kein Aufbruch, nichts!
Ihre Partei gähnt vor Langeweile, sie selbst glänzt derzeit durch Nichtstun - und trotzdem sind CDU und Angela Merkel wieder obenauf. Doch die Kanzlerin hat keine weitere Amtszeit verdient. […..] Dass die internationale Presse sie feiert und sie als Führerin der freien Welt geachtet ist, verstellt den Blick darauf, dass sie zu Hause nicht viel mehr liefert, als regelmäßig schöne Bilder.
Welches große politische Projekt bringt man mit Merkel in Verbindung? Welchem Gesetzesvorhaben hat sie ihren Stempel aufgedrückt? Was will sie, außer weiter an der Macht bleiben? […..] Bei Helmut Kohl kam nach zwölf Jahren Amtszeit auch keine Wechselstimmung auf. Danach saß er seine Zeit bis 1998 nur noch ab. Die Nachfolger hatten Jahre damit zu tun, seine Versäumnisse aufzuarbeiten.  Das kann man natürlich eine politische Strategie nennen. Oder trostlos. [….]

Kollege Fischer befindet sich gedanklich sogar auf noch bizarreren Abwegen, indem er tatsächlich eruiert mit welcher inhaltlichen Ausrichtung die SPD noch Chancen hätte.

[……] Generalsekretär Peter Tauber lästert derweil über Schulz: Der mache "Dalmatiner-Politik", man sehe nur Punkte. "Hier mal ein Fünf-Punkte-Papier, da mal eine Zehn-Punkte-Rede", so Tauber in der "Saarbrücker Zeitung".
Bei der CDU gibt es keine Punkte. Keine Kanten, keine Reibung, die Kanzlerin auf Schleichfahrt.
Die Union verteile "Merkel-Bonbons ohne Füllung", kommentiert die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Und die "Zeit" bemerkt, die Kanzlerin "ignoriert alle inhaltlichen Debatten". An diesem Mittwoch hat Generalsekretär Tauber schon mal die Wahlplakate vorgestellt, ein paar Schlagworte, viel Schwarz-Rot-Gold und der Slogan: "Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben." Die Inhalte kommen dann ja später.
Und doch ist Angela Merkel für die SPD bisher nicht zu fassen. Längst verflogen ist der Schulz-Hype vom Jahresanfang, jüngsten Umfragen zufolge könnte es sogar neuerlich für Schwarz-Gelb reichen.
Was tun? Im SPIEGEL kündigt SPD-Generalsekretär Hubertus Heil die rote Gegenoffensive an, will Merkels Nicht-Wahlkampf zum zentralen Thema machen: "Das ist ein Stück weit Demokratieverachtung, die hinter dieser Taktik steckt." […..]

Für eine linkere Opposition in Deutschland gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie bietet einen Strahlemann wie Emmanuel Macron auf, in den sich alle verlieben. Karl Theodor von und zu Baron Freiherr hat schließlich beweisen, daß man ganz ohne irgendeinen politischen Plan auf eine 90%-Zustimmungsrate klettern kann.

Oder aber man puzzelt weiter vor sich hin, streichelt der Basis den Bauch, zankt sich ein bißchen mit den anderen R2G-Parteien und wartet einfach Niederlage um Niederlage ab, bis Merkel nach 16 oder 20 Jahren keine Lust mehr hat.

Mittwoch, 21. Juni 2017

Es sitzt schon verdammt tief.



Es gibt politische Konzepte und Personen, über die man diskutieren kann. Selten gibt es Win-Win-Win-Situationen. Meistens gibt es auch Nachteile, so daß man abzuwägen hat.

Sind mir der langfristige Schutz der Umwelt oder die kurzfristigen Profite der Autoindustrie wichtiger?
Sollte man die privaten Finanzanleger vor Verlusten schützen oder lieber an die gebeutelten griechischen Rentner denken?
Möchte ich lieber die Gewinne und Parteispenden von Heckler und Koch erhalten, oder wäre es moralischer dazu beizutragen, daß weniger Kinder durch Waffengewalt umkommen?

Das sind solche Fragen.

Bei Donald Drumpf hingegen ist es überflüssig zu grübeln. Die Trump-Präsidentschaft ist eine Lose-Lose-Lose-Angelegenheit. Es werden nur Verlierer produziert. Das Gesundheitssystem, das amerikanische Volk, die Wahrheit, die internationalen Beziehungen, das Ansehen der USA, das Klima, die Wirtschaft, die politische Kultur, der Friede, die Demokratie, die Pressfreiheit.
Trump und seine devoten Republikaner, die speichelleckend in seinen Körperöffnungen stecken, sind eine unentschuldbare Totalkatastrophe. Grotesk lügend debakuliert diese Inkarnation der Peinlichkeit durch die Welt.
Donald Trump und seine bizarr unfähige Kamarilla transformieren die US-Demokratie in eine nepotistische Idiokratie.

Die Repukelicans verfügen über gewaltige Mehrheiten. Sie kontrollieren das Weiße Haus, den Senat, das House und stellen 2/3 der Gouverneure.
Kongresswahlen stehen erst im Herbst 2018 an, aber gestern fanden zweier symbolisch äußerst aufgeladene Nachwahlen statt.

Aufgrund der unfassbaren Pannenperformance des viele hundertfach überführten korrupten Lügners im Oval Office, hatten die Wähler zwei Wahlbezirke in Georgia und South Carolina die Chance mit Trump abzurechnen und zwei zusätzliche Demokraten ins House zu schicken. Keine unwichtige Angelegenheit, denn bei Impeachment-Angelegenheiten kommt es auch jede Stimme, sowie die Stimmung im Volk an.
Jeder Mensch, dessen IQ über Zimmertemperatur liegt, hätte unabhängig von seiner persönlichen Einstellung demokratisch wählen müssen, um Trump Einhalt zu gebieten.

[…..] Beide Parteien hatten vor allem der Nachwahl in Georgia enorme Bedeutung beigemessen, was vor allem an dem Kandidaten der Demokraten, dem erst 30-jährigen Jon Ossoff lag. Er galt als "Anti-Trump" und als großer Hoffnungsträger der demokratischen Partei. Er hatte es geschafft, die republikanische Kandidatin Karen Handel in die Stichwahl zu zwingen – erstmals seit 40 Jahren hätte der Sitz im Kongress an die Demokraten fallen können. Die Wahl galt als Stimmungsbarometer mehr als fünf Monate nach Trumps Amtseinführung, Republikaner und Demokraten gaben im Wahlkampf mehr als 55 Millionen Dollar aus – mehr als je zuvor in einem einzelnen Wahlkreis aufgewendet wurde. […..]

Wie ist also das Ergebnis ausgefallen? Je 80% für die Demokraten? 90%
Nein, eigentlich hätten sie 99% holen müssen, wenn die Wähler halbwegs zurechnungsfähig gewesen sind.

Die Republikanerin Karen Handel gewann den sechsten Kongressbezirk in Georgia mit 52% zu 48% gegen Jon Ossoff.

Den fünften Distrikt in South Carolina gewann der Republikaner Ralph Norman mit 51% zu 48% gegen den Demokraten Archie Parnell.

[…..] Tatsächlich hat die Demokratische Partei sämtliche Nachwahlen in diesem Jahr verloren: von Kansas über Montana bis jetzt nach Georgia und South Carolina. Während die linke Basis in den USA auf der Straße und in sozialen Bewegungen so aktiv ist, wie seit Jahrzehnten nicht mehr, ist bei den Urnengängen wenig von der Wut und dem Engagement gegen Trump zu spüren. […..]

Damit haben in vier Nachwahlen seit Trumps Sieg mit Minus drei Millionen Stimmen viermal die Republikaner gewonnen.

Amerika im Sommer 2017.
Nein, Trump wird nicht davon gejagt, er wird nicht impeached, sondern von den Amerikanern sogar noch gestärkt und unterstützt.