Montag, 17. Dezember 2012

Schiffe, sinkende, Ratten, Flucht….



Vielleicht war es nur der Frust darüber, daß Europas begehrtester Mann, der italienische Adonis vergeben ist.

Silvio Berlusconi hat sich mit der 27-jährigen Francesca Pascale verlobt. Sie ist Mitglied der Initiative "Silvio, wir vermissen dich" und beweist schon damit ihren scharfen politisch-analytischen Verstand.

Guido Westerwelle ist möglicherweise eingeschnappt und reagiert aus enttäuschter Liebe so garstig auf den besten Italienischen Ministerpräsidenten aller Zeiten.


Sagenhaft.
Nun ist es passiert.
Glaubt er ernsthaft, er könne aus der Ferne die Themen des Wahlkampfes in einem anderen Staats diktieren?
Und ist er wirklich so verblödet, daß er annimmt in dieser Mega-Finanzkrise könne man ohne die Erwähnung des mächtigsten Akteurs der EU auskommen?

Aber Westerwelle  warnt eben überhaupt gerne alle und jeden.

Warnungen sind nämlich die optimale „Handlungsform“ für einen politisch Kastrierten wie ihn.
Ausrichten kann GaGa-Guido ohnehin nichts, weil ihn niemand in Deutschland ernst nimmt. Spätestens seit den Wikileaks-Veröffentlichungen weiß man mit Sicherheit, daß das in den Hauptstädten der Welt genauso gesehen wird.
Deutschlands Außenminister ist ein desinteressierter Politdarsteller ohne Hintergrundwissen und Durchblick. Auf internationaler diplomatischer Ebene also komplett zweckfrei.
Aus dieser unschönen Lage hat Gudio mit seiner Warn-Politik das Beste gemacht. 
Er warnt eben grundsätzlich. 
Und wenn es anschließend schief geht, kann er darauf verweisen wenigstens gewarnt zu haben. Geht es gut, ist es umso besser, dann kann er behaupten man hätte sich nach seinen Warnungen gerichtet.

Eine Win-Win-Situation im politischen Paralleluniversum des kleinen Diplomaten-Azubis Guido. 
»Ich kann das syrische Regime nur warnen: Ein Einsatz von Chemiewaffen wäre völlig inakzeptabel«

2012

»Ich warne vor dem Irrtum, Islam mit Gewalt gleichzusetzen und politischen Islam mit Fundamentalistischem Islamismus«

2012

»Ich warne davor, alle arabischen Länder in einen Topf zu werfen«

2012

»Ich warne davor, militärische Optionen in den Raum zu stellen. Das sind (...) Debatten, die die iranische Führung eher stärken als schwächen«

2011

»Ich warne davor, dass in Europa der Annäherungsprozess der Türkei als etwas Gönnerhaftes behandelt wird«

2011

»Ich warne davor, ein Land nach dem anderen ins Gerede zu bringen«

2011

»Ich warne davor, dass der Eindruck in Ägypten erweckt wird, der Westen wolle dem ägyptischen Volk vorschreiben, wer es führen soll«

2011

»Ich warne vor einem schleichenden Sozialismus in Deutschland«

2009
(Alles Westerwelle, zitiert nach ZEIT 13.12.12)
 Diese Regierung ist reine Comedy - bestenfalls.

Kann man über Guido wenigstens noch herzlich lachen, sind die anderen FDP-Minister, die eben nicht nur als Lobbyisten-Sockenpuppen Klientelbedienung betreiben, sondern auch noch kontinuierlich mehr Chaos anrichten, ein Grund um zu Antidepressiva zu greifen.

Daß alle FDP-Wahlversprechen vom einfacheren, niedrigeren und gerechteren Steuersystem längst Makulatur sind, muß gar nicht weiter erwähnt werden. 
Mit der FDP wird es aber eben nicht nur NICHT BESSER, sondern kontinuierlich schlimmer, weil sie an der Talibanisierung der deutschen Bildungs-, Sozial-, Steuer-, Euro-, Energie, Pflege-, Gesundheits- und Subventionspolitik mitwerkelt.
Sogar das Bildungsfernhaltegeld, die sogenannte Herdprämie wurde von der FDP beschlossen.

Das reicht inzwischen auch den hartgesottensten Neoliberalen.
Politik, die so schlecht und so chaotisch gemacht wird, können nicht einmal mehr die von der FDP beschenkten Lobbyisten ertragen.
Eric Schweitzer, designierter Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) ist aus der FDP ausgetreten. Nach Informationen des Handelsblatts (Montagausgabe) aus Parteikreisen will FDP-Generalsekretär Patrick Döring Anfang kommenden Jahres versuchen, den prominenten Unternehmer zu einer Rückkehr zu den Liberalen zu bewegen.

Der Abgang von Eric Schweitzer trifft die Partei zur Unzeit. Mit dem 47-jährigen Familienunternehmer, Mitinhaber der Berliner Recyclinggruppe Alba, ginge den in den Umfragen schwächelnden Liberalen ein wichtiges Aushängeschild für den Bundestagswahlkampf 2013 verloren. Der DIHK spricht für 3,6 Millionen Unternehmen, vor allem kleinere und mittlere Unternehmen.
 Die Rösler-Truppe ist ein derartiger Mühlstein um den Hals, daß selbst die FDP-affinsten Ratten nun das Weite suchen.
Vor dem Wahljahr 2013, mit den wichtigen Entscheidungen in Niedersachsen, Bayern und im Bund, will keiner mehr mit den Hepatitisgelben in Verbindung gebracht werden.

Die Talkshow-Ikone Hans-Olaf Henkel hatte als Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) bis 2005 massiv für die FDP geworben, der Partei aber im Dezember 2011 aufgrund deren „Abkehr vom Prinzip des Liberalismus“ (zitiert nach Wikipedia) keine Zukunft bescheinigt. 
Nun vertritt Henkel die „freien Wähler“.

Tja Rösler, da jetzt auch die Arbeitgeberverbandschefs den Daumen gesenkt haben, würde ich empfehlen Deinen Laden zuzumachen.
Es hat ohnehin keinen Sinn mehr bei Wahlen anzutreten. Euch will niemand mehr. Und womit? Mit Recht!
 Der Vorgang ist symptomatisch für die verzweifelte Lage der FDP nur einen Monat vor der so wichtigen Landtagswahl in Niedersachsen. Den Liberalen geht die Stammkundschaft von der Fahne, und die Parteispitze versucht alles, um es zu verhindern. Die FDP kämpft um nicht weniger als das politische Überleben. Doch der Ausgang dieses Kampfes ist ungewisser denn je.
Fassungslos blickt die liberale Führung seit Monaten auf die Zahlen der Meinungsforscher. Es tut sich einfach nichts, die FDP krebst weiter im demoskopischen Keller herum. Auch das Institut GMS macht an diesem Montag keine Hoffnung: Bundesweit liegt die Partei bei vier Prozent. In Niedersachsen sieht es nicht besser aus. Linderung ist nicht in Sicht. Stattdessen stellt sich die Frage: Wer soll die FDP eigentlich noch wählen?

[….]  Beim letzten Elite-Panel des Wirtschaftsmagazins "Capital" äußerten sich mehr als 90 Prozent der befragten Führungskräfte unzufrieden über den FDP-Chef. […] Derweil sucht auch die Basis das Weite: Tausende Mitglieder haben die Freien Demokraten verloren, seit sie mit ihrem Rekordergebnis in die Bundesregierung eingezogen sind. Zum Jahreswechsel 2011/2012 zählte die Partei noch 63.123 Mitglieder, Ende Juni 2012 waren es nur noch 60.181 - ein Minus von fast fünf Prozent. Schon in den zwölf Monaten zuvor hatten sich 5400 Mitglieder verabschiedet. Immer wieder gab es in diesem Jahr Berichte aus der Provinz, dass ganze Orts- oder Kreisverbände geschlossen ausgetreten seien. Jüngst meldeten sich neun von 14 Freidemokraten im brandenburgischen Städtchen Templin ab - weil unter dem Label der FDP "kein Blumentopf mehr zu gewinnen" sei, wie es einer formulierte.
 (Florian Gathmann und Philipp Wittrock, Spon, 17.12.12)

Sonntag, 16. Dezember 2012

Rückblicke



Jetzt bricht wieder die nervige Zeit der Jahresrückblicke an.
 In vielen Kategorien werden die besten und auffälligsten Gestalten 2012 gesucht.
 
Eine besonders harte Nuss ist die Wahl zum dümmsten Spruch des Jahres 2012, die der Ketzerpodcast durchführt.

Ich schließe mich dabei übrigens dem derzeit (sehr knappen) Mehrheitsvotum an und stimme ebenfalls für Thierse als verbaler Vollhonk des Jahres.
In der DDR gab es keinen Religionsunterricht an den Schulen, keine Militärseelsorge, keine öffentlichen Bekenntnisse. Und siehe da, das Ding ging unter!
(Wolfgang Thierse)

 Ein anderer Sieger eines Jahres-Polls ist Nordkoreas neuer Obermacker Kim Jong Un, der die bizarre Juche-Kommunistische Familiendiktatur nun in der dritten Generation leitet.

Die Wahl Kim Jong Uns zu Times „Man Of The Year“ stellte sich zwar bald als Hacker-Scherz heraus, aber gepasst hätte es. 
Nordkoreas Diktator Kim Jong Un erfreut sich im Internet offenbar großer Beliebtheit. Bei der Leserabstimmung zur "Person des Jahres 2012" auf der Internetseite des "Time"-Magazins erhielt Kim 5,6 Millionen Stimmen - und gewann damit mit großem Vorsprung. Die renommierte US-Zeitschrift teilte allerdings mit, dass das Ergebnis größtenteils auf Kampagnen verschiedener Hacker-Gruppen zurückzuführen sei. Diesen hätten den Diktator mit speziellen Klick-Programmen nach vorne gebracht.
(Spon 13.12.12)
  Warum auch nicht?

Das TIME-magazine hatte auch schon Arschgeigen wie Haile Selassie I. (1935), Hitler (1938), Stalin (1939), Ayatollah Khomeini (1979), Newt Gingrich (1995), George W. Bush (2000, 2004) und Marc Zuckerberg (2010) erwählt.

Kim Jong Un ist tatsächlich in den letzten zwölf Monaten weltweit gegenwärtig geworden. 
Dafür daß am Todestag seines Vater Kim Jong Il, dem 17.12.2011 noch niemand Jong Uns Namen kannte, hat sich der Nachwuchs-Diktator in einer beeindruckenden PR-Offensive in die Weltöffentlichkeit katapultiert!

Jeder Facebook-User kennt sein Gesicht, man klickt auch Blogs wie „Kim Jong Un looking at things.

Als the Onion ihn am 14.11.12 zum „Sexiest man alive“ hochjazzte, verbreiteten chinesische Nachrichtenagenturen die Meldung weiter.
The Onion is proud to announce that North Korean supreme leader Kim Jong-un, 29, has officially been named the newspaper’s Sexiest Man Alive for the year 2012.

With his devastatingly handsome, round face, his boyish charm, and his strong, sturdy frame, this Pyongyang-bred heartthrob is every woman’s dream come true. Blessed with an air of power that masks an unmistakable cute, cuddly side, Kim made this newspaper’s editorial board swoon with his impeccable fashion sense, chic short hairstyle, and, of course, that famous smile.

“He has that rare ability to somehow be completely adorable and completely macho at the same time,” Onion Style and Entertainment editor Marissa Blake-Zweibel said. “And that’s the quality that makes him the sort of man women want, and men want to be. He’s a real hunk with real intensity who also knows how to cut loose and let his hair down.”

The online version of China's Communist Party newspaper has hailed a report by The Onion naming North Korean dictator Kim Jong Un as the "Sexiest Man Alive" – apparently unaware it is satire.

The People's Daily ran a 55-page photo spread on its website Tuesday in a tribute to the round-faced leader, under the headline "North Korea's top leader named The Onion's Sexiest Man Alive for 2012."
 Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es sinnvoll ist, sich über das Nordkoreanische Terrorregime lustig zu machen.

Das Volk hat da recht wenig zu lachen.
Ein Kasernenstaat, in dem 22 Millionen Menschen eingesperrt sind, davon 1,2 Millionen als Soldaten. Sechs Millionen stehen als Reservisten bereit. Schon 1978 schätzte die CIA, dass 12 Prozent der Männer zwischen 17 und 49 Jahren regulären Armeedienst leisteten: »Ein Höchst stand«, bilanzierte die CIA, »den nur Israel übertrifft.« Die forcierte Hochrüstung unter der »Armee zuerst«-Politik erniedrigte das Volk buchstäblich:

Laut einer Studie von UN und EU aus dem Jahr 2002 ist ein siebenjähriger Nordkoreaner im Schnitt 20 Zentimeter kleiner und 10 Kilo leichter als sein Landesbruder im Süden. Und es ging immer rasanter bergab. Die Wirtschaft schrumpfte seit Mitte der neunziger Jahre innerhalb von zehn Jahren um 40 Prozent. Fluten (1995/96) und Dürren (1997) von biblischem Ausmaß – mit verursacht durch die Abholzung der Wälder – führten zum Hungertod von zwei Millionen Menschen. Hunderttausende suchten Rettung in China. Auch heute treibt die Hoffnung auf ein besseres Leben Nordkoreaner über die Grenze, obwohl auf Flucht Lager, Folter oder Todesstrafe stehen. Etwa 200 000 Menschen vegetieren im Gulag; die früheren 14 Lager sind zu sechs Strafkolonien zusammengelegt worden. Rund die Hälfte der Opfer sind politische Gefangene, für die Sippenhaft gilt. Wer zu fliehen versucht, hat die öffentliche Hinrichtung im Beisein eingesperrter Verwandter zu gewärtigen.
 (DIE ZEIT 13.12.12)
 Neben dem PR-Coup um seine Person hat Kim Jong Un auch einen großen politischen Erfolg zu verzeichnen, indem es ihm erstmals gelang so eine Art Interkontinentalrakete zu starten.
Zwar ist er technisch noch Lichtjahre davon entfernt die USA oder Europa tatsächlich mit einem Atomsprengkopf zu treffen, aber allein die Vorstellung läßt den Westen so sehr schlottern, daß Nordkorea nun ein gewaltiges Verhandlungspfand in der Hand hat. 
Eine Rakete des Typs Unha-3 hat "ein Objekt" in den Erdorbit gebracht, wie es das Nordamerikanische Luft- und Weltraum-Verteidigungskommando (Norad) formulierte.

[…] Nordkoreas Raketenstart [hat] den Westen doppelt überrascht. Anders als beim letzten Raketentest, zu dem sogar die internationale Presse geladen war, hat Pjöngjang diesmal auf großes Tamtam verzichtet - und sogar technische Probleme und eine Verschiebung des Starts vorgetäuscht. Zudem ist es einigermaßen verblüffend, dass es den Ingenieuren von Diktator Kim Jong Un überhaupt gelungen ist, den Start im vierten Anlauf pannenfrei hinzubekommen. […]

"Dieser Start stärkt die Glaubwürdigkeit der Nordkoreaner, wenn sie behaupten, mit ihren Raketen die USA treffen zu können", sagte James Schoff vom Carnegie Endowment for International Peace. "Das kann man jetzt nicht mehr so einfach abtun."
 Unsereins steht immer wieder fassungslos vor dem Kim-Regime und wundert sich, daß es so einen grotesken Kult in der echten Realität gibt.

Vom Himmel gefallen ist die politische Situation in Korea aber nicht.

1000 Jahre lang bildete die Halbinsel Korea ein einheitliches Königreich, welches sich immer wieder Angriffen aus Japan und der Mandschurei erwehren mußte.

1910 annektierte Japan ganz Korea und beutete es als Kolonie aus. Die Grausamkeiten der Besatzungsarmee waren extrem - aber Japan konnte sich das Vorgehen leisten, da es eine geheime Übereinkunft gab,
„die 1905 zwischen dem US-Kriegsminister und späteren Präsidenten William H. Taft und Japans Außenminister geschlossen worden war. Darin billigte Washington, dass Asiens neue, dynamische Großmacht Japan die Herrschaft über Korea an sich riss. Als Gegenleistung erkannte Tokio das koloniale Regime der USA über die Philippinen an.“
(DIE ZEIT 13.12.12)
 Diese eigenartigen Asiaten galten Amerika als Verhandlungsmasse, die keine eigenen Rechte besaßen. Dementsprechend konnte man sie meucheln und ausbeuten - gedeckt und für gut befunden von den beliebtesten US-Präsidenten und der bis heute geltenden Verfassung.
Spanien hatte einst die Philippinen kolonialisiert und christianisiert.
Allerdings erdreisteten sich die Unterjochten vor rund 100 Jahren unabhängig werden zu wollen und riefen 1898 die Republik aus.
Das brachte die USA auf den Plan - so ging es ja nun nicht, daß Nicht-Weiße plötzlich machen was sie wollen - die Amerikaner erklärten den Krieg. Von 1899 bis 1902 killten sie dann etwa eine Million Philippinos (20 % der Gesamtbevölkerung) und das Land wurde zur amerikanischen Kolonie.
So dehnte sich das christlich-imperiale Amerika tief in den Pazifik aus.
The land oft he free.
Noch heute haben die USA Hoheitsrechte über 23 Militärstützpunkte auf den Philippinen.
Mit Farbigen kann man es ja machen.
Beim Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg - was sich tatsächlich als ein Segen für Europa heraus stellte - gab es also große amerikanische Flottenstützpunkte auf Hawaii und den Philippinen.
Dort lebten reiche Amerikaner ein HERRLICH koloniales Leben.
In der Navy war alles klar geregelt:
Schwarze durften dienen, servieren, putzen und Kohlen schaufeln. Nicht aber mit den Weißen zusammen arbeiten. Schwarze Offiziere waren verboten, Schwarze und Gelbe saßen hinten im Bus.
Nach dem Beginn des Kriegs im Pazifik (Pearl Harbor, 7. Dezember 1941) war in den USA klar, wie man mit diesen „Gelben“ umzugehen hatte - sie wurden weggesperrt.
Alle. Auch die Amerikaner.
Rasse allein war das Kriterium, um Menschen zu enteignen, zu entwürdigen und entrechten.
Etwa 120.000 Japan-stämmige Menschen - davon 62 % amerikanische Staatsbürger wurden in War Relocation Centers zusammen gepfercht.
Eine Kriegs-Umsiedelungs-Behörde sorgte dafür, daß niemand diesen Lagern entkam.
Die Christen in Gods Own Country fanden das nicht im Geringsten verwerflich und so dauerte es bis 1992 (!!!!), daß eine Entschuldigung ausgesprochen wurde.
Der große Superpräsident Ronald Reagan, die Ikone der Freiheit („Tear down this wall, Mr. Gorbatschow“) mochte so einen Satz nicht über die Lippen bringen.
 Bekanntlich verstanden sich die pazifischen Co-Kolonialmächte Japan und USA nicht immer. 

Am 10. August 1945, nachdem Amerika soeben auch Nagasaki mit einer Atombombe ausradiert hatte, beschlossen ein paar untergeordnete Militärs in Washington Japans ehemaligen Kolonien mit der Sowjetunion zu teilen. 
Willkürlich zog man am 38. Breitengrad eine Grenze.

Die Koreaner selbst waren zu dem Zeitpunkt begeistert davon die verhassten Kolonialmächte von der östlichen Nachbarinsel loszuwerden. 
Man hätte sich gerne wieder selbst gehört.
 Man hätte sogar demokratisch gewählt - aber, und das ist ein großes ABER: Die Ergebnisse müssen schon passen.
Amerika akzeptiert nur Demokratien, die genehme Wahlergebnisse generieren. Wenn wie in Palästina die Hamas oder wie in Algerien die FIS* gewinnen, dann will der Westen doch keine Demokratie und unterstützt stattdessen lieber Besatzungsarmeen oder Militärdiktaturen. 
* (1991 hatte das algerische Militärregime die algerischen Wahlen abgebrochen, als sich ein Sieg der Islamischen Heilsfront (FIS) abzeichnete. Die fundamentalistische FIS forderte einen Gottesstaat und ist in Algerien verboten.
„Tried it once, didn’t like it!“ war dann das einhellige Fazit des Maghreblandes.)
 Auch in Korea drohten 1945 nicht-amerikagenehme Ergebnisse.
Spontan formierten sich überall im Lande lokale Selbstverwaltungsorgane. Am 6. September beschlossen ihre über 1000 Delegierten in Seoul die Gründung der Volksrepublik Korea, um sich den ankommenden Amerikanern wieder als selbstständiger Staat zu präsentieren. Die neue Regierung war linksorientiert, aber legitimiert. Auch im südlichen Teil wünschten sich 70 Prozent der Bevölkerung den Sozialismus, 14 Prozent bevorzugten den Kapitalismus, nur 7 Prozent den Kommunismus. Das ergab noch 1946 eine Umfrage der US-Militärregierung. Am 8. September 1945 führte Generalleutnant John R. Hodge seine US-Truppen nahe Seoul an Land. Zur Begrüßung schickte ihm die neue Regierung drei Englisch sprechende Koreaner entgegen. Doch der Kommandeur hatte den Befehl, keine Repräsentanten einer provisorischen Regierung zu empfangen. Das US-Militär zog in Seoul ein und übernahm sogar Beamte der bisherigen japanischen Besatzer für die Verwaltung. Zum zweiten Mal fühlten sich die Koreaner von Amerika verraten. […] [Franklin D. Roosevelt] hielt das 1910 von Japan annektierte Korea für »nicht reif genug«, sich selbst zu regieren. Deshalb gewann er die Briten und die Chiang-Kai-shek- Regierung in China 1943 dafür, die Halbinsel 20 bis 30 Jahre lang von den Großmächten verwalten zu lassen. Mit welcher »Reife« die USA selbst dieses Projekt angingen, ließ ihr damaliger Außenminister Edward Stettinius erkennen, als er noch 1945 einen Untergebenen bat, ihm zu zeigen, wo Korea liege. Die Aufteilung zerreißt eine alte Nation, die ihren einheitlichen Staat rund neun Jahrhunderte vor den Vereinigten Staaten bildete.
(DIE ZEIT 13.12.12)
Daß Kim Jong Uns Großpapa Kim Il Sung als Major der Roten Armee und Chef der nördlichen Besatzungszone auf die Anweisungen Stalins pfiff und sich erdreistete der Kolonialmacht USA zu widersprechen und Korea den Koreanern zurückgeben wollte, entsetzte die Amis!
Ein selbstständiges Korea hätte die USA um ihre schöne Kriegsbeute betrogen.
Die 40 Jahre von Japan unterdrückten und drangsalierten Koreaner sollten keinesfalls frei und demokratisch leben dürfen!
Dafür überzogen sie die Halbinsel mit Krieg. Und was für einen! 
Die Bilanz des Krieges war schrecklich: drei Millionen Tote, fünf Millionen Flüchtlinge und eine Million bis heute getrennte Familien. Es gab weder einen Sieger noch einen Frieden, nur den Waffenstillstand von Panmunjeom am 27. Juli 1953; Grenze blieb der 38. Breitengrad.

Der Friedensbruch durch Kim Il Sung hatte für die USA fast alle Waffen geheiligt. Der Krieg war gerade zwei Wochen alt, als US-General Douglas Mc Arthur, der die UN-Truppen in Korea führte, nach nuklearen Sprengsätzen rief. Er bekam sie nicht. Stattdessen ließ die Air Force Tausende Tonnen Napalm auf Nordkorea regnen. Schließlich mahnte selbst Englands Premier Winston Churchill: Niemand habe sich bei der Erfindung von Napalm vorstellen können, dass es einmal über eine ganze zivile Bevölkerung »versprüht« werden würde. Städte sanken in Schutt und Asche, große Dämme wurden bombardiert (was seit 1949 als Kriegsverbrechen galt). 1952 war vor allem die nördliche Hälfte dem Erdboden gleichgemacht. Die Menschen lebten, wohnten, lernten, produzierten im Untergrund. Es war vor allem dieser Krieg – und die darauf folgende jahrelange Stationierung von US-Atomraketen in Südkorea –, die den Wunsch der Kims bestimmte, Land und Regime durch Nuklearwaffen zu sichern.
(DIE ZEIT 13.12.12) 
Es ist nicht zu rechtfertigen, wie drei Generationen Kim-Diktatoren ihr eigenes Volk quälen.
 Aber daß es eine ausgeprägte Feindschaft gegenüber Kolonialmächten im Allgemeinen und Amerika im Besonderen gibt, ist psychologisch zu verstehen.
Die Kims haben gesehen, wie Amerika mit missliebigen Ländern umgeht, die wie der Irak oder Afghanistan KEINE Atomwaffen haben.
Sicher gegen erneute von Amerika aufgezwungene Kriege ist man nur mit Massenvernichtungswaffen.
Das haben Kim Jong Il und Kim Jong Un verstanden.
Das ist aber auch ein naheliegender Schluß Achmadinedschads.

Kim Jong Un ist sicher kein Sympath und ich bemitleide ihn nicht, weil er zum Gespött der Satiriker wird.
Aber da findet eben auch Weltpolitik statt, die man erst nehmen muß.

Samstag, 15. Dezember 2012

Business as usual




Die Amis glauben an drei Dinge.
Ihr Land, Gott und Waffen.
Zu erschüttern ist dieser Glaube so gut wie gar nicht, auch wenn die Realität eine deutlich andere Sprache spricht.
Daß weite Teile Amerikas eine Dritte-Welt-Infrastruktur haben, daß 45 Millionen Amis nicht krankenversichert sind, daß elf Millionen zeitweise hungern, daß 2,5 Millionen in Gefängnissen schmoren, daß der Staatshaushalt auf dem höchsten Schuldenberg der Welt sitzt und daß die USA die höchste Kriminalitätsrate der westlichen Welt haben, stört nicht weiter.

Auch die immer wieder stattfindenden Amokläufe werden routiniert im Einklang mit der Glaubens-Dreifaltigkeit abgewickelt.
Man strömt anschließend in die völlig überfüllten Kirchen, versichert sich, daß die abgeknallten Kinder nun beim lieben Gott sind.
Eben! 
Da müßten die Eltern von einem erschossenen Kind ja echt froh sein, daß ihre Leibesfrucht nun im Paradies ist! 
So ein Glück aber auch!
Dass sich in Situationen wie dieser die Frage stelle, wie Gott das alles zulassen konnte, versteht [Bischof Dominikus Schwaderlapp] nur gut. Beantworten könne er sie aber auch nicht. "Wir haben nicht auf jede Frage eine Antwort." Nur so viel sei sicher: "Mit Gott wird es erträglich." Gott könne Menschen, die ein solches Leid erfahren - die Freunde, Bekannten und Verwandten der Opfer - "auffangen". Bei ihm könnten sie Halt finden.
 In Käßmännisch ausgedrückt:
Wie schön. 
Nun sitzen die Waffenverliebten Amok-Opfer und ihre Hinterbliebenen also auf Gottes Handteller.

Die Nation hört einem Präsidenten zu, der in herzerwärmenden Post-Amoklauf-Reden ein wahrer Meister ist und verschärft natürlich nicht die Waffengesetze. 

Diese Massenmorde geschehen schließlich nur, weil es noch zu wenig Waffen gibt!

Wenn endlich jedes Kind ein Utzi oder AK47 dabei hat, kann nämlich gar nichts mehr passieren, weil sie dann jeden gewalttätigen Irren selbst abknallen können.

Geschätzte 300 Millionen Schusswaffen sind in den USA im Umlauf - in etwa so viele, wie es Einwohner gibt. Immer wieder richten schwer bewaffnete Amokläufer Massaker an: Columbine, Virginia Tech, Fort Hood, Tucson, Aurora - die Liste ist lang. Allein in diesem Jahr waren es vor Newtown schon ein gutes Dutzend Amokläufe mit insgesamt 84 Toten, haben US-Medien ausgerechnet. Danach findet jedes Mal das gleiche Ritual statt: Alle sind entsetzt, ein paar Wochen lang wird darüber diskutiert, was zu tun ist, und dann verläuft die Debatte im Sand. Warum? Nicht nur, weil die Waffenlobby NRA so mächtig ist und sich viele Politiker in Washington nie mit ihr anlegen würden. Fakt ist: Die Mehrheit der Amerikaner und vermutlich auch die Mehrheit der Politiker findet es wichtiger, die Rechte von Waffenbesitzern zu schützen als Waffenbesitz schärfer zu kontrollieren.

Der Buchautor und Waffenbefürworter John Lott weist darauf hin, dass alle Amokläufe in diesem Jahr an Orten stattgefunden hätten, in denen Waffen verboten waren. Er argumentiert: Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Waffen. Wenn die Lehrer in Newtown bewaffnet gewesen wären und sich hätten wehren können, hätte der Amokläufer längst nicht so viele Menschen erschießen können. Das ist das typische Argument der Waffenfreunde.
(Sabine Müller, Tagesschau, 15.12.12)
Ja, Herr Lott, so ist es!


Die Amis sind auch das fetteste Volk der Erde, weil sie einfach viel zu wenig Fastfood fressen.

Und das Erdöl ist so teuer, weil die amerikanischen Autos viel zu wenig Sprit verbrauchen und die Klimaanlagen zu wenig Energie benötigen.

Es ist auch bekannt, daß Amerika im Nahen Osten so unbeliebt ist, weil es einfach zu wenig militärisch interveniert!

Die Erderwärmung wird auch nur durch zu wenige Kohlendioxid-Emissionen ausgelöst.

Aber machen wir uns nichts vor, auch in Deutschland kennen wir diese Zusammenhänge.

Wir sind die PISA-Krüppel, weil die Schulabbrecherquoten zu gering sind.

Außerdem haben wir zu wenige Uni-Abschlüsse, weil es in zu wenigen Bundesländern Studiengebühren gibt.

Die Menschheit ist so schlau.

Der wertvollste Mensch des Planeten, Joseph Ratzinger, ist auch ein Meister der Zusammenhänge.

So erkannte der Pontifex Maximus, daß es so viel HI-Infizierte gibt, weil zu viele Kondome benutzt werden!

Ratzi hat übrigens auch nach 6000 Jahren Menschheitsgeschichte endlich erkannt, wieso wir den Weltfrieden noch nicht erreicht haben:

Daran ist die Homoehe Schuld, verkündete der Katholiban-Chef heute in einer Botschaft zum Weltfriedenstag.
Die natürliche Struktur der Ehe als Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau muß anerkannt und gefördert werden gegenüber den Versuchen, sie rechtlich gleichzustellen mit radikal anderen Formen der Verbindung, die in Wirklichkeit die Ehe beschädigen und zu ihrer Destabilisierung beitragen, indem sie ihren besonderen Charakter und ihre unersetzliche gesellschaftliche Rolle verdunkeln. Diese Grundsätze sind keine Glaubenswahrheiten, noch sind sie nur eine Ableitung aus dem Recht auf Religionsfreiheit. Sie sind in die menschliche Natur selbst eingeschrieben, mit der Vernunft erkennbar und so der gesamten Menschheit gemeinsam. Der Einsatz der Kirche zu ihrer Förderung hat also keinen konfessionellen Charakter, sondern ist an alle Menschen gerichtet, unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit. Solch ein Einsatz ist um so nötiger, je mehr diese Grundsätze geleugnet oder falsch verstanden werden, denn das stellt eine Beleidigung der Wahrheit des Menschen dar, eine schwere Verletzung der Gerechtigkeit und des Friedens.
Schluß-Bonmot:
Radiomoderator Bryan Fischer hat eine absurde Theorie, warum Gott den Amoklauf nicht verhindert hat. Nach seiner Auffassung ist der Säkularismus daran Schuld, weil öffentliche Schulen die Bibel, Gott, 10 Gebote etc. verbannt haben. Gott hätte die Kinder beschützt, aber er ist ein Gentleman, der keine Schulen betritt, wo er nicht erwünscht ist. Fischer meint, wenn man die Kinder wirklich schützen wolle, solle man den Schultag mit einem Gebet beginnen.
(AMB 15.12.12)