Freitag, 21. November 2014

Antipathien



Klar, ich bin auch Fan.
Es gibt schon tolle Leute in der Glotze. Schramm und Pispers, Bill Maher oder Rachel Maddow kann man sich immer angucken. Das ist immer gut.

Es gibt andererseits  Fernseh-Leute, die kann ich einfach nichts ausstehen.
Da befällt mich körperliches Unwohlsein, wenn ich die Gestalten sehen muß.
Sie werden zu echten Ausschlusskriterien. Selbst wenn sie an Produktionen mitwirken, die mich brennend interessieren, kann ich mir das nicht ansehen, weil mich eine Person so abstößt, daß ich nicht in der Lage wäre mich auf den Inhalt zu konzentrieren.

Oft sind solche Antipathien unproblematisch, weil Mario Barth, Veronica Ferres, Til Schweiger, Horst Lichter, Stefan Raab, Marzahn-Cindy, Johann Lafer, Jennifer Aniston, Steffen Henssler, Maria Furtwängler, Tanja Schuhmann, Kai Pflaume, Nina Ruge, Christian Ulmen, Sarah Kuttner, Elijah Wood, Horst Tappert, Paris Hilton, Miley Cyrus, Thomas Gottschalk, Marek Ehrhardt  und viele weitere Brechmittel, die mir gerade nicht einfallen, ohnehin nur Zeugs machen, das mich nicht interessiert. Denen kann man aus dem Weg gehen.

Es gibt ein großes Heer von TV-Gesichtern, die mich in keiner Weise triggern und deren Faszination auf andere mir ein Rätsel bleibt.
Gestern sah ich zufällig ein Stück eines Filmes mit Jennifer Lawrence. Die lieben also ALLE? Die wird mit Oscars und Eherungen überhäuft? Warum? So ein charismabefreites nichtssagendes durchschnittliches Gesicht.

Andererseits habe ich einige heimliche Lieben; Bildschirmgesichter also, die ich so nett finde, daß ich mir am liebsten alles mit ihnen ansehe. So lande ich gelegentlich im Trash und ziehe mir irgendetwas rein, das es eigentlich nicht wert ist geguckt zu werden. Aber Cosma-Shiva Hagen, Hannelore Elsner oder Lara Flynn Boyle erfreuen irgendwie meine Seele. Die mag ich nun einmal.

Ziemlich übel ist es hingegen, wenn Menschen, denen ich rein zufällig mit so einer Antipathie begegne, daß ich spontanen Brechdurchfall bekomme, plötzlich an so wichtigen Positionen sitzen, daß ich ihnen nicht entkommen kann.
Westerwelle, GWB oder Gauck sind Beispiele dafür. Da zieht sich alles in meiner Magengrube zusammen. Aber was soll ich tun? Als Homo Politicus kann ich nicht den US-Präsidenten oder deutschen Außenminister ignorieren.

In dieser Aufzählung fehlt nur noch die Gruppe derjenigen, die mir ebenfalls auf einer chemischen Ebene allerhöchstes Unbehagen bereiten, so daß ich instinktiv schreiend weglaufen möchte, wenn sie sich auf meinen TV-Bildschirm schmuggeln, denen ich aber offensichtlich Unrecht tue.
Ich WEISS, daß sie talentiert sind und zumindest phasenweise intelligente, gute Unterhaltung machen.

Beispiele sind Martina Gedeck, Christian Ehring, Michael Keaton, Olaf Schubert, Robin Williams, Naomi Watts und Dieter Nuhr. Ihnen rufe ich zu; Leute, ihr habt Qualitäten, aber es tut mir leid, ich kann euch nichts ausstehen.

Ganz angenehm, wenn einer aus dieser ambivalenten Gruppe sich zufällig doch aus Windei herausstellt.

Nervensäge Nuhr ist so ein Fall. Sein politisches Kabarett kann ich nicht beurteilen, weil ich ihn mir nicht ansehen kann.
Es war allerdings völlig unüberhörbar wie er kürzlich in einen Pseudostreit mit „dem Islam“ geriet. Nuhr hatte offenbar irgendwann einmal etwas halbwegs Kritisches über Muslime gesagt, woraufhin ihn ein Moslem anzeigte; ich wiederhole: ein einziger von vier Millionen in Deutschland.

Nuhr inszenierte sich flugs als Opfer und auch als mutiger Held, der dem angeblichen Tabu „keine Muslimwitze“ tapfer trotze.

„Wenn man nicht wüßte, daß der Koran Gottes Wort ist, könnte man meinen er sei von einem Mann geschrieben worden“ – das waren die ungeheuer tapferen Worte, die sich nur Nuhr traut.

Sofort hatte er die Krokodilstränen weinenden usual suspects auf seiner Seite.
Die AfD schwang sich zur obersten Nuhr-Verteidigerin auf.
Möllemannig hieß es „man wird doch wohl noch sagen dürfen!“.
Nun wollten die Muslime sogar schon die Satire verbieten.
Gähn. Als ob ein einziger Irrer grundgesetzlich verbriefte deutsche Rechte abschaffen könnte, als ob noch nie einer Religionen satirisch abgehandelt hätte.
Als ob noch kein Kabarettist Shitstorm generiert hätte.

Ach wie schlecht.

Gut, daß ein anderer Guter, Wilfried Schmickler, den Möchtegernhelden Nuhr auf das rechte Maß zurückstutze.

Nuhr gefalle sich als „Speerspitze im Kampf gegen die Bedrohung der Meinungsfreiheit durch Salafisten, Jihadististen und sonstige Antichristen.“
Wie lächerlich.







Donnerstag, 20. November 2014

Flächendeckende Entklugung



Der Mensch verfügt über ein beachtlich gewachsenes Hirn.
Wenn ich die Evolutionsbiologen richtig verstehe ist das auch der Grund weswegen wir viel zu früh, nackt, hilflos und häßlich geboren werden.
Einen noch größeren Schädel bekäme die werfende Mutter anatomisch nicht mehr aus sich herausgepresst.
Dennoch sind Menschen nicht unbedingt die klügsten Wesen, die auf der Erdkruste umher krauchen.
So ein Homo-Sapiens-Hirn ist mit durchschnittlich 1.400 Gramm ein Leichtgewicht gegen das eines Elefanten (bis 5kg) oder gar das eines Pottwals (bis 9kg).
Und auch im Verhältnis zum Körper ist das Menschenhirn mit 1/50 noch lange nicht so gewaltig wie das des Kolibris mit 1/25.
Nun hängt der Intelligenzquotient offenbar nicht direkt mit dem Hirngewicht zusammen; zu unterschiedlich sind die geistigen Fähigkeiten auf einer Range zwischen Einstein oder Goethe bis runter zu Käßmann oder Dobrindt.

Ich weiß zwar nicht wie irrational womöglich auch Pottwale und Elefanten denken, aber sollten sie an bizarren Angststörungen leiden, hat das offenbar wenigstens keinen negativen Einfluss auf die Umwelt.

Der Mensch hingegen ist gerne mal so panisch, daß er mit großen Vernichtungsaktionen in Flora und Fauna eingreift.
Gelegentlich hat der Homo Demens durchaus Grund in Panik zu geraten.
Aber das Erregungspotential baut sich meistens völlig unabhängig von der tatsächlichen Gefahr auf.
Das bekannteste Beispiel ist die Flugangst, die viele Leute bei Urlaubsflügen packt, obwohl eindeutig das Auto das viel risikoreichere Fortbewegungsmittel ist. Aber wann hat man schon mal Angst Taxi zu fahren? Außer dem einen Mal, als der Fahrer zu dem ich auf der Reeperbahn einstieg so verdächtig nach Schnaps roch und ich noch beim Linksabbiegen in den Goch-Fock-Wall sagte, die Kurve sei recht scharf, als wir dann geradeaus in die Leitplanke krachten und der Fahrer es aber kaum zu bemerken schien, nur ein „huii“ von sich gab, kurz darauf allerdings offenbar die Lust am Fahren verlor und dann schließlich auf der Kennedybrücke abrupt bremste, ausstieg und fluchend skandierte, daß er jetzt echt nicht mehr fahren könne… Aber lassen wir das.

Die Menschen haben auch an allen Stränden der Welt fürchterliche Angst vor Haien.

So töten Menschen aus puren Vergnügen im Jahr rund 200 Millionen Haie. Oft auf besonders perfide Weise, indem ihnen bei lebendigem Leib die Flossen abgehackt werden und sie dann zum elenden Verenden zurück ins Meer geworfen werden.
Umgekehrt töten Haie durchschnittlich unter fünf Menschen im Jahr.
Während aber das Wort „human“ mit durchweg positiven Begriffen konnotiert wird, gelten Haie als das personifizierte Böse. Bestien, die sich gut in negativer Metaphorik wie „Finanz-Hai“ verwenden lassen.

Dabei werden weltweit im Jahr unter zehn Menschen von Haien getötet, während über hundert Sonnenbadende dadurch sterben, daß ihnen am Strand eine Kokosnuss auf den Kopf fällt.

Wir rotten aber Tierarten aus, während wir die ungemein gefährlicheren Kokospalmen für ungefährlich halten.

Der Blick auf die UICN-Seite führt dazu, daß man sich dafür in Grund und Boden schämt zur Spezies Mensch zu gehören - es ist das blanke Grauen:

17% der 1045 Hai- und Rochenarten, 12,4 % der Zackenbarsche und sechs der sieben Meeresschildkrötenarten sind vermutlich nicht mehr zu retten.

27 % der 845 Riff-bildenden Korallen stehen unmittelbar vor der Ausrottung, weitere 20% sind bedroht. 27,5 % der Seevögel sind unmittelbar vom Aussterben bedroht (11,8% der Landvögel).

Elf der 28 bereits ausgestorbenen Amphibien-Arten sind in den vergangenen 29 Jahren verschwunden. Bei 120 weiteren Arten haben die Forscher kaum noch Hoffnung, ein lebendes Exemplar zu finden. So gilt mittlerweile ein Drittel aller Amphibien als vom Aussterben bedroht - das sind 2000 Spezies.

So Martin Kotynek, der in dem Artiek "die dunkelrote Liste" auf die zusätzlichen Gefahren durch den Klimawandel hinweist.

Von den 17.000 untersuchten Vogelarten, Korallen und Amphibien, die derzeit nicht direkt vom Aussterben bedroht sind, sind hohe Prozentsätze mittelbar durch die Folgen der Erderwärmung gefährdet.
Das betrifft 30% der Vögel, 51 % der Korallen und 41 % der noch nicht direkt gefährdeten Amphibien.

Aber auch an dieser Front, können wir uns ob unserer Industrie-hörigen Öko-feindlichen Führer wie Merkel und Co in Pessimismus ergehen.

Das Hirn funktioniert individuell recht schlecht und kollektiv ist es zu noch größeren Fehlleistungen fähig.

Ich staune immer noch jeden Tag, wie sich „der Westen“, zuletzt wieder ins Brisbane, aufbläst Herrn Putin ultimativ anzumahnen, er müsse sich aber jetzt mal ganz dringend ans Völkerrecht halten.
Merkel regte sich ungewohnterweise so auf, daß ich schon Riechsalz schicken wollte.

Dabei ist Russland immer noch ein völkerrechtlicher Musterknabe gegen all die Völkerrechtsbrüche, die Amerika begeht.
Aber das fällt der Kanzlerin immer nicht ein.

Da ich nun schon über Gefahren und Politik spreche.
Größte Sorgen bereitet uns EBOLA.
Da wird Deutschland ganz hysterisch. Letzte Nacht verkündeten die deutschen Nachrichtensender als BREAKING NEWS, daß ein Ebola-Verdächtiger in Ostdeutschland doch kein Ebola hat. Deutschland kann wieder ruhig schlafen.

Ebola.

Eine Millionen Menschen sterben jedes Jahr in Afrika an Malaria.
1,5 Millionen Menschen sterben jedes Jahr an der hochansteckenden Tuberkulose.
Das stört uns aber nicht das geringste bißchen.
Die 5.000 Ebola-Toten halten wir aber für so dramatisch, daß sich Gröhe und von der Leyen auf ganzer Linie blamieren und von Kuba vorführen lassen.

Daß jeden Tag 50.000 – 100.000 Menschen an den Folgen des Hungers sterben, finden wir ohnehin kein bißchen erschreckend. Aber Ebola!
Und Benghazi!

Pispers hat natürlich Recht.
Statt sich vor Ebola zu fürchten, sollten wir lieber Angst davor haben ein deutsches Krankenhaus zu betreten.  Die sind dermaßen mit multiresistenten Superbakterien verkeimt, daß daran jährlich Zigtausende sterben. Also gut 100 Menschen sterben in Deutschland PRO TAG durch Siff im Krankenhaus.

Unser Hirn ist aber offenbar nicht groß genug, um zu verstehen, wo die wahren Gefahren drohen. Obwohl seit vielen Jahren immer wieder auf die nosokomialen Keime hingewiesen wird. Das ist bekannt und man könnte sogar Abhilfe schaffen.
Wir tun es aber nicht, weil wir so weitgehend entklugt sind, daß wir gebannt auf viel viel ungefährlichere Ebola-Keime starren.

Seit vielen Jahren wissen wir durch unzählige TV-Dokumentationen und Zeitungsberichte, daß in deutschen Krankenhäusern fleischfressende Antibiotika-resistente Superbakterien wie MRSA regelrecht herangezüchtet werden.
 Das führt pro Jahr zu mindestens 40.000 Toten in Deutschland. 
Über hundert Menschen sterben an diesen Krankenhauskeimen JEDEN TAG!
Auch „Tammoxsche Gedanken hat seit Jahren immer wieder über MRSA geschrieben.)

Das ist kein unabwendbares Schicksal. 
Man kann durch Hygiene und Quarantäne die Neuinfektionen auf Null herunterfahren. In Holland beispielsweise wird das seit Jahren konsequent betrieben.

Dazu bedarf es nur des politischen Willens und einiger finanzieller Anstrengungen.

Die Merkel-Regierung läßt aber konsequent die Hände davon; will den Milliardengewinnen der Klinikbetreiber nicht im Wege stehen.
 Merkel und insbesondere ihre Gesundheitsminister Rösler und Bahr nehmen billigend den Tod Hunderter Menschen am Tag in Kauf.

Wer starke Nerven hat, möge sich den gestrigen KONTRASTE-Bericht zum Thema ansehen.

Knapp 500.000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland durch Infektionen mit multi-resistenten Krankenhauskeimen, etwa 40.000 sterben. Schlampige Hygiene in den Krankenhäusern sei oft die Ursache, kritisieren Experten. Um kostengünstiger zu arbeiten, sparen die Einrichtungen bei der Reinigung der Stationen und Operationssäle. Die Leistungen werden an externe Firmen vergeben. Doch deren Reinigungskräfte können wegen schlechter Arbeitsbedingungen die Vorgaben der Krankenhaushygiene nicht mehr erfüllen - mit verheerenden gesundheitlichen Folgen.
Gefährliche Keime in Krankenhäusern sind in Deutschland vermutlich für mehr Tote verantwortlich als Verkehrsunfälle, Verletzungen und Vergiftungen zusammen! Immer wieder alarmieren uns solche Meldungen. Deshalb sollte man eigentlich davon ausgehen, dass die Kliniken alles dran setzen, um für größtmögliche Hygiene zu sorgen. Doch tun sie das tatsächlich? Wir haben in über 200 Klinken nachgefragt und mussten feststellen: Viele Krankenhäuser sind heutzutage profitable Wirtschaftsunternehmen, bei denen das hochsensible Thema Reinigung einfach outgesourced wird.  [….] Wir wollen es genau wissen, schreiben Kliniken in ganz Deutschland an und fragen sie, wie sie es mit ihrer Reinigung halten. 26 Kliniken und Klinikkonzerne antworten, insgesamt repräsentieren sie 265 Krankenhäuser in Deutschland.
Nur zwei von ihnen geben an, ausschließlich eigenes Personal zur Reinigung einzusetzen, der Rest beauftragt Tochter- oder Fremdfirmen. Und: Mit Ausnahme von vier Kliniken und einem Konzern geben alle Häuser Abstriche bei der Reinigung am Wochenende zu.
Gerade sonntags ist es weit verbreitet, nur sichtbaren Schmutz zu entfernen. Professor Heike Martiny, Hygieneexpertin, kritisiert diese Praxis scharf.
(Kontraste 04.10.12)

Ist das Politik, die sich am „christlichen Menschenbild“ orientiert?

Heute ist es wieder einmal so weit, daß die gewaltigen Infektionszahlen als Neuigkeit durch die Presse gehen. Wozu eigentlich? Es wird doch ohnehin sofort wieder vergessen und politisch ignoriert. Herr Gröhe ist auf seinem fundamentalreligiösen Sterbeverbotstrip. Wozu sollte er sich um die (noch) Lebenden kümmern?

23 Prozent mehr Fälle mit resistenten Klinik-Keimen
[…]  Jedes Jahr sterben laut Gesundheitsministerium 7500 bis 15.000 Menschen an Infektionen, die durch multiresistente Keime hervorgerufen wurden, die gegen fast jedes Antibiotikum resistent sind. Das allein wäre schon eine Schreckensbotschaft, denn das sind fast so viele Opfer wie alle Alkohol- und Drogentoten eines Jahres zusammengenommen. Doch die wahre Zahl dürfte deutlich höher liegen. "Die Zeit", "Zeit Online", die Funke-Mediengruppe, in der auch das "Hamburger Abendblatt" erscheint und das Rechercheteam "Correctiv" haben erstmals die Abrechnungsdaten aller deutschen Krankenhäuser auswerten können. Daraus geht hervor, dass Ärzte bei Kliniktoten jedes Jahr mehr als 30.000 Mal die Behandlung oder Diagnose eines der drei meistverbreiteten resistenten Keime MRSA, ESBL oder VRE abrechnen.
[…]   Hat Beyrle recht, handelt es sich mindestens um 90.000 derartige Diagnosen pro Jahr. Fast alle Experten sind sicher, dass die wahre Zahl der Infektionen deutlich höher liegt als die vom Gesundheitsministerium veröffentlichte. Prof. Walter Popp, Vizepräsident der deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, spricht von "mindestens einer Million Infektionen und mehr als 30.000 bis 40.000 Todesfällen". […]

Und alle Ursachen sind bekannt. Mangelnde Hygiene, Antibiotikamissbrauch im Krankenhaus und vor allem auch der Antibiotikaeinsatz in der Massenfleischproduktion.
Man könnte alles ändern.

Gesundheitsministerchen
Aber dafür ist die allgemeine politische Entklugung zu weit fortgeschritten.


Mittwoch, 19. November 2014

Fusion



Die zunehmende Individualität der Menschen in Deutschland bringt es mit sich, daß die politischen Ansichten auch immer mehr auffächern.
Jahrzehntelang genügten zweieinhalb Volksparteien.  90% der Wähler entschieden sich für eine der beiden Seiten, CDU oder SPD. Und die paar, die alles gerne differenzierter betrachteten, hatten noch die FDP, die einmal an der Spitze des Fortschritts stand, für liberale Werte wie konfessionsfreie Schulen einstand, sowieso neue Themen, wie den Umweltschutz setzte.

Der Homo Germanicus des Jahres 2014 ist von einer ausgeprägten Enttäuschungsbereitschaft geprägt.
Er hat beispielsweise 2011 in Hamburg die SPD gewählt, erkennt an, daß die Genossen in den folgenden Jahren all das hinbekamen, woran die vorherige CDU-Regierung kläglich gescheitert war, aber dann läßt irgendein SPD-Bezirkspolitiker, der keinerlei Berührungspunkte mit der Landesregierung hat, einen Zebrastreifen drei Meter versetzen und der Homo Germanicus ist auf 180.
Er schreibt wütende Leserbriefe, pöbelt auf Bezirksversammlungen rum und verkündet voller Emphase niemals im Leben wieder „diese Dreckspartei“ zu wählen.

Wer so schnell wie heute Wahlausschluß-Kriterien generiert, ist mit zweieinhalb Parteien recht schnell an die Grenze seiner Möglichkeiten gelangt.
Daher gibt es auf der linkeren Seite des Spektrums nun auch Linke, Grüne und vorrübergehend Piraten.
Rechts ist es unübersichtlicher, weil die neu entstehenden Meckergruppen üblicherweise von derart verblödetem Personal gebildet werden, daß sie auch recht schnell wieder im Chaos enden. Schillpartei, PRO, DVU, NPD, Republikaner, STATT-Partei, Freie Wähler, AfD, ÖDP, "D-Mark-Partei", Bund freier Bürger, ProNRW, Bürger in Wut (4 Abgeordnete in Bremen!) oder Bündnis 21/RRP (2 Abgeordnete in Bremen!) heißen die Dubiositäten, die schon in Parlamente geschickt wurden.

Um politisch endlich mal ein bißchen aufzuräumen, Deutschland regierbarer zu machen und dem Splitterparteichaos vorzubeugen, möchte ich an dieser Stelle vorschlagen, daß Parteien sich nicht immer nur abspalten, sondern auch fusionieren, wenn ihre Schnittmengen so groß werden, daß man mit der Lupe nach verbliebenen Unterschieden suchen muß.
Da bietet sich zunächst die Fusion von AfD und NPD an.
Beide benutzen ohnehin schon seit zwei Jahren die gleichen Plakate und verfügen an der Basis über braune Blitzkriegbirnen, die nur zu gern gemeinsam bei „HoGeSa“ rumgrölen.

Im Übrigen rege ich eine Fusion von CDU und Grünen an.
Man könnte dabei von der Wegfusionierungskunst der großen westdeutschen CDU profitieren, die immerhin gleich zwei DDR-Blockparteien aufsog, die stets brav für Mauer und Schießbefehl stimmten.

Inhaltlich ist an den Grünen ohnehin jede Kontur rungelutscht, so daß sie perfekt zur meinungslosen Christenmutti Angela passen.


Falls noch Grüne mit eigener von der CDU abweichender Meinung existieren sollten, haben die ernsthaft Grund zu Sorge, nachdem ihnen der Büchner-Blome-SPIEGEL attestierte ohne Rückgrat zu agieren.
Unter der Überschrift „Lothar Späth mit Hybridantrieb“ beklagt das Hamburger Nachrichtenmagazin den Grünen „Irrweg.“ Sie hätten die Hosen voll.

Wer sagt: „Innovationsgeist, Unternehmertum und der Wettbewerb um neue Lösungen und Produkte sind Ausdruck wirtschaftlicher Freiheit“? Wer ist der Meinung, dass „Kinder in den Mittelpunkt der Familienpolitik“ gehören? Wer möchte den Menschen die Lust an einem saftigen Steak auf keinen Fall verderben? „Ob jemand am Donnerstag Fleisch isst oder nicht, ist uns herzlich egal.“ Wenn auf dem Programm für den Parteitag Ende dieser Woche nicht das Symbol der Grünen stünde, die Sonnenblume, dann könnte man es leicht für ein Papier aus der Feder Angela Merkels halten: „Wir fordern eine seriöse Haushalts- politik“, heißt es dort. Das fordert die Kanzlerin auch. […]  Jetzt aber traut sich die Partei nicht mehr, den Deutschen einen fleischlosen Tag zu empfehlen. Sie ist auf dem besten Weg, eine zweite CDU zu werden. Es ist ein Irrweg. […]
Seit [Kretschmann] im Amt ist, versteht sich die örtliche Industrie blendend mit ihm, die Autobauer im Südwesten sind auch unter einer grün-roten Landesregierung Weltklasse im Verfertigen tonnenschwerer Geländewagen. […] Der brave Cem Özdemir hat alle Anlagen, in einem Kabinett Merkel dem traurigen Schicksal Philipp Röslers zu folgen. […]
(DER SPIEGEL 47 / 2014)

Hofreiter muß nur noch die Haare etwas kürzen, um perfekt in Merkels Jubelchor aus Kauder, Gröhe und Altmaier zu passen.


Die extremste Anpassung der ehemals aufmüpfigen Grünen an die Konservativsten in der CDU kann man in Hessen beobachten.
Dort wurde der Grüne Fraktionschef noch vor wenigen Jahren ungeniert rassistisch aus der CDU verunglimpft. CDU-Abgeordnete sprachen sogar davon ihn „ausweisen“ zu lassen.

(Ein Mittel, zu dem auch andere CDU-Landtagsfraktionen gegenüber migrantischen Abgeordneten greifen. Beispiel Hannover.)

Eine nette Fraktion ist das da in Niedersachsen.
Neben dem Pädophilen hat es auch noch eine Rassistin.

Es ging hitzig zu im Landtag in Hannover. Für seine Flüchtlingspolitik musste sich Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) viel Kritik von der Opposition anhören. Aus Sicht einer seiner Parteikolleginnen wohl zu viel: Die Schwarmstädter Christdemokratin Gudrun Pieper konnte nicht an sich halten, als Filiz Polat von den Grünen von einer "menschenrechtswidrigen und inhumanen" Abschiebe-Praxis sprach.
"Am besten hätte man Sie abschieben sollen", rief Pieper der am Rednerpult stehenden türkischstämmigen Polat zu.

(NDR, 09.12.2011)

Die HNA dokumentiert die Szene in einem etwas anderen Wortlaut, aber was die Pieper meinte, ist wohl klar:

Als Grünen-Parlamentarierin Filiz Polat Beispiele für die ihrer Meinung nach unmenschliche Abschiebepraxis von Innenminister Uwe Schünemann (CDU) aufzählte, polterte die Christdemokratin aus den hinteren Reihen: „Als nächstes schieben wir Sie ab.“
Polat, vor 33 Jahren in Bramsche (Landkreis Osnabrück) als Tochter eines türkischen Arztes und einer deutschen Kommunalpolitikerin geboren, rang mit Fassung und Tränen; ihre grünen Kollegen reagierten empört.
(HNA 08.12.2011)

Pieper von der Partei der deutschen Leitkultur macht es wie ihre CDU-Kollegen aus Hessen, die sich immer noch massiv daran stören, daß Tarek Al-Wazir, der Vorsitzende der Grünen-Fraktion so gar keinen deutschen Namen hat.

Im politischen Alltag spürt der Sohn einer Deutschen und eines jemenitischen Diplomaten [...] nicht selten offenen Hass aus den CDU-Reihen. Ein Christdemokrat sprach ihn in fast jeder Rede demonstrativ mit dem zweiten Vornamen "Mohammed" an.
Ein anderer CDU-Abgeordneter
[es war Clemens Reich - Tam.] kommentierte eine Al-Wazir-Rede mit dem Zwischenruf, "Geh doch zurück nach Sanaa." [...]
(Der Spiegel 31.03.2008)


Seit einem Jahr ist das alles vergessen. Tarek Al-Wazir kuschelt als stellvertretender Ministerpräsident Hessen so vertraut mit seinem Chef Volker Bouffier, daß eine baldige Heirat nicht mehr ausgeschlossen werden kann.
Sie sind nun ein Herz und eine Seele. Warum also noch zwei Parteien?

Es war ein erstaunlicher parteipolitischer Tabubruch, der sich da vor ziemlich genau einem Jahr in Wiesbaden ereignete. Die Hessen-CDU, eine tiefschwarze und wenig zimperliche Kampftruppe, geformt von dem Deutschnationalen Alfred Dregger, später geführt von Roland Koch, bot den Grünen am 22. November 2013 an, über die erste Koalition in einem deutschen Flächenland zu verhandeln. Ach, was wurde damals nicht alles geredet, gehofft, prophezeit und schwarzgemalt. Interessantes Experiment lautete die eine Prognose; kann niemals gutgehen die andere. Alternativ-Puristen wehklagten, die Grünen würde ihre Seele verkaufen. Christdemokraten der Dregger-Schule fröstelten bei dem Gedanken, mit Ökopaxen gemeinsame Sache machen zu müssen. Und was ist geschehen? Im Wiesbadener Landtag herrscht politische Langeweile, allerdings der ernsthaften Art. […] Die Grünen sind von sich selbst und ihrem Regierungspragmatismus ziemlich begeistert. Vize-Ministerpräsident Tarek Al-Wazir eröffnet nun Autobahnteilstrecken in Osthessen und macht sich stark für den internationalen Finanzplatz Frankfurt. Er höchstpersönlich etablierte die Stadt als ersten europäischen Standort für Transaktionen in der chinesischen Währung Renminbi. In manchen Momenten wundert sich Al-Wazir selbst über seine Wandlung. Rufe nach der Wahrung von Menschenrechten im Reich der Mitte blieben aus.
Die Basis der Partei nimmt den mit allerlei eigentümlichen rhetorischen Biegungen verbundenen Wechsel von den Oppositionsreihen in die Regierung gelassen-klaglos hin. Die Gegner des Ausbaus am Frankfurter Airport werden sich wohl nie wieder mit den Grünen versöhnen. […]