Sonntag, 19. April 2020

Relativ gute Politiker in Deutschland.


Klar, in Relation zu solchen hochgefährlichen, mord-debilen Soziopathen wie Trump und Bolsonaro, sind die deutsche Bundesregierung und die Ministerpräsidenten eine echte Wohltat.
Unter ihnen gibt es promovierte Naturwissenschaftler und Mediziner, die genau zuhören und analysieren was Virologen, Gesundheitsämter und Krankenhäuser berichten. Ihre Entscheidungen treffen sie „auf Sicht“; das heißt, sie können keine festen Daten nennen, ab wann was wieder wie laufen soll.
Alles andere wäre auch unseriös.
Glaubt man den Ergebnissen der Analyseagentur Deep Knowledge Group wird die Corona-Krise weltweit am besten in Israel und Deutschland gemanaged.
Flatten the curve ist insofern gelungen, als es nach Wochen der Pandemie in Deutschland immer noch 10.000 bis 13.000 freie Intensivbetten gibt, ähnlich viele Menschen genesen wie neu erkranken und der magische Reproduktionsfaktor R etwa bei 1 liegt.

Aber das ist keine absolut betrachtete gute Regierungsarbeit, sondern eine Relative.
Was bedeutet das schon, wenn man sich mit irren Egomanen wie Trump misst?

Merkel und die Ministerpräsidenten haben selbst in so einer tödlichen Pandemie immer noch weit offene Ohren für die Wirtschaftslobbyisten von der Industrie.
Es ist zwar vollkommen absurd, aber ab morgen dürfen die Autohäuser für Luxusvehikel wieder eröffnen, obwohl sie fast immer über der willkürlichen Ladenquadratmeter-Zahl von 800 liegen.
Ganz sicher sind diese nicht für die Gesundheit relevant und so sollte man unter epidemiologischen Aspekten auf diese Ansteckungsgefahr verzichten.
Aber die oberste Autolobbyisten und Nachfolgerin des Megastrippenziehers Matthias Wissmann heißt Hildegard Müller; ehemalige JU-Chefin, Merkel-Vertraute, Staatsministerin im Bundeskanzleramt und sogar Teil des legendären Girlscamp. Sie sorgt wie auch der Daimler-Cheflobbyist von Klaeden, der ebenfalls Merkels Staatsminister war, dafür daß Großaktionäre und Superreiche wichtiger als Gesundheit sind.

Sinnvoll wäre es das öffentliche Leben nur dann schrittweise wieder zu öffnen, wenn die Menschen Masken und möglicherweise auch Handschuhe tragen, um beim Sprechen und Niesen weniger Viren hinauszuschießen.
Das kann aber nur verordnet werden, wenn es solchen Mundschutzmasken für alle gibt.
Davon kann aber keine Rede sein, weil Merkels Bundesgesundheitsminister Spahn seit Monaten die Warnungen vor einer Verknappung der Schutzkleidung total ignorierte und nun auch in Woche fünf des Lockdowns scheitert auch nur annähernd genügend Material zu besorgen.

[……] Auch bei der Beschaffung von Schutzmasken konnte Spahn kleine Erfolge melden: Sein Ministerium habe bis zum vergangenen Wochenende 80 Millionen Masken beschafft. Sie bleiben Ärzten und Pflegefachkräften vorbehalten – und werden schon dafür nicht ausreichen. Wollte man alle Bürger mit Schutzausrüstung ausstatten, brauchte es Milliarden. [….]
(DER SPIEGEL, 18.04.2020)

Es ist ja auch ganz schön zu hören, daß so langsam mal die Schüler wieder in die Schulen kommen.
Aber leider hat auch in den deutschen Regierungen niemand ein Rezept dafür wie der Unterricht funktionieren soll, wenn man wegen des Abstandsgebot nur noch maximal 15 Schüler in einen Raum stecken darf und dadurch dreimal so viele Lehre und Räume braucht, während schon vor Corona Lehrermangel herrschte und nun auch noch ein Drittel von ihnen als Angehörige einer Risikogruppe (Ü60 oder Vorerkrankungen) das Schulgelände nicht betreten sollen.
Wir brauchen also mindestens 300% der Lehrer, haben aber nur gut 60%. Und nun?


Die totale Mangelausstattung von Schulen und Universitäten, der eklatante Lehrkräftemangel sind keineswegs als Plagen vom Himmel gefallen, sondern seit 15 Jahren durch systematisches Politikversagen und Aussitzen insbesondere der C-Politiker entstanden. Trotz kontinuierlicher eindringlichster Warnungen aller Fachleute und des Philologenverbandes.

Kaum zu glauben, aber wahr: In seinem neu entfachten Ehrgeiz im Kampf um den CDU-Vorsitz stellt Armin Laschet nicht nur wirtschaftliche Interessen von die Gesundheit der Menschen, sondern er stellt sich auch noch gemeinsam mit Hardcore-Religiot Ramelow auf die Seite einer Minderheit von unbelehrbaren Katholiban, die Gottesdienste als Hauptbrutstätten der Pandemie wieder einführen wollen. In der MP-Konferenz mit Kanzlerin musste Laschet ausgerechnet von Jesus-Freak Markus S. gebremst werden.

[….] Zu einer Kontroverse zwischen ihm und anderen Teilnehmern kam es beim Thema Religion. Laschet ist Katholik, gemeinsam mit dem thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) plädierte er für eine Öffnung: Unter Beachtung aller Vorschriften solle es doch möglich sein, Gottesdienste zu feiern.
Andere wiesen darauf hin, dass es vor allem die Älteren, also die Gefährdeten seien, die in die Kirche gingen. Im Gottesdienst werde gesungen, was die Gefahr für eine Übertragung per Tröpfchen erhöhe. Laschet war in der Defensive.
Doch den entscheidenden Schlag führte Söder – ausgerechnet Söder, der zwar protestantischer Franke ist, aber dem katholischen Bayern vorsteht: Man habe schließlich selbst dem Papst zugemutet, an Ostern allein die Messe zu feiern, sagte er. Was soll man dagegen noch vorbringen? […..]
(SPIEGEL, 18.04.2020)

Es ist ja schön, daß Ministerpräsident Laschet verantwortungsvoller als Donald Nero ist, der seine fanatisierten Anhänger dazu antreibt gegen die Kontaktverbote zu demonstrieren.
Aber dennoch ist der dringende Ruf nach dem Hochfahren des öffentlichen Lebens in Deutschland, um der Wirtschaft zu helfen, ein lebensgefährlich bis tödliches Spiel.

[…..] So­lan­ge wir ein In­fer­no wie in Ita­li­en oder Spa­ni­en ver­hin­dern wol­len, müs­sen wir eine Iso­lie­rung, wie wir sie bis­her hat­ten, auf­recht­er­hal­ten. Dass wir bis 2022 da­mit le­ben müs­sen, ist kei­ne Pa­nik­ma­che, son­dern ein rea­lis­ti­sches Sze­na­rio. For­scher um den Har­vard-Pro­fes­sor Ste­phen Kiss­ler ha­ben das jetzt für die USA be­rech­net. […..] Kiss­lers Kur­ven zeich­nen das Ka­ta­stro­phen­sze­na­rio ei­nes All­tags im Shut­down, der im­mer wie­der neu ver­hängt wer­den muss, soll­ten die Re­gie­run­gen zwi­schen­zeit­lich Lo­cke­run­gen wa­gen. Je nach Ver­lauf müss­ten die Bür­ger bis zu ei­nem Drei­vier­tel­jahr in Iso­la­ti­on ver­brin­gen, um das Ge­sund­heits­sys­tem nicht zu über­for­dern. Noch im Jahr 2024 könn­te die Seu­che er­neut auf­flam­men.
Wir ste­hen erst am An­fang der Pan­de­mie. Und jetzt schon hat das Vi­rus die Welt vor die­ses un­er­träg­li­che Di­lem­ma ge­stellt: Ein Le­ben im Lock­down mit al­len so­zia­len, wirt­schaft­li­chen, psy­cho­lo­gi­schen Fol­gen steht ge­gen das Ri­si­ko, der Seu­che frei­en Lauf zu las­sen. Sie wür­de Mil­lio­nen Men­schen tö­ten. Nicht nur Ge­brech­li­che, auch Ärzte, Kran­ken­pfle­ger, jun­ge Men­schen. […..]

Samstag, 18. April 2020

Voller Nero-Modus

Es gibt derzeit eine Menge hochproblematischer autokratischer Herrscher, die sich massiv bemühen demokratische Elemente abzuschaffen und selbst bis zum Hals in kriminellen Machenschaften stecken.
In eine Schublade lassen sich Jarosław Kaczyński, Viktor Orbán, Andrej Babiš, Putin, Erdoğan, Duterte, Bolsonaro, Johnson, Netanjahu und Trump aber nicht stecken. Zu unterschiedlich sind ihre Ausgangslagen und Interessen.

Netanjahu und Trump müssen von allen Genannten am meisten fürchten im Knast zu landen, wenn sie ihre Amts-Immunität nicht mehr schützt.
Die Osteuropäischen Rechts-Autokraten haben starke religiöse und finanzielle Motive.

Johnson und Putin denken großmächtig, agieren skrupellos, wollen aber durchaus Stabilität und wirtschaftliche Prosperität für ihr eigenes Volk.
Dabei ist Putin der Klügere und Bedächtigere der beiden. Ihm unterlaufen keine groben Fehler, die ihn so lächerlich aussehen lassen wie den Engländer.

Erdoğan, Duterte und Bolsonaro haben ausgeprägt sadistische Charakterzüge, es bereitet ihnen echte Lust andere Völker und Regimegegner zu quälten.

Johnson und Trump haben eine ähnliche Agenda und gehen gleichermaßen impulsiv und planlos in ihre Jobs.

[…..]  Es ist schwer zu wissen, was er tatsächlich denkt. Alles hat bei ihm einen performativen Aspekt. Was für ihn wichtig ist, ist nie, was tatsächlich passiert. Für ihn zählt nur, wie er die Realität so manipulieren kann, dass sie seinen Anhängern gefällt. Wenn ihm das gelingt, fühlt er sich beruhigt. Fraglich bleibt hingegen, ob er tatsächlich in irgendeiner Form Angst vor diesem Virus hat, außer als potenzielles politisches Problem. Er begreift das Virus nur im Sinne seiner selbst. Er ist ein Psychopath. Das heißt, wir haben in den USA jetzt eine doppelte Pathologie. Wir haben das Pathogen, das durchs Land zieht. Und wir haben die psychiatrische Behinderung des Präsidenten. […..]

Die Osteuropäer, Erdoğan und Netanjahu schaden ihren eigenen Ländern zwar gleichermaßen, aber das ist eher ein Nebeneffekt ihrer radikalen Agenda. Lieber würden sie sich in großartigen Wirtschaftsdaten und persönlichen Zustimmungsraten sonnen.

Während Putin der erfolgreichste Stratege der Autokraten und vermutlich auch der Intelligenteste von allen ist, befinden sich Trump, Duterte und Bolsonaro am anderen Ende der IQ-Skala.

Aber nur bei Trump und Bolsonaro kommen sagenhafte Doofheit, Soziopathie und Sadismus so zusammen, daß buchstäblich über Leichen gehen.
Sie befinden sich im vollen Nero-Modus und leben geradezu dabei auf Myriaden ihrer Landsleute in den Tod zu schicken.
Sie verfügen über keinerlei Empathie und kein Verantwortungsgefühl. Sie sind ganz offensichtlich auch intellektuell nicht in der Lage die Erfordernisse der Corona-Krise zu begreifen.

[…..] Trump ist eine Gefahr für die Gesundheit der Menschen nicht nur in seinem Land. Er hat vieles falsch, vieles zu spät gemacht und nur seine eigene Performance im Blick. Wenn er nun der WHO Gelder vorenthält, will er damit nur von seinen eigenen Fehlern ablenken. […..]
(Rolf Mützenich, SPD-Bundestagsfraktionsvorsitzender, SPIEGEL, 18.04.20)

Bei ihnen ist der Wahnsinn so weit fortgeschritten, daß sie die Realität in Relation zu ihren eigenen Bedürfnissen und Trieben vollkommen negieren.
Sie brennen buchstäblich ihre eigenen Nationen nieder.


Trump hetzt seine fanatisierten Anhänger dazu auf demokratische Gouverneure zu lynchen, um die ungeliebten Corona-bedingten Kontakteinschränkungen zu beenden.
Beim Stand von fast 40.000 Corona-Toten in den USA; mehr als 2.000 jeden Tag; treibt Donald Nero seine evangelikalen Rednecks zu Großdemos ohne Schutzkleidung zusammen.
Er erinnert an Zylonenboss Baltar aus den Originalfilmen, der geiferig „Burn, Galactica, burn!“ rief, als seine Truppen im Begriff waren den Rest der Menschheit auszurotten.

[…..]  Trumps Twitter-Attacken "Befreit Minnesota! Befreit Michigan!"
US-Präsident Trump ruft die Bürger in drei Bundesstaaten auf, sich von den Corona-Maßnahmen zu "befreien" und ihr Recht zu verteidigen, Waffen zu tragen. Die Gouverneure reagieren entsetzt.
[…..]  US-Präsident Donald Trump hat sich mit mehreren Twitter-Botschaften hinter Demonstranten gestellt, die ein Ende der Ausgangsbeschränkungen wegen des Coronavirus fordern. "BEFREIT MINNESOTA!" und "BEFREIT MICHIGAN!", schrieb Trump am Freitag im Kurzmitteilungsdienst Twitter in Großbuchstaben, gefolgt von: "BEFREIT VIRGINIA, und rettet euren großartigen zweiten Verfassungszusatz. Er steht unter Belagerung!"
Der zweite Zusatz zur US-Verfassung garantiert das Recht auf Waffentragen. Die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen in den USA stieg derweil auf mehr als 700.000.
[…..]  In allen drei Bundesstaaten hatte es in den vergangenen Tagen Demonstrationen gegen die wegen des Coronavirus verhängten Ausgangsbeschränkungen gegeben. Alle drei Staaten werden zudem von Politikern der Demokratischen Partei regiert - Trump dagegen ist Republikaner.
Ebenfalls am Freitag griff Trump den demokratischen Gouverneur des Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, an. Dieser solle "rausgehen und seine Arbeit machen", schrieb er über den Regierungschef des mit mehr als 10.000 Todesopfern am schwersten vom Coronavirus betroffenen Bundesstaates. Cuomo reagierte mit der lapidaren Bemerkung, wenn Trump "zu Hause sitzt und TV guckt, sollte er vielleicht aufstehen und zur Arbeit gehen".[…..]  Michigans Gouverneurin Gretchen Whitmer reagierte auf Trumps Twitter-Botschaften mit den Worten, sie hoffe, diese würden "nicht weitere Proteste ermutigen". Michigan werde das Wirtschaftsleben dann wieder zur Normalität zurückkehren lassen, "wenn es sicher ist", betonte sie. [….]

Freitag, 17. April 2020

Mal wieder so ein Aussetzer


Zugegeben, in der Online-Welt, die selbst mich gegen meinen Willen dazu brachte vor knapp zwei Jahren mein erstes Klugtelefon zu kaufen, weiß man schneller und simultaner über neueste Katastrophen Bescheid, als es seriöse Portale verbreiten und Zeitungen drucken können.
Aber es braucht später doch die richtigen Journalisten, um die Situation zu analysieren, Hintergrundinformationen zu liefern, die Falschmeldungen auszufiltern und alles in die richtigen Zusammenhänge zu ordnen.
Wenn man den Schritt gemacht hat, kommt die Kür. Das sind die Meinungsartikel, die Kommentare, das Feuilleton, die Kolumnen.
Das ist der Spitzenjournalismus, für den man zahlen muss und den ich auch gerne bezahle. Denn diese Feuilleton-Artikel und Kolumnen werden nicht nur von klugen Köpfen geschrieben, sondern sie machen auch klüger, weil dadurch die Informationen neu Vernetzt und in andere Zusammenhänge gestellt werden.
Selbstverständlich ist es angenehmer Kolumnen zu lesen, deren Schreiber auf einer ähnlichen Wellenlänge wie man selbst schwingen.
Aber man verlässt den Pfad der Intellektualität, wenn man im Journalismus nur das liest, was einem persönlich sehr gefällt.
Dafür gibt es schließlich Kunst. Lyrik, Prosa, Romane. Die kann und soll man genießen und Autoren lesen, deren Thematik und Stil erfreuen.
Möchte ich mir aber ein Bild über die aktuellen Entwicklung im Nahostkonflikt oder die britischen Corona-Maßnahmen machen, habe ich den Anspruch ein neues Unternehmenssteuermodell oder die genau Arbeitsweise der WHO in China zu verstehen, brauche ich seriöse Berichterstattung, die auch all das beinhaltet, das ich nicht gern höre.
Anschließend geht es wieder ein paar Seiten weiter zu den Kolumnisten; also Zeitung zum Genießen.
Glücklicherweise gibt es im deutschsprachigen Raum viele gute Kommentatoren und Kolumnisten.
Höflicherweise zähle ich Menschen wie Franz Josef Wagner eben nicht zu Kolumnisten. Der ist ein Clown.

Einer der vielen guten Kommentatoren ist Jakob Augstein, der uneheliche Sohn Martin Walsers, Herausgeber des FREITAG und SPIEGEL-Miteigentümer.
Ein guter, gebildeter Typ, der mir mit seinen Texten schon viel Freude bereitete.
Das bedeutet freilich nicht, daß ich ihm immer zustimme und mich nie über ihn ärgere.

[….] Natürlich habe ich mich auch manchmal über Jakob Augstein geärgert. Etwa in der Kinderbeschneidungsdebatte, als er das Thema ganz offensichtlich nicht recht zu Ende dachte und sich auf die Seite der Kinderschnibbler warf.
Augstein, 52, SPD-Mitglied seit 1992, konnte bei aller Vernunft ab und zu erstaunlich Unvernünftiges heranziehen, indem er beispielsweise den richtigen friedenspolitischen Ansatz mit Bibelzitaten untermauerte.
2016 warf er sich für den höchst zweifelhaften Volker Beck in die Bresche.
Grundsätzlich bedauere ich aber das Ende der Augstein-Kolumne „Im Zweifel links“ (1/11-10/18), weil er als einer der wenigen Meinungsjournalisten ein kenntnisreicher Querdenker war, der sich traute Unpopuläres anzusprechen.
Viele Mal zitierte ich ihn voller Überzeugung.
Insofern war es ein harter Schlag für mich als ihn das renommierte Simon-Wiesenthal-Center im November 2012 auf Platz 9 seiner jährlichen Rangliste der „Top Ten Anti-Semitic/Anti-Israel Slurs“ setzte und sich dabei ausgerechnet auf den längst nicht mehr seriösen Henryk M. Broder stützte, der Augstein mit Hitler verglich und ihn einen  „lupenreinen Antisemit, eine antisemitische Dreckschleuder“ nannte. […..]

Vorgestern war es wieder soweit, als Augstein auf Twitter treudoof fragte wieso Baumärkte öffnen dürften, aber Gottesdienste nicht.



Aua, zum Glück bekam Augstein auch sofort den Shitstorm, der er für so einen selten dämlichen Tweet verdiente.


 Die evangelische Kirche ist übrigens weniger verblödet als Augstein. Auch Muslime halten sich ganz selbstverständlich im Ramadan an alle staatlichen Auflagen des Gottesdienstverbotes. Es sind offenbar nur die Katholiken, die lieber riskieren ihre Schäfchen sterben zu lassen


[…..] Mehr als zwei Drittel der Deutschen halten öffentliche Gottesdienste in der Corona-Krise einer Umfrage zufolge für nicht notwendig. Laut einer repräsentativen Untersuchung durch das in Erfurt ansässige Meinungsforschungsinstitut Insa Consulere für die katholische Zeitung "Tagespost" (Würzburg) sind nur zwölf Prozent der Deutschen der Meinung, Vor-Ort-Gottesdienste auch während der Pandemie zu erlauben.
Unter den Katholiken sprechen sich demnach nur 15 Prozent dafür aus, dass Gläubige derzeit bei Gottesdiensten persönlich anwesend sein dürfen. 69 Prozent seien dagegen. Bei den Protestanten seien 13 Prozent dafür, 71 Prozent dagegen. […..]



Donnerstag, 16. April 2020

Wer regiert, ist nicht egal


Man kann wie die rasenden Populisten Johnson und Trump lügen, verschleiern, Schuld zuweisen.

Trump ist so sagenhaft verblödet, daß er Chinatown für einen Teil Chinas hält.


Seine Chefberaterin Kellyanne Conway mahnte unterdessen an die Anti-Corona-Maßnahmen nicht zu übertreiben; es sei schleißlich schon die 19. Corona-Epidemie. „This is Covid-19 and not Covid-1, folks!
Kann sie wirklich so verblödet sein nicht zu wissen, daß die „19“ für das Jahr der Entdeckung, nämlich 2019 steht und nicht etwa für eine 19. Version des gleichen Virus‘?


So drastische Lügen im Umgang mit einer Pandemie sind tödlich, im wahrsten Sinne des Wortes.
Dadurch haben England und die USA eine vielfache Todesrate.
Allerdings sind die sich selbst als „Lebensschützer“, bzw „pro life“-Politioten immer sehr aktiv, um möglichst viele Menschen zu töten – ob nun durch Kriege, Rüstungsexporte, Waffenwahn, Abbau von Gesundheitsvorsorge, Folter, Todesstrafe oder Asylverweigerung.
Sobald ein Leben den Uterus verlassen hat, ist es für Evangeliban und Republikaner wertlos.


Aufbrausende Selbstdarsteller sind eine tödliche Gefahr in den Corona-Times; so sehr sie auch sonst vom Urnenpöbel geliebt werden.

Die vernunftorientierten, umsichtigen, vorsichtigen, zurückhaltenden, weniger charismatischen, nerdigeren Aktenfressertypen, die weniger in Talkshows dampflaudern, sondern seriös handeln, haben es oft schwer gegen schillernde Selbstdarsteller wie Bolsonaro,. Trump und Johnson.

Aber in der Krise werden sie offenbar doch geschätzt.
Zwar steigen auch Trumps Beliebtheitswerte in der Krise, weil sich verunsicherte Bürger immer hinter die Regierung stellen, aber verglichen mit dem gewaltigen Vertrauen, das US-Bürger beispielsweise den Gouverneuren von New York, New Jersey, Washington State und Kalifornien entgegenbringen, dümpeln Trumps Werte auf eher niedrigem Niveau.

Tout Deutschland wartete gestern auf die Ergebnisse der Bundeskanzlerin-Ministerpräsidenten-Konferenz. Wenn werden die Corona-Maßnahmen gelockert?
Anschließend traten ein Franke, eine in Hamburg Geborene, der regierende Bürgermeister Hamburgs und der zuvor in Hamburg Regierende vor die Presse:
Söder, Merkel, Tschentscher und Scholz.

[…..] So präsent war Peter Tschentscher (SPD) wohl noch nie. Seit Wochen äußert sich der Bürgermeister beinahe täglich zur Corona-Krise – und das nicht nur in Hamburg. Wenn Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin Neuigkeiten verkündet, sitzt er oft an ihrer Seite – aber warum?
Weil Hamburgs Bürgermeister ihr Liebling ist! „Wir sind ziemlich Willkommen in Merkels Umfeld“, berichtet ein Rathaus-Insider der MOPO. Die Kanzlerin schätzt offenbar Tschentschers Expertise als ehemaliger Mediziner – und wohl auch seine ruhige, besonnene Art. [….]

Es ist sicher richtig, daß Merkel mit Typen wie Scholz und Tschentscher wesentlich besser zusammenarbeiten kann, als mit Testosteronigen Alpha-Männchen wie Seehofer oder Merz.
Die wahre Erklärung für den gemeinsamen Auftritt der Vier ist allerdings simpler; Bund und Länder demonstrieren gemeinsames Handeln. Daher gehen Kanzlerin und Vizekanzler einerseits, sowie der Vorsitzende der MP-Konferenz (Söder) und der stellvertretende Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz (Tschentscher) andererseits zur Bundespressekonferenz.

Die gewaltigen demoskopischen Werte der Grünen, die seit zwei Jahren stabil schienen, sind wie ein Soufflé in sich zusammengesackt, Habeck und Baerbock kommen kaum noch vor, so daß sich ihre Partei wieder hinter der SPD einreiht.
Dabei machen sie gar nichts falsch – im Gegensatz zur erbärmlich braun-populistischen FDP, die schon an der 5%-Hürde nagt und der Trottel-AfD, die seit vielen Jahren erstmals wieder einstellig ist.
Die Bundesgrünen regieren aber zufällig nicht und können daher auch nicht punkten.
A posteriori erweist es sich als doppelt richtig, daß die Bundes-SPD erneut in die Groko ging.
Krisenzeiten sind Regierungszeiten.
Zumindest wenn man regieren kann. Bezeichnenderweise gehen die Hamburger Grünen auch als Regierungspartei gerade demoskopisch unter.

[….]  Hamburgs SPD plötzlich bei 50 Prozent
[….] Vor nicht einmal zwei Monaten hat Hamburg eine neue Bürgerschaft gewählt [….] Insgesamt 39,2 Prozent der Stimmen konnten die Sozialdemokraten ergattern. Auf dem zweiten Platz landeten die Grünen mit insgesamt 24,2 Prozent [….]  Zum Glück für die Grünen hat das Virus Deutschland und Hamburg nicht bereits vor der Wahl erreicht.
[….] Da wäre natürlich vor allem Bürgermeister Peter Tschentscher, aber auch Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks, Innensenator Andy Grote, Finanzsenator Andreas Dressel oder Schulsenator Ties Rabe.
 „Den Menschen, also auch den Wählern, ist wichtig, dass die Regierung etwas unternimmt. Wer Soforthilfen bereitstellt, Hilfe schafft und Materialien wie Schutzkleidungen bereitstellt, der stellt sich seiner Verantwortung. Und das wird honoriert“, sagt [Politik-Professor Kai-Uwe Schnapp]. Worte, die auch von einer aktuellen Online-Umfrage der MOPO mit 4700 Teilnehmern (Stand Donnerstag, 14 Uhr) untermauert werden.
Hamburg: 50 Prozent Zustimmung für die SPD
Auf die Frage, wen sie wählen würden, wenn am Sonntag Bürgerschaftswahl wäre, antworteten beeindruckende 50 Prozent mit SPD. Die Grünen hingegen, die bei ähnlichen Online-Umfragen der MOPO meist gute Ergebnisse erzielen, erhielten diesmal nur maue neun Prozent.
[….] Die weiteren Ergebnisse: CDU (15 Prozent), Linke (8), AfD (13) und FDP (5).[….]
In einer weiteren Frage mit 2500 Teilnehmern ging es außerdem darum, ob die Nutzer Peter Tschentscher oder Katharina Fegebank (Grüne) direkt zum Bürgermeister wählen würden. Das Resultat war eindeutig, 90 Prozent sprachen sich für den amtierenden Bürgermeister Tschentscher aus. [….] (MoPo, 16.04.20)