Montag, 8. August 2016

Soldaten



Es liegt mir fern mich für Militärs zu begeistern.
Das ständige Bohei, welches die Amerikaner mit ihren „veterans“ anzetteln, ist mir vollkommen unverständlich.
Ich verstehe allerdings auch noch nicht mal den Begriff „Hero“; da habe ich tatsächlich eine Gemeinsamkeit mit Donald Trump.
Man ist also automatisch ein Held, wenn man sich im Irak erschießen lässt?
Der Soldatentod ist doch eher eine Tragödie, wenn man eingezogen wird und im Einsatz getötet wird. Der Soldatentod ist bitter, wenn jemand gezwungen wird ihn zu erleiden, weil sein Land von einer fremden Macht überfallen wird und man sich notgedrungen zur Wehr setzt, um seine Freunde zu verteidigen.
Wenn man aber freiwillig der Armee beitritt, dort gut bezahlt wird und dann zu denjenigen gehört, die nicht angegriffen werden, sondern in andere Teile der Welt reisen, um dort anzugreifen, erscheint mir der Soldatentod als normales Berufsrisiko.
Natürlich ist der persönliche Tod immer einer Tragödie für die Angehörigen, aber darüber hinaus kann ich keine spezifische soldatische Tragik erkennen.
Vielleicht bin ich unfair, weil mir alles widerstrebt, das gemeinhin positiv mit Soldatentum konnotiert wird.
Gehorsam, Befehle, Hierarchie, Uniformität, Patriotismus, Waffen, Gewaltanwendung, ritualisierte Männlichkeit, Orden, Sterne, Abzeichen, Wimpel, Ränge, Regeln, Gleichschritt, Kameradschaft, Homogenität und normierte Sprache kann ich nicht ausstehen.
Ich habe keinen Funken Nationalismus in mir; schätze Extravaganz und Individualität. All das was einen Mann zu einem schlechten Soldaten machen würde, ist mir sympathisch.
Genauso wenig taugte ich dazu bei Schützenvereinen, der Polizei, Rotariern, Bürgerwehren oder Freimaurern mitzumachen.
Ich stelle das neutral fest; wohlwissend, daß im Jahr 2016 natürlich Soldaten und Polizisten gebraucht werden; wohlwissend daß es gute individuelle Gründe geben mag einer Armee beizutreten.
Außerdem geht auch an Armeen die Zeit nicht vorbei. Sie wandeln sich. Stumpfes Exerzieren und Schießen sind schon lange keine ausreichenden Qualifikationen mehr. Es gibt Frauen in „der Truppe“, vermutlich gibt es sogar Wege sich gegen übermäßige Schikanen zu wehren.
Ich nehme an, daß im 21. Jahrhundert auch keine Vollidioten mehr Generäle werden können.
Sie müssen sich auf dem internationalen Parkett bewegen können, diplomatischen und technischen Verstand mitbringen.

Ein recht guter Offizier scheint der Zweisternchen-General Achim Lidsba zu sein.
Lidsba, 61, Generalmajor, ist seit 2011 Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Der Mann verweigerte einst den Wehrdienst und ist heute beliebt bei seinen Leuten. Er soll ein Kümmerer sein, der sich selbst wenig in Szene setzt und für die Untergebenen immer ansprechbar ist.

2005 bis 2006 kommandierte Lidsba das deutsche Kontingent am Hindukusch und hat am eigenen Leib erlebt wie grausam das sein kann.

Deshalb ist das Verständnis groß für die Männer und Frauen, die traumatisiert aus ihren Einsätzen zurückkommen. Sein Appell ist deutlich: "Noch immer gibt es zu viele Rückkehrer, denen der Mut fehlt, Schwächen zuzugeben. Als Vorgesetzter muss man das erkennen. Wir müssen in die Köpfe unserer Soldatinnen und Soldaten hineinbekommen, dass posttraumatische Belastungsstörungen keine Schwäche, sondern eine Krankheit sind. Und dass sie ärztlich behandelt werden müssen."
[….] "Für die Angehörigen ist es am schlimmsten", sagt er. "Wir Soldaten haben unsere prall gefüllte Tagesstruktur während der Einsätze. Und wenig Zeit, nachzudenken, zu reflektieren. Aber zu Hause, da sehen sie die Bilder von den Selbstmord-Attentaten oder den Erdbeben." Dennoch raten die erfahrenen Berufssoldaten den jungen, nicht zwischendurch nach Hause zu fahren. "Wenn man wieder los muss für drei Monate, ist der Abschied kaum auszuhalten", sagt der Führungsoffizier Lidsba. "Aber am Ende trifft jeder selbst die Entscheidung."

Als Generalmajor steht Lidsba eine große Villa zu, aber das schlug er aus und wohnt lieber ein einem winzigen Apartment auf dem Gelände der Führungsakademie. Was soll er mit einem repräsentativen Amtssitz, wenn er nur zum Arbeiten in Hamburg ist und in seiner Freizeit mit der Bahn nach Hause zu seiner Frau pendelt?
Seine Familie scheint ebenfalls wenig an soldatischem Pomp interessiert zu sein.

Stephan, der älteste Sohn, lebt mit Familie im pakistanischen Islamabad, von wo aus er politische und soziale Projektarbeit leitet.
Sohn Nummer zwei, Christian, ist Musiker. Seit ihm die Eltern Ende der 80er-Jahre eine spanische Gitarre schenkten – damals lebte die Familie in Brüssel, weil der Vater bei der Nato arbeitete –, war sein Berufswunsch klar. "Die Musikalität hat er nicht von mir", sagt er gleichwohl stolz. "Meine Frau spielt Klavier, von ihr hat er dieses Talent geerbt."
[….]  Sohn Nummer drei, Thomas, ist Polizist. Noch arbeitet er in Mecklenburg-Vorpommern, doch demnächst wechselt er nach Hamburg. "Bei der Bundeswehr war übrigens keiner von meinen Jungs", sagt Lidsba.

Für einen General ist dieser Typ offensichtlich ein ziemlich netter Mann.
Er hat allerdings nicht nur Fans.
Eine kann ihn gar nicht leiden.
Das ist Ursula von der Leyen, der Lidsbas demonstratives Understatement missfällt.
Sie möchte lieber Celebrity-Generäle, die für die Bundeswehr und die Ministerin werbend durch Talkshows und Empfänge ziehen.

Bevor jemand unnötig rätselt; der folgende Satz ist keine Satire, sondern völlig ernst gemeint:
Die Verteidigungsministerin entließ den General mit der Begründung, er gehe zu wenig auf Partys!

Völlig überraschend wird nach Informationen dieses Senders Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen den Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr, Generalmajor Achim Lidsba, zum 1. September ablösen und in den einstweiligen Ruhestand versetzen.
Der Entlassungstermin ist völlig unüblich, die Kurzfristigkeit der Ankündigung auch. [….] Lidsba habe die Bundeswehr auf dem Hamburger und Berliner Pakett nicht ausreichend vertreten, wird ihm vorgehalten. Er gilt nicht als Partylöwe und hat gesellschaftliche Verpflichtungen nicht sonderlich gerne wahrgenommen. [….] Lidsba hat die Führungsakademie innerhalb der NATO sehr eng vernetzt, was ihm hoch angerechnet wird. Und er hat eine enge Zusammenarbeit mit der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg begründet mit dem Ziel, dass die Soldaten nach ihrer Zeit an der Führungsakademie auch einen zivil verwertbaren Abschluss mitnehmen können. [….]

Was auf den ersten Blick absurd wirkt, hat auf den zweiten Blick durchaus Sinn.
Sie will Konkurrenten und Kritiker mundtot machen.

Von der Leyen will immer selbst glänzen und kann keine kompetenten Fachleute neben sich gebrauchen, wenn diese auch noch bei den Soldaten sehr beliebt sind.

Das ist die Kehrseite der Selbstverliebtheit von der Leyens; sie ist außerordentlich unbeliebt bei den Kollegen und in der Parteispitze, da sie über Leichen geht, um selbst gut auszusehen.
Sie übernimmt nie selbst Verantwortung für ihre Fehler, läßt immer andere die Suppe auslöffeln.
Auch innerhalb ihres neuen Ministeriums praktiziert die mögliche Merkel-Nachfolgerin die Methode, indem sie Staatssekretäre feuert.
Aber je länger sie den Posten innehat, desto schwieriger wird es für sie die permanenten Pannen auf andere abzuwälzen.

Es gibt einen weiteren Grund für die schäbige Lidsba-Abberufung.
Von der Leyen will offenbar ihrem treu ergebenen Günstling Carsten Breuer, der nur ein Sternchen hat, befördern und braucht daher eine angemessene Stelle, um ihn zum Zweisternchengeneral machen zu können.

[….] Carsten Breuer (51) ist Brigadegeneral, hat also „nur“ einen goldenen Stern auf den Schulterklappen. Damit es bald zwei werden, soll Breuer nun Nachfolger des bei der Truppe äußerst anerkannten Achim Lidsba werden. Breuer war zuletzt Unterabteilungsleiter „Politik I“ im Verteidigungsministerium und genoss die besondere Gunst der Ministerin.  Zum 1. September soll er jetzt in Hamburg antreten und vorher noch von  Ursula von der Leyen zum Generamajor befördert werden.
Intern wird der Ministerin bei diesem Personalwechsel „Respektlosigkeit“  gegenüber dem Afghanistan-Veteranen Lidsba vorgeworfen. Normalerweise werden Generäle im Fall der Versetzung in den einstweiligen Ruhestand nach Berlin befohlen, wo sie dann die Gründe in einem Vier-Augen-Gespräch von der Ministerin erfahren.
In diesem Fall bekam Lidsba in Hamburg aber nur zwei Anrufe von Generalskameraden aus Berlin, die ihm seine Absetzung knapp mitteilten.

Ein wahrlich miese Nummer den verdienten General Lidsba zwei Jahre vor seiner geplanten Pensionierung im Oktober 2018 rauszuschmeißen und dann noch nicht mal das Rückgrat zu haben ihm selbst zu sagen warum.

Die Kriegsministerin und Möchtegern-Merkel-Nachfolgerin ist nur deswegen so weit oben im Beliebtheitsranking, weil der Urnenpöbel zu desinteressiert ist, um zu wissen, was diese Frau treibt.

[….] Ursula von der Leyen ist eine Meisterin des politischen Marketings, und in diesem Sommer übertrifft sie sich wieder einmal selbst. Unverfroren nutzte die Verteidigungsministerin die tödlichen Schüsse von München, um in der ansonsten nachrichtenarmen Zeit die Debatte über Bundeswehr-Einsätze im Innern von Neuem zu beginnen. Doch es handelt sich um eine Scheindebatte. Ernsthaft zu diskutieren gibt es nichts.
Einsätze der Truppe im Fall einer sogenannten terroristischen Großlage? Wären ohnehin bereits zulässig - womit eine Grundgesetzänderung überflüssig ist. Die gemeinsamen Übungen von Polizei und Bundeswehr, die es künftig geben soll? Waren schon beschlossen, bevor die Schüsse von München fielen. Warum die Debatte trotzdem geführt wird? Weil sie für von der Leyen äußerst nützlich ist. [….]

Von der Leyen geht über Leichen, wenn es ihrer Karriere nützt.

Regierung und Koalition mißbrauchen Terroranschläge. Das darf nicht sein. [….] [….] Und jetzt will die BMV v. d. Leyen ein letztes Tabu der Nachkriegszeit schleifen, den Einsatz der Armee im Inneren - natürlich angeblich wieder nur zur Bekämpfung des Terrorismus. Wiederbewaffnung und Notstandsgesetze mit Bundeswehreinsatz im Inneren waren die großen Themen der unmittelbaren Zeit nach dem Krieg. Mit viel Demonstrationen und Widerstand wurden 1968 Grenzen für solche Einsätze im Grundgesetz erkämpft. Die sollen jetzt fallen. Im neuesten Weißbuch [Verfasser ist Einsternchenmann Carsten Breuer – T.] deuteten sich solche Pläne schon an. Entweder wird das geschehen durch eine Verfassungsänderung oder, wenn sich die Mehrheit dafür noch nicht findet, schleichend durch eine Praxis von Einsatzübungen. Wir sollen uns daran gewöhnen. Öffentlich begründet wird das alles durch die Notwendigkeit der Bekämpfung des Terrorismus. Lassen wir uns nichts vormachen. Diese Ministerin beschert uns fast unbemerkt schon Buwe-Bewaffnung mit Drohnen, die töten können.

Sonntag, 7. August 2016

Der Wille der Kanzlerin.



Das kenne ich jetzt seit 18 Jahren, nämlich seit Angela Merkel CDU-Generalsekretärin wurde.
In schöner Regelmäßigkeit beklagen sich Journalisten über ihre Vagheit, über ihr Schweigen.
Man kennt die Ansichten der Kanzlerin zu den meisten Themen gar nicht.

·        Terrorgefahr in Deutschland?
·        Bundeswehreinsätze im Inneren?
·        Umgang mit dem Brexit?
·        Visa-Freiheit für Türken?
·        Bekommt Deutschland ein Glasfasernetz?
·        Wird es ein Einwanderungsrecht geben? 
·        Muß das Rentenniveau wieder erhöht werden?
·        Brauchen wir Ceta?
·        Soll der BND weiter für die NSA spionieren?
·        Sollte EDEKA Tengelmann übernehmen dürfen?
·        Werden eigentlich irgendwann mal Stromtrassen von der Nordsee nach Bayern gebaut?
·        Ist der Flüchtlingsdeal mit der Türkei auch tot, wenn der Präsident die Todesstrafe einführt?
·        Wer wird der Nachfolger Joachim Gaucks?
·        Ist die Türkei ein sicheres Herkunftsland?

Merkel tut immer so, als ginge sie das alles gar nichts an.
Sollen sich doch die anderen Politiker darum streiten.
Natürlich wird Merkels Entscheidungsschwäche beklagt, verzweifelt auf ihre „Richtlinienkompetenz“ verwiesen und der Stillstand in Deutschland beweint.

Genauso regelmäßig treten aber die Claqueure der Kanzlerin auf den Plan und preisen ihr taktisches Geschick. Sie halte sich eben alle Wege offen, bleibe gerade deshalb handlungsfähiger und flexibler als andere.

Tatsächlich hilft Merkels Schweigen mit Sicherheit ihrem Machterhalt. Sie verprellt möglichst wenige und bietet als Kanzler-Präsidenten viel Projektionsfläche für das Gros der Wähler, die sich vor Veränderungen fürchten.
Das macht die CDU stark und eröffnet nebenbei auch noch Koalitionsoptionen mit fast jeder Partei.
Merkels Schweigen ist gut für sie, aber ganz schlecht für das Land, welches schon viel weiter sein könnte, wenn aus dem Kanzleramt Impulse kämen.

Ich bin ebenfalls ein Unterstützer des Merkelschen Schweigen, da ihre Entscheidungen üblicherweise so sagenhaft kontraproduktiv sind.
Die Kanzlerin trifft dabei nicht nur katastrophale Personalentscheidungen, sondern greift auch in der Sache grundsätzlich daneben – in den wenigen Fällen, in denen sie klar für eine Position eintritt:
·       
1996. Atomfan Merkel ignoriert Studien die zum gegenteiligen Ergebnis kommen und genehmigt als Umweltministerin zur Freude des Atomoligopols die katastrophal ungeeigneten „Endlager“ Morsleben, Asse und Gorleben; hebt damit ein zweistelliges Milliardengrab zu Lasten der Steuerzahler aus.

·        Februar 2003, Merkel reist zu ihrem legendären Bückling vor George W. Bush nach Amerika, schreibt in einem Beitrag für die Washington Post heftig gegen den Friedenskurs der Schröder-Regierung an und will unbedingt am Irak-Krieg teilnehmen.

·        Dezember 2003, Leipziger Parteitag, Merkel drückt das Konzept der zutiefst unsolidarischen Gesundheitskopfprämie von 200 Euro durch, außerdem soll es massive Steuererleichterungen für Superreiche geben, indem eine Flattax eingeführt werde.

·        April 2010, Merkel ruiniert auf Jahrzehnte die Wirtschaft in Griechenland, indem sie eine Umschuldung ausschließt und die EU auf einen harten Austeritätskurs zwingt.

·        August 2010, Atomfan Merkel lässt die Laufzeiten der Kernkraftwerke um 15 Jahre verlängern; steigt aus dem Atomausstieg aus.

·        März 2014, auf Betreiben Merkels setzt die EU widersinnige Sanktionen gegen Russland in Kraft, schließt die russische Regierung von internationalen Treffen aus und torpediert damit eine Lösung in vielen internationalen Problemen, die ohne Russland nicht zu beheben sind (Iran, Syrien, IS…)

Angela Merkel kann sich in Deutschland gut an der Macht halten, weiß wie sie hier Wahlen gewinnt.
Aber ihr politischer Instinkt ist nur auf ihr eigenes Wohl gerichtet.
In nahezu allen politischen Großkrisen versagt sie völlig.
Sie verfügt über keinerlei außenpolitisches Gespür. Unter ihrer Führung hat sich die EU in den Scherbenhaufen aus gegenseitigen Misstrauen entwickelt, der sie 2016 ist.

Die Kanzlerin debakuliert aber nicht nur, sondern setzt eher unbemerkt von der Presse völlig falsche Akzente. Sie fügt der Welt großen Schaden zu.

·        Merkel ist die große Förderin der klimaschädlichen Autoindustrie Deutschlands.

·        Merkel schwang sich zu der großen Lobbyistin für Waffenexporte in Krisenregionen auf.

·        Merkel beschleunigt das Verarmen der Armen und den Vermögenszuwachs der Superreichen; mit ihr klafft die soziale Schere immer radikaler auseinander.

·        Merkel ist inzwischen die größte internationale Bremserin in der Klimapolitik, schwänzt demonstrativ Klimagipfel, um währenddessen den Industriebossen zu huldigen – zum Schaden der nachfolgenden Generationen.

Merkel ist für den Steuerzahler richtig teuer. Zur Freude der Atomlobbyisten, sorgt sie dafür, daß der Staat eine dreistellige Milliardensumme beim Umgang mit dem Atommüll übernimmt, während die Herren von RWE, EnBW,, Vattenfall und Eon ihre Gewinne horten.

[…..] Auf insgesamt 170 Milliarden Euro sollen sich die Gesamtkosten allein bis zum Ende dieses Jahrhunderts belaufen - nach offizieller Schätzung. Die Recherchen von Jan Schmitt zeigen jedoch: Es wird wohl deutlich teurer werden, zulasten der Steuerzahler. Die Behauptung, Atomstrom sei billig, entlarvt sich damit nach Meinung vieler Experten als Lüge.
Die Reportage führt an Orte, an dem die Altlasten der Atomenergie besonders gut sichtbar werden: zu den abgeschalteten Atomkraftwerken nach Biblis und Greifswald sowie 750 Meter unter die Erde, ins marode ehemalige Endlager Asse. Jan Schmitt war dabei, als die Konzerne Anfang des Jahres vor das Bundesverfassungsgericht zogen, um den Staat auf Schadenersatz für den Atomausstieg zu verklagen, obwohl sie jahrzehntelang Milliarden mit der Atomwirtschaft verdient haben. Und der Film zeigt, wie in diesem Jahr der vorerst letzte große Deal zwischen Politik und Konzernen über die Bühne ging. Ein Deal, der die Experten zu einem einhelligen Urteil kommen lässt: Den Großteil der Kosten für den Atomausstieg wird am Ende der Steuerzahler tragen müssen.
Aber es geht um noch mehr: "Der große Atom-Deal" führt vor Augen, wie eng Politik und Atomkraftkonzerne beim Atomausstieg zusammen gearbeitet haben, und wie den Konzernen von Regierungspolitikern der Boden bereitet wurde für milliardenschwere Schadenersatzklagen. […..]

Das ist Merkel-Politik.
Es wäre so schön, wenn sie einfach schwiege, nichts täte.
Stattdessen bürdet sie dem Steuerzahler Zahlungen über 100 Milliarden Euro auf und sorgt dafür, daß die Gewinne derjenigen, die die Kosten verursacht haben, unangetastet bleiben.

Samstag, 6. August 2016

Integriert.



Wer in Hamburg lebt und viel Platz zum Leben haben will, muß entweder sehr reich sein oder bereit sein sich in einen Randbezirk zu verziehen.
Dabei kommen noch nicht mal alle Ränder in Frage. Wellingsbüttel, der zu den „Walddörfern“ zählende Stadtteil im Nordosten, verfügt über einige der teuersten Straßen und spektakulärsten Villen Hamburgs. Ein ähnliches Bild am ganz anderen Ende; Blankenese und die Elbchaussee ganz im Westen sind ebenfalls nur für sehr viel besser Verdienende erschwinglich. Die im Zentrum gelegenen Stadtteile rund um die Außenalster – Rotherbaum, Harvestehude und die Uhlenhorst – rufen inzwischen Mieten von 16-17 Euro kalt pro Quadratmeter auf.
Wer dort eine Wohnung kaufen möchte, bezahlt bis zu 10.000 Euro pro Quadratmeter. Mit Blick auf die Außenalster können es auch bis zu 20.000 Euro pro Quadratmeter werden.
Erschwingliche Wohnungen gibt es entweder in Stadtteilen, in die man nicht will oder außerhalb Hamburgs.
Letzteres wird insbesondere für die Hamburger eine Option, die ein bißchen spießiger sind, älter werden, oder aber mehrere Kinder bekommen und jedem ein eigenes Zimmer, sowie einen Garten bieten wollen.
Recht günstig ist zum Beispiel das Schleswig-Holsteinische Pinneberg, welches im Nordwesten an Hamburg grenzt.
Pinneberg ist ordentlich sauber, grün, überschaubar und vor allem bezahlbar.
Ein Nicht-Hamburger mag sich fragen, wieso nicht viel mehr Hamburger aus den höllisch überteuerten Wohnungen im Zentrum nach Pinneberg ziehen und so auch die dortigen Grundstückspreise steigen lassen.
Der tiefere Grund dafür ist ein Irrationaler. Pinneberg gilt als Abgrund des Spießertums. Schon in der Fahrschule lernt man, das KFZ-Kennzeichen „PI“ stehe für „Provinzidiot“. Vor denen müsse man sich hüten, die könnten nicht fahren.
Das Wort „Pinneberg“ möchte kein Hamburger auf seiner Visitenkarte stehen haben.
Vor zwei Wochen hatte ich einmal in Pinneberg zu tun und stellte – NATÜRLICH – fest, wie ungerecht dieses Stigma ist. Man lebt dort nur sehr deutsch und typisch deutsch. Gepflegte Vorgärten, homogene Bevölkerungsstruktur, Gelsenkirchener Barock.

Es ist ein Zeichen von gelungener Integration, daß es die zweite oder dritte Generation türkischer „Gastarbeiter“ aus den berüchtigten Stadtvierteln mit sehr hohen Migrantenanteil – St. Pauli, St. Georg, Billstedt, Neuwiedenthal, Wilhelmsburg – nach Pinneberg in die hübschen Häuser mit Vorgärten zieht.
Natürlich bringen sie dann einen Teil ihrer Kultur, nämlich den Muslimischen Glauben mit und brauchen irgendwann eine Moschee.

So eine Moschee gibt es der Friedensstraße 11. Die vom DITIB betriebene Moschee ist die einzige in Pinneberg.

Mit dem Namen ALLAH`s, des Barmherzigen und Gnädigen bezeugen die Mitglieder der Islamischen Religionsgemeinschaft DITIB Hamburg und Schleswig-Holstein e.V., dass es keinen Gott gibt, außer dem einen Gott (ALLAH) und dass Muhammed ("Segen und Frieden Allahs seien auf ihm" - s.a.v.) sein Diener und Gesandter ist.
Der Glaube an Gott und seine Engel, seine durch den Engel Dschebrail offenbarten Schriften, die Propheten welche die Offenbarungen verkündeten, der Tag der Rechenschaft und die göttliche Vorhersehung bilden die Grundlagen ihres islamischen Glaubens. [….]

Es könnte alles so schön sein; denn die große und bekannte Centrummoschee Hamburgs mit ihren markanten Fußball-Minaretten liegt mitten im schwulsten Viertel, St. Georg; besser bekannt als St. Gayorg.


Dort leben Hipster, DINKS und jede Menge Schwule inmitten von Häuserzeile, die von Regenbogenfahnen geschmückt sind.
St. Gayorg ist wirklich „divers“; sogar der der katholische Mariendom, Sitz des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße liegt mitten in St Gayorg, nur ein paar Häuser von der Zentrumsmoschee entfernt und genau gegenüber einer Homo-Lederbar.

Vielleicht haben sich die Pinneberger Türken ein etwas angemesseneres Umfeld für ihre Moschee erhofft. Und dann das: Gegenüber eröffnete ein Puff.
Strenggläubige Muslime mußten angeblich sogar schon entblößte Busen durch die Fenster ansehen! Schock schwere Not.

[…..] Seref Ciftci steht vor Pinnebergs einziger Moschee. In einer ruhigen Gegend. Trotzdem zentral gelegen. Die Adresse des Gotteshauses: Friedenstraße 11. Passt zum Anspruch Ciftcis, der nicht müde wird, das Miteinander zu betonen. Und doch herrscht derzeit mächtig Unfrieden in der türkisch-islamischen Gemeinde, deren Vorsteher er ist. Grund sind Nachbarn. Unerwünschte Nachbarn. Das Gebäude gegenüber ist auf dem ersten Blick ein ganz normales zweigeschossiges Wohnhaus, das früher zu einer Autowerkstatt gehörte. Das Problem: Frauen bieten dort Sex gegen Bezahlung an.
Ciftci will das nicht länger hinnehmen. Er berichtet von entblößten Brüsten am Fenster, hat sich bereits bei Bürgermeisterin Urte Steinberg beklagt – und kündigt an, gegen das Etablissement mobil zu machen. "Wenn es nicht anders geht, werden wir Nachbarn ansprechen", sagt er. Kein Rotlicht vorm Gotteshaus, so der Appell. Einer, der sich nicht auf seine Glaubensrichtung beschränke: "So etwas kann ich mir auch vor einer christlichen Kirche nicht vorstellen", sagt Ciftci. […..]

Willkommen in der Realität, liebe Pinneberger Muslime.
Es freut mich zu sehen, daß Ihr genauso spießig geworden seid, wie man es den anderen Pinnebergern immer unterstellt.
Auch die Ur-Pinneberger kämpfen gegen ein Bordell.

[….] Die türkisch-islamische Gemeinde ist mit ihrer Wut nicht allein. Auch an der Mühlenstraße, gegenüber einem zweiten in der Straße beheimateten Bordell, herrscht Unruhe. Anwohner haben sich mit einem Schreiben an Stadtverwaltung und Politik gewandt. Geht es nach dem Gesetzgeber, gibt es bald klarere Verhältnisse. Künftig soll es eine Meldepflicht für Prostituierte geben. […..]

In ihrer Bigotterie sind eben alle Spießer gleich.
Wer kein Bordell im Stadtviertel will, sollte aufhören diese Orte als Freier aufzusuchen.
Würden die Pinneberger Männer nicht so gern ins Bordell gehen, würden die sich dort auch nicht rechnen.

Man fragt sich wo die vielen Muslimischen Männer in St. Pauli (Migrantenanteil 36,3%) eigentlich hingucken.
Der ganze Stadtteil rund um die Reeperbahn ist schließlich ein einziger (und weltbekannter) Rotlichtbezirk.
In Hamburg-St. Georg ist heute eine riesige Party. Die ganze Woche ist in der Innenstadt Party, weil LGBTIs und Wohlgesinnte zum CSD rufen.

Drei Jahrzehnte Co-Existenz von türkischer Gemeinde und „Queer-Gemeinde“ in St Gayorg haben dazu geführt, daß man sich gegenseitig kennengelernt hat.
Als Konsequenz beteiligt sich der türkische Moschee-Verband gleich selbst am CSD.

Dieser Vorstoß sorgte für Aufsehen: Hamburgs Türkische Gemeinde unterstützt erstmals den Christopher Street Day (CSD), will so ein Zeichen für Schwule und Lesben setzen. […..]
„Wir haben aber auch nicht den Anspruch, für alle türkischstämmigen Mitbürger sprechen zu können“, sagt die Vorsitzende, Nebahat Güclü. Das tun andere – und von denen kommt nun überraschender Zuspruch.
„Wir von der Schura Hamburg unterstützen das Vorhaben der Türkischen Gemeinde, sich Diskriminierung entgegenzustellen“, sagt der Vorsitzende Mustafa Yoldas zur MOPO. „Auch wir Muslime müssen uns mit den gesellschaftlichen Realitäten auseinandersetzen.“
Man müsse akzeptieren, dass es in dieser Gesellschaft eine breite Vielfalt an Partnerschaften und Lebensformen außerhalb der klassischen Ehe zwischen Mann und Frau gebe. „Wichtig ist, dass man sich respektiert.“


Offensichtlich sind türkische Muslime in Deutschland genauso wie alle anderen Deutschen unterteilt in Spießer und aufgeschlossenere Menschen.
Die einen leben in Pinneberg und die anderen leben in St Georg zwischen lauter Schwulen und feiern einfach mit.