Montag, 13. März 2023

Die schwarzgelbe Waffenlobby

Natürlich sind die USA in der westlichen Welt einsame Spitze, wenn es um Amokläufe und Waffenwahn geht. Insbesondere die selbsternannten Lebensschützer sind restlos begeistert davon, täglich mehrere Mass Shootings zu haben. Schusswaffen sind die Todesursache Nummer 1 bei US-amerikanischen Kindern.

Das Entsetzen über die Gleichgültigkeit der US-Christen über die Myriaden jedes Jahr durch Waffen getöteten Landsleute, verführt in Deutschland lebende Amerikaner wie mich zu Stoßseufzern.

Zum Glück gibt es das hier nicht, zum Glück läuft hier nicht jeder Irre mit einer geladenen Waffe rum!

Das ist aber nur relativ richtig. In Relation zu den USA, ist die Gefahr in Deutschland in eine Schießerei zu geraten, sehr gering. Die Wahrscheinlichkeit ist aber keineswegs Null. Gelegentlich erschießen frustrierte Teenager oder religiöse Fanatiker auch Dutzende Menschen.

Ein kurzer Blick auf Wikipedia hilft schon weiter. Da sind allein seit der Jahrhundertwende 13 Amokläufe in Deutschland aufgelistet. Das ist nicht nichts.

[….] 26. April 2002 in Erfurt, Thüringen: Beim Amoklauf von Erfurt erschoss der 19-jährige ehemalige Schüler Robert Steinhäuser am Gutenberg-Gymnasium 17 Menschen und sich selbst. [….]

    20. November 2006 in Emsdetten, Nordrhein-Westfalen: Beim Amoklauf von Emsdetten verletzte der 18-jährige Sebastian Bosse an der Geschwister-Scholl-Schule 37 Menschen und tötete sich anschließend selbst. [….]

    11. März 2009 in Winnenden, Baden-Württemberg: Beim Amoklauf von Winnenden erschoss der 17-jährige Tim Kretschmer in der Albertville-Realschule neun Schüler, drei Lehrerinnen und auf der sich anschließenden Flucht drei Passanten. Nach einem Schusswechsel mit der Polizei nahm sich der Täter selbst das Leben. [….]

    17. September 2009 in Ansbach, Bayern: Beim Amoklauf von Ansbach verletzte ein Schüler am Gymnasium Carolinum neun Schüler und eine Lehrerin. [….]

(Wikipedia)

Auch in Deutschland sind fünf Millionen Menschen legal bewaffnet. Auch in Deutschland handelt es sich bei den Attentätern fast immer um „Sportschützen“. Auch in Deutschland könnten viele dieser Horrortaten verhindert werden, wenn nicht Waffen so leicht verfügbar wären. Auch in Deutschland sind es die Konservativen, die sich vehement für Waffenfreiheit einsetzen. CDU-Politiker machten sich 2005 nach der Ablösung Gerd Schröders gleich daran, das unter RotGrün verschärfte Waffenrecht zu lockern.

Ich fische mal ein uraltes, genau 14 Jahre altes Blogposting heraus, als in Merkels erster Groko Wolfgang Schäuble Innenminister und Ursula von der Leyen Familienministerin war:

(….)  Nur Stunden nach den 11 Toten von Alabama, heute also in Winnenden 16 Tote.  (26. April 02, Erfurt: 16 Tote) Schön ist das nicht.
Interessant finde ich die Reaktionen auf der konservativen Seite:
Angela Merkel, die gerade in der Kritik der christlichen Fundi-Basis ihrer Partei steht, nutzte die Gelegenheit an ihr Betroffenheitsstatement anzufügen, daß sie nun für die Opfer BETE. Unsere fromme Kanzlerin.
Gewohnt sinnfrei die Anmerkungen der Familienministerin:


Sie wies darauf hin, dass solche Taten häufig von sozial isolierten Jugendlichen begangen würden - und nahm indirekt Erziehungsberechtigte und Aufsichtspersonen in die Pflicht: Diejenigen, die Waffen besäßen, müssten dafür sorgen, dass "Nichtberechtigte keinen Zugang dazu" bekämen, forderte die Ministerin.


Na Donnerschlach - welch Erkenntnis - es handelt sich dabei also um „sozial isolierte Jugendliche“? Wer hätte das gedacht?! Es ist also kein ganz normales SOZIALVERHALTEN in die Schule zu gehen und dort um sich zu schießen? Danke sehr Frau von der Leyen, daß Sie das aufklären. Ein toller Tipp ist natürlich auch, daß „Nichtberechtigte“ nicht an die Waffen kommen sollten! Welch Idee!  Und ich hatte bisher angenommen, daß man Kindern, sozial Gestörten und Verhaltensauffälligen aller Art extra geladene Waffen in die Hand drücken sollte!   War es etwa nicht so wirklich füchsisch schlau von dem Vater des heutigen Amokläufers, seinem irren Sohn die Beretta zugänglich zu machen?


Jörg K., der Vater des Amokläufers, besitzt als Mitglied eines Schützenvereins laut Polizei legal 15 Schusswaffen. Nachbarn beschreiben ihn als "typischen Patriarchen". Die Tatwaffe seines Sohnes, eine großkalibrige Pistole der Marke Beretta, stammte demnach aus seinem Elternhaus.


Die anderen Politikerstatements sind durch die Bank weg hilflos und nichtssagend. Ausnahmsweise will ich das auch gar nicht kritisieren - was könnte man schon sagen?  Passende Worte gibt es da ohnehin nicht.  Der Pilgerstrom an den Ort des geschehen hat eingesetzt, Öttinger kam gar per Heli eingeflogen und lungerte an der Schule rum.   Es ist die Gelegenheit Aktion zu zeigen und dem Publikum darzustellen, daß man „betroffen“ ist, nicht indolent und achselzuckend zu Tagesordnung übergeht. Kümmern ist das Motto in Wahlkampfzeiten.
Da wird allerlei vorgeschlagen, das Schlagzeilen bringt und ganz sicher wieder in Vergessenheit gerät.
Einer, der sonst Mr. Knallhart schlechthin ist, hält sich allerdings auffällig bedeckt:   Unser aller Innenminister Schäuble, der sonst geradezu davon besessen ist abzuhören, videozuüberwachen, Email-Trojaner zu schicken und auch sonst jedes Grundrecht zu beschneiden, weiß gerade also keine sicherheitspolitische Forderung, die alles toppen würde?
Das mag daran liegen, daß Schäuble nicht gerne an seine Aktion vom September 2007 erinnert wird, als sein Ministerium damit vorpreschte das nach Erfurt von Rot/Grün verschärfte Waffenrecht zu lockern.
Daß man erst mit 21 Jahren an Waffen kommen darf, war dem CDU-Innenminister zu streng.  Künftig sollten schon 18-Jährige Zugang zu Waffen bekommen.
Ein durchaus bemerkenswerter Vorgang - geht es hier doch um die Inkarnation des Hardliners unter allen Politikern, der im krassen Widerspruch zu seiner sonstigen Linie auf einmal ganz liberal wird - und das ausgerechnet beim Waffenrecht.
Schäuble geriet in unruhiges Fahrwasser und redete sich mit einer anstehenden EU-Richtlinie heraus.
Eine Lüge - denn das EU-Recht läßt den Staaten freie Hand solange sie das Mindestalter von 18 Jahren nicht noch UNTERschreiten.
Im Punkt „Parlament dreist anzulügen“, ist der Innenminister allerdings Gewohnheitstäter - wir erinnern uns an die legendäre geldkofferlüge, die er vom Rednerpult aus auf direkte Nachfragen von Christian Ströbele losließ.
Woher nun also dieser Drang der schwärzesten Unionsmänner bei der Verfügbarkeit von Waffen alle Augen zuzudrücken?

Nun, da ist die Waffenlobby, die zwar nicht so lange Arme wie ihr großer Bruder NRA hat, aber dennoch offenbar mühelos bis ins Bundesinnenministerium langen kann. Nur blöd, daß es eine große Koalition gibt, so daß Schäuble letztendlich gezwungen wurde den Plan wieder vom Tisch zu nehmen.


Jürgen Kohlheim, Vizepräsident des Deutschen Schützenbundes, ist enttäuscht. "Wir halten es für grundsätzlich sinnvoll, wenn die Verschärfungen, die nach Erfurt erfolgt sind, wieder rückgängig gemacht werden", sagt er im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Auch beim "Forum Waffenrecht", einer Interessensvereinigung für Waffenbesitz, wird die Volte aus dem Schäuble-Ministerium bedauert. Die Anhebung der Altersgrenze auf 21 Jahre sei nie besonders sinnvoll gewesen, sagt deren Sprecher Joachim Streitberger.


Zum Anderen kommt Wolfgang Schäuble aus Baden Württemberg - der Heimat von Waffenproduzenten wie Heckler und Koch.

A propos - was sagt denn eigentlich unser oberster Heckler und Koch-Propagandist Volker Kauder, im Nebenberuf CDU-Fraktionsvorsitzender, zu dem heutigen Amoklauf?


Statt "eilig über die Verschärfung der Waffengesetze" zu diskutieren, muss erstmal geklärt werden, was passiert ist und wie der Amokschütze an die Waffen kommen konnte", sagte der CDU-Politiker. (….)

(Amerikanische Verhältnisse, 11.03.2009)

Wie so oft handelt es sich nach den am Wochenende ganz in meiner Nähe erschossenen acht Zeugen Jehovas nicht nur um eine an sich schon deprimierende Nachricht, sondern sie wird noch deprimierender, weil wir schon so lange wissen, was man dagegen tun könnte, das aber politisch nicht nur nicht umsetzen, sondern der Urnenpöbel sich solche Regenten wählt, die sogar ausgesprochen eifrig für das Falsche kämpfen.

[….] Acht Menschen, darunter ein ungeborenes Kind, starben am Donnerstagabend beim Amoklauf von Hamburg. Dem schnellen Eingreifen der Polizei in der Gemeinde der Zeugen Jehovas ist es zu verdanken, dass der Täter kein noch schlimmeres Massaker anrichtete: Er hatte noch 20 geladene Magazine für seine halbautomatische Pistole im Gepäck; mit jeweils bis zu 15 Schuss. [….] Der Fall erschüttert auch das Vertrauen ins Waffenrecht. Denn Behörden hatten schon im Januar einen Hinweis bekommen, dass der spätere Täter, ein Sportschütze, zur Gefahr werden könnte - wegen großer Wut auf "religiöse Anhänger" und "seinen früheren Arbeitgeber", wie die Polizei nun sagt. Seine Pistole durfte er trotzdem behalten. Ermittler sahen sich rechtlich außerstande, sie ihm abzunehmen.

Schmerzhafter könnte die Lehre kaum sein. Das Verbrechen und die hilflosen Behörden machen klar: Die Bundesregierung muss den seit Monaten schwelenden Streit um schärfere Waffengesetze endlich beenden und handeln. [….] Doch schon seit Monaten scheitert eine Verschärfung des Waffenrechts an Union und FDP. [….] Wer jetzt nicht handelt, macht sich womöglich später schuldig. [….]

(Markus Balser, SZ, 13.03.2023)

Danke CDU, CSU, AfD und FDP, daß Ihr die Amokläufe weiterhin möglich macht.

Und danke Urnenpöbel, daß Du wie die GOP-Wähler in den USA, dafür sorgst, daß solche Typen in der Regierung sitzen.

Sonntag, 12. März 2023

Klassenkampf aktuell

Während sich die Linke scheinbar endgültig auflöst – nach dem Niedergang Sahra Sarrazins wird wohl bald auch Bundestagspromi Sevim Dağdelen ein Parteiausschlußverfahren erleben – blitzt durch Parteichef Martin Schirdewan auf, wie sehr die Partei eigentlich gebraucht wird.

Zwar übernimmt die SPD als Seniorkoalitionspartner wieder die soziale Verantwortung, weil nach 16 Jahren endlich wieder ein Sozialdemokrat im Kanzleramt sitzt, aber dafür vernachlässigt die zweitgrößte Regierungspartei ihre früheren Kernthemen Umweltschutz und Pazifismus.

Die Grünen trommeln nun laut für Waffenexporte, setzen auf fossile Brennstoffe und verlängern AKW-Laufzeiten.

Natürlich ist es schwierig für die Ampel, weil die Hepatitisgelben geradezu manisch jede Klimaschutzmaßnahme blockieren, Rot und Grün aber nicht den Kampf gegen die Porschepartei-Bremser beliebig forcieren können, ohne daß die Regierung platzt und damit überhaupt keine Klimapolitik mehr stattfindet.

Aber umso richtiger und wichtiger ist es, daß Vizekanzler Habeck sich nicht vom hysterischen Geschrei der rechtslastigen Umwelthasser BILD, BAMS, SPRINGER, Lindner und Reichelt einschüchtern lässt, sondern auch unpopuläre Maßnahmen, wie den Umstieg auf umweltfreundlichere Heizungen forciert.

Dabei ist eins klar; selbst wenn sich die Grünen zu 100% und die Gelben zu 0% in der Ampel durchsetzen könnten, wäre das Vorgehen gegen den Klimawandel noch zu zaghaft und zu zögerlich.

Steuerbefreiung für Flugbenzin, Dienstwagenprivileg, Kurzstreckenflüge, Pendlerpauschale – in all diesen Fragen traut sich die gesamte Ampel nicht das zu tun, was für das Klima und damit auch das Überleben der Menschheit, notwendig ist.

Wer wie Friedrich Merz in kleinem Rahmen Privatjets vermietet, ist vom Emissionshandel ausgenommen. In der Folge sind Privatflüge relativ billig und nehmen rasant zu.

[….] Der Rechercheverbund von NDR und "Süddeutscher Zeitung" nannte am Donnerstag unter Berufung auf die Europäische Flugsicherheitsorganisation Eurocontrol die Zahl von mehr als 94.000 Starts von Business-Flugzeugen in Deutschland - etwa 8000 mehr als im Vorjahr. Dem Bericht zufolge haben Privatjets europaweit im vergangenen Jahr Treibhausgas-Emissionen von etwa 10 Millionen Tonnen CO2 verursacht.  Fast drei Viertel der in Deutschland gestarteten Flüge seien kürzer als 500 Kilometer gewesen. Häufig geflogene Strecken waren demnach Hamburg - Sylt oder Berlin - München.   [….]

(SZ, 12.01.2023)

Wenn doch nur die Grünen so eine Verbotspartei wären, für die sie die Rechten halten! Denn selbstverständlich gehören zumindest diese Kurzstreckenflüge, die man ebenso gut mit der Bahn bewältigen kann, verboten.

[….] Flüge sind nicht nur wegen der CO2-Emissionen klimaschädlich. Die Jets stoßen auch Stickoxide, Ruß und Wasserdampf aus. Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass der gesamte Klimaschaden etwa dreimal so hoch ist wie die ausgestoßene Menge an CO2. Das meistgenutzte Privatjet-Modell verbraucht beispielsweise etwa 760 Kilogramm Kerosin in der ersten Flugstunde. So gelangen mehr als drei Tonnen CO2 in die Atmosphäre. Die gesamte Auswirkung auf das Klima entspricht aber mehr als neun Tonnen - in einer Stunde. Im Vergleich: Ein Mensch in Deutschland verursacht im Schnitt etwa elf Tonnen Treibhausgase pro Jahr.  Europaweit haben Privatjets 2022 insgesamt etwa zehn Millionen Tonnen Treibhausgase ausgestoßen, mehr als eine Million davon in Deutschland. [….] Während in Frankreich im vergangenen Jahr intensiv darüber diskutiert wurde, Privatjet-Flüge einzuschränken, gibt es nicht einmal offizielle Zahlen zu den in Deutschland verursachten Treibhausgasen. [….] Oft starten die Jets aber auch von kleinen Flughäfen irgendwo im Land. Denn Dutzende Charterfirmen bieten eine Art Flug-Taxi-Service an. Passagiere können sich einen Jet zu einem Startort ihrer Wahl bestellen. Das heißt aber auch: Oft muss das Flugzeug zunächst einmal dahin. Die Jets fliegen deshalb häufig ohne Passagiere an Bord. Mutmaßlich machen diese Flüge einen größeren Teil der zurückgelegten Kurzstrecken aus.  In einem älteren Branchenbericht hieß es, dass im Jahr 2014 etwa 40 Prozent aller Business-Flüge Leerflüge gewesen seien.

[….] Auch die Bundesregierung plant keine strengeren Regeln, stattdessen wolle sie sich für die Forschung und Förderung innovativer Technologien und Kraftstoffe engagieren, teilt das FDP geführte Verkehrsministerium mit. So solle Deutschland zum "Vorreiter des CO2-neutralen Fliegens" werden. [….] Doch viele Wissenschaftler bezweifeln, dass es möglich ist, alle Flüge klimaneutral durchzuführen, insbesondere weil nicht nur das CO2 zur Erderhitzung beitrage. Die Technologie könne "zwar theoretisch das Wachstum der Luftverkehrsnachfrage und die Abschwächung des Klimawandels miteinander vereinbaren", doch das beruhe "auf sehr ehrgeizigen und möglicherweise nicht realisierbaren technologischen Durchbrüchen und optimistischen Annahmen", haben etwa Forscher der Eidgenössische Technische Hochschule Zürich im Juli 2022 in einer in der Zeitschrift "Nature" veröffentlichten Studie geschrieben.  […]

(Tagesschau, 12.01.2023)

Hier ist dringend eine Linke Stimme im Bundestag erforderlich, die in klaren Worten den verantwortungslosen Wahnsinn anspricht.

[….] Noch nie sind so viele Privatjets gestartet wie im Jahr 2022. Oft für kürzeste Strecken, aber mit maximaler Belastung für das Klima. Linken-Chef Schirdewan fordert nun ein Verbot.

Mit dem Privatjet von Hamburg nach Sylt, 50 Minuten, geschätzt 2,88 Tonnen CO2 pro Strecke, 508-mal geflogen im letzten Jahr: Linken-Chef Martin Schirdewan führt im Interview mit ZDFheute diese Strecke an, um das Verbot von Privatjets zu fordern.

"Das ist eine Strecke, die man locker mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen kann - und die doch besonders oft geflogen wird, weil Sylt eben auch ein beliebter Ausflugsort von Prominenten und von Superreichen ist."

   „Diese Strecke steht für mich symbolisch dafür, dass wir generell etwas ändern müssen, wenn wir Klimaschutz effektiv voranbringen wollen.“

Linken-Chef Martin Schirdewan

Es geht um die immer öfter diskutierte Frage, ob der Staat in Lebensstile mit Verboten eingreifen muss, um den Klimaschutz voranzutreiben. Ja, sagt Schirdewan, "die Klimakatastrophe ist real, und wir müssen uns den politischen Antworten stellen. Und diese Antworten werden drastisch sein müssen, und auch radikal". [….]

(ZDF, 12.03.2023)

Recht hat er, der Linke!

Samstag, 11. März 2023

Allein, mir fehlt der Glaube

Die Benediktinerschwester Philippa Rath, Autorin, Aktivistin, gewähltes Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Delegierte der Deutschen Ordensobernkonferenz beim Synodalen Weg, prägende Figur im Synodalforum „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ wurde 1955 geboren und ist offensichtlich fest davon überzeugt, ein Methusalemsches Alter zu erreichen.

[….] Die fast 70-jährige Ordensschwester Philippa Rath OSB ist „überzeugt“, noch selbst zu erleben, „dass die ersten Frauen geweiht werden“. Mit Blick auf den weiblichen Diakonat sagte die Benediktinerin und Autorin, die zu den prominenteren Teilnehmern des deutschen Synodalen Wegs gehört, dieser komme „hoffentlich bald“, ihr „Ziel“ sei indes „Geschlechtergerechtigkeit“, die „alle Ämter“ innerhalb der Kirche betreffe.  Im Gespräch mit der Welt am Sonntag erklärte Sr. Philippa, Rom könne mit „immer neuen alten roten Linien“ keine „Entwicklung“ aufhalten. „Die Bewahrer wissen nicht, wie sie die Bewegung gestoppt bekommen“, so die Ordensfrau. „Und das ist gut so.“ [….]

(CNA, 17.01.2023)

Ich kenne die gute Frau, ob ihrer enormen Medienpräsenz, nun auch schon einige Jahre. Natürlich wird sie gern für alle TV-Formate, die sich mit der katholischen Krise beschäftigen gebucht, da sie als feministische, hochgebildete Nonne ein Unikum ist und zudem, das gebe ich als Atheist gern zu, persönlich sehr sympathisch ist.

Zu glauben, daß der Vatikan in den nächsten Jahren Frauen zu Priesterinnen weihen läßt, spricht für ihre Phantasie als Religiotin. Wer an sprechende Schlangen, Jungfrauengeburt, 900-jährige Männer, die Kinder zeugen, den körperlichen Aufstieg in den Himmel und aus brennenden Büschen diktierende Männer glaubt, kann sich offenbar alles Mögliche vorstellen. Ich mag Phantasie, bilde mir ein, selbst über viel Vorstellungskraft zu verfügen. Aber der Schritt in den Hildmann-Naidoo-Bereich, wenn man die ausgedachten Chimären für real hält, ist ein gewaltiger.

Man kann sich Chemtrails oder eine gefakte Mondlandung vorstellen, aber das glaubt man doch nicht tatsächlich.

Ich verstehe gut, wenn sich dumme, ungebildete oder einfältige Menschen gern an kirchliche Strukturen halten. Es gibt auch viele schlechte Gründe für intelligentere Menschen, sich in der Kirche zu engagieren. Karriere, Machtstrukturen, sicheres Einkommen, Homosexualität verstecken, Freude daran haben kleine Jungs in bunte Kleidchen zu stecken und zu befummeln, Ausübung realer konservativer politischer Macht, Faible für Dragshows. Es gibt sicherlich auch unbescholtene Menschen, die gern im kirchlichen Rahmen soziale Arbeit verrichten oder es schätzen, nicht allein zu sein und alles in großen Gruppen zu organisieren, ohne daß sie selbst den ganzen Unsinn in der Bibel glauben. Wirklich intelligente und gebildete Menschen, die keine sinister-egoistischen Hintergedanken haben und sich dennoch für Katholizismus und Kirche einsetzen, müssen aber über diese berühmte Schmidt-Salomonsche Inselverarmung verfügen, die kritisches Denken in metaphysischen Fragen völlig ausschaltet.

Seit Jahrzehnten lese ich genau und höre ich intensiv zu, wenn Menschen ihren Glaubensabfall oder Kirchenaustritt begründen. Dafür gibt es unendlich viele Erklärungen, die ich alle nachvollziehen kann.

Genauso lange und genauso ernsthaft verfolge ich auch, wie Menschen ihren Glauben begründen und erklären, weswegen sie Mitglied der Kirche sind.

Es ist aber wie beim Theodizee-Problem; warum läßt Gott Unrecht zu, wieso griff er in Auschwitz nicht ein, weshalb läßt er Kinder elend an Krebs verrecken, 20.000 Menschen unter fünf Jahren jeden Tag verhungern, stört sich nicht daran, wenn die Geistlichen seiner Kirche Hunderttausende Kinder sexuell missbrauchen?

2000 Jahre grübeln die schlauesten Theologen an diesen Fragen herum und haben nicht die geringste Erklärung gefunden.

Katholizismus ist intellektuell so ungeheuer dürftig.

Auch nach der gefühlt 37.000sten Reportage über gläubige engagierte Frauen, die sich für Liberalität im Katholizismus einsetzen, verstehe ich nicht, wieso sie überhaupt in dem misogyn-homophoben Kriminalverein sind und ihn auch noch mit 9% ihrer Einkommensteuer finanzieren.

Letzte Woche zeigte die ARD mit der SWR-Produktion Die katholische Krise und die Frauen wieder einmal eine dieser Glaubenswerbungen.

[….] Hat die katholische Kirche in Deutschland den Mut zu tiefgreifenden Reformen? Werden Frauen mehr Rechte bekommen? Themen, die mehr als drei Jahre im Gesprächsforum „Synodaler Weg“ diskutiert wurden. Mitte März 2023 treffen sich die Katholik:innen, Laien, Bischöfe, Ordensleute zur Abschlussversammlung in Frankfurt. Die Dokumentation von Henriette Bornkamm und Heike Fink begleitet Frauen, die für Gleichberechtigung in der katholischen Kirche kämpfen. Die Benediktinerin Philippa Rath rechnet damit, dass über kurz oder lang Frauen zu Priesterinnen geweiht werden. Die Pfadfinderin Viola Kohlberger machte auf Instagram öffentlich, wie sehr der Kölner Kardinal Woelki sie wegen eines kritischen Redebeitrags verbal unter Druck setzte. Lisa Kötter engagiert sich in der Protestinitiative „Maria 2.0“ und überlegt, ob ein Austritt für sie in Frage kommt. Welche Zukunft sehen die engagierten Katholikinnen für ihre Kirche? Wird ihr Kampf für Reformen Früchte tragen oder werden sie am Ende enttäuscht?  [….]

(SWR, 01.03.2023)

Rath ist sympathisch, leidet aber an Inselverarmung. Die metaphysisch angehauchte Kötter, ebenfalls längst eine TV-Berühmtheit, ist immerhin soweit bei Verstand, die Hoffnung auf Fortschritte beim Synodalen Weg aufgegeben und die Kirche verlassen zu haben. Pfadfinder-Theologin Kohlberger gehört hingegen zur Kategorie dämlich. In ihr inkarniert sich alles, weshalb ich niemals bei Kirche oder Pfadfinden mitmachen könnte, weswegen ich meine Kinder davon unter allen Umständen fernhalten würde. Wirklich erschreckend, diese in ihr geballte Naivität.

Da bekomme ich fast Sympathien für konservative Kuriale, die solche Laiinnen nicht ernst nehmen können und gar nicht dran denken, die Forderungen des Synodalen Weges zu erfüllen.

Ich freue mich selbstverständlich über den Massenaustritt aus der katholischen Kirche in Deutschland, feiere die neue konfessionslose Mehrheit in Deutschland und wünsche mir eine völlige Marginalisierung des Kirchismus in der deutschen Politik.

Aber anders als Rath, Kötter und Kohlberger, bin ich nicht so naiv, die Bedeutung der Deutschen für die Weltkirche so massiv zu überschätzen.

Vergessen wir nicht; die katholische Kirche wächst! Papst Franz verzeichnet eine Rekordmitgliedszahl. Heute, zum 10-Järhigen Jubiläum, kann man von einem erfolgreichen Pontifikat sprechen.

[….] Insgesamt ist im ersten Quinquennium des Pontifikates von Papst Franziskus ein deutlicher Anstieg der pastoralen Aktivitäten in Afrika und Asien zu verzeichnen. Zwischen 2013 und 2018 [….] wuchs die Anzahl der Katholiken weltweit um etwa 6 Prozent an, was einem Anstieg von knapp 1,254 auf 1,329 Milliarden, oder um insgesamt etwa 75 Millionen Gläubige, entspricht. Von der Gesamtzahl der Katholiken leben etwa 48 Prozent in Amerika, 21,5 Prozent in Europa und 11,1 Prozent in Asien, wo sich ein bemerkenswerter Anstieg zeigte. [….]

(Vatican News, 25.03.2020)

Aus römischer Sicht, ist das Bild eindeutig. Der Kurs gegen Frauen und Schwule zahlt sich aus. So gewinnt man Millionen neue Mitglieder. Nur in Deutschland, wo die linksgrünversifften Bischöfe mit feministischen Homo-Schnickschnack irritieren, treten weit überdurchschnittlich viele Menschen aus.

[….]  Die Zahl der Katholiken weltweit ist auf knapp 1,36 Milliarden gestiegen. Das geht aus Daten des zentralen kirchlichen Statistikbüros für das Jahr 2020 hervor, die von der vatikanischen Informationsagentur Fides anlässlich des Weltmissionssonntags vorgestellt wurden. Im Vergleich zu 2019 bedeutet dies einen Anstieg um 15,2 Millionen Menschen, wie es am Samstag hieß. [….]  Vor allem Amerika (+6,46 Millionen) und Afrika (+5,29 Millionen) kamen auf ein deutliches Plus. In Asien stieg die Zahl der Katholiken um 2,73 Millionen, in Europa um 734.000. […]

(KNA, 22.10.22)

Zu glauben, die Weltkirche in Frauenfragen aus deutschen Laiengremien zu  steuern, ist so absurd, daß ich mich gar nicht mehr wundere, daß diese Leute Mitglied der Gaga-Organisation sind.

Darauf kann aber die vernünftige Majorität der deutschen keine Rücksicht nehmen und muss endlich die staatliche Finanzierung des Knderf**kervereins stoppen.

[…] Mit der schwindenden Akzeptanz aber sind all die staatlichen Privilegien und Sonderzuwendungen, die die christlichen Kirchen und ihre Einrichtungen genießen, Jahr für Jahr schwerer zu rechtfertigen. Denn obwohl immer weniger Menschen Kirchensteuer zahlen, bekommen die Kirchen weiter viel Geld aus Staatskassen. Zudem treibt der Staat gegen einen Obolus für die Kirchen nach wie vor die Kirchensteuer ein. Das beschert ihnen Einnahmen von insgesamt rund 13 Milliarden Euro jedes Jahr. Hinzu kommen staatliche Vergünstigungen und Zuwendungen für gesellschaftliche Aufgaben etwa an Caritas oder Diakonie. Mit Ausnahme der Hansestädte Hamburg und Bremen finanzieren die Bundesländer aus ihren Etats etwa Bischofsgehälter, Sanierung von Kirchen samt Orgeln, Glocken und Uhren. Rund 600 Millionen sogenannter »Staatsleistungen« erhalten die Kirchen jährlich aus Steuermitteln. [….] Warum zum Beispiel wird die Kirchensteuer nicht durch eine Kultursteuer für alle nach italienischem Vorbild ersetzt? Dort zahlt jeder und jede Steuerpflichtige einen Teil der Abgaben als Kultursteuer und kann selbst festlegen, wohin das Geld fließt: an Religionsgemeinschaften oder humanitäre Zwecke. [….]

(SPIEGEL Leitartikel, Anna Clauß, 11.03.2023)

Freitag, 10. März 2023

Wie Konservative die deutsche Wirtschaft ruinieren.

Der Fachkräftemangel wird immer mehr zu dem Schlüsselproblem Deutschlands. In fast allen Branchen wird die Entwicklung abgewürgt, weil die Unternehmer Stellen nicht besetzen können. Selbstverständlich wird längst alles versucht, um aus dem deutschen Arbeitskräftemarkt rauszuholen was geht: Spätere Verrentung, flexible Arbeitszeiten, um viel mehr Frauen zurück in ihre Berufe zu bringen und Qualifikationsmaßnahmen.

Aber selbst, wenn man all diese Möglichkeiten bis auf den letzten Tropfen ausnutzt, werden aufgrund der demographischen Entwicklung jedes Jahr rund eine halbe Million Einwanderer in Deutschland benötigt.

Das wissen auch CDUFDPCSU, aber sie versündigen sich an Deutschlands Zukunft, indem sie das Offensichtliche bestreiten und lieber auf der Suche nach Wählerstimmen xenophobe Stimmungen schüren. Friedhetz Merz warnt mit bebender Stimme vor „den kleinen Paschas“, es wird wieder von „Obergrenzen“ orakelt und das Schließen der Grenzen gefordert. Gelockerte Einwanderungs- und Einbürgerungsregeln bekämpfen sie als Inkarnation des rotgrünversifften Übels.

Wer aus dem schwarzbraungelben Block nicht völlig unzurechnungsfähig ist, wird hoffen, daß trotz der eigenen ausländerfeindlichen Sprüche dennoch genügend fleißige arbeitswillige, gut qualifizierte Menschen nach Deutschland kommen.

Dem liegt aber der größenwahnsinnig-illusorische Irrglaube zu Grunde, Deutschland werde von allen anderen Ländern so bewundert, daß jeder Ausländer, wenn er könnte, sofort nach Deutschland übersiedeln würde.

Daß andere Ziele viel einladender sind, kommt verblendeten Nationalkonservativen wie Merz und Söder gar nicht in den Sinn. Und so kommen trotz aller Bemühungen maximal 60.000, statt der benötigten 500.000 Fachkräfte nach Deutschland.

[….] Deutschland blamiert sich[….] Nun zeigt eine Studie der OECD und der Bertelsmann-Stiftung, dass Deutschland für Hochqualifizierte und Unternehmer sogar an Attraktivität eingebüßt hat im Vergleich zu anderen Industrieländern. [….] Wer mehr qualifizierte Einwanderer für Deutschland gewinnen will, der darf nicht nur auf neue Gesetze zählen, auch das ist eine Erkenntnis aus der OECD-Studie. [….]

(Roland Preuß, 09.03.2023)

Der größte Hemmschuh ist sicherlich die durch 12 Jahre CSU-Digitalminister völlig verkorxte Digitalisierung.

[….] Für Fachkräfte zählt das Gesamtpaket - und hier rächen sich Versäumnisse Deutschlands, etwa bei der Digitalisierung. Wer schon zu Beginn einen Papierkrieg führen muss für das Visum, statt die Anträge digital erledigen zu können, wer schon beim ersten Besuch in Deutschland quälend langsames Internet erlebt, der fragt sich zu Recht: Verspricht mir dieses Land eine gute Zukunft?  [….]

(Roland Preuß, 09.03.2023)

Es ist eine einzige Peinlichkeit, wie sich Schwarz und Gelb gegen den Fortschritt stemmten. Die digitale Verwaltung Deutschlands hinkt anderen Nationen 20 Jahre hinterher.

Der Urnenpöbel beweist seine Urteilsunfähigkeit, indem er sich jetzt schon wieder eine mit großen Abstand stärkste CDUCSU wünscht. Die Stümper, die alle Schwierigkeiten, unter denen Deutschland leidet, verursacht haben – man denke nur an das Ausbremsen der erneuerbaren Energien und das einseitige Setzen auf Putins Gas – sollen nach dem Willen einer Mehrheit wieder ins Kanzleramt.

[….] Im internationalen Vergleich wirkt Deutschland allerdings weniger ansprechend auf Hochqualifizierte und Unternehmer, auch Start-up-Gründer finden in einer Reihe anderer Staaten bessere Bedingungen vor. [….] "Für Gründer mit Potenzial sollten die Möglichkeit geschaffen werden, schneller und einfacher einen Aufenthaltstitel zu erlangen", sagte die Zuwanderungsexpertin der FDP-Bundestagsfraktion, Ann-Veruschka Jurisch, der SZ. "Auch muss es möglich sein, Aufenthaltsanträge für Gründer auch in englischer Sprache einzureichen." [….] Bei den hochqualifizierten Fachkräften aus dem Ausland fiel Deutschland in der Beliebtheit vom 12. Platz im Jahr 2019 auf den 15. Platz zurück. Laut OECD sind Neuseeland, Schweden, Schweiz, Australien und Norwegen für diese Zielgruppe am attraktivsten. Bei Unternehmerinnen und Unternehmern aus dem Ausland sind demnach Schweden, die Schweiz, Kanada, Norwegen und Neuseeland Spitze. Deutschland fällt auch hier zurück und landet gegenüber dem 6. Platz 2019 jetzt nur noch auf Platz 13. [….] Deutschland sei im Rückstand bei der Digitalisierung, was sich schon bei den - oft langwierigen - Visaverfahren bemerkbar mache. Als Nachteil sieht die Untersuchung zudem vergleichsweise hohe Steuern für Spitzenverdiener und eine "zögerliche" Einbürgerungspraxis, also Schwierigkeiten, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten. [….] Unternehmer schreckten zudem die Versäumnisse in der Digitalisierung Deutschlands ab, etwa, der schleppende Ausbau des Glasfasernetzes für schnelles Internet. [….] Die FDP-Politikerin Jurisch machte die Versäumnisse der vergangenen Jahre "und vor allem der Bräsigkeit der Union" für den schlechten Zustand der Digitalisierung verantwortlich. [….] (SZ, 09.03.2023)

Neben den in der Bertelsmannstudie genannten Gründen, spielt aber noch etwas eine Rolle. Nicht nur setzen CDUCSUAfD-Spitzenpolitiker auf xenophobe Sprüche, sondern der menschenverachtende Dreck fällt auf fruchtbaren braunen Boden.

Insbesondere das AfD-Wahlpack in Dunkeldeutschland, setzt das menschenverachtende Gedankenschlecht auch in die Tat um.

Welcher Ingenieur, welches IT-Genie, welcher Landarzt aus Indien oder Ägypten will sich in solchen Gegenden niederlassen?

[….] Mehr als 1.400 Straftaten gegen Ukrainer in Sachsen [….] "Ich habe das Gefühl, viele Deutsche sind böse auf uns", sagt die Ukrainerin Iryna F.-K. im Gespräch mit MDR SACHSEN in Meißen. Dabei berichtet sie über einen Streit, den ein älterer Mann auf einem Parkplatz mit ihr angefangen habe. Warum sie so ein teures Auto fahre, habe er sie "angeschrien und dass ich das Geld in die Ukraine schicken und abhauen" solle. Auch Alina Kukina erzählt, dass sie schon in Radebeul beschimpft und ihr Auto dort mehrfach beschädigt worden sei. Die Mutter und ihre acht Jahre alte Tochter aus Kiew wurden nach Schussverletzungen im Krankenhaus Radebeul gerettet.

Autoreifen an ukrainischen Autos wurden wiederholt in Meißen, aber auch in Bischofswerda zerstochen. Bei Demonstrationen in Leipzig mussten sich Ukrainerinnen und Unterstützer teils üble Beschimpfungen anhören. [….] Von Januar 2022 bis 24. Februar 2023 erfasste das Landeskriminalamt Sachsen (LKA) insgesamt 1.402 Straftaten, bei denen Geflüchtete aus der Ukraine Geschädigte waren. Dazu gehören neben Diebstählen (242 Fälle in Sachsen) und besonders schweren Diebstählen (127) auch:

    311 Körperverletzungen, am häufigsten bislang in den Bereichen der Polizeidirektionen (PD) Leipzig (100) und Dresden (84)

    89 gefährliche Körperverletzungen, am häufigsten im PD-Bereich Leipzig (32 Straftaten) und Chemnitz (20)

    68 Fälle von Bedrohungen, am häufigsten in den Bereichen der PD Dresden (24 Ermittlungen) und Leipzig (20)

    47 Beleidigungen, am häufigsten im Bereich der PD Leipzig (19 Mal) und Dresden (13)

    59 Sachbeschädigungen an Autos mit ukrainischen Kennzeichen, am häufigsten im Bereich der PD Dresden (16) und Chemnitz (13)  [….]

(MDR, 07.03.2023)

Es ist natürlich nicht denkbar, daß die Sachsen, Sachsen-Anhaltiner oder Thüringer aus moralischer oder humanitärer Einsicht aufhören, Minderheiten zu massakrieren.

Die Hoffnung auf solche zivilisatorischen Fortschritte, darf man nach 33 Jahren deutscher Einheit getrost beerdigen.

Aber die Sachsen sägen eben auch den ökonomischen Ast ab, auf dem sie sitzen.

Donnerstag, 9. März 2023

Die gelbe Partei soll mal ganz still sein

Öffentlich-rechtliches Fernsehen ist gut und richtig.

Einen Rundfunkbeitrag von jedem zu kassieren, der hier TV guckt, dementsprechend auch.

Natürlich sollten keinesfalls 250 Millionen für irgendwelche idiotischen Fußball-Rechte ausgegeben werden. Das ist offenkundig Kommerzfernsehen und kann ebenso gut von Privatsendern geleistet werden.

ARD, ZDF, Deutschlandfunk und Co sollten sich auch nicht an Großproduktionen wie „Der Schwarm“ versuchen. Das KnowHow gibt es nun einmal nicht in Deutschland. Sowas wird immer peinlich.

Die Gelder des Rundfunkbeitrages sollen für Nachrichten, Dokumentationen, für das große Auslandskorrespondentennetz, Recherche, Langzeitreportagen, investigative Formate ausgegeben werden. All das, was zur Volksaufklärung beiträgt und sich eben nicht für Kommerzsender lohnt.

Sowas kann Deutschland sogar ziemlich gut. Gerade gestern war ich für die ausgezeichnete neue Infotainment-Reihe „Reschke Fernsehen“. Durch Monitor, Panorama, MaiThinkX, Extra3 und bei vielen anderen Sendungen mehr, lernt man dazu.

Heute möchte ich auf die „ARD Story: Die China-Falle: wie erpressbar sind wir?“ hinweisen.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Friedrich Merz kommen ausführlich zu Wort, warnen vor den Abhängigkeiten. Und, wenig überraschend, wird Olaf Scholz auf seiner letzten China-Reise neben Präsident Xi gezeigt. Er habe die Probleme zwar angesprochen, aber einige erwarten vom deutschen Kanzler wohl eher einen Boxkampf; hätten sich offenbar gewünscht, Xi wäre von ihm niedergeschlagen worden.  Der Film zeigt aber auch sehr anschaulich, daß eine ökonomische Abkopplung von China, anders als im Fall Russland, bereits jetzt unmöglich ist.  Selbst die Sanktionen gegenüber des vergleichsweise winzigen Handelsvolumens mit Russland, stürzt Deutschland in enorme Schwierigkeiten; erfordert mehr als 200 Doppelwums-Milliarden, um die Energiepreise abzufedern. Und noch immer trauen wir uns nicht Russland ganz und gar zu boykottieren. Europa bezieht weiterhin Putins Gas und die vielen neuen deutschen Atomkraftfreunde in FDP, AfD, CDU, CSU und bei den Grünen, vergessen gern zu erwähnen, daß wir russisches Uran bisher nicht sanktionieren, weil wir bei Brennstäben noch abhängiger von Putin sind, als beim Erdgas.

Russlands Wirtschaft wuchs 2022, die Deutsche schrumpft.

Unsere massivste Abhängigkeit von China besteht unter anderem bei Medikamenten, seltenen Erden, Photozellen, Wavern und tatsächlich auch Windkraftanlagen-Rotorblättern.

Eine absolut groteske Situation, da Deutschland in den Bereichen Solar- und Windstrom mal Weltmarktführer war, dann aber unter einer gewissen CDU/CSU/FDP-Regierung 2009-2013 befand, den Kram müsse man nicht mehr fördern, das Knowhow nach China verkaufte und stattdessen auf Putins Gas umsteuerte.

[….] Bundeskanzlerin Angela Merkel hat eine weitere Kürzung der Solarförderung angedeutet. Während die Windenergie auf dem Weg sei, fast rentabel Strom erzeugen zu können, sei dies bei der Sonnenenergie nicht der Fall, sagte Merkel auf einer CDU-Regionalkonferenz in Magdeburg. Die Bundesregierung habe die Solarförderung bereits massiv gekürzt. "Aber ich bin mir nicht sicher, ob wir nicht weiter rangehen müssen."  [….]

(SPON, 05.10.2011)

Von 100.000 Arbeitsplätzen in der deutschen Solarbranche gingen unter schwarzgelber Regierung 70.000 verloren.

[….] Merkel verkürzt das scharfe Schwert

Längst ist Deutschland nicht mehr Vorreiter bei Klimaschutz und Erneuerbaren Energien. Der neue Referentenentwurf für das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2016) wird den Ausbau der Erneuerbaren Energien noch mehr verkomplizieren und behindern als seine letzten drei Vorgänger. Eigeninitiative engagierter Bürger wird in Bürokratie erstickt. Wer zum Beispiel künftig ein Windrad bauen will, soll sich in einem aufwendigen Ausschreibungsverfahren mit genehmigungsreifen Unterlagen bewerben müssen und riskiert die Ablehnung. Die Zunahme neuer Anlagen wird damit noch stärker gedeckelt, so der Plan. Wenn er umgesetzt wird, dauert der Ausstieg aus Atom und Kohle noch 200 Jahre. Damit sabotiert das Wirtschaftsministerium die Versprechen, die Deutschland auf der Klimakonferenz in Paris gemacht hat: Die rasche Dekarbonisierung der Wirtschaft.

Wie schnell der Zubau neuer Anlagen bei betreiberfreundlichen Rahmenbedingungen wachsen könnte, haben die Jahre 2008 bis 2010 bei der Solarenergie gezeigt: Damals ging die jährlich zusätzlich installierte Leistung um 1,9 GW, dann um 3,9 GW und schließlich 7,4 GW in die Höhe. Als die Bundesregierung dann aber die ursprünglich zugesagten Investitionsanreize radikal senkte, endete der Solarboom und weit über 60.000 Solar-Arbeitsplätze in Deutschland gingen verloren.

Was nötig wäre, damit Deutschland seine Klimaschutzverpflichtungen einhalten kann, wäre eine ernstgemeinte Förderung der Erneuerbaren Energien in jeglicher Hinsicht. Dazu gehört nicht nur der rasche Ausbau neuer Wind- und Photovoltaikanlagen, sondern auch die massive Förderung von Stromspeichern. Die Bundesregierung beklagt zwar deren Fehlen tut aber nichts für ihren Aufbau.

Darüber hinaus müssten neu hinzukommende Solar- und Windanlagen durch Einbau speichergestützter Zusatzeinrichtungen dazu befähigt werden, einen Beitrag zur Spannungs- und Frequenzstabilisierung zu leisten, [….]. Technisch ist das kein Problem - doch es fehlt der politische Wille.  Die Bundesregierung schürt Ängste, die Energiewende könnte zu teuer werden.   [….]

(Solarenergieförderverein)

Strack-Zimmermann und Merz sollten also beschämt ein Loch graben, in dem sie sich verstecken, statt große Töne zu spucken.

[….] In Albringhausen bei Bremen entsteht gerade ein neuer Windpark - mit Rotorblättern in fast 250 Metern Höhe. Ein Windrad kann mehr als 5.000 Einfamilienhäuser nachhaltig mit Energie versorgen. [….] "Wir haben natürlich einige Einzelteile, die wir aus China bekommen, gerade Magneten aus Seltenen Erden, die wir im Generator einsetzen", sagt Christoph Madena, Projektleiter beim Energieunternehmen Enercon aus dem ostfriesischen Aurich. Die Rotorblätter würden zwar an mehreren Produktionsstandorten hergestellt, für den Park in Albringhausen habe man sie aber aus China bezogen. [….] Auch am Unternehmenssitz in Aurich, wo die Windkraftanlagen gebaut werden, sei man auf Zulieferungen und Teile aus China angewiesen, erklärt Enercon-Chef Jürgen Zeschky: "Wir brauchen Magnete für unsere Generatoren. So können wir sie sehr viel kleiner bauen und leistungsstärker, mit besserer Effizienz." Die Importe bekomme man komplett aus China. Auf dem Weltmarkt gibt es laut Zeschky praktisch kein anderes Unternehmen, das diese Magneten mit Seltenen Erden als Basismaterial liefern kann. Schweden habe zwar gerade bekannt gegeben, dass es die dafür nötigen Rohstoffe im Land gefunden habe, aber: "Bis so was von der Lagerstätte über Abbau, Raffinerie und dann wirklich Herstellung von Magneten funktioniert - da sind wir alle 10 oder 15 Jahre älter", sagt Zeschky. [….] Das Land hat die Lieferung Seltener Erden nach Japan allerdings auch schon mal aus politischen Gründen gestoppt. Wenn China morgen entscheiden würde, keine Magneten mehr zu liefern, dann hätte zum Beispiel Enercon "ein Riesenproblem". Im Moment würde das Geschäft ohne China einfach nicht funktionieren, meint Firmen-Chef Zeschky.

Zurzeit gehe es darum, so günstig wie möglich zu produzieren - deshalb mache man Geschäfte mit dem Land, das die besten Preise aufruft. Wichtig sei es zudem, dass es auch im Krisenfall verlässliche Lieferanten für die benötigen Teile gebe. [….]

(NDR, 08.03.2023)

Mittwoch, 8. März 2023

Bayern, Bayern, über alles

Das sind natürlich schöne synergetische Effekte, wenn rechte Politiker öffentlich auch ihre eigene Satire darstellen. Dann muss man als oppositioneller Linksgrünversiffter nicht umständlich erklären, wieso man anderer Meinung ist, sondern kann einfach das Original abspielen.

Als Hanseat und Tschentscher-Untertan, erlebe ich von meiner Landesregierung die diametral Bayern entgegen gesetzten Tugenden: Understatement, bescheidenes Auftreten, leise Stimme, eher weniger reden, niemals protzen, gründlich nachdenken.

Statt immer öffentlich auf die Pauke zu hauen, denken wir an die Zukunft. Daher gibt es in Norddeutschland auch eine von Russland unabhängige nachhaltige Energieversorgung, während die CSU für Bayern mit ihrer populistischen Verweigerung des Leitungsausbaus und der Blockade von Windkraft ein absolutes Desaster angerichtet hat.

[….]  Im Norden Deutschlands erzeugen Windräder mehr als genug Energie. Im Süden könnte man die gut gebrauchen. Nur kommt sie dort gar nicht erst hin. Deshalb müssen teure Gaskraftwerke anspringen. Wie kann das angehen? [….]

(Michael Bauchmüller, 08.03.2023)

Wie der verantwortliche Markus Söder mit dem peinlichen Befund umgeht ist klar: Rumbrüllen, sich wie ein Großgorilla auf die Brust trommeln und lügen.

Auch viele Bayern schämen sich für ihre CSU-Regierung und man bemitleidet sie ehrlich dafür. Andererseits finden genügend bayerische Wahlberechtigte dieses kraftprotzende Auftreten doch so attraktiv, daß sie seit 2.000 Jahren ununterbrochen einen CSU-Mann zum Regierungschef wählen.

Die großartige Anja Reschke, 1972 in München geboren, Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität München, fünf Jahre Reporterin beim Radiosender Antenne Bayern, kennt sich aus mit ihrem Bundesland und ihrer CSU-Regierung.

Die ersten fünf Folgen ihres neues Formates „Reschke-Fernsehen“, sind allesamt Meisterwerke, die ich dringend empfehle.

Sie startete mit Bayern.

Da dieses Jahr, am 08.Oktober in Bayern gewählt wird, drehen Söder und seine CSU im vollen George-Santos-Modus ihre Lautstärke derartig auf, daß die fürsorgliche Süddeutsche Zeitung in ihrem Feuilleton eine Gebrauchsanweisung für alle Nicht-Bayern und Nicht-CSU-Wähler druckt. Anderenfalls könnte man von den frei drehenden Bajuwaren in den Wahnsinn getrieben werden.

[….] Im Wahljahr laufen Markus Söder und seine CSU schon wieder heiß. Gebrauchsanweisung zur Wahrung der geistigen Gesundheit. [….]

(Roman Deininger, 05.03.2023)

Söders liebster Wahlkampfschlager ist natürlich der Länderfinanzausgleich, in den seine Bayern kräftig einzahlen.

[….] So langsam hatte man sich schon gefragt, wann Markus Söder den alten Gassenhauer endlich in den Kassettenrekorder schieben würde. Am Wochenende lieferte er die Antwort: Genau sieben Monate vor der bayerischen Landtagswahl spielt Radio Söder wieder den Hit "Bayern klagt gegen den Länderfinanzausgleich", den die CSU in den vergangenen 25 Jahren vor wichtigen Urnengängen schon häufiger aus dem Archiv geholt hatte.  […]

(Claus Hulverscheidt, 06.03.2023)

Daß das arme Bayern von 1950 bis 1987 ununterbrochen Nehmer-Land des Finanzausgleichs war, wird von der CSU natürlich ebenso wenig erwähnt, wie die Tatsache, daß das System nicht etwa irgendeine Marotte der gegenwärtigen Bundesregierung ist, sondern grundgesetzlich vorgeschrieben ist. Allerdings kann man die Modalitäten der Berechnung verhandeln und möglicherweise moderate Änderungen erreichen.

Das Problem: Die anderen Geberländer ziehen nicht mit.

[….] Noch deutlicher wurde Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). "Wir bleiben bei der Solidarität unter den Ländern und stehen - trotz des mit über 800 Millionen Euro höchsten jemals geleisteten Beitrags - weiter zum Länderfinanzausgleich", betonte er. "Die Solidarität untereinander ist zu wichtig, um sie im Wahlkampf im bayerischen Bierzelt zu opfern.  […]

(Claus Hulverscheidt, 06.03.2023)

Söder steht also allein da, pöbelt aber ungerührt weiter. Hit ist Hit. Es fragt sich nur, wer eigentlich der Idiot war, der die gegenwärtige Berechnungsgrundlage ausgehandelt hat, die Söder so sehr verdammt:  "Es ist einfach nur noch unfair und ungerecht." Das war damals ein gewisser bayerischer Finanzminister namens Markus Söder!

[….]  Zuletzt hatten Bayern und Hessen 2013 geklagt, die Beschwerde nach einer Neuordnung der föderalen Finanzbeziehungen 2017 aber zurückgezogen. Der damalige bayerische Finanzminister Söder feierte sich seinerzeit als Gewinner der Reform, mit seiner neuen Klage zieht er also jetzt gewissermaßen auch gegen sich selbst vor Gericht.  […]

(Claus Hulverscheidt, 06.03.2023)

An einer weiteren Front droht ebenfalls Ärger; nämlich dem grotesk aufgeblähten Bundestag, der mit 736 Parlamentariern mehr Abgeordnete zählt, als das gesamte EU-Parlament (705). Hauptgrund ist die enorme wahlrechtliche Bevorzugung der CSU, die im Bund und in den bisherigen Bundesregierungen drastisch überrepräsentiert war. Wir alle leiden bis heute unter Seehofer, Dobrindt, Scheuer und Co. Eine Wahlrechtsreform ist lange überfällig, wurde aber in den 16 Jahren der Merkel-Regierung stets verschleppt. Der Grund war wenig überraschend: Die CSU!

In der Ampel sitzen aber keine CSU-Minister. Daher wird es womöglich endlich eine Verkleinerung des Bundestages geben. Die CSU fürchtet um ihre Pfründe und schreit derartig schrill auf, daß es sogar Merz peinlich ist.

[….] Dass Söder ausgerechnet vor der für die CDU wichtigen Berliner Abgeordnetenhauswahl einen Frontalangriff auf den Länderfinanzausgleich gestartet hat, von dem Berlin enorm profitiert, hat in der CDU für erheblichen Unmut gesorgt. "Vor bayerischen Landtagswahlen kennt die CSU keine Freunde mehr", schimpft einer aus der CDU-Spitze. Der Vorstoß beim Länderfinanzausgleich dürfte deshalb "nur der erste von vielen Querschlägern aus München" gewesen sein.  Es gibt aber noch ein anderes wichtiges Thema, das die Schwesterparteien gerade entzweit - das Wahlrecht. Seit mehr als zehn Jahren wird über eine wirksame Verkleinerung des Bundestags diskutiert, in der kommenden Woche soll es nun so weit sein: Dann will die Ampelkoalition ihren Gesetzentwurf im Bundestag beschließen. Statt derzeit 736 Abgeordneten soll es künftig nur noch 598 geben. Doch die CSU behauptet, dass die Ampel mit ihrem Gesetzentwurf "die Axt an die Grundlagen der Demokratie legen" würde. CSU-Generalsekretär Martin Huber warf der Ampel sogar eine "organisierte Wahlfälschung" vor, die ihn an "Schurkenstaaten" erinnere. In der CDU ist man über diese Tonlage entsetzt.

Der Aufwuchs des Bundestags liegt an den Überhang- und Ausgleichsmandaten. SPD, Grüne und FDP wollen sie deshalb abschaffen. Dadurch ändern sich die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag nicht. Es kann aber passieren, dass in Einzelfällen jemand, der im Wahlkreis die meisten Stimmen erhält, kein Mandat im Bundestag bekommt. Das verurteilt man nicht nur in der CSU, sondern auch in der CDU. Doch in der CDU weiß man auch, wer schuld daran ist, dass die Ampel das Wahlrecht jetzt in dieser Weise ändern kann.

Norbert Lammert und Wolfgang Schäuble (beide CDU) hatten in ihrer Zeit als Bundestagspräsidenten die Union gewarnt: Wenn ihr nicht selbst eine Wahlrechtsreform beschließt, werden das irgendwann andere tun. In der vergangenen Legislaturperiode war auch der damalige Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus zu einer fraktionsübergreifenden Verständigung bereit. Doch die CSU beharrte immer eisenhart auf ihren Interessen und blockierte damit eine wirksame Reform. [….]

(Robert Roßmann, 06.03.2023)

Dienstag, 7. März 2023

Danke Käßmann!


Als aber der HERR sah,

dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden

 und alles Dichten und Trachten ihres Herzens

nur böse war immerdar“

 (1. Mose 6,5)

Es gibt so viele unerfreuliche Entwicklungen. Meine psychische Gesundheit wird ernsthaft beeinträchtigt, wenn ich jeden Tag zu so einem Thema blogge.

Um so wichtiger, sich ab und zu auch mal gezielt auf positive Nachrichten zu fokussieren.

Heute soll es so sein, da eine zwar erwartete, aber doch äußerst erfreuliche Meldung auf meinem Bildschirm auftauchte.

Es geht um die evangelische Kirche, die sich seit einigen Jahrzehnten selbst gern als pazifistisch darstellt, um sich bei Grünen und der Friedensbewegung anzudienen. Das tat sie für einige Jahre  recht erfolgreich.  Die „Ostermärsche“ wurden zu einer Großdemonstration der Friedensbewegung. In Kirchengremien engagierte evangelische CSU-Haudegen, wie Markus Söder oder Günther Beckstein, waren schwer genervt von all den Grünen Weibern à la Kathrin Göring-Kirchentag, die ihnen dort begegneten.

Dieses christliche Engagement, war natürlich stets pure Heuchelei.

Sie stützten sich auf die Bibel, die ein echter Gewaltporno ist.

Ein gewisser Jesus Christus schreibt darin:

Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.

Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden.

Matthäus 10, 34-39

Daraus folgte, wenig überraschend, eine Kaskade „Heiliger Kriege“. Töten im Namen Jesus hatte immer Konjunktur. Bei den sieben Kreuzzügen, über die Massaker bei Inquisition und Missionierung, acht Hugenottenkriege, dem Schmalkaldischen Krieg, dem Aufstand der protestantischen Fürsten, dem konfessionellen 30-Jährigen Krieg, bei dem halb Europa ausgerottet wurde, über das „GOTT WILL ES“ auf den Koppelschlössern der Wehrmachtssoldaten, Hutu und Tutsi in Ruanda bis zu nordirischen Katholiken und Protestanten, die sich bis in jüngste Zeit fleißig gegenseitig ermordeten.

[….] Als White nach jahrelanger Arbeit alle Opferzahlen beisammen hatte, nutzte er seine andere große Leidenschaft, die Statistik, um die Höhe der Leichenberge miteinander zu vergleichen. Ein paar seiner Erkenntnisse:

• Die blutigste Religion ist die christliche. Nur gegen eine Glaubensgruppe führten Christen öfter Krieg als gegen Muslime und Juden – gegen Christen mit einer anderen Konfession. [….]

(NZZ, 05.02.2012)

Myriaden Kriege wurden in den letzten 2.000 Jahren mit christlicher Beteiligung und christlicher Begründung geführt.

[….] „Eine feste Burg ist unser Gott“, schrieb Martin Luther im 16. Jahrhundert, „eine gute Wehr und Waffen“. Und der englische Dichter William Blake beschwor noch im 19. Jahrhundert Bogen, Pfeil und Streitwagen für den Glaubenskampf – für den christlichen, wohlgemerkt. [….]

(Michael Böhm, 14.12.2015)

Martin Luther, die Ikone der Evangelen, war ein besonders blutrünstiger und kriegsgeiler Gewaltphantast. Sein rasender Judenhass inspirierte Adolf Hitler. Allerliebst aber auch seine Empfehlungen an die protestantischen Fürsten, als die leibeigenen Bauern es wagten aufzubegehren.

[….]  »Drum soll hier zuschmeißen, würgen und stechen, heimlich oder öffentlich, wer da kann, und gedenken, dass nichts Giftigeres, Schädlicheres, Teuflischeres sein kann, denn ein aufrührerischer Mensch. Gleich als wenn man einen tollen Hund totschlagen muss; schlägst du nicht, so schlägt er dich, und ein ganzes Land mit dir. […] Solch wunderliche Zeiten sind jetzt, dass ein Fürst den Himmel mit Blutvergießen verdienen kann, bass, denn andre mit Beten […] Drum, liebe Herren, loset hier, rettet hier, helft hier, erbarmet euch der armen Leute, steche, schlage, würge hier, wer da kann. Bleibst du drüber tot, wohl dir, seliglichern Tod kannst du nimmermehr überkommen. Denn du stirbst in Gehorsam göttlichen Wortes und Befehls, Röm. 13,4, und im Dienst der Liebe, deinen Nächsten zu erretten aus der Hölle und Teufelsbanden.« [….]

(Martin Luther, Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern, Mai 1525 o.O., zitiert nach Hans Heinrich Borcherdt (Hrsg.), Martin Luther, Ausgewählte Werke, Bd.4, München 1923, S. 294ff; WA18,357-361)

Es ist der Kern monotheistischer Religionen, intolerant zu sein. Kommt wie beim Christentum auch noch die Missionierung hinzu, ist es geradezu eine Gebrauchsanweisung für Krieg. Und so war es auch in der Praxis. Im Namen des Christentums wurden unzählige Kriege geführt, Völker versklavt und Zivilisationen ausgelöscht.

[….] In seinem Buch „Die mosaische Unterscheidung oder der Preis des Monotheismus“ (2003) hat der Heidelberger Ägyptologe Jan Assmann die seither viel diskutierte These formuliert, wonach den monotheistischen Religionen insgesamt ein exklusiver Wahrheitsanspruch inhärent ist. Ihm gegenüber muss jede Abweichung als Irrtum oder Lüge erscheinen, die es – wenn nötig, gewaltsam – auszumerzen gilt.  [….] Mit Blick auf die Frage, wie solche Säkularisate heutige Formen von Gewalt prägen, kommt Buc nicht umhin, dem Christentum eine dualistische bzw. manichäistische Weltsicht zu unterstellen, wonach die Wirklichkeit in Gut und Böse unterschieden ist.

Tatsächlich wurden in der Geschichte des Christentums zur Legitimation von Gewalt vorrangig solche biblische Texte rezipiert, die dualistische Tendenzen aufweisen. Bis in die jüngste Vergangenheit wurden das Johannesevangelium und mehr noch die Offenbarung des Johannes immer wieder dahingehend beansprucht, kriegerisches Vorgehen oder Gewalt gegen politische Feinde und Andersgläubige zu rechtfertigen. Im apokalyptischen Kampf gegen den Satan oder das „Reich des Bösen“ schien – und scheint – nahezu jedes Mittel erlaubt.

Zweifellos kennt das NT eine Metaphorik des Kampfes – etwa wenn es um die Standhaftigkeit im Glauben geht. Und nicht zu bestreiten sind Tendenzen in frühchristlichen Märtyrerakten, die jeweiligen Peiniger herabzusetzen, sie bisweilen gar zu dämonisieren. [….]

(Stimmen der Zeit Heft 1/2017)

Die evangelischen Christen, die besonders treu an der Seite Adolf Hitlers standen und auch heute noch mit Bernhard Felmberg das Amt des Militärbischofs ausfüllen, können sich nur deshalb als „Friedenskraft“ inszenieren, weil sie auf 2.000 Jahre Erfahrungen mit maximaler Heuchelei zurückblicken.

Einer der sadistischen Gewaltprediger der Welt, ist ebenfalls ein Chef-Christ; nämlich Patriarch Kyrill I., quasi der Papst der Orthodoxie.

[….]  "Diese beiden Männer haben den Krieg gegen die Ukraine immer gewollt, Russlands Präsident Vladimir Putin und der Patriarch der Russisch-Orthodoxen Kirche, Kyrill der Erste. Eine wahrhaft unheilige Allianz – vereint in einem verbrecherischen Krieg -und gegen die von ihnen verhassten Werte des Westens. Lange schon nutzt Putin die russische Orthodoxie, um seinen imperialen Alptraum mit dem Weihrauch einer Kirche zu vernebeln, die ihm stets zu Diensten ist.  [….]

(Georg Restle, 28.07.2022)

Kyrills Laden ist ein Partner der EKD und da passt es nur zu gut, daß die ehemalige EKD-Chefin und ehemalige Lutherbotschafterin Plaparella Käßmann, die inzwischen für das verschwörungstheoretische rechtsradikale  hardcore-Sexisten-Lügenblatt BILD schreibt, sich gleich als Erstunterzeichnerin des Putin-affinen Wagenknecht-Manifests in Szene setzte.

Richtig nachgedacht hatte das Dummerle aus Hannover allerding mal wieder nicht. Und so zog sie nach ein paar Tagen ihre Unterschrift wieder zurück. Das wirkte wieder einmal sehr souverän. Das Käßmann-Putin-Chaos verdeckte wenigstens eine peinliche inhaltliche Leerstelle der Christen in Deutschland.

Wie pazifistisch sind sie eigentlich gegenwärtig?

Aber der intellektuelle Niedergang der deutschen Theologie zeigt sich nicht nur in zwei Jahren völliger Pandemie-Sprachlosigkeit, sondern auch im großen Schweigen zu den politisch-moralischen Fragen der Waffenlieferungen, Sanktionen und des Kurses gegenüber der christlichen Brüder in Russland. Haben der evangelische und der katholische Militärbischof eine Meinung dazu, ob man Kampfpanzer in den Krieg gegen russische Soldaten schicken soll? Ist es christlich geboten, dabei zu helfen, Russen umzubringen? Wenn ja, warum dann nicht auch mit Kampfjets oder gar eigenhändig durch deutsche Soldaten? Wenn nein, was sagt man dann den ukrainischen Christen, die massakriert werden? Ach ja: „Schwamm drüber. Man kann nicht tiefer fallen, als in Gottes Arme!“ Dann sollen sich die Leute in Butcha und Bachmut sich mal nicht so anstellen.
Auf flächendeckendes Elend und Massenmord reagiert sie mit einer Mischung aus Ignoranz, Arroganz und Einfältigkeit.

Potentieller Wahnsinn liegt in den berühmten Käßmann-Worten vom Fall in Gottes Arme.

Ich weiß aus vorangegangenen Krisen: Du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand. Für diese Glaubensüberzeugung bin ich auch heute dankbar."

(Dr. Margot Käßmann, 24. Februar 2010)

Aber ich habe tatsächlich viele Menschen in großem Frieden sterben gesehen, die ihr Leben losgelassen und zurückgelegt haben in Gottes Hand.

(Dr. Margot Käßmann, 03.06.2018)

Ist es Dummheit oder eher doch Borniertheit, die sie so etwas immer wiederholen lässt?  Ich bin jedenfalls beeindruckt davon, wie eine sehr reiche Frau, die mit 60 Jahren ihre üppige 11.000-Euro-Pension genießt, solche Sprüche von sich gibt, während ihr Gott beispielsweise im Jemen 85.000 Kleinkinder unter grauenvollen Umständen elend und langsam an Hunger krepieren ließ. Aber was soll man schon von so einer Bischöfin erwarten, die fünf Jahre als Botschafterin für einen der widerlichsten Antisemiten der Weltgeschichte arbeitete?

Damit komme ich, endlich, nach länglicher Vorrede, zu den erfreulichen Nachrichten des Tages: Mehr und mehr Deutsche erkennen, was für einen totalen Bullshit die evangelische Kirchen Deutschlands da gerade abliefert.

[…] Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) verzeichnet so viele Kirchenaustritte wie niemals zuvor. Im Jahr 2022 erklärten rund 380.000 Mitglieder ihren Austritt, teilte die EKD am Dienstag mit. Das ist ein weiterer starker Anstieg, im Jahr 2021 lag die Zahl der Austritte noch bei 280.000, im Jahr 2005 waren es lediglich knapp 120.000. Die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus nannte die neuen Zahlen „bedrückend“. […] Zu den vielen Austritten kommt noch hinzu, dass weiterhin mehr als doppelt so viele Kirchenmitglieder sterben, als durch Taufe neu in die evangelische Kirche aufgenommen werden. Die Zahl der Sterbefälle lag 2022 bei rund 365.000, die Zahl der Taufen bei 165.000. […] Insgesamt sank die Zahl der EKD-Mitglieder im vergangenen Jahr um 2,9 Prozent auf 19,15 Millionen. Diese Entwicklung wird die Kirche in den kommenden Jahren auch finanziell hart treffen. [….]

(FAZ, 07.03.2023)

Das sind natürlich noch 19,5 Millionen zu viel. Aber immerhin hat sich inzwischen eine Hälfte der Deutschen vom christlichen Joch befreit!

Montag, 6. März 2023

Die Wagenknecht-Sackgasse

Natürlich bestreite ich nicht Sahra Wagenknechts politisches und rhetorisches Talent. Sie ist insofern eine starke Frau, als sie sich nicht anpasst, nicht einnorden lässt und durch eigenständiges Denken zu ihren Schlüssen kommt. Sie ist so selbstbewußt, sich immer wieder öffentlich zu inszenieren, in den Vordergrund zu drängen. Unbeirrt glaubt sie an sich, hält sich für die auserwählte Gallionsfigur der unterdrückten Massen.

Sie ist auch optisch eine Ikone, wird erkannt, bewundert und garantiert nicht verwechselt. Daher reißen sich nach wie vor die Talkshowredaktionen um sie: weil sie über mehr Charisma verfügt, als alle anderen Gäste zusammen. Sahra Sarrazin verspricht Einschaltquote.

Meines Erachtens ist es keine sympathische Charaktereigenschaft, immerzu im Mittelpunkt stehen zu wollen und sich für viel schlauer als alle anderen zu halten.

Also Politikerin ist es aber immerhin eine nützliche und bis zu einem gewissen Grad notwendige Eigenschaft.

Sehr viel problematischer ist aber Wagenknechts eiskalte Mitleidslosigkeit, die schon seit ihren Tagen als Sprecherin der „kommunistischen Plattform“ sichtbar wird.

So konnte sich nicht in die Opfer hineindenken. Für sie war die DDR ein politisches System mit Stärken und Schwächen. Tatsächlich war schon die jugendliche Wagenknecht so unangepasst, daß sie anders als viele bekannte Ost-CDU-Größen (wie Angela Merkel) früh den Konflikt mit „dem Regime“ suchte, nicht zur FDJ ging, bestraft wurde, indem sie nicht zum Studium zugelassen wurde, während sich die gesamte CDU-Promiklasse widerspruchslos mit Mauer und Schießbefehl arrangierte. Wagenknecht dachte in Blöcken; in ideologischen Großauseinandersetzung. Nicht in humanistischen Kategorien. Sie fühlte nie, daß die DDR auch etwas war, das Dschungelkönigin Djamila Rowe widerfuhr. Rowe, geb. 1967, wuchs in Berlin Lichtenberg auf, ihre Mutter war „Republikflüchtling“. Die Stasi rächte sich an der 13-Jährigen Djamila, die in Umerziehungsheime gesteckt wurde, so gefoltert wurde, daß sie mehrere Suizidversuche unternahm und ihre Teenagerzeit in einer Isolationszelle verbrachte. Sippenhaft für ihre Mutter, die nicht in der DDR bleiben wollte. Aber Wagenknecht kann offenbar nichts empfinden für solche persönlichen Leidenswege. Ihr fehlt jegliche Empathie. Das muss man wissen, um zu verstehen, wieso sie bei ihrem weiteren Eindringen in die Verschwörungstheorien, niemals Empathie für die jeweilige Opfer aufbringen konnte.

Die Juden waren ihr egal, als sie sich mit den antisemitischen Gelbwesten einließ, die Queeren waren ihr egal, als sie gegen die „skurrilen Minderheiten“ wetterte, die bei Dürren und Missernten verhungernden Menschen sieht sie gar nicht, wenn sie die Maßnahmen gegen den Klimawandel ablehnt und die in Pflegeheimen sterbenden Senioren waren ihr egal, als sie gegen Corona-Impfungen Position bezog.

(….) Bei Sahra Sarrazin begann es mit der Übernahme der völkischen Ansichten ihres zweiten Mannes Oskar Lafontaine. Pegida? Eine legitime Protestbewegung, befand Wagenknecht im Januar 2015 und wollte mit ihnen reden. Nachdem sie einmal Multikulti und Migranten zu hassen gelernt hatte, ihre Liebe für den deutschen, weißen, nationalen, heterosexuellen Arbeiter entdeckte, posierte sie 2018 nur zu gern mit dem stramm antisemitischen Mouvement des Gilets jaunes, ließ sich demonstrativ auch in gelber Weste ablichten. Nun ging es Schlag auf Schlag: Covidiotie, Gender-Gegnerin und sie distanzierte generell sich von der Queer-Freundlichkeit der Linken, wollte nicht mehr jede „noch so skurrile Minderheit“ unterstützen.

(…) Ein sehr trauriger Fall einer schon seit Jahren auf der rechten schiefen Bahn wegrutschenden Frau ist Sahra Wagenknecht, die erst von ihrem Mann Oskar Lafontaine die xenophob-populistischen und völkischen Töne übernahm, dann aber auch bei den offensiv antisemitischen Gelbwesten mitmischte, sich gegen Homosexuelle positionierte, die US-Demokraten bekämpfte und Trump lobte, egoistisch gegen RRG agitierte, zur Freude der AfD migrantenfeindliche Mythen verbreitete und folgerichtig auch covidiotisch-populistisch gegen die „Inzidenz-Willkür“ wettert.

Wagenknecht ist lange verloren gegangen. Eine intelligente und gebildete Frau, die so tief im braunen Sumpf steckt, daß sie keine AfD-Trigger mehr auslassen kann. Kaum ein Nazi-Lieblingsthema, das sie nicht übernommen hätte. Zuletzt erwischt es eine der letzten Minderheiten, gegen die sie noch nicht gepoltert hatte:

[….] Wagenknecht warnt vor "immer skurrileren Minderheiten"   [….] Sahra Wagenknecht will offenbar Wählerstimmen ergattern, indem sie die Minderheitenpolitik der AfD übernimmt.  "Dieses Buch ist durchzogen von Menschenverachtung." Dieses Urteil über Sahra Wagenknechts neuestes Werk "Die Selbstgerechten", das nächste Woche erscheinen soll, stammt nicht von einem politischen Gegner der ehemaligen Oppositionsführerin im Bundestag, sondern von einem Parteifreund: Frank Laubenburg, der Bundessprecher der parteiinternen Vereinigung Die Linke.queer, ist empört über die Äußerungen der wohl prominentesten Politikerin seiner Partei. [….] Wörtlich schrieb Wagenknecht: "Die Identitätspolitik läuft darauf hinaus, das Augenmerk auf immer kleinere und immer skurrilere Minderheiten zu lenken, die ihre Identität jeweils in irgendeiner Marotte finden, durch die sie sich von der Mehrheitsgesellschaft unterscheiden und aus der sie den Anspruch ableiten, ein Opfer zu sein." Als Beispiel für solche "Marotten" nennt sie sexuelle Orientierung, Hautfarbe und Ethnie. Arme Menschen, die lediglich "weiß und hetero" seien, würden dagegen den angeblich begehrten Opferstatus nicht erhalten. [….]

(Queer.de, 08.04.2021)

Bei solchen Wagenknecht-Tiraden bekommen Hedwig Beverfoerde und Gabriele Kuby vor Glück einen Eisprung. (…)

(Auf der rechten, schiefen Bahn, 08.04.2021)

Inzwischen wurde bei Sahra Sarrazin Morbus Aluhutus im Endstadium diagnostiziert. Da gibt es keine Hoffnung auf Heilung mehr. Selbstverständlich schlägt sie sich beim Ukraine-Krieg auf Putins Seite und wird auch dafür von allen Rechtsextremen gelobt.  (….)

(Endlich Klassenkloppe, 03.08.2022)

Die Nazi-Opfer sind ihr egal, wenn sie völkisch daher redet, die sterbenden Bürgerkriegsflüchtlinge lassen sie kalt, wenn sie in Höcke-Diktion gegen Migranten agitiert und für sie sind auch die Ukrainischen Vergewaltigungsopfer offenkundig irrelevant, wenn sie dafür plädiert, Putin für seinen Angriff mit Gebietsgewinnen zu belohnen.

Es ist ein Muster. Die Frau ist eiskalt.

Ich mutmaße, daß sich ihre Charakterdefizite auch in ihren persönlichen Beziehungen wiederfinden. Wagenknecht, die kurioserweise wie die fast gleichalte Rowe ebenfalls einen iranischen Vater hat und ebenfalls in Ostberlin aufwuchs, heiratete früh. Ihr erster Ehemann Ralph Niemeyer, mit dem sie von 1997 bis 2013 verheiratet war, ist eindeutig ein Fall für die Klapsmühle. Der Reichsbürger-, DieBasis-, Querdenker-Covidiot gründete letztes Jahr eine deutsche Exilregierung in Wladiwostock und hält sich für den rechtmäßigen Bundeskanzler. Als solcher verhandelt er mit Putin und Gazprom-Chef Miller über die Wiederinbetriebnahme der Nordstream-Pipelines.

Ihr zweiter Ehemann Oskar Lafontaine steht dem kaum nach, wittert eine US-amerikanische Weltverschwörung und dürfte der einzige Deutsche sein, der Bundesvorsitzender von zwei Partien war, aus beiden austrat und fortan seine ganze Energie darauf verwendete, die eigene Partei zu zerstören.

Auch Wagenknechts neue Verbündete, die 80-Jährige Emma-TERF Schwarzer, zeigte letzte Woche auf ihrer Putinisten-Demo echte kognitive Ausfallerscheinungen.

Auch ihre wenigen verbliebenen politischen Verbündeten aus ihrem Landesverband NRW, scheinen geistig schwer angeschlagen zu sein. Beispielsweise Isabelle Casel, Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft »Frieden und Internationale Politik« der Linken, verteidigt Wagenknecht enthusiastisch.

[….] Casel schreibt von einer »scheinheiligen Solidarität« mit der Ukraine. Wenn Russland besiegt werden solle, würde das bedeuten, »dass dann mindestens auch die Ukraine, möglicherweise ganz Europa oder die ganze Welt in Schutt und Asche liegt und ruiniert ist«. Dann kommt sie auf den Zweiten Weltkrieg zu sprechen, in dem die Alliierten Nazideutschland besiegten. »Und wer da nun wieder mit Hitler kommt. Nein es war nicht richtig ganz Deutschland mit seiner Zivilbevölkerung in Schutt und Asche zu legen mit den Bombardierungen der Alliierten sogar noch nach Kriegsende«, schreibt Casel. Es habe »Kriegsverbrechen auf ALLEN Seiten« gegeben, so die Linkenpolitikerin. Gewalt führe nie zu einer Lösung. [….] Weiter fragt Casel, wo »die Solidarität mit den Menschen im Donbass« oder den Palästinensern sei. Russische Interessen würden »nicht ernst genommen oder ignoriert«. [….]

(SPON, 06.03.2023)

Wer solche Linken hat, braucht keinen Bernd Höcke mehr.

Also, ja, Sahra Wagenknecht begeistert tatsächlich viele Menschen.

Das Problem ist nur; die meisten davon sind absolute Spinner oder Vollidioten.

Letzte Woche erklärte sie erstmals offen, im Jahr 2025 nicht mehr für die Linke für den Bundestag zu kandidieren. Zu viel trenne sie inzwischen von der Parteilinie.

Ihre Epigonen halten das für mutig und konsequent.

In Wahrheit ist das a) nicht überraschend, weil der Dauerstreit mit Wagenknecht  (es gibt ein Parteiausschlussverfahren gegen sie!) seit Jahren ein großes Thema in der Presse ist, und b) bleibt ihr gar nichts anderes übrig, da die Partei sie niemals wieder aufstellen würde.

Sahra Neroknecht passt nicht in die Linke, weil sie in keine Partei passt. Sie ist unfähig, sich einzugliedern und demokratische Beschlüsse zu akzeptieren. Sie passt nur eine monothematische Pseudopartei, die sich voll und ganz dem Wagenknecht-Personenkult verschreibt. So wie die Peronisten oder die Gaullisten. Sie stünde sicher gern an der Spitze der Wagenknechtisten, in denen sie als unangefochtene Göttin allmächtig schalten kann.

Blöd für sie: Das wird nicht klappen. Ohne eine Partei, ohne „Die Linke“, könnte es sehr ruhig werden um sie.

[….] Zweitens stellt sich die Frage, ob ihre mediale Omnipräsenz ausschließlich mit ihrem unbestrittenen Charisma oder auch mit ihrer Rolle als innerparteiliche Oppositionsführerin zu tun hat. Ob die private Publizistin Wagenknecht noch so oft bei Lanz und Klamroth säße wie die Parteilinienabweichlerin Wagenknecht, ist jedenfalls zu bezweifeln. Und drittens hat sie mit dem Versuch, ihr eigenes Ding zu gründen, schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht. Ihre 2018 initiierte Sammlungsbewegung "Aufstehen" endete im Desaster und nicht zuletzt mit Wagenknechts Burn-out sowie ihrem Rückzug vom Fraktionsvorsitz. […]

(Boris Herrmann, 04.03.2023)