Donnerstag, 3. März 2016

Ganz schlechtes Benehmen



Die Sachsen-CDU des Jahres 2016 reagiert auf den Rechtsextremismus wie die katholische Kirche 2010 auf die Kinderfickerei.

Das jeweilige Problem ist strukturimmanent.
Die Politik der Sachsen-CDU ermöglicht nicht nur, sondern fördert den Rechtsextremismus.
Die Politik der RKK ermöglicht nicht nur, sondern lockt Pädophile regelrecht zu sich.

Und obwohl es seit Jahren überall in der Presse Berichte darüber gab, will die RKK bis 2010 und die Sachsen-CDU bis 2016 von allem nichts gewußt haben.

„Öffentliche Aufrufe zur Gewalt gegen Politiker, Richter und Journalisten. Und dazu jede Menge Applaus. Fast jede Woche gibt es so etwas mittlerweile zu hören - mitten in Sachsen. Guten Abend und willkommen bei Monitor. Ein Flüchtlingsheimchef, der Mitglied der AfD ist, ein Polizeipräsident, der verängstigte Flüchtlinge zu Tätern macht und johlende Bürger, die besoffen applaudieren, wenn ein Flüchtlingsheim in Flammen aufgeht, auch das ist Sachsen. Und plötzlich tun alle ganz entsetzt, als hätten sie von nichts etwas gewusst. Dabei brennen in Deutschland fast täglich Flüchtlingsheime, werden Brandsätze in Schlafzimmer geworfen, finden Hetzjagden auf Flüchtlingskinder statt. Und immer wieder Sachsen. Ausgerechnet das Land, das Dichter und Philosophen wie Kästner, Lessing oder Leibnitz hervorgebracht hat. Aber eben auch Pegida und eine CDU, die die Gefahr von Rechtsaußen jahrelang verharmlost hat.“


Gerne hätte ich jetzt eine Zeitmaschine, um einige dieser Pöbel-Sachsen in die Zeit kurz nach dem Mauerfall zurück zu beamen.

Schon Anfang 1990, also erst wenige Wochen nach dem 09. November 1989 in Berlin und der gewaltigen transnationalen Freude, begannen die Alt-BRDler zu bereuen. Wie man so schön sagt: Die Stimmung kippte.
Sachsen, Thüringer und Brandenburger waren weniger leicht zu integrieren, als man zunächst dachte.

Das Wort „Ossi“ war noch gar nicht geboren. Man sprach von „DDR-Übersiedlern“, die zunächst begeistert empfangen und mit Hilfsbereitschaft überhäuft wurden.
Arbeitgeber, die solche Übersiedler einstellten, bereuten es manchmal ziemlich schnell.

Nie wieder Übersiedler titelte damals der SPIEGEL


Bei Westdeutschlands Arbeitgebern schwindet die anfängliche Begeisterung über die Zuwanderer aus der DDR: Viele, geprägt von sozialistischem Schlendrian und Kommando-Wirtschaft, sind an den neuen Arbeitsplätzen überfordert. Unter den Übersiedlern, vor allem bei den Frauen, steigt die Zahl der Erwerbslosen.
Friedrich Dormann hat sich etwas einfallen lassen. Der Chef des Arbeitsamtes Darmstadt lädt Übersiedler zu einem Motivationskurs ein. Die Teilnehmer sollen vor allem eines lernen: "Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit". Da hätten, sagt Dormann, die Einwanderer aus der DDR "besondere Defizite". [….] [….]
(DER SPIEGEL 19.02.2016)

Da sage noch mal einer Geschichte wiederhole sich nicht.

Die Typen in Ostdeutschland, die heute am lautesten gegen Bürgerkriegsflüchtlinge polemisieren, auf die Straße gehen und Asylunterkünfte anstecken, waren vor einem Vierteljahrhundert selbst eine schwer zu integrierende Masse, die unsereins alle Geduld abforderte.

Der Unterschied zu damals ist allerdings, daß die Wessis des Jahres 1990 niemals gewalttätig wurden, nicht tausendfach Übersiedlerunterkünfte angriffen, lautstark auf der Straße Anti-DDR-Übersiedler-Parolen grölten.

Die frühen Ossis waren zwar oftmals anstrengend, wurden aber geduldig behandelt.
Darüber hinaus ließen sich die damaligen Alt-Bundesrepublikaner die Integration von 17 Millionen DDR-Bürgern richtig was kosten.
Zwei Billionen Euro wurden investiert – und auch, wenn man es kaum glauben mag: Es hat sich offenbar gelohnt. Deutschland profitierte ökonomisch gesehen von den armen und unwilligen Zuwanderern.

2016 ist die Lage natürlich etwas anders. Die Zuwanderer, die jetzt nach Deutschland kommen sind sehr viel weniger und sie sind hochmotiviert.
Und vor allem können sie sich sehr viel besser benehmen. So wie es vor 25 in Übersiedlerheimen zuging, ist es heute nicht.

[…] In Westdeutschland kocht Haß auf die DDR-Übersiedler hoch. Die Staatenwechsler werden zunehmend als Konkurrenten auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt betrachtet. Vor allem in den Fluren der westdeutschen Sozialämter entlädt sich der Zorn auf die Zuzügler. Ein Beamter: "Wir sind froh, wenn das Mobiliar heil bleibt."
[…] [Übersiedler Martin] Laubsch [43, aus Neuruppin haust] unter erbärmlichen Umständen in einer dringend renovierungsbedürftigen Turnhalle im Zentrum von Bochum. Jeden Tag kommt es in dem Notquartier zu Streit und Schlägereien, und nachts kann der Mann kaum schlafen, weil Betrunkene krakeelend durch die Gänge torkeln. Laubsch: "Es ist die Hölle."
[…] Im Westen wären viele heilfroh, wenn Leute wie Laubsch endlich dahin zurückgingen, woher sie gekommen sind: Bei den Bundesbürgern macht sich zunehmend Angst breit, daß diejenigen, die nun Woche für Woche zu Tausenden mühelos die Grenzen passieren, das westdeutsche Sozialsystem sprengen und den Wohnungs- und Arbeitsmarkt zum Kollabieren bringen.
Wie bedrohliche Wasserstandsmeldungen rücken die Tageszeitungen wöchentlich die aktuellen Übersiedlerzahlen ein: In der ersten Februar-Woche etwa wechselten 14 500 Ostdeutsche nach Deutschland-West, vorletzte Woche waren es, trotz Aussicht auf Wiedervereinigung samt Währungsreform, immer noch 11 800; im Februar werden kaum weniger kommen als im Januar - rund 58 000, die Bevölkerung einer Stadt wie Lüneburg.
[…] Wohl nur noch in "Baracken-Gettos am Rande der Großstädte", glaubt Bernhard Happe, Sozialdezernent beim Deutschen Städtetag, ließen sich die Massen aufnehmen, die bis Ende 1990, bei erstmals ganzjährig geöffneten Grenzen, erwartet werden: nach vorsichtigen Schätzungen 1,5 Millionen Neubürger, nach pessimistischen Prognosen weit über zwei Millionen.
[…][…][…][…][…][…][…][…][…] "Wir halten dieser Belastung nicht mehr stand", gibt Gerd Stille, Bürgermeister im niedersächsischen Rodenberg, die Stimmung in seiner Gemeinde wieder: "Hoffentlich wird die Mauer bald wieder dichtgemacht."

Mittwoch, 2. März 2016

Erste Erkenntnisse aus dem Super-Tuesday.



Was für eine Nacht!

Zehn Stunden US-Wahlkampfberichterstattung und ich lebe immer noch.
Dabei habe ich deutlich mehr republikanische Gesichter ertragen, als es der Gesundheit zuträglich ist.

Trump gewinnt in Alabama, Arkansas, Georgia, Massachusetts, Tennessee, Virginia und Vermont. Die Parteiführung mag ihn immer noch nicht, ist aber andererseits auch nicht in der Lage eine Alternative zu präsentieren.
Sieben Jahre Teabagging und Fundamentalopposition haben die einst so stolze GOP in einen Witz verwandelt. Ein Haufen erratischer Extremisten, die keiner Vernunft mehr zugänglich sind.

Die Republikaner seien nun "die Partei Trumps", schreibt die "New York Times". Keine Revolution - ein Putsch: Trump profitierte von einem zersplitterten Feld aus Kandidaten, die kaum mehr gegen die Delegierten-Mathematik ankommen können, auch wenn sie ein paar Achtungssiege erzielten. Die Partei stellt das vor eine extrem schwierige Wahl: Entweder sagt sie sich von Trump los und riskiert ihre Spaltung. Oder sie solidarisiert sich mit dem Geiselnehmer - und riskiert ihre Unwählbarkeit im November.

Es waren mal 17 GOP-Kandidaten im Rennen.
Das erinnert mich übrigens an den größten Witz des Jahres; Ted Cruz sagte gestern über das Feld der republikanischen Kandidaten:

 We are blessed with a deep, talented, honorable field

Damit komme ich zu meiner persönlichen Haupterkenntnis des Abends.
Ja, Trump ist eine nahezu unerträgliche und verabscheuungswürdige Person, aber vor die Alternative gestellt, ob Trump oder Cruz US-Präsident sein sollte, würde ich mich für Trump entscheiden.
Cruz ist noch fanatischer und hasszerfressener und somit gefährlicher.


Sein unerträglich selbstzufriedenes Gesicht und dieses abartige Pathos während er seinen Hass auskübelt, ist schlimmer als Palin und Bachmann zusammen.

Marco Rubio, der gestern seinen ersten mickrigen Sieg (Minnesota) holte, erschien mir bei seinen Erklärungsversuchen wieso er der erfolgversprechendste Kandidat wäre ebenfalls nicht unbedingt als jemand, den man Trump vorziehen würde – und ich würde im Oval Office lieber einen Schimpansen als Donald Trump sehen.
Bei diesen megaerfolgreichen Youtubern gibt es immer wieder das alte „Fuck-Marry-Kill“-Spiel. Wendet man es auf die GOPer-Trio Trump, Cruz und Rubio an, wird es schwierig. OK, killen würde ich Cruz. Aber dann?

Gestern immerhin warben alle drei unter maximalen Schleimausstoß um Unterstützung. Nur sie könnten die Partei einen und daher sollten die anderen Kandidaten bitte sofort aufgeben und sich hinter ihn stellen.

Auch in dieser Disziplin war Cruz der unerträglichste Heuchler.

"For the candidates who have not yet won a state, who have not racked up significant delegates, I ask you to prayerfully consider uniting," Cruz said, after congratulating Trump on his victories. "For those who have supported other candidates, we welcome you on our team standing as one."

Cruz ging Donald Trump hart an. Angriffsfläche gibt der Lügen-Milliardär schließlich genug.
Auch andere Republikaner hatten Trump zuvor kritisiert und hinterließen ein „graveyard of elephants“; wieso also hatten Cruz und Rubio sechs Monate lang Trump nur freundlich zugegrinst und nie einen Ton über den Mann gesagt, den sie jetzt auf einmal als „absolutes Desaster für Amerika“ ansehen?
Die Frage stellte CNN-Frau Dana Bash dem Texanischen Senator nach dessen Siegesrede.
Cruz hatte natürlich keine Antwort, mäanderte aber kaum herum, sondern ignorierte die Frage und spulte stattdessen wortwörtlich noch einmal die Sätze ab, die er gerade zuvor auf dem Siegerpodium aufgesagt hatte.

Nicht nur Rubio ist ein Sprechautomat, der stoisch das aufsagt, was man ihm aufschreibt. Cruz ist nicht besser.

Eine neue Bestmarke der Erbärmlichkeit setzte übrigens Chris Christie, der demnächst seinen gemütlichen Gouverneursposten in NJ loswird, auf Bundesebenen nicht überzeugen konnte und nun schleimspurziehend auf den Knien hinter Trump her rutscht, um sich den Posten des Running mates zu ergattern.

Chris Christie, [Trumps] Ex-Rivale, der seit seinem Ausstieg aus dem Rennen auf wundersame Weise zu Trumps größtem Fan mutiert ist. Christie, der Gouverneur von New Jersey, liest ein paar Sätze vom Blatt ab. "Donald Trump vereint die Partei", sagt er nüchtern. "Dies ist ein großer Abend für Amerika." Er wirkt dabei wie eine Geisel, die vor der Kamera sagen muss, dass die Entführer gar nicht so schlimm sind, wie alle glauben.
Man muss dazu wissen, dass Christie sich bis vor Kurzem für den größten Politiker seit Abraham Lincoln gehalten hat. Eigentlich sogar für einen noch größeren. Gut, besser, Christie. So sah er die Welt. Jetzt macht er die Vorgruppe für jemanden, der seinen Beruf gerade erst lernt. Es ist ein bemerkenswertes Beispiel politischer Selbstverzwergung und ein Beleg dafür, wie dramatisch Donald Trump die Verhältnisse bei den Republikanern verändert hat.

Die eigentliche Frage ist natürlich was das bloß für Menschen sind, die sich jubelnd und grölend für Trump engagieren und dabei die GOP aufbauen, stärken und vergrößern?

Die enorme Wahlbeteiligung bei den Republikanern rührt aus verschiedenen Quellen.
Einerseits sind da die halbwegs zurechnungsfähig gebliebenen Parteisympathisanten, die nur wegen Trump zu den Vorwahlen gehen, um ihn zu verhindern.
Des Weiteren gibt es völlig Politikferne, die sich an dem Gedanken ergötzen, daß ein Nicht-Politiker, ein Prolet wie jeder gemeine Redneck den Etablierten mal so richtig einheizen könne.
Die dritte große Gruppe der Trump-Wähler besteht aus nicht registrierten Demokraten, die annehmen ein Clinton-Wahlsieg gelänge am einfachsten gegen Trump, so daß man der GOP am meisten schade, indem man die Apfelsine mit der irren Föhnfrisur zur Kandidatur verhelfe.

Nur eins kann man wohl ausschließen:

Rationale Menschen, die aus rein inhaltlichen Gründen Trump für einen geeigneten US-Präsidenten halten, gibt es vermutlich nicht.


Dienstag, 1. März 2016

Impudenz des Monats Februar 2016



Vorbemerkung:

Nachdem gestern Marco Rubio, der möglicherweise in zehn Monaten der mächtigste Mensch der Welt sein könnte, andeutete Donald Trump habe einen kurzen Penis, frage selbst ich mich, ob das Niveau noch zu unterbieten ist.

Just when it seems like the GOP presidential primary couldn’t possibly sink even lower into the mud, Florida senator Marco Rubio has proven he’s up to the challenge. During a campaign appearance in Virginia, the candidate insinuated that opponent Donald Trump has a small penis.
Trump’s digits have been dubbed “shrimp fingers” by Washington Free Beacon blogger Andrew Stiles, but the observation isn’t new. Desparate for a way to insult Trump, Rubio has reached for gossip and innuendo.
After Trump called his opponent “Little Marco Rubio” on Twitter yesterday, Rubio fired back during his rally after acknowledging that Trump is taller than he is. Rubio pointed out Trump’s unusually short fingers and then followed it up with a sharp jab below the belt.
“And you know what they say about guys with small hands,” the senator said.
As the crowd laughed uneasily, Rubio delivered his punchline. “You can’t trust ’em!”

Was treibt Millionen Amerikaner dazu solche Typen ernsthaft für das Oval Office in Betracht zu ziehen, ihnen die nuclear codes zu überlassen?
Jedem auch nur halbwegs normalen Menschen fehlt es an Verständnis für die wahnsinnigen, hysterischen Lügner von der GOP.

Abgesehen von der offensichtlichen Antwort auf diese Frage, nämlich generelle, vollständige und umfassende Verdummung, scheint mir Angst die plausibelste Erklärung zu sein.
Diese ultrakonservativen GOPer sind kollektiv von professionellen Angstmachern gebrainwashed worden.
Sie glauben, daß man ihnen die Waffen wegnimmt, ihre Kinder in den Schulen verschwult, ihnen atheistischen Unsinn eintrichtert, daß die bösen Russen/Mexikaner/Syrer sie überrollen, daß man ihnen die Heimat wegnimmt.

In der SZ von heute befindet sich auf s.3 eine ganzseitige Reportage von Sacha Batthyany aus dem stramm konservativen Ort Amarillo in Texas.
Es ist durchaus ganz aufschlussreich das zu lesen. Die Typen leben im totalen Informationsinzest.
Die kennen gar keine anderen Meinungen. Alle Kinder werden per homeschooling mit Bibel und Waffen indoktriniert und dazu gibt es ausschließlich ultrakonservative Radiosender, Blogs und FOX-News, die den ganzen Tag erklären, daß Obama ein bösartiger Muslim ist. Die glauben das wirklich und sehen ihr Land unmittelbar vor dem Untergang.
Die Überschrift der Reportage heißt folgerichtig „Höllenangst!“.


Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.

Diesen Monat geht es um die Genderphoben.
Ähnlich unverständlich wie die US-Republikaner sind mir die fundamentalchristlichen Gruppierungen, die Kuby, Kelle und Beverfoerde hinterherlaufend den Untergang des Abendlandes beschwören, weil die althergebrachten Geschlechterrollen womöglich etwas aufgeweicht werden könnten.
Männer, die Kinder wickeln, Frauen, die Bundeskanzler werden, männliche Kindergärtner, weibliche Kapitäne zur See, Krankenpfleger mit Vollbart, Chefärztinnen mit Busen, Sekretäre im Anzug, siebenfache Mütter als Verteidigungsministerin, Kosmetiker mit behaarten und muskulösen Unterarmen, Gefängniswärterinnen.

Menschen mit geringen Selbstwertgefühl, ängstlicher Persönlichkeit und minderer Intelligenz werden davon zutiefst verunsichert.

Und dann auch noch die unsägliche Sex-Sache.
Jungs küssen Jungs und werden dafür nicht mehr verprügelt, eine Bundesministerin heiratet eine Frau und selbst die konservative CDU nimmt das kaum zur Kenntnis.

Normale Menschen können sich kaum davon bedroht fühlen, wenn fünf bis zehn Prozent der Deutschen etwas weniger diskriminiert werden, ja, normale Menschen begrüßen das sogar.
Nicht so die katholischen Tradis und evangelikalen Fundis.
Sie sehen ihre Welt in den Angeln erschüttert.
Aus ihrer Sicht sind mangelnde Homodiskriminierung, KITAS und berufstätige Frauen Zeichen des Zerfalls.
Und tatsächlich erodiert ihre Welt insofern, daß sie ihre Doppelmoral und Bösartigkeit nicht mehr auf alle Bereiche der Gesellschaft ausstrecken können.

Wie die waffenstarrenden Republikaner aus Amarillo rüsten sich die deutschen Genderkämpfer für das vermeidlich letzte Gefecht, stemmen sich gegen den Lauf der Zeit.
Unter der perfiden Überschrift "Demo für Alle" poltern diese unsäglichen Intoleranten wider die Menschenrechte, plädieren für die so lang praktizierte Grausamkeit.
Mächtige Fürsprecher gibt es immer noch. Papst Franziskus nennt den Genderismus angeblich „dämonisch“.

Dankenswerterweise beschreibt Wolfgang Brosche ausführlich wie die neuen Homohasser/Genderfighter ideologisch aufgestellt sind.
Die meisten sammeln sich hinter der rechtskatholischen Gaby Kuby.

[….] Die fanatische Konvertitin, die hier ihre sexualpanische Weltsicht ausbreitet, durchwoben von einem erschreckenden Haß auf Vernunft, Aufklärung (hinter die sie zurück will) versucht auf über 400 Seiten zu beweisen, daß seit der Aufklärung die Homosexuellen mit Hilfe von Feminismus und „Gender“ die gesamte westliche Welt zerstören möchten – daß sie sich, nach ihrer Meinung besonders auf Kinder kaprizieren, um sie zu verderben, ist selbstverständlich.
Wie weit Kuby in einen rechtskatholischen Verfolgungswahn abgerutscht ist  (der dann auch wieder neue Verfolgungen rechtfertigen wird) zeigt diese völlig enthemmte Fanatikerin mit einem Hinweis auf eine noch widerlichere antihomosexuelle Kampfschrift: Scott Livelys „Pink Swastika“.
Dieses schändliche Buch eines evangelikalen Predigers fantasiert sich eine homosexuelle Nazielite zusammen, die die Welt mit Homosexualität verderben wollte. Mit solch wahnwitzigem Unsinn gibt sich Lively allerdings nicht zufrieden: als Rechtsanwalt hat er mitgearbeitet an den Ugandischen Gesetzen zur Strafbarkeit der Homosexualität, die im Endeffekt auf die Todesstrafe hinausliefen. Nur internationaler Protest und die Drohung Entwicklungshilfe einzustellen, haben diese Unternehmung vereitelt. Trotzdem gibt es in Uganda  hohe Gefängnisstrafen für Homosexualität.
Gemeinsam mit Lively nahm Kuby auch an einem ausgerechnet von Vladimir Putin im Kreml veranstalten Familienkongreß im Jahre 2012 teil. Seitdem bewundert sie die russische antihomosexuelle Gesetzgebung und tourt mit ihren antihomosexuellen Vorträgen durch die illiberalen Demokraturen des ehemaligen Ostblocks, um sie vor der homosexuellen Dekadenz des Westens zu bewahren. [….]

Im hohen katholischen Klerus dieses Landes gibt es höchstwahrscheinlich Unterstützer dieser Position, aber nachdem ihr Förderer und Chefschwulenhasser Ratzinger ausgedient hat, seit Müller in Rom und Meisner in Rente ist, seit Tebartz-van-Elst und Mixa ihre deutschen Bistümer loswurden, traut sich offenbar keiner mehr recht aus der Deckung. Sogar Overbeck ist verdächtig still und Kardinal Woelki, der überraschend früh den Karrieregipfel erklomm, mag sich auch nicht mehr wie sein fanatisierter Vorgänger gegen ganz Köln stellen.

Und so komme ich zur Impudenz des Monats Februar 2016.
Es ist das homophobe Aushängeschild des fiesen Frauentrios aus Beverfoerde, Kelle und Kuby, der absolute Rechtsaußen des österreichischen Episkopats, der Salzburger Weihbischof Andreas Laun.


Der bizarre Bischof entwickelt sich zur neuen Gallionsfigur der Homophoben.
Unter einem zünftigen Nazivergleich macht es der vollbärtige Otter nicht.

[….] Der katholische Salzburger Weihbischof Andreas Laun soll laut einem Bericht der Online-Ausgabe des deutschen Schwulen-Magazins "Männer" im vergangenen November bei einem Vortrag im deutschen Trappisten-Kloster Mariawald (Nordrhein-Westfalen) das Tolerieren des Engagements Homosexueller gegen Homophobie mit dem Schweigen zu den Verbrechen der NS-Diktatur verglichen haben.
Einer Zusammenfassung seines Vortrags auf der Internetseite der Abtei zufolge verglich Laun sexuelle Vielfalt mit Krankheit und kritisierte zunächst die heutigen "Gender-Ideologien": "In der verordneten Freiheit, sexuell alles auszuprobieren, gebe es keine Freiheit, diese abzulehnen." Gender-Mainstreaming sanktioniere unerbittlich alle, die sich nicht fügten. "Ärzte und Psychologen, die Menschen helfen wollen, die unter ihrer Homosexualität leiden, müssen damit rechnen, entlassen zu werden. Und ein Hotelbesitzer habe sein Haus verloren, weil er einem 'Homoduo' kein Zimmer für dessen 'Flitterwochen' habe vermieten wollen", wird der Weihbischof zitiert.
Warum wehre sich dagegen keiner, sagte Laun in der mittlerweile von der Homepage des Klosters entfernten aber der APA vorliegenden Zusammenfassung der Rede, und verglich das Schweigen mit dem Schweigen der Menschen angesichts der Verbrechen der NS-Diktatur. "Man werfe der Eltern- und Großelterngeneration immer wieder vor, gegenüber den Untaten der Nazis geschwiegen zu haben. Damals sei es lebensgefährlich gewesen zu reden. Heute sei es noch nicht lebensgefährlich, und die meisten schwiegen trotzdem." [….]

Klar, dass die frommen Furien aus Stuttgart diesen Mann zu sich einluden.
Und Laun lieferte.

[….] In Stuttgart haben sich am Sonntag erneut erzfromme Christen und Aktivisten von konservativ über rechtspopulistisch bis rechtsextrem zur "Demo für alle" versammelt. Zu dem bereits siebten Protest der früher direkt aus dem Haus der AfD-Europaabgeordneten Beatrix von Storch organisierten und inzwischen offiziell eigenständigen Bewegung kamen rund 4.500 Teilnehmer aus der ganzen Republik, knapp 500 weniger als zur vorherigen Demo im Oktober.
Dafür konnte die "Demo für alle" erstmals geradezu himmlischen Beistand auffahren: Der Salzburger Weihbischof Andreas Laun, seit Jahren ein erbitterter wie lautstarker Gegner von LGBT-Rechten, wählte auch in Stuttgart gewagte Vergleiche: Die "Gender-Ideologie" sei eine "neue, hochgefährliche Lüge" wie einst der Kommunismus und der Nationalsozialismus. "Die nächste Diktatur könnte sich andeuten!", warnte er die Menge.
Er habe den Papst gefragt, was er von dieser Ideologie halte – wenn schon Namedropping, dann richtig! Die "Gender Ideologie" sei "dämonisch", habe der Papst kurz und knapp geantwortet. Von "teuflisch" sprach auch Laun selbst: Kinder sollten "mit den Mitteln der Verführung und Gewalt (…) umerzogen und gehirngewaschen werden", beklagte er. "Es ist Zeit, dass wir uns wehren." Er verwies dabei auf die überkonfessionelle "Salzburger Erklärung" gegen die "Bedrohung der menschlichen Geschöpflichkeit". Zum Schluss sagte er zum grölenden Platz: "Gott segne Sie alle!" [….]

Etwas schwierig wird es, sich den Angst-Mann in direkter Rede anzuhören.
Ähnlich wie sein schwulenhassender Kollege Erzbischof Haas ist auch Laun ein grotesk schlechter Entertainer, der mit abstoßender Physiognomie eher Lacher als Applaus verursacht.
Wenn dieser Geront mit Rauschbart in seinem bunten Kleidchen ans Pult tritt, denke ich immer an schlechte Satiren von irgendwelchen CSD-Feiern.


Hier erleben wir das klassische Kalkofe-Buschor-Problem: Beides ist so grotesk, daß es unvorstellbar scheint einer von beiden könnte ein echter Pfaff sein.

Als ich mir das Laun-Video heute angesehen habe, zweifelte ich mal wieder daran, daß der Mann "echt" ist.
Müßte der sich nicht irgendwann lachend den falschen Bart abreißen und sich als Postillon- oder Titanic-Redakteur zu erkennen geben?

Diese Satire ist so derartig überzeichnet, daß es schon wieder unlustig wird.