Sonntag, 18. November 2018

Dass sowas von sowas kommt - Teil IV


Zu den wahrlich beeindruckenden Fähigkeiten Donald Trumps gehört es, Menschen in Not ordentlich Salz in die Wunden zu streuen.
Wenn jemand am Boden liegt, tritt er richtig gern nach, macht sich über die Opfer lustig, überzieht trauernde Angehörige mit Vorwürfen.

Blaming the victims. His response to every tragedy: How can I hurt?

  Ihre Tochter wurde in Charlottesville von einem Nazi totgefahren?
-      Die Nazis sind aber very fine people

Ihre Kinder wurden in einer Schule von erschossen?
-      Tja, hätten sie mal die Lehrer besser bewaffnet.

Ihre Geschwister wurden in der Synagoge von einem weißen Rassisten gekillt?
-      Ätschie, selbst schuld, wenn sie den Tempel nicht besser bewachen lassen.

Ihr Haus ist verbrannt und in den Flammen sind ihre Eltern umgekommen?
-      Das kommt eben davon, wenn man so schlampig ist und die Wälder nicht ordentlich harkt.


Als echter Psychopath mit zutiefst sadistischer Veranlagung kann Trump kein Mitleid empfinden und erfreut sich ganz offensichtlich am Elend anderer.

Wenn man aber von derart exponierter Position aus unablässig seiner Leidenschaft für Gewalttätigkeit frönt, bleibt das nicht ohne Folgen.

Die Briefbombenserie des Cesar Sayoc auf 14 prominente Trump-Kritiker ist genau das was zu erwarten war, wenn ein bösartiger Präsident jeden Tag Menschenhass schürt.

[….] Last year, hate crimes rose 17% & anti-Semitic hate crimes increased a staggering 37%. This is the 3rd year in a row the FBI’s annual hate crimes report has shown an overall increase in hate crimes across America—we must address this disturbing trend. [….]

[….] Law enforcement reported 7,175 hate crimes to UCR in 2017, up from 6,121 in 2016. Although the numbers increased last year, so did the number of law enforcement agencies reporting hate crime data—with approximately 1,000 additional agencies contributing information. The report, Hate Crime Statistics, 2017, includes hate crime information for last year, broken down by location, offenders, bias types, and victims.
According to the report, the most common bias categories in single-bias incidents were race/ethnicity/ancestry (59.6) percent, religion (20.6 percent), and sexual orientation (15.8 percent). In addition to the 7,106 single-bias incidents reported last year, there were also 69 multiple-bias hate crimes reported. [….]

Samstag, 17. November 2018

Wenn das Politische privat wird.


Man gewöhnt sich ja an seine Pappenheimer.
In der Woche gebe ich mir fast immer nebenbei die drei abendlichen Talk-Sendungen auf CNN: Erst Anderson Coopers 360, dann Cuomo Prime Time und schließlich Tonight mit Don Lemon. Anschließend kommt Christiane Amanpour aus London; da sehe ich mir die Interviews nur an, wenn mich die Gäste interessieren, weil sie in der Regel Einzelinterviews führt und keine Studio-panels hat.
Amanpour ist auch freundlicher und neutraler als ihre Vorgänger. Insbesondere Don Lemon gibt in den ersten fünf bis zehn Minuten seiner Sendungen immer eine sehr persönlichen politische Einschätzung ab („Don’s Take“), die einem gewissen Präsidenten offensichtlich gar nicht gefällt.
Die Crosspromotion amerikanischer Newssender ist leider unerträglich.
Alle zwei Minuten heißt es „I gotta go“ und es folgen 27 lange und unerträgliche Trailer für andere CNN-Sendungen. Zusätzlich zu diesen aufgezeichneten Clips werfen sich insbesondere Chris Cuomo, der Bruder des gerade wiedergewählten New Yorker Gouverneurs und Don Lemon gegenseitig die Bälle zu.
Der Jurist Cuomo, der viel zu viele, viel zu weiße Zähne hat, die er auch viel zu gerne zeigt, schaltet schon zehn Minuten vor dem Ende seiner Sendung rüber zu Lemon, um Werbung für seinen Kollegen zu machen.
Das ist irgendwie ganz süß, wie der 48-jährige heterosexuelle, katholische Familienvater Cumo aus dem quirligen New York den 52-jährigen schwulen Lemon aus dem tiefsten Louisiana anflirted.
Cuomo scheint seinen „brother D-Lemon“ wirklich zu lieben; das kann man gar nicht spielen.
Ich nehme an, daß beide nicht nur durch den aufeinanderfolgenden Sendeplatz, sondern insbesondere als Lieblingsopfer Trumps zusammengeschweißt werden. Cuomo, weil er aus einer klassischen liberalen demokratischen New Yorker Polit-Dynastie stammt. Vor seinem Bruder Andrew war auch schon sein Vater Mario Gouverneur und damit verkörpern die akzeptierten Cuomos all die Werte, die der Proleten-Milliardär Trump zutiefst verachtet, aber auch insgeheim beneidet. Die Cuomos sind gebildet und anständig, verkehren mit den alteingesessenen liberalen Größen der New York Times, die #45 zutiefst verachtet, weil sie ihn nicht so loben, wie er es gern hätte.
Lemon stammt aus diametral entgegengesetzten Verhältnissen in den Südstaaten. Er wuchs nicht nur arm und unterprivilegiert auf, sondern ist auch noch schwul, schwarz und gebildet. Auch damit verkörpert er so ziemlich alles, das Trump hasst.
Und nun schicken fanatische, rassistische Trump-Fans Briefbomben an CNN, überziehen Cooper, Cuomo und Lemon mit Hass und Morddrohungen.
Es vergeht kein Tag, an dem nicht der amerikanische Präsident persönlich CNN und deren Top-Moderatoren/Journalisten radikal beleidigt und diffamiert.
Diese Woche warf er spektakulär Cuomos Kollegen Jim Acosta aus dem Weißen Haus und wurde anschließend gerichtlich gezwungen ihn wieder hineinzulassen.
Trump glaubt immer noch, das Weiße Haus gehöre ihm, alle arbeiteten nun für ihn. Niemand konnte ihm bisher klar machen, daß es genau umgekehrt ist.
Demokratische Prozesse, verfassungsmäßige Rechte und Gewaltenteilung werden von dieser Administration nicht verstanden. Trump glaubt, der Justizminister sei sein persönlicher Anwalt, der das DOJ dafür einsetzen müsse Trump zu schützen.
Daß Jeff Sessions aber dem Gesetz verpflichtet ist, regte ihn so auf, daß er ihn feuerte.
Widerspruch wird nicht nur nicht geduldet, sondern bestraft im nepotistischen Kleptokraten-Haus Trump. Als Mira Ricardel, die stellvertretende Nationale Sicherheitsberaterin Melanias peinliches Benehmen auf ihrer Afrikareise (hinter verschlossenen Türen) kritisierte, ließ das slowenische Nacktmodel das Regierungsmitglied Ricardel feuern.
So läuft das in der Regierung des mächtigsten Landes der Welt. Der Präsident stellt seine Tochter und seinen Schwiegersohn als mächtigsten Berater ein und so sorgt die Familie akribisch dafür, daß jede Beleidigung der Herrscherfamilie brutal geahndet wird.
Man hält zusammen in der Trump-Familie. Zumindest so lange, wie Schönheitschirurgie Papas jüngste Frau faltenfrei halten kann. Irgendwann muss sie dann natürlich gegen eine neue Katalogbraut ausgetauscht werden.


In ihrer gestrigen freundlichen Übergabe diskutierten Cuomo und Lemon über eine andere bizarre Familienangelegenheit im Weißen Haus.
George Conway, Ehemann der Kampagnenmanagerin und Großlügnerin Kellyanne, tickt politisch offensichtlich völlig anders als die Königin der „alternative facts“ wie des frei erfundenen Bowling Green massacres, erklärte, er würde eher auswandern, als noch einmal für Trump zu stimmen.
Die (maßgeblich von seiner Frau geprägte) Trump-Administration sei eine „Shitshow in a dumpsterfire“. Recht hat er.


Natürlich fragt man sich wie die Ehe wohl funktioniert.
Cuomo argumentierte, man müsse mit seinen Freunden politisch nicht übereinstimmen, könnte das ausklammern.
So kenne ich das auch von größeren Familientreffen meines amerikanischen Clans: No politics, no religion – und alle verstehen sich.
Blöd nur, wenn die doofen Familienmitglieder aus Europa dabei sind, die sich nicht daran halten und ständig über amerikanische Politik reden wollen.
Cuomo erinnerte an einige Meinungsunterschiede zwischen ihm und Lemon, betonte aber, das ändere doch nichts an ihrer Freundschaft. Dennoch liebe er ihn.

Lemon war aber anderer Ansicht. Ja, man könne natürlich unterschiedlicher Meinung sein, aber bei der derzeitigen Administration ginge es eben nicht darum, sondern um das Nicht-Anerkennen von Fakten, die systematisch Verbreitung von Verschwörungstheorien und Lügen. Um Hassbotschaften und Anstachelung zur Gewalt.


Lemon hat Recht, es geht nicht um politische Meinungsverschiedenheiten.
Das Politische ist privat, wenn es um fundamentale Dinge wie Menschenhass und Wahrheit geht.

Ich kann das nur unterstützen. Natürlich müssen meine Freunde nicht meine politischen Ansichten teilen. Sie können auch andere Parteien bevorzugen, für verschiedene Steuermodelle plädieren, Musik lieben, die ich nicht ausstehen kann. Sie können fürchterliche Klamotten anziehen, eigenartige Sexualpraktiken betreiben und abscheuliche Sachen fressen. Sie dürfen auch umgekehrt gern genauso über mich denken.

Wer aber Trump oder die AfD unterstützt, also Menschen dafür verachtet, daß sie eine andere Hautfarbe haben oder von jüdischen Verschwörungen überzeugt ist, wird von mir ganz privat entfreundet.

Das ist etwas anderes als eine „Entfreundung“ auf Facebook. Dort halte ich es gar nicht für angebracht, weil das die Verfilterblasung der Welt befördert. Man sollte sich im Internet auch mit solchen Typen umgeben und ihnen tagtäglich widersprechen, ihnen die Fakten nahebringen und ihnen klarmachen, daß man radikal ihren Hassbotschaften opponiert.

Aber in meinem kleinen privaten realen Freundeskreis dulde ich keinen Schwulenhass oder Frauenfeindlichkeit. Keinen Rassismus und keine Xenophobie.
Denn nach meiner privaten Meinung sind Menschen, die solchen Ansichten anhängen schlechte Menschen.

Freitag, 16. November 2018

Bruderkrieg – Teil II


Nationen hassen die Nachbarländer, Volksgruppen hassen die anderen Volksgruppen ihrer Nation, Städte verabscheuen ihre Nachbarstädte und auch Nachbarn fetzen sich mit Vorliebe mit ihren direkten Nachbarn. Menschen verwenden enorme Energie darauf ihresgleichen zu bekämpfen.
Dieser extreme Hang zum Bruderkrieg bezieht sich aber nicht nur auf geographische oder ethnische oder religiöse Brüder.
Dieses Prinzip wird auch in der Politik mit viel Leidenschaft betrieben.

Die Steigerung von Feind lautet Parteifreund.


Über ein Jahrzehnt seit seinem Rückzug aus der Politik, kocht Friedrich Merz ganz offensichtlich immer noch vor Wut auf seine Parteichefin Angela Merkel.
Ein so frommer Katholik wie er ist auch nach vielen Jahren völlig unfähig auch nur die geringsten Anzeichen von Verzeihen oder Barmherzigkeit zu zeigen.
Der Grund ist offensichtlich der, daß sich die beiden so ähnlich sind. Merz und Merkel sind fast gleichaltrig, waren beide Bundestagsfraktionsvorsitzende der CDU und bemühten sich darum Kanzlerkandidat zu werden.
Der überzeugte Christ zeigt sehr klar, was ihm Nächstenliebe bedeutet: Gar nichts. Er hasst Merkel wie die Pest. Und nicht nur für die Kanzlerin kann er keine Nächstenliebe empfinden.
Wie die Merkel vom Leipziger Parteitag vertritt er einen klaren Kürzungskurs bei den Armen und bemüht sich hauptberuflich darum die Superreichen reicher zu machen.
Der Blackrock-Multimillionär mit 19 Aufsichtsratsposten gleichzeitig, dem auch zwei Flugzeuge gehören, zählt sich längst zum obersten einen Prozent der Deutschen.
So ein Mann ist wie geschaffen für den Vorsitz der C-Partei.

Und weiter sage ich euch: Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein
Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher ins Reich Gottes komme.
Matthäus 19,24

Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe,
denn daß ein Reicher ins Reich Gottes komme.
Markus 10,25

Es ist leichter, daß ein Kamel gehe durch ein Nadelöhr,
denn daß ein Reicher in das Reich Gottes komme.
Lukas 18,25

Friedrich Merz, der auch gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe gestimmt hatte, ist ebenfalls ein scharfer Gegner der „Ehe für alle“.


Wenn man sich nicht so intensiv gegenseitig innerhalb des eigenen politischen Lagers bekämpfte, wäre RRG längst Realität.

Aber insbesondere der langjährige Linken-Chef Lafontaine verwendete viele Jahre lang all seine Energie und die sechsstelligen Tantiemen des ultrarechten Schmuddelblattes BILD dafür die CDU ins Kanzleramt zu bringen.
Nichts war ihm wichtiger als sich an der SPD zu rächen.

Die Rechten, das ist immerhin erfreulich, können das aber auch.
Je rechter, desto mehr Hass.
So leidenschaftlich wie Frauke Petry und Markus Pretzell intrigierten, um Parteichef Bernd Lucke zu demütigen und zu entmachten, so intensiv agitierten Höcke und Gauland, um ihr dasselbe anzutun, nachdem Petry sich zur AfD-Herrscherin hochgemobbt hatte.
Und nun stecken die Braunen ihre Köpfe zusammen, um die ebenso verhasste neue starke Frau Alice Weidel abzuschießen.

Unvergessen natürlich die abgrundtiefe Hass, mit dem sich die 17 allesamt überzeugte Christen und Parteifreunde 2016 im Vorwahlkampf der GOP überzogen. Der Mann, der von allen am drastischen Hass auskübelte, wurde folgerichtig auch Kandidat und US-Präsident.

Eine Lehrstunde des politischen Bruderhasses erleben auch die konservativen Regierungschefs May und Netanjahu.
In London geht es längst nicht mehr um Sachfragen, sondern darum der eigenen christlichen Parteichefin weh zu tun.
Die Rachegelüste sind so extrem, daß Johnson und seine Mitstreiter dabei gern in Kauf nehmen die ganze Partei und sein Heimatland zu ruinieren.

[….] Die Gegner von Theresa May in der eigenen Partei waren die Ersten, die noch am Dienstagabend gegen den Kompromiss Stimmung machten – noch bevor sie den Vertragsentwurf überhaupt gelesen hatten. Boris Johnson, der ehemalige Außenminister, wetterte, dass der Status des "Vasallenstaates" inakzeptabel sei: Seit 1.000 Jahren habe es keine Situation gegeben, in der Großbritannien so abhängig von außen gewesen sei. Er werde gegen den Vertrag stimmen.
Der notorische EU-Kritiker Jacob Rees-Mogg sagte, der Vertrag sei nicht das, was Theresa May versprochen habe, auch er werde gegen ihn stimmen. Er räumte allerdings ein, bislang nichts unternommen zu haben, um ein Misstrauensvotum gegen Theresa May vorzubereiten. Damit hatte Rees-Moog in den vergangenen Monaten immer wieder gedroht. [….]

In Jerusalem regiert Netanyahu, der amerikanische Staatsbürger und größte Fan Donald Trumps als Chef des sehr rechten Likud-Blocks mit weiteren sehr rechten Parteien in einer sehr rechten Koalition:

Likud (konservativ, Bibi)
Kulanu (Wir alle, Wirtschaftsliberal, Mosche Kachlon),
Schas (ultraorthodoxe „Sephardische Tora-Wächter, Arje Deri),
HaBajit haJehudi („Jüdische Heimat“, nationalreligiös, Naftali Bennett),
Vereinigtes Thora-Judentum (aschkenasisches ultraorthodoxes Judentum; religiös-konservativ) und
Jisra’el Beitenu (Unser Heim Israel, nationalistisch, Avigdor Liebermann)

Mini-Trump Bibi verfügt nicht nur über dasselbe antagonistische Verhältnis zur Wahrheit wie #45, sondern er ist auch genauso aggressiv und kriegsbegeistert.
Mit Kriegsminister Liebermann  verfügt(e) er aber über einen Fanatiker, der ihn selbst in dieser Hinsicht noch übertrifft.

Nach den letzten Gefechten mit dem Gaza-Streifen hatte die Hamas eine Waffenruhe angeboten und einseitig begonnen.
Ministerpräsident Netanjahu ging darauf ein und zerbrach damit seine Koalition.
Avigdor Liebermann tobte wegen des verhassten Kurzzeitfriedens derartig, daß er sein Amt niederlegte.
Waffenstillstand? Mit Palästinensern? Nicht mit ihm!

[…..] Benjamin Netanjahu verbrachte den Mittwoch in der Wüste. Dort, am Grab seines Vorgängers David Ben Gurion, erreichte den Premierminister die Nachricht, dass Verteidigungsminister Avigdor Lieberman zurücktreten wird. Lieberman hatte es nicht für nötig befunden, den Regierungschef vor seiner kurzfristig einberufenen Pressekonferenz darüber zu informieren, dass er und seine nationalistische Partei Jisrael Beitenu (Unser Haus Israel) die Koalition verlassen werden.
[…..] Unmittelbar nach Liebermans Ankündigung ereilte Netanjahu die nächste Erklärung eines Ministers: Der für Bildung zuständige Minister Naftali Bennett drohte mit seinem Rücktritt, sollte er nicht Verteidigungsminister werden.
[…..] Lieberman und Bennett hatten sich ebenso wie Justizministerin Ajelet Shaked und Umweltschutzminister Zeev Elkin in der Sitzung des Sicherheitskabinetts am Dienstag gegen einen Waffenstillstand ausgesprochen. […..] Der als politischer Hardliner bekannte Lieberman verband seine Rücktrittsankündigung mit heftigen Angriffen auf Netanjahu: Das Nachgeben gegenüber der radikalislamischen Hamas bezeichnete er als "Kapitulation vor dem Terror". […..]

Aus der Perspektive eines einigermaßen rationalen Europäers sind Netanjahu und Liebermann gleichermaßen rechtsaußen, unzurechnungsfähig, verlogen und betreiben beide eine für Israel extrem aggressive und schädliche Politik.

Untereinander aber bekriegen sie sich erst recht, weil der eine dem anderen nicht rechtsextrem genug ist.

[….] Rechts, rechter, am rechtesten
[…..] Netanjahu ist plötzlich ein Getriebener und Israel steuert auf einen harten Wahlkampf zu, der vorwiegend darum kreisen wird, wer die rechteren Positionen vertritt. Denn es treten mehrere Parteien aus diesem politischen Spektrum an, die sich unterscheiden wollen. Es droht in den nächsten Monaten eine Schlammschlacht in Israel. [….]

Donnerstag, 15. November 2018

Bruderkrieg.

Die wenigsten Deutschen haben Vorurteile gegenüber Neuseeländern oder Kanadiern.
Das liegt insbesondere an der großen räumlichen Distanz. Menschen hassen üblicherweise niemand mehr als ihre eigenen Nachbarn. Das muss irgendetwas mit archaischen Konkurrenzgefühlen zu tun haben.
So wie Löwen gewohnheitsmäßig Großkatzen der Nachbarreviere totbeißen. Der Leopard nebenan und die Gepardin von gegenüber sind Nahrungskonkurrenten.
Auch die generelle religiöse Basis der Zivilisationen spielt eine negative Rolle, da alle Gottesvorstellung zu einer „Wir sind besser als die“-Grundeinstellung führen.
Wer einen Allmächtigen auf seiner Seite hat, weiß alle anderen im Unrecht.
Das ist der Grundgedanke der christlichen Missionierung: Entweder ihr ordnet euch unserem Gott unter, oder Rübe ab!
Vor 400 Jahren begann mit dieser Prämisse der 30-Jährige Krieg, der am Ende die halbe Bevölkerung Europas ausrottete, weil katholische Habsburger Prinzen in Bayern und Österreich mit Verve ihre protestantischen Nachbarn massakrierten.

Nachbarnationen wie Frankreich und Deutschland verstanden sich über Generationen als „Erbfeinde“. Japaner hassten Koreaner, die Schotten bekriegten die Briten, Polen und Ukrainer wettern gegen Russen, die NATO-Partner Griechenland und Türkei rüsten sich bis an die Zähne hoch, um gegeneinander Krieg führen zu können. Balten misstrauen den Russen. Chinesen gehen gegen Tibeter vor, assimilieren sie. Im Kaschmir-Konflikt (betreffend des 1947 aufgelösten indischen Fürstenstaats Jammu und Kashmir) haben sich die Nachbarn Indien, China und Pakistan sogar so Atommächten hochgerüstet, weil sie sich gegenseitig so ver­achten.

Auf der nächstkleineren Ebene, dem Hass zwischen einzelnen Volksgruppen innerhalb einer Nation, wird die Gewalttätigkeit noch extremer. Die extrem blutigen Bürgerkriege auf dem Balkan, im Irak, in Ruanda oder dem Kaukasus findet zwischen Menschen statt, die den gleichen Pass haben.
Die Freundschaft zwischen Franzosen und Deutschen, die relative Unvorstellbarkeit eines Krieges in Westeuropa ist deswegen so bemerkenswert, weil der Hass zwischen benachbarten Volksgruppen als fast unausrottbar gilt.
Südtiroler verabscheuen Italiener, Flamen die Walonen, Basken die Franzosen, Katalanen die Spanier, Korsen die Franzosen, Bayern die Österreicher.
Hamburger mögen keine Sachsen, Ungarn verachten die Roma, Serben die Ungarische Minderheit, Myanmar vertreibt die Rohingya.

So kann man das immer weiter herunterdeklinieren. In Deutschland sind rund 500.000 Gerichtsverfahren zwischen direkten Nachbarn anhängig. Niemand hasst man so sehr wie den Typ, mit dem man Tür an Tür wohnt
Ich wohnte ein ganzes Jahrzehnt in einem Haus, Baujahr 1951, dessen Bausubstanz so schlecht war, daß man buchstäblich „jeden Pups“ hörte.
Über mir, im dritten OG hauste ein außerordentlich sexuell aktives Paar, welches irgendein Bistro betrieb. Die kamen immer frühestens um 23.00 nach Hause, stolzierten eine Viertelstunde in ihren schweren Schuhen auf dem blanken Holzboden hin und her, um dann stundenlang so lautstark zu kopulieren, daß der Mann unter mir, im ersten OG davon wach wurde und erst wütend rumpöbelte, bevor er dazu überging wie ein Irrer mit irgendwelchen Werkzeugen an die Heizungen zu bollern.
Davon erlitt ich so einen schweren psychischen Schaden, daß ich seitdem im Zölibat lebe. Am Ende horchte ich immer panisch an meiner Wohnungstür, bevor ich das Haus verließ, weil ich solche Angst hatte den potenten Kreisch-Pornologen von oben oder dem Hammerschwingenden Heizungsmolester von unten zu begegnen. Es blieb mir nur übrig auszuziehen.

Das Problem bei all diesen mörderischen Konflikten ist nicht nur die räumliche Nähe, sondern die Ähnlichkeit der Volksgruppen.
Kaum ein Landstrich ist so von Hass geprägt wie Palästina und Israel, die Keimzelle dreier Weltreligionen. In Jerusalem wohnen Christen, Muslime und Juden nicht nur buchstäblich Tür an Tür, sie sind auch kulturell so verwoben, daß sie kaum zu unterscheiden sind. Juden und Muslime schnibbeln ihren Kindern am Penis herum und frönen auch einer sehr ähnlichen Esskultur. Ein Jude, der sich in der Fremde koscher ernähren möchte, kann in Paris oder Berlin in ein muslimisches Lebensmittelgeschäft gehen und halal einkaufen. Damit ist er weitgehend auf der sicheren Seite.

Je weiter man weg ist, desto eher vergisst man die Ähnlichkeiten. So verlangte die Schleswig-Holsteinische CDU unter ihrem Spitzenkandidaten Günther im letzten Landtagswahlkampf einen Schweinefleischtag in deutschen Kantinen einzuführen.
Damit sollte auf populistische Art den Islamophoben ein Zuckerchen gegeben werden. Die AfD war begeistert; wer sich als Muslim nicht den deutschen Essgewohnheiten anpasse und Schwein fresse, solle doch wieder gehen.
Daß dieses Anliegen der Nord-CDU genauso antijüdisch wie antimuslimisch war, übersah man. Für Juden ist Schweinefleisch genauso tabuisiert.

Angesichts der Beschneidungsdebatte, die aus Rücksicht vor der jüdischen Bevölkerung damit endete, daß das deutschen Parlament potentiell tödliche und grausame chirurgische Eingriffe an Babypenissen erlaubte, wurde diese religiokulturelle Ähnlichkeit deutlich. Bezüglich der Genitalverstümmelung ticken Juden und Muslime ganz ähnlich.

Legendär auch der plötzliche Frieden zwischen Jerusalemer Christen, Juden und Muslimen, als in der Stadt der der World-pride-day veranstaltet werden sollte. Der gemeinsame Schwulenhass vereinte die drei Erzfeinde.

Diese Kultur-Gemeinsamkeiten führen zu bizarren Problemen. Der gemeinsame Hass von Israelis und Amerikanern auf den Iran führte beispielsweise zu der Idee den Export Iranischer Pistazien zu sanktionieren. Mit dem angenehmen Nebeneffekt, daß kalifornischen Pistazien-Produzenten auf neue Absatzmärkte hoffen.
Nicht bedacht dabei wurde allerdings, daß Iranische Pistazien die besten sind und daß niemand so viele Pistazien pro Kopf isst wie Israelis. Israelis und Iraner haben genau die gleichen kulinarischen Vorlieben.

Das ist ein besonders sinnloser Aspekt am Bruderkrieg. Man schneidet sich immer ins eigene Fleisch.
Vor über 30 Jahren war ich mal versehentlich während eines 1.Mai-Wochenendes in einer Kreuzberger Wohnung direkt am Kotbusser Tor einquartiert.
Als gesitteter Hamburger staunte ich nicht schlecht wie martialisch es dort zuging. Während man morgens in einer großen WG-Küche saß, kamen allerlei Gestalten wie selbstverständlich herein und füllten kleine Wasser-Spritzflaschen mit Leitungswasser.
Ziemlich absurd angesichts der riesigen Wasserwerfer unten auf der Straße  fand ich. Was sollte das denn? Da könnte man ja gleich mit Wattebäuschen werfen.
Als ich schließlich nachfragte, bedeutete man mir seufzend, das brauche man doch heute zum Augenausspülen. Wegen des Tränengases. Ach so.
Das verstand ich gerade noch. Rätselhafter war mir aber wieso man im antikapitalistischen Rausch ausgerechnete dem winzigen Dönershop nebenan und dem Gemüseladen die Scheiben einschlug. Sollte man sich nicht besser in Reichenvierteln oder den Luxus-Einkaufsstraßen prügeln, als ausgerechnet in der eigenen Nachbarschaft, in der sowieso 95% der Menschen grün oder links wählen?
2017 bei den G20-Auseinandersetzungen in Hamburg gab es tatsächlich mal einen Demozug durch eine gehobenere Wohngegend.  Zu Klump geprügelt wurde aber wieder die links-alternative Schanze
Nicht beteiligt und von der Polizei ausdrücklich gelobt waren übrigens die linken Schanzenbewohner rund um die berüchtigte Rote Flora selbst. Auch die Jungs hatten offenbar keinen Bock mehr ihre eigene Hood in ein Trümmerfeld zu verwandeln.
Genutzt hat es aber nichts, denn es gab genügend Zugereiste, die unter ihren schwarzen Klamotten 600-Euro-Marken-Sneacker, Calvin-Klein-Unterhosen und 800-Euro Apple-phones trugen. Die waren weniger ortskundig.

Und so war es wie immer bei Bruderkriegen: Man hatte sich gewaltig in den eigenen Fuß geschossen, während der golfende Trump in seinen Luxus-Resorts unbehelligt blieb.

Mittwoch, 14. November 2018

(Still-) Stand der Dinge


Den aktuellen Stand des Rücktrittprozesses von Heimatminister Seehofer kennt vermutlich nur er selbst.
Nachdem am Wochenende die CSU-Gremien seine Ausführungen so verstanden, daß er zum Ende des Jahres von allen Ämtern zurücktreten wolle (mal wieder), ruderte er nur wenige Stunden später zurück (mal wieder). Nein, seinen Ministerjob werde er behalten, aber den CSU-Parteivorsitz an Söder abtreten.

Seehofer bald nicht mehr CSU-Chef? Immerhin, fast zehn Prozent der Deutschen bedauernd das.


80% sind froh, wenn er endlich verschwindet.
Ob der Zeitpunkt des Rücktritts richtig gewählt ist, bemisst sich an der Frage, ob er mehrheitlich herbeigesehnt oder bedauert wird.
Seehofer versagt in dieser Hinsicht also auf ganz großer Linie.

Was ihn so antreibt sein politisches Vermächtnis und sein ohnehin schon geringes Restansehen so völlig zu ruinieren, obwohl er offenkundig ohnehin keinen Spaß an der Arbeit hat und hauptsächlich schwänzt, ist nur allzu offenkundig:
Beherrscht von seinem destruktiven Psychopathen-Charakter ist er ausschließlich von seinem abgrundtiefen Hass auf Angela Merkel getrieben.
Er ist besessen davon länger als sie im Amt des Parteivorsitzenden zu bleiben, muß also unbedingt mindestens noch einen Tag nach dem CDU-Wahlparteitag in Hamburg (07./08.12.2018) im Amt sein.
Markus Söder soll erst Anfang 2019 zum Parteivorsitzenden erhoben werden.


Neben Seehofers Wahn die Bundesregierung keinesfalls vor Merkel zu verlassen, spielt aber auch die personelle Auszehrung der Partei eine Rolle. Die Bayern haben sich noch nicht von der desaströsen Amtsführung des Hans-Peter Friedrich (3. März 2011 bis 17. Dezember 2013) erholt, blamieren sich nun erneut in diesem Kernressort bis auf die Knochen. Sie haben nicht nur niemand, der den Job kann, sondern noch nicht mal irgendeinen, der den Job will.
Mit Grausen erinnert man sich außerdem an „Old Schwurhand“ Friedrich Zimmermann, CSU-Bundesinnenminister 82-89, der von Skandal zu Skandal stolperte.
So spielt nun ein seniler Rache-Opi ohne Fachwissen und Arbeitseifer den Platzhalter bis irgendwann Merkel doch mal abtritt und ein neuer Bundeskanzler das Kabinett umbaut.
Betrachtet man die xenophoben Kernanliegen Seehofers („Die Migrationsfrage ist die Mutter aller Probleme“), könnte man fast erleichtert sein, weil der heisere Ingolstädter mit der irren Lache in dieser Hinsicht rein gar nichts erreicht.
Keins seiner mit großer Verve angekündigten Flüchtlingsabkommen, bzw Rückführungsabkommen funktioniert.
Das begrüße ich natürlich; als Befürworter einer sehr liberalen Migrationspolitik kann einem nichts Besseres passieren als ein zuständiger Innenminister, der für die ganz harte Linie eintritt, aber durch radikale Unfähigkeit nichts davon umsetzen kann.

Unglücklicherweise ist der Mann auch noch für den Schutz unserer Verfassung zuständig. Auch hier ist er heillos überfordert, wie die Causa Maaßen zeigt.
Seehofer verantwortet auch die Integrationspolitik – kein Wunder, daß dort so viel im Argen liegt.
Sein Job als „Heimatminister“ ist ohnehin nur ein Dekorationstitel ohne Bedeutung.
Schlimm, wirklich schlimm ist aber, daß er in einem weiteren Politikfeld, das sich tatsächlich zur Mutter aller Politverdrossenheit und zum Motor der AfD-Werbung entwickelt, tumb und tatenlos seinen Job ignoriert.
Seehofer ist auch Bundesbauminister in einer Zeit, in der fast alle Großstädter die Mietpreisexplosionen, bzw die Wohnungsnot als Hauptproblem ansehen.
Was nützt schon eine boomende Wirtschaft bei de facto Vollbeschäftigung in einer reichen Stadt wie Hamburg, wenn sich Hunderttausende nicht mehr leisten können in Hamburg zu wohnen?
Normalverdiener wie Krankenschwestern oder Polizisten, wie Bäcker oder Busfahrer, haben weder in Frankfurt, noch in München noch in Hamburg eine Chance in der Innenstadt zu wohnen.
In Hamburg gibt es in Zuge von überflüssigen Luxussanierungen Mieterhöhungen von bis zu 400%.

Nachdem in der schwarzgrünen Beust-Ära zehn Jahre in Hamburg der Wohnungsbau komplett zum Stillstand gebracht wurde (so wie übrigens auch die Straßensanierungen), versuchen Sozialdemokraten das Ruder herumzureißen. Seit dem ersten Tag seines Amtsantritts 2011 als Bürgermeister ließ Olaf Scholz bauen, bauen, bauen.
Es ist tägliches Stadtgespräch wie sehr jeder von den Dauerbaustellen genervt ist und wie aussichtslos es geworden ist Handwerker zu finden, weil sie alle zum Bersten gefüllte Auftragsbücher haben.

Allein; es reicht nicht. Die Wohnungsvernichtungen der zehn CDU-Jahre (2001 bis 2011) lassen sich nicht aufholen, während die Stadt boomt und jedes Jahr Myriaden neue Einwohner anzieht.

Vor 30 Jahren gab es in Hamburg noch 350.000 Sozialwohnungen; heute sind es knapp 80.000 und die Einwohnerzahl nahm währenddessen um 200.000 Menschen zu.
Hier ist dringend der Bundesbauminister gefordert, um staatliche Bauprogramme für Geringverdiener zu initiieren, die Mieten zu deckeln, das Bodenrecht dringend zu reformieren, sowieso die ausufernden Bauvorschriften zu deckeln.

[…] „Jeder Dritte kann sich die Stadt bald nicht mehr leisten“
[…]  Bezahlbaren Wohnraum schaffen, Anstieg der Mieten begrenzen! Das fordern der Deutsche Mieterbund (DMB) und der Mieterverein zu Hamburg. Siegmund Chychla, der Vorsitzende des Mietervereins, fand gestern deutliche Worte. Er sprach von „totalem Versagen der politischen Akteure“, „egal ob schwarz, rot oder gelb“.
Vor allem Horst Seehofer (CSU) bekam sein Fett weg: DMB-Präsident Franz-Georg Rips erinnert den CSU-Politiker daran, dass er nicht nur Innen-, sondern auch Bauminister ist. „Beenden Sie den Dauerstreit in der Großen Koalition und machen Sie Ihre Arbeit: Bauen Sie Wohnungen!“
[…] „Bezahlbares Wohnen ist die ungelöste soziale Frage unserer Zeit“, da sind sich Mieterbund und Mieterverein einig. „Drastisch steigende Mieten seien einer der Gründe für die Politikverdrossenheit. „Angesichts der aktuellen Wohnungsnöte helfen reine Absichtserklärungen, eine verfehlte Schwerpunktsetzung und halbherzige Gesetzentwürfe nicht.“
Siegmund Chychla vom Mieterverein zu Hamburg prophezeit, dass sich „in den kommenden Jahren 30 Prozent der Hamburger ihre Mieten nicht mehr leisten können“: „Ich habe den Eindruck, was sich da an Unzufriedenheit in den Ballungszentren zusammenbraut, wird von der Politik völlig unterschätzt.“ […]

Unglücklicherweise heißt der zuständige Bauminister Seehofer und bleibt völlig untätig. Und unglücklicherweise heißt seine Vorgesetze Merkel und die mischt sich bekanntlich grundsätzlich nie in politische Belange ein.