Dienstag, 29. Januar 2019

Neoliberale Staatsverachtung.


Diejenigen, die immer so selbstverständlich wissen, daß man heutzutage keine klassischen Periodika wie „SPIEGEL“ oder „Süddeutsche Zeitung“ mehr benötigt, sind diejenigen, die keine solchen Abonnements haben, die Artikel nicht lesen und dennoch genau beurteilen wollen, was in den Recherchen steht, die sie gar nicht kennen.

Es gibt aber Themen, die man sogar ausschließlich offline erreicht, wie beispielsweise die Berichterstattung über den Pell-Prozess in Australien.
Andererseits sind da die Megaskandale wie die Panama-Papers, über die man selbstverständlich auch online lesen kann, aber deren Details exklusiv in epischer Breite in der Süddeutschen abgedruckt werden.

SPIEGEL-Verachter mögen grundsätzlich über politische Beratertätigkeiten informiert sein, aber sie können das perfide generalstabsmäßige Vorgehen der großen internationalen Beraterfirmen nicht so gut beurteilen wie die Leser der aktuellen Titelgeschichte „Die fünfte Gewalt.“

Ich rate jedem, sich das aktuelle Heft, SPIEGEL Nr.5, 26.01.2019 zuzulegen, um genau zu studieren, wie und wo mit welchen Absichten Staat und Regierung beraten werden. Hinter den beschrieben skandalösen Zuständen verbirgt sich aber das toxisch-staatsverachtende FDP-Denken, welches seit den frühen 1980er Jahren die Handlungsfähigkeit unseres Landes unterminiert.
Die Möllemanns und Westerwelles und Lindners und Wirtschaftslobbyisten haben unseren Staat inzwischen weitgehend zersetzt, indem der Bevölkerung und Presse flächendeckend eingeimpft wurde der Staat müsse sich zurückziehen. Er wäre „aufgebläht“. Deregulierungs- und Entbürokratisierungsbeauftragte wurden bestimmt, der „verschlankte Staat gefordert“, Ministerien zu grotesken Superministerien fusioniert, systematisch Beamte entlassen. Ex-MP Edmund Stoiber sollte in Brüssel als Leiter einer EU-Arbeitsgruppe zum Bürokratieabbau Strukturen straffen und Personal in Rente schicken.
Nachdem im Bundesinnenministerium die McKinsey-Berater eingefallen waren, wurde so viele Stellen gestrichen, daß es nur noch rudimentäre Arbeitsfähigkeit gab. Schon in der schwarzgelben Koalitionszeit (2009 bis 2013) bat das BamF die Minister Thomas de Maizière und Hans-Peter Friedrich dringend um Stellenaufstockung. De Maizière lehnte das bis in den Sommer 2015 kategorisch ab und bekam dann was er bekommen musste. Chaos und völlig überforderte Behörden.

[….] Das Bamf wird von ei­ner rei­nen Asyl­be­hör­de zum zen­tra­len Na­del­öhr für Aus­län­der­fra­gen in Deutsch­land. Es ist der Ort, an dem sich die Flücht­lings­kri­se zu­erst be­merk­bar macht. Ab 2013 be­gin­nen die Zah­len bei der Re­gis­trie­rung von Asyl­be­wer­bern zu ex­plo­die­ren. Das Amt müss­te nun schnell re­agie­ren, es müss­te Per­so­nal ein­stel­len, die IT an­pas­sen, neue Ar­beits­ab­läu­fe schaf­fen. Es pas­siert: fast nichts. 2015 steht das Bamf vor dem Kol­laps, durch den an­schwel­len­den An­drang der Flücht­lin­ge und die Un­tä­tig­keit der Po­li­tik.

»Es gab in den ope­ra­ti­ven Kern­pro­zes­sen des Bamf kei­ne funk­ti­ons­fä­hi­gen Ab­läu­fe«, so heißt es in ei­ner Ver­schluss­sa­che der Bun­des­re­gie­rung aus dem Jahr 2017, die auf 45 Sei­ten die Zu­stän­de im Bamf rück­bli­ckend als »de­so­lat« ana­ly­siert. Die Füh­rungs­kräf­te wer­den als »hilf­los« und »über­for­dert« be­schrie­ben. [….]
(SPIEGEL 5/19)


Brüderle, Rösler und Westerwelle haben es geschafft dem Volk einzureden, es wäre vorteilhaft möglichst wenige Minister und wenige Ministeriale zu haben, es wäre wünschenswert Ortsämter und Justizbehörden personell auszuquetschen.
FDP und INSM-Lobbyisten sind wie eine Autoimmunkrankheit Deutschlands.
Nun sind (noch) die Kassen voll, aber es fehlen 50.000 Lehrer, in den Grundschulen bröckelt der Putz, Universitäten platzen aus den Nähten, Jugendstraftäter warten Jahrelang auf ihren Prozess, weil es viel zu wenig Richter und Staatsanwälte gibt, viele hundert Milliarden Euro Steuern werden hinterzogen, weil keine Steuerfahnder da sind, 500 mit Haftbefehl gesuchte Rechtsextreme laufen frei rum, weil die Zivilfahnder dafür keine Zeit haben, die Straßen sind voller Schlaglöcher und die Brücken verfallen.

[….] Im Be­reich des Bun­des wur­den al­lein in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren mehr als 50 000 Stel­len ab­ge­baut. Der Deut­sche Be­am­ten­bund be­klagt eine Per­so­nal­lü­cke von 200 000 Men­schen im öf­fent­li­chen Dienst. […..]
(DER SPIEGEL, 5/19)

Und wenn irgendein Problem auf die Regierung zukommt, wie dieses neumodische Hacken und Phishen -  Seehofers Jungs sind im Jahr 2019 offenbar völlig überrascht, daß es sowas gibt – schreit man gleich nach IT-Beratern. Internet ist Neuland für die Bundesregierung; es gibt schlicht kein Fachwissen dafür im Innenministerium.
Den Staat totzuschrumpfen ist eine Idee, die auch von anderen geistigen Größen gefeiert wird.

[….] [Da­ten­wis­sen­schaft­ler Dhanur­jay Pa­til] er­zähl­te mir, wie die Re­gie­rungs­be­am­ten nach Trumps Sieg die Überg­a­be der Amts­ge­schäf­te an ihre Nach­fol­ger vor­be­rei­te­ten. In den Be­hör­den wur­den auf­wen­di­ge Brie­fings prä­pa­riert, Mee­tings ter­mi­niert. Und dann kam nie­mand. Die Oba­ma-Leu­te sa­ßen meist al­lein da, kei­ne Trump-Ge­sand­ten weit und breit, nicht nach Ta­gen, nicht nach Wo­chen. An den In­sti­tu­tio­nen die­ses Staa­tes, dem sie nun plötz­lich vor­stand, hat­te und hat die­se Re­gie­rung schlicht kein In­ter­es­se. [….]  Es war schon im­mer ein Pro­blem, dass Po­li­ti­ker Wahl­kampf ma­chen mit dem Ruf nach ei­nem schlan­ke­ren Staat. Sie stel­len sich als Kämp­fer ge­gen den Ver­wal­tungs­dschun­gel dar, schon Rea­gan hat das ge­macht, die Bushs ge­nau­so. Al­ler­dings war es bei frü­he­ren Prä­si­den­ten so, dass sie, kaum wa­ren sie im Wei­ßen Haus, be­grif­fen ha­ben, wie wich­tig ihre Mi­nis­te­ri­en sind. Bei Trump ist es an­ders. Er glaubt tat­säch­lich, dass der Staat nutz­los ist, er hat kei­ne Ah­nung, was sei­ne Be­hör­den tun, und er will es auch nicht wis­sen. [….]
(Bestsellerautor Michael Lewis im SPIEGEL Nr 5/2019)

Es läge mir fern Angela Merkel mit Trump zu vergleichen. Das hat niemand verdient.
Aber auch sie versteht nicht wozu eine Ministerialbürokratie da sein kann.
Üblicherweise wird ihre „Schlanker Staat“-Obsession auf schlechte Erfahrungen in der DDR zurückgeführt. Ich halte das aber für eine arg simple Deutung und glaube einfach es entspricht ihrem phlegmatischen Naturell sich nicht allzu sehr den Kopf über die Zukunft zu zerbrechen.

 (…..)  Das strategische Denken ist im Kanzleramt längst abgeschafft.
Das beklagen interessanterweise in erster Linie konservative Medien.

Es folgte der Herausgeber der stramm konservativen F.A.Z. Frank Schirrmacher.

Bürgerliche Werte: „Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat“
Im bürgerlichen Lager werden die Zweifel immer größer, ob man richtig gelegen hat, ein ganzes Leben lang. Gerade zeigt sich in Echtzeit, dass die Annahmen der größten Gegner zuzutreffen scheinen.

Das zutiefst bürgerliche Manager-Magazin empört sich in der aktuellen Ausgabe über die totale Denkfaulheit und intellektuelle Unterbesetzung des Merkel’schen Kanzleramtes.

Wie die Merkel-Regierung Politik simuliert
Strategische Fragen werden geräuschlos verwaltet - bestenfalls. Der Euro? Eine Großbaustelle ohne Bauplan. Die Energiewende? Ein Projekt mit desaströsem Vollzugsdefizit. Die drohende Vergreisung der Gesellschaft? Die alles umwälzende Digitalisierung der Wirtschaft? Themen für "Gipfel" genannte Konferenzen, mit denen die Merkel-Regierung Politik zu simulieren pflegt - schöne Bilder, keine Folgen.
[….]   Im Kern plagen das Kanzleramt zwei Defizite: ein personelles und ein strukturelles. Zum einen mangelt es an straffer Leitung; dem Amt fehlt Führung an der Spitze, auch wichtige Abteilungen waren schon stärker besetzt.
Zum anderen ist die Organisation der Regierung überholt: Nach wie vor dominiert das Ressortprinzip. Gemäß Grundgesetz ist die Regierungsgewalt geteilt zwischen den Ministerien. Das Kanzleramt soll kontrollieren und koordinieren. Doch in einer Zeit, in der viele Probleme Ressortgrenzen sprengen, steigt zwangsläufig die Bedeutung der Zentrale.
So erscheint das Merkel-Amt als real existierendes Paradoxon: An der Spitze steht eine Kanzlerin mit Richtlinienkompetenz, die aber, wenn irgend möglich, keine Richtlinien vorgibt. Ihr assistiert ein Kanzleramtschef, der Konflikte ausräumen und Entscheidungen beschleunigen soll, stattdessen aber Streit schürt und Beschlüsse ausbremst.
[…]    Der eigentliche Hebel einer Kanzlerschaft besteht in der Deutungshoheit. Wirkmächtig agieren kann der Regierungschef, wenn er Strategien formuliert - indem er Volk und Welt eine Idee davon vermittelt, wohin man gemeinsam will, und diese Idee dann konkretisiert. Verfassungsrechtler nennen das Richtlinienkompetenz.
Im Zentrum der Macht herrscht inhaltliche Leere
Ideen? Konzepte? Strategien? All das ist Merkels Sache nicht. Im Zentrum der Macht herrscht eine bedrückende inhaltliche Leere.
Das beklagen auch Topentscheider des Regierungsapparats selbst, die die Stiftung Neue Verantwortung kürzlich befragen ließ. Um in einem immer unsichereren Umfeld managen zu können und den Ereignissen seltener hinterherzurennen - "vor die Lage" zu kommen, wie Ministeriale das nennen -, wünschen sich die meisten Befragten mehr strategisches Denken und mehr Koordination.

Der bürgerlich-Intellektuelle CICERO beklagt währenddessen den Jubeljournalismus, der unkritische Merkelbelobigungen abliefert.

Wird es problematisch, leugnet Merkel die Realität und gibt „Es geht uns gut“-Parolen aus. (….)

Nicht nur die strategischen Abteilungen im Bundeskanzleramt müssten umgehend wieder aufgebaut werden.
Alle Regierungsbehörden sollten gewaltige Mengen gut bezahlter kluger Mitarbeiter einstellen.

[….] Na­tür­lich, sagt [Frank Jürgen] Wei­se, sei der deut­sche Staat prin­zi­pi­ell von gro­ßer Leis­tungs­fä­hig­keit mit her­vor­ra­gen­den Fach­kräf­ten, »aber der Druck zur Ver­bes­se­rung ent­steht nur noch durch Kri­se«. Ein gro­ßer Un­ter­schied zur Pri­vat­wirt­schaft, wo Un­ter­neh­men ge­gen­steu­ern, wenn kein Geld mehr ver­dient wird oder Kun­den sich be­schwe­ren. Dem Staat feh­le also »die Mo­ti­va­ti­on zur In­no­va­ti­on«, sagt Wei­se. Nach neu­en Ide­en wer­de nur ge­sucht, wenn et­was rich­tig schief­ge­he. Was aber, wenn im­mer schnel­le­rer Fort­schritt, eine sich viel schnel­ler wan­deln­de Welt, ei­gent­lich stän­di­ge An­pas­sung und In­no­va­ti­on er­for­dert? [….]
(Spiegel Nr. 5/2019)

Wie konnte der Begriff „Ministeriale“ nur so negativ konnotiert werden? Und wieso ließen Medien und Regierte diese Deutung von Radikal-Neoliberalen zu?
Das „Ministerielle Seele“ wurde kaputt gespart. Die Besten gehen heute in die Privatwirtschaft, wo man besser bezahlt und nach Leistung (statt nach Dienstjahren) befördert wird. Die Verwaltung funktioniert nicht mehr.
Deutschland ist nun leider unfähig Großprojekte zu planen, vorrausschauende Außenpolitik zu machen oder auch nur Baustellen bei einer Straßensanierung zu koordinieren, daß nicht immer alle im Stau stehen.

(….)  Wäre Merkel zu strategischem Denken fähig, hätte Deutschland nicht in der letzten Dekade die außenpolitischen Beziehungen so eingefroren, daß gemeinsames Handeln kaum noch möglich ist, könnte man natürlich angesichts sich anbahnender menschlicher Superkatastrophen vorausschauend handeln, Verhungernde und Kriegsflüchtlinge rechtszeitig versorgen, bevor sie notgedrungen gen EU pilgern und im Mittelmeer ertrinken.
Schließlich fallen die Krisen nicht vom Himmel sondern bahnen sich lange an.
Aber Merkels Strategie des prinzipiellen Phlegmas, die scheinbar vom Wähler so geliebt wird, hilft da leider gar nicht.

[….] "Die meisten Ereignisse sind Vorwegnahmen anderer Ereignisse, oder Teile dieser Ereignisse." Ein Beispiel für diese Sorte Ereignis, das andere Ereignisse vorwegnimmt, ist die Entscheidung des "World Food Programme" (WFP) der Vereinten Nationen im Jahr 2015, die monatlichen Zuschüsse zu den Lebensmittelkarten für syrische Flüchtlinge zu kürzen. Konnte eine Flüchtlingsfamilie im Sommer 2014 noch Nahrungsmittel und Hygieneartikel im Wert von rund 25 Dollar pro Mitglied mit ihrer Karte beziehen, war es ein Jahr später nur noch die Hälfte. Dieses Ereignis war wiederum nur die Folge eines anderen Ereignisses, nämlich der mangelnden Spendenbereitschaft internationaler Geber, die trotz eindringlicher Bitten des WFP das nötige Geld nicht aufbrachten und so das Budget immer weiter sinken ließen - bis eben die Unterstützung für syrische Flüchtlinge gekürzt werden musste. Erst um ein Drittel, dann noch einmal bis auf erbärmliche zwölf Dollar im Monat.
Die Ereignisse danach sind bekannt: Statt zu verhungern, wagten syrische Familien zu Hunderttausenden den Aufbruch nach Europa. Anschließend waren sich alle einig, dass es günstiger gewesen wäre, dieser verzweifelten Fluchtbewegung zuvorzukommen. Alle waren sich auch einig, dass dieses Ereignis hätte antizipiert und vermieden werden können, wenn die Hinweise des WFP auf die drohende Katastrophe ernst genommen worden wäre. Bundeskanzlerin Angela Merkel gestand bemerkenswert zerknirscht ein: "Hier haben wir alle miteinander - und ich schließe mich da mit ein - nicht gesehen, dass die internationalen Programme nicht ausreichend finanziert waren." [….]

Brüssel und Berlin werden aber nicht nur von Paralyse und Apathie geplagt, sondern sind zudem auch noch lernunfähig.

Dabei müßte Merkel nicht etwa erst Sherpas aus ihrem eigenen Kanzleramt losschicken, um zu erfahren, wo in der Welt das nächste Ungemach droht. (….)

Montag, 28. Januar 2019

Wenn Rassismus bereut wird.


May, der Urinduscher oder Trump liefern so zuverlässig „you cannot make that shit up“-Stories, daß man „der“ Politik schon alles zutraut.
Das ist ungerecht, weil damit viele fähige und fleißige Parlamentarier mit in die Gaga-Schublade sortiert werden.

Tatsächlich gibt es diese „kann man sich nicht ausdenken“-Geschichten auch in allen anderen Bereichen des Lebens.
Sogar im echten Leben.

Da ist zum Beispiel der Juniorpartner in meiner Radiologen-Praxis. Ich kenne die Typen schon lange, musste im letzten Jahr wegen meines Beines aber öfter dort erscheinen.
Immer wenn ich den Arzt dort spreche, nennen wir ihn Dr. Schmidt, hatte ich das Gefühl er käme gerade aus China; ständig auf dem Sprung nach Hongkong.
Wieso das eigentlich?
Nun, er ist mit einer Chinesin verheiratet, deren Eltern noch in Hongkong leben. Sie haben zwei noch nicht schulpflichtige Kinder, so daß sie nicht auf Ferienzeiten angewiesen sind und das ausnutzen, um öfter mal rüber zu fliegen.
Wenn man langfristig plant sind auch diese extremen Landstreckenflüge durchaus bezahlbar.
So weit, so mittelmäßig spektakulär.
Als ich die Schmidts mal privat traf, erfuhr ich, daß er aus einer alteingesessenen Hamburger Ärzte-Dynastie stammt. Sein Vater betreibt eine riesige und lukrative Radiologische Praxis, die natürlich sein Sohn mal übernehmen sollte. Schon während seines Studiums half er dort. Aber dann verliebte er sich in die Frau aus Hongkong. Dem konservativen Papa gefiel das gar nicht. Gut. Sich amüsieren wäre verzeihlich, aber so eine könne man nicht heiraten. Aber dann wurde seine chinesische Freundin schwanger und der Großvater in Spe verlangte ultimativ eine Abtreibung und/oder die Trennung seines Stammhalters von ihr.
„Ich werde niemals Schlitzaugen-Enkel akzeptieren!“
Der Sohn reagierte so wie man in der Situation reagieren muss: Er zeigte seinem Vater einen Vogel und blieb mit seiner schwangeren Freundin zusammen. Kurze Zeit später heirateten sie.
Seine Eltern tobten, verstießen und enterbten den abtrünnigen Sohn, der diese Wechselbälger produzierte.
Das fiel insofern nicht ganz so schwer, weil Dr. Schmidt Jr. noch einen zehn Jahre jüngeren Bruder hatte. Damals gerade 16, aber ausgezeichneter Schüler, der zum Wohlgefallen des Vaters in der JU engagiert war und plante ebenfalls Medizin zu studieren.
Sollte sich also der Erstgeborene mit seiner Chinesenfamilie zum Teufel schweren und in einer anderen Praxis als Angestellter arbeiten.
 Schmidt Sr. Setzte alles auf seinen Benjamin, der würde dereinst die Praxis seines Vaters übernehmen.
Eine Zeit lang lief es gut. Die Deutsch-chinesische Familie gedieh, der Kontakt zum Rest der Familie war endgültig beendet.
Einige Jahre später, der zweite Sohn steckte mitten im Medizinstudium, meldete sich Opa aber doch wieder; er hätte sich das überlegt. Er wäre unter Umständen doch bereit seine Praxis an den ersten Sohn zu übergeben.
Woher der Sinneswandel?
Ganz einfach, Großvater hatte auf’s falsche Pferd gesetzt, sein Jüngster outete sich nämlich als schwul. Das war noch schlimmer. Dann schon lieber der Sohn mit der Chinesenfrau und den „Schlitzaugenkindern“.

Das Ende vom Lied ist, daß die Brüder wieder versöhnt sind, der Ältere aber seinem Vater einen Korb gab, weil er in seiner neuen Praxis glücklich ist und die große renommierte elterliche Praxis gar keinen Nachfolger aus der Familie haben wird.

Das nenne ich „dumm gelaufen“ für den Alten. Nun ist er beide Söhne los.

Ich war insofern erstaunt, weil ich mir gar nicht bewußt darüber war, daß es immer noch so große Vorbehalte gegen Asiaten gibt.
In meiner engeren Ami-Verwandtschaft gibt es gemischtrassige Ehepaare, daher kenne ich diese subtile Form von Rassismus gegenüber Schwarzen:
 „Wir haben ja gar nichts gegen deine (schwarze) Freundin, aber denk‘ an deine Kinder! Die werden es so schwer haben, wenn sie weder schwarz noch weiß sind und nicht wissen wo sie hingehören.“
Es ging aber nie so weit ernsthaft die Hochzeit zu torpedieren und als der erste Sohn geboren wurde, liebten ihn natürlich alle.

In China selbst gibt es übrigens auch umgekehrt einen ausgeprägten Rassismus. Die besten Menschen sind Asiaten, dann kommen weiße Europäer, dann ganz lange nichts und irgendwo ganz unten, kurz vor den Affen Schwarze.

China ist ethnisch sehr homogen und kam lange gar nicht mit Afrikanern in Kontakt. Seit dem dies geschieht, entstehen Probleme.
Durch Chinas Engagement in Afrika entstanden viele Handelsbeziehungen. In der drittgrößten chinesischen Stadt Guangzhou leben Zehntausende Schwarze.

[…..] "Manche kommen mit zwei leeren Koffern, kaufen hier Kleidung ein und fliegen nach wenigen Tagen zurück", sagt Benoît, ein junger Mann aus Benin, der seit zwei Jahren in Xiaobei als Koch arbeitet. Sie verkaufen die Textilien dann in Afrika und bereiten sich auf die nächste Einkaufsreise vor. Andere – wie Benoît – bleiben länger. Sein Touristenvisum kann er im rund 100 Kilometer entfernten Hong Kong innerhalb weniger Tage neu ausstellen lassen.
Sie alle allerdings leiden unter den in China weitverbreiteten Vorurteilen gegenüber Schwarzen. "Es herrschen klare soziale Hierarchien, die auf rassischer Überlegenheit basieren", schreibt der Soziologe M. Dujon Johnson. Der in Köln lebende Wissenschaftler ist der erste Afro-Amerikaner, der an einer taiwanesischen Universität seinen Doktor gemacht hat.
Barry Sautman, Soziologieprofessor an der Hong Kong University of Science and Technology, forscht seit Jahren zum Thema des chinesischen Rassismus. "Rassismus hat eine lange Tradition in China, und rassische Typologien sind tief in traditionellem chinesischem Denken verwurzelt", sagt er. Die wichtigste Ursache dafür sieht er in dem ethnischen Einheitsgedanken, der für die chinesische Gesellschaft prägend sei. [….]

Ein ähnliches Phänomen gibt es im ebenfalls ethnisch isolierten Japan.
Es war ein großer Schock, als ausgerechnet in der japanischsten aller Sportarten, im Jahrhunderte-alten Sumo Ausländer auftauchten.
Erst waren es vereinzelte Mongolen und Hawaiianer in den unteren Ligen. Dann tauchte Akebono Tarō (*1969 in den USA) auf, kämpfte sich 1992 bis in die höchste Liga, die Makuuchi-Abteilung hoch, gewann das Natsu-Basho von Tokio, wurde zum Ozeki befördert und musste nach zwei weiteren Turniergewinnen zum Entsetzen der konservativen Sumo-Fans zum 64. Yokozuna, also in den höchsten Rang befördert werden. Eine extreme Ehre, wie schon die Zahl zeigt – in dem bis ins 12. Jahrhundert zurückreichenden Sport gab es erst 64 Yokozuna-Würdige und 1993 den ersten Ausländer.
Immerhin gab es in den 1990ern noch japanische Yokuzuna, die Akebono gelegentlich schlagen konnten, aber dann wurden die mongolischen Rikishi immer stärker, die Top-Japaner wurden verdrängt und nach den Taka-Waka-Brüdern wurden gleich fünf Ausländer nacheinander Yokuzuna. Nr 67 Musashimaru aus Samoa, sowie mit Nr. 68 bis 71 gleich vier Mongolen in Folge: Asashōryū Akinori, Hakuhō Shō, Harumafuji Kōhei, Kakuryū Rikisaburō.
Davon erholte sich der traditionelle konservative Sumosport nicht mehr.
Sumo mit Ausländern? Das können bis heute viele Japaner nicht akzeptieren.
Dabei war der im Vergleich zu Akebono geradezu schmächtige Asashōryū einer der interessantesten Sumotori seit Jahrzehnten. Niemand verwendete so viele verschiedene Techniken und machte seine Auftritte spannender als er.

Nicht auszudenken was passiert, wenn es den ersten dunkelhäutigen Yokozuna geben sollte, denn immerhin haben Mongolen eine phänotypische Ähnlichkeit mit Japanern.
Schwarze sind da eine ganz andere Nummer.

Das erfuhr auch die auf Hokkaidō lebende Tamaki Ōsaka als sie sich vor gut 20 Jahren in einen Schwarzen verliebte. Einen richtig Dunkelschwarzen aus Haiti namens Leonard „San“ François.
Als Tamaki Ōsaka auch noch schwanger wurde und am 16. Oktober 1997 in Osaka ihre Tochter Ōsaka Naomi gebar, reagierte der frischgebackene Großvater wie Radiologe Schmidt auf der anderen Seite der Erde. Er verstieß und enterbte seine Tochter wegen ihrer „Rassenschande“ und zwang das junge Paar letztlich dazu Japan zu verlassen und sich mit ihrer gemischtrassigen Tochter in den USA niederzulassen.
Die kleine Naomi wuchs als Amerikanerin mit japanischem Pass auf, spricht kaum japanisch und begann Tennis zu spielen.
Professionell Tennis zu spielen.
Sehr professionell. Inzwischen gewann sie die US-Open und am letzten Wochenende auch die Australien Open. Damit wurde sie zur äußerst wohlhabenden Nummer Eins der Tennisweltrangliste. Die erste Japanerin auf dem Thron.
Zu blöd, daß man das dunkelhäutige Landeskind einst verstoßen hatte.
Nun ließe sich so wunderbar mit ihr werben.
Wenn sie doch bloß nicht so dunkle Haut hätte. Aber daran kann man ja was ändern, dachte sich ein bekannter japanischer Nudelhersteller.

 [….] Japan jubelt. Nach ihrem Sieg bei den Australian Open am Samstag wird erstmals eine Japanerin Nummer eins der Tennis-Weltrangliste: Naomi Osaka. Vor einem Jahr noch auf Rang 72, wurde sie schon im Herbst zum Liebling ihrer Landsleute, als sie die US Open gewann.
[….] Das waren große Gefühle, die viele Japaner im Fernsehen verfolgten. Doch auch diesmal gab es Misstöne. Osakas Sponsor Nissin, ein Fertignudel-Konzern, musste während des Turniers einen Youtube-Werbespot zurückziehen. Der Zeichentrick-Film, Teil einer "Hungrig nach Siegen" genannten Serie von Nissin, zeigte die dunkelhäutige Osaka mit weißer Haut und großen graublauen Augen.
Das Land sehnt sich nach sportlicher Größe, auch im Hinblick auf Olympia 2020 in Tokio. Die weit verbreiteten Vorurteile gegen das vermeintlich Unjapanische stehen dem entgegen. Wenn schon jemand Ausländer ist oder "Hafu", halb, dann hat seine Haut wenigstens weiß zu sein. [….] [….] Die Sportlerin selbst, die gebrochen Japanisch spricht, hat sich indirekt positioniert. Ihr Coach Sascha Bajin ist Deutscher, ihr Fitness-Coach Abdul Sillah Amerikaner mit libyschen Wurzeln. Zu ihrer Herkunft sagte sie einmal, sie sei nicht Japanerin, nicht Amerikanerin, sondern: Naomi. [….]

Sonntag, 27. Januar 2019

Nur Gutes


Heute ist Happy-Sonntag.
Was für ein Spaß es doch ist, die vernichtenden Kommentare zu Trumps Totalversagen zu lesen.


Der WDR, der dem volksverhetzerischen Pipi-Blogger eine Stunde Werbezeit einräumte, blamierte sich wie Trump bis auf die Knochen, bekommt nun von seriösen Medien wie dem Deutschlandfunk und anderen ordentlich auf’s Maul.

Das Paket, das ich Anfang November nach New York geschickt hatte und das ich schon längst verloren wähnte, stand heute Morgen nach Kirche unbeschädigt vor der Tür meiner Tante.

Die FDP schießt sich selbst ins Aus, indem sie demonstrativ die große Orban-Freundin Beer zur EU-Spitzenkandidatin kürt.

Und auch der große Kirchenfreund Edgar S. Hasse vom Hamburger Abendblatt zaubert mir aus meiner Heimatstadt ein Lächeln auf die Lippen:

 [….]  Der evangelische Kirchenkreis Hamburg-Ost bereitet den Verkauf der denkmalgeschützten Bugenhagenkirche in Barmbek vor.[….]  Völlig offen ist dagegen noch die Zukunft der Dreifaltigkeitskirche in Harburg, ein Kirchenbau aus den 1960er-Jahren. Seit zwölf Jahren wird er nicht mehr genutzt. Auch für die Meiendorfer Thomaskirche ist das Gebäudemanagement auf der Suche nach einer tragfähigen Lösung. Die Kirchengemeinde Meiendorf-Oldenfelde hatte entschieden, diesen Standort aufzugeben. [….]  In den vergangenen zehn Jahren haben sich die beiden Hamburger Kirchenkreise (Ost sowie West/Südholstein) von acht kirchlichen Gebäuden getrennt. Weitere Kirchen wurden zwar nicht entwidmet, haben aber eine neue Bestimmung gekommen – wie die Osterkirche in Ottensen, die zur Schulgottesdienst-Kirche wurde. Und seit 2018 ist die frühere Kapernaum-Kirche offiziell die Al-Nour-Moschee. [….]  Abgerissen wurde die Marienkapelle (Kirchengemeinde Eidelstedt). An ihrer Stelle entstand eine evangelische Kita mit mehr als 100 Plätzen. [….]  Am ehemaligen Standort der Johanneskirche in Eidelstedt wurde ebenfalls eine Kita gebaut [….]  Neben der Osterkirche in Eilbek hat sich der evangelische Kirchenkreis Hamburg-Ost in den vergangenen zehn Jahren von vier weiteren Gotteshäusern getrennt. [….]  Vor einer Woche hatte Bischöfin Kirsten Fehrs die Paul-Gerhardt-Kirche in Wilhelmsburg entwidmet. Voraussichtlich werde das Gebäude abgerissen, um auf dem Areal fairen Mietwohnungsbau zu realisieren, hieß es. [….] 

Auch der fromme katholische Kollege Drobinski von der SZ ist betrübt:

[….] Was hält Menschen in der katholischen Kirche? [….]  Die Bindung bröckelt. 41 Prozent haben schon einmal über einen Kirchenaustritt nachgedacht, wenn auch die Hälfte davon angibt, höchstwahrscheinlich zu bleiben. Doch sieben Prozent sind fest zum Austritt entschlossen, 13 Prozent unentschieden. Angesichts dieser Zahlen sind die tatsächlichen Austrittszahlen immer noch überraschend niedrig.
[….]   Nur 16 Prozent gelten als gläubig kirchennah; jeder fünfte versteht sich als kirchenunabhängiger Christ, ebenso viele als nichtchristlich oder individuell religiös, als unsicher oder gar unreligiös. Und jeden vierten Katholiken sehen die Forscher als der Kirche entfremdet an - mancher von ihnen war bislang schlicht zu bequem, um zum Standesamt zu gehen und seinen Austritt zu erklären.
Die Studie lässt auch das demografische Problem ahnen, das auf die katholische Kirche zukommt. Die bekennenden Christen, die Gemeindeverwurzelten und die Traditionellen sind im Schnitt deutlich älter als die religiösen Freigeister und jene, die an ihrer Kirche vor allem das soziale Angebot und die Dienstleistung schätzen; je jünger und gebildeter die Befragten sind, desto ferner stehen sie meist der Institution.
[….] 

Immer weiter so!

Samstag, 26. Januar 2019

Build no wall – Trump will fall.


Das gestrige Shutdown-Ende überraschte mich.

[…..] For about 30 seconds Friday afternoon, Donald Trump did the decent thing. After triumphantly announcing his unconditional surrender — and the U.S. government’s imminent reopening — the president thanked America’s federal workers for their patriotism, and expressed regret for their suffering.
But the moment these words escaped his mouth, Trump clarified that his message was not directed to actually existing federal workers, but rather, to an imaginary class of civil servants who live inside his mind. “Not only did you not complain,” the president informed his fictional construct, “but in many cases, you encouraged me to keep going because you care so much about our country and about its border security.”
In reality, the primary reason that Trump had ceased “going” was that federal workers had discouraged him from doing so.
For five weeks, congressional Republicans had withheld paychecks from hundreds of thousands of civil servants, prevented cancer patients from accessing much-needed medical care, jeopardized food stamp recipients’ access to basic nutrition, undermined public health, devastated Native American communities, and sabotaged America’s (supposedly sacred) border security — because doing so was slightly more convenient for Mitch McConnell than the alternative.
But on Friday, that changed — because the men and women who control America’s air traffic and attend to its airline passengers made it change. [….]

Ich dachte zwar, daß Trump irgendwann nachgeben muss, aber es erstaunt mich wie ungeheuer schlecht er dabei aussieht. Trump, der Verlierer, der einknicken musste, ohne irgendetwas zu erreichen und der jetzt der Häme und Hetze seiner braunen Basis ausgeliefert ist.
Anne Coulter mit ihren 2,1 Millionen Twitter-Followern senkt nicht nur die Daumen, sondern demütigt Trump.
Viele Politiker können es sich leisten nicht auf Coulter zu hören, weil sie so extrem rechts steht. Aber Trumps Erfolg basiert genau auf der extremistischen Gaga-Kaste, für die das blonde Fallbeil spricht.


Januar 2019

[…..] Coulter was previously insistent that Trump not reopen the government without border wall funding, and when in December it seemed like Trump might agree to essentially the same proposal he backed today, Coulter said that if Trump can't get the wall built, he will have "scammed the American people" and will lose re-election in 2020.
Plenty of others in the conservative media agreed with Coulter and saw Trump's move as a massive cave, with Erick Erickson writing for The Resurgent, "President Trump looks weaker now than at any time in his presidency." Conservative websites like Drudge Report and Breitbart also ran red banners that read, "NO WALL" and "NO WALL FUNDS." Many Breitbart readers themselves were not happy, either. [….]





Die Demokraten, die gestern in den Newssendern auftauchen, konnten gar nicht mehr aufhören zu grinsen.
Senatorin Amy Klobuchar jubilierte in erster Linie für die 800.000 nun wieder bezahlten Regierungsangestellten, ließ sich aber nicht nehmen darauf hinzuweisen, daß der Kompromiss, den Trump gestern annahm wortgleich der ist, den ihm der Kongress schon zwei Tage vor dem Shutdown angeboten hatte.


Oh, das wird Trump hassen. Bei den Rechten als Weichei ausgelacht und dazu noch triumphierende Demokraten.

[….]  His poll numbers were plummeting. His FBI director was decrying the dysfunction. The nation’s air travel was in chaos. Federal workers were lining up at food banks. Economic growth was at risk of flatlining, and even some Republican senators were in open revolt.
So on Friday, the 35th day of a government shutdown that he said he was proud to instigate, President Trump finally folded. After vowing for weeks that he would keep the government closed unless he secured billions in funding for his promised border wall, Trump agreed to reopen it.
Trump’s capitulation to Democrats marked a humiliating low point in a polarizing presidency and sparked an immediate backlash among some conservative allies, who cast him as a wimp.
Elected as a self-proclaimed master dealmaker and business wizard who would bend Washington to his will and stand firm on his campaign promises — chief among them the wall — Trump risks being exposed as ineffective. [….]

Der selbst ernannte best negotiator weltweit blamiert. Als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet; erledigt von Nancy Pelosi.


Nicht nur erwiesen sich Trumps „and Mexico will pay for it“-Versprechen als haltloser Unsinn, sondern nun auch noch seine Beschwörungen, er werde nicht nachgeben, bevor er von den Demokraten seine 5,7 Milliarden Wall-Dollar bekäme.

Warum Trump einknickte ist indes klar:

1.) Die Front der GOPer im Senat bröckelte bereits. Mitch McConnell hatte ihn angerufen und jämmerlich eingestanden, ihm wären bereits sechs Republikaner stiften gegangen.
2.) Desaströse Entwicklung seiner Ratings
3.) Drohende Rezession, die seinen Nimbus als Wirtschaftsfachmann und damit seine Wiederwahlchancen ruinieren würde.
4.) Murrende GOP-Wähler, die mehr als die Demokraten fliegen und wegen ihrer dickeren Geldbeutel dringender auf funktionierende Finanzämter angewiesen sind.
5.) Keinerlei Aussicht, daß die Demokratischen House-Abgeordneten ihrer Chefin in den Rücken fallen würden. Im Gegenteil, mit ihrer Absage der State Of The Union-Rede wurde sie nur noch populärer.
6.) The wall ist zwar bei der rechtsextremen Basis beliebt, aber interessiert die GOPer im Kongress bei Weitem nicht so sehr wie die radikale Steuerreform, die für ihre Spender wesentlich ist. Diese gewaltigen Taxcuts für Milliardäre sind aber schon beschlossen.

Die Demokraten gewannen mit leidenschaftlichen Aktionen sogar immer mehr Gewicht.


In welche Schwierigkeiten sich Trump selbst reinreitet, nachdem er vor Frau Coulter gekuscht war und anschließend auch noch so blöd war vor laufenden Kameras heraus zu posaunen wie stolz er auf den Shutdown wäre, konnte jeder politische Beobachter wissen.
Nach zwei Jahren republikanischer Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses, will Trump auf einmal unbedingt seinen Willen durchsetzen zwei Tage bevor die House-Mehrheit auf demokratisch kippt.
Eine für Finanzen zuständige Kammer aus lauter jungen neuen Abgeordneten, die ausdrücklich aus Wut auf Trump gewählt wurden, sollten nun als erstes ihrer Basis in den Rücken fallen und Kotau vor #45 machen?
Absurd.

Trump erlebte gestern den schwärzesten Tag seiner Präsidentschaft, nicht nur sein blamables Wall-caving, sondern Herr Mueller ließ auch noch seinen Russland-Kumpel Roger Stone verhaften.

Wäre Trump nicht vollkommen geistesgestört, würde er nun einräumen einen großen Fehler gemacht haben und einen Funken Größe zeigen, indem er das öffentlich zugäbe.

Tatsächlich ist er aber nun einmal ein Psychopath, der sich selbst grundsätzlich für fabelhaft und unfehlbar hält.
Daher präsentiert er schon wieder eine erkleckliche Anzahl von Sündenböcken, die Schuld am Schlamassel sind.

1.) Jared Kushner, seine Hauptemissär, der schlecht verhandelt hätte.
2.) Sein Interims-Stabschef, der ihn schlecht beraten hätte.
3.) Paul Ryan, der sich feige zum Angeln verdrückt hätte
4.) Die Demokraten die so gemein waren sich nicht spalten zu lassen, sondern zusammenhielten.

Nur Trump selbst ist natürlich völlig unschuldig am dem Desaster

[….] Trump repeatedly predicted to advisers that House Speaker Nancy Pelosi (D-Calif.) would cave and surmised that she had a problem with the more liberal members of her caucus. But she held firm, and her members stayed united.
“Why are they always so loyal?” Trump asked in one staff meeting, complaining that Democrats so often stick together while Republicans sometimes break apart, according to attendees.
[….] Trump and his advisers misunderstood the will of Democrats to oppose wall funding. Jared Kushner, the president’s son-in-law, emerged as the most powerful White House adviser during the shutdown and told colleagues that Trump’s plan for $5.7 billion in wall funding would get Democratic votes in the Senate on Thursday, astonishing Capitol Hill leaders and other White House aides.
[….] Trump, who fretted about the shutdown’s impact on the economy and his personal popularity, cast about for blame and pointed fingers at his staff — including Kushner — for failing to resolve the impasse, according to aides.
At a meeting Wednesday with conservative groups, the president accused former House speaker Paul D. Ryan (R-Wis.) of having “screwed him” by not securing border wall money when Republicans had the majority, according to one attendee, Mark Krikorian, executive director of the Center for Immigration Studies. He said Ryan should have gotten him money before he left but he had no juice and had “gone fishing,” according to two attendees. [….]
On Thursday night, the president grew annoyed at Mick Mulvaney when the acting White House chief of staff talked with him about policy prescriptions for the next three weeks and what an eventual deal might look like, according to one person familiar with the conversation.
[….]

Einem normalen Präsidenten würde das eine Lehre sein, er würde das heiße Eisen nicht mehr anfassen.
Aber wir wissen wie frustriert Trump am Wochenende beim Bingewatching Junk Food frisst und dann absolut springhaft in Jähzorn verfällt.
Gut möglich, daß er morgen oder in einer Woche das Shutdown-Ende von heute vergessen hat und eine noch viel größere Sau durchs Dorf treibt.

Die Demokraten haben eine Schlacht gewonnen, aber die weidwunden Coulter-Breitbart-Typen speien Gift und Galle. Daher wird Trump weiter Krieg gegen sein Volk, seine Nation und die Welt führen.