Dienstag, 11. April 2023

Brexit at work

Die Grafschaft Kent, in der südöstlichsten Ecke Englands, liegt dem Festland am nächsten. Dort beginnt auch der Eurotunnel. Mit 1,85 Millionen Menschen leben dort ähnlich viele Leute wie in Hamburg, auf gut 3.700 km², also etwa fünfmal so groß wie Hamburg.

Kent entspricht vielleicht am meisten unserer Südengland-Klischeevorstellung von  gesitteten Bürgern, die in ihrer Freizeit mit der Nagelschere die sattgrünen Rasenflächen bearbeiten, um in einem der zahlreichen Gartenwettbewerbe zu gewinnen.

Kent nennt sich (wie einige andere südenglische Grafschaften auch) „Garten Englands“, weil dort traditionell Obstplantagen und Hopfengärten bewirtschaftet werden.

Obst vor den Toren einer Weltstadt zu produzieren, ist schlau. Der steinreiche Neun-Millionenmolloch London mit seinen reichen Bewohnern benötigt viel frisches Gemüse und Obst.

Nicht, daß ich Hamburg mit London vergleichen will, aber mit dem „Alten Land“ verfügen auch wir über unseren eigenen Obstgarten. Gemeint sind die Gebiete der südlichen Elbmarsch von Hamburg und Niedersachsen. Dort werden auf 10.700 Hektar Äpfel (77%), Kirschen (13%), Birnen und viele andere Obstsorten angebaut.

Jeder Hamburger weiß, wann dort die Blütezeit ist und fährt sich gern die Pracht ansehen. Natürlich kaufen wir Gemüse, Blumen und eben Obst vorzugsweise aus dem Alten Land, weil das die regionalste und damit auch nachhaltigste Quelle ist.

Da Kent zu 70% aus Farmland besteht (das sind etwa 2.600 km², also 260.000 Hektar = 24 mal das Alte Land) sollte man meinen, daß die Kenter eine Menge Briten mit regionalem Obst versorgen können.

Allerdings fanden die imperialen Briten heraus, daß man Obst noch billiger aus China und Südamerika importieren kann.

Die Grafschaft Kent produzierte 1995 noch Obst im Wert von 380 Millionen Pfund; heute ist es nur noch die Hälfte. Die Obst- und Gemüseproduktion für das eigene Volk nimmt in Toristan jedes Jahr ab.

[….]  Key results for 2020 compared to 2019

• The Utilised Agricultural Area (UAA) decreased by 1.5% to 17.3 million

hectares, covering 71% of land in the UK.

• The total croppable area decreased by 1.8% to 6.0 million hectares.

• The cereal crops area decreased by 5.4% to 3.0 million hectares.

• The area of oilseed crops planted decreased by 24% to 415 thousand

hectares.

• The total number of cattle and calves decreased by 1.3% to 9.6 million. The

beef and dairy herds remained largely unchanged at approximately 1.5 and 1.9

million animals, respectively.

• Total pig numbers decreased by 0.5% to 5.1 million.

• Sheep and lamb numbers decreased by 2.6% to 32.7 million.

• The total labour force on commercial holdings decreased by 0.8% to 472

thousand. [….]

(Agriculture in the United Kingdom 2020)

Richtig bergab ging die britische Obst- und Gemüseproduktion ab 2020, als sie wegen des Brexits dringend hätte hochgefahren werden müssen.

Aber dazu müssten sie genügend Mitarbeiter, insbesondere Pflücker haben. Genau die sind ihnen aber durch den Brexit abhandengekommen.

Ausgerechnet die Menschen in Kent, die am meisten von der EU abhängen, wollten dringend die EU verlassen, weil sie leider doof sind.

[….]  People in Kent have voted strongly in favour of leaving the European Union.

Over 970,000 people in the county cast a vote in the historic referendum, with 59% voting to leave and 41% to remain.

Tunbridge Wells was the county's only district that voted to stay in the EU, with 54.9% voting to remain and 45.1% to leave. Turnout there was 79%.

Local Conservative MP Greg Clark tweeted: "Now, as we negotiate with our European neighbours, we must show calm judgement and mutual respect."

Ashford, Canterbury, Dartford, Dover, Tonbridge and Malling, Gravesham, Maidstone, Medway, Sevenoaks, Shepway, Swale and Thanet all voted to leave, with Gravesham delivering the biggest vote at 65.4%. [….]

(BBC, 24.06.2016)

Vielen Dank an die britischen Konservativen; damit wurde der Grafschaft Kent das ökonomische Genick gebrochen. Dort wird nämlich längst nicht mehr nur Obst produziert, sondern beispielsweise auch die zu 85% aus der EU importierten Äpfel sortiert und verpackt.

[…]  Die Grafschaft Kent im Südosten Englands gilt als der Obstgarten Großbritanniens. Hier werden im Sommer Früchte aus eigenem Anbau geerntet und das ganze Jahr über Importprodukte aus wärmeren Gefilden verpackt. […]  Wie Landwirt Stephen Taylor (Winterwoods Farm) erklärt gibt es Probleme in der Lieferkette. Man gebe sein Bestes, um die Früchte in die Regale zu bekommen. Coh erst vor Kurzem musste er vier Tonnen spanische Himbeeren ïn den Müll werfen, weil die Supermärkte anderen Waren den Vorrang gaben. Seine große Sorge gilt jetzt der eigenen Ernte. Wer wird seine Früchte pflücken? "Wie es momentan aussieht, wird im Sommer Mangel an Erntehelfern herrschen. Die große Frage ist, ob sie kommen können. Wenn wir die Briten fragen, ob sie für Juni, Juli und August unterschreiben, sagen die meisten, dass sie hoffentlich in ihre frühere Beschäftigung zurückkehren werden und sich nicht auf diesen Zeitraum festlegen wollen. […]  Vergangenes Jahr war es der drohende Brexit, der den Obstbauern zusetzte. Zur Hochsaison fehlten bis zu fünfzig Pflücker pro Tag. Jetzt ist der Mangel noch größer. […]  ie Probleme wachsen schneller, als das Obst, sagt Euronews-Reporter Luke Hanrahan. "Britische Landwirte, die bereits mit Komplikationen infolge des Brexits kämpfen, müssen 90 Tausend saisonbedingte Arbeitsplätze besetzen. Und konkurrieren dabei mit Bauern aus ganz Europa. [….]

(Euronews, 24.04.2020)

Im Jahr 2021 war es soweit, daß sich auch die Londoner an leere Gemüseregale gewöhnten. Lieferketten waren zusammengebrochen, Importeure verzweifelten an Zollbestimmunen, britische Obstbauern fanden keine „picker“ und schon gar nicht gab es Lastwagenfahrer, um Waren zu transportieren.

[…] Die Momentaufnahme dieser Woche wiederholt sich seit Wochen allerorten auf der Insel: Tankstellen bleiben geschlossen, in Supermarkt-Regalen herrscht gähnende Leere. Die Fastfood-Kette Nando’s sah sich zur zeitweiligen Schließung von 45 Filialen gezwungen, weil das Hauptnahrungsmittel Hähnchenflügel nicht in ausreichenden Mengen zur Verfügung steht. Vergangene Woche machte McDonald’s Schlagzeilen: Wegen „vorübergehender Lieferprobleme“ muss die durstige Kundschaft bis auf weiteres auf ihre angestammten Milkshakes verzichten.

London – Wegen der andauernden Versorgungsschwierigkeiten schlagen jetzt Firmen und Lobbyverbände wie der Industrieverband CBI Alarm: Der Lagerbestand im Einzelhandel befindet sich auf dem niedrigsten Niveau seit fast vier Jahrzehnten. Sogar EU-feindliche Medien müssen einräumen: Der Brexit gehört zu den wichtigsten Gründen für die mittlerweile dramatischen Engpässe. „Das lässt sich nicht mehr als kurzzeitiges Problem abtun“, warnt Andrew Sentance von der Beratungsfirma Cambridge Econometrics. „Diese Situation könnte länger andauern als die Leute meinen.“  [….]

(FR, 21.08.2021)

Die Tory-Umweltministerin Therese Coffey empfiehlt stattdessen Rüben zu essen.

[….] Mit Verweis auf »Beschaffungsprobleme« bei Produkten aus Südspanien und Nordafrika hat die britische Supermarktkette Asda Kaufbeschränkungen angekündigt. »Wir haben ein vorübergehendes Limit von drei Stück pro Produkt bei einer sehr kleinen Anzahl von Obst- und Gemüsesorten eingeführt«, sagte ein Asda-Sprecher. Die Einschränkungen gelten für Tomaten, Paprika, Gurken, Kopfsalat, Salattüten, Brokkoli, Blumenkohl und Himbeeren. Asda hat in Großbritannien den drittgrößten Marktanteil, nach Tesco und Sainsbury’s. Auch diese Ketten sind vom Mangel an Tomaten infolge von Ernteausfällen in Südeuropa und Nordafrika betroffen. Lebensmittelhändler erklärten, dass sich die Situation durch eine geringere Winterproduktion in Gewächshäusern im Vereinigten Königreich und in den Niederlanden aufgrund hoher Energiekosten noch verschärft habe. [….]

(SPON, 21.02.2023)

Menschen, die nicht völlig ideologisch verblendet sind, könnten nun einwenden, daß es eine mindergute Strategie ist, den gemeinsamen Wirtschafts- und Zollraum EU zu verlassen und dann umso mehr einseitig auf Lebensmittelimporte aus der EU zu setzen.

Gerade eine nationale und konservative Regierung sollte doch in dieser Situation die heimischen Obst- und Gemüsebauern unterstützen – auch wenn ihr die damit verbundenen positiven Klimaeffekte nicht in den Kram passen.

Die Downing-Street-Genies Johnson/Truss/Sunak bringen aber das Gegenteil fertig. Mit ihnen kommt auch die britische Obstproduktion zum Erliegen. Apfelbauern in Kent reißen derzeit im großen Maßstab ihre Apfelbäume aus der Erde, um die Flächen brach zu legen.

[…]  Baum für Baum. Eine Apfelplantage in Großbritannien – und der Bauer reißt die Bäume raus. Trotz andauernder Probleme bei der Versorgung mit Obst und Gemüse im Land macht James Smith diese Plantage dicht.

James Smith, Obstbauer:

»Ich möchte eigentlich nicht alle meine Früchte loswerden, aber ich sehe einfach keine Möglichkeit, all die Herausforderungen des Anbaus, der Ernte und der Lagerung der Ernte zu bewältigen.«

Seit 1882 betreibt die Familie von Smith Apfelgärten in der Grafschaft Kent, im Südosten Englands. Obstanbau ist in der Region Tradition, weshalb sie auch »The Garden of England« genannt wird. Doch der Mix aus Inflation, Klimawandel und Brexit macht es für Bauern wie Smith immer schwerer. Bis zu 80 Prozent seiner Flächen kann er nicht mehr bestellen.

James Smith, Obstbauer:

»In den vergangenen 18 Monaten haben wir einen enormen Anstieg aller möglichen Kosten - seien es Zinsen, Strom, Lohn – erlebt. Gleichzeitig ist der Betrag, den wir von den Einzelhändlern für unser Obst erhalten, gesunken.«

Das Paradoxe: Zuletzt gab es in Großbritannien schon Engpässe beim Gemüse, jetzt wird auch das Obst knapp, warnen Bauern und Verbände. Das liegt daran, dass sich Großhandel und Supermärkte auf billigere Importe verlassen. Doch auch da steigen die Preise und seit dem Brexit reißen immer öfter die Lieferketten. Zu hoch seien die Kosten und der bürokratische Aufwand für die Importeure.

James Smith, Obstbauer:

»Es gibt absolut keine Loyalität von unseren Einzelhändlern oder der Regierung, um die heimische Lebensmittelproduktion hier im Vereinigten Königreich zu schützen.« [….]

(SPON, 11.04.2023)

Natürlich schmerzt es, bei diesem ökologischen Wahnsinn zuzusehen und James Smith tut mir Leid.

Aber wenn man, wie in Kent, mit fast 60% für „LEAVE THE EU“ stimmt, hat man sich die Suppe selbst eingebrockt.

Auch in GB sind die Menschen zu dumm für die Demokratie.

Doofe Wähler und eine noch doofere Tory-Regierung sind eine üble Mischung.

[…]  Laut British Apples & Pears Limited (BAPL) steht die Branche auf Messers Schneide. Äpfel werden auf den Feldern verrotten gelassen, während die britischen Supermärkte von Engpässen betroffen sind, die bis Mai andauern könnten.

Laut BAPL stiegen die Preise für Betriebsmittel – zu denen Ernte, Energie, Transport und Verpackung gehören – um 23 %, während die Beträge, die Supermärkte den Landwirten für ihre Produkte zahlen, im Jahresvergleich um 0,8 % gestiegen sind.

Robin Collingwood aus Tenterden ist ein Landwirt in vierter Generation, der sagte, sein Obstanbaugeschäft habe mit enormen finanziellen Verlusten zu kämpfen.

Er bezeichnete die Situation als „extrem katastrophal“. „Wir verbrauchen viel Strom für unsere Kühlhäuser, damit wir den ganzen Winter über Lebensmittel haben“, erklärte er. „Diese Zahl ist gegenüber dem Vorjahr um 300 % gestiegen, die Beschäftigung ist um 15 % gestiegen und wird voraussichtlich im April erneut steigen.“ […]

(BBC South East, 24. Februar 2023)


 

Montag, 10. April 2023

Kluge Idioten.

Intelligenz und Bildung sind sehr hilfreich, um sich vor Idiotologien, Aberglauben, Religion, Radikalismus und Verschwörungstheorien zu schützen.

Deswegen gehen die US-Republikaner so rabiat gegen Universitäten und Colleges vor: Bildung schadet ihren Wahlchancen.

Deswegen wehrte sich die Katholische Kirche so vehement gegen Luthers Bibelübersetzung und nicht lateinische Gottesdienste: Die Schäfchen sollten dumm bleiben. Wenn sie erst verstehen, was gepredigt wird, fangen sie womöglich an Fragen zu stellen und selbst nachzudenken. Verhaltensweisen, die aus religiöser Sicht hochgefährlich sind, weil man dadurch vom Glauben abfallen kann.

2023 gewinnt die katholische Kirche global betrachtet immer mehr Mitglieder. Sie rekrutieren sich aber genau dort, wo die Menschen arm und ungebildet sind. In Afrika, in den asiatischen Elendsvierteln, den südamerikanischen Favelas.

In Nordamerika und Nordeuropa passiert bei steigendem Bildungsgrad genau das Gegenteil: Die Menschen treten massenhaft aus.

Unter den US-amerikanischen Universitäts-Absolventen gibt es die größte Atheisten- und die niedrigste Republikaner-Quote.

Das ist ein in sich logischer und selbsterklärender Zusammenhang.

Schwerer zu erklären ist hingegen, wieso ein Doktortitel oder ein IQ über 120 nicht völlig ausschließen erzkonservativ oder religiös zu sein.

[….] Ich glaube nicht, dass die wissenschaftlichen und philosophischen Erkenntnisse, die wir gewonnen haben, schwerer zu verstehen sind als die seltsamen Geschichten, die uns von religiöser Seite nahegebracht werden. Ich frage Sie: Was ist schwerer zu verstehen? Die wissenschaftliche Erkenntnis, dass wir Teil eines evolutionären Prozesses sind, der aus einfachen einzelligen Lebensformen allmählich komplexere Organismen hervorbrachte? Oder der Glaube an einen Gott mit multipler Persönlichkeitsstörung (Dreifaltigkeit), dessen erster Teil (Gottvater) sich mit seinen Geschöpfen verkrachte, worauf er den zweiten Teil seiner selbst (Heiliger Geist) aussandte, um eine Jungfrau auf nichtsexuelle Weise zu schwängern, wodurch der dritte Teil seiner selbst (Jesus Christus) als aufrechtgehender Trockennasenaffe geboren wurde, um von einer historischen Besatzungsmacht hingerichtet zu werden und – ätsch – am dritten Tag wieder von den Toten aufzuerstehen? Man muss sich doch mal überlegen, welche intellektuellen Verrenkungen solche Glaubensinhalte den Menschen abverlangen. Leider lernen die Kinder in Deutschland schon in der Grundschule den biblischen Schöpfungsmythos, während die Evolution als eigenständiges Thema erst im 10. Schuljahr auf dem Lehrplan steht. Hier werden die Prioritäten völlig falsch gesetzt und deshalb muss man sich auch nicht darüber wundern, dass es vielen Menschen so schwerfällt, die Mechanismen der Evolution zu begreifen. [….]

(Michael Schmidt-Salomon)

Solche Menschen müßten doch auf den ersten Blick die Absurdität abrahamitischen Glaubenslehren erkennen.

(….)  Es gibt eindeutig Korrelationen zwischen Bildung und IQ einerseits und Spiritualität und Religiotie andererseits.

Unzählige Umfragen zeigen, daß die Religiosität mit höherer Bildung abnimmt.  Typischerweise sind die amerikanischen Eliteunis Hochburgen des Atheismus, während die Highschool-Dropouts im Biblebelt, die auch glauben in Brasilien spreche man brasilianisch und der Kanzler von Deutschland hieße Hitler, jedes Wort der Bibel ernst nehmen.

Unter Intellektuellen gibt es die höchste Atheistenquote.  Aber genauso wie einige Atheisten dennoch Idioten sein können, gibt es auch Hochgebildete, die trotzdem sehr überzeugte Christen/Juden/Moslems sind. Warum bloß?

Die einzige Erklärung, die ich bisher für dieses scheinbare paradox habe ist die gewissermaßen neurologische Argumentation Michael Schmidt-Salomons. Stichwort „Inselverarmung“

 Solange nämlich Religioten das Sagen auf unserem Planeten haben - und das haben sie leider, Mensch sei’s geklagt, in vielen Teilen der Welt -, sind alle Versuche, das Zusammenleben der Menschen vernünftiger, freier, gerechter zu gestalten, notwendigerweise zum Scheitern verurteilt. (Denken Sie nur an die muslimischen Extremisten in Somalia, die 2011 dringend benötigte internationale Hilfe für die hungernde Bevölkerung nicht zuließen.) Versuchen wir also angesichts der Bedeutung dieses Phänomens eine kurze Definition des religiotischen Syndroms:
Religiotie ist eine selten diagnostizierte (wenn auch häufig auftretende) Form der geistigen Behinderung, die durch intensive Glaubensindoktrination vornehmlich im Kindesalter ausgelöst wird. Sie führt zu deutlich unterdurchschnittlichen kognitiven Leistungen sowie zu unangemessenen emotionalen Reaktionen, sobald es um glaubensrelevante Sachverhalte geht.

 Bemerkenswert ist, dass sich Religiotie nicht notwendigerweise in einem generell reduzierten IQ niederschlägt: Religioten sind zwar weltanschaulich zu stark behindert, um die offensichtlichen Absurditäten ihres Glaubens zu erkennen, auf technischem oder strategischem Gebiet können sie jedoch (siehe Osama bin Laden) hochintelligent sein. Wie es „Inselbegabungen“ gibt (geistig behinderte oder autistische Menschen mit überwältigenden mathematischen oder künstlerischen Fähigkeiten), so gibt es offensichtlich auch „Inselverarmungen“ (normal oder gar hochintelligente Menschen, die in weltanschaulicher Hinsicht völlig debil sind).

Religiotie sollte daher als „partielle Entwicklungsstörung“ verstanden werden – ein Begriff, den der Entwicklungspsychologe Franz Buggle schon vor Jahren vorgeschlagen hat, um die spezifischen Denkhemmungen religiöser Fundamentalisten zu erfassen.

(Keine Macht den Doofen, s.42f)  (….)

 (Das ewige Rätsel 23.04.2014)

Die Begeisterung gutbürgerlicher schwäbischer Kreise für Esoterik und Homöopathie ist ebenso eine Tatsache, wie die Affinität wohlhabender Grüner für den sagenhaften Unsinn der Rudolf-Steiner-Lehren, oder die hochdebilen Demeter-Methoden.

Es müsste so leicht und für jeden Abiturienten einsichtig sein, daß Globuli und bei Vollmond eingepflanzte Demeter-Kack-Hörnchen purer Humbug sind.

Offenbar sind aber auch Menschen mit Bachelor-Abschluß und sogar veritable Landesministerinnen anfällig dafür, diesen gefährlichen Schwachsinn zu verbreiten, ja, sogar fest daran zu glauben.

Bildung allein schützt nicht vor Doofheit.

Offenbar können auch Hedonismus, Egoismus, Selbstüberschätzung, Denkfaulheit, übertriebene Selbstsicherheit zu einer starken Schwurbel-Affinität führen.

Bis vor ein paar Jahren neigte auch ich dazu anzunehmen, daß die bekanntesten Verschwörungsgroteskheiten – Reptiloiden, flache Erde, Chemtrails, Aldebaraner, Adenochromkinder – nur etwas für wirklich debile Spinner des Formates Naidoo und Hildmann wären.

Aber Corona und der Ukraine-Krieg haben mich eines Besseren belehrt. Völlig normale, ja moralisch integre und gebildete Menschen unterschreiben das putineske Wagenknecht-Schwarzer-Manifest, scharen sich um General Vad, dem jede öffentliche Aussage um die Ohren flog, weil immer das Gegenteil des von ihm Prophezeiten eintritt. Millionen Menschen sterben lieber, als sich impfen zu lassen, negieren das Offensichtliche: 685 Millionen bestätigte Covid-Infektionen und sieben Millionen Tote.

Sicher, genau wie bei Homöopathie und Religion, sind es eher sächsische Prekariatler ohne Rechtschreibkenntnisse, die Putin als Opfer des Westens sehen und glauben via Biontech von Bill Gates ferngesteuert zu werden. Aber zu den Hohlbirnen gesellen sich leider auch Anwälte, Dentisten oder Apotheker, die es eigentlich besser wissen müssten.

Eins ist im Jahr 2023 sicher; nichts ist mehr sicher. Man kann sich bei den vertrauten Menschen nicht mehr sicher sein.

Tobias Haberl zum Beispiel. Er ist mir als SZ-Magazin-Autor sehr geläufig; seit Jahren lese ich gern seine Kolumnen und Reportagen.

[….]  Tobias Haberl, geboren 1975 im Bayerischen Wald, hat in Würzburg und Großbritannien Latein, Germanistik und Anglistik studiert. In den Jahren 2001 und 2002 war er freier Journalist in Berlin, besuchte dann die Henri-Nannen-Schule Hamburg und ist seit 2005 Redakteur im Magazin der »Süddeutschen Zeitung«. 2016 erhielt er den Theodor-Wolff-Preis. Zuletzt legte er die Streitschrift »Die große Entzauberung - Vom trügerischen Glück des heutigen Menschen« vor (2019). Von Tobias Haberl erschienen außerdem »Wie ich mal rot wurde« (2011) und, als Herausgeber zusammen mit Alexandros Stefanidis, »Wir, Ritter der Ehrenrunde« (2016). Der Autor lebt in München. [….]

(Randomhouse)

Der Mann ist offensichtlich nicht blöd und sehr belesen.

Zu Ostern amüsierte er mich mit einem Feuilletonartikel wider die pauschale Vergötterinnung von Frauen in Führungspositionen.

[….]  Zuletzt haben Frauen erfolgreich imitiert, was ihnen Männer 5000 Jahre lang vorgemacht haben: Annalena Baerbock hat ihren Lebenslauf aufgeblasen, Franziska Giffey ihre Doktorarbeit mit unautorisierten Sätzen anderer dekoriert. Die frühere Umweltministerin Anne Spiegel hat sich nach der Flutkatastrophe im Ahrtal mehr Sorgen um ihr Ansehen als um die Opfer gemacht. Der früheren RBB-Intendantin Patricia Schlesinger wurde ihr Hang zu luxuriösen Dienstfahrzeugen und ihr sorgloser Umgang mit Spesenabrechnungen zum Verhängnis. Die frühere britische Premierministerin Liz Truss trat angesichts einer verheerenden Regierungsbilanz gleich von selbst zurück. Die frühere Vizepräsidentin des EU-Parlaments Eva Kaili sitzt wegen des Verdachts auf Bestechung im Gefängnis. Und Christine Lambrecht hat, man muss es leider so deutlich sagen, während ihrer kurzen Amtszeit eigentlich nur ihren Rücktritt einigermaßen hinbekommen.

Diese Liste ist gemein. Eine Liste peinlicher, fragwürdiger, gefährlicher Männer wäre länger. Trotzdem sollten wir uns daran gewöhnen, dass Frauen in solchen Aufzählungen auftauchen. Dass sie es jahrhundertelang nicht getan haben, liegt vor allem daran, dass sie Macht nicht missbrauchen konnten, weil sie keine hatten.   [….]

(Tobias Haberl, 06.04.2023)

Aber was musste ich kurz davor feststellen?

Der Mann ist katholisch und religiös, beklagt das Fehlen von Jesus Christus im Ampel-Koalitionsvertrag.

Ich bin schockiert. Wie kann ein kluger Menschen solche Ansichten vertreten?

[….] Ich meine die ungläubig-angewiderten Blicke, die einen treffen, wenn man erklärt, dass man am Sonntagvormittag leider nicht in dieses neue Café zum Frühstücken kommen kann, weil einem der Besuch der Heiligen Messe wichtiger ist. Ich meine, dass man sich, nur weil man zu spüren meint, dass dem spätmodernen Menschen in seiner Haltlosigkeit so etwas wie göttlicher Trost gut täte, anschauen lassen muss, als hätte man Kampfjets gefordert, und zwar für Russland. Ich meine, dass im Koalitionsvertrag der Ampelregierung die Buchstabenfolge »Christ« auf 178 Seiten nur ein ein­ziges Mal vorkommt – in der Unterschrift des Finanzministers.

Neulich ließ ich in einem Gespräch mit einem Bekannten das Wort »Eucharistie« fallen. Er sah mich irritiert an: Eucharistie?! Ich könne nicht davon ausgehen, dass normale Menschen wüssten, was das ist. Ich war ein bisschen geschockt,  [….]

(Tobias Haberl, 30.03.2023)

Ich muss mich damit abfinden. Ich muss es wohl tolerieren. Auch unter den Klugen gibt es Partial-Idioten. Auch nichts und niemanden ist Verlass.

Sonntag, 9. April 2023

Gibt es ein zu weit rechts in den USA?

Kaum zu glauben heutzutage, aber als George W. Bush 2000 die US-Präsidentschaftswahl gewann, hielt man ihn für den nicht nur bisher dümmsten und gefährlichsten US-Präsidenten, sondern konnte sich nicht vorstellen, daß es jemals schlimmer kommen könnte.

Es kam dann aber extrem schlimmer. Auf Lügen basierte illegale Angriffskriege mit Hunderttausenden Toten, Millionen Vertriebenen, ein nachhaltig destabilisierter und chaotisierter Naher Osten und oben drauf auch noch die größte Weltfinanzkrise seit 80 Jahren. GWB und seine Republikaner richteten einen so allumfassenden Schaden an, ruinierten das internationale Ansehen der USA so nachhaltig, daß niemand einen Gedanken daran verschwendete, ob es noch schlimmer kommen könnte.

Knappe zehn Jahre nach GWB wußte man ihn zu schätzen: Er war kein Rassist, sondern stützte sich auf ein recht diverses Kabinett, in dem die Schwarzen Condoleezza Rice und Colin Powell seine wichtigsten Stützen waren. Es gab Frauen, Latinos und mit dem japanisch-stämmigen Handelsminister Norman Yoshio Mineta, sogar einen Demokraten in der Bush-Regierung.

Außerdem griff GWB nicht die US-Verfassung an, akzeptierte Wahlergebnisse, die unabhängige Justiz und bekämpfte nicht aktiv die Demokratie an sich.

Heute scheinen diese Zeiten weit zurück zu liegen. Die republikanische Partei hält größtmöglichen Abstand zur Demokratie, begeistert sich für rechtsradikale Autokraten wie Putin und legt bei jeder Gelegenheit die Axt an die US-Verfassung.

In Tennessee wurden just demokratische Abgeordnete einfach aus dem Parlament ausgeschlossen.

Während noch zu den Zeiten der beiden Bush-Präsidenten heimliche Rassisten, wie der ewige US-Senator Strom Thurmond (1902-2003) oder der radikale Schwulenhasser US-Senator Jesse Helms (1921-2008) Peinlichkeiten waren, mit denen man sich nicht öffentlich präsentierte, agieren die 2023er GOPer nicht nur trans- und homophob, sondern frönen nun offen, von Trump angetrieben, dem Antisemitismus und Rassismus.

Der fanatische Rassist Kyle Rittenhouse, der als 17-Jähriger im Jahr 2020 bei den BLM-Protesten mit seiner AR15 Joseph Rosenbaum, 36, und Anthony Huber, 26, getötet, sowie den Sanitäter Gaige Grosskreutz angeschossen hatte, wurde nicht nur freigesprochen, sondern wuchs damit zum Star der republikanischen Partei empor. Dort schmückt man sich nur zu gern mit dem Mörder. Donald Trump lud ihn gleich nach Mar A Lago ein.

Da ist der Texaner Daniel Perry, der ebenfalls einen der BLM-Protestler tötete.

[….] A Travis County jury found Army Sgt. Daniel Perry, 33, guilty of murder on Friday, almost three years after he shot and killed Austin protester Garrett Foster.

In 2021 Perry was indicted for murder, aggravated assault and deadly conduct charges for shooting Foster during a July 2020 protest in downtown Austin. The jury also found Perry not guilty of aggravated assault with a deadly weapon after deliberating for 17 hours Thursday and Friday following an eight-day trial. The indictment came one year after Texans took to the streets to protest police brutality following the murder of George Floyd, a Black man killed by a white Minneapolis police officer in May 2020.  [….]

(Texastribune, 07.04.2023)

Der ultrafanatische Waffenfetischist Greg Abbott, im Nebenberuf Gouverneur von Texas, reagierte sofort. Er wird Perry begnadigen.

Unterdessen lud der ebenfalls offen gegen die US-Verfassung opponierende Ron DeSantis, Gouverneur von Florida, der bereits ankündigte, Trump auch bei einem Bundes-Haftbefehl nicht auszuliefern, die NRA in seinen Regierungspalast ein, um seine Gesetze für mehr Mass Shootings zu feiern.

Ganz klar, der GOP-Hass wird immer weniger versteckt und elektrisiert damit die MAGA-Basis.

Der gemeinsame Hass auf Schwule, Transmenschen, Juden und Schwarze schweißt zusammen, generiert Erfolge bei republikanischen Vorwahlen.

Die Frage ist nur, ob das ausreicht, um general elections zu gewinnen.

Demokraten setzen auf die GenZ, die schon den GOP-Angriff auf die freien Reproduktionsrechte zu 70-80% ablehnt. Tiktok-Teens und Twens fühlen sich, anders als alte dicke dumme Republikaner, nicht von Bierdosen mit einem Regenbogenaufdruck verängstigt.


The View-Gastgeberin Joy Behar hält den republikanischen Extremismus für derart überzogen, daß sie ihnen das Ende der Mehrheitsfähigkeit prophezeit.

[….] Future elections aren’t looking too promising for Republicans, at least in Joy Behar’s opinion. On Thursday’s episode of “The View,” the host argued that Gen Z reaching voting eligibility age “is the beginning of the end” for the party. [….] Both Sara Haines and Alyssa Farah Griffin agreed that Republicans aren’t doing enough to attract young voters, let alone recruit them.

“What the current GOP is doing is like, ‘We’re not going to offer solutions, we’re going to deny the existence of climate change, we’re going to, you know, discriminate against the LGBTQ community, and we’re going to just say, we can’t even get anything done on gun violence,'” Farah Griffin said bluntly. “So there’s a huge amount that has to be done.” [….] “They’ve said it all, but this is the beginning of the end of the Republican Party, as I see it. I don’t see that they’re going to win any elections anymore in this country, not national elections,” Behar said. “They’re on the wrong side. These kids were born in 1997, not 1897, which is where the Republican Party is going.” [….]

(Andy Ortiz, 06.04.2023)

Ich bin weniger optimistisch. Die US-Wahlgesetze bevorzugen ohnehin die GOP: Trump wurde 2017 US-Präsident, obwohl seine Konkurrentin Hillary Clinton im November 2016 drei Millionen Stimmen mehr, als er bekam.

Republikaner können mit bis zu zehn Prozent Stimmenrückstand gewinnen. Gerrymandering und absurde Uralt-Wahlgesetze machen es möglich. Seit 2020 haben alle republikanischen Gouverneure die Wahlgesetze auf groteske Weise beschnitten. Wer in Verdacht steht, demokratisch zu wählen, soll möglichst nicht an die Wahlurne kommen. Zudem amtieren inzwischen derartig fanatisierte Landeswahlleiter, sind derartig abstruse von Trump benannte Bundesrichter im Amt, daß demokratische Siege auf allen Ebenen überstimmt werden können.

Vielleicht noch schlimmer ist die notorische politische Apathie der Jugend. Es ist sehr schwer, die GenZ überhaupt für Wahlen zu interessieren und wenn im November 2024 bei den Präsidentschaftswahlen mit Joe Biden ein greiser Methusalem, der zwar „erst“ 82 ist, aber wie 102 wirkt, ganz oben auf dem Wahlzettel steht, wird es nicht helfen, die 18-30-Jährigen zu motivieren.

Samstag, 8. April 2023

Weswegen ich keine Hoffnung mehr habe

Helmut Schmidt wurde lange nach seinem Ausscheiden aus dem Bundeskanzleramt zur Legende. Und womit? Mit Recht! Anders als die CDU-Kanzler, war er persönlich integer und hochgebildet. Generationen suchten seinen Rat und hörten ihm fasziniert zu. Undenkbar, daß ein Depp wie Helmut Kohl als Ex-Kanzler zu so einer Lichtgestalt aufstiege und ich wage sehr zu bezweifeln, daß man in Zukunft auf internationaler Ebene, den außenpolitischen oder ökonomischen Rat Angela Merkels suchen wird. 

Wobei auch? Sie und ihre CDU stellten in 16 Jahren Kanzlerschaft konsequent Deutschlands Weichen immer in die falsche Richtung und hinterließen einen Sanierungsfall.

An Helmut Schmidt hingegen schätzt man seine Klartext-Mentalität und den Mut auch unpopuläre Dinge durchzusetzen. Auch wenn das im Moment nicht gern gehört wird: In dieser Hinsicht ist der nächste SPD-Kanzler seinem Vorvorgänger Schmidt ähnlich: Auch Gerd Schröder ist gebildet, international vernetzt, spricht Klartext, statt wolkige Floskeln zu produzieren und setzte als richtig erkannte Projekte gegen große Widerstände durch: Ökologische Steuerreform, Nein zum Irak-Krieg, Hartz-Reformen, Zwangsarbeiterentschädigung, Ausstieg aus der Kernenergie, massiver Ausbau der Photovoltaik und Windkraft, Lebenspartnerschaftsgesetz, u.v.a.m.

In Umfragen wünschen sich die Deutschen solche Bundeskanzler: Klartext, klare Führung, Durchsetzungsvermögen, Zukunftsorientierung.

Allerdings sind die Deutschen auch Idioten, die sich in die eigene Tasche lügen. Das, was sie angeblich wollen, wählen sie selten.

Schmidt und Schröder verloren vorzeitig, nach acht, bzw sieben Jahren, ihre Ämter.

Immer und immer wieder gewählt wurden, für jeweils 16 Jahre, die Gegenmodelle Kohl und Merkel, die nie Klartext sprachen, wolkige Versprechungen machten, Sinnlos-Sätze produzierten und niemals eine große Reform anfingen.

Das gefällt dem habituell phlegmatischen Urnenpöbel, der sich vor jeder Veränderung fürchtet und generell nicht gern abgibt. Ganz besonders nicht die liebgewonnenen Gewohnheiten.

Die Majorität der Wähler will aber nicht bloß weiter im eigenen Saft schmoren, ohne von Problemen belästigt zu werden. Es ist schlimmer, denn sie belügt sich selbst. Es wird schon allgemein anerkannt, daß sich große Probleme aufgetürmt haben, die gelöst werden müssen. Sie hätten schon gern eine moderne Infrastruktur, pünktlich fahrende Bahnen, eine funktionierende Bundeswehr, vorzeigbare Schulen, Landwirtschaft ohne Pestizide, gesunde Wälder, Tierhaltung ohne Tierleid, genügend gut bezahlte Pflegekräfte und selbstverständlich auch eine topmoderne Energieversorgung, die unabhängig von fossilen Zulieferungen macht.

Aber, und das ist das Entscheidende: Darum soll sich DIE Politik kümmern, es darf natürlich nichts kosten und soll das eigene bequeme Leben keinesfalls tangieren.

Wehe, wenn tatsächlich ein LNG-Terminal gebaut wird, die Bahn dringend benötigte neue Gleise verlegen will, Windräder aufgestellt werden oder es gar in den persönlichen Bereich (E-Mobilität, Wärmedämmung, Heizung) geht!

Dann geht der bequeme Teutone sofort auf die Barrikaden und schaltet in den NIMBY-Modus (not in my back yard). Niemand will zur Bundeswehr oder im Pflegeheim arbeiten.

Ja, es stimmt, selbst wenn 100% der Grünen-Forderungen von der Ampel umgesetzt würden, reichte das nicht, um das Klima zu retten. Also Schande über die Grünen, die innerhalb der Regierungskoalition einknicken.

Und, ja, es stimmt, noch größere Schuld trifft die FDP, die eine reine Antizukunftspolitik betreibt und jeden Klima-Fortschritt blockiert.

Aber Grüne Politik ist eben nicht mehrheitsfähig. In allen Umfragen liegen CDUCSU weit vorn, denn Merz verspricht dem Urnenpöbel nicht mehr von anstrengenden Klimaschutzmaßnahmen belästigt zu werden. 

Nicht (nur) die Grünen und die Ampel sind hier die Versager, sondern das Volk, welches kontinuierlich suggeriert, sich überfordert zu fühlen.

Elektroautos sind unpopulär, Deutsche wollen ihre Verbrenner fahren. Sie wollen nicht nachhaltig reisen, sondern billig fliegen. Sie wollen nicht auf Fleisch verzichten und zahlen eben nicht mehr Geld für Bioqualität. Sie sind nicht bereit, mehr für das Schnitzel zu zahlen, damit die Schweine ein etwas weniger qualvolles Leben haben.

Das alte ungedämmte Haus mit der CO2-produzierenden und Putin-finanzierenden Gasheizung darf nicht angerührt werden, weil das eben schon immer so beheizt wurde. Veganer und erst Recht „die letzte Generation“, die als Klimakleber auf der Straße im Weg sitzen, werden gehasst wie die Pest. Wehe, wenn jemand tatsächlich den Klimaschutz forcieren will, wie beim Berliner Volksentscheid zur vorzeitigen Klimaneutralität in der Hauptstadt. Das würde bedeuten, daß der gemeine Berliner sein eigenes Verhalten auch ändern muss.

Das will er aber nicht und so scheiterte die Abstimmung am 26.03.2023.

Die FDP mit ihrem totalen Blockadekurs gegen im Koalitionsvertrag vereinbarte Klimaschutzmaßnahmen ist bedauerlicherweise erfolgreich, konnte in Umfragen auf 8% klettern, während es für die Grünen bergab geht, nachdem Habeck den deutschen Michl auf seine Heizungen ansprach.