Sonntag, 22. September 2019

Die Nazis sammeln ein


Im Leitartikel des aktuellen SPIEGELs verweist Dirk Kurbjuweit auf das Spannungsverhältnis zwischen dem Megathemen Klima und Demokratie.
Viel radikalere Schritte wären notwendig, um die Klimakatastrophe wenigstens nicht noch weiter zu verschärfen und mögliche Erfolge werden sich erst in vielen Jahren zeigen.
Die meisten Bürger haben das verstanden und unterstützen das. Deswegen ist die Hasenfüßigkeit der Bundesregierung so außerordentlich blamabel und empörend.

Aber es gibt eine immerhin große Minderheit, die aus Egoismus, Borniertheit oder Verblödung an der Seite der Klimaleugner (AfD, Trump, David Berger) stehen.

Bergers Urin-Blog
 Das zeigt sich exemplarisch an dem hochgradig hysterischen Hass, der Greta Thunberg aus dem konservativen Lager entgegen geschleudert wird.
Die rechten Blogs haben innerhalb weniger Monate ein völlig neurotisches Verhältnis zu dem 16-jährigen Mädchen entwickelt, so daß sie kaum noch einen Satz formulieren können, ohne pawlowsch pöbelnd über „Klima-Gretel“ herzuziehen. Manische Hetze gegen Thunberg ist längst nicht mehr ein exklusives Merkmal faschistoider, zumindest potentiell staatsfeindlicher Fanatiker à la PP und PI, sondern wird auch von Poschardts „Welt“ oder dem CSU-Videoportal „CSYOU“ verbreitet. Sogar die CDU-Chefin und Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer ätzte, sie würde ihren Kindern keine Entschuldigung für eine „Fridays For Future“-Demo schreiben und stieg heute auf dem Weg nach New York in eine zweite Regierungsmaschine, obwohl gleichzeitig Merkel und Schulze in einem weiteren Flieger auf demselben Weg waren.

 
Auf der rechten Seite gibt es einen niemals zu unterschätzenden Hang zu Bösartigkeit und Irrationalität.

[….] Mit Mo­ra­li­sie­ren kommt man hier nicht wei­ter. Auch wer ein di­ckes Auto fährt, ver­dient es nicht, ge­äch­tet oder stig­ma­ti­siert zu wer­den. Um­ge­kehrt gilt zu ver­ste­hen, dass Kri­tik nicht auf Denk- oder Sprech­ver­bo­te hin­aus­läuft. Alle Bür­ger sind ge­for­dert, Wi­der­sprü­che aus­zu­hal­ten, auch die ei­ge­nen, und mit­ein­an­der im Ge­spräch zu blei­ben.
Al­les an­de­re hilft vor al­lem der AfD. Sie freut sich schon dar­auf, jene Bür­ger ein­zu­sam­meln, die den Kli­ma­wan­del nicht als Pro­blem er­ach­ten und sich schnell stig­ma­ti­siert füh­len. Mit ih­nen könn­ten die Rechts­po­pu­lis­ten ihr Wäh­ler­po­ten­zi­al er­heb­lich ver­grö­ßern. […..]
(DER SPIEGEL, 21.09.2019)

Bergers Pipi-Blog 22.09.2019
   Nun könnte man einwenden, wie relevant AfD-Wahlergebnisse sind, wenn wir alle auf einem kochenden Planeten verglühen.
Die Erderwärmung tötet jetzt schon viele Menschen, aber weitüberwiegend in den armen Teilen der Welt.
In den westlichen, reichen Ländern wird man sich mit Geld, Macht und Ausbeutung länger gegen die Erhitzung schützen können.
In der Zeit könnten noch mehr irre Populisten à la Bolsonaro, Trump und Johnson das Ruder übernehmen und mit ihrem Wahnsinn, den Trump gerade mustergültig am Beispiel Iran demonstriert die Menschheit in einem Atomkrieg pulverisieren, bevor wir alle gegrillt werden.
Man darf nie die menschliche Bereitschaft mit Scheuklappen gegen die Wand zu rasen unterschätzen.

Trump kündigte den mühsam in 12 Jahren ausgehandelten Irandeal, woraufhin Teheran peu à peu auch von den Zusagen des Vertrages Abschied nahm. Trumps „Strategie“: Maximalen Druck auf den Iran ausüben bis sich ihm die Mullahs beugen. 

Sie tun das aber nicht, sondern reagieren mit Gegendruck, zeigen Trump was er zu verlieren hat, wie verwundbar die USA-Freunde am Golf sind, so daß das Militär Trumps letzte Option ist. Natürlich will Teheran nicht mit Washington verhandeln, nachdem Trump jedem überdeutlich gezeigt hatte, daß US-Zusagen wertlos sind. Aber den Iran angreifen? Das ist genau das was er im Wahlkampf versprochen hatte nicht zu tun! Er wollte die GIs zurückholen und mit Deals erfolgreich sein. Nun sitzt er in der Sackgasse, hat seine Verbündeten vor den Kopf gestoßen und offenbar gibt es auch im Rest der Administration niemand, der weiß was man tun könnte.

[….] Kanz­le­rin Mer­kel will sich von Trump kei­nes­falls in ein mi­li­tä­ri­sches Aben­teu­er hin­ein­zie­hen las­sen. Am Diens­tag for­der­te sie den ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­den­ten dazu auf, zu dem Atom­ab­kom­men zu­rück­zu­keh­ren. Hin­ter vor­ge­hal­te­ner Hand be­schrei­ben deut­sche Di­plo­ma­ten ihre US-Kol­le­gen als voll­kom­men kopf­los.  »Ich kann Ih­nen nicht viel sa­gen«, sei ein Stan­dard­satz in Ge­sprä­chen mit ame­ri­ka­ni­schen Spit­zen­be­am­ten. Oder: »Un­se­re Po­li­tik wird ge­ra­de über­prüft.« Selbst das Wa­shing­to­ner Spit­zen­per­so­nal ver­ste­he nicht, was Trump will. […..]
(DER SPIEGEL, 21.09.2019)


Man sollte so eine nie dagewesene weltgefährliche Unfähigkeit in den Regierungen nicht leichtfertig fördern, indem man noch mehr Menschen in die Arme der AfD treibt.

 
Der mögliche CDU-Kanzlerkandidat und Ganz-knapp-nicht-CDU-Parteichef Friedrich Merz geht ebenfalls auf Anti-Greta Kurs.

  [….] Der CDU-Politiker Friedrich Merz vermutet hinter radikalen Forderungen nach mehr Klimaschutz nicht nur die Sorge um die Umwelt: "Es geht gegen unsere freiheitliche Lebensweise, um die Zerstörung der marktwirtschaftlichen Ordnung", schreibt Merz in einem Beitrag für die "Welt am Sonntag". Das stecke hinter den Forderungen nach radikalen Lösungen, "der eine oder die andere spricht es ja auch ganz offen aus". […..]

Hier sehen wir deutliche Anzeichen einer schwarz-braunen Bromance.
Von Merz bis zu David Bergers Attacken auf die Grünen ist es nicht weit.

Die AfD hat unterdessen ihr eigenes Konzept entdeckt, wie man das Klima und Deutschland rettet: Indem man die gefährlichen Grünen bekämpft!
Die Umwelt könne nur geschützt werden, indem die Grünen gestoppt würden.

Berger Phimoseblog 21.09.2019