Donnerstag, 7. März 2019

Fast hätten wir es schon mal geschafft!

Das war ja heute ein seltsamer Tag. Ich hatte zwei Geschäftstermine mit mehreren offiziellen Anzugstypen.
Ich weiß, für viele ist das der ganz normale Alltag, aber ich arbeite üblicherweise eher im Grottenolm-Modus allein.
Daher schätze ich solche Termine gar nicht und mogele mich möglichst daran vorbei. Heute musste es aber sein und dann wurde zu allem Übel auch noch meine misanthropische Grundüberzeugung heftig erschüttert, weil die alle nett und sozial engagiert waren.
Makler und Banker in diesen typischen Outfits: Superschmale auf Figur geschnittene Maßanzüge, Louis-Vuitton-Schals, makellose Haut, akkurate Frisur, spitze italienische hellbraune  Schuhe, Rolex und dann sind die heimlich linksgrünversifft, setzen sich für Flüchtlinge ein?
Was ist los mit mir; wieso hege ich Sympathie für die?
Vielleicht bin ich doch kein richtiger Misanthrop.
Ich verachte Menschen eher allgemein, konzentriere meinen Hass auf eine überschaubare Gruppe von Personen des öffentlichen Leben und klar, auf diesen unfassbar lärmenden Nachbarn zwei Wohnungen über mir, der das ganze Haus akustisch perfide molestiert. Oder Trump, oder Gauland, oder die Pfaffen.

Nach Pell, McCarrick und O’Brien nun also mit Barbarin der vierte Kardinal, der wegen Kinderfickereien verknackt wird.
Glück für solche richtig miesen Typen wie Kardinal Groer, der das über Jahrzehnte kontinuierlich selbst machte, daß er noch zu Zeiten JPIIs aufflog. Damals wurden die Rotröcke noch konsequent vom Vatikan geschützt und Groer musste nie in den Knast.
Solche Geschichten triggern meine Misanthropie so sehr, daß alle Menschen in die Schublade stecken möchte.
Es gibt aber tatsächlich auf der Straße auch diese normalen, netten Nicht-Üblen, denen gegenüber ich keinerlei Groll empfinde.
Nicht jeder Mensch ist schlecht.

Ich bin wohl viel eher Antinatalist als Misanthrop.
Ich mag es generell nicht, wenn Menschen leiden. (Klar, mit der Ausnahme Trump – dem wünsche ich die Pest an den Hals.) Den Menschen sollte es gut gehen, ich setze mich sogar aktiv dafür ein Qualen, Leid, Schmerz und Angst zu reduzieren.
Es muss auch keine Megakatastrophe kommen, Menschen sollen nicht umgebracht werden.
Mir reicht es völlig die Fertilität gen Null zu drücken. Einfach keine neuen Homo  Sapiens mehr produzieren und die Alten in Ruhe älter werden lassen.
Das muss auch nicht schlagartig gehen. Es kann ja ruhig ab und zu noch mal einer ein Kind bekommen. Aber eben Einzelne, die reichen aus.

Zwei Straßen weiter von mir war bis vor kurzen ein größeres zweistöckiges Möbelgeschäft. Das ging Pleite und wurde von der norddeutschen Bäckerei JUNGE übernommen. An sich ist das OK, weil JUNGE ein nettes Bäckerei/Café-Dingsbums ist. Andererseits ist das für mich nicht lebenswichtig, weil es in Hamburg seit einigen Jahren auch GAUES gibt und die backen nun einmal unbestritten die allerallerbesten Brote, die es gibt auf der Welt. Wer Zugang zu Gaues-Geschäften hat, kauft natürlich nie mehr woanders Brot.
Eigenartig ist nur, daß gerade mal 30 Meter weiter die nächste riesengroße Junge-Verkaufsstätte ist. Das machen die jetzt in Hamburg so; Bäcker an Bäcker und sogar Filialen einer Kette direkt nebeneinander.
Heute Mittag war ich kurz in diesem neuen JUNGE und war ja doch neugierig, was die mit diesem ganzen Platz machen. Wo sollen die Kunden herkommen in einer Straße voller großer Cafés?
Aber da schlug das Klischee zu. Der neue Junge war auf beiden Ebenen bis auf den letzten Platz besetzt. 90% junge Mütter, die neben ihren Kinderkarren/Kinderwagen hockten und Latte Macchiato soffen.
Dabei war ich schon geflohen, weil ich eigentlich bei dem näher gelegenen DAT BACKHUS diesen tollen italienischen Nusskuchen kaufen wollte, aber nicht zum Tresen vordringen konnte, weil der gigantische Laden bis zum Bersten mit jungen Müttern und ihren Kreischblagen gefüllt war.

Das meine ich. Es kann ja gern mal einer ein Kind bekommen, aber muss das immer noch so massenanfallweise passieren? Wieso rotten die sich Dutzendfach überall öffentlich zusammen? Und das in einem Land wie Deutschland, welches neben dem Vatikan und Japan die niedrigste Geburtenrate hat.
Wie sieht es denn bloß in anderen Ländern aus, in denen die Frauen gleich vier oder sechs Leibesfrüchte ausbrüten? So viel Latte Macchiato gibt es doch gar nicht auf der Welt!
Schade, daß ich meine Mutter nicht mehr fragen kann, wie sie eigentlich damals die Zeit totschlug, als ich ein Baby war. Da gab es noch gar keinen Latte Macchiato und keine Starbucks-Filialen. Was haben die Mütter damals bloß mit dem Tag angefangen, wenn sie sich nicht in diesen Stadtcafés Stunde um Stunde mit dem Klugtelefon spielend den Hintern plattsitzen konnten, während die ADHS-Gören armen Geronten-Bloggern auf die Nerven gehen?

Da muss was passieren. Wenn es hier schon so schlimm ist.
Die Menschen lebten mal im Einklang mit der Natur, ohne Flora, Fauna und Atmosphäre zu verpesten. Das war vor ein paar Myriaden Jahren. Da haben wir uns dezent zurück gehalten und waren nur wenige Tausend in ganz Europa.
Ich bin begeistert. In ganz Europa so viele Menschen wie heute in Sankt Goarshausen (Rhein-Lahn-Kreis, Rheinland-Pfalz), nämlich 1302 oder Großenehrich (Kyffhäuserkreis, Thüringen, 2356 people) oder gar Pleystein (2421 Leute, Landkreis Neustadt an der Waldnaab in Bayern)

[….] Der Homo sapiens hatte Glück, es war einige Male sehr knapp. Viele seiner Verwandten sind längst von der Bildfläche verschwunden: der Homo erectus etwa, oder der Neandertaler. Aber der anatomisch moderne Mensch hat überlebt. Und das, obwohl seit seinem Auftreten vor 300 000 Jahren immer wieder nur verschwindend wenige seiner Art die Erde bevölkerten. Eine Studie zeigt nun, wie nah das Aussterben auch für den Homo sapiens einst war: Vor rund 40 000 Jahren lebten demnach in ganz Mittel- und Westeuropa nur etwa 1500 Menschen - noch weit weniger als bislang angenommen. [….]

Das waren auch Homo Sapiens. An sich sind die nicht so schlimm; es müssen nur viel weniger sein. Offenbar reichen ein paar Tausend aus, um zu überleben.

[….] Aus sogenannten ethnografischen Analysen, also vor allem dem Vergleich mit heutigen Jäger-und-Sammler-Gesellschaften, ergibt sich eine durchschnittliche Gruppengröße von etwa 40 Personen. Daraus errechneten die Forscher um Schmidt die absolute Anzahl der Menschen. So ergab sich ein Wert von etwa 1500 Personen, mit einer Untergrenze von 800 und einer Obergrenze von 3300. Nicht eben viel für Mittel- und Westeuropa - so viele Menschen werden heute in sechs Minuten weltweit geboren.
Nur in fünf Regionen gab es überhaupt eine dauerhaft überlebensfähige Population von 150 Personen oder mehr: in Nordspanien, Südwestfrankreich, Belgien, in Teilen Tschechiens und im Tal der Urdonau in der Schwäbischen Alb. Im Südwesten Frankreichs mit seinen Karsthöhlen lebte dabei mit 440 Personen die größte Gruppe. Die Zentren lagen rund 400 Kilometer voneinander entfernt, dazwischen lagen große Landschaftsräume, die nur kurzfristig, saisonal oder gar nicht besiedelt waren. Das sei ein europaweit einheitliches Muster, so die Forscher.
[….] "Auch wenn regionale Populationen wiederholt ausstarben, ist dieses System durch die hohe Mobilität, flexible Anpassung an unterschiedliche Naturräume sowie die Leerräume sehr resilient", erklärt Schmidt. "Vieles deutet darauf hin, dass die menschliche Besiedlung nicht ausschließlich Umwelteinflüssen, sondern auch soziokulturellen Mustern folgt." Entscheidend für den Erfolg war also die Art, Intensität und Beständigkeit der Vernetzung über große Distanzen. [….][….]