Samstag, 13. April 2019

Wenn konservative Geistliche nicht konservativ genug sind.


Klerikale Hierarchien und göttliche Autorität sind eine prima Sache für obrigkeitshörige Konservative.
Faschistoide Regime wie Francos Spanien, Hitlers Deutschland, Tisos Slowakei oder Mussolinis Italien haben daher immer gern den Segen der katholischen Kirche in Anspruch genommen, sich zusammen mit dem höchsten Klerus gezeigt, um ihre höhere Rechtfertigung zu demonstrieren.


Heute lassen sich Top-Klerikale immer noch genauso gern für menschenfeindliche Autokraten einspannen.
Der russische Patriarch Kyrill ist der wichtigste Unterstützer Putins, die amerikanischen Evangelikalen stehen fest zu ihrem rassistischen Trump.
Die Katholische Kirche ist die eifrigste Unterstützerin der antisemitischen, xenophoben Orban-Regierung und des Assad-Killer-Regimes.
Robert Mugabe, Massenmörder, Terrorherrscher und von 1987 bis 2017 Präsident von Simbabwe, ist so ein übler Verbrecher, daß er aus dem Commonwealth ausgeschlossen wurde und in ganze Europa mit Einreiseverbot belegt wurde.

(….) Mugabe, Hitler, Franco, Mussolini, Eichmann, Kaltenbrunner, Pater Murphy, Pater Macial – diesen an sich guten Menschen war das päpstliche Wohlwollen stets sicher. Ihnen half die RKK auch der irdischen Justiz zu entkommen.

Beauftragt von Pius XII organisierte Giovanni Batista Montini (später Papst Paul VI) die Flucht von Nazi-Schlächtern nach Argentinien.
Eichmann schlüpfte unter dem Schutzmantel des Vatikans nach Südamerika.

Als der Organisator des Holocaust 1960 von Israelis aus Buenos Aires entführt wurde, protestierte der argentinische Kardinal und Leiter der Katholischen Aktion, Antonio Caggiano:

"Es ist unsere Christenpflicht, ihm zu verzeihen, was er getan hat."

6 Millionen Menschen umbringen ist also aus katholischer Sicht nicht nur theoretisch verzeihbar, sondern es ist sogar ChristenPFLICHT so eine Petitesse zu verzeihen.

Anders als Hitler und die Nazis, verdammte Pius XII Hitlers Gegner mehr als deutlich. Beispielsweise in der Enzyklika „Divini Redemptoris“ (am 19. März 1937 veröffentlicht).

Die "acta apostolicae sedis", die Gesetzessammlung des Heiligen Stuhls vom Juni 1949 machte die Exkommunikation der Kommunisten und ihrer Anhänger aktenkundig und offiziell.

Die Weisung des Vatikans lautet: Kein Katholik kann Mitglied einer kommunistischen Partei sein oder sie begünstigen. Kein Katholik darf Bücher, Zeitungen oder Zeitschriften veröffentlichen, lesen oder verbreiten, in denen die kommunistische Doktrin verkündet wird. Jeder Katholik, der die materialistische und antichristliche Lehre des Kommunismus verkündet, sie verteidigt oder gar verbreitet, verfällt als Abtrünniger des katholischen Glaubens der Exkommunikation.
(DER SPIEGEL)

Der unfehlbare Papst definiert „kommunistische Erzsünder“ als Intellektuelle und KP-Propagandisten, die automatisch exkommuniziert sind.

Mitglieder der katholischen Kirche blieben hingegen Adolf Hitler, Heinrich Himmler, Reinhard Heydrich, Rudolf Hoess, Julius Streicher, Fritz Thyssen, Klaus Barbie, Leon Degrelle, Emil Hacha, Ante Pavelic, Konrad Henlein, Pierre Laval, Franco, Mussolini, oder Josef Tiso.

Das ist die Realität der Heiligen Römisch-katholischen Kirche.
Die Befreier von Ausschwitz, die Rote Armee, wurden verdammt und exkommuniziert, aber der Lagerkommandant Rudolf Hoess, sowie der Megasadist Josef Mengele blieben Mitglieder der RKK.

Nach 1945 half der Vatikan den Massenmördern des Jüdischen Volkes der Justiz zu entkommen.

Adolf Eichmann, Alois Brunner, Dr. Josef Mengele, Franz Stangl (Kommandant der Vernichtungslager Sobibór und Treblinka), Gustav Wagner (Stangls Assistent), Klaus Barbie, Edward Roschmann („Der Schlächter von Riga“) und Aribert Heim (KZ Mauthausen) sind einige der Männer, die auf Veranlassung des Papstes durch Bischof Hudal mit Vatikanischen Papieren ausgestattet vor der alliierten Justiz nach Südamerika flüchteten.

Die überlebenden Juden, die sich nach Israel retten konnten, schätzte der Vatikan weit weniger.

Es dauerte bis 1993 - fast ein halbes Jahrhundert - bis sich der Vatikan dazu herab ließ auch nur diplomatische Beziehungen zu Jerusalem aufzunehmen. (….)

Sich mit dem Segen der Stellvertreter Gottes zu schmücken sichert die Herrschaft eines Diktators optimal ab.
Falls irgendeinem Untertanen Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Herrschers kommen sollten, wenn dieser zu brutal vorgeht, beweist ihm der grinsend daneben stehende Papst oder Bischof, daß alles seine Ordnung hat.

Schließlich kann sich niemand gegen die Kirche und ihre höchsten Würdenträger positionieren. Damit würde man Gott selbst das Misstrauen ausdrücken. Päpste sind schließlich unfehlbar. Und so trommelt der xenophobe Hassblogger Berger auch immer wieder für seine „Catholica“.
Er sieht sich als idealen Katholiken und leitet daher auch Unterstützung für sein extremistisches Weltbild vom Göttlichen ab.
Ich habe immer wieder erlebt, wie arglose Menschen, die David Berger nicht kennen, Teile seiner Aussagen teilen und verbreiten und Kritik an ihm mit dem Hinweis abwehren, er sei schließlich Theologe, war gar Professor im Vatikan. So einer könne ja kein Nazi sein.

Lustig wird es, wenn ranghohe und höchste Geistliche mal etwas propagieren, das den Rechtskonservativen nicht passt.
110%ige radikale ultrakonservative Katholiken wie Rick Santorum, Steve Bannon oder Newt Gingrich, die jede Diskussion mit Verweis auf ihre christliche Überzeugung abblocken, sind ideologisch auf einmal sehr flexibel, wenn Franziskus für Flüchtlinge oder gegen die Todesstrafe predigt.

Berger und sein amoralischer Klon Matussek vollziehen die gleiche Wende an ihrem geliebten Katholizismus, dessen Kernmerkmal das Papsttum und der Primat des Vatikans sind.

Der NPD-Freund Matussek spricht dem Papst das Papstsein ab:

  […..] „Franziskus spricht von Auflösung von Nationen und Ethnien als habe er sich in ein Redemanuskript von Claudia Roth verirrt“ und schließt daraus:
„Wenn der Pontifex Maximus sein Amt mit dem des Weltenlenkers verwechselt, ist er fehl auf dem Posten. Kennt er nicht die Antwort Jesu vor Pilatus: ‚Mein Reich ist nicht von dieser Welt.’“ […..]

Da mag der Urinduscher selbst natürlich nicht zurückstehen und attestiert dem Pontifex Maximus sogar „Unzurechnungsfähigkeit.

[….] Fußkuss vor südsudanesischen Warlords: Wie zurechnungsfähig ist Papst Franziskus noch?
Was Papst Franziskus zu dem Kniefall vor südsudanesischen Politikern angetrieben hat, weiß keiner so genau. Er vermutlich auch nicht, außer dass er das vielleicht einmal in irgendeinem lustigen Film („Ein Papst zum Knutschen“ oder so ähnlich) so gesehen hat – oder einfach ähnliche (nur eben etwas masochistischere) Gefühle entwickelte wie dereinst Macron bei seinem Besuch in St. Martin. [….]

Wenn es nicht so erbärmlich geheuchelt und verlogen wäre, könnte man herzlich lachen: Radikale Vorkämpfer für den Katholizismus, der sich durch seine Papsttreue definiert, werden dem Papst untreu.

Ähnlich ergeht es der Papstfreundin Liane Bednarz, ebenfalls aus dem erzkonservativen Lager – wenn auch nicht so extremistisch wie Berger.

Wer wie Liane Bednarz ins Visier des rechtsradikalen Pipi-Bloggers aus Schöneberg gerät, kann einem leidtun. Aber nur ein bißchen, denn sobald ein hoher katholischer Kleriker etwas äußert, das nicht in ihr stramm rechtes Weltbild passt, wendet auch sie sich empört ab.

Der Berliner Bischof Heiner Koch lobte gestern die von Bednarz leidenschaftlich verachtete Grete Thunberg.

 […..] Sie ist für viele junge Menschen ein neues Vorbild: Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. Jetzt geht der katholische Erzbischof Heiner Koch aus Berlin noch weiter - er vergleicht sie mit Jesus.
Der Bischof erklärte in einem Radiointerview mit RBB, dass ihn die Freitagsdemos ein wenig an die Szene aus dem Neuen Testament erinnert, die den Einzug von Jesus in Jerusalem schildert.
Doch er will Greta Thunberg nicht als neuen weiblichen Messias feiern, sondern sieht sie als neues Vorbild für unsere Gesellschaft. „Ich möchte jedoch daran erinnern, dass unsere Gesellschaft und auch unsere Kirche von Zeit zu Zeit echte Propheten braucht, die auf Missstände und Fehlentwicklungen hinweisen und Lösungswege vorschlagen.“ [….]

Die erzkonservative Kolumnistin vergisst sofort ihre sonst so hochgehaltenen Prinzipien von der überlegenen christlichen Moral. Wo sie sonst Gehorsam verlangt, wird sie selbst garstig und ungehorsam. Ein Bischof, der sich positiv über eine dieser linksgrünversifften Ökos äußert?
Das verträgt sie nicht, tut es Matussek und Berger gleich, vollzieht eine 180°-Argumentationswende und ist nun gegen den RKK-Fürsten.

[…..] Darunter geht es offenbar nicht. Schade. Und pure Zivilreligion. Zur Erinnerung: Im Christentum geht es um Sünde, Tod und Erlösung. Das […..], was Koch hier aus der nicht einmal als Christin auftretenden Greta macht, grenzt, pardon, an Häresie. Greta als „Prophetin“. Langsam wird es sektenhaft.
 „Jesu Einzug in Jerusalem sei für viele „eine Art Triumphzug für einen Volkshelden“ gewesen. Manche hätten in ihm einen „Propheten, einen nationalen Retter“ gesehen. Ihm gehe es nicht darum, Greta Thunberg mit dem Vergleich zu einem weiblichen Messias zu machen, sagte Koch und ergänzte: „Ich möchte jedoch daran erinnern, dass unsere Gesellschaft und auch unsere Kirche von Zeit zu Zeit echte Propheten braucht, die auf Missstände und Fehlentwicklungen hinweisen und Lösungswege vorschlagen.“ [….]