Donnerstag, 11. Januar 2018

Ein Zuschauer – Teil II



Der klassische politische Fernsehjournalismus funktioniert nicht mehr.
60 Jahre lang funktionierte es so, daß TV-Journalisten über Länder/Umstände/Themen berichteten, von denen die meisten Zuschauer nichts wußten. Sie lieferten Hintergrundinformationen, Erklärungen, persönliche Einschätzungen und befragten andere Fachkundige nach deren Einschätzungen.
So lernte der Zuschauer und konnte sich ein immer besseres Bild machen.

Schon vor dem Internetzeitalter und den unseligen sozialen Netzwerken, begann die Unsitte immer öfter nicht den Experten und Betroffenen das Wort zu geben, sondern Studiopublikum einzuladen und die Deppen im Publikum auch zu befragen.
Der nächste Schritt war die in Frühstücksfernsehen und Boulevardsendungen so beliebte Straßenumfrage.
Jede Boulevardzeitung macht das inzwischen.
Statt selbst zu recherchieren und gut bezahlte Journalisten und Dokumentare zu bezahlen, können die Sender/Zeitungschefs nun eine Menge Geld sparen und viel Content erzeugen. Man schicke den unbezahlten Redaktionspraktikanten mit einer Kamera in die nächste Fußgängerzone und lasse ihn inhaltslose O-Töne einsammeln, in denen die Befragten in der Regel tumb ins Rotlicht grinsend erklären nichts zu wissen.
Heute lief in meiner Bankfiliale NTV während ich am Schalter wartete. Es ging um Bitcoins. Der Studiomoderator schickte seine Reporterkollegin los, die in Geschäften, auf der Straße jeden fragte was ein „Bitcoin“ sei. Niemand wußte es, einige wenige konnten immerhin sagen „virtuelle Währung“.
So vergingen die Minuten und ich war anschließend kein bißchen schlauer.
Aber es war schön billig produziert und es wirkt vermutlich so angenehm authentisch auf den Zuschauer, der nicht belehrt werden mag. Guck mal da – die sind alle genauso blöd wie ich!

Nach Twitter, Facebook und Instagram ist politischer Fernsehjournalismus noch viel merkwürdiger geworden.
Einerseits gibt es nun technische Möglichkeiten, die Journalisten immer schneller, kompetenter und besser machen, andererseits ist ihre Glaubwürdigkeit dahin, weil jeder, der googlen kann ganz schnell in seiner eigenen Filterblase ist und es besser zu wissen meint.

 Der Zuschauer wartet nicht mehr darauf was ihm die TV-Journalisten sagen, sondern weiß schon vorher, ob er ihnen glauben wird oder nicht, weil seine Meinung unabhängig von der Realität schon feststeht.

Ein Trump-Fan „weiß“, daß MSNBC, die Washington Post, die New York Times und CNN lügen, weil dort in der Regel so über Trump berichtet wird, wie es nicht der eigenen inzestuösen Blasensicht entspricht.

Das geht soweit, daß die täglich in den CNN-panels anwesenden Trump-Fans täglich beklagen, die „biased liberal media“ (zu denen sie freilich auch CNN zählen) ließen Trumpisten nie zu Wort kommen, berichteten nicht.
Trump beklagte bei seiner legendären Pöbel-Ansprache in Phoenix, CNN übertrage ihn nie, würde die Kameras abschalten, wenn er spräche, - LIVE übertragen auf CNN.
Absurder geht es kaum.
Aber von Fox und Breitbart mit Scheiße gefütterte Trumpgläubige negieren auch die offensichtlichsten Fakten und so kann Trump täglich auf’s Neue so dreist lügen, daß es kaum noch mit regulären journalistischen Mitteln zu behandeln ist.


Warum gehen Trumpster überhaupt noch zu CNN?
Die kleineren Lichter wie Jason Miller oder Rick Santorum steigern damit ihren Marktwert und werden natürlich auch gut bezahlt.

Die höheren Tiere, die direkt für Trump arbeiten und kein Geld für ihre Auftritte erhalten, rechnen natürlich auch nicht damit durch ihre abstrusen Lügen und Unverschämtheiten typische CNN-viewer auf ihre Seite zu ziehen.
Für sie ist es aber umso wichtiger von ihrem Chef gesehen zu werden.
Der eine Zuschauer zählt. Wer Trump in quasi feindlicher Umgebung bis zur absoluten Selbstaufgabe lobt und adoriert, ist sich seines Wohlwollens sicher.

(….) Heute erschien er beim CNN-Star Jake Tapper in seiner Sonntagssendung „State Of The Union“.
Ihn erwarteten eine Menge Fragen zu seinem Chef, da in Wolffs Buch eine Fülle von Zitaten enger Trump-Mitarbeiter auftauchen, die unisono der Meinung sind, Trump habe nicht alle Tassen im Schrank und sei geistig retardiert.
Eine eigentlich nicht zu lösende Aufgabe, da die Indizien für Trumps Verblödung überwältigend sind.

[…..] Im Oval Office sitzt ein „Schwachkopf, ein Idiot“ – da sind sich nach Informationen des „Fire and Fury“-Autors Michael Wolff alle Trump-Mitarbeiter im Weißen Haus einig. [….]

Miller tat das aus seiner Sicht einzig Richtige: Er versuchte gar nicht erst inhaltlich auf die Fragen einzugehen, wich allen konkreten Themen aus und feuerte statt dessen einen Schwall Beleidigungen und Unterstellungen ab.

Die Zuschauer Tappers, die Antworten erwarteten, wurden also bitter enttäuscht.
Aber da hätte Miller ohnehin nicht gewinnen können.
Wie immer sah sich aber Trump den Auftritt live im TV an und bestätigte direkt nach der Sendung das, was Tapper mehrfach Miller konstatierte – er spreche nur für seinen einen Zuschauer – Trump.
Indem er untertänig und schleimspurziehend Trump immer wieder als „Genie“ bezeichne, bringe er diesen dazu ihn zu loben.
Und genau das geschah auch prompt. (….)

Ein Musterbeispiel für so einen „modernen Journalismus“ spielte sich gestern erneut ab.
Trumps engste politische Verbündete, die kategorische und gewohnheitsmäßige Lügnerin Kellyanne Conway, die sich selbst rühmte „alternative Fakten“ zur Realität zu nennen und als „Beweis“ für das angebliche Ignorieren des islamischen Terrors durch CNN das völlig frei erfundene „Bowling Green Massacre“ nannte, war zu Gast bei Chris Cuomo.

Cuomo, 47, promovierter New Yorker Anwalt ist Sohn des früheren Gouverneurs Mario Cuomo und Bruder des gegenwärtigen Gouverneurs Andrew Cuomo.
Bester italo-katholischer demokratischer New Yorker Intellektuellen-Adel, also das Feindbild des protzigen ungebildeten Proleten Trump.
Chris Cuomo arbeitete als Journalist für CNBC, MSNBC und bekam nun bei CNN seine erste eigene Prime-Time-Show.
Er ist natürlich viel zu erfahren und zu gebildet, um Conway ihre dreisten Lügen durchgehen zu lassen.
Es entwickelten sich daraus 24 Minuten, die man hoffentlich in Journalistenschulen genau analysieren will.

Cuomo tat alles, um Conway zu fassen zu bekommen, wies ihr nach zu lügen, unterbrach sie, wenn sie auswich, beharrte auf seinen Fragen. Er machte alles richtig, zeigte wie Profi-Journalismus geht. Anders als die stets desinteressierten deutschen Politbefrager Will, Illner und Maischberger, presste er, ließ sich nicht hinhalten, ließ sich nicht einschüchtern und fand sich nicht devot damit ab, wenn seine Fragen nicht beantwortet wurden. Er setzte Trumps Top-Frau massiv zu – und all das ohne persönlich oder unfreundlich zu werden.
Eine Glanzleistung. Was könnte ein Journalist besser machen?


Unglücklicherweise ist der Erkenntnisgewinn dennoch gleich Null, weil Conway auch konsequent bei ihrer Linie blieb. Sie vermied jede Antwort, wich wieselartig aus, indem sie unablässig neue Themen ins Gespräch warf. Während sie all die Nebelkerzen schleuderte, tat sie ihr Bestes, um den Spieß umzudrehen, unterstellte ihrerseits CNN und Cuomo zu lügen, Fakten zu ignorieren, nicht zu berichten, so daß Chris Cuomo genötigt wurde zu reagieren und das zurückzuweisen.
Damit hatte sie aber erreicht was sie wollte; ihn auf ihr Terrain gezogen und verhindert, daß er erneut danach fragte, was sie nicht beantworten wollte.
Sie appellierte an ihre Basis, schmiss all die Trigger, die verblendete Rechte hören wollen: Drogen, Kriminelle, Islamisten schwappen über die Grenzen in die USA, Trump unterbinde dies, aber die „liberal media“ hinderten ihn daran.
Wer die Realität kennt, durchschaut Conways Spiel.
Aber das macht nichts, weil so einer auch vorher nicht Trump wählte.
Die ultrakonservativen Verschwörer hingegen erfreuten sich daran wie sie auf CNN einschlug und sich nicht packen ließ.

Das Wichtigste dürfte für sie war aber der Zuschauer Trump, der süchtig nach Schmeicheleien Conway noch mehr dafür lieben wird ihn gelobt zu haben.

Natürlich übernahm er auf Twitter sofort Conways Worte.


Januar 2018


Mittwoch, 10. Januar 2018

Debil in der deutschen Provinz



Darüber habe ich zwar selbst schon in diesem Blog geschrieben, aber ich vergesse es zwischenzeitlich immer wieder:
Diese abartig konservativ-debilen Evangelikalen gibt es nicht nur in den USA, sondern außer in Südamerika und Afrika auch in Deutschland.
Über eine Million dieser Hardcore-Evangelen spinnen zwischen Bodensee und Förde vor sich hin; besonders konzentriert findet man sie in Sachsen und Baden Württemberg.
In Stuttgart mußte 2016 der heterosexuelle, christliche, Grüne Landesminister Alexander Bonde (41) zurücktreten, weil er seiner Ehefrau untreu war.

Der evangelische frühere BW-Ministerpräsident und jetzige EU-Kommissar Günther Oettinger steht ebenfalls in der Tradition der ultrakonservativen Schwäbischen Evangelen. Die Pietcong-Fraktion in der evangelischen Landeskirche Württemberg steht ihren durchgedrehten evangelikalen Kollegen kaum nach.

"Der Schwarze schnakselt halt gern" – so sind sie, die Neger.

"Alkohol, Suff, Drogen und Frauen": Vor allem dafür geben afrikanische Männer Entwicklungsminister Müller zufolge ihr Geld aus. […..]


Natürlich sind einzelne Evangelikal-Fanatiker als unfreiwillig komische Exemplare der Religiotie so radikal, daß man sie vor lauter Lachen nicht ernst nimmt.


Man sollte sie aber ernst nehmen, denn es sind viele und sie sind entschlossen.
„Aber alle Religionen bringen doch Irre hervor; da darf man nicht von einem auf alle schließen“  - halten mir die Frommen jetzt entgegen.
Prinzipiell ist das richtig, aber die Grenzen sind fließend. Viele „normale“ Mitglieder der EKD-Landeskirchen denken und handeln evangelikal.
Die Peitcong erst recht.
Allein die größte Vereinigung; die Deutsche Evangelische Allianz, vertritt nach eigenen Angaben rund 1,3 Millionen Evangelikale.

Die evangelische Kirche in Württemberg unter ihrem Landesbischof Frank Ottfried July lehnt bis heute die gleichgeschlechtliche Ehe ab, erteilt Schwulen und Lesben keinen Segen.
Willkommen in der kirchlichen Realität der Göring-Eckardt, Käßmann und Co des Jahres 2018:

[…..] Die Evangelische Landeskirche in Württemberg zählt in Deutschland zu den restriktivsten beim Umgang mit der Ehe für alle. Deshalb haben nun mehr als 80 Prozent der Dekane - die mittlere Führungsebene der Kirche - einen Appell an Landesbischof Frank Otfried July unterschrieben, der Ausgrenzung ein Ende zu setzen. Es ist ein beispielloser Aufstand gegen die Reste des "Pietcong", wie man die schwäbische Spielart des Pietismus in den 1970er-Jahren taufte […..] Die pietistische Gemeinde ist vielfältiger geworden, doch vergangenen Herbst machte sie ihrem alten Namen alle Ehre: Auf der Synode, dem Kirchenparlament, blockierte sie einen vom Landesbischof vorgelegten Kompromissvorschlag. […..]  Was aus den Gemeinden berichtet wird: Junge Leute fühlen sich vor den Kopf gestoßen, Theologie-Studenten geraten ins Grübeln, ob diese Kirche ihre Zukunft sein kann, Pfarrer gehen in die innere Emigration. Manche Lesben und Schwule, so heißt es, kündigen ihre Mitarbeit in den Gemeinden auf, andere flüchten über die Landeskirchengrenze. [….]

Weswegen sich überhaupt Lesben und Schwule in der EKD engagieren ist mir unklar.
Aber ich verstehe auch nicht wieso 800 Millionen Frauen zahlende Mitglieder in der RKK sind, einer Organisation also, die sie grundsätzlich für so minderwertig hält, daß sie nicht das niedrigste geistliche Amt annehmen dürfen.
Andrea Nahles gefällt das.



Dienstag, 9. Januar 2018

Mehr Golf bitte – Teil II


Über den Jahreswechsel wurden Trumps Ratings ein kleines bißchen besser.
Warum? Hatte er etwas Besonderes vollbracht?
In der Tat, das hatte er. Er war einige Tage Off-Screen, spielte Golf und ließ sich dabei von Sichtbarrikaden umstellen, so daß die Journalisten ihn nicht dabei filmen konnten.
Angesichts seiner erschreckenden Physiognomie, seiner manischen Lügerei und des radikal destruktiven Charakters kann es seiner Popularität nur gut tun, sich weniger zu exponieren.

In einer milden Form haben wir das im Jahr 2014/2015 auch bei Guido Westerwelle erleben können. Diese höchst unangenehme Type meldete sich auch täglich mit schrägen Sprüchen zu Wort und war besessen von seiner eigenen Medienpräsenz und seinen Zustimmungswerten. Im Gegensatz zu allen vorherigen deutschen Außenministern sackten seine Ratings allerdings in den Keller. Erst als er sich endlich sparsamer in der Öffentlichkeit zeigte und tatsächlich seinen Job tat, indem er beispielsweise ins Ausland reiste, ging es langsam bergauf.
Bei solchen Asympathen freut man sich einfach sie weniger zu sehen. Natürlich blieb er insgesamt ein extrem unbeliebter Außenminister. Seine Nachfolger Steinmeier und Gabriel schweben demoskopisch wieder in ganz anderen Dimensionen. Aber immerhin gelang Westerwelle für seine Verhältnisse eine leichte Verbesserung, indem er sein Gesicht nicht mehr täglich in die Kamera hielt.

Würde Trump einen ganzen Monat nichts sagen und nichts tun, könnte er vermutlich einen deutlichen Popularitätsschub erfahren und möglicherweise zu dem zweitunbeliebtesten Präsidenten aller Zeiten aufholen.

Trumps sich massiv verschlimmernde Demenz macht eine ganz andere Arbeitseinteilung im Weißen Haus notwendig. Der Mann interessiert sich für nichts, kann nur rudimentär lesen und hat die Aufmerksamkeitsspanne einer Sardine.
Während alle anderen Präsidenten immer sehr früh am Schreibtisch saßen und wenig schliefen – GWB begann täglich um 6.15 Uhr, Obama ließ sich bis 6.30 Zeit, blieb aber bis spät nachts – schwankt Trump frühestens gegen 11.00 Uhr ins Büro hinunter. Arbeitszeit bis maximal 16.00 Uhr mit vielen Pausen für Fastfood, Glotze und Twitter.

[…..] Trump's secret, shrinking schedule
President Trump is starting his official day much later than he did in the early days of his presidency, often around 11am, and holding far fewer meetings, according to copies of his private schedule shown to Axios. This is largely to meet Trump’s demands for more “Executive Time,” which almost always means TV and Twitter time alone in the residence, officials tell us. […..] Trump's days in the Oval Office are relatively short – from around 11am to 6pm, then he's back to the residence. During that time he usually has a meeting or two, but spends a good deal of time making phone calls and watching cable news in the dining room adjoining the Oval. Then he's back to the residence for more phone calls and more TV. Take these random examples from this week's real schedule:
    On Tuesday, Trump has his first meeting of the day with Chief of Staff John Kelly at 11am. He then has "Executive Time" for an hour followed by an hour lunch in the private dining room. Then it's another 1 hour 15 minutes of "Executive Time" followed by a 45 minute meeting with National Security Adviser H.R. McMaster. Then another 15 minutes of "Executive Time" before Trump takes his last meeting of the day — a 3:45pm meeting with the head of Presidential Personnel Johnny DeStefano — before ending his official day at 4:15pm.
    Other days are fairly similar, unless the president is traveling, in which case the days run longer. On Wednesday this week, for example, the president meets at 11am for his intelligence briefing, then has "Executive Time" until a 2pm meeting with the Norwegian Prime Minister. His last official duty: a video recording with Hope Hicks at 4pm.
    On Thursday, the president has an especially light schedule: "Policy Time" at 11am, then "Executive Time" at 12pm, then lunch for an hour, then more "Executive Time" from 1:30pm. […..]

Ein so ostentativ fauler und unzurechnungsfähiger Präsident hat auch Vorteile.
Vorteile für die Welt, weil der Planet umso sicherer ist, je seltener Trump aktiv ist.
Vorteile aber auch für republikanische Politiker, die den debilen desorientierten Deppen benutzen können, um ihre eigenen Vorhaben durchzudrücken.
Die schärfsten innerparteilichen Kritiker Trumps – Senator Bob Corker und Senator Lindsey Graham beispielsweise – loben Trump neuerdings, weil sie ihn benutzen können.
Corker bekam sein Privatgesetz, das ihn viele Millionen Dollar reicher macht.  Graham kann mit Trump seine hochaggressive Außenpolitik umsetzen.
Corker, der Trump noch vor Wochen als völlig unfähig abqualifizierte, im Oktober 2017 das White House to "an adult day care center" comparete, flog gestern gebumfidelt mit ihm in der Air Force One.

Graham beschwert sich nun voller Emphase darüber, daß die Presse es wage Trump als „Unfit for Office“ zu bezeichnen; dabei hatte er noch vor einem Jahr selbst am lautesten Trump mit genau den Worten bepöbelt.


Corker und Graham sind eben in der Wolle gefärbte Republikaner und als solche Großmeister der Heuchelei.
Inzwischen schätzen sie Trump für seine Faulheit und Doofheit.
Je weniger er tut und je mehr er golft, desto besser.
Und was kümmert schon brachiale Heuchelei, wenn sie sich gegen den größten Hechler der Welt wendet – Trump selbst.

(…..) Der Typ, der Obama bezichtigte zu viel Zeit auf dem Golfplatz zu verbringen, statt als Präsident im Oval Office zu arbeiten, stellt sich als Obamas Nachfolger als faulster US-Präsident aller Zeiten dar.

[….] Donald Trump hat am Freitag zum 80. Mal einen seiner eigenen Golfclubs besucht, seit er am 20. Januar seinen Amtseid ablegte.
Das hat der Sender CNN errechnet - und strahlte zugleich Clips aus dem Wahlkampf im vergangenen Jahr aus: Da hatte der Republikaner wiederholt mit Seitenhieb gegen Vorgänger und Golfliebhaber Barack Obama betont, dass er sich als Präsident keine Zeit nehmen würde, den Schläger zu schwingen: Er würde nur arbeiten, arbeiten - zum Wohle des amerikanischen Volkes. [….]

Ich bin aber weit davon entfernt mich über Trumps obsessive Golferei zu ärgern.
Im Gegenteil, so lange er kleinen weißen Bällchen in seinem Golfcart hinterher juckelt, stellt er wenigstens nichts Schlimmeres an.

Trump und seine Partei, die GOP, die „Grand Old Perverts“ sind eben nicht länger nur eine lächerliche Lobbyistenvereinigung, um gewaltig von unten nach oben umzuverteilen, sondern sie bemühen sich als neroeske Terrortruppe intensiv darum die Welt zu entflammen. (…..)

Unglücklicherweise belässt es Trump nie lange bei seiner Abwesenheit, da seine manische Eitelkeit das nicht zuläßt.

Die Weihnachtspause ist vorbei. Inzwischen drängte es ihn wieder in die Öffentlichkeit. Er prahlte von seinem „enorm großen Button“ und feierte sich dafür ein „stable genius“ zu sein.



Auch den Vorwurf der Demenz konterte Trump auf die ihm eigene Weise.
Nachdem er über Wochen bei der Nationalhymne kniende Sportler als „unpatriotisch“ beschimpfte und forderte diese „sob“s müssten gefeuert werden, besuchte er heute  ein Highschool-Football Championship Game, stand zum national Anthem auf, konnte sich aber offenbar nicht mehr an den Text erinnern.
Singen, stehen, Hand halten – das ist zu komplex für Trump.

Entweder er vergisst die Hand auf das Herz zu halten oder aber er denkt nicht daran als Oberbefehlshaber der Flagge zu salutieren.
Mit Multitasking ist Präsident Dummerle hoffnungslos überfordert.



Montag, 8. Januar 2018

We are losers, baby



Der Scientologe „Beck“, 47, wird gern als größtes amerikanisches Songschreiber-Genie seit Bob Dylan bezeichnet und in der Tat hat der Enkel des Fluxus-Gottes Al Hansen einige echte Ohrwürmer produziert.
1993 sah ich ihn in der Hamburger „Großen Freiheit 36“ in einem unvergesslichen Konzert, habe „Loser“ seitdem stets im Kopf.

[…..] Soy un perdedor
I'm a loser baby, so why don't you kill me?

Forces of evil in a bozo nightmare
Ban all the music with a phoney gas chamber
'Cause one's got a weasel and the other's got a flag
One's on the pole, shove the other in a bag
With the rerun shows and the cocaine nose-job
The daytime crap of the folksinger slob
He hung himself with a guitar string
A slab of turkey-neck and it's hangin' from a pigeon wing
You can't write if you can't relate
Trade the cash for the beef for the body for the hate
And my time is a piece of wax fallin' on a termite
That's chokin' on the splinters [….]

Was Beck vor 25 Jahren besang ist heute das Motto der Groko Merkel-III.
Nachdem sich Lindi selbst ins Aus schoss, nun als AfD 2.0 völlig einflusslos im Bundestag sitzt und die Grünen ohne Not mal eben ihre Führung in die Wüste schicken, hängt alles an den großen drei Losern Martin, Angela und Horst.

Großartig; Heulsuse Schulz, der seine Partei durch grottendämliches Lavieren nun beim zweiten Umfrageinstitut unter die 20% stürzte, Missmanagement-Merkel, bei der sich Liz Mohns und Friede Springers Daumen senken, sowie der just in Bayern abservierte crazy Horst, der seine CSU auf einen nie dagewesenen Tiefstwert steuerte und sein MP-Amt aufgeben musste.
Die drei Großloser sind so tief am Boden, daß sie wirklich eine Groko hinbekommen müssen. Scheitern sie erneut, müssen sie ihre Schreibtische räumen.

Es ist aber auch gut möglich, daß die Welt sich vorher über den Abgrund stürzt, weil das stable genius nicht seine grab em-finger von seinem großen Button lassen kann. Oder weil Polen und Ungarn die EU sprengen.

Es ist dringend wie nie, daß Europa seine einzige unverhoffte Chance, nämlich Macron nutzt, um eine zukunftsfähige Agenda in Gang zu setzen.
Aber wie soll das gehen, wenn Berlin sich in kompletter Arbeitsverweigerung ergeht?

[….] Frankreich und Deutschland werden als Motor der EU bezeichnet. Doch seit Kanzlerin Merkel in Berlin nur noch geschäftsführend regiert, ist das Verhältnis aus dem Gleichgewicht. Präsident Macron will die Idee von Europa neu beleben. Doch Deutschlands Regierung ist abgetaucht.
[….] Auch wenn es nach der Strahlkraft von Bildern geht, könnte der Unterschied zwischen den Regierungen von Deutschland und Frankreich größer kaum sein. Auf der einen Seite ringen im wintergrauen Berlin Spitzenpolitiker von Union und SPD darum, ob sie es vielleicht doch noch [….] Auf der anderen Seite schreitet Frankreichs Präsident mit ernstem Blick die Reihen prächtig uniformierter Soldaten ab. Golden glänzen die Helme. Jeder Schritt Macrons - vor dem Louvre oder in Versailles - ist sorgfältig in Szene gesetzt. Prächtige Schlösser hatten auch seine Vorgänger zur Verfügung, doch Macron nutzt sie wirkungsvoll zur Inszenierung seiner Macht.
[….] Macron hat ambitionierte Ideen für Europa - ein gemeinsames Budget für die Eurozone und ein gemeinsamer europäischer Finanzminister etwa. Macron will ein souveräneres, geeinteres, demokratischeres Europa. Sein Vorstoß kommt zu einer Zeit, in der die EU vor Problemen steht. Wie werden zum Beispiel Flüchtlinge zwischen den Mitgliedsstaaten gerecht verteilt? [….]  Und Deutschland kann sich nicht festlegen, weil die Regierungsbildung nicht abgeschlossen und die derzeitige Bundesregierung nur geschäftsführend im Amt ist.
[….] Mit Macron sind wieder Prunk und Glorie in die französische Politik eingezogen. Er mobilisiert und fasziniert die Massen. Er liebt die ganz große Geste und den ganz großen Entwurf. Der Mann hat Visionen. [….] Doch Deutschland hat sich vorerst aus der Europa-Politik abgemeldet.[….]  Bis heute enthalte sich Berlin, wenn es um Entscheidungen auf EU-Ebene gehe, so Özdemir, "aber es kann doch kein Dauerzustand sein, dass die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt innerhalb der Europäischen Union vor allem durch Enthaltungen auffällt. Es ist Zeit, dass Berlin handlungsfähig wird." […..]

Das Verrückte ist, daß Schulz, Seehofer und Merkel, die alle am Ende ihrer Karrieren und über 60 sind, gar nicht mehr hasenfüßig sein müßten.
Mit ihrem Mimimimi-Kurs haben sie sich ohnehin schon in den Demoskopiekeller manövriert.
Ihre einzige Chance besteht darin ihre zutiefst demoralisierten Anhänger mit unglaublich mutigen Schritten zu überraschen und Reformen anzustoßen, die ihnen niemand mehr zutraut.
Was haben  sie schon zu verlieren?

[….] Das Land braucht furiose neue Politik
CDU, CSU und SPD gehen verschlafen und kleinmütig in die Sondierungsgespräche. [….] Alle drei Parteien haben bei der Bundestagswahl verloren; alle drei Parteien beteuern daher, dass "man" nicht "weiter so" machen könne. Das ist der gemeinsame Nenner von CDU, CSU und SPD. Aber diese Gemeinsamkeit erschöpft sich in der rhetorischen Formel; und das "man" meint dabei die jeweils anderen. Bisher jedenfalls machen CDU, CSU und SPD so weiter wie bisher.
[….]  Die Merkel-CDU hält sich ruhig; sie verhält sich so, als sei es insgeheim selbstverständlich, dass es wieder zur großen Koalition kommt. Aber das vermeintlich Selbstverständliche ist nicht so selbstverständlich. Man muss dafür etwas tun; wenn Merkel etwas tut, dann im tiefen Hintergrund. [….]
 die SPD: Sie würgt an ihrer voreiligen Ankündigung, nicht in eine große Koalition zu gehen. Und der Parteivorsitzende Schulz würgt zusätzlich an seinem Wahlkampfversprechen, dass er niemals als Minister unter Merkel in ein Kabinett eintreten werde. Schulz hat also die Wahl, auch sein persönliches Versprechen zu brechen, um dann Vizekanzler zu werden - oder aber einen Vizekanzler namens Gabriel neben sich zu haben.
[….] Die Geschichte von CDU, CSU und SPD seit der Wahl erinnert an die Legende vom chinesischen Henker, bei der der Delinquent nach dem scharfen Schwertstreich den Ernst der Lage nicht erkennt. Der Henker sagt dann nur: "Nicken Sie mal." Das "Nicken Sie mal" ins Politische gewendet heißt "Wacht auf!" [….]

SPD, CDU und CSU zeigen sich aber in einem nie dagewesenen Maß beratungsresistent.
Sie agieren im Tranquilizer-Modus, scheinen sich mit Valium für die Verhandlungen zu wappnen.

Der große Durchbruch von heute spricht Bände.
Die Loser wagen es nicht nur nicht neue Ziele zu postulieren, sondern geben auch noch die Ziele von gestern auf.
Während Nationen wie England und insbesondere China mutig beim Klimaschutz vorangehen, hissen unsere Omen und Open der mutmaßlich nächsten Groko schon einmal die Weiße Flagge.
Den Klimaschutz geben sie schon auf, bevor sie überhaupt in Koalitionsverhandlungen eintreten.

[….] Union und SPD wollen Klimaschutzziel aufgeben
Es war einer der Jamaika-Knackpunkte - nun haben Union und SPD das deutsche Klimaschutzziel gleich zu Beginn der Koalitionsgespräche gekippt. [….][….] "Das kurzfristige Ziel für 2020 wird aus heutiger Sicht nicht mehr erreicht werden", heißt es laut RND in dem Papier. Es sei eine aus Bundesmitteln finanzierte Kommission geplant, die einen Aktionsplan zum schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung erarbeiten solle. Auf diese Kommission hatte sich die Große Koalition bereits nach langem Hin und Her im November 2016 geeinigt, als Teil des Klimaschutzplans 2050.
[….] Offiziell hält Deutschland bis heute an dem Vorhaben fest, seinen Kohlendioxid-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 zu reduzieren. Allerdings ist schon seit Längerem absehbar, dass diese Zielmarke kaum erreichbar ist. [….]
Grüne und Linke haben die mögliche Abkehr vom deutschen Klimaschutzziel für 2020 heftig kritisiert. Die Zielmarke werde "zum ersten Opfer" einer erneuten großen Koalition, das sei "unfassbar verantwortungslos", twitterte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt. [….] CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte erst im September im Wahlkampf in einer TV-Debatte zugesichert, dass Deutschland das Klimaschutzziel 2020 schaffen werde. "Wir werden Wege finden, wie wir bis 2020 unser 40-Prozent-Ziel einhalten. Das verspreche ich Ihnen", sagte sie damals. […..]

Kann man sich nicht ausdenken….

Soy un perdedor
I'm a loser baby, so why don't you kill me?
Soy un perdedor
I'm a loser baby, so why don't you kill me?