Freitag, 7. August 2015

So nicht, SZ!



Oh Herr Jesus!  Kurt Kister und Heribert Prantl haben aus unerfindlichen Gründen wieder Matthias Drobinski von der Leine gelassen, um zu demonstrieren, daß auch Deutschlands beste überregionale Zeitung, die SZ, durchaus eindrucksvoll darstellen kann, wie Journalismus NICHT sein sollte:
Distanzloses, liebesdienerisches Stichwortgeben statt eines Interviews.

Das ist einer der von mir immer wieder beklagten Presse-Missstände.
Alle Kirchenthemen werden von frommen Gläubigen behandelt.
Dafür hat Springer Badde und Englisch, der Tagesspiegel die unvermeidliche Claudia Keller, die Zeit Frau Finger und die SZ eben Matthias Drobinski.
(Matthias Matussek vom SPIEGEL lasse ich in dieser Aufzählung mal außen vor, weil er erstens absolut nicht zurechnungsfähig ist und zweitens wenigstens nicht der einzige Kirchenfuzzi der Hamburger ist)
Man stelle sich vor über die CDU würden nur noch CDU-Mitglieder schreiben. Oder nur noch Soldaten über die Bundeswehr. 

Geht es um die Grundfrage des Christentums in Deutschland – was geht da eigentlich so sagenhaft schief, daß jedes Jahr Hunderttausende aus der Religionsgemeinschaft flüchten, während aus anderen Kontinenten ein reger Zulauf herrscht – wird es bei den großen Zeitungen ganz gediegen.

Schon vor zwei Jahren blamierte sich der fromme SZ-Theologe mit einem verbrämlichen Interview des damaligen deutschen RKK-Chefs Zollitsch.

Ich staune immer wieder über die Naivität von schreibenden Christen. Drobinski steigt hier regelrecht auf Käßmann-Niveau herab.

Mitten im Sommerloch souffliert der katholische Theologe aus Gießen nun dem Religionssoziologen Dr. Dr. Detlef Pollack, 59, aus Münster.
Der Professor soll dem frommen SZ-Redakteur erklären wieso die Kirchen so viele Mitglieder verlieren.

Die katholische Kirche verzeichnete einen Rückgang von 230 000 Gläubigen, die evangelische Kirche von 410 000 - das zeigen neue Zahlen.

Der Erkenntnisgewinn ist kaum messbar, da sich beiden Männern gar nicht erst die Frage stellt, ob es positiv sein könnte, wenn Menschen die Kirchen verlassen.
Beide sind perspektivisch so verengt, daß sie es als ganz selbstverständlich voraussetzen die Kirchenaustritte zu bedauern.
Es geht in beider Denken nur darum FÜR die Kirchen zu argumentieren.
Gänzlich ungeniert stellt Drobinski Fragen, die offensichtlich von strenggläubigen naiven Messdienerchen erdacht wurden:

MD: Dabei tun die Kirchen viel, um Mitglieder zu halten. Das hilft nichts? Nicht einmal der nette Papst Franziskus?

DP: Das alles hilft wenig. Es kommt gar nicht so sehr darauf an, was die Kirchen tun, wie sie öffentlich präsent sind, was ihre Repräsentanten sagen. Die Zahl der Austritte macht sich meist an Faktoren fest, die gar nichts mit den Kirchen zu tun haben.

MD: Zum Beispiel die Einführung des Solidaritätszuschlags 1992 oder jetzt die Reform der Abgeltungsteuer.

Man muß sie lieben, die Religioten! Da beklagen beide Kirchenaustrittsgründe, die gar nichts mit den Kirchen zu tun hätten und nennen als Beispiele die horrenden Mitgliedbeträge von über 10 Milliarden Euro, die jedes Jahr einkassiert werden. Was könnte MEHR mit der Kirche zu tun haben, als ihre Raffgier, die in Deutschland sogar so weit geht, daß man automatisch exkommuniziert wird, wenn man nicht zahlen will?
Hätte Drobinski nicht so einen fanatischen Tunnelblick, würde er nun auf die 99% der Staaten verweisen, in denen die Kirchen keine Zwangsgebühr vom Staat eintreiben lassen.
Drobinski stehen beim Fragen die Tränen in den Augen… O Gottogottogoott! Wo soll das alles nur hinführen??? Sind nicht vielleicht die bösen Atheisten und Religionsfeinde an allem schuld? Kirchen selbst machen ja keine Fehler.

MD: Andere Dinge sind wichtiger geworden?

DP: Das ist ein zentrales Motiv für den Kirchenaustritt. Andere Lebensbereiche zählen mehr: der Beruf, die Familie, Freizeit. Wenn wir fragen, was den Leuten wichtig im Leben ist, liegt die Religion ziemlich weit hinten. Die Abkehr von Religion und Kirche ist weniger ein entschiedener Schritt als ein schleichender Prozess.

MD: Viele Kirchenvertreter beklagen eine zunehmende Religionsfeindschaft.

DP: Das gibt es. […]

MD: Wo wird dieser Prozess hinführen?

DP: Die Kirchenmitglieder werden zur Minderheit, auch im Westen. Unter den Jugendlichen in Westdeutschland verstehen sich nur noch 50 Prozent als Kirchenmitglieder. […]


Drobinski befürchtet nun das Schlimmste:

MD: Wie sehr wird der Islam die religiösen Landschaften in Deutschland verändern?

DP: Bei Muslimen ist die Bindung an die Religion wesentlich stärker als bei Christen, auch unter den Jugendlichen. Die spannende Frage ist, welche Auswirkungen das aufs Christentum haben wird, ob das dort einen Selbstbesinnungsprozess auslöst, ob man sich wieder stärker an die eigene Religion bindet.

[…]
MD: Die Christen werden lasch, die Muslime frommer - werden da die Konflikte zwischen säkularer Mehrheit und religiös gebundener Minderheit zunehmen?

DP: […] Und ja, da sind Spannungen zu befürchten, auch innerhalb der muslimischen Gemeinschaft.

MD: Welche Auswirkungen werden diese Wandlungsprozesse auf das gegenwärtige Staat-Kirche-Verhältnis haben?

DP: Das Staat-Kirche-Verhältnis steht vor ganz großen Herausforderungen. Das Religionsrecht muss die muslimischen Gemeinschaften integrieren, es muss sich in einer Gesellschaft bewähren, in der die Christen langfristig nicht mehr in der Mehrheit sind. Aus meiner Sicht wären die Kirchen gut beraten, dieses Feld offensiv anzugehen. […]

Jetzt ist Drobinski völlig fertig und stellt die Frage der Fragen – sein absoluter Alptraum:

Und am Ende steht die Trennung von Kirche und Staat?

Na hoffentlich wird es zu so etwas Verfassungsfeindlichen niemals kommen, Herr SZ-Redakteur!

Man sieht, daß nicht nur das erbärmliche geistige Niveau der Theologen und Geistlichen die Menschen in den Kirchenaustritt treibt. Die Kirchen-affinen Politiker wie Nahles (liebt nur Jesus noch mehr als die Eifel) regen ebenfalls den Fluchtimpuls an.
Und wie eben gesehen, die frommen Kirchenjournalisten sind genauso schwach. Intellektuelle Leerstellen.
Wer so über Kirche schreibt, muß sich nicht wundern, daß diejenigen, die ihr Gehirn benutzen, aus den Vereinen austreten wollen.

Schließlich leidet die Evangelische Kirche nachhaltig unter dem intellektuell dürftigen Niveau ihrer Top-Kleriker.
Offensichtlich wird jeder, auch wenn er in der Schule nur Singen und Klatschen belegt hat, zum Theologiestudium zugelassen und umso schneller zum Pastor gemacht, je mangelhafter seine Allgemeinbildung ist.
(…….)
Möglicherweise ist es tatsächlich so, daß der intellektuelle Niedergang der evangelischen Theologie, der in Huber und Käßmann ihre Apotheose fand, die eigentlich noch absurderen Katholiken (Zölibat, Primat des Papstes, Frauen-Ausschluss,..) in Relation gut dastehen läßt.

Im aktuellen SPIEGEL (15/2015 vom 04.04.2015) gibt es ein vierseitiges Doppelinterview mit dem EKD-Chef Bischof Heinrich Bedford-Strohm und dem Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster unter anderem zum Thema „militanter Islam“.
Gratulation auch an die morialogische Glanzleistung des SPIEGELS zum Thema Gewalt im Islam von Juden und Christen nur ÜBER den Islam zu sprechen und nicht MIT ihm; ein muslimischer Vertreter darf gar nicht erst mitreden.
An einen Humanisten oder Atheisten wird ohnehin gar nicht gedacht.
Die Redakteure Frank Hornig und Katja Timm stellen die üblichen harmlosen Fragen nach Integration und Glaubensferne.
Ein Freifahrtschein für die beiden Top-Religioten zu überzeugen und für sich zu werben.
Schuster, als Vertreter einer in Deutschland sehr kleinen Minderheit schlägt sich nicht schlecht, fällt zumindest nicht durch besondere Doofheiten auf.
Aber der Nachfolger von Huber, Käßmann und Schneider gibt Plattitüden von sich, daß man immerhin wunderbar Heinz-Werner Kubitzas Essay wider die Theologie als „Wissenschaft“ bestätigt bekommt.
Bedford-Strohm ist Professor und demonstriert eine Anti-Intellektualität, daß er jeden Denkenden aus der Kirche treiben muß. (…..)

(……….) Der Niedergang des deutschen Protestantismus ist vermutlich unaufhaltsam.
Der Grund ist, daß es einfach keine sympathischen Führungspersönlichkeiten in der EKD gibt.
Die Laien werden von Politikern dominiert, die sich aus dem unsympathischsten Bodensatz ihrer jeweiligen Parteien rekrutieren: Volker Kauder, Hermann Gröhe, Günther Beckstein, Kathrin Göring-Kirchentag, Irmgard Schwätzer (FDP), Christoph Matschie (SPD), Kerstin Griese (SPD), Josef Philip Winkler (Grüne), Pascal Kober (FDP) oder Stefan Ruppert (FDP) sind die schlimmen Namen.

Bei den Theologen der EKD sieht es sogar noch düsterer aus: Huber, Schneider, Käßmann, Bedford-Strohm oder gar Petra Bahr heißen die Menschenschrecker, die meistens in die Talkshows geschickt werden.
Kein Wunder, daß die Gläubigen schneller aus der EKD flüchten als aus der zölibatären Kinderficker-RKK. (………….)

Konsequenterweise wurde Plapperista Käßmann als BILD-Kolumnistin genau dort geparkt, wo sie intellektuell hingehört  - bei F.J. Wagner und Kai Diekmann.
Wenn man es gut mit der EKD meint, könnte man hoffen, daß Käßmann bei der enthirnten BamS-Leserschaft auch keinen Schaden mehr anrichten kann.