Donnerstag, 13. Februar 2014

MM bettelt um Aufmerksamkeit.


In meiner Küche hängt zwischen einigen anderen Hamburgensien ein hübsch gerahmter Sinnspruch:

„Gaanich um kümmern!“

Das ist eine knackige hanseatische Abkürzung des weltberühmten „Serenity Prayer.“
Manchmal fällt es aber verdammt schwer sich nicht emotional zu kümmern.

Zur im doppelten Sinne vorgestrigen und letztendlich völlig belanglosen Maischberger-Sendung über verängstigte Homophobe, meldete sich einer in diesem Blog meistgehassten Dummbeutel zu Wort:
Matthias Matussek. Er ist gewalttätig, diskriminierend, überheblich und schreibt schlecht.
 In seinem Meinungsartikel „Ich bin wohl homophob. Und das ist auch gut so“ (extra nicht verlinkt!) triggert der Möchtegern-Intellektuelle recht erfolgreich die Anständigen dieser Republik.
Das muß man MM lassen; die Widerlichkeit seines Charakters, seine überhebliche Sicht auf Minderheiten, sein kontinuierliches Einstreuen von Lügen und Fehlinformationen bringt tatsächlich meinen Cortisol- und Adrenalin-Spiegel auf Maximalwerte.
Selbst als völlig Gewaltfreier verspüre ich den Drang den Mann zu schlagen.
Solche Gefühle auszulösen gelingt nicht jedem.

Kleine Kostproben

1.)
 Sie war schon im Vorfeld der Sendung auf einschlägigen Seiten wie queer.de als "Homo-Hasserin" enttarnt worden. Ihr Verbrechen? Sie propagiert die Familie, für die in unserer Gesellschaft sehr wenig getan wird.
(MM über die bornierte Maischberger-Gästin Birgit Kelle, 12.02.14)

Eine glatte Lüge des homophoben MMs.

Deutschland gibt etwa 200 Milliarden Euro für Familienpolitik aus. Das Geld versickert in einem Dickicht von Leistungen, über deren Sinn und Unsinn sich streiten lässt.
Mehr als 160 verschiedene Maßnahmen werden für Familien bezahlt. Dazu gehören nicht nur Krippenplätze und Elterngeld, sondern auch Leistungen wie das Waisengeld und Erziehungshilfen. Darüber hinaus gibt es diverse Zuschläge, die kaum jemand kennt und versteht.

Überhaupt staune ich über die Matusseksche Exklusion der Homosexuellen aus der „Familie.“ Er befördert sie in einen aseptischen verwandtschaftsfreien Raum, in dem sie für immer bindungslos und sinnlos existieren.
Als ob Lesben und Schwule nicht aus Familien stammten, als ob sie keine Familien hätten. Es müßte MM vielleicht einmal erklärt werden, daß auch Lesben Eltern und Großeltern haben, daß auch Schwule Geschwister und Cousinen haben. Daß viele von ihnen auch Kinder haben.

2.)
"Tolerieren Sie nur, oder akzeptieren Sie?" fragte sie immer wieder. Sie zielte ab auf eine innere Bejahung, auf den umerzogenen NEUEN MENSCHEN.
(MM über Maischberger-Fragen an die Gästin Birgit Kelle, 12.02.14)

Eine typische irre Phantasie des Religioten. Niemand, schon gar nicht die grünrote Stuttgarter Landesregierung versucht irgendwen umzuerziehen.
Im Gegenteil; zuvor hatten in der TV-Diskussion Spahn, Jones und Lind ausdrücklich betont, daß man niemanden schwul machen könne. Genau wie man niemanden zur Heterosexualität umerziehen könne. Das sei schlicht unmöglich.
Es gehe lediglich darum „nicht traditionelle“ Familienformen nicht mehr zu diskriminieren.

3.)
Was für ein Eiertanz um die einfache Tatsache, dass die schwule Liebe selbstverständlich eine defizitäre ist, weil sie ohne Kinder bleibt. Der Philosoph Robert Spaemann hatte es in einem Interview mit der "Welt" so ausgeführt: "Das Natürliche ist auch moralisches Maß für die Beurteilung von Defekten. Nehmen Sie die Homosexualität: Die Abwesenheit der sexuellen Anziehungskraft des anderen Geschlechts, auf dem die Fortexistenz der menschlichen Gattung beruht, ist ein solcher Defekt. Aristoteles nennt das einen Fehler der Natur. Ich sage, es ist einfach ein unvollständig ausgestattetes Wesen, wenn es über die Dinge nicht verfügt, die zu einem normalen Überleben gehören."
(MM 12.02.14)

Tja, viel erbärmlicher geht es nicht. Ausgerechnet den ultrareligotischen  Hardcore-Lügner Spaemann als Kronzeugen zu holen, zeugt von echter Verzweiflung.

Man soll sich ja nicht über Behinderte lustig machen. 
Also auch nicht über Geronten, bei denen die Altersdemenz schon voll zugeschlagen hat. 
Der Christ des Tages Nr. 64 wurde im Jahr 1927 geboren, genießt also eigentlich schon Opi-Schutz. Allerdings hat er auch bereits in jungen Jahren mit Doofheit brilliert und somit kann ich Robert Spaemann tatsächlich heute „würdigen“.
Er ist Philosoph und hatte Lehrstühle in Stuttgart (bis 1968), Heidelberg (bis 1972) und München inne.
Spaemann ist katholisch. Und zwar nicht zu knapp.
Hans Küngs planetaren Erfolg mit dem „Projekt Weltethos“ bei dem oberhalb der religiösen Strömungen weltweit verbindliche Ethik-Standards formuliert werden, treibt Spaemann zur Weißglut. Alles außer Katholizismus darf nicht sein.
Als Philosoph agitiert er auch gegen humanistischen Anliegen wie Sterbehilfe oder straffreien Schwangerschaftsabbruch.
Ähnlich wie beim Maischberger-Will-Möbelstück Arnulf Baring gilt auch bei Robert Spaemann „Je älter, desto weiter rechts“. 
Er kämpft beispielsweise für das Kreuz.net-Partnerblatt „Junge Freiheit“.
So viel erzkonservativer Irrsinn hat Spaemann einen neuen Freund beschert. Der Papst schätzt seinen Rat so sehr, daß er ihn im September 2006 privat nach Castel Gandolfo einlud.
Gerne beschäftigt sich Spaemann mit Gottesbeweisen. 
An Gott zu glauben ist für ihn ein Resultat der Vernunft. Agnostizismus hingegen lehnt er radikal ab.
 Kein Wunder, daß er sich mit Ratzi so gut versteht und die Ehrendoktorwürde der Opus-Dei-Universität Navarra in Pamplona erhielt. [….]

MM tut weh.
Indem ich dies schreibe, bin ich ihm schon wieder auf den Leim gegangen.
Tatsächlich ist Matussek ohnehin ein Gescheiterter, der selbst beim mehr und mehr boulevardesken SPIEGEL nicht mehr zu ertragen war und deswegen zur rechten Resterampe „WELT“ wechseln mußte.
Dort schreibt er nun zusammen mit H.M. Broder exklusiv für Springers konservativstes Blatt die Spalten voll.
Die WELT ist also nicht nur seit Jahrzehnten chronisch defizitär im finanziellen Sinne, sondern nun auch noch offiziell intellektuell defizitär.
Der einst geschätzte SPIEGEL-Kulturchef Matussek ist nun bloß noch einer von „Springers nützlichen Idioten“.
Statt aber sein verdientes Nischendasein unter Ausschluß der Öffentlichkeit zu führen, bettelt MM lieber um einen Shitstorm, den er von der Empörungsmaschinerie Internet auch sofort geliefert bekommt.
Die WELT wird sehr dankbar über die PR sein. MM hat sich bezahlt gemacht.
Sogar die Welt selbst läßt eine homofreundliche Gegenrede veröffentlichen und profitiert damit doppelt vom MM-Hype.

Ach Gottchen, der Matussek [….] bettelt geradezu um den dazugehörigen Shitstorm. Und er bekommt ihn zuverlässig geliefert.
“Mittlerweile hat Homophobie dem Antisemitismus als schlimmste ideologische Sünde den Rang streitig gemacht.” So steht es in Matusseks Text obendrüber. Provokation mit der Brechstange. Nicht bloß, dass er sich mit seinen üblichen reaktionären Standard-Argumenten aufmunitioniert hat – jetzt packt er auch gleich noch den Antisemitismus oben drauf.
Schaut her, scheint Matussek zu rufen, ich bin politisch furchtbar unkorrekt und gegen den Mainstream-Strich gebürstet. Ein echter Kerl. Eben noch Ex-Kollegen beleidigt, jetzt schon als Meinungs-Söldner bei der Welt die Büchse gespannt und den Schnellschuss abgefeuert. Matussek liefert und er bekommt geliefert – den bestellten Shitstorm nämlich. Karin Göring-Eckardt, Stefan Niggemeier, Spiegel-Mann Markus Grill und viele, viele andere tun Matussek den Gefallen, sein wirres Geschreibsel zu geißeln. […]

Auch der "Welt" wird bewusst gewesen sein, was ein derartiger Meinungsbeitrag für Reaktionen hervorrufen kann - die Artikel von Henryk M. Broder sind schließlich auch immer für einen Sturm der Entrüstung gut. Und Aufmerksamkeit bedeutet bekanntlich Klicks: Unter den meistgelesenen Artikeln auf der "Welt"-Homepage stehts Matusseks Beitrag derzeit ganz oben. Und: Offensichtlich provoziert der Text nicht nur Widerspruch. Das Social Plug-In auf bei Welt Online weist aktuell über 11.000 Empfehlungen für den Artikel aus.

Es ist mir lieber wenn einer zugibt, dass er homophob ist statt zu sagen "ich habe nichts gegen Schwule, aber.... Es ist mir auch lieber, dass einer sagt: das und das passt mir am Islam nicht statt zu sagen: ich habe nichts gegen Muslime, aber!
Und Matussek will übrigens nur spielen. Also bitte eure Empörung für etwas Ernstes sparen!
(Hamed Abdel-Samad auf Facebook 13.02.14)

“Will nur spielen” halte ich angesichts der MM’schen Perfidie für sehr euphemistisch.
Aber es ist ärgerlich, daß so viele Internetschreiberlinge – inklusive mir – darauf anspringen.
Man sollte MM bei der nächsten Aktion kollektiv ignorieren.
Das wäre die wohl größte Strafe für den aufmerksamkeitssüchtigen Katholoproleten.

Mittwoch, 12. Februar 2014

Genmais-Gela



Auch wenn Angela Merkel sich öffentlich nie äußert und politisch vollkommen inaktiv scheint, so bedeutet das nicht, daß ihre Kanzlerschaft keine Konsequenzen hat.
Auch nach der blamablen Selbstauflösung der Industrielobbygruppe F.D.P. als Koalitionspartner sorgt die CDU-Chefin für die buchstabengetreue Wunscherfüllung der Wirtschaftsinteressen.
Gesundheit, Umwelt oder gar soziale Fragen haben dahinter gefälligst zurück zu stehen.

Deswegen läßt Angela Merkel jetzt Genmais nach Europa.

Herr Gröhe, Frau Wanka und Frau Merkel wollen den Genmais, weil die extrem finanzstarken Multis das von ihnen verlangen.

Angela Merkel lässt Genmais auf Europas Äckern säen.
Mit einer „Mehrheit“ von 5:19 Stimmen macht es die EU möglich.

Der französische Europaminister Thierry Repentin versuchte es noch mit einer Portion Galgenhumor – und ließ sich eines dieser Brüsseler Wortungetüme auf dem Mund zergehen wie ein butterbeschmiertes Croissant. „Umgekehrte qualifizierte Mehrheit, hmmhh...“, rief er seinen Kollegen im Ministerrat zu und wünschte ihnen viel Spaß bei dem Versuch, den Wählern zu erklären, dass da der Anbau eines höchstumstrittenen Produkts, der Anbau von Genmais 1507, durch „eine umgekehrte qualifizierte Mehrheit“ angenommen wurde. Was heißt: Genmais 1507 wurde angenommen, obwohl sich eine fast schon erdrückende Mehrheit von Mitgliedsstaaten im Kreis der Fachminister dagegen ausgesprochen hatte.
In der Tat gab es im „Allgemeinen Rat“ eine sogar hochemotionale Debatte über die Frage, ob der Genmais 1507 nun angebaut werden darf oder nicht. Letztlich erklärten nur fünf von 28 Ländern ausdrücklich, dafür zu sein: Initiatorin Spanien, Großbritannien, Estland sowie Schweden und Finnland, also zwei nordische Länder, die wegen klimatischer Bedingungen für Maisanbau eher nicht infrage kommen. Aber es gab eben auch keine Mehrheit dagegen, denn Deutschland und drei weitere Länder (Portugal, Belgien, Tschechische Republik) enthielten sich. 19 ist sozusagen weniger als fünf plus vier.
(Javier Cáceres, SZ vom 12.02.2014)

In Brüssel war eine Mehrheit der EU-Länder gegen die Genmais-Zulassung; aber ohne das enorme Stimmengewicht Deutschlands reichte es nicht zu einem Verbot.
Deutschland enthielt sich bei der Abstimmung und so dürfen nun gentechnisch veränderte Pflanzen bei uns angebaut werden.
Die Multis sind beglückt von ihrer Kanzlerin.

Lobbyisten-Verband hofft auf Genmais-Anbau
Der Gentechnik-Verband Innoplanta aus Sachsen-Anhalt hat die mögliche Zulassung für den Anbau von Genmais in der EU begrüßt. Innoplanta-Pflanzenforscher Uwe Schrader sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Offenbar ist noch nicht alles verloren. Es wird allerhöchste Zeit, dass Gen-Mais nach jahrelangem Import endlich auch in der EU wachsen kann."

Danke Merkel!
Aber ab jetzt möchte ich bitte nie wieder aus dem Mund eines CDU-Politikers irgendetwas über „die Bewahrung der Schöpfung“ oder „Respekt vor dem Leben“ hören.
Also ab sofort gefälligst Ruhe auf der CDU-Bank wenn es um Sterbehilfe, Patientenverfügung, Pille danach oder Schwangerschaftsabbruch geht.
Daß der Union das Leben, so wie es „Gott gegeben hat“ eben nicht heilig ist, hat sie  - wieder einmal – eindrucksvoll bewiesen.

Zum Ergebnis der heutigen Abstimmung über die Genmais-Anbauzulassung im EU-Ministerrat erklärt Harald Ebner, Sprecher für Gentechnik- und Bioökonomiepolitik:
Die Regierung Merkel hat heute ein klares Nein Europas gegen den Genmais verhindert. Dabei wäre mit eindeutigem Willen und begleitender EU-Diplomatie eine Ablehnung im EU-Ministerrat möglich gewesen. Offenbar waren Merkel und Co. die Rücksicht auf die Gentech-Lobby und gute Stimmung für die Verhandlungen zum Freihandelsabkommen mit den USA wichtiger als die Interessen der Menschen in Europa.  […] Genmais wird nicht an Landes- oder Staatsgrenzen haltmachen, weil Pollen, Bienen und andere Insekten sie überqueren. Ein Flickenteppich aus regionalen Anbauverboten wäre nur ein brüchiger Notnagel und garantiert keinen Schutz vor gentechnischen Verunreinigungen.
[….] Die Tür für die Gentechnik auf Europas Äckern ist heute geöffnet worden. […]
(Grüne, PM Nr. 0114-14 vom 11.02.2014)

Und die SPD?
Immerhin auch Mitglied der Bundesregierung.
Der Sachverhalt ist einfach: CDU wollte unbedingt Genmais, CSU und SPD waren dagegen. Aber nicht so sehr dagegen, daß sie deswegen die Koalition hätten platzen lassen. Der Koalitionsfrieden ist das wichtigere Gut der SPD. Also tat man das was auch Bundesländer-Regierungen im Bundesrat tun, wenn die sie tragenden Parteien unterschiedlicher Meinung sind: Enthalten.

Der Vorwurf des BUND an die Bundesregierung, beim Verbraucher- und Umweltschutz total zu versagen stimme, räumte die SPD-Verbraucherschutzexpertin Elvira Drobinski-Weiß freimütig ein.
Ja, man hätte natürlich auch einem oppositionellen Antrag zustimmen können, aber man dürfe eben auch nicht gegen die eigene Koalition stimmen.

Zwar hatten das SPD-geführte Wirtschaftsressort und das CSU-geführte Agrarministerium zuvor ihre Ablehnung deutlich gemacht. Doch neben Bundesforschungsministerin Johanna Wanka und Gesundheitsminister Hermann Gröhe (beide CDU) sei auch Kanzlerin Angela Merkel aufgeschlossen für die Neuerung, sagte SPD-Verbraucherpolitikerin Elvira Drobinski-Weiß im ARD-Morgenmagazin: "Die Kanzlerin will den Genmais." Mit der Enthaltung habe sich die Regierung schließlich auch dem Druck der einflussreichen Nahrungsmittelhersteller gebeugt. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) habe recht, wenn er der Regierung Versagen vorwerfe, sagte sie weiter.

Das heutige Abstimmungsverhalten von Bundesagrarminister Hans-Peter Friedrich in Sachen Pioneer-Genmais-1507-Zulassung ist für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nicht nachvollziehbar.
"Die Bundesregierung hat auf ganzer Linie versagt. Obwohl überwältigende Mehrheiten der Verbraucher und der Bundesländer Gentechnik in der Landwirtschaft ablehnen, obwohl die SPD und große Teile der CSU, das Bundeswirtschafts- und das Bundesumweltministerium gegen den Anbau des Genmais 1507 sind, stimmte Deutschland in Brüssel nicht dagegen", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.
"Das ist ein Armutszeugnis für die Große Koalition und ein Affront gegenüber allen Verbraucherinnen und Verbrauchern, die Gentechnik auf Äckern und Tellern ablehnen", so Weiger.   Der BUND-Vorsitzende warf Agrarminister Hans-Peter Friedrich eine Täuschung der Öffentlichkeit vor: "Das Friedrich-Versprechen von nationalen oder bundesländerbezogenen Genmais-Verboten ist eine Mogelpackung. Dafür gibt es auf EU-Ebene keinerlei rechtliche Grundlage. [….]

Und nun?

Gen-Mais ist umstritten – nicht weil er Menschen, sondern weil er manchen Insekten schaden könnte
[….]  Die Bausteine, die den Mais 1507 zu etwas Besonderem machen, sind zwei zusätzliche Gene. Beide stammen aus Bakterien, die im Boden leben. Ähnlich wie in der Sorte Mon 810 produziert eines davon ein Eiweiß, das giftig ist für Schmetterlinge und Motten. Das macht die Pflanzen resistent gegenüber dem Maiszünsler. Die Raupen dieses Schmetterlings vernichten nach Schätzungen der Welternährungsorganisation weltweit vier Prozent der Maisernte. Bekämpfen lassen sie sich mithilfe eines Giftes, das die Mikrobe Bacillus thuringiensis (Bt) produziert. Das Toxin kommt nicht nur in Gentech-Pflanzen zum Einsatz: Bauern spritzen es auch auf Feldern mit konventionell gezüchtetem Mais, und sogar im Biolandbau wird es verwendet.
Das zweite Mikroben-Gen dient lediglich als technisches Hilfsmittel. Es zeigt an, ob eine 1507-Maispflanze die Erbanlage für das Bt-Gift auch tatsächlich eingebaut hat. Die andere Eigenschaft dieses Hilfs-Gens, nämlich das Getreide resistent gegen das Unkrautmittel Glufosinat zu machen, spielt keine Rolle.
Streit verursacht der Gen-Mais vor allem wegen der Frage, ob das Getreide auch Insekten schaden kann, die gar nicht bekämpft werden sollen. Tatsächlich wirkt das Gift nicht nur auf den Maiszünsler, sondern auch auf andere Schmetterlinge. [….]  Manche derjenigen, die vom EU-Entscheid direkt betroffen sind wie der Deutsche Bauernverband, sehen jedoch noch einen anderen Grund zur Skepsis. „Egal, was der neue Mais angeblich alles kann oder nicht: Schon allein aus Haftungsgründen können wir keinem Landwirt raten, gentechnisch veränderte Pflanzen anzubauen“, sagt ein Sprecher des Verbands. „Sollte nämlich ein benachbarter Landwirt, der konventionellen Mais anbaut, auch nur den Hauch einer Vermischung mit gentechnisch veränderten Pflanzen feststellen, kann er Schadenersatz verlangen. Dieses Risiko ist völlig unkalkulierbar – und kann daher existenzbedrohend sein.“ [….] 

Merkel agiert erstaunlich gelassen angesichts der fast 90% großen ablehnenden Majorität der Deutschen. Nun läßt sie nach der Almflora-Kartoffel und der MON810 die dritte genetisch manipulierte Pflanze in Europa zu.
Ist der Druck der Gentech-Lobby wirklich so groß?
Unklar. Aber Merkels Einsatz pro Genmais hat für sie einen zweiten Vorteil: sie kann Deutschland damit auch in Richtung Chlorhühnchen steuern. Es geht um das viel wichtigere Freihandelsabkommen mit den USA, welches sie zur Profitmaximierung der Agrar- und Nahrungsmittelmultis unbedingt umsetzen möchte.
Die NSA-Aktivitäten hatten die Stimmung zwischen EU und USA nicht gerade verbessert. Statt sich aber gegen die USA zu wehren, kriecht Merkel der amerikanischen Lobbyisten noch tiefer in den Mastdarm. Das Freihandelsabkommen würde nämlich viele Europäische Verbraucherschutzrichtlinien zerschmettern. Es würde amerikanische Produkte wie das berühmte Chlor-Huhn nach Europa schicken. Die strengeren Lebensmittelreinheitsregeln in Deutschland wären weggefegt – Dank Deutschlands allseits so beliebten Kanzlerin mit ihren 75%-Zustimmungswerten.
Danke Urnenpöbel.

 „Die Debatte zum Gentech-Mais zeigt deutlich, dass das EU-Recht geändert werden muss. Es entspricht nicht den anerkannten Anforderungen an eine Bewertung gesundheitlicher und ökologischer Risiken und muss dringend qualifiziert werden. Langzeitstudien, transparente wissenschaftliche Daten, unabhängige Untersuchungen und die Erhebung sozio-ökonomischer Kriterien fordert DIE LINKE seit Jahren“, so Kirsten Tackmann, agrarpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, anlässlich des aktuellen Zulassungsverfahrens zum Anbau des transgenen Mais‘ 1507. Tackmann weiter:
„Es ist ein verheerendes Signal, dass gerade Merkels Enthaltung maßgeblich zur Zulassung beiträgt. Offensichtlich will die Bundesregierung gleichzeitig damit auch die Hürden für das Freihandelsabkommen senken.
Die Forderung von Agrarminister Friedrich an die Bundesländer, ihrerseits den Anbau zu verbieten ist unseriös, weil diese Option (Opt-Out-Klausel) noch gar nicht in der EU beschlossen ist, und untauglich, weil ein Flickenteppich ökologisch riskant und seine Kontrolle volkswirtschaftlich teuer ist.

Dienstag, 11. Februar 2014

Und was ich auch noch hasse…




es gibt soviel was man hassen kann, das ist nicht schwer stellst du fest
ich zum beispiel hass noch viel mehr, wie die pest
ich freu mich drauf, wenn ich das nächste gefunden hab und das schrägste
es geht bei mir im sekundentakt, rollkragenpullover, ramona und jürgen drews
wenn du am anfang des monats auf behörden stehst
wenn du scheisse baust und das das ganze viertel weiss
und diese weisse maus, die genau wie mein diddel heißt [….]
ich hasse das, wenn leute wegen kleinigkeiten wehleiden
ich hasse das, wenn leute nach rolltreppen stehenbleiben
polizei in bayern, alkoholfrei feiern
genau wie pizza mit gyros oder blitze auf flyern
maxis auf fünfundvierzig und ich würde mal wetten
ihr hasst genau wie ich handtrockner auf toiletten - uuh!
ich hasse das, wie kompliziert du mir die hand gibst
und meine feundin, die neben mir steht noch nicht mal ansiehst
wie nasse hunde riechen, abkürzungen sowieso
wie zum beispiel 'a-a', 'pipi' oder 'knofi brot'
ich hasse das, genau wie geschi und reli
und wisst ihr, was ich echt nicht verstehen kann: kehzuaheli!

Wann immer Talkshowredakteure oder Zeitungsschreiberlinge an ein Problem geraten, das auch nur im Entferntesten eine moralische Frage aufwirft, greifen sie pawlowsch zum Telephon und holen sich einen der stets auf Kurzwahl gespeicherten Pfaffen ran.
Kein Sex- oder Psychothema, das ohne den ultrakonservativen Ratzinger-Epigonen und Theologen Manfred Lütz auskommt.
Ist Lütz gerade nicht greifbar, springt der maximal kamerageile Kapuziner Bruder Paulus Terwitte (*1959; katholischer Ordensmann und Priester) ein, der dann die ganze Perversität der katholischen Moral herunterrattert.
Seine Nächstenliebe zeigte Bruder Paulus unter anderem in der Talkrunde „Hart aber fair“ bei Frank Plasberg zum Thema „Mut zur Menschlichkeit oder Mord - darf ein Arzt beim Sterben helfen?“

In der Sendung beschreibt der Schweizer Walter Bolinger, wie seine demenzkranke Frau mithilfe des Sterbehilfevereins „Exit“ aus dem Leben schied. Für ihn stand damals fest: Sie hatte nur diesen Weg. „Ich würde ihn genauso gehen.“
Das kann Bruder Paulus (Kapuzinermönch) gar nicht verstehen und fragt schnippisch: „Herr Bollinger, sagen Sie mal, warum haben Sie ihrer Frau nicht die Pulsadern aufgeschnitten? Ich frag Sie das jetzt einfach mal ganz direkt. Ihre Frau hat sich den Tod gewünscht, Sie hätten auch so gekonnt. Aber Sie machen eine schöne Organisation drumherum und erklären uns jetzt hier, was das für eine tolle, freie Handlung ist, wenn man sich den Tod wünscht. Das wirkt für mich eiskalt!“
          
Terwitte empfand die Schilderung des Mannes als Aufruf, dem Beispiel seiner Frau zu folgen; ihm sei „eiskalt“ geworden, versicherte er. Terwitte fragte Bollinger sinngemäß, ob es ihm nicht weh tue, dass er es offenbar nicht wert gewesen sei, dass seine Frau ihre letzten Lebenmonate mit ihm habe verbringen wolle. Später provozierte er den Schweizer mit der Frage, warum er seiner Frau nicht die Pulsadern aufgeschnitten habe.
Während der Theologe die Position vertrat, nur Gott dürfe entscheiden, wann ein Leben ende, räumte Scherf einen „entsetzlichen Konflikt“ ein, in dem sich die Angehörigen Sterbender befänden: Oftmals handele es sich um „Grenzsituationen“, in denen er sich nicht zutraue, einen Rat zu geben.

Es bleibt rätselhaft weswegen ausgerechnet die Vertreter der größten Verbrecherorganisation in der Geschichte der Menschheit, der Organisation, die bis heute nicht die UN-Menschenrechtscharta anerkennt, der Verein, der Hunderttausendfachen Kindesmissbrauch systematisch verschleiert, der Kirche, die auf ein extrem grausames, brutales und unmenschliches Buch fußt, als kompetente Ansprechpartner für ethische Probleme angesehen werden.

Neben Lütz und Terwitte gefällt sich auch der zottelige Bayer Pater Anselm Grün am besten vor der Kamera. Der 69-jährige Benediktiner-Pater schwärmt für Mystik und Spiritualität. Mit diesen Themen füllte er sagenhafte 300 Bücher, die unter seinem Namen veröffentlicht wurden!
Man fragt sich, wie ein einzelner Mann zum Thema katholische Mystik 300 Bücher schreiben kann und dann IMMER NOCH etwas dazu zu sagen hat.

Gestern war es das Hamburger Abendblatt, welches für eine noch nie dagewesene Knalleridee hielt, auch mal Pater Anselm zu befragen. Diesmal zum Thema „Steuersünder“.

Die Springer, bzw FUNKE-Redakteure meinen also ein Vertreter einer Kirche, die ohnehin steuerbefreit ist und auf Kosten der Allgemeinheit lebt, könne etwas zum Thema Steuerhinterziehung sagen.
Oder ging es hier um das „Sündigen“, also das Fehler machen?

Auch da schlägt die RKK ja beständig Pflöcke ein.

Jemand, der mit einer Protestantin verheiratet ist, der sich womöglich scheiden ließ, - oder noch viel schlimmer – „homopervers“ ist, ist aus Sicht des KKK für immer schuldig. Solche Bösartigkeiten kann man nicht vergeben. Das stellte noch vor einer Woche der oberste Glaubenshüter der RKK, Kurienerzbischof und Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre Müller, fest!
Einem Geschiedenen darf man nicht die Kommunion geben.
Die sind zu verdorben, um auch nur eine mickrige Oblate fressen zu dürfen.

Anders sieht es aus, wenn es sich beispielsweise um korrupte Massenmörder wie  Robert Mugabe handelt, oder um  hundertfache kontinuierliche Kinderficker oder um Nazis und KZ-Schlächter, dann ist Milde und Verzeihen angesagt. Das stört Gott weniger.

Also Anselm Grün zum Thema Schwarzer, Hoeness und Co:

Hamburger Abendblatt:
Wenn jemand gegen Gesetze verstößt, ist er ein Straftäter. Wer Steuern hinterzieht, ist ein Steuersünder. Können die eher auf Absolution hoffen, wenn sie beichten?

Pater Anselm Grün:
Jeder kann auf Absolution hoffen.[…]  Wir haben eine Empörungskultur, die nicht gut ist. Sobald jemand einen Fehler gemacht hat, stürzt sich die ganze Nation darauf. Ich finde, dass ist unbarmherzig.
[…]  Man sollte sich davor hüten, die Einzelnen zu kriminalisieren.

HH Abla:
Haben die Enthüllungen Folgen für das Gerechtigkeitsempfinden im Land?

Pater Anselm:
Es gibt eine größere Sensibilisierung. Auf der anderen Seite werden wir immer mehr zu einer Sündenbockgesellschaft. […]  Wir müssen uns vor einer Sündenbockgesellschaft hüten. Sonst übernehmen immer weniger Menschen Verantwortung, weil sie Angst haben, an den Pranger gestellt zu werden.
[…]  Reichtum an sich ist nichts Schlechtes. Aber die Gefahr ist, damit die eigene Leere füllen zu wollen. Und dann ist es ein Fass ohne Boden. Wer gierig ist und ängstlich, der verliert. […]  Besitz hat auch etwas mit Teilen zu tun, solidarisch zu sein mit anderen. Ich würde nicht moralisierend sagen, du darfst nicht. Jeder sollte sich fragen, warum er so viel Geld und Besitz braucht.

Aha, das sagt also ein Vertreter einer Organisation, die auf mehreren HUNDERT MILLIARDEN Euro hockt, die sie im Laufe der Jahrhunderte den Menschen abgepresst hat.

Was soll so ein Interview?

Und welche Südenböcke meint Grün?

Solche wie Ulli Hoeness, die dem Staat Millionen abziehend und dafür noch von ihrem Verein gefeiert und bejubelt werden?


Montag, 10. Februar 2014

Februar-Honk



Wenn man sich mal RICHTIG für seine Partei schämen will, gibt es zwar manche Gelegenheit, aber auch eine TODSICHERE Methode:
Man höre Thierse zu, wie er über sein geliebtes Christentum faselt! Der Ex-Bundestagspräsident  wird mit zunehmendem Alter immer fanatischer und arroganter.
Dabei hatte der zottelige Hardcore-Katholik schon während seiner politisch aktiven Zeit eine kontinuierliche Folge von religiotischen Peinlichkeiten abgeliefert, so daß er zum Jahresendhonk 2012 aufstieg.

Augenblicklich mischt der Ex-SPD-Vize die Diskussion über „Homo-Hasser“ im TV auf.
Es ging um die Frage, ob Schwulenhasser in Talkshows eingeladen werden dürfen.
Christen und Konservative sind geradezu hysterisch gegen ein solches „Verbot“. Das widerspräche der Meinungsfreiheit und man dürfe nicht biblische Werte unterdrücken.
Alle anständigen Leute hingegen stellen sich vor wie mit den Hassern auf andere Minderheiten verfahren wird.
Würde man einen Rassisten in einer ARD-Talkshow zu Wort kommen lassen und ihm Sendezeit geben, um zu erläutern weswegen „Neger“ minderwertig wären?
Würde man einen Antisemiten in einer ARD-Talkshow zu Wort kommen lassen und ihm Sendezeit geben, um zu erläutern weswegen Juden minderwertig wären?
Würde man einen NPD’ler in einer ARD-Talkshow zu Wort kommen lassen und ihm Sendezeit geben, um zu erläutern weswegen „Ausländer raus“ müßten?
Würde man einen Evangelikalen in einer ARD-Talkshow zu Wort kommen lassen und ihm Sendezeit geben, um zu erläutern weswegen Kinder regelmäßig geschlagen werden müssen?
Würde man einen Holocaustleugner in einer ARD-Talkshow zu Wort kommen lassen und ihm Sendezeit geben, um zu erläutern weswegen in der Nazizeit gar keine Konzentrationslager existiert haben könnten?
Solche Positionen können im wissenschaftlichen Kontext natürlich diskutiert und beschrieben werden.
Es darf und soll darüber Debatten geben.
Aber muß, bzw soll, bzw darf eine gebührenfinanzierte Fernsehanstalt mit Bildungsauftrag Menschenhassern ein Podium bieten?
Ich meine NEIN.
Es ist richtig eine Eva Herman aus einer Talkshow zu werfen, wenn sie anfängt Hitlers Politik schönzureden.
Sie kann das in ihren eigenen Büchern oder bei privat finanzierten Medien tun, sofern das nicht volksverhetzend ist.
Aber das sind menschenverachtende Thesen, die nicht auch noch durch Gebührenzahler zusätzlich verbreitet gehören.
ZU RECHT stellt also David Berger die Frage, wieso man den Schutz, den man Minderheiten wie Juden und Schwarzen im TV gewährt, Schwulen VERwehrt.

"Sorry to show you this. It's the face of Homophobia" steht unter dem Foto, das der in Paris lebende Niederländer Wilfried de Bruijn ins Netz stellte und das innerhalb weniger Stunden über die Social Media verbreitet in aller Welt bekannt wurde. Es zeigt ein Gesicht voller Wunden, blauer Flecke und mit ausgeschlagenen Zähnen. Zugerichtet von homophoben Gewalttätern, weil de Bruijn mit seinem Lebenspartner Arm in Arm durch die Straßen von Paris lief. Sein Gesicht steht für eine Vielzahl an Opfern, die den Weg Frankreichs hin zur Gleichberechtigung homosexueller Menschen säumen. Seitdem die Gegner der Eheöffnung und des Adoptionsrechts für Homosexuelle verbal deutlich aufgerüstet haben, sind die homophoben Übergriffe dort um mehr als 30 Prozent angestiegen.
Was Betroffene hautnah zu spüren bekommen, Homoaktivisten in Frankreich und Journalisten andeuteten, bestätigen jetzt auch Fachleute in Deutschland sehr eindeutig: Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen den zunächst schlicht homophoben, dann aggressiv gewordenen Äußerungen der Gleichstellungsgegner und der enormen Zunahme auch körperlicher Gewalt gegen Homosexuelle.[….]
Auch in Deutschland ist das Thema längst angekommen. Und auch hier läuft kaum eine Talk-Show dazu über den Bildschirm, ohne dass ein(e) Quoten-Homophobe(r), meist dem fundamentalistisch katholischem Milieu nahe stehend, dort ein Podium geboten bekommt. So abstrus die homofeindlichen Protagonisten von Hardcore-Katholiken wie Martin Lohmann, über Katherina Reiche bis Gabriele Kuby bei vielen Zuschauern auch rüber kommen, bei Lanz, Jauch, Plasberg & Co dürfen sie sich vor einem Millionenpublikum ausbreiten.  […] 

Sandra Maischberger sieht es offenbar anders und wird morgen in ihrer Plappershow einen sogenannten „Homoheiler“ zu Wort kommen lassen.
Hartmut Steeb, Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, eine vehementer Gegner der Normalität, soll ERNEUT ein Forum erhalten.

Die Menschenfeinde rotten sich derzeit insbesondere in Baden Württemberg zusammen.

Die Ressentiments der Demonstranten in Baden-Württemberg wirken irrational: Sie wollen nicht, dass sexuelle Toleranz in der Schule behandelt wird, weil sie hoffen, dass Dinge verschwinden, vor denen man die Augen verschließt. [….]
Baden-Württemberg erlebt gerade einen Kulturkampf, der sich an einem eigentlich noch unfertigen Arbeitspapier der grün-roten Landesregierung entzündet hat. Das Papier lässt den eher unaufregenden Plan erkennen, genau wie im Rest der Republik Schülern zu vermitteln, dass es neben Heterosexualität auch Homosexualität und ein paar andere Dinge gibt - und dass das okay so ist. 192 000 Menschen finden das jedoch nicht okay, sie haben eine Online-Petition dagegen unterschrieben.
Ihre ganz eigene Exegese des Papiers legt offenbar nahe, dass Kindern künftig gleichgeschlechtliche Liebe mit Pornos schmackhaft gemacht werden soll. [….] All das wirkt, egal ob in Paris oder in Stuttgart, erst mal irrational: Niemand verliert an Freiheit, wenn Homosexuelle an Freiheit gewinnen. [….] Es ist kein Zufall, dass solche Gefühle sich nun in Baden-Württemberg Bahn brechen. Manchen schwäbischen Pietistengemeinden gelten Harry-Potter-Bücher als brandgefährliches Hexenwerk. Außerdem ist die vermeintliche Bedrohung politisch sehr anschaulich. Haben die Grünen nicht gelobt, das schwarze Land gründlich umzupflügen? Tatsächlich machen sie immerhin Symbolpolitik.
Stefan Mappus ereiferte sich vor gar nicht langer Zeit anlässlich des Christopher Street Days (CSD) über "das frivole, karnevaleske Zurschaustellen sexueller Neigungen". Grün-Rot hisste nun am CSD die Regenbogenfahne über dem Neuen Schloss.
[….] Die radikalen Gegner der Stuttgarter Schulpläne wollen, dass das Fremde unsichtbar bleibt. Sie hoffen, dass Dinge verschwinden, vor denen man die Augen verschließt. Sie verteidigen den Eingang zu ihrer kleinen Welt mit einer Inbrunst, die manchmal frösteln lässt. Und sie liefern so selbst die besten Argumente, warum das Thema sexuelle Toleranz seinen festen Platz im Unterricht braucht.

Ein auch nur halbwegs aufgeklärter Mensch, kann nicht mit diesen letztendlich gewaltfördernden Eiferern übereinstimmen.
Schon gar nicht kann ein Sozialdemokrat mit den pietistisch-homophoben Positionen übereinstimmen.
Sind doch Toleranz und Solidarität mit Minderheiten die Apotheose des sozialdemokratischen Seins.

Thierse, der Erbärmliche, kann aber doch. Im Deutschlandfunk zeigt er Herz für die Schwulenhetzer.

Wolfgang Thierse fordert Homo-Aktivisten auf, mehr Toleranz gegenüber Intoleranten zu zeigen.   In einem Interview verteidigt der Ex-Bundestagspräsident das Recht von Homo-Gegnern, Schwule und Lesben als minderwertige Gefahr für Kinder zu charakterisieren.
Der SPD-Politiker Wolfgang Thierse war zuletzt vor gut einem Jahr in den Schlagzeilen, als der Berliner gegen Einwanderer aus Schwaben wütete. Jetzt hat er eine neue Passion gefunden: Homo-Gegner verteidigen. Im Deutschlandfunk kritisierte er Homo-Aktivisten, die es wagen, ihren Gegnern Intoleranz vorzuwerfen:

Die vertraute Ehe, die vertraute Form der Partnerschaft für gut, für gar besser zu halten und sie zu verteidigen, ist das schon Intoleranz, ist das schon Homophobie, ist das schon Pflege von Vorurteilen. Oder sollte das in unserer Gesellschaft nicht eine legitime respektable Position sein, zumal sie sich auch in unserer Verfassung, im Grundgesetz findet? Man muss genau dieses beides sehen.

Auch wenn Thierse das behauptet: Es stimmt nicht, dass die Ehe im Grundgesetz als Verbindung zwischen Mann und Frau definiert wird.
Mit Blick auf den grün-roten Bildungsplan in Baden-Württemberg fährt Thierse noch abstruser fort. Weil zu viel über Homosexualität geredet werde, hat der "normale" Heterosexuelle Angst um Ehe und Familie, so Thierses These.

Ob Mainstream oder nicht, [Homosexualität] erscheint dann in den Medien plötzlich als etwas, was dominant wird. […]  Dieses Ungleichgewicht, glaube ich, das erregt Ängste und Ängste machen ungerecht, Ängste machen intolerant.[...]

Thierse, der mehrfach betont, diese Ängste nicht zu teilen, verteidigt daraufhin Norbert Blüm, der in einem F.A.S.-Beitrag davor warnte, dass die heterosexuelle Ehe entwertet wird, wenn Homosexuelle gleich behandelt werden. Der arme Blüm habe ja nur eine "Verteidigung der 'stinknormalen Hetero-Familie'" vorgelegt, so Thierse jetzt. […]