Politikerverdrossenheit ist überall. Sie poppt auf und
verstärkt sich selbst.
Sie ist common sense weiter Teile der Gesellschaft und macht
das Leben leichter, weil sie in der komplizierten Gemengelage des 21.
Jahrhunderts Ordnung schafft.
Der Politikerverdrossene genießt manichäisch: Die Politiker sind ganz schlecht.
Das bringt gleich doppelte Satisfaktion: Wenn andere so
furchtbar sind, ist man selbst dementsprechend ziemlich gut. Außerdem bilden
schlechte Politiker den perfekten Sündenbock.
Sie absorbieren so viel Groll, daß man nicht umständlich seine
eigene Rolle hinterfragen muss. A priori einen Schuldigen zu haben entbindet
einen von der aufwändigen Pflicht sich selbst ein Bild von sehr komplizierten Zusammenhängen
zu machen.
Politikerverdrossenheit ist wie Riesen-Bärenklau: Wächst und
gedeiht durch die idealen Bedingungen hierzulande, hat aber toxische
Eigenschaften und ist kaum zurückzudrängen.
Wenn die bundespolitische Szene mit Heracleum giganteum überwuchert ist, haben andere toxische
Neophyten wie AfD, Pipi-Blog, Pegida oder Maaßen ideale Bedingungen.
Politikerverdrossenheit sollte also möglichst nicht auch
noch aktiv geschürt werden; oder aber um im Bild zu bleiben:
Dünge nie den Riesen-Bärenklau.
Dünge nie den Riesen-Bärenklau.
Wir wissen doch wie es der SPD erging, nachdem der
Vorsitzende und Kanzlerkandidat Martin Schulz monatelang in jeder Mikrophon
erklärte, er werde niemals in ein Kabinett Merkel eintreten, um dann en passent
per order di mufti dem Parteivolk mitzuteilen, Schulz werde Außenminister unter
Kanzlerin Merkel.
Annegret Kramp-Karrenbauer erklärt seit Dezember 2018 mit
ähnlich viel Verve, sie ginge keinesfalls in ein Kabinett Merkel.
Die Umstrukturierung der CDU erfordere ich ganze Kraft.
[……] Einen Wechsel ins Kabinett hat Annegret Kramp-Karrenbauer stets
zurückgewiesen, bis zuletzt. Vor zwei Wochen noch sagte sie der
"Bild"-Zeitung: "Ich habe mich bewusst entschieden, aus einem
Staatsamt in ein Parteiamt zu wechseln. Es gibt in der CDU viel zu tun."
Das war bislang die Linie der Parteichefin: CDU - sonst nichts.
Und nun wechselt sie doch ins Kabinett. […..]
Nun wird AKK nicht nur entgegen aller Schwüre doch
Ministerin, sondern ausgerechnet Verteidigungsministerin.
Übernimmt also ein besonders schwieriges Ressort gänzlich
ohne irgendwelche Fachkenntnisse. Wie ihre Vorgängerin.
Die mangelnde Qualifikation wird allerdings in der gesamten
veröffentlichten Meinung kaum angesprochen. Man betrachtet die Personalie
vielmehr rein subjektiv aus der AKK-Perspektive.
Ende 2018 waren ihre
Umfragewerte noch so gut und die Begeisterung für die lebendige CDU so enorm,
daß die Saarländerin im lahmen Kabinett nur verlieren konnte. Also ließ sie ihre
Finger von der richtigen Arbeit. Es galt Berührungspunkte mit der alternden,
schwächelnden Kanzlerin zu vermeiden. Nichts sollte auf die frische junge AKK
abfärben.
Ein gutes halbes Jahr später ist ihre persönliche Reputation
hingegen derartig im Keller, daß sie volles Risiko gehen muss, um nicht selbst
auf dem nächsten Parteitag weggefegt zu werden
Nun hofft sie etwas von Merkels Spätglanz abzubekommen und
muss hoffen anders als ihre fünf Vorgänger auf der Hardthöhe zu glänzen. Das
wird zwar sehr schwer, aber bleibt ihre letzte Chance auf Größeres, wenn sie
nicht ganz aus dem Rennen um Merkels Kanzler-Thron gekickt werden will.
Und so wurde heute eine neue Verteidigungsministerin
vereidigt.
AKK ist seit heute also Inhaberin der
Befehls- und Kommandogewalt (IBuKG); AKKIBuKG.
[…..] Beim Koalitionspartner SPD und den anderen Parteien ist das Echo
keineswegs derart positiv. "Das hat die Bundeswehr nicht verdient",
sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs. "Ein Wortbruch ist
kein guter Anfang." […..] Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter
spekulierte über die Motive der CDU-Chefin. "Mein Eindruck ist, dass Frau
Kramp-Karrenbauer ihre Meinung geändert hat, doch ein Ministeramt anzunehmen,
weil sie es als eine ihrer letzten Chancen sieht, doch noch Stärke zu beweisen,
nachdem sie bisher als Vorsitzende eher glücklos agiert hat", sagte
Hofreiter in München.
Der FDP-Fraktionsvize
Alexander Graf Lambsdorff bezeichnete die Benennung als "Zumutung"
für die Bundeswehr. FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann
kritisierte, die Union würde die "gebeutelte Bundeswehr" für "Personalspielchen
missbrauchen". Merkel und die Union "zeigen erneut, dass sie die
Belange der Bundeswehr nicht im geringsten interessieren", erklärte die
FDP-Politikerin in einer ersten Reaktion. […..]
AKKIBuKG ist hervorragender
Riesenbärenklau-Dünger; genau wie das Durchpeitschen von der Leyens zur
EU-Chefin.
Ich denke, dass sie jetzt nur nochmal ein bisschen was für die Profilierung tun will. Spätestens zum Jahresende wird Merkel ihren Posten räumen. Die Frau scheint ernsthaft erkrankt, das kann sie kaum noch verstecken. Sie kann dann die Regierungsgeschäfte an AKK übergeben. Obwohl, da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Viele haben gute Kontakte in das V-Ministerium und werden ihr Steine in den Weg legen. Das wird kein Selbstläufer.
AntwortenLöschenWie das am Ende ausgeht, ist auch sekundär. Noch ist nicht einmal klar, dass die Koalition den Winter übersteht. Spätestens bei den nächsten Wahlen gibt es eine linke Mehrheit. Wenn die SPD schlau ist, zieht sie den Stecker, noch bevor sich jemand anders auf dem Posten profiliert.
Das ist politisch und rechtlich unmöglich.
LöschenMerkel kann gar nicht "übergeben".
AKK bräuchte auf jeden Fall eine eigee Kanzlermehrheit im Parlament, die sie nicht kriegen kann, weil die SPD niemals so blöd sein wird für AKK zu stimmen und ihr so den größtmöglichen Startvorteil für Neuwahlen zu verschaffen: Den Amtsbonus.
Wenndie SPD schlau ist, zieht sie eben NICHT selbst den Stecker, weil sie in dem Szenario nur massiv an Stimmen verlieren kann. Es ist besser auf ein Scheitern der CDU zu warten.
Über Merkels Krankheit zu orakeln, ist eine Verschwörungstheorie miesester Art.
Nachdem jetzt die Kanzlerin die Chefin von AKK ist und auch weiterhin die allerbeliebteste Politikerin, hätte sie jetzt realistische Chancen, bei irgendetwas was AKK schief geht, wieder selbst Parteivorsitzende zu werden.
LöschenIch bleibe bei meiner Behauptung, die ich aufgestellt habe, als Merkel zum ersten mal Kanzlerin wurde, die will 20 Jahre Kanzlerin bleiben, um den DIcken zu schlagen.