Da falle
ich todmüde mit glasigen Augen, schweren Gliedern und mieser Laune ins Bett, bin
ohnehin deprimiert, weil ich am nächsten Morgen früh raus muss und dann schalte
ich doch noch mal eben kurz CNN ein und bleibe hängen.
Beide
Hosts meiner bevorzugten Sendungen auf CNN, „AC360°“ und „Tonight with Don
Lemon“ urlauben, Amerika bereitet sich auf die Feiertage vor, aber dann kommt so ein interessantes Special darüber wie
die ehemals reinen Comedy-Shows durch die Jon Stewart-Initialzündung zu
Late-Night-Shows auf höchstem journalistischen Niveau mutieren.
Die
Ikonen der letzten Jahrzehnte, Letterman und Carson, wirken in der Rückschau
wieder bieder-oberflächliche Konsenskomiker.
Wer sich
politisch akkurat informieren will tut das am besten bei Sam Bee, Trevor Noah,
John Oliver, Stephen Colbert und Co.
Da lernt
man wirklich etwas und wird nicht mit dubiosen Verschwörungstheorien gefüttert,
die man in reinenNews-Sendungen auf FOX
oder Breitbart um die Ohren geschlagen bekommt.
Wenn
schon hochbezahlte Profi-Journalisten daran scheitern das Trump-Desaster in
Worte zu fassen, wie soll ich Mini-Bloggerchen adäquat verbalisieren was ich
sehe?
Angesichts der unfassbar peinlichen Twitter-Attacke
Trumps auf LeVar Ball, fand allerdings Bakari Sellers (der
jetzt blöderweise neuerdings so einen Hipsterbart trägt) bei John Berman
(Coopers Urlaubsvertretung) einen passenden Satz: „Trump
is such a small man“.
Das war nett, allerdings muss man sich dafür
auch den unterirdischen Trump-Speichellecker Paris Dennard anhören, den Don
Lemon noch vor einigen Wochen aus seiner Show warf, weil er immerfort CNN als „fake
news“ bezeichnete.
Jeden
Tag liest man diese
gestörten Trump-Tweets, aber die Mangelbildung, Borniertheit
und Naivität des Mega-Egomanen schockiert immer wieder auf‘ Neue.
Man weiß
wie Trump ist und ist dennoch aus der Bahn geworfen vor Entsetzen, wenn er es
jeden Tag neu unter Beweis stellt.
Diese
beiden recht neutral gehaltenen CNN Special Reports sind starker Tobak; daher
versuche ich erst gar nicht das mit meiner Privatmeinung zu über-tobaken.
Heute
lasse ich Trumps engste Mitarbeiter, seine Fans und Parteifreunde sprechen.
[….] Former RNC Chairman Calls Trump “Beyond
Stupid” [….] GOP members can’t flee
Donald Trump’s side fast enough. [….] When asked for his thoughts on the matter,
former RNC chairman, Michael Steele said, “This is beyond stupid. And there’s
irreparable harm that’s being done to this party and to this country. Someone
needs to take control here and it’s certainly not the president.”Donald Trump, Roy Moore and people like them
need to realize that they WILL pay for their criminal wrongdoings. [……]
[…..] President Donald Trump's national security
advisor H.R. McMaster reportedly called the president an 'idiot' with a
kindergartener's intelligence at a dinner, according to a report.
McMaster made the comments during a July dinner with Oracle CEO Safra
Catz, BuzzFeed reported.
According to the report, which cited five anonymous sources, McMaster, a
three star Marine General, called Trump a 'dope,' as well as an 'idiot' with
the intelligence of a 'Kindergartener.' [….]
[….] Back in July, Secretary of State Rex
Tillerson reportedly called Trump a "fucking moron" in front of a few
members of the president's Cabinet and national security team. [….]
Gestern
nannte ich in einer SPD-Diskussion die kategorische Groko-Ausschließeritis der
Jusos „infantil.“
Es wurde
anschließend weniger darum gestritten, ob es Umstände geben könne, die ein
Abrücken vom „Nein zur Groko“ notwendig machten, sondern die Jugend-Snowflakes
beschwerten sich bitterlich über meine Wortwahl. Es sei verletzend jemand als „infantil“
zu kritisieren, ich solle darüber nachdenken, ob das eine „sozialdemokratische
Ausdrucksweise“ sei und im Übrigen möge ich bitte die Jusos mehr respektieren.
Ich
brachte noch das Peer Steinbrück-Zitat von den „sozialdemokratischen Heulsusen“
und dann liefen sie offensichtlich weinend weg.
Diese
Filterblasen scheinen auch auf der linken Seite dazu zu führen, daß wir uns
alle stets an den Händen halten sollen und jeden lieb haben.
Nehmt
mich da raus.
Ich
erwarte von den Politikern, die ich unterstütze keineswegs, daß sie jeden wie
Herr Juncker umarmen und abküssen.
Kanzler
und Minister und Parteivorstände sollen nicht Inkarnationen des Altruismus und
der Bescheidenheit sein, sondern sie sollen sich durchsetzen können.
Ich
wünsche mir keine Trumps, die mit aggressiven miesen Methoden alle anderen
wegboxen, aber im Mimimi-Modus dazustehen und bei jedem Satz darauf bedacht
sein bloß niemand auf die Füße zu treten funktioniert in der echten Welt
genauso wenig.
Es ist
genauso absurd sich darüber zu wundern, daß Schauspieler das Rampenlicht suchen
und in die Medien streben. Das gehört nun einmal zu den Grundvoraussetzungen
für ihren Beruf. Sie müssen es mögen fotografiert und angeglotzt zu werden, im
Rampenlicht zu stehen, sich zu exponieren und exhibitionieren.
Das sind
Eigenschaften, die ich in meinem persönlichen Freundeskreis nicht gerade
sympathisch finde, aber darunter befinden sich auch keine Weltklasse-Bühnenstars.
Politiker
brauchen ebenfalls eher unsympathische Charaktermerkmale. Ellenbogenmentalität,
Netzwerken, Schmeicheln, berechnend mit Menschen umgehen.
Das
legendäre Trio Brandt, Wehner und Schmidt bestand aus charakterlich völlig unterschiedlichen
Alphatieren, die sich gegenseitig in Schach hielten und phasenweise sogar
verachteten.
Aber sie
respektierten einander, verließen sich auf einander. Helmut Schmidt trat zwar
in seinen vielen posthum veröffentlichten Briefen gegenüber Willy Brandt
erstaunlich devot und ehrerbietend auf, weil sein Bundeskanzler-Vorgänger eine besondere
moralische Ikone war. Aber ansonsten war er mit einem derartig robusten
Selbstbewußtsein ausgestattet, daß er nicht weinend zu Mami lief, wenn unter
Sozialdemokraten böse Worte über ihn fielen.
Bei
Merkel und Schröder ist es ähnlich; die sind schwer umzuwerfen und verfallen nicht
in Depressionen, wenn untere Parteichargen sie kritisieren, weil sie von sich
selbst überzeugt sind.
Irgendwie
bähbäh, wenn man so wenig selbstkritisch ist, aber als Kanzler ist diese Stabilität
vermutlich notwendig, um nicht dauernd den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Helmut
Kohl war deswegen ein schlechter Kanzler, weil seine demonstrativ zur Schau
gestellte joviale Selbstzufriedenheit nur Fassade war.
Er litt
wie gar fürchterlich darunter von Intellektuellen nicht anerkannt zu werden,
über Jahre von maßgeblichen Journalisten nur als tumbe Birne aus der Provinz
verspottet zu werden.
Er
sehnte sich verzweifelt nach Anerkennung und reagierte bösartig, wenn ihm diese
verweigert wurde. Trump nicht unähnlich, nahm er Respektlosigkeiten persönlich,
war zutiefst davon ergriffen, sann auf Rache und agierte außerordentlich
nachtragend.
Merkel
oder Schmidt oder Schröder sind nicht auf diese Weise empfänglich für
Beleidigungen und daher auch nicht Getriebene ihrer Emotionen.
Das sind
für Kanzler positive Eigenschaften.
Man
verwechsele das nicht mit Sensibilität oder Streitlust. Hierin unterschieden
sich die drei Genannten nämlich erheblich.
Schröder
und Schmidt konnten echte Raufbolde sein und sich voller Enthusiasmus einer
Sache verschreiben.
Merkel
hingegen zeigt gar keine Gefühle, gar kein Temperament.
Unsichere
Politiker, die wie Guido Westerwelle stets zwischen beleidigen und beleidigt
sein oszillieren, sind viel problematischer, da sie von Sachpolitik abgelenkt
erratisch agieren.
Voller
Rachedurst und Sucht nach Anerkennung und Bewunderung, die ein Helmut Schmidt
nie nötig gehabt hätte, weil er sich selbst fabelhaft fand, gibt Lindner
derzeit in Berlin den Hobby-Trump-Kohl.
Er hasst
Merkel und die Grünen wie die Pest, kann sich über diese Gefühle nicht
hinwegsetzen.
[…..]
Auch Lindner ist ein Vertreter der
liberalen Lesart, dass es vor allem die Kanzlerin war, die den
Koalitionspartner FDP so schrumpfte, dass er 2013 aus dem Bundestag flog. In
jener Nacht, so berichtete Lindner später, habe er geweint. Im Fernsehen habe
er Merkel am Wahlabend sagen hören, sie bedauere das Ausscheiden der Liberalen,
aber in der Parteizentrale der CDU, im Konrad-Adenauer-Haus grölten ihre Leute
den Toten-Hosen-Hit: "Tage wie diese". Seither schleppt die FDP ein
Trauma mit sich herum. Ein Merkel-Trauma. [….] Lindner hatte Spaß daran, Merkel und der CDU ein ums andere Mal eins
auszuwischen - dass jeder der möglichen Koalitionäre das Finanzministerium
haben dürfe, nur Merkels CDU nicht, gehörte zu einer dieser Episoden im
Gegeneinander. Als die Sondierungen schon fortgeschritten waren, als sich
abzeichnete, dass Merkel mit den grünen Spitzenleuten Katrin Göring-Eckardt und
Cem Özdemir gut auskam, warf Lindner den Grünen vor, mit ihrer Flüchtlingspolitik
ein Konjunkturprogramm für die AfD zu betreiben.
Die Grünen waren schon
immer Lindners Lieblingsgegner. Früher holte er in Reden gerne einen Zettel aus
seinem Sakko, auf dem er alle möglichen Projekte und Erfindungen aufgelistet
hatte, die es angeblich nie gegeben hätte, wenn die Grünen sich mit ihrem
Widerstand dagegen durchgesetzt hätten. Computer zum Beispiel. Aber Lindners
größtes Problem heißt Merkel.
[….] Lindner soll immer wieder mal recht
aggressiv aufgetreten sein, nicht laut, aber bissig, mit scharfen Bemerkungen
gegen andere Verhandler. Jede Annäherung zwischen Grünen und der Union war ihm
suspekt. […..]
So
großartig er sich in den Medien inszeniert, so wichtig ist es für seine
Eitelkeit auch von allen anderen als der große Zampano anerkannt zu werden.
[….]Ein
Mann hat einen Traum. Er will Emmanuel Macron sein oder wenigstens Sebastian
Kurz. Er ist aber nur Christian Lindner.
Nein, man soll den
Einfluss von Personen auf politische Vorgänge nicht überbewerten. Wenn aber in
einem sehr kleinen Kreis von Parteioberen entscheidende Gespräche geführt
werden, und die Vertreter einer Partei sind beide narzisstisch veranlagte
Rollenspieler, dann hat dies Auswirkungen. Der eine, Wolfgang Kubicki, ist als
Held der Talkshows hinlänglich bekannt. Der andere, Lindner, inszeniert die
Flucht aus der Verantwortung gerne als mutigen Opfergang. So hat er es 2011
gemacht, als er, damals FDP-Generalsekretär, seinem Chef Philipp Rösler die
Brocken hinwarf; so hat er es in der Nacht zum Montag wieder getan. [….]
Diese
Psycho-Politiker wie Westerwelle, Lindner, Lafontaine, Seehofer und Trump, die
getrieben davon sind ihre Eitelkeit zu befriedigen und ihre Destruktivität
auszuleben, halte ich für völlig ungeeignet als Regierungsmitglieder.
Aber
genauso wenig gefallen mir die Kuschelpolitiker des Typs Juso2017, die zwischen
den Zeilen nach Beleidigungen fahnden und stets political correcntess
einfordern, statt verbal zurück zu hauen und sich trotzdem inhaltlich
auseinander zu setzen.
Ich
lehne Koalitionsmetaphern wie „Bett“, „Ehe“, „Wunschpartner“ oder „Liebesheirat“
ab. Das ist ein verkehrter Konnotationsbereich. Regierungspartner müssen sich nicht
lieben, sich herzen und küssen. Sie sollen sich nicht am Kabinettstisch
gegenseitig die Zehennägel lackieren, sondern zusammen arbeiten. Das kann man
sogar ohne sich zu mögen.
Daher
ist mir die übertriebene Kuscheligkeit zwischen CSU und Grünen höchst suspekt.
Das
führt zu Enttäuschungen auf persönlicher Ebene und ist für mich eher ekelig.
Die
Szene, die sich nach Kubickis und Lindners Schmoll-Show Sonntagnacht
abspielten, erinnern eher an ein Aschram oder eine Fummelparty, als an seriöse
Politik.
[….]
Baden-Württembergs grüner
Ministerpräsident Winfried Kretschmann steht wie erschüttert da, in sich
versunken, er hält sich das Kinn, als könne er es nicht fassen. Seine
Parteifreundin Claudia Roth sieht wütend aus, sie nimmt erst Kretschmann in den
Arm, dann Bundesinnenminister Thomas de Maizière, der die Umarmung so herzlich
erwidert, als seien Unionisten und Grüne immer beste Freunde gewesen.
Überhaupt bricht in
dieser Nacht bei den Zurückgelassenen eine nie gekannte schwarz-grüne Harmonie
aus. Grünen-Chef Cem Özdemir stößt mit Thomas Strobl an, dem
baden-württembergischen CDU-Innenminister. Schleswig-Holsteins grüner
Umweltminister Robert Habeck, dessen Gesichtsfarbe nach nächtelangem Sondieren nicht
gesund aussieht, bietet CDU-Generalsekretär Peter Tauber an, ihm ein Bier zu
holen. Kanzleramtsminister Peter Altmaier steuert mit ausgestreckter Hand auf
Claudia Roth zu. Tage und Nächte hat die Grüne versucht, beim Konfliktthema
Flucht Lösungen zu finden. Vergebens. "Liebe Frau Roth, Sie waren
großartig!", ruft Altmaier und reicht ihr die Hand über den Tisch. Roth
kämpft jetzt gegen die Tränen.
[…..]
(Sueddeutsche
Zeitung, Seite 3, 21.11.2017)
Ich
gehöre zur Minderheit der Menschen, die Claudia Roth wirklich mögen und immer
verteidigen, aber Rudelbumsen mit de Maizière und Altmaier?
Too much information!
Und wie
geht das weiter?
Am Ende gibt es nur noch einerseits eine große Kuschelfraktion aus Linken, SPD,
Grünen, CDU und CSU und auf der anderen Seite die beiden inhaltlich kaum
unterscheidbaren Harter-Hund-Parteien AfD und FDP, die nach dem Vorbild von FPÖ
und ÖVP alles „Linksgrünversiffte“ in die Opposition verdrängen?
Einigen
wir uns auf Folgendes:
Trump ist unfassbar eitel, unfassbar gefährlich, unfassbar dumm, unfassbar
ignorant und unfassbar bösartig.
Seine
Abartigkeit in jeder Hinsicht erinnert an nicht eben sympathische Menschen.
So ist es
aber nun und irgendwann wird #45 nicht mehr amtieren.
Ein Impeachment
halte ich zwar für ebenso unwahrscheinlich wie ein Amtsenthebungsverfahren nach
dem Twenty-fifth Amendment to the United States Constitution, aber vielleicht
fällt Trump tot um, wird ausgeknockt, stirbt an einer natürlichen Krankheit
oder einem Unfall. Vielleicht tritt er entnervt zurück. Vielleicht schon 2020,
aber spätestens 2024 wird ein anderer potus gewählt.
Im
schlimmsten Fall wird dann der vielfach der Lüge überführte fanatische
Homohasser Mike Pence Präsident, im besten Fall ein liberaler Demokrat.
Wird
Amerika irgendwann wieder normal?
Besinnen
sich links und rechts auf gemeinsam anerkannte Fakten?
Wird
eines Tages noch einmal eine Moral Einzug halten, die sanktioniert, wenn
Toppolitiker mit sexuellen Übergriffen prahlen, Behinderte nachäffen und lügen
wie gedruckt?
Werden
die Alabamanesen eines Tages einsehen, daß man nicht einen radikal
verschwörungstheoretischen Islamhasser wählt, der ein Dutzend minderjährige
Mädels begrabscht hat, weil das immer noch besser ist, als ein Demokrat?
Können die
Amerikaner eines Tages wieder dazu übergehen eher Naturwissenschaftlern
statt religiösen Ideologen zu vertrauen, wenn es um Klimawandel und
Umweltschutz geht?
Gibt es
jemals wieder einen Konsens, daß man andere Nationen und Staatschefs nicht
demütigt und beleidigt?
Ich kann
mir das schwer vorstellen, denn die extreme Polarisierung der Amerikaner in
ihren jeweiligen Filterblasen wird weiterhin zunehmen.
Um
halbwegs wieder Anstand und Vernunft ins Weiße Haus zurück zu bringen, müßte es
mehrere vorbildlich moralische und skandalfreie Präsidenten geben, die nicht
vulgär rumpöbeln und allgemein respektiert werden.
Schon
das ist schwer vorstellbar, weil das amerikanische Wahlsystem insbesondere auf
der Rechten mit Hilfe von Super-PACs, sozialen Medien und ultraradikalen
konservativen Hetzmedien verhindern wird, daß ein halbwegs normaler Kandidat
auf ihrer Seite antritt.
Es
müssen aber auch einige ethisch einwandfreie GOPer unter den Präsidenten #46
-#52 sein, wenn wieder ein moralischer Konsens eintreten soll.
Gegenwärtig
hassen Republikaner wahllos alle Demokraten.
Immerhin
hatte Barack Obama acht Jahre auf persönlicher Ebene absolut skandalfrei
regiert. Keine Ehekrisen, keine Bereicherungen, keine Schreiduelle im Oval
Office, keine Lügengeschichten, kein Nepotismus.
Gedankt
hat es ihm niemand auf der rechten Seite.
Der Hass
auf Obama wurde nur immer größer.
Problematisch
ist insbesondere auch der Dammbruch im gesellschaftlichen Miteinander, den
Trump einläutete.
Körperliche
Gewalt ist wieder OK, Trump ermutigt Polizisten Gefangene zu schlagen, möchte
foltern lassen, lobt Neonazis, inszeniert sich selbst auf Pussygrabber in
Chief. Bullying ist nicht mehr ärgerliche Begleiterscheinung, sondern
vorbildlich.
Außerdem
stellt Trumps Administration viele Weichen.
Internationale
Beziehungen werden nachhaltig zerstört, die Umwelt wird ruiniert, sozialer
Ausgleich dämonisiert und heftig von unten nach oben umverteilt.
Betsy
DeVos, die keine zwei Sätze fehlerfrei schreiben kann, ruiniert als
Bildungsministerin das amerikanische Schulsystem.
Besonders
erschreckend sie die Pflöcke, die Trumps Bande im Justizsystem einschlägt.
Einerseits
zerkloppt er den Respekt vor Gesetzen, setzt sich selbst über sie hinweg und
demonstriert, daß Gefängnisstrafen und andere juristische Sanktionen nicht für
Superreiche gelten sollen.
Andererseits
werden amerikanische Richter konsequent ultrakonservativ besetzt. Entscheidungen
für Frauen, Verbraucherschutz, Minderheiten und Gesundheit werden in Zukunft immer
seltener.
[….] Brett Talley ist 36 Jahre alt, [….] Das Weiße Haus hat Großes mit Brett Talley
vor. Im September nominierte Präsident Donald Trump ihn für ein Richteramt an
einem US-Bundesgericht in Alabama. Der Justizausschuss des Senats hat die
Ernennung bereits bestätigt. Stimmt auch der volle Senat zu, dann kann der
junge Herr Talley für den Rest seines Lebens im Namen der Vereinigten Staaten
Recht sprechen. Und das, obwohl er noch nie an einem echten Gerichtsprozess
teilgenommen hat und die amerikanische Anwaltskammer ihn als
"unqualifiziert" für einen Richterposten einstuft. Doch Brett Talley
hat in den Augen der Trump-Regierung einen unschlagbaren Vorteil: Er ist ein
ausgewiesener Konservativer. [….] Es [ist] wichtig, welche politische Färbung die
Richter haben.Wie wichtig, das konnte
man in diesem Jahr bei Trumps umstrittenem Einreiseverbot für Bürger bestimmter
muslimischer Länder sehen. Konservative Richter hätten das vielleicht als
zulässige Maßnahme der Regierung zum Schutz der nationalen Sicherheit gewertet
- möglicherweise ineffektiv, aber legal. Doch die Klagen gegen das
Einreiseverbot wurden - nicht zufällig - bei eher liberalen Gerichten
eingereicht. Dort werteten die Richter die Verfügung als verbotene religiöse
Diskriminierung und kippten sie. Trump antwortete mit Schimpftiraden über
"angebliche Richter", die ihm in die Arbeit pfuschten.
Um das künftig zu
verhindern, besetzt die Trump-Regierung frei werdende Richterstellen seit
Monaten systematisch mit Konservativen. [….] Doch auch
für die Ebenen unterhalb des Supreme Court, die Bundes- und
Bundesberufungsgerichte, nominiert das Weiße Haus reihenweise Konservative.
Talley ist nur einer von fast 60 Richterkandidaten, die Trump in seinem ersten
Regierungsjahr vorgeschlagen hat; 13 hat der Senat bisher bestätigt. Bei
etlichen gibt es Vorbehalte, weil sie wie Talley als zu jung, unerfahren und
unqualifiziert gelten. Aber ihre politische Haltung ist offenbar Empfehlung
genug. [….] Die Folgen dieser
Personalpolitik wird Amerika auf Jahrzehnte hinaus spüren. Denn die Stellen als
Bundesrichter, derzeit insgesamt etwa 870, werden auf Lebenszeit vergeben.
Trump kann also in vier Jahren zumindest einen Teil der Richterschaft politisch
ausrichten. […..]
Blöd
irgendwie, Trittin gibt ein ZDF-Interview, in dem er erklärt, die
Jamaika-Koalitionsverhandlungen wären fast in trockenen Tüchern. Der Soli für
75% der Menschen komplett abgeschafft, anlassbezogene Vorratsdatenspeicherung
im Sinne der FDP geändert, elf Millionen Euro zusätzlich für die Bildung, die FDP
sollte zehn Milliarden Euro für ihre Digitalisierung bekommen, sogar beim Thema
Migration hatten sich Grüne und CSU geeinigt und dann haut die FDP aus Angst
vor einer Einigung ab.
Anschließend
wird Wolfgang Kubicki interviewt, gibt sich verbiestert, weil er nicht den Schwarzen
Peter überreicht bekommen will. Trittin operiere wie so oft am Rande der
Wahrheit; eigentlich hätte man weit auseinander gelegen.
Um 20.15
Uhr befragt Tina Hassel im ARD-Brennpunkt Frau Merkel nach dem Tathergang und sie
bestätigt 100%ig die Darstellung Trittins; kann die FDP nicht verstehen.
Lindner
wollte die Sondierungen von vorn herein gegen die Wand fahren lassen; suchte
nur nach einem Vorwand.
[….]
So wirkte es in der Tat. Christian
Lindner hatte ein vorgeschriebenes Statement parat, es gab Sharetags im
Internet, die quasi zeitgleich mit dem Abbruch der Gespräche verbreitet wurden.
Aber es ist jetzt auch egal, ob die FDP am Sonntagabend oder schon vor drei
Wochen entschieden hat, Jamaika scheitern zu lassen. [….]
Eine eigentümliche
Koalition aus CSU, Grünen und CDU, die mit wütend bebenden Fingern auf die FDP
zeigt.
Das sei
eine gut vorbereitete Spontanität,
mit der die FDP sich vom Acker gemacht habe, merkte CDU-Vizin Klöckner an.
Linders
Flucht vor der Verantwortung wächst sich zu seinem Hauptcharaktermerkmal aus. Schon
im Jahr 2000 nach seiner Moomax-Pleite
lief Lindner weg und stand nicht für sein finanzielles Desaster gerade.
Das
Internet boomte und der schlaue Lindner wollte ein großes Stück vom
Kuchen.
Er
brachte 30.000 Euro Eigenkapital auf und holte sich weitere 1,2
Millionen Euro von der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau. Der
Erfolg war rekordverdächtig.
In
nur 18 Monaten hatte Lindi das gesamte Kapital verbrannt.
[….]
Das ganz dolle Team "von Informatikern, Drehbuchautoren, Psychologen,
Linguisten, Journalisten und Betriebswirten" wird sich jetzt wohl was
anderes suchen müssen, weil der Markt für Avatare, offen gesagt, ziemlich tot
ist. [….]
Knüppel
und Lindner wurden gefeuert. Der Staat blieb auf den 1,2 Millionen
Linder-Miesen sitzen, für seine Eselei blecht nun der Steuerzahler und
Lindner machte Karriere in der Marktwirtschaftspartei FDP.
[….]
Lindner gründete noch die zunächst als knüppel lindner communications gmbh
firmierende Unternehmensberatung Königsmacher GmbH, die er auch sofort in den
Sand setzte.
[….]
Was Parteichef Andreas Pinkwart als "Achterbahnfahrt der New
Economy" beschrieb, ist für Lindner peinlich. Seine Internet-Firma Moomax
GmbH ging nach 17 Monaten mit dem Neuen Markt unter. Dabei verflüchtigten sich
weit über eine Million Euro öffentlicher Fördergelder. Andere Lindner-Firmen,
wie die Unternehmensberatung "die Königsmacher GmbH", kamen erst gar
nicht gut genug in Gang, um so viel Geld verbrennen zu können.
Freunde
muß man haben.
Politisch war Lindner bekanntlich ähnlich erfolgreich! Unter seiner
inhaltlichen Führung als FDP-Generalsekretär surrte die FDP von 15% auf 4%
zurück. [….]
2011,
als die schwarzgelbe Bundesregierung strauchelte, die er 2009 mitorganisiert
hatte, lief er weg, warf sein
Generalsekretäramt hin.
Als die
FDP bei der Nordrheinwestfälischen Landtagswahl am 14.05.2017 in Lindners
Heimatbundesland sagenhafte 12,6% errang und sich zur allgemeinen Überraschung
eine komplette Ablösung von RotGrün ergab, lief
Lindner wieder weg, wollte als Landtagsfraktionsvorsitzender keinesfalls
ein Ministeramt übernehmen oder der Regierung angehören.
Landtagswahl
in Niedersachsen am 15.10.17, die SPD schneidet überraschend gut ab, aber ganz
knapp reicht es nicht für Rotgrün. Um die verhasste Groko zu vermeiden, möchte
die amtierende rotgrüne Minderheitsregierung eine Ampel mit der FDP bilden. Lindners Jungs laufen wieder weg,
entziehen sich der Verantwortung, wollen um keinen Preis in eine Regierung
eintreten.
Und nun,
am 19.11.17 kurz vor Mitternacht, man hatte sich fast mit Union und Grünen geeignet, steht Lindner wortlos auf und läuft weg.
Der
Hepatitisgelben mutieren von der Partei der Besserverdienenden über den Status der Null-Themenpartei zur
Eskapismuspartei.
Lindner geht es um -
Lindner
FDP-Chef Christian
Lindner hat sich aus der Verantwortung gestohlen und leichtfertig mit
Grundsätzen deutscher Politik gebrochen. […..]
CSU und
FDP frönten ihrer Destruktivität im Glauben den Grünen anschließend den
Schwarzen Peter zuschieben zu können.
Das
wird, wie erste Umfragen zeigen, schwer.
Denn die
Grünen hatten alles abgeräumt. Kohleausstieg, Elektroautos waren nicht mehr so
wichtig und sogar die 200.000-Obergrenze wollten sie akzeptieren.
Derart
geschmeidige Krötenschlucker taugen nicht als Sondierungs-Buhmann.
Von
derartigem Kontorsionskünstlertum der Ökopartei bekommt dieGrünenbasis zwar Magenkrämpfe, aber Lindners
Eskapisten sind kunstvoll ausmanövriert und stehen nun allein im Du-bist-schuld-Shitstorm.
[….]
Aus dem Staub gemacht
Christian Lindner hat
mit seinem abrupten Abbruch der Sondierungsgespräche Union und Grüne vor den
Kopf gestoßen. Der Verdacht liegt nahe, dass er die Jamaika-Regierung nie
ernsthaft wollte. [….]
[…..]
Die FDP hat Jamaika nicht zufällig
ruiniert, sondern mit strategischer Absicht. Lindner hat die Verhandlungen beendet
– nicht weil diese komplett festgefahren waren, sondern weil den Liberalen das
Schlimmste drohte: das Gelingen. […..] Die
Chuzpe, mit der die FDP diese Verhandlungen hat scheitern lassen, ist
bemerkenswert. Lindner hat die FDP jetzt
dorthin gesteuert, wo er sie von Beginn an haben wollte: als markige Opposition
gegen die sogenannten Weiter-so-Parteien, gegen die Merkel-CDU und die
Realo-Grünen. Mit welcher konkreten Forderung die FDP denn auf Granit gebissen hat,
können Lindner & Co kurioserweise gar nicht angeben. Die FDP stürzt die
Republik in eine Krise, ohne das triftig erklären zu können. Viel Pose, – „wir
gegen die grün-christdemokratische Einheitsfront“ – und wenig Substanz. Wer da
vage an Trump denkt, liegt nicht falsch. […..]
[….]
Es ist, Helmut Schmidt hat Genscher
seinen Verrat 1982 nie verziehen, nicht das erste Mal, dass die Liberalen mit
einem umstrittenen Manöver eine Koalition sprengen. Ob es sich für Christian Lindner gelohnt hat,
bei den Jamaika-Verhandlungen die CSU in Sachen Migration und Klimaschutz
rechts zu überholen und seine Partei in trübe AfD-Gewässer zu steuern, wird
sich zeigen, wenn es zu Neuwahlen kommt. […..]
[….]
Zuwarten und zugucken - das war ja immer
Merkels Rezept. Dieses Mal ist es nicht aufgegangen. Der unberechenbare Herr
Lindner von der FDP hat die Kanzlerin in die Ecke gespielt. Nun steckt sie in
der Klemme. Und mit ihr das ganze Land. Es ist sehr fraglich, ob das Lindner
nützen wird. Aber es ist sicher, dass es Merkel schadet. Sie wird nur darum
nicht vom Thron gestoßen, weil niemand sich in ihren Scherbenhaufen legen will.
[….] Man tut Christian Lindner sicher
nicht Unrecht, wenn man annimmt, dass es nicht Prinzipientreue war, die ihn
dazu veranlasste, die Gespräche für die sogenannte Jamaikakoalition scheitern
zu lassen.
Lindner entpuppt sich
als Spieler, der den Einsatz erhöht, weil er nach dem Hauptgewinn schielt. Es
sollte zu denken geben, dass dieser Ehrgeizige mit dem Abbruch des
Jamaika-Projekts der Mitte, in der doch hierzulande angeblich alle Wahlen
gewonnen werden, die kalte Schulter zeigt.[.....] Er sucht sein politisches Heil darin, die FDP auf
nationalliberalen Kurs zu drehen. Sein gefährliches Vorbild ist klar: der
Erfolg des noch jüngeren Österreichers Kurz. In einer gar nicht so fernen
Post-Parteien-Zukunft, in der endgültig das Primat des Persönlichen obsiegt
hat, könnte er, Christian Lindner, der erste gleichsam überkonfessionelle
Kanzler der Republik werden. Was für eine grauenhafte Vorstellung. [….]