Montag, 22. September 2014

Schwarzen-Empathie Teil II



Das Thema Ebola ist ein großes, ein bedeutendes Thema.
In eindringlichen Worten beschreiben sieben SPIEGEL-Journalisten in der heutigen Titelgeschichte, wie sich die Krankheit bei den Betroffenen anfühlt.
Wie es ist, wenn Lorpu Moses, eine Mutter eines 16-Jährigen Sohnes mit eindeutigen Symptomen verzweifelt versucht ihnirgendwo hinzubringen, wo ihnen geholfen werden könnte. Wenn sie nach unmenschlichen Anstrengungen eine der wenigen Krankenstationen erreicht.

Doch die Wache am Zaun der Krankenstation hält die Pforte geschlossen. Das Ebola-Zentrum ist vollkommen überfüllt. „Mein Kind stirbt, lasst uns rein“, schreit Moses. Die Frau hat gehört, dass die Regierung die Angehörigen davor warnt, die Kranken zu Hause zu versorgen. Die Ansteckungsgefahr sei zu groß. Nun ist sie geschockt, dass sich kein Arzt für ihren todkranken Sohn zu interessieren scheint. Vor Wut und Verzweiflung wirft sich Lorpu Moses in den roten Straßenstaub, wälzt sich hin und her, neben ihrem Sohn, der dort im Sterben liegt und vor sich hindämmert. Schließlich rafft sie sich auf und ruft erneut ein Taxi. Sie hebt ihren Sohn auf und hilft ihm auf den Rücksitz. Sie will es bei einer anderen Krankenstation versuchen – aber in vielen Teilen Liberias gibt es keine funktionierenden Hospitäler mehr. Die Gesundheitsversorgung der Hauptstadt ist zusammengebrochen. Eine beispiellose Tragödie findet derzeit in Liberia statt. Mehr als 1400 Menschen sind in dem Land in den vergangenen Monaten bereits an dem Erreger gestorben; mehr als 2700 sind infiziert oder stehen unter Verdacht. Insgesamt haben sich in den betroffenen westafrikanischen Staaten Liberia, Sierra Leone, Guinea und Nigeria rund 5300 Menschen angesteckt. Das sind aber nur die offiziellen Zahlen. Wie hoch die Dunkelziffer ist, weiß keiner. Fälle wie der von Lorpu Moses und ihrem Sohn sind typisch. Kranke, die hoch ansteckend sind, irren durch die Städte und Dörfer.
(Der Spiegel 39/2014 s.131)

Und doch ist das womöglich nur der Anfang einer Megakatastrophe.
Keiner kann abschätzen, ob Ebola noch aufzuhalten ist.
Man hätte es viel früher eindämmen müssen.

Mit Zehntausenden Infizierten allein in Westafrika rechnen US-Seuchenexperten in den kommenden Wochen. Die Uno vergleicht die Auswirkungen von Ebola bereits mit denen des Tsunamis in Südostasien 2004 – damals starben 230000 Menschen. Die apokalyptischen Szenarien versetzen nun auch die westliche Welt in Alarmstimmung. Insbesondere beschäftigt Seuchenmediziner die Frage, ob das Virus durch Mutationen noch gefährlicher wer- den könnte – etwa indem es leichter über- tragbar wird. Mit dramatischen Worten warnte Uno- Generalsekretär Ban Ki Moon vorige Woche vor einer weiteren Ausbreitung von Ebola. Die Seuche, so Ban Ki Moon vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, stelle eine „Gefahr für den internationalen Frieden und die Sicherheit“ dar.
(Der Spiegel 39/2014 s.132)

Das erbärmliche und schändliche Verhalten der deutschen Bundesregierung, also einem Kabinett, welches zu 100% aus praktizierenden Christen besteht, spottet jeder Beschreibung.
Die durchaus nicht unumstrittene Präsidentin Liberias (Danke an Jake) mußte BETTELN und dennoch ließ Merkel sie abblitzen.

Wohl noch nie hat eine Staatspräsidentin der Kanzlerin einen Brief geschrieben, der annähernd so bedrückend gewesen ist wie das Schreiben von Liberias Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf an Angela Merkel. Unmissverständlich warnt sie davor, dass ihr Land „die Schlacht gegen Ebola verlieren“ werde, wenn nicht auch Deutschland endlich mit Lazaretten und anderem helfe. Solche Briefe schreibt kein Staatsoberhaupt gerne. Es ist eine große Peinlichkeit, dass er nötig wurde.[…]
Nun ist die zögerliche Haltung der Bundesregierung an sich schon erbärmlich. Wenn man aber Tankred Stöbe zuhört, dem Präsidenten der deutschen Sektion von „Ärzte ohne Grenzen“, dann kann man dessen Zorn sehr gut verstehen. Stöbe hat jetzt geschildert, wie die Regierung trotz monatelangen Drängens der Ärzte nicht reagiert hat. Seit Juni sei nichts passiert, obwohl sich seine Organisation quasi den Mund fusselig geredet habe. Stöbes Resümee: Es sei „einfach blanker Zynismus“, angesichts der seit Monaten immer dramatischeren Lage noch immer von nötigen Feinabstimmungen zu reden. Schlechter kann das Urteil über eine Regierung kaum mehr ausfallen.
Dabei böte ausgerechnet die Ebola-Epidemie eine Chance zu zeigen, was mit dem Terminus „mehr deutsche Verantwortung“ für die Nöte in der Welt wirklich gemeint sein könnte. [….]
(Stefan Braun, SZ vom 19.09.2014)

Merkels sitzt es aus.
Die dritt-, oder viertgrößte Wirtschaftsmacht dieses Planeten schläft und läßt seit Monaten die Sterbenden achselzuckend im Stich.




Es sind ja „nur Schwarze.“ Das interessiert die frommen Damen und Herren Merkel, Steinmeier, Gauck, von der Leyen oder den extrem frommen Christen und Gesundheitsminister Gröhe nicht.

Nachdem Tausende gestorben sind und die Lage außer Kontrolle geraten ist, scheint nun auch die PR-affine Verteidigungsministerin zu ahnen, daß ihr Nichthandeln einen ganz miesen Eindruck bei ihren zackigeren Kollegen in London, Paris und Washington macht.

Aber selbst wenn sie handeln wollte; nach neun Jahren CDU-Pfeifen an der Spitze des Verteidigungsministeriums ist dort sowieso alles Schrott. Weder Jets noch Hubschrauber sind einsatzbereit.
Die stehen nur als Attrappen am Boden rum und die ollen Transall-Transportmaschinen aus den 1960er Jahren fliegen zwar theoretisch noch, sind aber so klein und veraltet, daß deutsche Hilfe mit den Dingern immer dankend abgelehnt wird.

Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE sind derzeit von 43 Hubschraubern der Marine nur drei einsatzbereit. [….]
Der Komplettausfall der 22 in den Achtzigerjahren eingeführten Helikopter zur Überwachung des Luftraums über der See und der Jagd nach U-Booten wäre für die Marine ein schwerer Schock, schließlich verfügen die Seestreitkräfte nur über insgesamt 43 Hubschrauber. Neben dem "Sea Lynx" sind noch 21 "Sea King"-Maschinen im Einsatz. [….] Bei den "Sea Kings" aber ist die Lage noch desolater. Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE sind derzeit nur drei flugfähig. Zwei der noch einsatzbereiten Helikopter kommen erst in einigen Wochen mit dem Einsatzgruppenversorger "Berlin" aus dem Einsatz zurück. Derzeit steht nur ein Helikopter für Rettungseinsätze zur Verfügung - das verdeutlicht die katastrophale Lage der Marine.
Ob die restlichen 18 Hubschrauber je wieder einsatzbereit sein werden, ist ungewiss. Sechs dienen nur noch als Ersatzteillager, die übrigen "Sea Kings" werden mühsam repariert. Wegen ihres hohen Alters aber rechnet man nicht damit, dass eine große Zahl je wieder die Einsatzreife erreichen wird. [….] Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE war die Spitze des Wehrressorts seit Mitte Juni informiert, damals gingen die Schadensberichte an Generalinspekteur Volker Wieker, der temporär den Rüstungsbereich übersah.  [….]

Meinen Glückwunsch an Jung, de Maizière, Guttenberg und von der Leyen! Das muß man erst mal schaffen die jährlich rund 35 Milliarden Euro für die Bundeswehr so zu verplempern, daß kein Fluggerät mehr funktioniert.
Immerhin mehr als zehn Milliarden Euro, also 10.000 Millionen Euro sind nur für „Militärische Beschaffungen, Anlagen“ eingeplant.
Und die CDU rühmt sich die Partei zu sein, die mit Geld umgehen kann!


Aber wenigstens werden die Militärbischöfe noch bezahlt.

Zu den Enthüllungen über den Bordhubschrauber Sea Lynx erklärt Agnieszka Brugger, Sprecherin für Sicherheitspolitik und Abrüstung:
Es ist unfassbar, dass diese Informationen die Abgeordneten erst mit dreimonatiger Verspätung erreichen. Ministerin von der Leyen hat mit ihrem Amtsantritt versprochen, im Verteidigungsministerium hinsichtlich Transparenz und Fehlerkultur grundsätzlich etwas ändern zu wollen. Nun stellt sich heraus, dass von den 22 Bordhubschraubern Sea Lynx der Marine kein einziger Hubschrauber flugklar ist, und dass dieser Umstand den Atalanta-Einsatz der Bundeswehr stark beeinträchtigt.
Frau von der Leyen hat mir ihren großen Antritts-Ankündigungen zwar viel Wirbel erzeugt, von mehr Transparenz und einer Idee zur Lösung der Probleme fehlt aber nach mehreren Monaten immer noch jede Spur. In der Realität ist bisher offenbar nichts passiert. Entweder wurden dem Parlament entscheidende Informationen vorenthalten oder die Ministerin war selbst völlig ahnungslos, dass auf absehbare Zeit keiner der Sea Lynx-Hubschrauber einsatzfähig ist. [….]

Ähnlich düster sieht es mit Personal in der Bundeswehr aus.
Falls sich eines fernen Tages die potentielle Merkel-Nachfolgerin dazu entschließen sollte den Ebola-Gebieten doch deutsche Hilfe zukommen zu lassen, so will sie in der Freiwilligen-Armee aber erst mal nach Freiwilligen fragen.
Dreieinhalb Jahre nach dem peinlichen Abgang des gegelten Barons von der Hardthöhe, herrscht in der Bundeswehr ob der vollkommen unfähigen Führung immer noch Chaos.
Schuld ist natürlich Frau Merkel, die Ministerien nicht nach Qualifikation besetzt, sondern wie im Falle Gröhe und von der Leyen möglichst vollkommen Fachfremde einsetzt.

In Monrovia wird der kranke Sohn von Lorpu Moses mit Sicherheit tot sein, bevor Deutschland aktiv wird.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sucht Freiwillige in der Bundeswehr, die sich an Hilfstransporten und medizinischer Versorgung für die Ebola-Opfer in Westafrika beteiligen. Die Freiwilligenarmee fahndet für einen Einsatz nach Freiwilligen in den eigenen Reihen. [….] Der Vorgang illustriert, dass Deutschland auch bei der humanitären Hilfe gern mehr verspricht, als es halten will oder kann. Obwohl die Seuche seit Monaten wütet, sieht es jetzt so aus, als müsse die Bundesrepublik mühsam Hilfe für die Betroffenen zusammenstöpseln, als gäbe es weder Pläne noch Vorbereitung für einen solchen humanitären Einsatz. Und das bei der Bundeswehr, die ja im Lazarettwesen besonders professionell arbeitet.
Die Seuche ist eine gewaltige Bedrohung, für Afrika und wohl auch für die Erste Welt. Vielleicht wäre schon viel gewonnen, wenn man in diesem Land weniger Theoriedebatten über internationale Verantwortung und Militäreinsätze führen und mehr Geld und Mühe in konkrete humanitäre Hilfe stecken würde.
(Joachim Käppner, SZ vom 23.09.2014)

Und der Bundesgauck, der doch so sehr für internationales Engagement Deutschland streitet?

Der schweigt dazu.

Sonntag, 21. September 2014

Am eigenen Ast sägen.



Eigentlich wollte ich heute einen Nachruf auf die Piraten schreiben.
Aber die Ratten verlassen so panikartig das sinkende Schiff, daß man kaum noch hinterher kommt mit den Namen.

Binnen kürzester Zeit schmissen der ehemalige Fraktionsvorsitzende im Berliner Abgeordnetenhaus, Oliver Höfinghoff, die Europawahl-Direktkandidatin Anne Helm (Stichwort „Bomber-Harris“), Anke Domscheit-Berg (Ex-Landesvorsitzende Brandenburg) und der amtierende Berliner Landeschef Christopher Lauer die Parteibücher hin.

Domscheit-Bergs Stellungnahme klingt auch ein wenig so, als würde sie das Schiff verlassen wollen, bevor es sinkt. Sie schreibt dort: "Die visionärsten Pirat*innen waren sogenannte progressive, sie verlassen gerade reihenweise die Partei." Die Piraten scheinen in Auflösung begriffen zu sein, die momentane Austrittswelle mit ihren prominenten Beispielen ist nur ein Symptom dafür. Domscheit-Berg will nicht zu den Letzten gehören, die den Absprung schaffen. Die Partei habe ein "Problem mit innerparteilicher Demokratie", diagnostiziert sie. Besonders hart geht sie mit dem sozialliberalen Flügel der Piraten ins Gericht: Konservativ, vergangenheitsgerichtet, ängstlich und spaltend sei dieser. "Mit denen hätte man in der DDR keine Mauer eingerissen", ätzt die Politikerin.

Aber diese Partei ist so offensichtlich tot, daß es unethisch wäre verbal noch auf dieser Politleiche herum zu trampeln.
Tschüß Piraten; es war nicht schön mit Euch; ich werde Euch nicht vermissen.

Wenden wir uns einem anderen in Deutschland sterbenden Verein zu, der allerdings bedauerlicherweise noch nicht den präfinalen Zustand erreicht hat.
Seit immer offensichtlicher wird, wie ihnen die Kirchen nach dem Portemonnaie trachten, schwellen die Austrittszahlen höchst erfreulich an.
Kurioserweise haben die beiden großen Kirchen völlig Recht, wenn sie jammern und klagen, das sei doch gar keine neue Steuer.
In der Tat – die Kirchen haben ihre Mitglieder immer finanziell ausgenommen. Bis vor wenigen Jahren funktionierte aber die Omertà besser. Man redete nicht drüber.
Zunehmend werden aber die Informationen, derer sich Atheisten schon lange bewußt sind, unter anderem durch TV-Dokus auch den einfachen Schafen bekannt.
In SPRINGERS rechter „Welt“ streiten zwei Christen über kirchliche Mitgliedbeiträge und es ist ausgerechnet der Fundamentalkatholik und Ratzinger-Fan Matussek, der wider den Mammon argumentiert.

Matussek: Kirchensteuer, das ist moderner Ablasshandel. Das ist – zumindest bei uns Katholiken – Sakramente nur gegen Vorkasse. Das halte ich für Perversion. Und Sie als Protestant müssten erst recht Sturm laufen!

Kamann: Wieso Vorkasse? Die Apostelgeschichte lässt keinen Zweifel, dass Christen an die Gemeinde Geld abzugeben haben. Dort müssen Hananias und Saphira sterben, weil sie vom Geld aus dem Verkauf eines Ackers etwas für sich behalten haben.

Matussek: Natürlich ist die Finanzierung der Gemeinde wichtig, aber das kann freiwillig geschehen. Ich war in vielen Ländern dieser Welt stationiert, aber nur in Deutschland werden die Gelder zwangseingetrieben, durch den Staat.

Offensichtlich setzt sich in der RKK trotz der billigen Schuhe des aktuellen Papstes eine Dyba-FSSPX-Ratzinger-Matussek-Linie durch:
Lieber eine kleine, aber feine Kirche.
Schon als mächtiger Präfekt der Glaubenskongregation hatte der feminine Bayer sich über die Weltjugendtage seines Vorgängers mokiert: Was nütze ein Zusammentreffen von zwei Millionen katholischen Jugendlichen, wenn anschließend der Platz voller Kondome liege, ätzte der strenge Mann im Tuntenkleid.
Mit seiner Rede von der „Entweltlichung“ der Kirche war genau das gemeint:
Die deutsche RKK solle lieber auf die vielen Milliarden verzichten, die ihr die Verflechtung mit dem Staat einbringe. Dafür müsse man dann aber auch kein Blatt mehr vor den Mund nehmen, wenn der Staat dem Satanismus fröne.
(Satanismus = Pille danach, PID, Homos, Ehescheidung, Patientenverfügung, Kondome u.v.a.m.)

Möglicherweise wird der RKK gar nichts anderes übrig bleiben, denn nun scheinen auch die frommen Fernsehsender trotz all der Bischöfe und Kirchenvertreter in ihren Räten den Mut zu finden, kritische Fragen zu stellen.
Nächste Woche schlagen sogar die CDU-Freunde aus Mainz gleich zweimal ein.

FRONTAL 21
Wenn Bischöfe aus aller Welt am 5. Oktober 2014 im Vatikan zu einer zweiwöchigen Familiensynode zusammenkommen, werden Deutschlands Katholiken besonders aufmerksam nach Rom schauen. Die Erwartungen des Kirchenvolks sind hoch. Viele Gläubige hoffen auf ein Zeichen, dass ihre Kirche endlich wahrnimmt, dass die Morallehre mit der gesellschaftlichen Realität kaum noch in Einklang zu bringen ist.
In einer von Papst Franziskus in Auftrag gegebenen weltweiten Befragung der Kirchenmitglieder gaben die deutschen Katholiken ihrem Papst schriftlich Antwort, in welchen Bereichen sie dringenden Nachholbedarf sehen: Scheidungen, Zusammenleben vor der Ehe, Homosexualität, Zölibat - die Liste ist lang.
Die "Frontal 21"-Autoren Astrid Randerath und Werner Doyé haben mit Katholiken gesprochen und viele getroffen, deren Misstrauen gegenüber der Amtskirche genauso groß ist wie ihre Begeisterung für den neuen Papst.

Glaube, Liebe, Kapital
Die katholische Kirche und ihre Finanzen
Die katholische Kirche ist in einer großen Krise: Rund 179.000 Menschen sind allein im vergangenen Jahr ausgetreten. Hauptgrund für die neue Austritts-Welle: Die undurchschaubaren Finanzen.
Mindestens 30 Millionen Euro hat der Neubau der Bischofsresidenz in Limburg gekostet. Noch höher ist die Summe, die die Kirche in Rottenburg für einen Verwaltungsbau ausgegeben hat.
Doch woher hat die Kirche so viel Geld? Die ZDFzoom-Autoren Nina Behlendorf und Nicolai Piechota begeben sich auf Spurensuche und finden heraus: Die katholische Kirche lebt nicht mehr nur von Steuergeldern und Spenden. Sie ist mittlerweile ein Global Player, ein Unternehmen, das Gewinn erwirtschaftet und über Vermögen verfügt, das in keiner Bilanz auftaucht.




So eine PR ist den steinreichen Kirchenfürsten höchst unwillkommen.
Transparenz scheuen sie immer noch wie der Teufel das Weihwasser.
Die Oberhirten des Papstes und der EKD verstehen sich immer noch als Fürstbischöfe, deren Untergebene gehorchen sollen. Freche Fragen unerwünscht.

Der Maulkorb-Streit zwischen dem Trierer Bistum und der Mitarbeitervertretung geht weiter. Ein Vergleich ist gescheitert, nun muss das Arbeitsgericht entscheiden. Die Bistumsoberen wollen den Mitarbeitervertretern öffentliche Äußerungen verbieten.
Darf sich eine Gesamtmitarbeitervertretung (GMAV) in einer Pressemitteilung kritisch über die Sparpolitik von Bischof Stephan Ackermann äußern? Nein, meinen jedenfalls die Bistumsoberen und wollen dies der GMAV gerichtlich verbieten lassen. Einen vom kirchlichen Arbeitsgericht in Mainz gemachten Vergleichsvorschlag lehnte die Bistumsspitze jetzt ab. Der Vergleich biete "keine wirkliche Orientierungshilfe", inwiefern sich die Mitarbeitervertretung öffentlich äußern dürfte, sagte Bischofssprecher André Uzulis unserer Zeitung.
Damit muss nun voraussichtlich Anfang November das Mainzer Gericht entscheiden, ob die eher harmlose öffentliche Kritik ("Eine weitere Umsetzung der Sparmaßnahme ist nicht zu rechtfertigen") zulässig ist. Die Chancen, dass der Trierer Bischof und sein Verwaltungschef, Generalvikar Georg Bätzing, in Mainz recht bekommen, sind eher gering.

Kollege Schick in Bamberg, der in diesem Blog schon mehrfach als selbst für Bischofsverhältnisse extrem unsympathisch aufgefallene Erzbischof, gibt auch noch eine Kostprobe seiner diffamatorischen Ansichten.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat sich in einer Predigt vehement gegen jegliche Partnerschaften ohne Trauschein ausgesprochen.
Keine andere Lebensform dürfe der Ehe weder in der öffentlichen Meinung noch im Recht gleichgestellt werden, sagte Schick am Samstag.
(dpa 20.09.14)

Sex außerhalb der Ehe ist bähbäh, alle anderen Formen des Zusammenlebens sind bähbäh und überhaupt sollen die Weiber gebärfreudiger sein.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick beklagt, dass es in unserer Gesellschaft immer mehr Singles gibt und betont den Stellenwert von Ehe und Familie. Nur 375.000 Eheschließungen würden pro Jahr in Deutschland registriert, dem stünden rund 19 Millionen junge Menschen im heiratsfähigen Alter zwischen 20 und 39 Jahren gegenüber, sagte Schick am Samstag. Eine Frau bekomme in Deutschland durchschnittlich 1,4 Kinder. [….]  „Diese Zahlen müssen uns erschrecken, aber nicht wie das Kaninchen vor der Schlange, das darauf wartet, gefressen zu werden“, sagte Schick. [….]
„Wir müssen alles tun, damit die Ehe ihren Stellenwert bei unseren jungen Menschen wiedergewinnt“, sagte Erzbischof Schick und rief dazu auf, die Ehe nicht schlecht-, sondern gutzureden und der Familie höchste Priorität in der Gesetzgebung zukommen zu lassen. Dazu gehöre auch, dass keine andere Lebensform der Ehe weder in der öffentlichen Meinung noch im Recht gleichgestellt werde.
[….] Aufgabe von Kirche und Gesellschaft sei es, den Wert von Ehe und Familie als Keimzelle des Lebens und der Zukunft zu stärken. Dazu sollten sich auch Christen stärker in die Politik einbringen. Für den Mut zu Ehe und Familie sei der Glaube an den Gott der Liebe, der Zukunft für uns alle will, entscheidend. [….]

Samstag, 20. September 2014

Gauckische Tiefen.



Joachim Gauck ist vermutlich der Politiker mit der größten Selbstverliebtheit  Nachkriegsdeutschlands. Neben Helmut Kohl natürlich.

Erst überlegte ich, ob man nicht auch noch FJ Strauß diesem Duo zuschlagen müßte, aber da ich ihn 1983 einmal in Les Issambres unweit seines Ferienhauses in dem kleinen Lebensmittelladen sah, als er in Badehosen etwas vom Boden aufklaubte und freundlich in perfekten französisch parlierend erlebte, glaube ich, daß FJS persönlich uneitel war.
Zudem spricht seine umfassende humanistische Bildung dafür, daß er sich immerhin für die Welt interessierte und sich nicht selbst genügte.
Das alles steht freilich in keinem Widerspruch zu seine gewaltigen politischen Ego, seiner Verschlagenheit und der kriminellen Energie.
Und selbstverständlich war FJS ein unglaublicher Heuchler, der sich jeden Abend Nutten zuführen ließ (immer zwei auf einmal, weil er gesandwicht werden wollte) und am nächsten Morgen gegen die verlotterte Moral der Linken pöbelte.

Gauck hingegen ist Kleinbürger im schlechtesten Sinne.
Er findet sich selbst so ungeheuer großartig, daß er sich ausschließlich mit dem Gauck-Sein an sich beschäftigt.
Gewaltige Wissenslücken, das völlige Fehlen von Empathie und diplomatische Verwerfungen irritieren ihn kein bißchen.
Gauck wähnt sich Gott-gleich, so daß von ihm Ausgesprochenes; und sei es auch noch so absurd; automatisch Realität werden muß.
Sein Verhältnis zu Presse und Untergebenen ist erratisch-psychotisch.
Im Grunde erwartet er immer Jubelstürme und breite Zustimmung.
Wagen es einzelne Journalisten ihm zu widersprechen, oder fühlen sich Anwesende in seinem Auditorium beleidigt, interpretiert der deutsche Bundespräsident es als Beweis für seinen Mut und fühlt sich nur noch großartiger.

Wie ein politisch Halluzinierender kreiert Gauck aus seinen eigenen Vorurteilen die Welt, in der er wandelt.

Die Gauck-Welt prägt eine neoliberale Kaltherzigkeit.
Wer in ökonomischen Schwierigkeiten steckt, hat selbst Schuld.
Bei internationalen Konflikten sollen die Deutschen sich ihrer militärischen Macht bedienen.
Und wenn es in Europa irgendein Problem gibt, ist der böse Russe Schuld.
Die Russen mag Gauck noch weniger als verhungernde und an Ebola verreckende Schwarze. Letztere ignoriert er einfach.
Seine Russophobie kultiviert Pfarrer Gauck regelrecht.
Verzeihen, Vergebung darf es niemals geben! Schließlich habe in der Gauck-Version der Geschichte des 20. Jahrhunderts die Bolschewiki aus purer Bosheit das arme, friedliche Deutschland überfallen – stets getrieben von der Absicht Gaucks Vater umzubringen.
Und als guter Christ weiß Gauck, daß Sühne für das russische Verbrechen bis ins siebte Glied anhalten muß. Gott strafe Russland.
Besonders verachtenswert sind im Gauckiversum diejenigen Deutschen, die es wie Erhard Eppler wagen Russische Sorgen zu verstehen.
Zuletzt kam noch der üble Renegat Genscher hinzu, der sich erdreistet die antirussischen Sanktionen zu kritisieren.

Da fühlt sich Gauck in seiner Ehre als Präsident persönlich beleidigt und rückt die Dinge zurecht. Diese „Empfindsamkeiten“ kann er absolut nicht verstehen.

[…Ich habe] Sorge […] vor dem, was dort gerade passiert: Dass im Osten Europas, in unmittelbarer Nachbarschaft zur EU, ein lange Jahre akzeptierter Respekt vor Völkerrecht plötzlich durch Russland in Frage gestellt wird. […]  Mir geht es bei meiner Kritik nicht um das Land Russland, das ich mit seiner Kultur und seinen Menschen schätze. Mir geht es um die Missachtung von Bürgerrechten, von Menschenrechten und um den Bruch des Völkerrechts. […]  
Ich sehe […] Fehler auf westlicher Seite nicht. […] Ich kann die Auffassung mancher Beobachter und Kommentatoren nicht nachvollziehen, dass man es Russland nicht zumuten könne, wenn in seinem Umfeld andere Völker eigene Politik-Entscheidungen treffen. Als Teil der ostdeutschen Demokratiebewegung hätte ich mich auch niemals mit dem Gedanken zufrieden gegeben, dass eine Demokratisierung Ostdeutschlands und Polens Moskau  nicht zumutbar sei. Das Selbstbestimmungsrecht der Völker hat Vorrang. Deshalb muss der selbst gewählte, auch an einer engen Zusammenarbeit mit der EU orientierte Weg der Ukraine respektiert werden. Ich kann nicht nachvollziehen, dass wir in vorauseilendem Gehorsam die Empfindsamkeiten Russlands ernster nehmen sollten als das Selbstbestimmungsrecht der ukrainischen Bevölkerung.
[…] [gut, dass es die Nato-Osterweiterung gegeben hat.]
[…] Unsere Nachbarn hatten das Recht, der NATO beizutreten, die für sie nicht nur als politisches Bündnis sondern auch als Verteidigungsbündnis von zentraler Bedeutung war und ist. […]