Sonntag, 20. September 2020

Wenn Frauen fehlen

Das ist eigentlich gar nicht merkwürdig, daß Männerbünde – freiwillige und unfreiwillige – mit unterdrückter Homosexualität erfüllt sind.

Freiwillige Frauenfreiheit wie in Priesterseminaren, bei den US-Boyscouts oder dem Vatikan haben a priori einen überproportional hohen Schwulen-Anteil, weil sie für die Männer besonders attraktiv sind, die kein Interesse an Frauen haben.

Dieses Argument entfällt beispielsweise bei deutschen Protestanten, weil dort auch und gerade Frauen Geistliche werden. Dementsprechend gibt es unter evangelischen Pastoren ganz durchschnittlich viele Schwule, während sie bei den Katholiken extrem geballt auftreten.

In andere männerbündnerische Verhältnisse begibt man sich nicht unbedingt freiwillig; oder zumindest nicht explizit wegen der Abwesenheit von Frauen:
Gefängnis, Wehrdienst, Jungsinternate, Sportvereine, Armee, Messdiener.

Auch hier kommt es zu überdurchschnittlich viele homosexuellen Handlungen.

Ursache dafür ist aber nicht der grundsätzlich höhere Schwulenanteil, sondern die Kombination aus bei fast allen Menschen vorhandener partieller Bisexualität und dem Mangel an heterosexuellen Gelegenheiten.

Es gibt sogar Begriffe dafür wie „knastschwul“. Damit ist eine Art Generalentschuldigung für rein heterosexuelle Männer gemeint, die wegen der Alternativlosigkeit mit anderen Männern kopulieren.

Die homophilien Schwingungen altehrwürdiger Bildungsanstalten wie englischen Eliteschulen sind legendär und seit Jahrhunderten Gegenstand der Literatur.

Dafür stehen beispielsweise Robert Musils „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ von 1906 oder das 1981 von Julian Mitchell verfasste Theaterstück „Another Country“, welches im Jahre 1984 kongenial von Marek Kanievska mit Rupert Everett und Colin Firth verfilmt wurde. Hier wird das Eton College der 1930er Jahre in seiner ganzen Pracht ausgebreitet.

Evelyn Waugh schildert in seinem Jahrhundertroman „Wiedersehen mit Brideshead“ von 1944 genauso erotische Schwingungen zwischen den Hauptpersonen im England der 1920er wie dem 1913 geschriebenen und 1971 posthum veröffentlichten E.M. Forster-Roman „Maurice“, der im viktorianischen Cambridge spielt.

Ob so viele derartige Romanzen unter Männern überhaupt stattgefunden hätten, wenn sie während ihrer Pubertät nicht strikt von Mädchen abgeschirmt gewesen wären und in Schlafsäle mit vielen anderen hormonüberfluteten Jungs gestopft worden wären, wage ich zu bezweifeln.

Offensichtlich sind sie diejenigen Mächtigen, die so sehr darauf dringen keine Frauen in ihre Institutionen zu lassen durchaus darüber bewußt damit den perfekten Nährboden für nächtliches Necking unter Nackten zu schaffen.

Was unter ganz jungen Teenagern sehr harmlos ist, weitet sich aber unter Erwachsene im Gefängnis oder in der Armee von Sex zu Gewalt aus.

(….) In Afrika sind Männer-Vergewaltigungen durch Armee-Angehörige offenbar an der Tagesordnung.

[….] Im Gegensatz zu den Medienkampagnen über die Vergewaltigungen von Frauen in Kriegsgebieten wird die sexuelle Gewalt an Männern durch Soldatinnen und Soldaten explizit verschwiegen, obwohl das quantitative Ausmaß seriösen Schätzungen zufol­ge um ein Vielfaches höher ist. Während bei Frauen auch eindeutige Begriffe wie „Vergewaltigung“ verwendet werden, wird die sexuelle Gewalt gegen Männer durch Begriffe wie „Kulturelle Destabilisierung“ kaschiert und damit der bewußten Wahrneh­mung entzogen. Dabei sind Männer in kriegerischen Auseinandersetzungen immer schon bevorzugt an den Genitalien gefoltert, durch Verstümmelungen gedemütigt oder durch Vergewaltigung und sexuellen Mißbrauch beschämt und traumatisiert worden. Männer und die Integrität männlicher Sexualität scheint allerdings – wie immer – nicht einmal ansatzweise schützenswert zu sein.

Sexuelle Gewalt gegen Männer wird weltweit als Kriegswaffe eingesetzt – doch kaum jemand spricht über die grausamen Taten. Gerade den Opfern fällt es schwer, das Tabu zu brechen und ihre Erlebnisse in Worte zu fassen: Ein Mann, er heißt Job, hält seinen Kopf zwischen den Händen und blickt beschämt auf den Boden, als er leise und traurig zu sprechen beginnt: „Ich wurde von Soldaten festgenommen und ins Gefängnis gebracht. Dort fesselten zwei Soldaten meine Hände und Beine und vergewaltigten mich, einer nach dem anderen.“ [….]

(Arte, 08.10.2010)

Sexuelle Gewalt gegen Männer durch US-Soldaten kennen wir natürlich auch aus Abu Ghuraib, Bagram und Guantanamo.

Homo-Vergewaltigungen werden auch immer wieder aus der russischen Armee berichtet. Dort führt das berüchtigte und ultra-brutale Großvater-System unter den Wehrpflichtigen zu mehren Suiziden jeden Tag.

[Um] Andrej Sytschow […..das] Leben zu retten, mussten die Ärzte beide Beine und seine Genitalien amputierten.

Gewalt unter Kameraden gehört zur russischen Armee wie Gleichschritt und Schießübungen. Erpressung, Prügel, Folter und Vergewaltigung sind an der Tagesordnung. Die Soldaten sind sich selbst die größten Feinde.

Der Volksmund nennt die Misshandlungen von Rekruten durch ältere Soldaten "Djedowschtschina", "Herrschaft der Großväter". Wer Erniedrigung und Schmerz im ersten Dienstjahr übersteht, gibt diese Grausamkeiten an nachfolgende Rekruten weiter. [….] Das Komitee der Soldatenmütter, eine Menschenrechtsorganisation, die gegen die Missstände kämpft, registriert jedes Jahr etwa 2000 Todesfälle in der Armee - in Friedenszeiten. Ein großer Teil lasse sich auf Misshandlungen zurückführen. Im vergangenen Jahr haben nach Angaben der Militärstaatsanwaltschaft 341 Soldaten ihrem Leben freiwillig ein Ende gesetzt.

Auslöser soll nach Expertenmeinung auch hier in den meisten Fällen die brutale Quälerei gewesen sein. Die Dunkelziffer der Gewaltfälle dürfte noch weit höher liegen. [….]

 (O. Bilger, SZ vom 11.11.2008)

In Deutschland gibt es "Djedowschtschina" vermutlich nicht in dieser extremen Form und in Amerika bringen sich die Soldaten statt während der Grundausbildung, überwiegend erst nach den Militäreinsätzen selbst um.

Innerhalb der US-Armee gibt es jährlich rund 20.000 Vergewaltigungen. Da allerdings auch Frauen „dienen“, stellen sie 90% der Opfer. […..]

(Anal-Soldaten, 20.03.2017)

Auch in der Bundeswehr, in der inzwischen glücklicherweise auch Frauen dienen, herrscht aufgrund des Männerüberschusses und alter Traditionen immer noch ein Faszinosum für Analsex.

(….) Von der deutschen Bundeswehr liest man hingegen jedes Jahr neue Quäl-Geschichten, in denen mit Vorliebe anale Methoden angewendet werden.

[….] Fallschirmjäger: Obst in den Po und Paddel drauf!

In einer Zweibrücken Kaserne ist es äußerst unappetitlich zugegangen: Fallschirmjäger sollen sich auf einer Feier Obst in den Hintern geschoben und mit einem Paddel drauf gehauen haben. Wegen dieser Vorfälle wird die Kompanie nun von ihrem Kongo-Einsatz entbunden. […..]

(STERN, 21.06.06)

[…..]  Das Amtsgericht Zweibrücken hat im Prozess zur "Dörrobst-Affäre" um obszöne Aufnahmerituale in einer Kaserne den angeklagten Hauptmann zu einer Geldstrafe in Höhe von 2000 Euro verurteilt.   Der Richter sah es als erwiesen an, dass der ehemalige Kompaniechef das "entwürdigende Verhalten" seiner Untergebenen auf einer Feier geduldet habe. […..] 

(SPON, 11.06.2008)

[…..] Schon wieder schockiert ein Skandal die Bundeswehr: Bei den Gebirgsjägern im oberbayerischen Mittenwald sind junge Soldaten mit entwürdigenden Mutproben und Aufnahmeritualen schikaniert worden. Sie mussten bis zum Erbrechen Alkohol trinken und rohe Schweinsleber essen, um in der internen Hierarchie aufsteigen zu können. [….]

(AZ, 10.02.10)

 [….] Nach SPIEGEL-Informationen bestätigten interne und bisher geheim gehaltene Ermittlungen, dass bei der Ausbildung von Sanitätern, im Militärjargon "Combat First Responder" genannt, offenbar sexuell-sadistische Praktiken an der Tagesordnung waren. [….] Demnach fesselten sich die Soldaten gegenseitig an Stühle, mussten stundenlang so verharren und wurden mit Wasserschläuchen abgespritzt. [….] Statt einer professionellen Armee, die für junge Menschen eine interessante Karriere bietet, erhält die Bundeswehr durch die Vorgänge in der Staufer-Kaserne wieder das hässliche Image einer männergeprägten Chauvinisten-Truppe, in der Rituale wie Erniedrigung bis hin zu den sexuell-sadistischen Ausbildungsmethoden weiterhin Platz haben und von den Vorgesetzten nicht geahndet werden. [….]

 (Matthias Gebauer, SPON, 27.01.2017)

Sexuelle Übergriffe bei Gebirgsjägern  [….] Nach den Vorfällen in der Bundeswehr-Kaserne in Pfullendorf wird ein weiterer Fall bekannt, in dem Soldaten einem Kameraden gegenüber übergriffig geworden sind. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung soll ein Soldat bei den Gebirgsjägern in Bad Reichenhall unter anderem durch Vorgesetzte sexuell belästigt und diskriminiert worden sein.

[….] Laut Ministerium handelte es sich dabei um eine Kompanie des Gebirgsjägerbataillons 231 in Bad Reichenhall. "Dort sei er zwischen November 2015 und September 2016 durch Mannschaftssoldaten und einige Vorgesetzte (Ausbilder) seines Zuges mehrmals diskriminiert sowie verbal und tätlich sexuell belästigt und genötigt worden" [….] Laut Ministerium laufen derzeit Ermittlungen gegen 14 Beschuldigte, davon zwei Feldwebel, zwei weitere Unteroffiziere und zehn Mannschaftssoldaten. [….] Ein Sprecher des Ministeriums betonte auf Anfrage, es handele sich um einen von zahlreichen Einzelfällen aus der Vergangenheit. [….]

(Christoph Hickmann, SZ vom 21.03.2017)

Ich möchte hier noch einmal klarstellen, daß ich moralisch keinerlei Einwände gegen analen Sex habe. Es ist völlig in Ordnung, wenn die Geistlichen im Vatikan es sich mit Freude gegenseitig besorgen.

Wenn es sich dabei aber um ein Demütigungsritual unter Zwang handelt, ist es kein Sex, sondern Gewalt.

Dafür gibt es erstens keinerlei Rechtfertigung, aber zweitens stellt sich die Frage wieso so viele Uniformierte darauf abfahren. (…..)

(Anal-Soldaten, 20.03.2017)

Da katholische Priester und Soldaten sehr genau wissen was über ihre Homo-Umtriebe gemunkelt wird, geben sie sich offiziell besonders homophob; jeweils deutlich schwulenfeindlicher als der Rest der Gesellschaft.

Gerade mit so viel Schwulerei in den eigenen Reihen muss man drakonische Strafen fürchten. Auch das ist in sich logisch und wäre in einer liberalen, toleranten und aufgeklärten Umgebung nicht notwendig, da Gerüchte über Homosexualität in den eigenen Reihen nicht als Beleidigung empfunden würden.

Dafür fehlt/e aber Armeeführung und Vatikan die längste Zeit das Selbstbewußtsein. Daher war auch die deutsche Bundeswehr offiziell bis zum Jahr 2000 ein schlimmer Ort für Schwule und ist es inoffiziell vielfach immer noch.

Ausgerechnet die homophobe Katholikin und strikte Gegnerin der „Ehe für alle“ Annegret Kramp-Karrenbauer ist nun zu einer Zeit Kriegsministerin, an dem man den systematischen diskriminierenden Umgang mit homosexuellen Soldaten zwischen 1955 und dem Jahr 2000 nicht mehr todschweigen kann. AKK stellte nun eine Studie zum Thema vor und entschuldigte sich – offenbar nicht wissend, daß man sich nicht selbst entschuldigen kann, sondern allenfalls um Entschuldigung bittet.

[…..] Bundeswehr: Triezen in der Truppe

Auf mehr als 300 Seiten beschreibt eine Studie, wie die Bundeswehr schwule Soldaten über Jahrzehnte diskriminiert hat. […..]  Die Zahlen, auf die Oberstleutnant Klaus Storkmann, Verfasser der Studie, Zugriff hatte, geben nur die Möglichkeit zur Annäherung. Homosexuelle Handlungen waren bis Ende der 1960er Jahre nach § 175 Strafgesetzbuch eine Straftat und wurden damit auch zum Fall für die Truppendienstgerichte. Diese konnten solche Handlungen mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestrafen. Mitte der Sechzigerjahre wurden der Studie zufolge jährlich etwa 45 Soldaten verurteilt.   Bis 1979 wurden homosexuelle Männer konsequent ausgemustert. Später konnten schwule Soldaten zwar in den Streitkräften bleiben, wurden aber nicht mehr mit verantwortungsvollen Aufgaben betraut. Bis vereinzelt in die Achtzigerjahre mussten schwule Soldaten noch psychologische Begutachtungen in Bundeswehrkrankenhäusern über sich ergehen lassen. Das Ministerium sprach Homosexuellen per Rundschreiben 1984 generell die Eignung zum Vorgesetzten und Ausbilder ab. Zeitzeugen berichten laut Studie "eindrücklich von dem hohen psychischen Druck, unter dem sie als homosexuell orientierte Soldaten dienten." Bei Sold und Pensionen mussten sie wegen fehlender Aufstiegschancen erhebliche Einbußen hinnehmen. […..]

(SZ vom 18.09.2020)

Samstag, 19. September 2020

NIGHTMARE

Die Bedeutung des US-Verfassungsgerichtes kann man gar nicht unterschätzen. Es entscheidet Wahlen, bestimmt den grundsätzlichen Kurs des Land und kann die Anstrengungen eines Weißen Hauses oder Parlaments gewissermaßen mit einem Federstrich wegwischen. Die neun Supremecourt-Richter amtieren auf Lebenszeit, sitzen meistens für viele Jahrzehnte in ihrem Olymp, so daß sie unantastbar sind.

Daher gab es in der US-Geschichte seit 1789 insgesamt nur 114 oberste Richter.

William O Douglas amtierte von 1939 bis 1975, John Paul Stevens von 1975 bis 2010, William Rehnquist von 1972 bis 2005, Anthony Kennedy von 1988 bis 2018 und die große Ruth Bader Ginsburg immerhin auch volle 27 Jahre bis zum gestrigen 18.09.2020.

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Daraus folgt aber auch eine der ganz wesentlichen Machtbefugnisse des US-Präsidenten; er sucht den neuen Verfassungsrichter aus, wenn eine Stelle frei wird.

Das ist ein seltenes Ereignis, üblicherweise kommen acht Jahre amtierende US-Präsidenten auf ein oder zwei „scotus pics“.

Trump, der wie immer von Fortuna Geküsste, bekommt nun in weniger als vier Jahren schon seine dritte Gelegenheit.

In den früheren Jahrhunderten spielte der US-Senat eine große Rolle, denn er musste der Auswahl des Präsidenten zustimmen, konnte also groteske Fehlentscheidungen verhindern.

Ab dem 21. Jahrhundert haben die GOP-Senatoren allerdings ihren allerletzten Funken Ehre verloren und blockierten fast ein Jahr lang Barack Obamas dritten Pick.  Nach Sonia Sotomayor (2009) und Elena Kagan (2010) nominierte er nach dem Tod der ultrakonservativen GOP-Ikone Associate Justice Antonin Scalia am 13.02.2016 einen Monat später als Angebot an die Republikaner den gemäßigten, keineswegs linken Merrick Garland, bis dahin Chief Judge of the United States Court of Appeals for the District of Columbia Circuit to the Court.

Aber die völlig verdorbenen Heuchler Mitch McConnell und Lindsey Graham erfanden plötzlich die Regel, in dem Jahr vor der Präsidentschaftswahl dürften keine neuen Scotus-Richter mehr ernannt werden; das Volk müsse erst den neuen Präsidenten bestimmen.

 

Unnötig zu erwähnen, daß alles nur parteipolitische Lügen waren und eben diese Senatoren vier Jahre später gar nicht daran denken sich an die eigenen Regeln zu halten, wenn es um ihre Interessen geht.

 


Als im Juni 2018 Associate Justice Anthony Kennedy unter dubiosen Umständen ankündigte zurück zu treten, nominierte Trump einen Monat später Brett Kavanaugh, einen mutmaßlichen Vergewaltiger, Säufer und definitiv ganz miesen Juristen, der aber alle gewünschten Trump-Kriterien erfüllte:
Mann, weiß, ultrakonservativ, bedingungsloser Trump-Unterstützer, rückgratlos, Klimaleugner, Frauenhasser. Die Senatsanhörung im Oktober 2018 geriet zur Farce als „Beer“ Kavanaugh mit den Opfern seiner sexuellen Übergriffe und seinen Alkoholeskapaden konfrontiert wurde, sich um Kopf und Kragen redete, sich damit total als Supremecourt-Richter disqualifizierte und dennoch von allen GOP-Senatoren durchgewunken wurde.

 


Der Tod von Ruth Bader Ginsburg, der Gigantin, der Ikone des liberalen Amerikas ist daher ein nicht zu unterschätzendes Unglück für die USA. Sechs Wochen vor der US-Wahl beschert er Trump und seinen Schergen einen gewaltigen Sieg.

[….]  Auf die Nominierung durch den Präsidenten folgt ein zweistufiges Verfahren im Senat: Der vorgeschlagene Kandidat wird zunächst vom Justizausschuss befragt. Daran schließt sich die Debatte und Abstimmung im Plenum an. Zwei Mandatsträgern kommt dabei eine entscheidende Rolle zu: dem Vorsitzenden des Justizausschusses und insbesondere dem Mehrheitsführer in der Kammer, der den Termin für die finale Abstimmung ansetzt. Beide Posten haben derzeit Republikaner inne: Lindsey Graham ist Vorsitzender des Justizausschusses, Mitch McConnell Mehrheitsführer. Die Demokraten wollen das unbedingt verhindern. Biden, Obama und der demokratische Minderheitsführer im Senat, Chuck Schumer, verwiesen allesamt auf eine frühere Entscheidung McConnells. Nach dem Tod des konservativen Richters Antonin Scalia im Februar 2016 hatte der damalige Präsident Obama den Juristen Merrick Garland als Nachfolger nominiert. McConnell weigerte sich über Monate, die Personalie Garland zur Abstimmung zu stellen. Er verwies dabei auf die anstehende Präsidentschaftswahl im November desselben Jahres. […..]

(SPON, 19.09.20)

 


Natürlich sind McConnellund Graham, der noch 2018 verkündet hatte keine neuen Richterstellen mehr vor der nächsten Wahl zu besetzen bereits umgefallen und wollen nun den Willen Trumps exekutieren im Rekordverfahren Ruth Bader Ginsburgs Nachfolger zu bestimmen.

Oh Weh, großes Unglück, schlimme Not!

[….] Ginsburg, die am Freitag mit 87 Jahren starb, war eine nationale Ikone, eine der wichtigsten US-Frauenrechtlerinnen und "die wahrscheinlich bekannteste Richterin in der Geschichte" des Supreme Courts, wie es der Juraprofessor Michael Yelnosky schon 2018 sagte.   In ihren 27 Jahren am US-Verfassungsgericht war Ginsburg vor allem aber die Personifizierung - die letzte, so scheint es einem fast - von Idealismus, Optimismus und   


Hoffnung in Zeiten zynischer Hoffnungslosigkeit.
[….]   Am Obersten Gerichtshof setzte Ginsburg ihre Pionierrolle zugunsten von Frauen, Homosexuellen und Einwanderern fort, Schritt für Schritt, Verhandlung für Verhandlung, Urteil für Urteil. Und wenn sie der konservativen Mehrheit mal unterlag, machte sie ihre Empörung mit flammenden Widersprüchen gültig, die zur Pflichtlektüre wurden, nicht nur für Jurastudenten.  Von 2006 bis 2009 war Ginsburg die einzige Frau am neunköpfigen Supreme Court. Ihre "schlimmste Zeit", wie sie später zugab - zumal sie mit gerade mal 1,55 Metern den männlichen Kollegen zumindest optisch unterlegen war. Es war in jenen Jahren, dass ihr Dissens immer lauter wurde.  So konnte sie es kaum fassen, dass das Gericht 2007 die Klage einer Frau wegen Diskriminierung am Arbeitsplatz aus Formgründen abschmetterte. Aufgrund ihres Widerspruchs verankerte der Kongress die Gleichbezahlung von Frauen und Männern schließlich gesetzlich. Eine gerahmte Kopie des Lilly Ledbetter Fair Pay Acts, benannt nach der Klägerin, hing bis zuletzt in Ginsburgs Büro. [….]  Eine Studentin verpasste ihr den Spitznamen "Notorious RBG", in Anspielung auf den legendären Rapper Notorious BIG. Ginsburg liebte den Vergleich: "Wir sind ja beide in Brooklyn aufgewachsen."   Ihr Konterfei zierte Tassen, Taschen, T-Shirts. Sie war Star einer Oper, eines Kinderbuchs und einer Fitnessbibel und eine Legofigur im "The Lego Movie 2". Fans ließen sich "RBG" in die Haut tätowieren und brachen bei ihrem Anblick in Tränen aus. [….]

(Marc Pitzke, 19.09.2020)





Freitag, 18. September 2020

Auf dem rechten Auge blöd – Teil II

Star-Jurist Maaßen, 57, (Kurnaz' Aufenthaltsgenehmigung sei "kraft Gesetz erloschen", weil er sich länger als sechs Monate in Guantanamo aufgehalten habe) ist nach einer endlosen Kette von Skandalen nun in sein natürliches Biotop abgewandert.

Er lebt nun in einem Sumpf aus Werteunion, AfD, Amthor, Augustus und Guttenberg.

Der deutsche Inlandsnachrichtendienst „Verfassungsschutz“; eine deutsche Bundesoberbehörde mit knapp 4.000 Mitarbeitern wird nun von Thomas Haldenwang geführt.

Das 60-jährige CDU-Mitglied Haldenwang erkennt anders als sein jüngerer Parteifreund immerhin an, daß es in Deutschland Rechtsextremismus gibt.

Ganze 300 seiner 4.000 Mitarbeiter sollen nun ein Auge auf die Gefahr von rechts haben.

Er attestierte dem faschistischen Höcke-Kalbitz-Flügel der AfD „gesichert rechtsextremistische Bestrebung“ und wird abstruser Weise ausgerechnet von den Rechtsextremisten gehasst. Ausgerechnet diejenige, die den Rechtsextremismus lieben und verbreiten wollen aber keinesfalls so genannt werden. Für PI, PP, AfD, Kubischek, Elsässer und Co bleibt Maaßen der Liebling, während sie Haldenwang als „Merkels Marionette“ verunglimpfen.

Immerhin, die Gangart änderte sich ein wenig.

Man erinnere sich zum Beispiel an die Möritz-Affäre aus dem Dezember 2019. Der CDU-Funktionär war mit Tattoos der faschistoiden Uniter aufgefallen.

(…..) Es gibt verschiedene Ansichten zum Thema Tattoo und ich finde es reichlich bizarr angesichts der üblicherweise üppig tätowierten Nazis ausgerechnet ein „Reinhäuter“ zu sein. Welche Ironie. Aber wir können uns sicher darauf einigen, daß Tattoos etwas Bleibendes sind.  Ein so deutliches Bekenntnis zum Rechtsradikalismus läßt sich mutmaßlich niemand permanent unter die Haut inken, der nicht auch die entsprechende politische Einstellung mitbringt.  Das gilt auch für den Sachsen-Anhaltinischen CDU-Funktionär Robert Möritz, der so ein Tattoo trägt.  Seine Partei versucht es in peinlicher Weise kleinzureden.

[….] Möritz habe erklärt, er trage die Sonne „aus Interesse an der keltischen Mythologie“. Das sagte der Vorsitzende seines Kreisverbandes Anhalt-Bitterfeld, Matthias Egert. Diese Aussage ist Unsinn. Es gab in der keltischen Welt kein entsprechendes Symbol. Bei der „schwarzen Sonne“ handelt es sich vielmehr um ein originäres NS-Symbol. [….]

(taz, 16.12.19)

Die „Schwarze Sonne“ auf dem Braunen dürfte kein Zufall sein, da es nicht sein einziges Bekenntnis als Nazi-Sympathisant ist.

Robert Möritz arbeitete am 01.Mai 2011 als Ordner auf einer-NPD-Demo in Halle und war bis gestern außerdem Mitglied bei den rechtsradikalen „Unitern“, für die er noch wenige Tage zuvor öffentlich warb.

[…..] 06. Dezember 2019, Nikolaustag. Auf den Straßen von Leipzig verteilt eine Gruppe Spenden an Obdachlose. Für ein Erinnerungsfoto posieren zwei Männer, einer von ihnen ist unkenntlich gemacht, bei dem anderen handelt es sich um Robert Möritz, einen Funktionär der CDU aus dem Kreisverband Anhalt-Bitterfeld. In den Händen halten die beiden eine weiße Fahne – darauf das Logo des umstrittenen Vereins Uniter. Dieser, ursprünglich in Halle gegründet und nach eigener Auskunft ein Netzwerk aus aktiven und ehemaligen Angehörigen von Sicherheitskräften, geriet in den Fokus der Öffentlichkeit, als ein Netzwerk von Chatgruppen (mit den Namen „Nord“, „Süd“, „Ost“ und „West“) aufflog, in denen sich Soldaten, Polizeibeamte, Neonazis und andere auf einen sogenannten „Tag X“ vorbereiteten. Administriert wurden die Gruppen von dem aus Halle stammenden Uniter-Chef André Schmitt. Auch der mutmaßliche Rechtsterrorist Franco Albrecht gehörte einer der Gruppen an. In der Gruppe „Nord“ gab es relativ konkrete Pläne zur Liquidation politischer Gegner*innen. Immer wieder gab es daraufhin auch Berichte über Kampftrainings, die im Rahmen von Uniter-Veranstaltungen stattfanden.   Die Fotos von der Aktion in Leipzig veröffentlicht Robert Möritz auf seinem facebook-Profil. Auf seinem Twitter-Account teilt der aktive Parteifunktionär außerdem Adventsgrüße mit den Worten „Uniter wünscht allen einen schönen ersten Advent“. Twitter-Nutzer werden darauf aufmerksam und fragen nach, inwiefern eine Uniter-Mitgliedschaft mit den Werten der CDU vereinbar ist. Seit etwa August 2018 ist Möritz Mitglied der Jungen Union, seit Oktober desselben Jahres gehört er dem Vorstand des Kreisverbands Anhalt-Bitterfeld an. Bei den Kommunalwahlen im Frühjahr 2019 trat er in Löbnitz an der Linde auf Listenplatz 1 an und erhielt auch ein Mandat im Ortschaftsrat. [….]

(LSA 11.12.2019)

Nun ja, Möritz ist ganz zweifellos Nazi und dazu auch noch aktives Mitglied der CDU. (……)

(Braune Sonne, 16.12.2019)

CDU-Mann Haldenwang reagierte ein halbes Jahr später – sehr zum Ärger der Rechtsextremen.

[….] Der Verein Uniter, der mit paramilitärischen Trainings und sektenartigen Ritualen aufgefallen ist, wird nun vom Verfassungsschutz beobachtet.   Der Verein Uniter ist nun Verdachtsfall des Verfassungsschutz. Das sagte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutzes (BfV) am Montag im Bundestag. Es gibt nun also „hinreichend gewichtige tatsächliche Anhaltspunkte“ für rechtsextremistische Bestrebungen bei der Organisation, die von dem damaligen KSK-Soldaten André S. alias „Hannibal“ gegründet wurde. „Uniter wird von uns beobachtet und wir versuchen umfassende Erkenntnisse zu generieren“, sagte Thomas Haldenwang bei der öffentlichen Anhörung der Chef der Nachrichtendienste durch das Parlamentarische Kontrollgremium. […..]

(taz, 29.06.2020)

Aber auch nach den Äußerungen des Verfassungsschutz-Präsidenten müssen sich die Uniter nicht allzu sehr sorgen.

Es ist schließlich immer noch der alte westdeutsche Verfassungsschutz, der ganz im Gegensatz zu den Mielke-Kollegen nie durch besondere ermittlerische Fähigkeiten auffiel.

Ein rechtsextremer Uniter arbeitete als Personenschützer für einen bedeutenden Amtsträger einer Bundesoberbehörde, begleitete ihn zu allen geheimen Sitzungen ohne daß irgendeine effektive Form der Überprüfung stattgefunden hätte.

Wer dieser bedeutende Amtsträger war, der sich treudoof von dem Rechtsextremen beschützen ließ und keinen Durchblick hatte wer tagtäglich mit ihm im Auto sitzt?  - Das war ein gewisser Thomas Haldenwang.

Aber woher hätte er sich mit rechtsextremen Bedrohungen auskennen sollen?

[….] Fauxpas: Verfassungsschutz-Chef beschäftigte Neonazi als Leibwächter[….] Als Chef des Verfassungsschutzes sollte man seine Mitarbeiter penibel durchleuchten. Eigentlich. Thomas Haldenwang, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV), ist laut Berliner Sicherheitskreisen allerdings eine „schwere Panne“ unterlaufen. So stellte Haldenwang den „Uniter“-Aktivisten H. als seinen Leibwächter ein. Verfassungsschutz stellt Neonazi als Leibwächter ein: Auch andere Topbeamte wurden von ihm geschützt. Mehr noch: Auch andere Topbeamte sollen von ihm geschützt worden sein. Das bestätigte ein Mitarbeiter des Bundesinnenministeriums dem „Focus“ auf Nachfrage. Heikel daran ist, dass Leibwächter durch ihre Rolle auch sensible Informationen über das Privatleben und das familiäre Umfeld der geschützten Personen bekommen. So geschehen auch bei Thomas Haldenwang. […..]

(FR, 18.09.2020)

Oooopsi.

Donnerstag, 17. September 2020

Absoluter und relativer Dreck

Gleich in meiner ersten Vorlesung über „analytische Chemie“ regte sich der Professor ganz fürchterlich auf.

Es ging um Grenzwerte beim Schadstoffausstoß industrieller Anlagen.

Statt einfach eine konkrete absolute Menge Stickoxide oder Schwefeloxid in Kilogramm anzugeben, die eine Fabrik maximal im Jahr hinauspusten dürfe, wäre es den Industrielobbyisten gelungen eine relative Maßeinheit wie „ppb“ zu etablieren.

 

[…..] Der englische Ausdruck parts per billion (ppb, zu Deutsch „Teile pro Milliarde“) steht für die Zahl 10−9 (also ein Milliardstel) und wird manchmal im Zusammenhang mit relativen Mengenangaben benutzt, also für die Angabe derjenigen Gehaltsgrößen, die Anteile sind. […..]

 

Solche Grenzwerte für Raumluft, bzw Atemluft sind sinnvoll, weil die Giftigkeit von Feinstaub oder Kohlenmonoxid von der Konzentration in einem geschlossenen System abhängt.

Gibt man aber Grenzwerte für ein Kraftwerk oder eine chemische Fertigungsanlage als Konzentration an, kann man sich das auch gleich sparen. In dem Fall können die Fabriken nämlich so viel Dreck wie sie wollen ins Abwasser leiten oder in die Luft blasen. Sie müssen nur entsprechend viel Frischwasser oder Atemluft dazu mischen, um die gerade noch erlaubte Konzentration durch Verdünnung zu erreichen.

So werden Fabrikschornsteine immer größer und dicker, weil entsprechend viel Luft dazu geblasen wird.

 

Offenbar sind wir 30 Jahre später noch nicht weiter gekommen.

 

Da liest man beispielsweise:

[….]Die geplante Novellierung der TA-Luft gibt niedrigere Grenzwerte für Kohlenwasserstoffe vor und wird bei vielen Betrieben der chemischen und pharmazeutischen Industrie Handlungsbedarf bei der Abluftreinhaltung auslösen. Mit der Ecopure RTO präsentiert Dürr auf der ACHEMA 2018 in Frankfurt die neueste Anlagengeneration zur regenerativ thermischen Abluftreinigung, mit der die strengeren Vorgaben erfüllt werden.

Kohlenwasserstoffe (VOC) fallen bei Fertigungsprozessen in der Chemie- und Pharmaindustrie kontinuierlich an. Der momentan geltende VOC-Grenzwert von 20 mg/m3 wird mit der geplanten Änderung der TA-Luft, auf Basis der Vollzugsempfehlungen OFC vom 26.3.2015, auf 5 mg/m3 abgesenkt werden. [….]

(Umweltwirtschaft, 05.06.2018)

 

Ein Grenzwert von 5mg Dreck PRO KUBIKMETER kann man mit der absolut gleichen Menge Dreck einhalten wie 20 mg/m3, indem man einfach die vierfache Menge Frischluft dazu mischt.

 

Die „Abwrackprämie“ von 2009 aus dem berühmten „Konjunkturpaket II“, als  der Staat einem 2.500 EURO dazu schenkte, wenn man sein altes Auto abgab und sich ein Neues kaufte, hieß groteskerweise „Umweltprämie“ und sollte suggerieren, man helfe dem Klimaschutz, wenn man ein moderneres Auto fahre, das weniger ppb Ruß und Feinstaub aus dem Auspuff furze.

Da stimmt aber nur, wenn das alte Auto tatsächlich für immer stillgelegt wird.

In Wahrheit werden aber alle Autos, die noch nicht totaler Schrott sind nach Afrika exportiert und fristen dann in Gambia oder Gabun ein trostloses Dasein als Taxi.

Dort können sie dann rund um die Uhr Abgase produzieren, statt wie in Deutschland die meiste Zeit still zu stehen.

Durch die Umweltprämie wurden also mehr klimaschädliche Abgase produziert.

Man sollte sie daher auch nicht so nennen, sondern korrekt als „KfZ-Lobby-Beglückungsgeld auf Steuerzahlerkosten“ bezeichnen.

 

Bei dem Versuch den Individualverkehr mit Verbrennungsmotoren weniger klimaschädlich zu gestalten, scheitert Deutschland dramatisch.

Das sieht jeder, der mit offenen Augen durch die Stadt geht: Die Autos werden immer größer und schwerer, haben immer leistungsstärkere Motoren. Jede zweite Mutter holt ihre Kita-Brut in einem SUV-Panzer ab.

Seit vielen Jahren will die EU gegen diese grotesken Monstermotoren mit ihren gewaltigen CO2-Ausstoß mit einer Strafsteuer vorgehen.

Aber jedes Mal wenn es soweit ist, marschierte die sehr gut von den deutschen Auto-Dynastien bezahlte CDU-Chefin nach Brüssel und wehrte alle Klimaschutzmaßnahmen ab.

Sie lässt sich zwar gern „Klimakanzlerin“ nennen, agiert aber diametral entgegengesetzt ausschließlich am Wohl der Multimilliardäre Porsche. Piech, Quandt und Klatten interessiert.

Dabei heißt es immer, die Autoindustrie sei nun einmal der „Motor“ Deutschlands. Das stimmt erstens sowieso schon lange nicht mehr – in der Umwelttechnik gibt es inzwischen viel mehr gut bezahlte Arbeitsplätze – und zweitens ist es natürlich unsinnig zu behaupten nur der Bau von Autos mit über 200 PS generiere Arbeitsplätze.

 

1991 kaufte ich mir einen Fiat Uno mit 70 PS. Das war der größte Motor, den der Uno damals haben konnte. Ich fragte mich wirklich, ob das nötig war und wurde schräg angeguckt. Das wäre doch deutlich übermotorisiert für so einen Kleinwagen in der Stadt.

Und in der Tat war der Wagen aufgrund seines Fliegengewichtes – es gab noch nicht all die elektronischen Spielereien und Airbags – sagenhaft flott.

Mein vorheriges Auto hatte 34 PS und so fühlte ich mich wie in einer Rakete; einmal auf das Gaspedal tippen und der rasende Italiener machte einen Satz nach vorn. Feine Sache, denn „der Klimawandel“ war mir zwar auch schon theoretisch bekannt aus der Uni, aber noch nicht so in das allgemeine Bewußtsein gesickert, daß ich meine Autokaufentscheidung davon abhängig gemacht hätte.

 

Heute gilt ein Kleinwagen mit „nur“ 70 PS als lahme Gurke, die man sich gar nicht erst anguckt.

 

Heute gibt es verschiedene neue Antriebsarten – Hybride, Plugins, Elektrisch, Wasserstoff, die wir Asiaten, Franzosen, Italienern und Amerikaner zu verdanken haben, weil die angeblich so gloriose deutsche Autoindustrie komplett den Anschluss verpasst hat, während sie bräsig ihre Toplobbyisten Merkel dafür sorgen ließ, daß sie niemals etwas ändern müssen und mit jedem Betrug unbeschadet durchkommen.

 

Das macht es sehr schwer ein neues Auto zu kaufen. Für welches System soll man sich entscheiden? Keins von ihnen ist technisch deutlich überlegen und keins ins ökologisch einwandfrei, weil die Gewinnung der Rohstoffe für die großen Autobatterien extrem umweltschädlich ist und außerdem ein elektrischer Antrieb ohnehin nicht umweltfreundlich ist, wenn man den Strom dafür aus Erdöl- oder Steinkohle-Verbrennung gewinnt.

 

Finanziell lässt sich die Angelegenheit noch viel schwerer beurteilen – zumindest für Normalverdiener, weil die die moderner betriebenen Autos sehr viel teurer sind und man sich erst durch ein Dickicht von Förderungen und Prämien kämpfen muss.

Zudem wird nun die KfZ-Steuer reformiert, um angeblich die klimaschädlichen Emissionen zu reduzieren.

 

Die SPD-Minister taten alles, um eine klimapolitische Lenkungswirkung zu erzielen, aber wenn man nur 20% der Stimmen in eine Koalition einbringt und die Wähler einen sogar noch darunter sehen, kann man sich natürlich nicht gegen die so viel stärkere Lieblingspartei der Deutschen durchsetzen.#

CDU und CSU aber, die glücklichen Empfänger von Millionenspenden auf den Häusern BMW, VW und Mercedes verließen nicht die Linie ihres Cheflobbyisten Andreas Scheuer. Der Verkehrsminister exekutiert eisern den Willen der deutschen Steinzeit-Industriellen mit ihrer Präferenz über absurd übermotorisierte Verbrenner-Autos. Die SPD biss bei der Union auf Granit.

 

[…..] Viel Lärm um fast nichts Die Reform der KfZ-Steuer ist bloße Kosmetik

Wenn sogar der ADAC mehr Entschlossenheit anmahnt, ist klar: Klimapolitisch kann sich die SPD-Umweltministerin gegen die Union nicht durchsetzen. […..] Es ist ein Kompromiss, wie er so typisch ist für diese Koalition. Umweltministerin Svenja Schulze und auch Olaf Scholz, ihr Kollege Finanzminister und SPD-Kanzlerkandidat, hätten sich durchaus mehr klimapolitische Ambition gewünscht bei der Reform der Kfz-Steuer. Doch damit konnten sich die Sozialdemokraten gegen die Union nicht durchsetzen. Die hat die Klientel der Autofahrer und -industrie fest im Blick.

So ist das, was Schwarz-Rot am Donnerstag im Bundestag beschlossen hat, nicht mehr als Kosmetik. Der Klimaaufschlag gegenüber der bisherigen Steuer ist so gering, dass für die breite Masse der Autos, die zwischen 116 und 175 Gramm CO2 pro Kilometer ausstößt, lediglich zwei bis 23 Euro mehr pro Jahr fällig werden.

Selbst beim übergroßen SUV Audi Q8 wird die Steuer nur um knapp 42 Euro steigen, beim Porsche 911 um 100 Euro. Es ist nicht gewagt, die Prognose von Umweltverbänden und Grünen zu teilen: Käufer derart teurer Autos lassen sich von solch marginalen Steuererhöhungen nicht abschrecken – zumal viele dieser Wagen auch noch auf die Firma zugelassen werden. [….]

(Tagesspiegel, 17.09.2020)

 

Hier handelt es sich um ein typisches Absurd-Beispiel einer Lenkungswirkung in verschiedene Richtungen, weil die Politik an vielen verschiedenen kleinen Schrauben dreht um das eine und gleichzeitig das Gegenteil zu fördern, statt sich vorher zu überlegen wo man hin will und nur noch in die Richtung zu drücken.

 

Das Auto, das ich jetzt fahre ist extrem umweltfreundlich. Ich habe den Wagen fast 20 Jahre. Es ist wieder ein Italiener, der flott anzieht und mit seinen 125 PS fast 14 Liter/100 km verbraucht. Es könnte etwas weniger sein, aber ich fahre nicht besonders spritsparend und der Wagen kennt keine Strecken, die länger als zehn Minuten dauern. Er wird gar nicht erst warm und ich habe inzwischen vergessen wo eigentlich der fünfte gang ist.

 

Bei 14 Litern klingeln für viele die Alarmglocken, aber aufgepasst: Das ist wieder so eine relative Größe. PRO 100 KILOMETER.

Mein Auto steht aber fast nur in der Garage und ist in knapp 20 Jahren nur gute 25.000 km gelaufen.

Bei einer Fahrleistung von 1000 km im Jahr verbrenne ich also etwa 140 Liter Benzin im Jahr. Da ich andererseits niemals fliege, niemals Schiff fahre und auch keine anderen Fahrzeuge benutze, ist mein persönlicher Jahres-CO2-Ausstoß durch Verbrennung fossiler Stoffe minimal.


Nur ein Besuch bei meiner Familie in New York würde die Bilanz verhageln.

Selbst bei einem modernen Flugzeug werden etwavier Liter Kerosin pro Passagier und 100 Flugkilometern verbraucht.

Die Entfernung Hamburg-New York beträgt 6200 Kilometer, also hin und zurück 12.400 km. Mal vier Liter Kerosin. Geteilt durch 100 Km.

Das ergibt fast 500 Liter; also 3,5 mal so viel wie ich durch Autofahren im ganzen Jahr verbrauche.

 

Das gesamte KfZ-Steueraufkommen beträgt etwa neun Milliarden Euro im Jahr.

Die Mineralölsteuer bringt etwa 41 Milliarden Euro im Jahr.

Kaufprämien, Steuervergünstigungen und umfassende Zuschüsse zur Verbesserung der Ladeinfrastruktur für E-Autos verschlingen Milliarden.

Noch mal 30 Milliarden Euro pumpt Andi Scheuer in den Straßenbau.

Statt der vielen verschiedenen Fördertöpfe und Stellschrauben, sollte man die einzig wirklich in die richtige Richtung zeigende Methode wählen – die Benzinsteuer -  und alle Förderungen und Steuern streichen.

 

Der Vorteil wäre eine klare Übersichtlichkeit.

Benzin und Diesel würden drastisch teurer, aber alle anderen KfZ-Kosten fielen weg.

 

Man bräuchte nicht mehr unterschiedliche Fahrzeugklassen zu berücksichtigen.

Ein SUV, der nur 100 km im Jahr fährt ist natürlich umweltfreundlicher als ein Fiat Panda mit dem kleinesten Motor, der einem Pendler gehört, welcher täglich zwischen Hamburg und Berlin hin und her fährt.

 

Je mehr Benzin man verbraucht – und je mehr klimaschädliche Gase man damit erzeugt – desto mehr stiege der Druck ein weniger verbrauchendes Auto zu kaufen. Ein teures E-Auto lohnte sich dann für Pendler und Taxis, während die Spinner mit einem 125-PS-Wagen, der nur in der Garage steht nicht gezwungen werden das Teil nach Afrika zu verschiffen, nur weil es schon älter ist.

 

 

 

 

Mittwoch, 16. September 2020

Der Christ des Tages Teil XCII


Die Grenzen zwischen Wahnsinn, realen politischen Taten, religiösen Ansichten und drastischer Satire verschwimmen immer mehr.
Als ich gestern die ersten deutschen Zitate von Donald Trumps forstwirtschaftlichen Erkenntnissen auf dem Bildschirm gespült bekam, habe ich tatsächlich erst auf whitehouse.gov recherchiert, ob der Irre inzwischen wirklich so tief gesunken ist. Unglaublich, nach alle den Jahren gelingt es Trump immer noch etwas dermaßen Verblödetes von sich zu geben, daß selbst ich ihm das zunächst gar nicht zutraue.

Grübeln musste ich auch als mir wieder einmal Freiherr zu Freienstein und Karlsbach begegnete, dessen Familie aber unglücklicherweise 1919 den Adelstitel verlor. Ein Schande, die der heute unter Bernhard Heinrich Freienstein firmierende Monarchist offenbar nie überwinden konnte.
Seine Bestimmung fand der Christ des Tages Nummer 92 aber darin uns minderwertige Atheisten und Protestanten über den wahren und einzigen Glauben aufzuklären.

Extra ecclesiam nulla salus; den kürzlich, also gerade mal vor 500 Jahren erfolgten Abfall vom Glauben kann Freienstein die „Protestunten“ natürlich nicht nachsehen.

  […..] Der Unterschied zwischen einer "Pfarrerstochter" und einer Nonne ist riesig. Daß im Protestantismus die "Pfarrer" heiraten dürfen, ist ein Skandal und zeigt, was für eine schlechte Religion der Protestantismus ist. Die Jungfräulichkeit ist ein unendlich hoher Wert und ist von wahren Pfarrern unbedingt zu fordern. Daß Martin Luther den Zölibat gebrochen und eine entsprungene Nonne geheiratet hat, war ein ungeheures Verbrechen und auch ein Sakrileg, weil der Priester durch die Priesterweihe ein Heiligtum wird. "Geiler Priester heiratet geile Nonne": was eine Sexklamotte unserer Tage sein könnte, ist ein herausragendes Ereignis eines Vorgangs, der sich nennt: Reformation. Die "Reformation" war und ist ein Treppenwitz der Weltgeschichte. Ihr fehlt jeglicher wirklicher Ernst, und alle ihre "Errungenschaften" sind in Wirklichkeit Albernheiten und Absurditäten. Daß die fälschlich so genannten Pfarrer im Protestantismus heiraten dürfen, ist eine Verbeugung vor der alten Geilheit Martin Luthers und ist auch ein Ausdruck dieser Geilheit. Kein Wunder, daß der Protestantismus die Sakramentalität der Ehe aufgegeben hat! Die Ehe der Protestanten hat tatsächlich nichts Heiliges. Die Unkeuschheit und die Versautheit sind wesentliche Determinanten des Protestantismus. […..]

Wie Recht er hat!
Im Gegensatz zu den „versauten“ Evangelen, gibt es im Katholizismus nur Keuschheit und Treue.
Katholiken masturbieren niemals, kein Katholik hatte je Sex außerhalb der Ehe, Homosexualität existiert nicht im Katholizismus und daher ist auch der Vatikan eine rein zölibatäre und keusche Gegend.

Der Rest der Welt muss aber vor diesen grauenvollen Todsünden gewarnt werden. Zum Glück gibt es den frommen Freienstein:

[…..] Leute, die sich Pornofilme ansehen, haben jegliche Rechte in einer Gesellschaft verloren. Der verbrecherische Deutsche Bundestag hat die satanische Pornographie "legalisiert". Aber da gibt es nichts zu legalisieren. So kommt es, daß es im verbrecherischen Internet Tausende und Abertausende Pornofilme gibt. Aber dagegen wettern die Kirchenfeinde und Atheisten nicht. Ihre Tugendhaftigkeit befindet sich im Wolkenkuckucksheim. Nicht nur im Darknet, sondern auch im normalen Internet werden auf den Pornoseiten Inzestpornos, Mißbrauchspornos, Vergewaltigungspornos und Folterpornos angeboten. Das also ist die antikirchliche, antichristliche und gottlose Welt, in der sich die Kirchenfeinde und Atheisten wohlfühlen. Ihnen allen rufe ich in unendlicher Wut zu: Eure dreckigen antikatholischen, antichristlichen, gottlosen, blasphemischen und satanischen Worte mögen Euch in Eurem dreckigen Maul verfaulen! […..]

Da spricht die göttliche Nächstenliebe aus jedem Satz! Genau so meinte es Jesus als er empfahl seine Feinde zu lieben und die andere Wange hinzuhalten.

Aber am meisten gefällt mir wie berechtigt die moralische Perspektive aus der Sicht eines überzeugten Katholiken ist. Denn nur bei katholischen Geistlichen gibt es überhaupt keinen Missbrauch. Niemals hat ein Priester eine unkeuschen Gedanken gehabt. Daher halten sie auch stets mindestens zehn Meter Abstand zu Messdienern. Das ist die blanke Furcht von den kleinen Lüstlingen unsittlich berührt zu werden.
Nur Schade, daß auch der Vatikan in den 1960ern vom Glauben abfiel.

[…..] Das “Zweite Vatikanum” war und ist ein schwer verbrecherisches und apostatisches Pseudokonzil, das von jedem Rechtgläubigen mit kahlem und unendlichem Haß gehaßt werden muß. Was das “Zweite Vatikanische Konzil” angerichtet hat, ist ein Scherbenhaufen. Das Urteil darüber kann nur ein Scherbengericht sein.” […..]

Aber glücklicherweise erkannten Piusbrüder und Sedivakantisten das Unrecht der Zweiten Vatikanums, so daß die Helden um den frommen Freienstein den Katholizismus weiter aufrechterhalten.

[…..] wissen Sie denn nicht, daß das “Deutsche Liturgische Institut e. V.” seit Jahrzehnten, seit seiner Gründung als “Liturgisches Institut e. V.” im Jahre 1947, an der Zerstörung der heiligen katholischen Liturgie arbeitet? Dieses bösartige und satanische Institut hat nichts unversucht gelassen, dieser Liturgie zu schaden und sie zu zerstören. Obwohl Papst Pius XII. (1939-1958) in seiner herrlichen Liturgie-Enzyklika “Mediator Dei” 1947 und auch sonst die Einführung der Volkssprache in die heilige Messe verurteilt und abgelehnt hat, hat das erwähnte Institut von Anfang an sich diesem Papst nicht unterworfen, von Anfang an sich geweigert, Papst Pius XII. gehorsam zu sein, und von Anfang an sich für die Einführung der Volkssprache in die heilige Messe eingesetzt. […..]. Deshalb hat es z. B. die Wiedereinführung der “Handkommunion” und der “Fürbitten” in der heiligen Messe gutgeheißen und begeistert gefeiert[…..]  Ewiger Fluch über das “Deutsche Liturgische Institut e. V.”! Was die “Liturgiereform” angerichtet hat, ist ein Scherbenhaufen. Das Urteil über sie kann daher nur ein Scherbengericht sein.”
“Der Sedisvakantismus ist nicht nur eine theologische Möglichkeit, sondern auch heilsnotwendig. Wer in der “nachkonziliaren” Zeit aufgewachsen ist und damit ein völlig falsches Bild von der katholischen Kirche vorgesetzt bekam, aber gleichzeitig rechtgläubig katholisch sein und bleiben wollte, also “Traditionalist” war, hat, als er zum ersten Mal von “Erzbischof” Marcel Lefebvre (1905-1991) und seinem Wirken hörte, diesen Mann und sein Wirken begeistert gefeiert. […..]


Wenn nur Satan nicht wäre!
Er macht es den Frommen so schwer, weil ihnen die heute die Instrumente fehlen den Belzebub zu bekämpfen. Die elenden Liberalen in den Regierungen haben alle wirksamen Mittel gegen Dämonen, Hexen und Diener des Herren der Fliegen verboten.

[….] "Der Satanismus ist das Verbrecherischste, was es gibt. Die heilige katholische Kirche hat früher mit vollem Recht die Satanisten und Hexen auf Scheiterhaufen verbrannt. Von wegen "Hexenwahn"! Die Tatsache, daß es heute Hexen und Satanisten gibt, zeigt, daß der mittelalterliche Glaube an Hexen und Satanisten durchaus richtig und keine Erfindung von irgendwelchen katholischen Fanatikern und von Inquisitoren war. Die Anbetung Satans und der übrigen Dämonen ist eine solche Ungeheuerlichkeit, daß mir die Worte fehlen. Die Hexen und Satanisten können gar nicht genug verachtet und gehaßt werden. Es lebe Gott, die allerheiligste Dreifaltigkeit, Gott der Vater, Gott der Sohn Jesus Christus und Gott der Heilige Geist! Ewiger Fluch über alle Feinde Gottes, über alle Hexen und Satanisten!" […..]

Man kann den tapferen ehemaligen Freiherren nur dafür bewundern, daß er neben seinem Kampf gegen Satan, Pornos, Evangelische, den Vatikan und Atheisten auch noch die Zeit findet uns über unkeusche, wenig gehorsame Frauen wie Hillary Clinton aufzuklären!

[……] Der Hirte in der Nachfolge des hl. Bonifatius erlebte diese immer offensichtlicher werdende Bekämpfung christlicher Positionen in nächster Nähe und warnte vor dem drohenden Staat ohne Gottʿ.
Könnte er schweigen zur Kriegserklärung gegen die Religion in der Rede der amerikanischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton Ende April 2015 in New York, in der klaren Erkenntnis, daß diese Bedrohung ihren Weg nicht nur nach Europa, sondern um die ganze Welt finden wird?  Um vielen Frauen den Zugang zur reproduktiven Gesundheitʿ zu ermöglichen, fordert die Ex-First-Lady die Änderung tiefverwurzelter kultureller Codes, religiöser Überzeugungen und struktureller Phobienʿ. (Hinter dem Begriff reproduktive Gesundheitʿ verbergen sich das Recht auf Abtreibung, Verhütungsmittel, künstliche Befruchtung und die Gender-Ideologie.)[….]