Samstag, 17. Dezember 2016

Winwin-Situation in Syrien Teil II



Vorbemerkung:

Die Google-Algorithmen haben jetzt erst mal zu tun, nachdem ich erstmals in meinem Leben im Internet für dieses Blogposting nach diversen Panzern und ihrer Kampftauglichkeit recherchierte.
Was für ein tiefer fieser Landser-Panzer-Liebhaber-Sumpf sich einem da präsentiert.
Jeden Tag gibt es wieder Staunenswertes im Netz zu entdecken. Daß Nazis und Rechte auf Militär und Waffen stehen, war mir klar, aber bei Panzern geht diese Liebhaberei offenbar in echte Objektophilie über.
Aber Objektsexualität ist unter den vielen Paraphilien sicher eine der akzeptabelsten. Ich nehme mal an, so ein Schützenpanzer Marder wird keine psychischen oder physischen Schäden erleiden, weil ein paar bis über beide Ohren verliebte Männer fleißig an und in ihnen masturbieren.

Als jemand, der beinahe nichts über Panzer weiß, glaubte ich unterwußt offenbar das, was immer mal wieder in den deutschen Medien suggeriert wurde:
Deutsche Panzer sind die besten der Welt und von den deutschen Panzern ist der Leopard II der Allerbeste. Deswegen kaufen Griechen, Türken und Araber auch so gerne die Produkte des Herstellers Krauss-Maffei Wegmann.
Der Stahlkoloss für vier Mann Besatzung wiegt 62 Tonnen, verfügt über 1500 PS und wird in zahllosen verschiedenen Versionen gebaut, so daß ihn arabische Despoten auch prima gegen Demonstranten einsetzen können.
So einen 70 km/h schnellen feuchten Traum vieler Militaristen gibt es schon ab 10 Millionen Euro pro Stück. Ein Schuß mit der Kanone kostet etwa 6.000 Euro.
Das ist scheinbar wie bei Druckern. Richtig teuer wird es erst nach der Anschaffung, wenn man ständig Toner, Trommeln und Papier nachkaufen muß.

Der türkische Präsident setzt gegenwärtig 50 seiner deutschen Panzer des Typs Leopard 2A4 in Syrien ein. Und wieder wird ein Traum der Leopard-Objektophilen wahr: Ihr Süßer kann nun erstmals in einem echten Krieg unter realen Bedingungen zeigen was er kann.

Der Praxistest verlief, nun ja, sagen wir mal suboptimal.
Im Kampf um das syrische Al-Bab schoß der IS gleich drei Leoparden innerhalb von 48 Stunden zu Klump. Wie sich herausstellt, sind Leopard-II zwar theoretisch die besten Panzer der Welt, aber leider auch „nicht für den Ernstfall geeignet“.
Man kennt das ja von anderen deutschen Waffensystemen; insbesondere Flugzeugen und Hubschraubern. Sie sind schön und schön teuer, aber sollten immer schön im Hangar unter einer Tagesdecke verstaut bleiben, weil die Aufklärungsflugzeuge nicht nachts fliegen können, oder Marinehubschrauber bei salzhaltiger Meeresluft untauglich sind.

[…..] Von der Weltöffentlichkeit kaum bemerkt, wird nördlich von Aleppo um die Stadt Al-Bab gekämpft. Noch wird die Stadt von der Terrorgruppe IS gehalten, türkische Truppen und verbündete Milizen versuchen jedoch, die Stadt von drei Seiten einzunehmen.
[…..] Al-Bab ist der Ort, an dem die türkische Armee am tiefsten nach Syrien vorgestoßen ist. Die Stadt ist ein idealer Ausgangspunkt für weitere Offensiven ins syrische Kerngebiet. Um der Türkei dieses Sprungbrett ins Landesinnere zu verwehren, nehmen auch kurdische Kämpfer und Truppen Assads am Rennen nach Al-Bab teil.
[…..] Hier rollt der hochgelobte deutsche Panzer zum ersten Mal in eine Schlacht. In Afghanistan haben kanadische Truppen den deutschen Panzer bereits genutzt, dort geriet er aber nur in kleinere Gefechte. Bis zum Erscheinen des russischen T-14 Armata wurde der Leopard 2 in deutschen Medien gern als bester Panzer der Welt geführt. Umso erschreckender ist seine Performance auf dem Schlachtfeld. Der IS behauptet, in nur zwei Tagen drei Leopard-Panzer abgeschossen zu haben. Eine offizielle türkische Bestätigung gibt es nicht, aber die Kämpfer der Terrororganisation dokumentieren ihre Abschüsse mit Fotos und Videos. Darauf zeigt sich, dass der 62 Tonnen schwere Kampfpanzer eine leichte Beute für Panzerabwehrraketen ist. Der erste Abschuss soll durch eine amerikanische TOW-2 erfolgt sein, die beiden anderen durch Fagot- oder Kornet-Raketen russischer Bauart. […..]

Für die deutschen Rüstungskonzerne ist kaputtes Material stets eine gute Neuigkeit, denn nur dann muß Neues gekauft werden.

Darüber hinaus gibt es aber weitere gute Nachrichten aus Al-Bab, denn die 9K11-Fagot (hihi) ist baugleich mit der deutschen panzerbrechenden Rakete „Milan“, mit der Frau von der Leyen die ebenfalls in der Al-Bab-Schlacht kämpfende kurdische YPG ausrüstete.
Der Daesh mag diese Kurden überhaupt nicht, weil es unter ihnen so viele weibliche Kämpfer gibt.


Als IS-Selbstmordattentäter mit der Aussicht als Märtyrer zu den 72 Jungfrauen in den Himmel zu kommen fürchtet man sich nicht vor dem Tod – das liegt wohl in der Logik der Berufswahl.
Aber Allah gewährt den Jungfrauenbonus nicht, wenn man von einer Frau getötet wird.
So ist das mit den tollen religiösen Versprechungen; irgendwo ist immer ein Haken.

Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG (kurdisch Yekîneyên Parastina Gel) dürften der eigentliche Grund für die Anwesenheit der türkischen Armee sein.
Recep Tayyip Erdoğan sieht in Kurden grundsätzlich Terroristen; ein unabhängiges Kurdistan zu verhindern ist sein wichtigstes Ziel.

So kommt es, daß nördlich von Aleppo nun wieder einmal die mit deutschen Waffen ausgerüstete türkische Armee gegen die mit deutschen Waffen ausgerüstete YGP kämpft.
Nichts Neues also aus Syrien – nur gute Nachrichten für die deutsche Rüstungsindustrie.

Großzügig beliefert Deutschland also Türken und Kurden mit Waffen.
Zwei Parteien, die nun erbittert gegeneinander Krieg führen.

[….] Der offizielle Vorwand war natürlich, den IS zu bekämpfen. De facto ging es meines Erachtens nach aber vor allem darum, die syrischen Kurden zurückzudrängen. Die kurdischen Verbände in Nordsyrien hatten es in den vergangenen Wochen geschafft, durch die Eroberung der Stadt Manbidsch ihr Machtgebiet nach Westen auszudehnen. Aus türkischer Sicht ist das Problem dabei, dass die Kurden mit der Einnahme von Dscharablus ein zusammenhängendes Herrschaftsgebiet direkt südlich der türkischen Grenze aufbauen - und das wollte Ankara nicht akzeptieren. [….]

HURRA - Deutsche Rüstungspolitik im Glück!
Erst rüstet Deutschland die türkische Armee auf, dann liefert Foto-Uschi Waffen direkt an die Peschmerga in Syrien und nun sehen wir zu wie sie sich mit den deutschen Waffen gegenseitig abknallen.

Da entsteht bald wieder Bedarf.

[….] Die Türkei hat offenbar begonnen, kurdische Stellungen in Syrien anzugreifen. Die Offensive soll andauern, bis sich die Kurden zurückziehen.
Die türkische Artillerie hat nach Berichten von türkischen Staatsmedien Stellungen der Kurden im Norden von Syrien bombardiert. Wie die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, begannen die Streitkräfte ihre Angriffe auf Kämpfer der kurdischen Partei der Demokratischen Union (PYD), nachdem Geheimdiensterkenntnisse gezeigt hätten, dass sie sich nicht wie angenommen zurückzogen.  Anadolu zitierte Vertreter aus Sicherheitskreisen mit den Worten, die Angriffe würden so lange andauern, bis die kurdischen Milizen ihren Vormarsch stoppten. Demnach nahmen PYD-Kräfte seit Mittwoch sieben Dörfer ein. [….]

Milliarden verdienen, indem man beide Kriegsparteien aufrüstet, ist moralisch so verwerflich, daß das eigentlich nur Ferengi als Geschäftsmodell praktizieren ohne rot zu werden.
Und eben Angela Merkels Regierung, die sich dabei auf ein bestimmtes Leitbild stützt.

Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit - das sind die Grundwerte der CDU, die sich aus dem christlichen Menschenbild ableiten. Sie sind auch Richtschnur meines Handelns. Der Mensch mit seiner unveräußerlichen Würde und Einzigartigkeit muss im Mittelpunkt der Politik stehen.




Freitag, 16. Dezember 2016

Die spinnen, die Sozis.



Die internationale Syrien-Performance ist ja nicht so doll.
Es wird zwar allgemein bedauert was in Aleppo geschieht, aber unternehmen will keiner etwas.

Ich höre auch aus der Bundes-SPD keine nennenswerten Stimmen, die de Maizières brutale und antihumane Massenrückführungen von Flüchtlingen nach Afghanistan kritisieren. Das angebliche sichere Afghanistan.

Vielleicht mögen ihn die Deutschen wirklich deswegen so sehr, weil er ähnlich wie Merkel keine politischen Erfolge in der Außenpolitik vorzuweisen hat.
Er mischt zwar überall mit, nimmt an allen Konferenzen teil, aber erreicht hat er bisher nie irgendetwas.

Mit Russland reden wir nicht und traurig drückt man sich ein paar Krokodiltränen angesichts der Aleppo-Bilder aus den Augen, aber eine Alternative zum Vorgehen Russlands und des Irans kann „der Westen“ noch nicht mal artikulieren, geschweige denn in die Praxis umsetzen.

Moskau handelt nicht immer aus purem Altruismus und Nächstenliebe, liefert Steilvorlagen für viel Kritik.
Aber Russland ist ein so wichtiger geopolitischer Player, daß ohne Russland Friedensbemühungen in der Ukraine, in Syrien und im Iran nicht funktionieren.
Das totale Scheitern von NATO-Militäroperationen ohne Rücksichtnahme auf Russland ist in Afghanistan, im Irak und in Libyen nur zu offensichtlich.
Moskau zu isolieren und in die Schmollecke zu schieben ist also derzeit keine Option.
Und es sollte auch nicht ausgerechnet Deutschland sein, das sich bis heute darum drückt Reparationen (beispielsweise an Griechenland zu zahlen), das mit erhobenem Zeigefinger vor Russland auftritt.

So ist das in der Realpolitik. Die Staaten, die wichtig, reich und mächtig sind, beurteilt man moralisch weit weniger streng als Armen und Schwachen. (…..)

Was wäre denn eigentlich, wenn Präsident Assads Truppen nicht mit Hilfe aus Teheran und Moskau gewinnen würden?

Ist es etwa eine Option den blutigen Bürgerkrieg, der das Land schon komplett zerstört und die halbe Bevölkerung vertrieben oder getötet hat, immer weiter zu führen?

Statt Moskau zu sanktionieren, sollten die SPD-Granden Steinmeier und Gabriel lieber mal mit ihren Fingern über den Atlantik zeigen.
Wer hat den ganzen Mist eigentlich angezettelt?

[……]   Die Welt hat in Syrien sehr vieles falsch gemacht, aber wir müssen auch sagen, wer was falsch gemacht hat: Und hier liegt die Hauptverantwortung bei den USA. Nach Aussagen des ehemaligen Oberkommandeurs der NATO, General Wesley Clark, begann die US-Regierung bereits unmittelbar nach den Terrorschlägen am 11. September 2001 mit den Planungen des Regimewechsels in sieben Ländern, die von den USA als Gegner angesehen wurden, darunter Irak, Libyen und auch Syrien.
Um dort dieses Ziel zu erreichen, haben die USA seit 2005 die Rahmenbedingungen geschaffen. Dazu gehörte neben zahllosen medialen Propagandaaktionen gegen das Assad-Regime die Finanzierung und Ausbildung einer Armee von Terroristen gemeinsam mit Israel und Saudi-Arabien. Diese Truppen sollten für den Sturz der Regierungen in Damaskus und Teheran eingesetzt werden, wie der renommierte Journalist Seymour Hersh 2007 aufdeckte. […..]
(Prof. Günter Meyer, 15.12.2016 Leiter des Zentrum5 für Forschung zur Arabischen Welt an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Er ist auch Präsident der European Association for Middle Eastern Studies.)

Von CDU und CSU erwarte ich ohnehin nichts; Merkels Syrien-Eiertanz ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten; aber wenn einem schon so gar nichts zur Lösung der Bürgerkriegsschlachtfelder einfällt, sollte man sich als Sozi-Minister nicht wenigstens offensiv für die Aufnahme von Flüchtlingen aussprechen?
Um es mit Trump auszudrücken: Afghanistan is a complete desaster.
Es waren ein SPD-Kanzler und ein SPD-Verteidigungsminister, die die Bundeswehrbeteiligungen am Hindukusch anordneten.
Ich behauptete gar nicht, daß die Entscheidung 2001 völlig falsch war.
Das Taliban-Regime war wirklich so abartig und gefährlich, daß einiges dafür sprach „das afghanische Volk zu befreien“.

Ich sage es ja ungern, aber auch in Afghanistan haben „die Amis“ die islamistischen Rebellen erst ausgerüstet, finanziert und animiert, um das Land ins Chaos zu schicken.
Hätte man bloß 1980 die Sowjetarmee machen lassen!
Das war damals die einzige realistische Chance das ganze Land jemals unter eine nicht-islamische Kontrolle zu bekommen.


Karl-Heinz Brunner, abrüstungspolitischer Sprecher der SPD; Ute Finckh-Krämer, zuständige Berichterstatterin der SPD-Fraktion und Thomas Hitschler, zuständiger Berichterstatter der Bundestagsarbeitsgruppe Außenpolitik haben nun erkannt, daß es irgendwie vielleicht nicht ganz so ideal ist immer mehr Waffen in den Nahen Osten zu schieben und begrüßen deswegen auch eine waffenexportpolitische Zurückhaltung – DER USA

Obama hat eine sicherheitspolitische Notwendigkeit erkannt
[….]  „Als SPD-Bundestagsfraktion halten wir es schon lange für geboten, dass Rüstungsexporte grundsätzlich als essentieller Aspekt der Sicherheitspolitik Deutschlands behandelt werden müssen – und nicht der Wirtschaftspolitik.
Es zahlt sich aus, dass Länder wie Deutschland die Diskussion über restriktivere Rüstungsexportverfahren intensiv führen und somit den Druck auch international erhöhen. Wenn sich die sicherheitspolitische Lage ändert, dann können auch Exporte eingestellt werden – es gibt hier keinen Blankoscheck für einzelne Länder.
Wir sehen in der Entscheidung der scheidenden Obama-Administration ein wichtiges Zeichen. Diese sicherheitspolitischen Impulse unterstützen wir ausdrücklich und sehen sie als Bestätigung unserer eigenen Arbeit. Mit der SPD-Bundestagsfraktion wird der eingeschlagene Weg zu einer restriktiveren Exportpolitik fortgesetzt und intensiviert werden.“

Wenn es nicht so traurig wäre, müßte man laut loslachen.
Die SPD-Bundestagsfraktion freut sich über weniger US-Waffenexporte nach Riad, während gleichzeitig ihr eigener Parteichef und Vizekanzler Sigmar Gabriel die deutschen Waffenexporte nach Riad auf einen Rekordstand hochschraubt.

Sozi-Wirtschaftsminister genehmigt Rekord-Waffenexporte und die Kleinhanseln seiner Fraktion erwarten von anderen Rüstungsnationen ihre Waffenexporte zu kürzen.


Donnerstag, 15. Dezember 2016

Grokos großzügige Geberlaune.



OK, nicht jeder kann was zu Weihnachten bekommen.
Daher sucht die Bundesregierung einen fairen Weg die Geschenke zu verteilen.

Die Ärmsten kriegen schon mal nichts. Für die ist das OK, denn sie sind es nicht anders gewöhnt.
Und damit niemand von den Kabinettssozis auf dumme Ideen kommt, haben de Maizière und Schäuble Fakenews verbreitet.

Ministerin Nahles hatte den Einfluss von Reichen auf die Politik untersuchen lassen. Manche Ergebnisse fehlen in der zweiten Fassung - an ihr hat auch das Kanzleramt mitgeschrieben.
Die Bundesregierung hat ihren Armuts- und Reichtumsbericht in einigen entscheidenden Passagen deutlich entschärft. Klare Aussagen, ob Menschen mit mehr Geld einen stärkeren Einfluss auf politische Entscheidungen haben als Einkommensschwache, sind in der überarbeiteten Fassung des Berichts gestrichen. So fehlt zum Beispiel jetzt der Satz: "Die Wahrscheinlichkeit für eine Politikveränderung ist wesentlich höher, wenn diese Politikveränderung von einer großen Anzahl von Menschen mit höherem Einkommen unterstützt wird." Dies geht aus einem Vergleich der ersten, vom Bundesarbeitsministerium verfassten Version mit der zweiten Version der Regierungsanalyse hervor, bei dem das Kanzleramt und andere Ministerien mitschreiben konnten. […..]

Daß die CDU kein Herz für die sozial Schwachen hat, ist so überraschend wie ein Baum im Wald.
 
Umso liebevoller bedenken die Schwarzen dafür die Braunen mit Geschenken.
Thomas de Maizière hat ein Herz für Nazis und Seehofer.


Daher lässt er jetzt Flugzeugladungen voller Flüchtlinge in Afghanistan abladen.


Ab heute also gilt es: Zurück nach Afghanistan. Zehntausende Flüchtlinge sollen in den nächsten Monaten abgeschoben werden. Schließlich sei es ja sicher dort - sagt die Bundesregierung, sagt der Innenminister. Ok, vielleicht nicht überall. Aber einige Regionen gäbe es da doch, wo Flüchtlinge künftig in Frieden leben könnten.
Das Problem daran: Nichts davon stimmt. 

Die Bundesregierung verdreht ganz bewusst die Tatsachen, damit ihre Abschiebepolitik wenigstens den Anschein von Rechtmäßigkeit hat. Die Realität in Afghanistan ist nämlich eine völlig andere: Das Land ist in diesem Jahr noch tiefer im Chaos von Bürgerkrieg und Terrorismus versunken. Die Taliban sind auf dem Vormarsch. Die Bundeswehr schafft es nicht mal mehr, deutsche Einrichtungen vor Anschlägen zu schützen. Selbst in den angeblich sichersten Regionen im Norden des Landes liefern sich Milizen täglich Gefechte mit den Taliban. Zivilisten werden auch dort entführt, gefoltert, ermordet. Dies alles weiß die Bundesregierung. Und trotzdem gilt: Hauptsache raus aus Deutschland! Gefahr für Leib und Leben? Egal.
Die Abschiebungen nach Afghanistan, sie sind nicht nur ein klarer Rechtsbruch, sie sind blanker Zynismus. Ein vorweihnachtliches Wahlgeschenk an die Kritiker von rechtsaußen. [….]


Mittwoch, 14. Dezember 2016

Im Comedy-Universum.





Wenn ich als Jugendlicher rumjammerte weil ich etwas tun mußte, wozu ich keine Lust hatte, insbesondere wenn ich rumquakte, weil ich zu irgendwelchen offiziellen Anlässen erscheinen sollte, gab mir meine sehr weise Tante immer den Rat, es käme nur darauf an, wie ich mich zu der Sache einstelle.
Es werde furchtbar, wenn ich mit der Einstellung heranginge, es würde furchtbar werden.

Man kann wirklich an seiner Einstellung arbeiten, wenn es darum geht unangenehme Vorhaben – Zahnarzt, TÜV, Keller aufräumen – zu absolvieren.
Sich einfach nur der eigenen Laune hinzugeben ist die schlechteste Alternative, wenn eine Durststrecke bevorsteht.

Sich emotional so zu kalibrieren auch richtig fiese Begegnungen ohne bedeutenden Cortisol-Ausstoß zu absolvieren gelingt nicht jedem.

Mir fällt es leichter rein rational vorbereitet zu sein. Ich wäge ab, wie schlimm es kommen kann, male mir aus, was noch viel schlimmer wäre und stelle mir meine eigenen Reaktionen auf schlimmste Dinge vor.
Wenn es schließlich wirklich passiert, bin ich wenigstens nicht kalt erwischt.

Meine Methode, auf ekelhafte Gegebenheiten mit einer hilfreichen Einstellung zu treffen, stößt aber bei Donald Trump an ihre Grenzen.
Ich finde keine Einstellung zu dem Thema.
Die Person Trump an sich ist schon so extrem abstoßend, daß ich den Gedanken an ihn als amtierenden US-Präsidenten kaum ertrage.


Lasse ich aber meine Gedanken schweifen, wird es in jeder Hinsicht nur noch schlimmer.
Was bedeutet Trump für die internationalen Beziehungen? Was bedeutet es für den Supreme Court? Für den Klimaschutz? Für die Krankenversicherungen? Für die Waffengewalt? Für die Homohasser der USA? Für das politische Klima im Kongress? Für die Kriege und Bürgerkriege? Für die Flüchtlinge? Für die Kiffer? Für das Verhältnis zur Muslimischen Welt? Für die Umwelt? Für die Energiepolitik?
Dann denke ich an die Subhumanen, die Trump in sein Kabinett beruft. Oder an seine rassistischen Berater. Oder an seine Kinder.

Es ist ein Gefühl in einer Grube aus stinkenden Exkrementen zu schwimmen und mit jeder Bewegung noch tiefer hineingepresst  zu werden.
Es gibt gar kein Licht mehr am Horizont.

Erträglicher könnte Trump nur werden, indem man sich an seine unfassbaren Beleidigungen und Fehltritte gewöhnt.
Das ist in der veröffentlichten US-Meinung bereits zu spüren. Ja, er war ganz fürchterlich im Wahlkampf, aber nun kämen auch seine besseren Seiten zum Vorscheinen, man müsse ihm eine Chance geben.

[…..] Many would like to believe that the vicious, unhinged side of Donald Trump on full display during the campaign — the chilling vituperations, blatant lies, racial insults, violent personal attacks, the alt-right gauleiters he recruited to achieve final victory, all that was simply an act, a skilled showman’s tactic, to get himself elected. Now that the messy, unpleasant phase is over, Trump will revert to his true persona — his rational, coherent. […..]


Wie Herr Lando, glaube auch ich nicht an diese optimistische Sicht.

Sich an Trump zu gewöhnen, halte ich für extrem gefährlich.
Damit gewinnt er. Er ist in unsere Köpfe eingedrungen, wenn wir glauben irgendetwas an dem Mann wäre doch geeignet US-Präsident zu sein.

Wir sollten uns nie an den Wahlsieg des Demagogen gewöhnen, der 2,6 Millionen Stimmen weniger als Hillary Clinton bekam.

Wir müssen seine Machtübernahme und Präsidentschaft als ständige Provokation empfinden, wir müssen ihn kontinuierlich bekämpfen.

Aber wie soll man es emotional aushalten?

Dafür gibt es bisher nur die Comedy, die einen kurzfristig bitter auflachen lässt.