Donnerstag, 18. Mai 2023

Die faulen Arbeitswütigen.

Die Unternehmer haben nach Jahrzehnten der Arbeitgeber-Ökonomie vielfach noch nicht verstanden, wie sich der Wind gedreht hat; wissen nicht wie man sich in einer Arbeitnehmer-Wirtschaft verhält.

Annonce schalten, herrisch auftreten, Mindestlohn bieten und im rüden Ton Bedingungen diktieren, funktionierte ein halbes Jahrhundert bei hoher Arbeitslosigkeit wunderbar. Die Angestellten muckten nicht auf, trauten sich nicht krank zu sein, nahmen klaglos Überstunden hin, ließen den Urlaub verfallen.

Lohnverhandlungen liefen stets im Sinne der Unternehmer, da sich immer jemand finden ließ, der den Job für weniger Gehalt machen wollte.

Die Folgen sind bekannt: Renditerekorde an der Börse, immer mehr Superreiche,  sinkende Reallöhne, dramatische Spreizung der sozialen Schere.

Heute sind Läden geschlossen, werden keine Handwerkeraufträge angenommen, liegen Betriebe still, bleiben Hotels und Restaurants zu. Nicht weil es keine Nachfrage gäbe, sondern weil alle Arbeitgeber mit dem Fachkräftemangel hadern.

Sie haben noch nicht verstanden, nun um Mitarbeiter werben zu müssen, sie zu locken, zu umschmeicheln, für sich gewinnen zu müssen.

Was war das für eine Aufregung, als 2004 die EU erweitert wurde. CDU und CDU begleiteten das Ereignis mit Heulen und Zähneklappern, prophezeiten den Untergang der deutschen Wirtschaft, wenn nun Billigarbeiter aus Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern über die Ostgrenze schwappten. Die Konservativen bekamen solche Schnappatmung, daß eigens ein bis zu sieben Jahre verzögerter Zugang zu den nationalen Arbeitsmärkten (Übergangsregelung nach „2+3+2-Modell“) vereinbart wurde. Die Schröder-Regierung versprach den xenophoben deutschen Wählern, die Polen erst 2006 ungehindert rein zu lassen.

Der damalige NPD/DVU-Wähler wußte genau, wie der heutige AfD/CSU-Wähler nämlich zwei Dinge ganz sicher:

1)   Die Ausländer sind alle faul und arbeitsscheu.

2)   Die Ausländer arbeiten bienenfleißig und nehmen uns die Jobs weg.

Schon perfide, diese Ausländer: Betreiben Lohndumping, indem sie klaglos jeden Job übernehmen und ruhen sich auf unsere Kosten in der sozialen Hängematte aus.

Diese typisch Polnische Bosheit hatten auch die britischen Konservativen um Boris Johnson erkannt, damit ihr Volk in den Brexit getrieben, die Freizügigkeit für EU-Arbeitskräfte auf den britischen Inseln beendet und mit beeindruckender Stringenz den kontinuierlichen Absturz der britischen Wirtschaft eingeläutet.

Ob Gesundheitssystem, Landwirtschaft oder Lastwagenfahrer – in Sunakistan geht nichts mehr. Leere Regale überall.

Die Briten können nun im Winter wählen: Frieren oder Hungern.

(….) Im Jahr 2021 war es soweit, daß sich auch die Londoner an leere Gemüseregale gewöhnten. Lieferketten waren zusammengebrochen, Importeure verzweifelten an Zollbestimmunen, britische Obstbauern fanden keine „picker“ und schon gar nicht gab es Lastwagenfahrer, um Waren zu transportieren.

[…] Die Momentaufnahme dieser Woche wiederholt sich seit Wochen allerorten auf der Insel: Tankstellen bleiben geschlossen, in Supermarkt-Regalen herrscht gähnende Leere. Die Fastfood-Kette Nando’s sah sich zur zeitweiligen Schließung von 45 Filialen gezwungen, weil das Hauptnahrungsmittel Hähnchenflügel nicht in ausreichenden Mengen zur Verfügung steht. Vergangene Woche machte McDonald’s Schlagzeilen: Wegen „vorübergehender Lieferprobleme“ muss die durstige Kundschaft bis auf weiteres auf ihre angestammten Milkshakes verzichten.  Wegen der andauernden Versorgungsschwierigkeiten schlagen jetzt Firmen und Lobbyverbände wie der Industrieverband CBI Alarm: Der Lagerbestand im Einzelhandel befindet sich auf dem niedrigsten Niveau seit fast vier Jahrzehnten. Sogar EU-feindliche Medien müssen einräumen: Der Brexit gehört zu den wichtigsten Gründen für die mittlerweile dramatischen Engpässe. „Das lässt sich nicht mehr als kurzzeitiges Problem abtun“, warnt Andrew Sentance von der Beratungsfirma Cambridge Econometrics. „Diese Situation könnte länger andauern als die Leute meinen.“  [….]

(FR, 21.08.2021)

Die Tory-Umweltministerin Therese Coffey empfiehlt stattdessen Rüben zu essen. (….)

(Brexit at work, 11.04.2023)

Die Fähigkeit der Konservativen, sich gegen die Realität zu sperren, ist beachtlich.

Deutsche Pflegeheime, deutsche Bauern nehmen heute jeden polnischen Arbeitswilligen mit Kusshand. Aber der Spargelstecher und die Altenpflegerin aus Galizien kennen heute ihren Wert, lassen sich nicht mehr für 800 Euro im Monat mit 12 Männern in eine kalte Baracke sperren, um eifrig und stumm 60 Wochenstunden zu racken.

Die Merze und Söders und Weidels müssen an ihren Drohkulissen arbeiten. Während sie noch vor Migranten warnen und Grenzschließungen fordern, wird die wahre Drohung eine ganz andere: Was tun wir, wenn wie in Britannien und Florida wirklich die Migranten wegbleiben? Dann wird auch die deutschen Ökonomie gnadenlos abschmieren.

Floridas schwulenhassender antidemokratischer Diktator Ron DeSantis bekommt davon gerade einen Vorgeschmack. Um die von Trump und ihm eigenhändig angestachelte migrantenfeindliche Basis  - „BUILD THE WALL!“ – weiter anzuheizen, unterzeichnete er eine der ausländerfeindlichsten Verordnungen der US-Geschichte.

[….]  Hispanic Rights Group Advises Against Florida Travel Amid DeSantis Immigration Crackdown

“Florida is a dangerous, hostile environment for law-abiding Americans and immigrants,” said Domingo Garcia, president of the League of United Latin American Citizens. [….]

(Hamed Ahmadi, 18.05.2023)

In der Folge der rassistischen Umtriebe ihres Gouverneurs, schmeckt Florida nun etwas Sunak-Medizin. Sollte nämlich das passieren, mit dem DeSantis prahlt – daß keine Migranten mehr nach Florida kommen – steht der Staat still.

Verwaiste Baustellen, leere Supermarktregale, medizinische Einrichtungen ohne Service kann man diese Woche schon erleben.

Mögen migrantische Arbeiter auch weiterhin Orte wie Ostdeutschland, England oder Florida meiden, in denen die Ureinwohner rechtsextreme xenophobe Parteien wählen. Dort wird es drastisch bergab gehen.

Mittwoch, 17. Mai 2023

Was machen die da, in Bremen?

Sie kumulieren und panaschieren; schon klar, sie haben fünf Stimmen. Da kommen die Hochrechnungen nach 18.00 Uhr nicht so schnell, wie wir es von anderen Landtagswahlen gewöhnt sind.

Aber jetzt, mehr als drei Tage nach Schließung der Wahllokale, sollte es doch möglich sein, bei gerade mal 244.461 Wäler:innen von 422.687 Wahlberechtigten (mickrige 57,8% Wahlbeteiligung) das Endergebnis der Bremer Bürgerschaftswahl vom 14.05.2023 zu präsentieren.

Die Hansestadt an der Weser steckt aber offenbar noch in der digitalen Steinzeit. Am späten Mittwochabend sind erst 550 von 596 Gebieten ausgezählt.

Der Landeswahlleiter kündigt das vorläufige amtliche Endergebnis für Donnerstag, den 18.05. an. In Deutschland benötigt man also vier volle Tage, um rund 240.000 Wahlzettel zu zählen. Am selben Tag wurden in der Türkei von 63,1 Stimmberechtigten bei einer Wahlbeteiligung von fast 90% das Parlament und der Präsident gewählt. Amtliche Ergebnisse gab es noch in der Wahlnacht.

[…..] Erdogan kam nach Angaben des Vorsitzenden der Wahlkommission, Ahmet Yener, auf 49,51 Prozent der Stimmen, Kilicdaroglu erhielt 44,88 Prozent, der dritte Kandidat Sinan Ogan 5,17 Prozent. [….]

(Tagesschau, 15.05.2023)

Natürlich würde ich gern wissen, wie sich Bürgermeister Bovenschulte entscheidet. Weiter mit der bisherigen R2G-Koalition, also starken linken Senatoren und schwächelnden Grünen? Oder macht er denn Giffey-Move auf die CDU?

Die Linken Senatorinnen Kristina Vogt (24.568 Stimmen) und Claudia Bernhard (16.604 Stimmen) erhielten ordentliche Ergebnisse. Bei den Grünen landete Bürgermeisterin/Senatorin Schaefer bei mickrigen 7.432 Stimmen und Jugendsenatorin Anja Stahmann sogar nur bei 4.286 Stimmen.

Zum Vergleich; Bürgermeister Andreas Bovenschulte kam auf 129.578 Stimmen; seine CDU-Herausforderer Frank Imhoff auf 49.909, beziehungsweise Wiebke Winter auf 18.733 Stimmen.

Man muss also nicht gehässig sein, um aus dem Ergebnis einen Wähler-Unwillen gegen das grüne Personal herauszulesen.

Der extreme Rechtskurs der 2023er CDUCSU macht es schwer, der „Groko“ Sympathien abzugewinnen. Merz und Söder arbeiten gerade intensiv daran, die AfD groß zu machen.

  

[…..]   Die Unionsparteien haben den Kulturkampf nicht erfunden. Aber sie geben sich aktuell die größte Mühe, zu ihren Vorbildern aufzuschließen. Sie zündeln, wo es geht und haben anschließend noch die Chuzpe, sich als Opfer zu stilisieren. So wie Jens Spahn, der erst gestern in der Talkshow von Markus Lanz fragte, ob die Europäische Menschenrechtskonvention und die Genfer Flüchtlingskonvention noch zeitgemäß seien. Dafür werde er nun sicherlich »1000 Shitstorms« bekommen, jammerte er genüsslich. Natürlich legt es Spahn genau darauf an. Aufmerksamkeit um jeden Preis! Das scheint die Droge zu sein, nach der sie in der Union derzeit süchtig sind. Neben der Migrationsdebatte eignet sich auch der Krieg gegen die Wokeness hervorragend dafür. [….]

(Sophia Rockenmaier, SPON, 12.05.2023)

Gestern Gaulandete Merz-Vize Spahn bei Sandra Maischberger nach.

   

[….] Unionsfraktionsvize Jens Spahn steuerte bei "Maischberger" gerade einem rhetorischen Höhepunkt entgegen – der aber für ihn in einem Schreckmoment endete. Der ehemalige Bundesgesundheitsminister warnte vor fehlender Akzeptanz für das geplante Wärmepumpengesetz der Ampelkoalition. "Was macht mehr Sinn? Zig Milliarden Euro an Förderung, damit man den Volkssturm, sozusagen die Entrüstung wieder ruhig kriegt ...", hob der Christdemokrat an. Dann sah er den Gesichtsausdruck der Gastgeberin. [….]

(T-Online, 17.05.2023)

Hoffentlich trägt Jens Braun dazu bei, der CDU mit diesen Sprüchen die Regierungsbeteiligung in Bremen zu verderben. Bürgermeister Bovenschulte wird genau registrieren, wie die CDU derzeit tickt.

Wer will freiwillig mit den Amigos koalieren, wenn es andere Mehrheiten gibt?

 

Es wäre allerdings alles viel einfacher, wenn die Grünen sich, mal ganz abgesehen von den Habeck-Graichen-Peinlichkeiten im Bund, auf Bremer Ebene nicht bereits vor der Bekanntgabe des amtlichen Endergebnissen in Lyse befänden.

Am Tag nach der Wahl verabschiedete sich die Spitzenkandidatin.

[….] Die Spitzenkandidatin der Bremer Grünen und Umweltsenatorin, Maike Schaefer, hat ihren Rücktritt angekündigt. Sie ziehe die Konsequenzen aus dem schwachen Abschneiden ihrer Partei bei der Bürgerschaftswahl, sagte sie bei einem Pressetermin. In der nächsten Legislaturperiode stehe sie nicht mehr als Senatorin zur Verfügung. Schaefer hatte bereits am Wahlabend angekündigt, Verantwortung übernehmen zu wollen. Die Grünen verloren bei der Wahl laut der ersten amtlichen Hochrechnung 5,5 Prozentpunkte und stürzten auf 11,9 Prozent ab. Vor wenigen Monaten hatten sie in Umfragen noch bei 21 Prozent gelegen. [….]

(Tagesschau, 15.05.2023)

Aber es gibt weitere Auflösungserscheinungen.

[….] Sülmez Çolak, die bisherige Vizepräsidentin der Bremischen Bürgerschaft und Spitzenkandidatin in Bremerhaven, verlässt die Grünen. »Ich habe mich von dieser Partei entfremdet«, sagte Çolak der »Nordsee-Zeitung«  . »Der Slogan ist ›Wir denken an alle‹, aber das ist nicht so.« So wie sie die Grünen entwickelten, könnten sie die Probleme der Gesellschaft in Bremen und Bremerhaven nicht lösen.  [….]

(SPON, 17.05.2023)

Koalitionen bringen nur Ärger. Wie schön könnte Olaf Scholz durchregieren, wenn er nicht auf die destruktiv agierende FDP-Lobbytruppe angewiesen wäre.

Der Urnenpöbel ist schuld! Bitte in Zukunft immer der SPD eine absolute Mehrheit geben. Dann gibt es diese Probleme in den Regierungen nicht und das Land kommt voran!