Samstag, 2. November 2013

Neues von TVE - Teil VI




Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst – man muß ihn einfach lieben!
Zuverlässig wie ein Uhrwerk schaufelt er  das Loch, in dem er sitzt kontinuierlich immer tiefer.
Nach einer Kaskade von Lügen und Unverschämtheiten hat er immer noch nicht auch nur ansatzweise verstanden was er angerichtet hat.
Vielleicht wird er zur Kenntnis genommen haben, daß er sich weltweit zum Witzbischof gemacht hat, der rund um den Globus für seine Prunksucht ausgelacht wird.


Seine Selbsterkenntnis ist allerdings so mangelhaft, daß er sich immer noch für einen so großartigen Bischof hält, daß sich sein Bistum glücklich schätzen könnte ihn zu haben.
Großzügig ließ TVE heute mitteilen, ER sei bereit zur Versöhnung.
Er ist also so großherzig seinen Kritikern zu verzeihen.

Verschwendung? Protzerei? Falschinformationen? Glaubt man den Aussagen von Franz Xaver Brandmayr, dann wirft sich der umstrittene Bischof Tebartz-van Elst nichts davon vor. Im Gegenteil: Brandmayr, Leiter des päpstlichen Priesterkollegs in Rom, bei dem Tebartz-van Elst während seines Papstbesuchs wohnte, schildert ihn als einen Mann mit reinem Gewissen: "Er ist wohl aber enttäuscht, von anderen, die sich in ihrer Verantwortlichkeit plötzlich abputzen."
[….]  Er spreche ausdrücklich im Namen von Tebartz-van Elst, so Brandmayr. Und dieser habe gesagt, dass er gern nach Limburg zurückkehren würde. "Er ist bereit zur Versöhnung", sagt der Rektor des päpstlichen Priesterkollegs "Anima" in Rom, "und es wäre schön, wenn es der katholischen Kirche gelänge, alles zu klären, und es sich schließlich zeigt, dass alles korrekt gelaufen ist."  […] Laut Brandmayrs Ausführungen ist auch der Papst nicht böse auf den"Bling-Bling-Bischof". Kurz nach der Audienz des Limburger Bischofs beim Papst habe er mit Tebartz-van Elst gesprochen. "Es gab keinen Tadel, sondern Verständnis und das gemeinsame Bemühen, eine Lösung und Klärung zu finden", sagte Brandmayr in dem Interview.

Von ganzem Herzen wünsche ich mir natürlich, daß es so kommen möge. TVE bald wieder in Amt und Ehren als Kirchenfürst der reichen Hessen-Diözese Limburg.
TVE ist ein ausgesprochen effektiver Bischof, auf den ich nicht verzichten möchte, weil sein Wirken auf alle Diözesen ausstrahlt.

Die Affäre um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zeigt in Duisburg unleugbar Wirkung. Im Monat Oktober sind 107 Katholiken aus der Kirche ausgetreten. Durchschnittlich treten etwa 30 Katholiken aus der Kirche aus. [….]
Mit einigen Austritten wegen des inzwischen "beurlaubten" Bischofs hat Stadtdechant Bernhard Lücking zwar gerechnet, doch zeigte er sich angesichts der Amtsgerichtszahlen, von denen er erst durch die RP erfuhr, entsetzt und traurig. Der katholische Geistliche hat ebenfalls keinen Zweifel daran, dass viele Duisburger Katholiken wegen der Limburger Bischofsaffäre der Kirche den Rücken gekehrt haben. Für einige mögen die Schlagzeilen der vergangenen Wochen und Tage dabei der letzte Auslöser zum Kirchenaustritt gewesen sein.
All das sei überaus betrüblich, meint Lücking. Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, in der der neue Papst zur neuen Bescheidenheit aufruft und damit eine Aufbruchstimmung initiiert habe, bei der Glaubwürdigkeit, Barmherzigkeit und Wahrhaftigkeit großgeschrieben werden, unterlaufen die Limburger Vorkommnisse alle positiven Ansätze. Der Schaden, der in den vergangenen Monaten angerichtet wurde, sei unermesslich.

Vielen Dank Exzellenz! Sie sind den Konfessionslosen in Deutschland eine große Hilfe!
Wenn es tatsächlich so kommen sollte, daß Papst Franz TVE wieder auf seinen Posten zurück läßt, wäre das auch ein eindeutiges Lackmustestergebnis für die interessante Frage wie erst der neue Pontifex sein gläubiges Fußvolk und seine Predigten von der Bescheidenheit nimmt.
Kirchisten neigen ohnehin immer dazu ein neues Pontifikat mit enormen Hoffnungen zu verbinden. Was war das für ein Gejohle zwischen Garmisch und Flensburg, als 2005 ein Deutscher Papst wurde. „Wir sind Papst.“
95% der Presse bejubelten Ratzinger – oftmals wider besseres Wissens. Aber man wollte der RKK unbedingt einen Boom auf dem Leib schreiben.
Es dauerte allerdings nicht lange; da hatte der Dalai Lama den bayerischen Papst auch im katholischen Bayern im Beliebtheitsranking überholt. Die Kirchenaustrittszahlen erreichten Rekordniveau.
Selbst mit einem sympathischen Papst, der sich nicht so massiv für Päderasten einsetzt und Holocaustleugner hofiert, wie es Ratzinger tat, dürfte die Kirche in Europa allerdings kontinuierlich weiter verlieren.
Die Konzepte sind einfach zu altmodisch und zu menschenfeindlich; das Personal zu verlogen.

Die christlichen Kirchen in Deutschland müssen selbst bei intensiven Reformbemühungen weiter mit sinkenden Mitgliederzahlen rechnen. Das prognostiziert Religionssoziologe Detlef Pollack vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Uni Münster. „Der Mitgliederschwund ist nahezu unaufhaltsam. Auch Reformsignale von Papst Franziskus und Neuerungen in den evangelischen Landeskirchen halten den Trend nicht auf.“
Schwerer als der Einfluss aller kirchlichen Bemühungen wiege die Entwicklung im gesellschaftlichen Kontext der Kirchen. „Das Wohlstands- und Bildungsniveau ist so hoch und die soziale Absicherung so gut, dass immer weniger Menschen die seelsorglichen und sozialen Angebote der Kirchen nachfragen.“ [….]
Die Zahl der Kirchenmitglieder und Kirchgänger in Deutschland geht seit Jahrzehnten kontinuierlich zurück, wie Pollack erläutert. Während es 1949 in Deutschland Ost und West fast nur Protestanten und Katholiken gab, sind heute etwa je ein Drittel der Bevölkerung Katholiken, Protestanten und Religionslose. Zehn Prozent gehören etwa Islam, Judentum und Orthodoxie an. Seit 1990 treten aus der evangelischen Kirche jährlich etwa 0,7 Prozent der Mitglieder aus, aus der katholischen Kirche im Schnitt 0,5 Prozent. Nur für das Jahr des Missbrauchsskandals 2010 sei ein Ausschlag von 0,73 Prozent festzustellen; andere kirchliche Ereignisse wie der Papstwechsel zeigten kaum Einfluss. „Diese Austrittszahlen summieren sich über die Jahre auf Millionen Menschen.“
„Die Kirchen gehen längst auf die Menschen ein“

Sehr schön. Die Protestanten werden sich auf eine Kerntruppe von unterbeschäftigten Berufsmüttern zurechtschrumpfen. Die Gemeindezentren werden der letzte Rückzugsort für geistig träge Vorstädter mit Hang zum Batiktuch und schlechter Chormusik sein.

In den katholischen Gemeinden werden sich letztlich nur noch die wenigen homophoben Schwulen sammeln, die noch nicht mitbekommen haben, daß es dem Rest der Welt längst egal ist an welche Geschlechtsteilen sie herumdrehen, wenn abends das Licht ausgeht.

Philipp Gessler: Bühling schildert in einem Buch, das kommende Woche erscheint, Kämpfe zwischen Liberalen und Reaktionären im Priesterseminar. Frauenfeindlichkeit, schwule Sexorgien, neu ankommende Seminaristen, die von den Älteren als Frischfleisch oder Bückstücke bezeichnet werden, elitäres Gehabe, stark verklemmte oder gar psychisch gestörte Männer im Seminar, Karrierismus, Verschweigen und Wegducken - andere, schönere Erfahrungen im Priesterseminar verwelken in dieser Atmosphäre. Vor der Sendung habe ich mit Daniel Bühling über sein Buch und seine Erlebnisse gesprochen. […]

Gessler: Sie sind jetzt selber schwul und leben mit einem Mann zusammen, mit dem Sie verpartnert sind, zugleich schildern Sie, wie viele schwule Beziehungen es im Priesterseminar gibt. [….] Ihrer Schätzung und der Erfahrung nach sind etwa zwei Drittel der Priester schwul, Sie selber zitieren Wissenschaftler, die gehen von einem Wert bis zu 40 Prozent aus - ist denn das Priesterseminar ein Umfeld, das besonders schwule Männer anlockt?

Bühling: Ja, denke ich auf jeden Fall, durch mehrere Kriterien. Also die Ästhetik, die Kunst dieser Welt, dieses Emporgehobene dieser Welt ist, glaube ich, für einen schwulen Mann sehr anziehend.

Gessler: Hat es noch andere Gründe, also was zieht gerade offensichtlich schwule Männer überproportional häufig an der katholischen Kirche an, außer die Ästhetik?

Bühling: Ich glaube, auch diese reine Männerwelt, also dieses männerdominierende in der Kirche, spielt da eine große Rolle, eine ganz eigene Welt voller Ästhetik, aber auch dieses, ja, Männerdominierende. […]

Gessler: Nach der Lektüre Ihres Buches wundert man sich ja nicht mehr so über einen Bischof von Limburg und die Auswüchse seines Lebensstils, nicht wahr?

Bühling: Ja. Und der Bischof von Limburg ist meines Erachtens auch kein Einzelfall in dem, was ich erlebt habe. Und nicht nur die Bischöfe, auch bei vielen Priestern, die noch eine Stufe darunter stehen, ist der Lebensstil oftmals auch nicht in Zusammenhang zu bringen mit dem, was sie nach außen hin darstellen von Einfachheit und Armut.

Gessler: Sie beschreiben das ja als ein System im Grunde auch der Verlogenheit und der Verschwiegenheit. Dazu passt dann auch ein Lebensstil, der nicht dem entspricht, was man eigentlich von einem, sagen wir mal pathetisch, "Mann Gottes" erwartet.

Bühling: Ja, genau. Also dieses Motto, wie wir es als Buchtitel gewählt haben, "Du sollst nicht darüber sprechen", entspricht genau dem. Nichts nach außen tragen, im Heimlichen leben, dann ist alles in Ordnung, aber nichts öffentlich machen.

Gessler: Sie beschreiben in Ihrem Buch, was man auch immer wieder von einfachen Gemeindemitgliedern hört, dass mittlerweile die Mehrheit der jungen Pfarrer heute konservativ bis reaktionär ist. Was bedeutet das denn eigentlich für die Zukunft der katholischen Kirche hierzulande?

Bühling: Also ich denke, wenn man den Priesternachwuchs anschaut - und das war für mich auch überraschend, die jungen Männer, die nachkommen, die sehr konservativ geprägt sind -, heißt das für mich, dass wir mit dieser Kirche, wenn wir den Nachwuchs anschauen, eher auf einem Rückschritt sind und nicht auf einem Vorwärtstrend. Also das Denken geht wieder mehr zurück. [……………………]

*Daniel Bühling: "Das 11. Gebot: Du sollst nicht darüber sprechen. Dunkle Wahrheiten über das Priesterseminar"
Riva-Verlag. München 2013
224 Seiten, 19,99 Euro

Freitag, 1. November 2013

Impudenz des Monats Oktober 2013


Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.

Ganz kurz gesagt; weil es einfach mal wieder fällig ist, bekommt Obama den Titel dieses Monats.
Niemand wird mir vorwerfen können, daß ich mich jemals für den gegenwärtigen US-Präsidenten begeistert habe.
Als 2007/2008 die deutschen Medien ihre Begeisterung für „den Neuen“ nicht mehr zügelten, wies ich stets darauf hin wie unkonkret und pathetisch ich seine Reden empfand.
Ja, er konnte und kann bei öffentlichen Auftritten brillieren. Es ist nur inhaltlich nicht viel nach, wenn man den Zuckerguss abkratzt.

Vermutlich habe ich es an der ein oder anderen Stelle schon einmal erwähnt; ich kenne privat einen Manger eines recht großen Traditionsunternehmens, den ich zwar selten sehe, aber bei Gelegenheit doch immer ausquetsche, wie er bestimmte politische Probleme aus Unternehmersicht analysiert.
Vielleicht ist der gute Mann nicht absolut repräsentativ, weil er immer darauf beharrt, der Unternehmer habe in erster Linie Verantwortung für seine Mitarbeiter. Ihre Interessen wären auf jeden Fall zu schützen und hätten Vorrang vor persönlichem Gewinnstreben.
Grundsätzlich sieht er aber schwarz für Europa. Unser System habe sich überholt, wir würden schon bald von China und Indien abgehängt sein. Insbesondere, weil „die Politik“ ja nichts entscheide, Europa nicht mit einer Stimme spreche und unsere derzeitigen Führer viel zu zögerlich wären.

Wenn er einen Wunsch frei hätte, würde er die beiden größten Enttäuschungen seines Lebens zu einem Gespräch bitten – nämlich Angela Merkel und Barack Obama – und folgende Frage stellen: „Sie haben doch einst die Probleme ihrer jeweiligen Nationen völlig richtig erkannt. Woran liegt es denn, daß sie davon nichts umgesetzt haben?“

Bezüglich Merkel meine ich, daß er ein Opfer der konservativen Presse ist, die er liest. Da wurde immer viel zu viel in Merkel projiziert, das sie nie darstellte.
Die ganze Wunschideologie der Arbeitgeber konnte man in sie hineininterpretieren.
Immerhin ist nach knapp 25 Jahren auch bei den konservativen Unternehmern angekommen, daß Merkel nichts taugt.

Beim US-Präsidenten liegt der Fall durchaus etwas komplizierter.
Daß Obama nichts hinbekommt, kann man partiell mit dem ungeheuerlichen Widerstand der GOPer erklären und mit dem enormen Einfluß der Finanz- und Industrielobby Amerikas.
Amerikanische Senatoren und Kongressabgeordnete müssen Zweidrittel ihrer Zeit für „Fundraising“ aufwenden. Geld sammeln, Spenden kassieren, Bettelbriefe schreiben.
Es kostet viele Millionen wiedergewählt zu werden. Wer nicht brav ist, wird seinen Job los.

Andererseits hat ein US-Präsident auch eine starke Position. Zudem begann Obama mit einer breiten parlamentarischen Mehrheit. Wie konnte er nur so naiv sein es Jahrelang „im Guten“ mit der Republikanern zu versuchen bis die Mehrheiten futsch waren?
Und was ist mit Guantanamo? Und was ist mit der verrotteten Infrastruktur? Es müßte doch verdammt noch mal irgendwie möglich gewesen sein in den Bundesstaaten Verbündete zu finden, um die maroden Brücken, Stromleitungen und Staudämme mal wieder auf ein halbwegs akzeptables Niveau zu bringen.

Obama scheint aber insbesondere international – und hier hatte man die größten Hoffnungen in ihn gesetzt – mehr und mehr seinem unmittelbaren Vorgänger nachzueifern.
Er gibt wieder den häßlichen und rücksichtslosen Amerikaner, dem es einfach egal ist, was die ewig nörgelnden Ameisen in Europa denken.
In was für eine Bredouille er mit den Ausspähprogrammen gekommen ist, scheint er gar nicht begriffen zu haben. Die Handys von verbündeten Regierungschefs abzuhören, ist eine NoWin-Situation. Schwer zu sagen was peinlicher ist: Entweder er ist ein Volltrottel, der die Kontrolle über die Geheimdienste und die Terrorbekämpfung völlig verloren hat und gar nicht mehr weiß was unter seiner Verantwortung geschieht, oder aber er ist ein Lügner, der seine Verbündeten verachtet.
Beides ist nicht gut. Zumindest müßten ein sehr zerknirschtes „Mea Maxima Culpa“ und einige rollende Köpfe folgen.
Stattdessen windet sich der Potus mit Unkonkreten heraus, läßt seinen Sprecher vage antworten und stört sich auch nicht an der dummdreisten Sandkasten-Ausrede seiner Geheimdienstchefs vor den Kongressausschuss: „Buhu, aber die anderen haben angefangen!“

Diejenigen, die in dem größten Abhörskandal aller Zeiten um Aufklärung bemüht sind, müssen auf Obamas Geheiß um ihr Leben fürchten.
Spitzenjurist Obama kümmert sich wohl nicht so besonders um Paragraphen, wenn sie ihm nicht in den Kram passen. Snowden ist auf der Flucht vor der US-Administration, weil er beispielsweise Angela Merkel über eklatanten Missbrauch an ihren Persönlichkeitsrechten aufklärte.

Es geht um das Schicksal eines Flüchtlings, den die Amerikaner verfolgen, als handele es sich um die Reinkarnation von Bin Laden. Snowdens Handeln mag in den USA strafbar sein; wirklich kriminell sind die Zustände und die Machenschaften, die er anprangert. Man muss ihm einen stabilen Aufenthaltstitel für Deutschland geben, auch wenn man dabei einen Konflikt mit den Amerikanern riskiert.
Edward Snowden verlangt nichts Unanständiges von Deutschland. Er verlangt nur, dass sich Deutschland anständig verhält. Snowden will, wenn er nach Deutschland kommt und hier aussagt, die Garantie, dass er nicht an die USA ausgeliefert wird. Dieses Begehren ist nicht suspekt, sondern selbstverständlich. Man kann den Mann, der Informationen liefert, nicht zum Dank dafür ausliefern. Das wäre grober Undank; das wäre Verrat an einem Aufklärer. Freies Geleit für Snowden und die Zusicherung der Nichtabschiebung in einem Geleitbrief für ihn: Das wäre, das ist auch eine Akt der Wiederherstellung der von der US-Spionage verletzten deutschen Souveränität und Integrität.
[….]  Man soll, man muss Edward Snowden einen stabilen Aufenthaltstitel für Deutschland geben. Man soll, man muss Edward Snowden freies Geleit gewähren. Das alles ist rechtlich möglich. Snowden braucht Schutz vor einer Auslieferung in die USA. Deutschland sollte ihm diesen Schutz versprechen und gewähren.

Was ist das eigentlich für ein Witz? Der erste schwarze Präsident der USA, der sich den Bürgerrechten verschrieben hatte und gelobte Amerikas Ansehen in der Welt wieder zu verbessern, jagt amerikanische Staatsbürger unter den Schutz von Wladimir Putins starken Armen.
Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern, als es umgekehrt war und sowjetische Dissidenten nach Amerika flohen.

Und auch in Pakistan setzt sich Obama fortwährend über das Völkerrecht hinweg und läßt auf dem Territorium anderer Nationen Menschen ohne Gerichtsverfahren hinrichten.
Aktueller Fall:

Bei einem Drohnenangriff der Amerikaner im Nordwesten Pakistans ist nach offiziellen Angaben Taliban-Anführer Hakimullah Mehsud getötet worden. Das teilten Sprecher sowohl des pakistanischen Militärs als auch der Taliban am Freitagabend mit.
Der Angriff mit zwei Raketen auf ein Fahrzeug erfolgte nach Angaben von Sicherheitsvertretern in Nord-Waziristan nahe der afghanischen Grenze. […]
Mehsud Stellvertreter Wali ur Rehman war bereits Ende Mai bei einem Drohnenangriff im Grenzgebiet zu Afghanistan getötet worden.

Man stelle sich bitte vor irgendeine andere Nation – vielleicht eine Islamische – würde auf dem Territorium der USA nach Gutdünken mit Drohnen rumballern und amerikanische Staatsbürger töten. Dann wäre aber was los!

Wirklich positiv an Obama ist eigentlich nur noch, daß er nicht zu den GOPern gehört. Auch wenn man es aus europäischer Sicht kaum glauben kann: Aber die Republikaner sind noch viel schlimmer als die Obama-Administration.
Ich bin also - relativ betrachtet – froh, daß Obama Präsident ist.
Absolut gesehen ist Obama ein Alptraum.

Donnerstag, 31. Oktober 2013

Halloween


 Daß man als Amerikaner endgültig zum Europäer geworden ist, merkt man immer daran, wenn freudig aufgeregte Verwandte anrufen und zu den wichtigen Feiertagen gratulieren.
Zunächst herrscht peinliche Stille, dann überschlägt sich in Panik das eigene Hirn und spuckt „Thanksgiving, Fourth of July, Halloween, Superbowl“ aus und man tippt blind auf eine der vier Möglichkeiten.
Jetzt ist man spätestens enttarnt. Man hat wieder nicht dran gedacht und hat sehr enttäuschte Amis am Apparat.
Der Amerikaner an sich kann nicht abstrahieren. Daß Thanksgiving oder Superbowl irgendwo keine überragende Rolle spielen könnten, geht ihnen nicht in den Kopf.
Und ich weiß noch nicht mal um welche Sportart es sich beim Superbowl handelt. Ich habe in den letzten Jahrzehnten lediglich gelernt, daß es sich dabei um ein Einschaltquotenrekordevent handelt, bei dem Justin Timberdings ganz aus Versehen und völlig ungeplant Janet Jacksons Busen freilegt, woraufhin durch die gesamte Nation ein Entsetzensschrei hallte und in der Folge Live-Events nur noch mit Verzögerung „on air“ gehen, damit notfalls noch eingegriffen werden kann, bevor ein derartiges Verbrechen  publik wird.
Dem Gesetz der Vergrößerung von Dummheits-Entropie folgend schwappt natürlich der Halloween-Schwachsinn über Amerikas Außengrenzen. Man merkt es inzwischen auch sehr deutlich in deutschen Breitengraden.
Heute ist also Halloween.
Das konnte ich eindeutig feststellen, da ich heute in einem großen Supermarkt war, in dem es vor kreischenden, schlecht geschminkten Blagen wimmelte, die sich um die letzten Dosen mit Sprühschlagsahne und Rasierschaum kloppten.

Um mein Empfinden gegenüber Halloween zu beschreiben, würde ich einen Vergleich zu einer dieser besonders widerlichen Sexualpraktiken, von denen man im Netz hört, ziehen. „2 Girls 1 Cup“ zum Beispiel: Absolut würg und auf völlig falsche Weise provozierend.
Allein die Vorstellung bei so etwas mitmachen zu müssen führt dazu daß sich alle meine Fußnägel hochbiegen.
Schon als kleines Kind habe ich Fasching und Verkleiden in der Schule gehasst wie die Pest. Dieses sich selbst rausputzen und präsentieren, widerspricht diametral meiner Persönlichkeit. Ich glaube, ich habe erstmals als Siebenjähriger Krankheiten simuliert, um diese Tortur nicht mitmachen zu müssen.
Halloween ist allerdings noch mal eine Stufe grottiger, weil es eine amerikanisch adaptierte Konsum-Methode der billigsten Art ist.
Wenn demnächst mal eine Fee erscheint, die mir den Wunsch erfüllt ein Ärgernis aus dieser Welt zu entfernen, käme Halloween auf meine Top-Fünf-Auswahlliste neben der INSM; Merkel, der RKK und der FDP.
Aber ich würde 2G1C-Sex oder Halloween nie verbieten wollen, weil mir das nicht zusteht.

Das ist der Unterschied zu Bizarra Käßmann und anderen hardcore-Religioten wie Gabriele Kuby.
Sie halten ihren eigenen Gott für so schwächlich und ihr eigenes Glaubenskonzept für so mickrig und hilfsbedürftig, daß sie sofort nach dem Staat rufen, der die Konkurrenz ausschalten soll.

Die Kirchen stehen dem Geister- und Hexenboom mit „heidnischem“ Ursprung kritisch gegenüber. Katholiken fürchten, dass das besinnliche Totengedenken zu Allerheiligen von der allgegenwärtigen Spaß- und Konsumkultur verdrängt wird. Protestanten sehen ihren am 31. Oktober begangenen Reformationstag bedroht.[….]
Ebenfalls nicht lustig findet die frühere evangelische Landesbischöfin von Hannover, Margot Käßmann das orangefarbene Treiben. Sie empfindet Halloween in Deutschland als kommerziellen Humbug, wie die dpa meldete. Man könne überall nachlesen, wie der Halloween-Trubel in Deutschland entstanden sei: „Es ging darum, irgendwo im Kalender zwischen den Sommer-Grillpartys und dem 1. Advent noch ein Verkaufsevent mit allem möglichen Schnickschnack zu etablieren“, sagte Käßmann den „Ruhr Nachrichten“.
Sie betonte, Halloween sei gegen alle Grundüberzeugungen der Reformation: „(Reformator Martin, Anm.) Luther wollte Angst nehmen - vor Geistern, Gespenstern, dem Bösen, dem Teufel. Und heute? Da sind am 31. Oktober die Kinder in Gruselkostümen unterwegs. Das kann ich nicht ernst nehmen“, erklärte Käßmann.

Moral- und Konsumexpertin Käßmann (ging im Alter von 52 Jahren auf Steuerzahlerkosten in den Ruhestand) sticht selbst im Vergleich zu anderen Bischöfen durch extreme Selbstverliebtheit, Selbstüberschätzung und Aufdringlichkeit hervor.
Man wird wohl nicht Bischof, wenn man sich nicht selbst gerne reden hört und sich dazu berufen fühlt anderen seine Sicht der Dinge aufzudrängen. Aber man muß schon lange suchen, um eine Karrieretheologin zu finden, die geistig so minderbemittelt wie Käßmann ist.
Und wenn sie noch so wenig vom Thema versteht, Käßmann drängt immer allen ihre irrelevante Meinung auf – am liebsten in der Zeitung, die ihrem Intellekt am besten entspricht: Der BILD-Zeitung.
Käßmanns Bücher sind solch verworrenen Plattitüden-Ansammlungen, daß die Rezensenten wie Denis Scheck eigentlich Schmerzensgeld einfordern sollten.

Halloween ist für die EX-EKD-Chefin immer ein willkommener Anlaß sich in Szene zu setzen.

"Heute hängt das Herz der meisten Menschen anscheinend am Geld, am Haben", kritisierte Margot Käßmann mit deutlichen Worten übertriebenes Konsumdenken. "Konsum wird zur großen Religion: Ich konsumiere, also bin ich." Es fehle eine "Ethik des Genug."
Käßmann wies in ihrer Rede besonders auf die Verantwortung des Einzelnen für die Gesellschaft hin, auch die des einzelnen Unternehmers. "Die Einzelperson hat Bedeutung, sie muss ihr Gewissen schärfen und Verantwortung übernehmen." Gerade aus Sicht der Reformatoren sei weltliches Leben nicht etwa weniger wert gewesen als priesterliches oder klösterliches, vielmehr gehe es darum, "im Glauben zu leben, im Alltag der Welt." Niemand sei "Macher des eigenen Lebens, des Erfolgs", sagte die Theologin. Vielmehr solle jeder dankbar sein, dass er leisten und zum Gemeinwohl beitragen könne.

Die Millionärin Käßmann – alle ihre Bücher sind Bestseller – arbeitet übrigens nicht etwa ehrenamtlich als „Lutherbotschafterin“ der EKD, sondern sie wird von der EKD für Amt mit einem Büro in Berlin und einer zusätzlichen Personalstelle ausgestattet, ihr Gehalt – „anfangs“  ein halbes Bischofsgehalt – zahlt die Hannoversche Landeskirche.

Nun ist es eigentlich irrelevant und wenig ärgerlich, was Käßmann zu Halloween zu vermelden hat.
Die Welt wimmelt vor Irren mit bizarren Ansichten.
Wirklich schlimm an der Causa Käßmann ist, daß sie nach wie vor von der Presse wie das Orakel von Delphi behandelt wird.
Das Hamburger Abendblatt, immerhin eine der auflagenstärksten überregionalen seriösen Zeitungen widmet ihr gleich drei Seiten.
Schon auf dem TITEL grinst sie einem mit der Frage „Dürfen Christen Halloween feiern?“ entgegen. Nahezu wortgleich meldete sie sich auch schon 2008 in der WELT.
Auf Seite Zwei des heutigen Abendblattes folgt der Leitartikel von Edgar S. Hasse zur Käßmann-Halloween-Kabale.
Schließlich im Hamburg-Teil auf s.9 noch mal ein ausführlicher Artikel über Margots Konsum-Schelte.
Das ist wahrer Halloween-Horror.





Mittwoch, 30. Oktober 2013

Fast so gut wie Toto Papa.


Auf die Inhalte kommt es an! Über das Personal sprechen wir ganz zu Schluß!“
 
Diesen Spruch hört man immer wieder. Er wird mit so viel Überzeugung ausgesprochen, daß man ihn fast glauben möchte.

Aber natürlich ist das diametrale Gegenteil richtig. Die alles überstrahlende Frage ist immer „wer soll es machen?“
Das gilt für Berlin, das gilt für Rom.

Die Kardinäle behaupten natürlich ALLE, daß sie selbst keinerlei Ambitionen hätten und versuchen hinter den Kulissen alles, um bloß nicht als „Papabile“ zu gelten. Die Papabile, also diejenigen, die mögliche nächste Päpste gelten, werden üblicherweise eben NICHT Papst. Allerdings gilt keine Regel ohne Ausnahme. Joseph Ratzinger und Eugenio Pacelli waren Kardinaldekane und somit als mächtigster aller Kardinäle ein natürlicher Nachfolgekandidat. Als Präfekt der Glaubenskongregation, respektive Kardinalstaatssekretär standen sie jeweils an erster Stelle der Papstanwärter.

Bei den augenblicklichen Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und Union wird von allen Seiten ebenfalls eisern geschwiegen. Keiner hat jemals „hier“ geschrien.
Man ringt schließlich intensiv und seriös um „die Inhalte“.
Natürlich.
Dabei geht es jetzt schon um die entscheidenden Weichenstellungen für die Nach-Merkel-Ära. Erst dann kann die SPD wieder Hoffnung schöpfen eine Regierung zu führen und wer dann Kanzlerkandidat sein wird, hängt von den Profilierungsmaßnahmen in den nächsten vier Jahren ab.
Noch wichtiger ist es aber für die Politiker der zweiten CDU-Reihe sich jetzt in Stellung zu bringen. Bisher verblasst alles hinter der allmächtigen Merkel. Niemand weiß wer sich durchsetzen wird, wenn sie mal keine Lust mehr hat.
Der starke Mann an Merkels Seite ist eindeutig Wolfgang Schäuble, der auch weiterhin Finanzminister sein will. Das ist für die Personaltaktiker in der Union natürlich ganz schlecht, weil damit das wichtigste Gestaltungsamt nach der Kanzlerin wegfällt.
Und so sinnlos; denn Schäuble wird bei der nächsten Bundestagswahl 75 Jahre alt sein und damit als Kandidat definitiv nicht mehr in Frage kommen.

Fragt sich mit welchem Ministerium man sich sonst noch gut in Szene setzen kann.

Wie ich gerade schon berichtete, wirtschaftete der unglücksselige Westerwelle das Außenamt so gnadenlos herunter, daß die einst herausragende Bedeutung längst Geschichte ist.

Früher galt es als Privileg, Außenminister zu werden. Heute heißt die bange Frage, wer es machen muss. Das Auswärtige Amt liegt auf dem Grabbeltisch der Koalitionsverhandlungen. Es ist zur Ramschware verkommen. [….]  Willy Brandt glänzte fast drei Jahre lang als Außenminister einer Großen Koalition, bevor er selbst Bundeskanzler wurde. Hans-Dietrich Genscher war sagenhafte 18 Jahre im Amt und überlebte sogar einen Koalitionswechsel. Joschka Fischer beanspruchte selbstverständlich das Außenministerium, nachdem Rot- Grün 1998 die Bundestagswahl gewonnen hatte. Dann kam Guido Westerwelle. Auch er wählte nach dem Erfolg der FDP im Jahr 2009 das prestigeträchtige Auswärtige Amt. Er sorgte in seinen ersten beiden Amtsjahren durch viele Fehler dafür, dass das Ansehen des Ministeriums demontiert wurde. „Der schwache Außenminister hat dazu beigetragen, dass sich die Machtverhältnisse in der Regierung zu Lasten des Auswärtigen Amts verschoben haben“, sagt Eberhard Sandschneider, der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Heute gilt das Finanzministerium als begehrteste Trophäe im Berliner Regierungsbetrieb. [….]  Auch andere wichtige SPD-Politiker rennen Richtung Ausgang, wenn irgendjemand das Wort „Außenminister“ ruft. Parteichef Sigmar Gabriel interessiert sich für den Posten nicht. Er will nicht in Asien oder Afrika unterwegs sein, wenn seine Partei sich in Berlin zerlegt. Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann zieht es ins Innenministerium. So haben sich die Zeiten seit Adenauer geändert. Dabei brauchte das Amt einen starken Minister so dringend wie nie zuvor. Schon vor Westerwelle gab es schwache Außenminister. Sein Parteifreund Klaus Kinkel, von Helmut Kohl als „Außen- Klaus“ verspottet, galt in den neunziger Jahren als Fehlbesetzung. [….Die Beamten des Außenamts]  bekümmert vor allem, dass der nach Merkel wichtigste Mann der deutschen Außenpolitik in der Regierungszentrale und nicht im Auswärtigen Amt sitzt. Er heißt Christoph Heusgen und ist außenpolitischer Berater Angela Merkels. Nur ein selbstbewusster Außenminister hätte eine Chance, sich gegen Heusgen zu behaupten. Wie das geht, hat Joschka Fischer gezeigt. Der sprach seinerzeit vom ehrgeizigen Kanzlerberater Michael Steiner nur als „dem Beamten“, von dem er sich nicht auf die Schuhspitzen pinkeln lasse. Nach so einem Minister sehnen sich die Diplomaten.
(DER SPIEGEL 28.10.13)

Man wagt es kaum zu sagen, weil es so ungewöhnlich ist: Aber die SPD verhält sich gegenwärtig recht geschickt und demokratisch vorbildlich.
Sie informiert ihre Mitglieder täglich mit einem Bericht über die Verhandlungen, lädt auf eigens geschaffenen Plattformen dazu ein mitzudiskutieren und läßt die Basis am Ende entscheiden.
Die Toppleute um Gabriel sind ausnahmsweise auch nicht damit beschäftigt sich gegenseitig in der Presse anzuschwärzen, sondern reden eigentlich gar nicht mit Medienvertretern. Sie machen schlicht und ergreifend ihre Arbeit – und das auf transparente Weise. Das klingt beispielsweise so.

….heute haben wir in der „Großen Koalitionsrunde" das Thema Europa debattiert. Das Gespräch hat gezeigt: Es gab und gibt grundsätzliche Gemeinsamkeiten in der Ausrichtung deutscher Europapolitik, aber auch noch eine Vielzahl von Differenzen in der Sache. Diese werden zwischen den beiden großen Parteienfamilien in Europa auch bei der kommenden Europawahl politisch deutlich sichtbar bleiben. Klar ist aber auch, dass eine zukünftige Bundesregierung in Europa verlässlich agieren und die Verantwortung wahrnehmen muss, die der Rolle und Bedeutung Deutschlands als größter Volkswirtschaft in Europa entspricht. Die künftige Bundesregierung wird zudem eine große Verpflichtung haben, zu verhindern, dass europafeindliche Parteien in Deutschland und in Europa insgesamt weiter Zulauf erhalten. Dafür ist die nächste Bundesregierung gehalten, eine Politik zu betreiben, welche die Menschen mitnimmt und zugleich entschieden darauf hinarbeitet Fortschritte für ein soziales und demokratisches Europa zu erreichen.
Vor diesem Hintergrund sind folgende Beschlüsse der heutigen Sitzung für uns besonders wichtig:
Wir konnten uns darauf verständigen, dass die öffentliche Daseinsvorsorge, insbesondere die Daseinsvorsorge auf regionaler und kommunaler Ebene (z.B. Wasserversorgung) eines besonderen Schutzes bedarf. Das bedeutet: Eine zukünftige Bundesregierung würde jeder Einschränkung der Daseinsvorsorge durch EU-Politiken offensiv entgegentreten. Lokale und regionale Besonderheiten in der öffentlichen Daseinsvorsorge, die zu unserer Identität gehören, wollen wir bewahren.
Im EU-Haushalt wollen wir weitere Schritte gehen, um den Haushalt stärker auf die Prioritäten Wachstum, Beschäftigung und Innovation auszurichten.
Wir konnten auch Einigung darüber erzielen, dass sich eine Bundesregierung mit SPD-Beteiligung dafür einsetzen würde, dass zügig eine Finanztransaktionssteuer zur Besteuerung von Finanz-Spekulationen in Europa eingeführt wird.
Die Europapolitik soll in der großen Verhandlungsrunde erneut aufgerufen werden. Dann geht es konkret noch einmal um die Banken- und Finanzmarktregulierung in der Europäischen Union.
[…] Aber auch die Verhandlungen in den Arbeitsgruppen gehen weiter. Heute tagen noch die Arbeitsgruppen für die Themen „Arbeit und Soziales" und „Finanzen, Haushalt, Finanzbeziehung Bund-Länder (Kommunen)". Und morgen geht es weiter mit Verhandlungen in sieben weiteren Arbeits- und Unterarbeitsgruppen.
Wir halten Dich auf dem Laufenden.
Herzliche Grüße von Sigmar Gabriel und Andrea Nahles
(Mitgliederbrief 30.10.13)

Aber was auch immer die Koalitionäre sagen; die Presse spekuliert natürlich DOCH über Posten.

Gabriels persönliches Interesse gilt dem neu zu schaffenden Energieressort. Es würde aus dem bestehenden Wirtschaftsministerium entstehen und könnte um Zuständigkeiten aus dem Umwelt- und Verkehrsministerium erweitert werden. So könnte der SPD-Chef Manager der bedeutendsten innenpolitischen Aufgabe dieser Jahre werden – der Energiewende. Als Vizekanzler wäre er dann in einer Art Pole-Position für die SPD-Kanzlerkandidatur 2017. Den Verzicht aufs Finanzministerium will sich Gabriel teuer abkaufen lassen: mit inhaltlichen Forderungen, mit dem Anspruch auf ein siebtes Ressort und mit dem Zugriff auf Gestaltungsministerien wie das Verkehrsressort. Und das Auswärtige Amt fiele der SPD am Ende wohl ohnehin zu. Allein: Der eigentlich naheliegende Kandidat dafür wäre Ex-Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Der aber will vorläufig lieber Fraktionschef bleiben. Das sind jedenfalls die Signale, die er seit dem Wahltag aussendet. So dreht sich alles um das Duo Gabriel/Steinmeier. Es wird in jedem Fall das zentrale Scharnier der SPD-Seite in einer Koalitionsregierung bleiben. Beide verbindet eine sympathiefreie Zweckgemeinschaft. In der Stunde der Wahlniederlage stützten sich die beiden angeschlagenen Spitzengenossen. Am Tag nach der Bundestagswahl saß Gabriel eine Stunde lang bei Steinmeier im Büro im Berliner Jakob-Kaiser-Haus, er wollte reden.
(DER SPIEGEL 28.10.13)

Auch die SPON-Kolumnist Münchau meint, die SPD könne ohne Finanzministerium auskommen.

Die SPD riskiert alles - und könnte doch gewinnen
[…]  Mit Peer Steinbrück hatte die SPD in den Jahren 2005 bis 2009 einen Finanzminister in einer Großen Koalition. Politisch genützt hat ihr das nicht. Auch nicht geschadet. Der Grund für die verlorene Wahl 2009 war der Zustand der Partei. In der Großen Koalition 1967 bis 1969 hatte die SPD nur das Wirtschaftsministerium inne - und stellte nach der Wahl 1969 den Bundeskanzler. Auch das war kein Grund für den Regierungswechsel 1969. Ob die SPD die nächsten Wahlen gewinnt, wird von vielen Faktoren abhängen - vom Finanzministerium wohl eher nicht.
[…]   Es sprechen aus Sicht der SPD aber auch gewichtige Gründe dagegen, auf das Amt des Finanzministers zu bestehen. Zum ersten Mal interessieren sich die Spitzenpolitiker der SPD für dieses Amt nicht sonderlich. […]
Der zweite Grund liegt darin, dass die SPD es möglicherweise vorzieht, sich in Euro-Fragen hinter der Union zu verstecken. Wenn die SPD keine Euro-Bonds will und auch keine ambitionierte Bankenunion, dann spricht auch tatsächlich nicht viel dagegen, Wolfgang Schäuble nach Brüssel zu schicken. Man kam ihm schließlich einen SPD-Staatssekretär als Aufpasser an die Seite stellen. [….]
Wahrscheinlich ist es sogar aus taktischer Sicht besser, Merkel und Schäuble die Konsequenzen ihrer eigenen Politik verantworten zu lassen. Wenn es im Euro-Raum knallt, dann wird man sie in erster Linie verantwortlich machen. Und knallen wird es so oder so. Hält der Euro zusammen, kommt es unausweichlich zum Schuldenschnitt. Wenn nicht, knallt es irgendwo politisch, und der Euro bricht zusammen. Merkel und Schäuble werden dann irgendwann von ihrer eigenen Rhetorik eingeholt. Für die SPD mag es durchaus reizvoll sein, sich hier in zweiter Reihe aufzustellen und sich mit sozialpolitischen Reformen und Investitionsprogrammen zu profilieren.

Wenn die SPD aber die Bereiche Arbeit, Soziales und Wirtschaft übernimmt, was soll die CDU dann bloß mit der eifrigsten Möchtegern-Merkelnachfolgerin von der Leyen machen?
Ihr bisheriges Ministerium wird sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an die SPD verlieren. Welchen Posten soll sie sonst übernehmen, nachdem die Unions-Frauen bisher kaum zum Zuge kamen?

Seit der Wahl bestand die Aufgabe der Unionsparlamentarierinnen fast nur darin, Männer in Ämter zu heben. Fraktionschef Kauder, den Ersten Parlamentarischen Geschäftsführer Michael Grosse- Brömer, Bundestagspräsident Norbert Lammert – und nun zwei männliche Vizepräsidenten. Besonders frustriert die Damen der Blick auf den Geschäftsführenden Fraktionsvorstand, der kommissarisch im Amt bleibt, bis die Koalition steht. In dem 19-köpfigen Gremium sitzen nur drei Frauen. Von 16 Landesgruppenchefs sind 13 Männer. Niemand rechnet damit, dass die ehrgeizigen Herren im Dienste der Gleichberechtigung freiwillig ihren Platz räumen.
(DER SPIEGEL 28.10.13)

Von der Leyen würde gern Außenministerin sein. Sie schert sich ohnehin nicht um politische Inhalte und geht in Deckung, wenn es konkret wird. Aber bella figura machen, gefiele ihr und als Ex-Außenministerin hätte sie 2017 die allerbesten Chancen Merkel zu beerben.

Der Nachteil für die CDU: Bekämen die Sozis weder Finanz- noch Außenministerium, müßte das extrem teuer kompensiert werden. Merkel hätte in der Innen- und Sozialpolitik viele Zugeständnisse zu machen.