Donnerstag, 22. März 2018

Wenn die Guten nicht sein dürfen.


Na fein, nun hat unser NATO-Partner Türkei die Provinz Afrin zu Klump gebombt, tausende getötet und auch noch den letzten friedlichen Zipfel Syriens in ein Schlachtfeld verwandelt.

Afrin hat eine Fläche von 2033 km² und besteht aus sieben Gemeinden: der Stadt Afrin im Zentrum, Jindêrês, Scharan, Mobetan/Mahbatli, Rajo, Bulbul, Maydana und Schiyê, mit insgesamt 366 Dörfern oder Weilern wie z. B. Katma, Kastall, Qîbar und Rajo. Der Name Afrîn bedeutet auf Kurdisch „(gesegnete) Schöpfung“. Zu sagen, dass man aus Afrin kommt, ist in der Gegend um Aleppo die verklausulierte Form um auszudrücken, dass man Kurde ist.
(Wikipedia)

Der türkische völkerrechtswidrige Angriffskrieg gegen Afrin begann vor genau zwei Monaten.
Jetzt weht dort der türkische Halbmond.

[….] Die Einnahme von Afrin ist für Erdoğan innenpolitisch ein Triumph erster Güte. Aber auch in Syrien werden die Karten neu verteilt. Zwischen dem Euphrat und der türkischen Provinz Hatay beherrscht die Türkei nun einen größeren Streifen syrischen Gebiets. Außerdem hat sie im Süden von Afrin die Rolle als Schutzmacht über das Rebellengebiet von Idlib übernommen. Ein großer Teil der Rebellengruppen in Idlib hat sich im Verlaufe der »Operation Olivenzweig« Erdoğans Hilfstruppen angeschlossen und firmiert nun entweder unter der alten Bezeichnung »Freie Syrische Armee« (FSA) oder unter »Nationale Armee«. Diese Armee setzt sich aus vielen kleinen, oft nur lokal verankerten und jihadistisch orientierten Gruppen zusammen. Das mindert ihre Schlagkraft, hat aber für Erdoğan den Vorteil, dass diese Gruppen nicht in der Lage sind, eine von der Türkei unabhängige Politik zu entwickeln.
Außerdem kann die türkische Regierung ihre Hilfstruppe noch immer als gemäßigt verkaufen, denn die Nachfolgeorganisation der von al-Qaida gegründeten al-Nusra-Front namens »Komitee zur Befreiung Syriens« (HTS) ist nicht dabei. Mit einer soliden territorialen Basis, starkem Einfluss auf den größten Teil der nichtkurdischen Oppositionsgruppen und einer Armee aus Syrern hat Erdoğan nun gute Aussichten in Syrien. [….]

Die deutsche Bundesregierung begleitete dieses Verbrechen mit intensivem Wegsehen, Schweigen und Ignorieren.
Merkel wusch ihre christlichen Hände in Unschuld und nutzte die Gelegenheit noch mal ordentlich Reibach zu machen – mehr Krieg im Nahen Osten bedeutet auch mehr Geld verdienen mit deutschen Waffenexporten.

[….]  Trotz Exportstopp - GroKo genehmigt Rüstungslieferung nach Saudi-Arabien
Der Bundessicherheitsrat hat eine Lieferung von acht Patrouillenbooten an Saudi-Arabien genehmigt - obwohl sich Union und SPD auf einen Exportstopp verständigt hatten. Eine Klausel macht die Lieferung möglich.
Die Bundesregierung hat die Lieferung von acht Patrouillenbooten an das Königreich Saudi-Arabien genehmigt - ungeachtet der Beteiligung des Königreichs am Jemen-Krieg. Das teilte Wirtschaftsminister Peter Altmaier dem Wirtschaftsausschuss des Bundestags in einem Schreiben mit, das SPIEGEL ONLINE vorliegt. [….]

Glückwunsch Frau Merkel. Das ist wieder ein Paradebeispiel dafür wie die Kanzlerin die Fluchtursachen verschärft und den Migrationsdruck gen Nordeuropa stark vergrößert.

[….. ] Tatsache ist: Soldaten der Türkei haben über 200.000 Zivilisten aus Afrin vertrieben. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan beteuert zwar in dieser unverfrorenen Scheinheiligkeit, die in der internationalen Politik dieser Tage längst zum guten Ton gehört, dass der Einsatz dem Schutz der Nato-Grenzen diene. Tatsächlich sollen sich die Truppen der Türkei vor Ort aber aufführen wie eine Besatzungsmacht. Denn einmal mehr will der türkische Präsident Erdogan vor allem die Kurden erniedrigen und mächtig Eindruck bei den Nationalisten schinden.
Rüstungsexportregeln? Praktisch eine Posse.
Tatsache ist auch: Die Vertreibung im Nordwesten Syriens ist ein weiteres trauriges Beispiel für deutsche Beteiligung an Krieg und Aufruhr in den Krisengebieten dieser Welt. Denn auch in Afrin rollen deutsche "Leopard 2"- Panzer durch die Straßen. Was theoretisch nicht sein kann, weil die deutschen Rüstungsexportregeln zu den strengsten der Welt zählen, ist praktisch schon lange eine Posse: Deutsche Rüstungskonzerne umgehen die Gesetze mit Erfolg und liefern weiter Bomben und Munition in Länder wie Ägypten oder Saudi-Arabien. [….. ] Die Flüchtlingsrouten, die Europas gelobte Länder mit den gebeutelten Regionen dieser Erde verbinden, sind verstopfter denn je, sie platzen aus allen Nähten. Erfahrene Beobachter erzählen aus Syrien, dass die Zustände im Land aktuell so schlimm wie noch nie sind – das will etwas heißen im Rahmen eines Krieges, der seit Jahren jedes menschliche Ermessen überschreitet. Deutsche Firmen bereichern sich an diesem Leid, dort und anderswo, vor allem im Nahen Osten, und die deutsche Regierung lässt sie gewähren.
[….. ] Jeder von uns, dem das nicht zu denken gibt, den das nicht zum Handeln jeglicher Art anregt, macht sich unterlassener Hilfeleistung schuldig. Wer stattdessen jammert, dass wieder ein paar Flüchtlinge mehr in sein Kaff kommen, sollte sich schämen. Es ist eine Frage der Verantwortung. Und es klingt so verdammt abgedroschen, aber das macht es nicht weniger wahr: Was sind unsere Sorgen im Vergleich zum Leid der Menschen in Syrien oder im Jemen – außer verdammt klein? Refugees welcome: so 2015? Nein, Refugees welcome: jetzt erst recht! [….]

Seit acht Jahren geht das Gemetzel in Syrien. An die 500.000 Menschen wurden getötet, 12 Millionen vertrieben. Das Land ist unbewohnbar.
So gut wie alle Player haben auf ganzer Linie – moralisch, militärisch und humanitär – versagt.
Deutschland, die EU, die NATO, die Arabische Liga, die USA, Russland, die Türkei – sie alle sollten sich in Grund und Boden schämen.
Lediglich die kleinen, eher schwachen Anrainer Libanon und Jordanien haben wenigstens Humanität gezeigt, indem sie Millionen Flüchtlinge aufnahmen.

Es gibt eigentlich nur eine echte Macht, die das Richtige tut, sich einsetzt, militärisch etwas bewirkt und viele Menschenleben rettet – die YPG, die auch von dankbaren deutschen und amerikanischen Verteidigungsministern mit Waffen und Munition versorgt wurde.
Im Kampf gegen den IS waren die kurdischen Volksverteidigungeinheiten YPG die wichtigsten Verbündeten des Westens.
Es ist nur der YPG zu verdanken, daß nicht alle Jesiden abgeschlachtet wurden.

[….] Die Volksverteidigungseinheiten (kurdisch Yekîneyên Parastina Gel, Kürzel YPG) sind eine bewaffnete kurdische Miliz in Syrien und kontrollieren verschiedene mehrheitlich kurdisch besiedelte Gebiete in Nordsyrien, darunter auch solche mit einem bedeutenden Anteil an arabischer Bevölkerung. Die YPG werden als bewaffneter Arm der kurdisch-syrischen Partei der Demokratischen Union (PYD) betrachtet. Sie werden oft als syrische Fraktion der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) angesehen. Die Führung der YPG gab trotz deren Nähe zur PYD und PKK an, unabhängig zu sein und nicht der PKK anzugehören. [….]

Statt nun aber die YPG zu lobpreisen, kann ich noch nicht mal eine YPG-Flagge in diesen Blog einstellen, weil ich dann möglicherweise Besuch von der Staatsanwaltschaft bekomme.
Zu verdanken hätte ich das dem zu schweren xenophobischen Lügen neigenden ehemaligen Bundesinnenminister de Maizière, der offensichtlich das tut, was der kurdenpanische Erdoğan von Deutschland verlangt.

[….] Man kann in diesem Land nämlich ziemlich schnell ins Visier der Sicherheitsbehörden geraten; zum Beispiel, wenn man ganz normale Nachrichten über den Krieg der Türkei gegen die Kurden in Syrien verbreitet. Wenn dabei solche Symbole, wie Sie sie hinter mir sehen, enthalten sind, dann können Sie ganz schnell unangenehmen Besuch von der Polizei erhalten. Dabei handelt es sich um eine in Deutschland völlig legale Organisation syrischer Kurden, die so genannten YPG. In der Türkei allerdings gelten sie als Terroristen, und deshalb fordert der türkische Präsident immer wieder, dass deren Anhänger auch in Deutschland verfolgt werden. Genau diesen Gefallen hat ihm die Bundesregierung jetzt offensichtlich getan. [….]

Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich….

Mittwoch, 21. März 2018

Wer hat hier den Größten?

Hamburg bekommt in den nächsten Jahren ein gewaltiges Hochhaus.
Das ist gewissermaßen das Abschiedsgeschenk des Olaf Scholz.
Bis jetzt hassen die Hamburger den Entwurf. Ich finde ihn auch doof.

 Aber das hat erst einmal nichts zu sagen. Die Menschen sind öde, phantasielos und lehnen alle Änderungen ab. Daher wählen wir ja auch manisch immer wieder die alten behäbigen CDU-Kanzler Adenauer, Kohl und Merkel. Das garantiert, daß alles so bleibt wie es immer war.

Große städtebauliche Neuerungen werden immer erst mal abgelehnt. Selbst die Pariser fanden den Eiffelturm zunächst grauenhaft und wehrten sich dagegen.
Und wir hassten kollektiv die Elbphilharmonie, auf die alle jetzt so stolz sind.
Vielleicht wird also auch die „Elbkompassnadel“ in einigen Jahrzehnten unser ganzer Stolz.

Zwingend muss das allerdings nicht passieren. Ole von Beusts durchgepaukte „Europapassage“ seines Busenfreundes Hadi Teherani, für die direkt vorm Rathaus an der Binnenalster elf historische Kontorhäuser abgerissen wurden, ist nach zehn Jahren in Betrieb immer noch genau so eine beschissene Fehlkonstruktionen und optische Beleidigung, wie am Tag der Eröffnung.

[….] Franz-Josef Höing bezeichnet das Gebilde als "Kompassnadel". Höing ist der neue Oberbaudirektor in Hamburg, und seine Kompassnadel ist 235 Meter hoch, heißt "Elbtower" und soll den Auftakt bilden für Hamburgs große Osterweiterung an den Elbbrücken. Dort begrüßen einen bisher Stelzendächer von Stückguthallen, bröckelnde Hafenbecken mit Birkenbewuchs, verlorene Backsteingebäude und eine Menge nostalgisch wirkender Gewerbepragmatismus - vom Reifenstapel bis zum pinkelnden Brummifahrer. [….] Mit Schwung nach oben, würde man es bildlich deuten, wenn man das gläserne Betongebilde mit seinen konkaven Linien auf den Animationen betrachtet. Die Computeransichten sind Bedeutungsversprechen, die gar nicht verleugnen wollen, dass an diesem entscheidenden Punkt der Stadt zwischen ihren wichtigsten Verkehrsadern etwas bisher Unerhörtes entsteht. Mehr als doppelt so hoch wie die Elbphilharmonie wird die neue Landmarke das dominanteste Architekturzeichen sein, das Hamburg sich je geleistet hat. [….] Den distinguierten Hamburger, der so gerne Schirmlampen in die Fenster seiner Altbauwohnung stellt, mag es vor diesem Megazeichen und seinen Implikationen schaudern. [….]

Das reizt natürlich jetzt die Küchenpsychologen. Kleine mächtige Männer wie Nicolas Sarkozy (1,60m), Silvio Berlusconi (1,62m), Wladimir Putin (1,70m) müssen vielleicht etwas kompensieren?
Wollte Olaf Scholz (Körpergröße unbekannt) mit dem dritthöchsten Büroturm Deutschlands ein Zeichen setzen?

[….] Kleine Männer haben „mehr Power, mehr Sex, mehr Energie, mehr Ehrgeiz, mehr Eloquenz“, behauptet Willen. Sie sind den großen Männern hoffnungslos überlegen, und vielleicht deshalb versucht die 75%-Mehrheit der großen Männer, sie sich vom Leib zu halten. Das gelingt in den seltensten Fällen, was man gerade bei den kleinwüchsigen Diktatoren sieht, die mit „Geltungssucht, Machtbewußtsein und Ehrgeiz“ (Willen) sich an die Spitze des Staates vorarbeiten und dann alle spüren lassen, dass mit ihnen nicht zu spaßen ist.
Benito Mussolini (1,52 m) flößte seinen Gegnern Rhizinusöl ein und Josef Stalin (1,65 m) stellte sie an die Wand, nicht ohne ihnen vorher noch einen Schauprozess gemacht zu haben, ganz zu schweigen von den Nazi-Größen, die ganz klein waren: Hitler (1,72 m), Goebbels (1,65 m), Eichmann (1,68 m) Streicher (1,68 m). Gottseidank bringt maßloser Ehrgeiz nicht immer einen Diktator hervor, aber doch erstaunlich viele kleine Politiker, die durch viele Wortmeldungen auffallen wie Gregor Gysi (1,66 m), Norbert Blüm (1,67 m), den man allerdings auch zu den Kabarettisten rechnen könnte, und Heinrich Lummer (1,58 m), der sich in seiner Zeit als Berliner Innensenator gerne als Napoleon inszenierte, wenn er besetzte Häuser räumen ließ. [….]

Nein, natürlich schätze ich Scholz nicht so ein, daß er so etwas nötig hat.
In einer rapide wachsenden Stadt wie Hamburg – 35.000 Neubürger jedes Jahr – die nun einmal ihre Stadtgrenzen nicht ausdehnen kann, ist es der natürliche Weg in die Höhe zu bauen.
Der neue Turm wird weit ab von der Altstadt stehen, weil er nicht mit den enormen Türmen der fünf Hamburger Hauptkirchen konkurrieren soll.


[…..] Ihre Türme prägen das Stadtbild - die fünf Hauptkirchen Hamburgs: Der schlanke, hoch aufragende Turm der Petrikirche steht an der Mönckebergstraße. Nur wenige Schritte entfernt erhebt sich an der Steinstraße die Jacobikirche mit ihrer modernen Turmspitze. Der Turm der Katharinenkirche ist an seinen fensterartigen Durchbrüchen gut zu erkennen. Von der Nikolaikirche ist nur noch der neugotische Turm erhalten, die Hauptkirche selbst wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört […..] Am bekanntesten ist der Turm der Michaeliskirche, denn der "Michel" ist bis heute ein Wahrzeichen der Hansestadt.
Alle fünf Kirchtürme sind außergewöhnlich hoch: Der Nikolaikirchturm ist mit 147 Metern sogar der fünfthöchste der Welt, die anderen vier sind immerhin noch unter den 30 höchsten weltweit zu finden. Besucher können alle fünf Türme besteigen. Bequem per Aufzug geht das allerdings nur bei Michel und St. Nikolai. [….]

Auch der Turm des gewaltigen Hamburger Rathauses musste mit 112 m Höhe niedriger als die Kirchen St. Petri (132m), St. Katharinen (117m), St. Michaelis (132m), St. Jacobi (125m) und St. Nikolai (147m) sein.

 Selbst der Petersdom im Vatikan misst „nur“ 137m.
Da kann sich die Nikolaikirche (Baubeginn der Kapelle 1195, Fertigstellung des Turms 1518) sehen lassen.

Kirchtürme sind die steinernen Erektionen der Bischöfe.
Da darf niemand einen Größeren haben.

Auch die nagelneue Elbphilharmonie mußte sich mit 110 m Höhe dieser städtebaulichen Regel anpassen.

Kirchliche Mega-Phalli sind eine sehr weltliche Angelegenheit; es genügt eben gerade nicht Gott zu gefallen, sondern sie sind eine Machtdemonstration.
Keiner steht über uns.
Dafür brauchen die Christen diese ultrateuren Denkmäler.


Mit ihrem Gottvertrauen steht es in Wahrheit nicht zum Besten.
Päpste verstecken sich in Panzerglasautos, weil sie ganz offensichtlich nicht auf Gottes Protektion vertrauen – obwohl sie immerhin sein Stellvertreter auf Erden sind.

Und nichts zeigt mangelndes Gottvertrauen so sehr wie ein Blitzableiter auf der Kirchturmspitze.
Dafür ist dann die 1000 Jahre bekämpfte Wissenschaft doch gut genug.

Mit der Kirchenhöhe beweisen Christen man aber nicht nur weltliche Macht, sondern können im praktischen Sinne dem Staat, der sie so üppig mit Geld überschüttet, aushelfen.

Großzügig überließen die Herren der Münchner Frauenkirche ihre Türme für Sendemasten dem Observationskommando QB30 des Bundesnachrichtendienstes (BND) – um die garstigen Schäfchen auszuspionieren.
Mit 98 m würde der Nordturm der Frauenkirche in Hamburg zwar wenig beeindrucken, aber in Bayern ist das sehr sehr hoch.

[…..] Leibhaftig saß nie ein Geheimagent im Nordturm der Frauenkirche. Doch der Bundesnachrichtendienst (BND) hat den Dom offenbar mit dem Ziel genutzt, Spione und ausländische Diplomaten zu beschatten: Eine Empfangs- und Sendeanlage im Kirchturm ermöglichte Agenten im Einsatz dazu einen besseren Funkverkehr. Darüber hinaus nutzte womöglich noch eine zweite Behörde den Turm. Zudem wurde die Anlage wohl ausgerechnet von einer BND-Truppe verwendet, die illegale Überwachungen durchführte.
[…..]  Die Frauenkirche aber ist für diesen Zweck besonders gut geeignet. Die BND-Leute kommunizierten im Einsatz über einen CB-Funkkanal, ähnlich wie Fernfahrer, sagt [Geheimdienst-Experte Erich] Schmidt-Eenboom. Um auch in Häuserschluchten sprechen zu können, brauche man einen hoch gelegenen Verstärker - und in München ist kaum ein Gebäude höher als der 98,57 Meter hohe Nordturm der Kathedrale. Eine solche Anlage sende bis zu 80 Kilometer weit, sagt Schmidt-Eenboom, also mehr als genug, um Agenten mit der damaligen BND-Zentrale in Pullach oder den Leitstellen an der Schubertstraße oder an der Dachauer Straße zu verbinden. Installiert worden sei die Anlage noch vor 1989. [….]

Kann man sich nicht ausdenken.
Und wie immer bei Kirchenskandalen, wird vertuscht, verschwiegen und gelogen.

[….] Doch abseits der Zahlen ist es in München mit der Offenheit erheblich weniger weit her: Da endet die Transparenz bereits an der Haustür. Der Bundesnachrichtendienst hat offenbar jahrelang eine Funkanlage zur Beschattung von Diplomaten und Spionen im Nordturm der Frauenkirche betrieben. Nun stehen berechtigte Fragen im Raum: Warum unterstützt die Kirche Spionage? Wieso gibt sie einen Turm ihrer Kathedralkirche, eines der Wahrzeichen Münchens, dafür her? Wer hat das genehmigt, wer wusste davon? Und wurden mit Hilfe der Kirche auch Münchner bespitzelt, womöglich gar Straftaten begangen?
Der Kirche fällt zu all diesen Fragen bislang nur eines ein: Sie schweigt. Sie setzt darauf, die Aufregung werde sich schon legen. Aus ihrer Sicht geht es die Katholiken offenbar nichts an, was in deren Kathedrale passiert. [….]


Dienstag, 20. März 2018

In den Hintern statt auf die Fresse


Frauenpower finde ich gut. Man soll mal einen anderen Umgang miteinander pflegen, das Trump-Orban-Seehofer-Machohafte hinter sich lassen, weniger Testosteron die politische Agenda bestimmen lassen.
Es ist nur zu begrüßen, wenn Parteien, Konzerne, Medien nicht immer nur auf die gleichen Graugesichter in Anzügen setzen.
Ich begrüße es, wenn sich Politiker verschiedener Parteien privat gut vertragen und sich nicht in der Parlamenten prügeln.

 Andrea Nahles und ihre Busenfreundin Angela Merkel verstehen sich prächtig.
Nahles mag Merkel, so wie sich auch Kathrin Göring-Kirchentag für die Kanzlerin begeistert.
Vermutlich liegt das aber weniger an den fehlenden Penissen, als an der Tatsache, daß alle drei überzeugte Religiotinnen sind, die ideologisch wenig gefestigt sind und sehr an ihrer eigenen Macht interessiert sind.

[….] Es gibt eine Geschichte, an die sich jetzt wieder viele erinnern. Das Kanzleramt in Berlin, kurz nach einer Kabinettssitzung. Angela Merkel und Andrea Nahles sprechen unter vier Augen. Die Kanzlerin will der Sozialdemokratin ein Geschenk machen. Sie fragt Nahles, ob sie die Bundesregierung offiziell in Rom vertreten könne, wo Papst Franziskus zwei seiner Vorgänger heiligsprechen will. Es wäre doch gut, sagt Merkel, wenn eine Katholikin der Zeremonie beiwohne - und nicht eine Protestantin wie sie.
Nahles ist verdutzt, aber sie freut sich. Als Kind war Nahles Messdienerin, als Jugendliche orientierte sie sich an Papst Johannes Paul II. Manche Genossen fremdeln mit Nahles' Glauben; die Kanzlerin, Tochter eines evangelischen Pfarrers, hat davor Respekt. Und so sitzt Nahles Tage später als Merkels Vertreterin auf dem Petersplatz. Vor ihr Franziskus, neben ihr Staatsgäste aus aller Welt, um ihren Hals ein großes Kreuz. [….]

Überhaupt übergibt sich Merkel zunehmend gern mit frommen Frauen, weil sie mit ihnen habituell besser harmoniert.
Beate Baumann und Eva Christiansen sind schon seit Dekaden ihre engsten Vertrauten. Früher nannte man das despektierlich „Merkels Girlcamp“, als noch Hildegard Müller und Annette Schavan zu dem Zirkel gehörten. Nun ist die fromme Katholikin Annegret Kramp-Karrenbauer hinzugestoßen. Nur von der Leyen konnte nicht eindringen, weil sie zu wenig verschwiegen ist und zu klar ihren egoistischen Zielen folgt.

 [….] In der CDU haben Frauen die Männer abgehängt. Dahinter steckt kein feministisches Programm, sondern genau jenes Prinzip, das über Jahrhunderte die Herrschaft von Männern zementiert hat: Machterhalt. [….]
(Christiane Hoffmann, SPIEGEL, 19.03.2018)

Frauen sind gut, Harmonie ist gut.
Frauen sind aber nicht grundsätzlich besser als Männer.
Frauen, die  zu zahm sind und wie Andrea Nahles zu devot an Merkels Rockzipfel hängen, statt sich auch knallhart für die gegen die CDU gerichteten Interessen der eigenen Wähler einzusetzen, helfen gar nicht, sondern schaden der feministischen Sache.
Eine Frau an der Parteispitze soll eine gute Vorsitzende sein.
Ich will nicht Rücksicht nehmen müssen und über Jahre die dramatische politische Unfähigkeit der SPD-Bundestagsfraktionsvorsitzenden ertragen müssen, nur damit auch mal eine Frau ganz nach oben gelangt.

Nicht nur ich mag Frau Nahles nicht, die Bundesbürger sehen es scheinbar ähnlich.
Selbst SPD-Anhänger mögen die CDU-Chefin lieber.
Was für ein vernichtendes demoskopisches Urteil!
So eine dürfen wir keinesfalls auch zur SPD-Chefin wählen.


[….] Könnten die Wähler direkt über den nächsten Kanzler entscheiden, würde Amtsinhaberin Angela Merkel klar als Siegerin hervorgehen - und zwar unabhängig davon, welchen Kandidaten die SPD ins Rennen schickt. Zwar kann Merkel in keiner Konstellation eine Mehrheit der Wähler mobilisieren. Doch würde Herausforderin Andrea Nahles lediglich mickrige 12 Prozent für sich mobilisieren können. Olaf Scholz käme immerhin auf 23 Prozent.
Selbst innerhalb der SPD stößt Merkel mit 36 Prozent auf höhere Zustimmung als die designierte Parteichefin Nahles. Dagegen würde Scholz bei einem direkten Duell mit Merkel 53 Prozent der SPD-Anhänger hinter sich vereinen können. [….]

Mehr und mehr scheint es auch den Sozis zu dämmern welch kapitale Fehlbesetzung Nahles als SPD-Chefin wäre.

 […..]  Bei den Sozialdemokraten gärt es jedoch weiter. Am Dienstag bekam das SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles zu spüren, die - möchte man denken - unumstrittene Nummer eins der Genossen.
In der Fraktionssitzung ging es am Nachmittag um die Frage, wer für die SPD den Ausschuss Arbeit und Soziales führen soll. […..] Der Hamburger Matthias Bartke trat gegen den Baden-Württemberger Martin Rosemann an. Rosemann war der ausdrückliche Vorschlag von Nahles und dem Fraktionsvorstand. Die Chefin bat zu Beginn der Sitzung um Zustimmung für ihren Vorschlag. Doch siehe da: Bartke gewann. Und das auch noch haushoch.
Von einer "Klatsche" für Nahles war in der Fraktion anschließend die Rede, manch einer sprach sogar schon von einem "schleichenden Autoritätsverlust". Das mag ein wenig übertrieben sein. […..] Trotzdem ist es bemerkenswert, dass Nahles - von der es heißt, sie kenne die Partei wie niemand anders - so früh in der Legislaturperiode eine Niederlage in den eigenen Reihen kassiert. Gemeinhin sind die Abgeordneten zum Start einer Amtszeit geneigt, ihrer Nummer eins alle Wünsche zu gewähren. Aber das Votum vom Dienstag zeigt, dass sich in den vergangenen Wochen doch einiges an Unmut über Nahles' Führungsstil aufgestaut haben könnte.
[…..] Und dann ist da noch Hubertus Heil: Dass Nahles ihn zum Arbeitsminister machte, ist in der SPD nicht unumstritten. [….]

In den Mitteilungen an die Parteimitglieder werden diese Kabale nicht erwähnt. 

[…..] Nachwahl Ausschuss Arbeit und Soziales: Kandidat für Vorsitz gewählt
Die Pressesprecherin der SPD-Bundestagsfraktion Lena Daldrup teilt mit:
Die SPD-Bundestagsfraktion hat in ihrer heutigen Sitzung ihren Kandidaten für den Vorsitz des Bundestagsausschusses für Arbeit und Soziales nachgewählt:
Matthias Bartke
Die Nachwahl wurde erforderlich, weil Kerstin Griese inzwischen Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales ist.


Daß die zutiefst menschenfeindliche Hardcore-Reliogiotin Kerstin Griese zur Staatssekretärin aufstieg, ist schon seit zwei Wochen bekannt und zeigt einmal mehr wie wenig von der derzeitigen SPD-Führung zu erwarten ist.