Dienstag, 12. März 2019

Wie man sich bettet, so braun liegt man.


Der arme Herr Beckmann war leicht verwirrt.
Ihm ist da ein Booboo unterlaufen, wie er zerknirscht zugeben musste.
Huch, da war ein Neonazi bei den ganzen anderen Rechtsextremen und Identitären.
Wer konnte sowas ahnen, fragt sich jetzt der streng katholische ehemalige Ministrant Reinhold Beckmann, 62, CDU-Mitglied und Träger des Peter-von-Zahn-Gedächtnispreises der Hamburger CDU.
Er grämt sich öffentlich für seine peinliche Aktion:

Herr Beckmann war zum 65. Geburtstag seines alten Kumpels Matthias Matussek erschienen, also dem Mann, der einst nur bösartig und handgreiflich war, später fundamental-katholisch und schließlich so hartnäckig rechtsextrem und xenophob wurde, daß er die „Merkel-muss-weg-Demos“ aufsuchte und Pegida bejubelte.
Das ist nicht neu; schon vor fünf Jahren verortete sich MM am äußersten rechten Rand des Springer-Universums, bis er selbst den Ultrakonservativen zu rechtsextrem wurde.

(…..) Die WELT nicht zu lesen hat allerdings den Nachteil, daß man es gelegentlich verpasst Poschardt, Broder oder Matussek herzlich auslachen zu können, wenn sie sich wieder einmal etwas besonders Blödes ausgedacht haben.

Heute wurde ich ausgerechnet durch einen Online-Welt-Artikel an den bis zur Handgreiflichkeit aggressiven Ultrakatholiken und Generaldummbeutel Matthias Matussek erinnert.

Ein Artikel, geschrieben im wie üblich unerträglichen Unterton, direkt übernommen von der dunkelkatholischen KNA, der aber eine sehr gute Nachricht transportierte.

Wohl selten hat eine technische Verfahrensvereinfachung den Kirchen so viel Ärger eingehandelt wie diese: Die zum 1. Januar 2015 in Kraft tretende automatische Abführung von Kirchensteuern auf Kapitalerträge zog schon 2014 massenhaft Austritte nach sich, sagte der Bischöfliche Regensburger Finanzdirektor Alois Sattler.

Tja, daran erkennt man in erfreulicher Weise wie groß der mediale Einfluß der aggressivsten Katholiban noch ist.  Nämlich klein.
Die stramm katholischen Journalisten beeinflussen durchaus die politische Klasse, die bis heute genauso verbissen wie grundgesetzwidrig an den kirchlichen Privilegien festhält, aber das gemeine Volk hat dennoch genug vom real existierenden Kirchismus der Bundesrepublik D.

Immerhin mal ein Anlass zu googeln, was der fromm-hysterische MM aktuell so von sich gibt. Irgendwie ist es in letzter Zeit etwas ruhig um ihn geworden, so deucht mir. Hat er womöglich inzwischen Vernunft angenommen? Oder wurde er endgültig zum Schweigen gebracht? Trat er in einen Mönchsorden ein? Oder füllt ihn seine neue Rolle als Ehefrau von Tebarzt-van-Elst so sehr aus, daß er die neue Regensburger Residenz gar nicht mehr verlassen kann?

Alles weit gefehlt; er schreibt noch. Und, oh Freude, man muß die Koordinaten seines Weltbildes nicht neu bestimmen; er ist immer noch ganz der alte rechte Irre.

Der katholische Ritter, der auf seiner Facebook-Seite Selfies von sich zusammen mit seinen Lieblingspolitikern (Bernd Lucke, Volker Bouffier, Annette Schavan) postet, weiß auch über Pegida-Kritiker das Richtige zu sagen.

(363 Chronik-Fotos, an die 1500 Handy-Uploads – aber als ich beim Scrolen an seine Urlaubs-fast-Nacktbilder geriet, gab mein Computer braune Rauchwolken von sich und ich mußte mich spontan übergeben, so daß ich nicht weiter suchen konnte…)

Die PEGIDA-Bewegung, die sich gegen eine angebliche Islamisierung des Abendlandes richtet, ist ein gefundenes Fressen für den bei Springers Welt in Diensten stehenden Borderline-Publizisten und katholischen Eiferer Matthias Matussek. Zu Weihnachten machte Matussek auf Facebook mit einer Äußerung auf sich aufmerksam, in der er PEGIDA-Kritiker mit Anhängern der Hitler-Jugend verglich. Es ist nicht Matusseks erste Entgleisung zu diesem Thema aber wohl die bislang drastischste.
“Die kluge Schriftstellerin Cora Stephan untersucht das dumpfe Ein-Dreschen von Politik und Presse auf die 15 000 Demonstranten in Dresden. Meine Ansicht: wer beim rituellen Treten gegen diese Menschen mitmacht, hat die Gesinnung von HJ-Pöbeln”, schrieb Matussek am 26. Dezember um 17.06 Uhr auf seiner privaten Facebook-Seite, die öffentlich zugänglich ist. Was der glühende Katholik und bekennende Homophobiker Matussek genau mit “HJ-Pöbeln” meint, wird nicht hundertprozentig klar. Es scheint, er will Kritiker der PEGIDA-Bewegung mit Pöblern oder “dem Pöbel” der Hitler-Jugend (HJ) gleichsetzen. Ein wirrer Nazi-Vergleich – exakt die Kragenweite des Schwadronierers Matussek. Das Wort “Pöbel” gefällt ihm offenbar.
Schon zuvor hat er bei seinem Arbeitgeber, Springers Welt, Sympathie für die diffuse Sache der PEGIDA erkennen lassen. […]


In den folgenden Jahren verließ MM endgültig die Sphären der Realität, schloss sich verschwörungstheoretischen Identitären an und tickt nun auf der Wellenlinie Gauland-Berger.
Zu seinem runden Geburtstag lud er das Who Is Who der publizistischen braunen Szene und netzwerkte sich von David Phimoseblogs Desiderius-Erasmus-Stiftung über Erika Steinbach und NPD-Mitgliedern zu verurteilten Nazis.

Mittendrin CDU-Beckmann, der a posteriori erklärt, er habe MM nur mit einem Lied wieder auf den rechten, also nicht ganz so rechten, Weg bringen wollen.
Ging leider schief.

[….] Ich weiß um Matthias Matussek. [….] Vor einigen Wochen kam die Einladung zu seinem 65. Geburtstag. Gehst du hin oder bleibst du weg? Ich habe lange überlegt, dann beschlossen meinen Gitarrenkoffer zu nehmen und ihm mein vergiftetes Geschenk mitzubringen, meine Version des Bob Dylan-Klassikers „Things have changed“. Er sollte was zu kauen haben. Schluckbeschwerden bekommen. Ich wollte so meine Widerworte gegen seinen Irrweg setzen.
[….] Was mir nicht ganz klar war, in welcher Gesellschaft er da tatsächlich seinen Geburtstag feiern würde. Klar, ich hätte es mir denken können. Ich muss zugeben, ich habe mich da verlaufen, ich hätte dort nicht hingehen sollen. [….]

Ob wir so ein „Asche auf mein Haupt“ auch erlebt hätten, wenn nicht ein Bild aufgetaucht wäre, auf dem ausgerechnet der Identitäre Kader Mario Müller und verurteilte Nazi grinsend beim Liederträllern genau vor ihm steht?

🤨🇪🇺 (@janboehm) 10. März 2019

Blöd, nun wurde alles bekannt.



Die Gefahr besteht nicht in Beckmanns mangelndem Urteilsvermögen, schließlich wurde Beckmann nie vorgeworfen besonders moralisch oder intelligent zu sein.
Erschreckend ist der hohe Vernetzungsgrad der verschiedenen Ultrarechten und Staatsfeinde.
Erschreckend sind die mangelnden Berührungsängste.
Man umgibt sich jetzt mit solchen Typen und schämt sich nicht dafür.

[…..]  Matthias Matussek hat Geburtstag. Seine Gästeliste steht symbolisch dafür, wie weit die extreme Rechte in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.
Zum Geburtstag singt Reinhold Beckmann Matthias Matussek ein Ständchen. Der Identitäre Kader Mario Müller von der »Kontrakultur Halle«, der 2012 zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt wurde, weil er einen Antifaschisten mit einem selbstgebastelten Totschläger aus Socke und Hantelmutter angegriffen und schwer verletzt hatte, ist wie selbstverständlich lachend mit dabei.
Aber was solls, Matussek nennt den ehemaligen Jungen Nationalisten (JN) Mario Müller schließlich seinen „Identitären Freund Mario“ und Müllers Buch „Kontrakultur“ kann man auch ganz selbstverständlich im Buchhandel kaufen. Es wird z.B. bei Thalia als eine mitreißende Mischung „für die Jugend, die ihr Land nicht verloren geben möchte“ angeboten. Diese »Identitäre Jugendkultur« ist für den Buchhandel* nämlich keine neofaschistische Gruppierung, sondern „schillernde Vielfalt“ und „ein Muß für Aktivisten und für alle, die abseits der großen Heerstraße das geistige und identitäre Abenteuer suchen.“ […..] 

Im Abendblatt ist der entsprechende Artikel überschrieben mit "Die Medienelite und der Neonazi"


[….]  In der Nacht zum Montag, so gegen 1.30 Uhr, war für Matthias Matussek die Welt noch in Ordnung: „Offenbar ist mir die Party des Jahres gelungen“, schrieb der zuletzt durch äußerst rechtes Gedankengut aufgefallene Hamburger Publizist beseelt auf Facebook. „Für die nächste Geburtstagsfeier werde ich das ICC (gemeint ist das Internationale Congress Centrum Berlin) anmieten, um all die Frustrierten, die nicht eingeladen waren, zufriedenzustellen.“ […..]  Unter Matusseks Gästen war auch der rechtskräftig wegen Körperverletzung verurteilte Neonazi Mario Müller, einst Mitglied der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“, heute einer der führenden Köpfe der rechtsextremen „Identitären Bewegung“.
Der Rechtsextremist feierte bei Matussek mit der Crème de la Crème der deutschen Medienszene: ARD-Moderator Reinhold Beckmann war ebenso zugegen wie „Bild“-Kolumnist Franz-Josef Wagner, die einstigen Feuilleton-Chefs von „Zeit“ und „Focus“, Ulrich Greiner und Stephan Sattler, sowie „Stern“-Autor Jochen Siemens. Zudem waren drei „Spiegel“-Redakteure Matusseks Gäste, unter ihnen der preisgekrönte Reporter Alexander Smoltzcyk und der viel gelesene Kolumnist Jan Fleischhauer.
Diese alten Weggefährten trafen bei Matussek, einst angesehener Reporter bei „Stern“, „Spiegel“ und „Welt“, auf dessen neue Freunde. Etwa auf die Vorsitzende der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung, Erika Steinbach. Oder Michael Klonovsky, persönlicher Referent von Alexander Gauland, dem Vorsitzenden der AfD-Bundestagsfraktion. […..] 

Also, daß man Franz-Josef Wagner, Jan Fleischauer, Dieter Stein von der JF , Alexander Smoltczyk, die radikale Eiferin Bettina Röhl und Matthias Matussek als deutsche Medienelite, gar als Crème de la Crème bezeichnet, halte ich für eine sehr gewagte These, Herr Renner.
Ich hätte die Überschrift „der unterste Medienabschaum und der Neonazi“ für passender gehalten.
 A propos "Abschaum" - wo war eigentlich David Berger?

Montag, 11. März 2019

Selber fressen macht fett.


Peterspfennig, Kollekte, Kirchensteuer, Miserior, Caritas, Spendenaufrufe – Geld zu sammeln ist für Kirchen nicht etwa nur zur „zweiten Natur“ geworden, sondern schon seit Jahrhunderten ERSTE Natur der Kirchen.
Insbesondere in den USA und Deutschland quellen die christlichen Kassen über; im katholischen Frankreich kommen Bischöfe mit einem Bruchteil des Gehaltes aus.
 In Pennsylvania, dem Geburtsstaat meines Vaters werden inzwischen Garagen neben den Kirchen selbst so riesig wie Kirchen, weil die Gemeinden trotz der Milliarden-Entschädigungen für die durch Pfaffen missbrauchten Kinder derartig viel Geld übrig haben, daß sie sich einen bizarren Wettkampf liefern die Gebäude der Nachbargemeinde zu übertreffen.

Nichts könnte entfernter von angeblich christlichen Werten wie Bescheidenheit oder Armut liegen.

Joel Osteens (*1963) neocharismatische Lakewood Church in Houston, Texas bringt es wöchentlich auf 52.000 Gottesdienstbesucher, denen er hochprofessionell Geld abknüpft zur Ehre Jesu.

[…..] Royalties from Osteen’s book sales, radio show, public speaking fees, and church collection reportedly generate $55 million per year. He and his wife, co-pastor Victoria Osteen, live with their two kids in a $10.5 million mansion in the Houston suburbs. Osteen’s net worth is reported as $40 million. [….]

 40 Millionen Dollar sind eine vorsichtige Schätzung, andere Quellen gehen von deutlich höheren Einkünften aus – genau wird man es  nie wissen; schließlich sind Kirchen generell steuerbefreit in den USA.
 Damit spielt Osteen zwar noch nicht in der Liga der Prediger Pat Robertson (100 Mio) oder Kenneth Copeland (300 Mio), aber auch der Mann aus Houston besteht auf von den Gläubigen finanzierte Luxuslimousinen und Privatjets.


Die Ansprüche der Gottesmänner treiben nicht nur im Vatikan bizarre Blüten. Man muss sich schon was einfallen lassen, um derartige Summen zu verprassen.

Osteen besitzt nicht nur eine Millionenvilla, sondern auch anderen Dinge, die der Armut verpflichteten Prediger wichtig sind, wie beispielsweise einen Ferrari.


[….] Joel Osteen, who has a reported net worth of more than $50 million, no longer accepts the $200,000 salary to which he's entitled as senior pastor of Lakewood Church. Instead, he earns his money from lucrative speaking engagements across the U.S. and sales from his 14 books[….] The preacher with the megawatt smile also takes in an estimated $43 million a year in collections at his church [….]
Osteen also spoke about his wealth [….]
"I'm not asking for money on television. I don't try to be slick, I just try to be sincere. I just try to be who we are. You know it's a battle we have to fight. ... We just feel that this is God's blessings. We're big givers. We live what we preach. [….] "

Das wichtigste Gebot Osteens ist: “Alles Geld für Osteen”, keinesfalls darf die schöne Kohle an ärmere Menschen verschwendet werden. Klopfen Bedürftige an, werden die Türen blitzschnell verbarrikadiert.

[….] In August 2017, after receiving criticism for not helping Hurricane Harvey victims, Osteen opened his 16,800-seat Houston megachurch to evacuees. [….]

Man muss schon Prioritäten setzen. Man wird nicht fett, wenn man seine Mahlzeit anderen gibt.

Auch die Tornado-Opfer (23 Tote) dieses Monats in Alabama bekommen das was ihnen am meisten hilft: Von Trump signierte Bibeln.

[….] President Donald Trump signs Bibles at an Alabama church that is serving as a disaster relief area for people affected by a string of deadly tornadoes that ripped through the state last weekend. […..]

Mehrere Dutzend Mega-Churches in Alabama hielten es wie Osteen in Texas; sie verschlossen ihre Türen und gaben den Tornado-Opfern keinen Cent.


Anders als die Megachurches verhielt sich der Poarch Band of Creek Indians, an Native American tribe und sagte spontan zu die teuren Beerdigungskosten zu übernehmen.

[….] But their loved ones won't have to worry, at least, about the costs of the funerals. A Native American tribe says it will cover the funeral and burial expenses for all the victims of Sunday's tornadoes.
The Poarch Band of Creek Indians tribe will be making a $184,000 donation to cover the costs, Lee County coroner Bill Harris confirms to CNN. […..]

Schnell die Türen fest verschließen, wenn das Elend anklopft, ist aber selbstverständlich auch eine beliebte Handlungsvorschrift bei deutschen Christen.

In Hamburg ist es der Erzbischof Heße selbst, der Schülern die Tür vor der Nase zuknallt, ihre Schulen schließt, weil er die Grundstücke lieber profitabel verticken will. Bis ihn der rotgrüne Senat stoppte.

(…..) Und nun ist das Erzbistum not amused. Ganz offensichtlich wollte es mit den von der CDU auf Kosten der Hamburger Bürger geschenkten Filetgrundstücken ordentlich die Kassen klingeln lassen, statt sie weiterhin gemeinwohlorientiert zu nutzen.
Zu blöd, daß zwischenzeitlich die Farben des Landesregierung wechselten und der SPD-Bürgermeister Tschentscher das finanzielle Wohl der Multimilliarden-Organisation RKK nicht als vorrangig vor den Interessen der Hamburger Bürger betrachtet, so wie es Heße mutmaßlich erwartete.
So hat der Erzbischof also nicht nur die Schulen, die immerhin auch eine Einnahmequelle waren, geschlossen und weite Teile der Katholikenschaft Hamburgs gegen sich aufgebracht, sondern  sein eigentlicher Plan, sich damit finanziell gesundzustoßen, ist nun ebenfalls Makulatur. (….)


Die Türen vor den Bedürftigen zu verschließen kann man aber auch ganz wörtlich verstehen.
Natürlich öffnen die Kirchen NICHT ihre geheizten Räume, wenn bei Minusgraden draußen Obdachlose erfrieren.

[….] Die Eiseskälte in Deutschland wird für obdachlose Menschen zur tödlichen Bedrohung: Bereits zehn von ihnen sind in diesem Winter nach Recherchen der Bundesarbeitsgemeinschaft für Wohnungslosenhilfe auf der Straße gestorben. Dazu komme ein weiterer Verdachtsfall, sagte Geschäftsführerin Werena Rosenke. Obdachlose seien unter anderem in Berlin, Hamburg, Köln und Düsseldorf erfroren. [….]

Während die meisten deutschen Kirchen einfach nur ihre Türen abschließen, wenn draußen Menschen buchstäblich vor Kälte sterben, gehen einige Gemeinden noch weiter und vertreiben aktiv das Elend.

Der Pastor der Heilig-Geist-Kirche in München sorgt mit baulichen Anti-Obdachlosen-Maßnahmen dafür, daß keiner der Habenichtse unter dem Vorsprung des Haupttors schlafen kann.

So geht christliche Nächstenliebe! Selig sind die Armen, aber mögen sie arm bleiben, damit die Kirchen ihr Geld mehren.

[….]  Seit Kurzem hindert ein großes Blech am Haupttor der Heilig-Geist-Kirche Obdachlose daran, vor dem Gotteshaus zu übernachten. Dies hat jedoch nichts mit fehlender Nächstenliebe zu tun, [Nein, gar nicht! –T.] sondern hat gute Gründe, erklärt Pfarrer Rainer Maria Schießler.
[….] Aber: Weil Heilig-Geist nicht zur Fußgängerzone gehört, wo Betteln verboten ist, wird die Kirche intensiv von Bettlern aufgesucht. Eine Gruppe von Obdachlosen schläft schon seit Jahren, so erzählt es Schießler, vor dem Haupttor seiner Kirche. Wenn’s warm ist, ist dieses Tor für alle Menschen geöffnet, doch zwischen November und März ist es aus heizungstechnischen Gründen geschlossen. Menschen, die kein Zuhause haben, campieren dann vor der Kirche, die sie vor Wind und – durch einen Vorsprung – auch vor Regen schützt. "Das Problem ist, dass der Platz zu einem Lager ausgebaut wurde", sagt Schießler. [….] Schießler fürchtet, dass die campierenden und urinierenden Bettler mehr Camper und andere anziehen, die sich dann ebenfalls um seine Kirche herum erleichtern.
[….] Der Eingang der Talseite ist schon seit einiger Zeit mit einem Gitter vor Campern geschützt. "Aber ich wollte kein zweites Gitter, sonst schauen wir ja aus wie ein Gefängnis." [….]


Sonntag, 10. März 2019

Hinsetzen – Teil V


Der Begriff „Schäbigkeit“ erfährt im politischen Sinne durch Sahra Wagenknecht eine ganz neue Dimension.
Es ist schon grundsätzlich schäbig aus niederen egoistischen Motiven eine linke, der internationalen Solidarität verpflichtete Partei kontinuierlich durch nationalistisches und xenophobes Blinken nach rechts zu verschieben.

Es ist besonders schäbig dabei auch noch in Kauf zu nehmen, die einzig linke Partei zu zerschlagen, indem man als Bundestagsfraktionsvorsitzende  gleichzeitig eine Konkurrenz-Organisation gründet.

Noch schäbiger ist es aber als #Aufstehen-Chefin noch nicht mal ein Risiko eingehen zu wollen, indem sie in beiden „Parteien“ weiter führende Rollen einnimmt, so daß sie immer auf der sicheren Seite steht, falls  „Aufstehen“ oder „die Linke“ dabei auf der Strecke bleiben.


Auch symbolisch betrat die Bewohnerin einer Millionen-Villa im Saarland neue Größenordnungen der Schäbigkeit, indem sie sich dezidiert an homophobe, gewalttätige und antisemitische Kräfte der „Gelbwesten“ anknüpfte.

Gerade gestern gab es in Köln einen Versuch der rechtsextremen, verschwörungstheoretischen identitären Ausländerhasser um den Pipi-Blogger David Berger mit Gelbwesten Hetze gegen Schwache zu betreiben. Wagenknechts Gesellschaft.

Einziger Lichtblick in dieser schäbigen Angelegenheit ist der mangelnde Erfolg der plumpen rechtspopulistischen Hetze zum Zwecke des Wagenknecht-Ego-Boostings. #Aufstehen dümpelt traurig dahin und wird keineswegs zu der schlagkräftigen Liste Wagenknecht, die sich die Querfrontlerin erhoffte.

Sie zog nun die Reißleine und erklärte ausgerechnet in der sehr konservativen F.A.S. vom toten Pferd abzusteigen.

[……] Die hat während ihrer Abwesenheit viel Spott einstecken müssen. Zwei Monate lang pausierte Sahra Wagenknecht krankheitshalber, die Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag und Gründerin der Bewegung „Aufstehen“. […..]

Für jeden, der auch nur ein bißchen mit linken Positionen außerhalb des Parteienspektrums sympathisiert, ist das ein positives Signal, da die rechtslastige Frauke-Petry-Freundin alle wohlmeinenden Unterstützer abschreckte.
Kaum einer könnte ungeeigneter als linke Integrationsfigur sein als die egomane Lafontaine-Ehefrau.

[….] immer wieder wie Verständnis für rassistische Reflexe. [….] Dass man "natürlich" mit Pegida reden müsse, sagte Wagenknecht schon 2015. Schließlich gebe es "eine Reihe von Leuten, die da hingehen, weil sie die herrschende Politik ablehnen, weil sie empört sind über prekäre Jobs und miese Renten". Später sprach Wagenknecht mit Bezug auf Flüchtlinge von "Kapazitätsgrenzen", nannte das Asyl- ein "Gastrecht". Es gab nicht wenige, die sie da beim Schmieden einer Querfront zwischen einer populistischen Rechten und einer ebenso populistischen Linken wähnten.
[….] Wer das Innere einer Nation in den Mittelpunkt seines Denkens stellt und Verständnis für all jene Pegida-Klatscher zeigt, die erklärten Hass gegen Linke mindestens tolerieren und decken, ist als linke Integrationsfigur vollkommen ungeeignet. [….]

Aber auch im Rückzug beweist Wagenknecht erneut eine besondere Qualität der Schäbigkeit, indem sie Ausreden findet und als Kapitänen des sinkenden Schiffs zuerst sich selbst rettet.
So bereitet sie dem Ansehen linker Politik einen schweren Schlag, fördert den Hass auf Politiker. Schande über Wagenknecht, die Schäbige!

 [….] Sahra Wagenknecht will nicht mehr. Nun, da sich mit der Bewegung „Aufstehen“ keine Publicity mehr generieren lässt, kein großes Interview, kein Talkshow-Auftritt, nun, da also die Mühen der Ebene drohen, zieht sich die prominente Linke aus den Führungsgremien zurück. Das was von Anfang an auch ein Egoprojekt war, um Wagenknechts Macht in der Linkspartei auszubauen, taugt als solches nicht mehr – also darf die Basis übernehmen. Wie durchschaubar, wie aussagekräftig und wie traurig.
[….] Wagenknechts Rolle schadete von Anfang an den berechtigten Anliegen der „Aufstehen“-Leute. [….] Hoffte sie auf Rückenwind für ihren auf den Nationalstaat fokussierten Ansatz, der Migration stark einschränken will? [….] Sie tat mit hämischen Angriffen auf SPD und Grüne viel dafür, dass Rot-Rot-Grün im Bund bis heute keine echte Perspektive ist. [….]


 Doch die Nonchalance, mit der sich Wagenknecht jetzt vom Acker macht, ist schlimmer. [….] Was dazu passt, ist Wagenknechts groteske Informationspolitik. Der Arbeitsausschuss der Bewegung habe von Wagenknechts Rückzug erst aus der Presse erfahren, hieß es am Sonntag bei Aufstehen. Wagenknecht spricht also mit einer konservativen Sonntagszeitung über ihre Motive – ohne es für nötig zu halten, ihre MitstreiterInnen vorab zu informieren. Die Aufstehen-Strategen, die sich ehrenamtlich engagieren, müssen sich fühlen wie Hanswürste.
So, liebe Frau Wagenknecht, schürt man Politikverdrossenheit. [….]