Wenn man aber von derart exponierter Position aus unablässig
seiner Leidenschaft für Gewalttätigkeit frönt, bleibt das nicht ohne Folgen.
Die Briefbombenserie des Cesar Sayocauf 14 prominente Trump-Kritiker ist genau das was zu
erwarten war, wenn ein bösartiger Präsident jeden Tag Menschenhass schürt.
[….] Last
year, hate crimes rose 17% & anti-Semitic hate crimes increased a
staggering 37%. This is the 3rd year in a row the FBI’s annual hate crimes
report has shown an overall increase in hate crimes across America—we must
address this disturbing trend. [….]
[….] Law
enforcement reported 7,175 hate crimes to UCR in 2017, up from 6,121 in 2016.
Although the numbers increased last year, so did the number of law enforcement
agencies reporting hate crime data—with approximately 1,000 additional agencies
contributing information. The report, Hate Crime Statistics, 2017, includes
hate crime information for last year, broken down by location, offenders, bias
types, and victims.
According to the
report, the most common bias categories in single-bias incidents were
race/ethnicity/ancestry (59.6) percent, religion (20.6 percent), and sexual
orientation (15.8 percent). In addition to the 7,106 single-bias incidents
reported last year, there were also 69 multiple-bias hate crimes reported. [….]
In der Woche gebe ich mir fast immer nebenbei die drei
abendlichen Talk-Sendungen auf CNN: Erst Anderson Coopers 360, dann Cuomo Prime
Time und schließlich Tonight mit Don Lemon. Anschließend kommt Christiane
Amanpour aus London; da sehe ich mir die Interviews nur an, wenn mich die Gäste
interessieren, weil sie in der Regel Einzelinterviews führt und keine Studio-panels
hat.
Amanpour ist auch freundlicher und neutraler als ihre
Vorgänger. Insbesondere Don Lemon gibt in den ersten fünf bis zehn Minuten
seiner Sendungen immer eine sehr persönlichen politische Einschätzung ab („Don’s
Take“), die einem gewissen Präsidenten offensichtlich gar nicht gefällt.
Die Crosspromotion amerikanischer Newssender ist leider
unerträglich.
Alle zwei Minuten heißt es „I gotta go“ und es folgen 27
lange und unerträgliche Trailer für andere CNN-Sendungen. Zusätzlich zu diesen
aufgezeichneten Clips werfen sich insbesondere Chris Cuomo, der Bruder des
gerade wiedergewählten New Yorker Gouverneurs und Don Lemon gegenseitig die
Bälle zu.
Der Jurist Cuomo, der viel zu viele, viel zu weiße Zähne
hat, die er auch viel zu gerne zeigt, schaltet schon zehn Minuten vor dem Ende
seiner Sendung rüber zu Lemon, um Werbung für seinen Kollegen zu machen.
Das ist irgendwie ganz süß, wie der 48-jährige
heterosexuelle, katholische Familienvater Cumo aus dem quirligen New York den 52-jährigen
schwulen Lemon aus dem tiefsten Louisiana anflirted.
Cuomo scheint seinen „brother D-Lemon“ wirklich zu lieben;
das kann man gar nicht spielen.
Ich nehme an, daß beide nicht nur durch den
aufeinanderfolgenden Sendeplatz, sondern insbesondere als Lieblingsopfer Trumps
zusammengeschweißt werden. Cuomo, weil er aus einer klassischen liberalen
demokratischen New Yorker Polit-Dynastie stammt. Vor seinem Bruder Andrew war
auch schon sein Vater Mario Gouverneur und damit verkörpern die akzeptierten
Cuomos all die Werte, die der Proleten-Milliardär Trump zutiefst verachtet,
aber auch insgeheim beneidet. Die Cuomos sind gebildet und anständig, verkehren
mit den alteingesessenen liberalen Größen der New York Times, die #45 zutiefst
verachtet, weil sie ihn nicht so loben, wie er es gern hätte.
Lemon stammt aus diametral entgegengesetzten Verhältnissen
in den Südstaaten. Er wuchs nicht nur arm und unterprivilegiert auf, sondern
ist auch noch schwul, schwarz und gebildet. Auch damit verkörpert er so
ziemlich alles, das Trump hasst.
Und nun schicken fanatische, rassistische Trump-Fans Briefbomben
an CNN, überziehen Cooper, Cuomo und Lemon mit Hass und Morddrohungen.
Es vergeht kein Tag, an dem nicht der amerikanische
Präsident persönlich CNN und deren Top-Moderatoren/Journalisten radikal
beleidigt und diffamiert.
Trump glaubt immer noch, das Weiße Haus gehöre ihm, alle
arbeiteten nun für ihn. Niemand konnte ihm bisher klar machen, daß es genau
umgekehrt ist.
Demokratische Prozesse, verfassungsmäßige Rechte und
Gewaltenteilung werden von dieser Administration nicht verstanden. Trump
glaubt, der Justizminister sei sein persönlicher Anwalt, der das DOJ dafür
einsetzen müsse Trump zu schützen.
Daß Jeff Sessions aber dem Gesetz verpflichtet ist, regte
ihn so auf, daß er ihn feuerte.
Widerspruch wird nicht nur nicht geduldet, sondern bestraft im
nepotistischen Kleptokraten-Haus Trump. Als Mira Ricardel, die stellvertretende Nationale
Sicherheitsberaterin Melanias peinliches Benehmen auf ihrer
Afrikareise (hinter verschlossenen Türen) kritisierte, ließ das slowenische
Nacktmodel das Regierungsmitglied Ricardel feuern.
So läuft das in der Regierung des mächtigsten Landes der
Welt. Der Präsident stellt seine Tochter und seinen Schwiegersohn als
mächtigsten Berater ein und so sorgt die Familie akribisch dafür, daß jede
Beleidigung der Herrscherfamilie brutal geahndet wird.
Man hält zusammen in der Trump-Familie. Zumindest so lange,
wie Schönheitschirurgie Papas jüngste Fraufaltenfrei halten kann.
Irgendwann muss sie dann natürlich gegen eine neue Katalogbraut ausgetauscht
werden.
In ihrer gestrigen freundlichen Übergabe diskutierten Cuomo
und Lemon über eine andere bizarre Familienangelegenheit im Weißen Haus.
Die (maßgeblich von seiner Frau geprägte) Trump-Administration
sei eine „Shitshow in a dumpsterfire“. Recht hat er.
Natürlich fragt man sich wie die Ehe wohl funktioniert.
Cuomo argumentierte, man müsse mit seinen Freunden politisch
nicht übereinstimmen, könnte das ausklammern.
So kenne ich das auch von größeren Familientreffen meines
amerikanischen Clans: No politics, no religion – und alle verstehen sich.
Blöd nur, wenn die doofen Familienmitglieder aus Europa
dabei sind, die sich nicht daran halten und ständig über amerikanische Politik
reden wollen.
Cuomo erinnerte an einige Meinungsunterschiede zwischen ihm
und Lemon, betonte aber, das ändere doch nichts an ihrer Freundschaft. Dennoch
liebe er ihn.
Lemon war aber anderer Ansicht. Ja, man könne natürlich
unterschiedlicher Meinung sein, aber bei der derzeitigen Administration ginge
es eben nicht darum, sondern um das Nicht-Anerkennen von Fakten, die
systematisch Verbreitung von Verschwörungstheorien und Lügen. Um
Hassbotschaften und Anstachelung zur Gewalt.
Lemon hat Recht, es geht nicht um politische
Meinungsverschiedenheiten.
Das Politische ist privat, wenn es um fundamentale Dinge wie
Menschenhass und Wahrheit geht.
Ich kann das nur unterstützen. Natürlich müssen meine Freunde
nicht meine politischen Ansichten teilen. Sie können auch andere Parteien
bevorzugen, für verschiedene Steuermodelle plädieren, Musik lieben, die ich
nicht ausstehen kann. Sie können fürchterliche Klamotten anziehen, eigenartige
Sexualpraktiken betreiben und abscheuliche Sachen fressen. Sie dürfen auch
umgekehrt gern genauso über mich denken.
Wer aber Trump oder die AfD unterstützt, also Menschen dafür
verachtet, daß sie eine andere Hautfarbe haben oder von jüdischen
Verschwörungen überzeugt ist, wird von mir ganz privat entfreundet.
Das ist etwas anderes als eine „Entfreundung“ auf Facebook. Dort halte ich es
gar nicht für angebracht, weil das die Verfilterblasung der Welt befördert. Man
sollte sich im Internet auch mit solchen Typen umgeben und ihnen tagtäglich
widersprechen, ihnen die Fakten nahebringen und ihnen klarmachen, daß man
radikal ihren Hassbotschaften opponiert.
Aber in meinem kleinen privaten realen Freundeskreis dulde
ich keinen Schwulenhass oder Frauenfeindlichkeit. Keinen Rassismus und keine
Xenophobie.
Denn nach meiner privaten Meinung sind Menschen, die solchen
Ansichten anhängen schlechte Menschen.
Nationen hassen die Nachbarländer, Volksgruppen hassen die
anderen Volksgruppen ihrer Nation, Städte verabscheuen ihre Nachbarstädte und
auch Nachbarn fetzen sich mit Vorliebe mit ihren direkten Nachbarn. Menschen
verwenden enorme Energie darauf ihresgleichen zu bekämpfen.
Dieses Prinzip wird auch in der Politik mit viel
Leidenschaft betrieben.
Die Steigerung von Feind lautet Parteifreund.
Über ein Jahrzehnt seit seinem Rückzug aus der Politik,
kocht Friedrich Merz ganz offensichtlich immer noch vor Wut auf seine
Parteichefin Angela Merkel.
Ein so frommer Katholik wie er ist auch nach vielen
Jahren völlig unfähig auch nur die geringsten Anzeichen von Verzeihen oder
Barmherzigkeit zu zeigen.
Der Grund ist offensichtlich der, daß sich die beiden so
ähnlich sind. Merz und Merkel sind fast gleichaltrig, waren beide
Bundestagsfraktionsvorsitzende der CDU und bemühten sich darum Kanzlerkandidat
zu werden.
Der überzeugte Christ zeigt sehr klar, was ihm Nächstenliebe
bedeutet: Gar nichts. Er hasst Merkel wie die Pest. Und nicht nur für die
Kanzlerin kann er keine Nächstenliebe empfinden.
Wie die Merkel vom Leipziger Parteitag vertritt er einen
klaren Kürzungskurs bei den Armen und bemüht sich hauptberuflich darum die
Superreichen reicher zu machen.
Und
weiter sage ich euch: Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher ins Reich
Gottes komme.
Matthäus 19,24
Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr
gehe, denn daß ein Reicher ins Reich Gottes komme.
Markus 10,25
Es ist leichter, daß ein Kamel gehe durch ein
Nadelöhr, denn daß ein Reicher in das Reich Gottes komme.
Lukas 18,25
Friedrich Merz, der auch gegen die Strafbarkeit von
Vergewaltigung in der Ehe gestimmt hatte, ist ebenfalls ein scharfer Gegner der
„Ehe für alle“.
Wenn man sich nicht so intensiv gegenseitig innerhalb des
eigenen politischen Lagers bekämpfte, wäre RRG längst Realität.
Aber insbesondere der langjährige Linken-Chef Lafontaine verwendete
viele Jahre lang all seine Energie und die sechsstelligen Tantiemen des ultrarechten
Schmuddelblattes BILD dafür die CDU ins Kanzleramt zu bringen.
Nichts war ihm wichtiger als sich an der SPD zu rächen.
Die Rechten, das ist immerhin erfreulich, können das aber
auch.
Je rechter, desto mehr Hass.
So leidenschaftlich wie Frauke Petry und Markus Pretzell intrigierten,
um Parteichef Bernd Lucke zu demütigen und zu entmachten, so intensiv
agitierten Höcke und Gauland, um ihr dasselbe anzutun, nachdem Petry sich zur
AfD-Herrscherin hochgemobbt hatte.
Unvergessen natürlich die abgrundtiefe Hass, mit dem sich
die 17 allesamt überzeugte Christen und Parteifreunde 2016 im Vorwahlkampf der
GOP überzogen. Der Mann, der von allen am drastischen Hass auskübelte, wurde
folgerichtig auch Kandidat und US-Präsident.
Eine Lehrstunde des politischen Bruderhasses erleben auch
die konservativen Regierungschefs May und Netanjahu.
In London geht es längst nicht mehr um Sachfragen, sondern
darum der eigenen christlichen Parteichefin weh zu tun.
Die Rachegelüste sind so extrem, daß Johnson und seine
Mitstreiter dabei gern in Kauf nehmen die ganze Partei und sein Heimatland zu
ruinieren.
[….] Die Gegner von Theresa May in der eigenen Partei waren die Ersten, die
noch am Dienstagabend gegen den Kompromiss Stimmung machten – noch bevor sie
den Vertragsentwurf überhaupt gelesen hatten. Boris Johnson, der ehemalige
Außenminister, wetterte, dass der Status des "Vasallenstaates"
inakzeptabel sei: Seit 1.000 Jahren habe es keine Situation gegeben, in der
Großbritannien so abhängig von außen gewesen sei. Er werde gegen den Vertrag
stimmen.
Der notorische EU-Kritiker Jacob Rees-Mogg sagte, der Vertrag sei nicht
das, was Theresa May versprochen habe, auch er werde gegen ihn stimmen. Er
räumte allerdings ein, bislang nichts unternommen zu haben, um ein
Misstrauensvotum gegen Theresa May vorzubereiten. Damit hatte Rees-Moog in den
vergangenen Monaten immer wieder gedroht. [….]
In Jerusalem regiert Netanyahu, der amerikanische Staatsbürger
und größte Fan Donald Trumps als Chef des sehr rechten Likud-Blocks mit weiteren
sehr rechten Parteien in einer sehr rechten Koalition:
Vereinigtes Thora-Judentum (aschkenasisches ultraorthodoxes
Judentum; religiös-konservativ) und
Jisra’el Beitenu (Unser Heim Israel, nationalistisch,
Avigdor Liebermann)
Mini-Trump Bibi verfügt nicht nur über dasselbe
antagonistische Verhältnis zur Wahrheit wie #45, sondern er ist auch genauso
aggressiv und kriegsbegeistert.
Mit Kriegsminister Liebermannverfügt(e) er aber über einen Fanatiker, der
ihn selbst in dieser Hinsicht noch übertrifft.
Nach den letzten Gefechten mit dem Gaza-Streifen hatte die
Hamas eine Waffenruhe angeboten und einseitig begonnen.
Ministerpräsident Netanjahu ging darauf ein und zerbrach
damit seine Koalition.
Avigdor Liebermann tobte wegen des verhassten
Kurzzeitfriedens derartig, daß er sein Amt niederlegte.
Waffenstillstand? Mit Palästinensern? Nicht mit ihm!
[…..] Benjamin Netanjahu verbrachte den Mittwoch in der Wüste. Dort, am Grab
seines Vorgängers David Ben Gurion, erreichte den Premierminister die
Nachricht, dass Verteidigungsminister Avigdor Lieberman zurücktreten wird.
Lieberman hatte es nicht für nötig befunden, den Regierungschef vor seiner
kurzfristig einberufenen Pressekonferenz darüber zu informieren, dass er und
seine nationalistische Partei Jisrael Beitenu (Unser Haus Israel) die Koalition
verlassen werden.
[…..] Unmittelbar nach Liebermans Ankündigung ereilte Netanjahu die nächste
Erklärung eines Ministers: Der für Bildung zuständige Minister Naftali Bennett
drohte mit seinem Rücktritt, sollte er nicht Verteidigungsminister werden.
[…..] Lieberman und Bennett hatten sich ebenso wie Justizministerin Ajelet
Shaked und Umweltschutzminister Zeev Elkin in der Sitzung des
Sicherheitskabinetts am Dienstag gegen einen Waffenstillstand ausgesprochen. […..]
Der als politischer Hardliner bekannte
Lieberman verband seine Rücktrittsankündigung mit heftigen Angriffen auf
Netanjahu: Das Nachgeben gegenüber der radikalislamischen Hamas bezeichnete er
als "Kapitulation vor dem Terror". […..]
Aus der Perspektive eines einigermaßen rationalen Europäers
sind Netanjahu und Liebermann gleichermaßen rechtsaußen, unzurechnungsfähig,
verlogen und betreiben beide eine für Israel extrem aggressive und schädliche
Politik.
Untereinander aber bekriegen sie sich erst recht, weil der
eine dem anderen nicht rechtsextrem genug ist.
[….] Rechts, rechter, am rechtesten
[…..] Netanjahu ist plötzlich ein Getriebener und Israel steuert auf einen
harten Wahlkampf zu, der vorwiegend darum kreisen wird, wer die rechteren
Positionen vertritt. Denn es treten mehrere Parteien aus diesem politischen
Spektrum an, die sich unterscheiden wollen. Es droht in den nächsten Monaten
eine Schlammschlacht in Israel. [….]
Die wenigsten Deutschen haben Vorurteile gegenüber
Neuseeländern oder Kanadiern.
Das liegt insbesondere an der großen räumlichen Distanz.
Menschen hassen üblicherweise niemand mehr als ihre eigenen Nachbarn. Das muss
irgendetwas mit archaischen Konkurrenzgefühlen zu tun haben.
So wie Löwen gewohnheitsmäßig Großkatzen der Nachbarreviere
totbeißen. Der Leopard nebenan und die Gepardin von gegenüber sind
Nahrungskonkurrenten.
Auch die generelle religiöse Basis der Zivilisationen spielt
eine negative Rolle, da alle Gottesvorstellung zu einer „Wir sind besser als
die“-Grundeinstellung führen.
Wer einen Allmächtigen auf seiner Seite hat, weiß alle
anderen im Unrecht.
Das ist der Grundgedanke der christlichen Missionierung: Entweder
ihr ordnet euch unserem Gott unter, oder Rübe ab!
Vor 400 Jahren begann mit dieser Prämisse der 30-Jährige
Krieg, der am Ende die halbe Bevölkerung Europas ausrottete, weil katholische Habsburger
Prinzen in Bayern und Österreich mit Verve ihre protestantischen Nachbarn
massakrierten.
Nachbarnationen wie Frankreich und Deutschland verstanden
sich über Generationen als „Erbfeinde“. Japaner hassten Koreaner, die Schotten
bekriegten die Briten, Polen und Ukrainer wettern gegen Russen, die
NATO-Partner Griechenland und Türkei rüsten sich bis an die Zähne hoch, um
gegeneinander Krieg führen zu können. Balten misstrauen den Russen. Chinesen
gehen gegen Tibeter vor, assimilieren sie. Im Kaschmir-Konflikt (betreffend des
1947 aufgelösten indischen Fürstenstaats Jammu und Kashmir) haben sich die
Nachbarn Indien, China und Pakistan sogar so Atommächten hochgerüstet, weil sie
sich gegenseitig so verachten.
Auf der nächstkleineren Ebene, dem Hass zwischen einzelnen Volksgruppen
innerhalb einer Nation, wird die Gewalttätigkeit noch extremer. Die extrem
blutigen Bürgerkriege auf dem Balkan, im Irak, in Ruanda oder dem Kaukasus
findet zwischen Menschen statt, die den gleichen Pass haben.
Die Freundschaft zwischen Franzosen und Deutschen, die
relative Unvorstellbarkeit eines Krieges in Westeuropa ist deswegen so
bemerkenswert, weil der Hass zwischen benachbarten Volksgruppen als fast
unausrottbar gilt.
Südtiroler verabscheuen Italiener, Flamen die Walonen,
Basken die Franzosen, Katalanen die Spanier, Korsen die Franzosen, Bayern die
Österreicher.
Hamburger mögen keine Sachsen, Ungarn verachten die Roma,
Serben die Ungarische Minderheit, Myanmar vertreibt die Rohingya.
So kann man das immer weiter
herunterdeklinieren. In Deutschland sind rund 500.000 Gerichtsverfahren
zwischen direkten Nachbarn anhängig. Niemand hasst man so sehr wie den Typ, mit
dem man Tür an Tür wohnt
Ich wohnte ein ganzes Jahrzehnt
in einem Haus, Baujahr 1951, dessen Bausubstanz so schlecht war, daß man
buchstäblich „jeden Pups“ hörte.
Über mir, im dritten OG hauste ein außerordentlich sexuell aktives Paar,
welches irgendein Bistro betrieb. Die kamen immer frühestens um 23.00 nach
Hause, stolzierten eine Viertelstunde in ihren schweren Schuhen auf dem blanken
Holzboden hin und her, um dann stundenlang so lautstark zu kopulieren, daß der
Mann unter mir, im ersten OG davon wach wurde und erst wütend rumpöbelte, bevor
er dazu überging wie ein Irrer mit irgendwelchen Werkzeugen an die Heizungen zu
bollern.
Davon erlitt ich so einen
schweren psychischen Schaden, daß ich seitdem im Zölibat lebe. Am Ende horchte
ich immer panisch an meiner Wohnungstür, bevor ich das Haus verließ, weil ich
solche Angst hatte den potenten Kreisch-Pornologen von oben oder dem Hammerschwingenden
Heizungsmolester von unten zu begegnen. Es blieb mir nur übrig auszuziehen.
Das Problem bei all diesen mörderischen Konflikten ist nicht
nur die räumliche Nähe, sondern die Ähnlichkeit der Volksgruppen.
Kaum ein Landstrich ist so von Hass geprägt wie Palästina
und Israel, die Keimzelle dreier Weltreligionen. In Jerusalem wohnen Christen,
Muslime und Juden nicht nur buchstäblich Tür an Tür, sie sind auch kulturell so
verwoben, daß sie kaum zu unterscheiden sind. Juden und Muslime schnibbeln
ihren Kindern am Penis herum und frönen auch einer sehr ähnlichen Esskultur.
Ein Jude, der sich in der Fremde koscher ernähren möchte, kann in Paris oder
Berlin in ein muslimisches Lebensmittelgeschäft gehen und halal einkaufen.
Damit ist er weitgehend auf der sicheren Seite.
Je weiter man weg ist, desto eher vergisst man die
Ähnlichkeiten. So verlangte die Schleswig-Holsteinische CDU unter ihrem
Spitzenkandidaten Günther im letzten Landtagswahlkampf einen Schweinefleischtag
in deutschen Kantinen einzuführen.
Damit sollte auf populistische Art den Islamophoben ein Zuckerchen
gegeben werden. Die AfD war begeistert; wer sich als Muslim nicht den deutschen
Essgewohnheiten anpasse und Schwein fresse, solle doch wieder gehen.
Daß dieses Anliegen der Nord-CDU genauso antijüdisch wie
antimuslimisch war, übersah man. Für Juden ist Schweinefleisch genauso
tabuisiert.
Angesichts der Beschneidungsdebatte, die aus Rücksicht vor
der jüdischen Bevölkerung damit endete, daß das deutschen Parlament potentiell
tödliche und grausame chirurgische Eingriffe an Babypenissen erlaubte, wurde
diese religiokulturelle Ähnlichkeit deutlich. Bezüglich der
Genitalverstümmelung ticken Juden und Muslime ganz ähnlich.
Legendär auch der plötzliche Frieden zwischen Jerusalemer
Christen, Juden und Muslimen, als in der Stadt der der World-pride-day
veranstaltet werden sollte. Der gemeinsame Schwulenhass vereinte die drei
Erzfeinde.
Diese Kultur-Gemeinsamkeiten führen zu bizarren Problemen.
Der gemeinsame Hass von Israelis und Amerikanern auf den Iran führte beispielsweise
zu der Idee den Export Iranischer Pistazien zu sanktionieren. Mit dem angenehmen
Nebeneffekt, daß kalifornischen Pistazien-Produzenten auf neue Absatzmärkte
hoffen.
Nicht bedacht dabei wurde allerdings, daß Iranische
Pistazien die besten sind und daß niemand so viele Pistazien pro Kopf isst wie
Israelis. Israelis und Iraner haben genau die gleichen kulinarischen Vorlieben.
Das ist ein besonders sinnloser Aspekt am Bruderkrieg. Man
schneidet sich immer ins eigene Fleisch.
Vor über 30 Jahren war ich mal versehentlich während eines
1.Mai-Wochenendes in einer Kreuzberger Wohnung direkt am Kotbusser Tor
einquartiert.
Als gesitteter Hamburger staunte ich nicht schlecht wie
martialisch es dort zuging. Während man morgens in einer großen WG-Küche saß,
kamen allerlei Gestalten wie selbstverständlich herein und füllten kleine Wasser-Spritzflaschen mit Leitungswasser.
Ziemlich absurd angesichts der riesigen Wasserwerfer unten
auf der Straßefand ich. Was sollte das
denn? Da könnte man ja gleich mit Wattebäuschen werfen.
Als ich schließlich nachfragte, bedeutete man mir seufzend,
das brauche man doch heute zum Augenausspülen. Wegen des Tränengases. Ach so.
Das
verstand ich gerade noch. Rätselhafter war mir aber wieso
man im antikapitalistischen Rausch ausgerechnete dem winzigen Dönershop
nebenan und dem Gemüseladen die Scheiben einschlug. Sollte man sich
nicht besser in
Reichenvierteln oder den Luxus-Einkaufsstraßen prügeln, als ausgerechnet
in der
eigenen Nachbarschaft, in der sowieso 95% der Menschen grün oder links
wählen?
2017 bei den G20-Auseinandersetzungen in Hamburg gab es
tatsächlich mal einen Demozug durch eine gehobenere Wohngegend. Zu Klump geprügelt wurde aber wieder die
links-alternative Schanze
Nicht beteiligt und von der Polizei ausdrücklich gelobt
waren übrigens die linken Schanzenbewohner rund um die berüchtigte Rote Flora
selbst. Auch die Jungs hatten offenbar keinen Bock mehr ihre eigene Hood in ein
Trümmerfeld zu verwandeln.
Genutzt hat es aber nichts, denn es gab genügend Zugereiste, die
unter ihren schwarzen Klamotten 600-Euro-Marken-Sneacker, Calvin-Klein-Unterhosen
und 800-Euro Apple-phones trugen. Die waren weniger ortskundig.
Und so war es wie immer bei Bruderkriegen: Man hatte sich
gewaltig in den eigenen Fuß geschossen, während der golfende Trump in seinen
Luxus-Resorts unbehelligt blieb.
Den aktuellen Stand des Rücktrittprozesses von
Heimatminister Seehofer kennt vermutlich nur er selbst.
Nachdem am Wochenende die CSU-Gremien seine Ausführungen so verstanden,
daß er zum Ende des Jahres von allen Ämtern zurücktreten wolle (mal wieder),
ruderte er nur wenige Stunden später zurück (mal wieder). Nein, seinen
Ministerjob werde er behalten, aber den CSU-Parteivorsitz an Söder abtreten.
Ob der Zeitpunkt des Rücktritts richtig gewählt ist, bemisst
sich an der Frage, ob er mehrheitlich herbeigesehnt oder bedauert wird.
Seehofer versagt in dieser Hinsicht also auf ganz großer
Linie.
Was ihn so antreibt sein politisches Vermächtnis und sein
ohnehin schon geringes Restansehen so völlig zu ruinieren, obwohl er
offenkundig ohnehin keinen Spaß an der Arbeit hat und hauptsächlich schwänzt,
ist nur allzu offenkundig:
Beherrscht von seinem destruktiven Psychopathen-Charakter ist er
ausschließlich von seinem abgrundtiefen Hass auf Angela Merkel getrieben.
Er ist besessen davon länger als sie im Amt des Parteivorsitzenden zu bleiben,
muß also unbedingt mindestens noch einen Tag nach dem CDU-Wahlparteitag in
Hamburg (07./08.12.2018) im Amt sein.
Markus Söder soll erst Anfang 2019 zum Parteivorsitzenden
erhoben werden.
Neben Seehofers Wahn die Bundesregierung keinesfalls vor
Merkel zu verlassen, spielt aber auch die personelle Auszehrung der Partei eine
Rolle. Die Bayern haben sich noch nicht von der desaströsen Amtsführung des
Hans-Peter Friedrich (3. März 2011 bis 17. Dezember 2013) erholt, blamieren
sich nun erneut in diesem Kernressort bis auf die Knochen. Sie haben nicht nur
niemand, der den Job kann, sondern noch nicht mal irgendeinen, der den Job
will.
Mit Grausen erinnert man sich außerdem an „Old Schwurhand“
Friedrich Zimmermann, CSU-Bundesinnenminister 82-89, der von Skandal zu Skandal
stolperte.
So spielt nun ein seniler Rache-Opi ohne Fachwissen und
Arbeitseifer den Platzhalter bis irgendwann Merkel doch mal abtritt und ein
neuer Bundeskanzler das Kabinett umbaut.
Betrachtet man die xenophoben Kernanliegen Seehofers („Die
Migrationsfrage ist die Mutter aller Probleme“), könnte man fast erleichtert
sein, weil der heisere Ingolstädter mit der irren Lache in dieser Hinsicht rein
gar nichts erreicht.
Keins seiner mit großer Verve angekündigten
Flüchtlingsabkommen, bzw Rückführungsabkommen funktioniert.
Das begrüße ich natürlich; als Befürworter einer sehr
liberalen Migrationspolitik kann einem nichts Besseres passieren als ein zuständiger
Innenminister, der für die ganz harte Linie eintritt, aber durch radikale
Unfähigkeit nichts davon umsetzen kann.
Unglücklicherweise ist der Mann auch noch für den Schutz
unserer Verfassung zuständig. Auch hier ist er heillos überfordert, wie die
Causa Maaßen zeigt.
Seehofer verantwortet auch die Integrationspolitik – kein Wunder,
daß dort so viel im Argen liegt.
Sein Job als „Heimatminister“ ist ohnehin nur ein
Dekorationstitel ohne Bedeutung.
Schlimm, wirklich schlimm ist aber, daß er in einem weiteren
Politikfeld, das sich tatsächlich zur Mutter aller Politverdrossenheit und zum
Motor der AfD-Werbung entwickelt, tumb und tatenlos seinen Job ignoriert.
Seehofer ist auch Bundesbauminister in einer Zeit, in der
fast alle Großstädter die Mietpreisexplosionen, bzw die Wohnungsnot als
Hauptproblem ansehen.
Was nützt schon eine boomende Wirtschaft bei de facto
Vollbeschäftigung in einer reichen Stadt wie Hamburg, wenn sich Hunderttausende
nicht mehr leisten können in Hamburg zu wohnen?
Normalverdiener wie Krankenschwestern oder Polizisten, wie
Bäcker oder Busfahrer, haben weder in Frankfurt, noch in München noch in
Hamburg eine Chance in der Innenstadt zu wohnen.
Nachdem in der schwarzgrünen Beust-Ära zehn Jahre in Hamburg
der Wohnungsbau komplett zum Stillstand gebracht wurde (so wie übrigens auch
die Straßensanierungen), versuchen Sozialdemokraten das Ruder herumzureißen.
Seit dem ersten Tag seines Amtsantritts 2011 als Bürgermeister ließ Olaf Scholz
bauen, bauen, bauen.
Es ist tägliches Stadtgespräch wie sehr jeder von den
Dauerbaustellen genervt ist und wie aussichtslos es geworden ist Handwerker zu
finden, weil sie alle zum Bersten gefüllte Auftragsbücher haben.
Allein; es reicht nicht. Die Wohnungsvernichtungen der zehn
CDU-Jahre (2001 bis 2011) lassen sich nicht aufholen, während die Stadt boomt
und jedes Jahr Myriaden neue Einwohner anzieht.
Vor 30 Jahren gab es in Hamburg noch 350.000 Sozialwohnungen;
heute sind es knapp 80.000 und die Einwohnerzahl nahm währenddessen um 200.000
Menschen zu.
Hier ist dringend der Bundesbauminister gefordert, um
staatliche Bauprogramme für Geringverdiener zu initiieren, die Mieten zu
deckeln, das Bodenrecht dringend zu reformieren, sowieso die ausufernden
Bauvorschriften zu deckeln.
[…] „Jeder Dritte kann sich die Stadt bald nicht mehr leisten“
[…]Bezahlbaren Wohnraum schaffen,
Anstieg der Mieten begrenzen! Das fordern der Deutsche Mieterbund (DMB) und der
Mieterverein zu Hamburg. Siegmund Chychla, der Vorsitzende des Mietervereins,
fand gestern deutliche Worte. Er sprach von „totalem Versagen der politischen
Akteure“, „egal ob schwarz, rot oder gelb“.
Vor allem Horst Seehofer (CSU) bekam sein Fett weg: DMB-Präsident
Franz-Georg Rips erinnert den CSU-Politiker daran, dass er nicht nur Innen-,
sondern auch Bauminister ist. „Beenden Sie den Dauerstreit in der Großen
Koalition und machen Sie Ihre Arbeit: Bauen Sie Wohnungen!“
[…] „Bezahlbares Wohnen ist die ungelöste soziale Frage unserer Zeit“, da
sind sich Mieterbund und Mieterverein einig. „Drastisch steigende Mieten seien
einer der Gründe für die Politikverdrossenheit. „Angesichts der aktuellen
Wohnungsnöte helfen reine Absichtserklärungen, eine verfehlte Schwerpunktsetzung
und halbherzige Gesetzentwürfe nicht.“
Siegmund Chychla vom Mieterverein zu Hamburg prophezeit, dass sich „in
den kommenden Jahren 30 Prozent der Hamburger ihre Mieten nicht mehr leisten
können“: „Ich habe den Eindruck, was sich da an Unzufriedenheit in den
Ballungszentren zusammenbraut, wird von der Politik völlig unterschätzt.“ […]
Unglücklicherweise heißt der zuständige Bauminister Seehofer
und bleibt völlig untätig. Und unglücklicherweise heißt seine Vorgesetze Merkel
und die mischt sich bekanntlich grundsätzlich nie in politische Belange ein.