Freitag, 16. August 2019

Die Anständigen sind müde


Man kann es nicht mehr sehen, will es nicht mehr hören, möchte sich nicht immer wieder den Tag versauen, wenn man auf Xenophobe, Rassisten und Ähnliches trifft.
Man macht Witze über sie, verdammt sie still vor sich hin oder aber man fühlt sich ernsthaft deprimiert von all der perfiden Bosheit, die offenbar durch die Köpfe so vieler Mitmenschen spukt.

Es ist nicht immer gefahrlos sich Rassisten entgegenzustellen. Man muss es natürlich tun, wenn die in der Öffentlichkeit jemand bedrohen, aber will man auch Prügel riskieren, wenn mehrere von denen "nur" ihre Überzeugungen herausposaunen?
Noch nicht mal in der Anonymität des Netzes, weil die sich durchaus zusammenrotten, Accounts melden und einem das Onlineprofil zuspammen.

Über mir wohnt auch so ein Exemplar. So ein dürres Weib, um die 70.
Der Mann war Alkoholiker, starb früh, ihr erwachsener adipöser Sohn ist vor langer Zeit ausgezogen. Nun hockt sie mit offenbar sehr kleiner Rente allein in der Bude und hadert mit der ganzen Welt, die sich gegen sie verschworen hat.
Sie kann „Türken und Kanaken“ nicht ausstehen, weil die immer so laut sind im Bus und nie arbeiten. Außerdem nervt sie, daß diese Kanaken, von denen ja keiner arbeitet, überall arbeiten – im Krankenhaus, Arztpraxen – man sehe ja gar keinen Deutschen mehr.
Insbesondere ist sie fest davon überzeugt, daß die Deutschen, also insbesondere sie selbst, die Kanaken finanzieren.
Kanaken sind nämlich von allen Zahlungen befreit.
Die ersten Jahre versuchte ich sie im Sinne des Hausfriedens unter Nachbarn immer geduldig ausreden zu lassen und ihr dann höflich zu widersprechen.
In einer ihrer Treppenhaus-Tiraden, die sie passiv-aggressiv fast flüsternd und stets lächelnd vorträgt, beschuldigte sie mich zu wenig Fernsehen zu gucken; denn anderenfalls wäre ich besser informiert und wüßte, daß Ausländer in Deutschland keine Mieten, keine Rentenbeiträge und keine Rundfunkgebühr zahlen, außerdem grundsätzlich umsonst ärztlich behandelt werden.

„Da ich selbst Ausländer bin, kann ich ihnen mit Sicherheit sagen, daß ich all die genannten Kosten selbst trage und keineswegs aufgrund meiner fehlenden deutschen Staatsbürgerschaft davon befreit bin!“
Natürlich war es naiv von mir anzunehmen, diese Antwort könnte irgendetwas bei ihr bewirken.
Es bewirkte etwas bei mir: Drei Wochen später erhielt ich ein Schreiben der Wohnungsgesellschaft. Es gäbe Beschwerden über mich, ich verstieße gegen die Hausordnung.
Eine Abmahnung vom Vermieter, weil ich mal einer Rassistin widersprach.
Das nervt. Und außerdem will man es sich in einer relativ günstigen Großstadtwohnung ganz bestimmt nicht mit seinem Vermieter verderben.

Inzwischen horche ich an der Wohnungstür, bevor ich rausgehe, weil ich die debile Denunziantin gar nicht erst treffen will.
Begegnen wir uns irgendwo sage ich knapp „guten Tag“ und gehe schnell weiter.
Ich weiß natürlich, daß ich mich damit feige und erbärmlich verhalte.
Was ist schon ein Brief vom Vermieter im Gegensatz zu dem was dunkelhäutige Menschen den ganzen Tag in Europa und den USA mit Rassisten erleben?

Wer meinen exotischen Namen nicht kennt und mir nur auf der Straße begegnet, sieht weiße Haut und hört akzentfreies Deutsch.
Ich triggere Rassisten also nicht sofort.
Normalerweise bin ich auch nicht auf den Mund gefallen und widerspreche ihnen wann immer es geht, aber manchmal bin ich auch einfach müde und tauche in meiner hellhäutigen Existenz ab.
Ich habe keinen Bock mehr mit der Nachbarin zu sprechen. Sie ist sowieso völlig borniert, würde nie eins meiner Argumente glauben und am Ende nur in ihrer Ausländerfeindlichkeit bestätigt werden.
Sie kümmert so ein Gespräch nicht, während ich das tagelang nicht abschüttele.

Wenn man aber den Rassisten von nebenan (buchstäblich) gewähren lässt, oder an der Supermarktkasse oder im Taxi oder beim Arzt irgendeinen Geronten oder Teenager menschenfeindlich reden lässt, fühlt er sich jede Stunde, die ihm nicht widersprochen wird, etwas bestärkt.
Das Tabu Rassismus fällt.
Es ist auch nicht mehr peinlich AfD zu wählen, man poltert sogar mit gewissem Stolz gegen „das System Merkel“ oder „die Flüchtlinge“, weil man aus seinen Filterblasen den Eindruck gewinnt, alle dächten so.
Diese falsche Annahme wird aber bestätigt, wenn man außerhalb der Filterblase in der „realen Welt“ auch solche Sprüche ablassen kann und nur Schulterzucken erntet.

In den USA verstärken Trump und die GOP diese Enttabuisierung massiv.
Der Präsident redet ja auch so.
Das bestärkt nicht nur Attentäter und Extremisten. Seit Trumps Amtsantritt hat sich die Zahl der hate-crimes vervielfacht, weil immer mehr bösartige Rassisten in den Twitter- und Rally-Tiraden des Präsidenten nur sehr wenig verblümte Aufforderungen zur Gewalt verstehen.
Aber auch der Alltagsrassismus wird verstärkt.
US-Amerikaner mögen schon immer rassistisch gewesen sein, aber in den letzten Dekaden war vielen von ihnen diese Einstellung wenigstens peinlich. So peinlich, daß sie nur hinter vorgehaltener Hand gegen Schwarze/Latinos/Schwule polterten.
Dieses Schamgefühl verschwindet gerade.


So ist das: Da wird “das N-Wort“ in die Kamera geblökt und Tage später darauf angesprochen, ist man auch noch stolz drauf, zufrieden damit jemand verletzt zu haben.
Immer mehr solche Videos spuken durchs Internet, in denen scheinbar völlig normale Nachbarn und Passanten ungeniert ihre tiefe Menschenverachtung hinausposaunen. Trump macht es vor.
Da kann die dicke Vorstadtmama auch gleich mal zum Latino-Gärtner rübergehen und ihm ins Gesicht sagen, daß er Vergewaltiger und Drogendealer ist.


Oh Menschheit, mir graut es vor Dir. Mir graut es vor Trump, vor der GOP, vor der AfD, vor allen Rassisten unter uns.
Aber es graut mir auch vor jedem Anständigen, der dazu mit den Schultern zuckt, der nicht eingreift, sich nicht verbal widersetzt oder einfach keine Lust mehr hat mit der Nazi-Oma von oben zu reden.




Donnerstag, 15. August 2019

Abstieg der Wirtschaftsminister, Teil II


Ein Minus vorm Komma des Deutschen Wirtschaftswachstums?
Das muss man nach einer Dekade Dauererektion erst mal hinbekommen.
Chapeau, Wirtschaftsminister Altmaier! So fehl am Platze war seit den FDP-Mann-Tagen keiner mehr auf dem Sessel.

(….) Ich erinnere mich noch an eine Generalaussprache, als [Ingrid Matthäus-Maier] auf die Vorstellung des Haushalts von Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt Mitte der 1990er klagte:
„Wir hatten einen Bangemann, wir hatten einen Haussmann, wir hatten einen Möllemann – wann bekommen wir endlich einen Fachmann?“

Erhört wurde ihre Klage freilich nie.
Fünf Bundeswirtschaftsminister von der FDP in Folge hatten das Amt abgewirtschaftet.

Rexrodt war nicht nur wie seine Vorgänger überfordert, sondern wurde gar nicht mehr ernst genommen. Die Presse beschrieb ihn als peinlichen „Grüßaugust“, den noch nicht mal Industrielobbyisten beeinflussen mochten, weil zu offensichtlich war wie desinteressiert und machtlos er war. (….)

Im Gegensatz zu den anderen EU-Staaten galt die robuste deutsche Exportwirtschaft eigentlich als unkaputtbar.
Aber eine völlig untätige Bundesregierung, die den völlig aus dem Ruder laufenden Branchen (debakulierende Auto-Hersteller, kriminelle Banken, subventionshungrige Bauern) keinerlei Vorgaben macht, kann auch das was Gerd Schröder mit der Agenda 2010 aufgebaut hat, wieder einreißen.
Breitbandausbau? Glasfasernetz? Die Mehrheit der Krankenhäuser bildet gar nicht aus? Energietrassen?

Während Trump Handelskriege anzettelt, ist die deutsche Kanzlerin international gar nicht mehr vorhanden.

Natürlich wird Deutschlands Wirtschaft bei so einer geballten Ladung demonstrativen Hände-in-den-Schoß-legen irgendwann abgehängt.

Im Jahr 2018 behauptete der Wirtschaftsminister noch, das deutsche Wirtschaftswachstum werde 2019 etwa zwei Prozent betragen.
Ende Januar 2019 erkannte er, den Mund zu voll genommen zu haben.

[….] Zwar befinde sich die deutsche Wirtschaft das zehnte Jahr in Folge auf Wachstumskurs, so Altmaier. Die Bundesregierung erwartet für 2019 aber nur noch eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts von 1,0 Prozent. In ihrer Herbstprognose war die Regierung noch von einem Plus von 1,8 Prozent ausgegangen. Im Gesamtjahr 2018 hatte Europas größte Volkswirtschaft nach einer ersten Schätzung des Statischen Bundesamtes um 1,5 Prozent zugelegt, nach jeweils 2,2 Prozent in den beiden Vorjahren. [….]

Dem Fachkräftemangel begegnete Altmaier mit gezieltem Weggucken und festen Ohren zuhalten.
Die zerfallende Infrastruktur gehen Scheuer und Altmaier mit maximalem Phlegma, Indolenz und Apathie an.
Dazu noch die internationalen Handelskabale, denen Frau Merkel mit einem kräftigen Nickerchen begegnet. Die Folge: Im zweiten Quartal ging das Bruttoinlandsprodukt leicht zurück.

[…..] Das reale (preisbereinigte) Bruttoinlandsprodukt in Deutschland war im 2. Quartal 2019 saison- und kalenderbereinigt um 0,1 % niedriger als im 1. Quartal 2019. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, hat sich die deutsche Wirtschaftsleistung somit etwas abgeschwächt. Im 1. Quartal 2019 hatte es noch einen Anstieg von 0,4 % zum 4. Quartal 2018 gegeben. [….]

In Phasen der Schrumpfung, insbesondere wenn sie durch staatliche Untätigkeit eingeleitet wurde, tut eine vernünftige Regierung genau das Gegenteil des von blanker Unkenntnis zeugenden Austeritäts-Wahnes à la Schäuble und Merkel.

[…..] Die Griechen sparen bekanntlich dermaßen, daß es quietscht. 
Große Teile Athens mutieren zu Slums, Nierenpatienten können sich ihre Dialyse nicht mehr leisten und Hunger wird wieder alltäglich.
Es trifft, wie immer im Kapitalismus, diejenigen, die nichts dafür können.

Deutschland ist der große Profiteur der Schande von Griechenland.
 Dort wird das einfache Volk ausgepresst nachdem die griechische Regierung Deutschen Rüstungsfirmen Milliarden-Aufträge erteilt hatte, hunderte Panzer kaufte, U-Boote bestellte. 
Deutsche Anleger freuen sich über die Dividenden, die ihnen griechische Staatsanleihen bringen. Deutsche Banken, als die griechischen Kreditgeber verdienen üppig am Hellas-Desaster. 
Ganz Griechenland fungierte als Absatzmarkt für deutsche Waren, die mit hartem Euro bezahlt wurden. 

Aber der Krug ist inzwischen doch gebrochen.
 Nun breitet sich Elend aus, während es Deutschland gut geht.

Nachdem immer mehr Berichte aus griechischen Schulen auftauchten, in denen Kinder vor Hunger in Ohnmacht fielen, war die Athener Regierung gezwungen Essensmarken auszugeben.

 Das griechische Bildungsministerium will arme Schüler und Familien mit Lebensmittelmarken unterstützen. Von kommender Woche an sollen an 18 Schulen in neun Arbeitervierteln kostenlos Coupons für Milch, Früchte und Kekse verteilt werden, sagte die Staatssekretärin im Bildungsministerium, Evi Christofilopoulou, dem Parlament nach Angaben der halbamtlichen Nachrichtenagentur ANA. Die Marken bekommen dabei nur jene, die von den staatlichen Sparmaßnahmen am härtesten betroffen sind.
 Seit Monaten steht die Regierung unter Druck diesbezüglich zu handeln. Denn Medien hatten über unterernährte Schüler berichtet, die im Unterricht vor Entkräftung in Ohnmacht fielen.

Die Lehrer können ihren Schülern kaum behilflich sein. Der Durchschnitts-Jahreslohn eines griechischen Lehrers sank aufgrund der Sparanstrengungen von rund € 20.000 auf € 12.000.

Die zynische Reaktion der christlichen Bundeskanzlerin:
Es werde eben noch nicht genug gespart; Athen solle ein EU-Sparkommissar zur Seite gestellt werden.

An dieser Stelle betone ich immer wieder, daß die Merkel/Steinmeier-Regierung für das eigene Volk genau die gegenteilige Kur durchführte. 

Am 05. November 2008 legten Steinbrück und Co das Konjunkturpaket I (Maßnahmenpaket „Beschäftigungssicherung durch Wachstumsstärkung“) auf, welches Dutzende Maßnahmen umfasste - darunter die wichtige Verlängerung des staatlichen Kurzarbeitergeldes.

Finanz- und Wirtschaftsministerium betonten stolz:
„Die Maßnahmen der Bundesregierung fördern in den Jahren 2009 und 2010 Investitionen und Aufträge von Unternehmen, privaten Haushalten und Kommunen in einer Größenordnung von rd. 50 Mrd. €. Darüber hinaus gewährleisten Maßnahmen zur Sicherung der Finanzierung und Liquidität bei Unternehmen die Finanzierung von Investitionen im Umfang von gut 20 Mrd. €. Zusammen mit den vom Kabinett am 7. Oktober 2008 beschlossenen Maßnahmen werden allein in den Jahren 2009 und 2010 insgesamt rd. 32 Mrd. € aus den öffentlichen Gesamthaushalten zur Verfügung gestellt.“
(BMWi und BMF Nov 2008)

Der hyperaktive Bundesfinanzminister Steinbrück ruhte aber auch anschließend nicht und schob sofort ein weiteres staatliches Ausgabenprogramm an.

Das Konjunkturpaket II („Pakt für Beschäftigung und Stabilität in Deutschland zur Sicherung der Arbeitsplätze, Stärkung der Wachstumskräfte und Modernisierung des Landes“) wurde im Januar 2009 beschlossen und hatte sogar einen noch größeren Umfang. 

Es umfasste 13 Beschlüsse - darunter die berühmt-berüchtigte „Abwrackprämie“, den „einmaligen Kinderbonus“ von 100 Euro, massive Investitionen in den Breitbandnetzausbau und einen zehn Milliarden-Euro-Zuschuss für kommunale Investitionen.

Fast alle Parteien und Wirtschaftswissenschaftler sahen die Maßnahmen als notwendig an - außer der FDP, die heftig gegen die Maßnahmen wetterte.

Schließlich führten die staatlichen Ausgaben dazu, daß kein anderes EU-Land (außer Polen) so gut wie Deutschland durch die Krise kam.

Die damaligen Wohltaten gönnte Merkel aber nur den Deutschen. Von den anderen EU-Problemstaaten verlangt sie das diametrale Gegenteil.

 Sie meint, daß man die Verhungernden am besten durch Essensentzug heile.  (…………………)

Die Konjunkturpakete von vor elf Jahren waren sehr teuer, zahlten sich aber aus.
Angesichts der Trumpschen Schockwellen, die sich in Form von Zollschranken, Zerschlagung von Handelsabkommen und Anheizen von Kriegen zeigen, wären 2019 Konjunkturpakete erst recht angezeigt.
Diesmal müsste Deutschland noch nicht mal Zinsen zahlen, sondern bekäme wegen der Negativ-Zinsen („Kapitalismus kaputt“) sogar Geld dafür!

[….] Es ist der Moment, da der Staat als Stabilisator eingreifen muss – mit einem mindestens auf fünf Jahre angelegten Programm zum Ausbau der Infrastruktur. Und das wäre erheblich mehr als ein Stimmungsaufheller. Vielmehr können nur so die Klimaschutzziele erreicht, die Wohnungsnot bekämpft und schnelles Internet überall zur Verfügung gestellt werden. Zudem sind die Finanzierungsbedingungen so gut wie nie. Wenn sich der Staat heute Geld leiht, muss er nicht nur keine Zinsen zahlen, er bekommt sogar noch eine Gebühr von den Investoren dafür, dass sie ihr Kapital zur Verfügung stellen dürfen. […]
(FT Wenzel, RND, 15.08.19)

Sogar die staatsfernste Stimme Deutschlands, der Arbeitgeberpräsident fordert von der Groko Konjunkturprogramme.

[….] Diese Woche forderte selbst Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer - als solcher sonst ja eher der Kategorie Markt-vor-Staat zuzuordnen -, dass sich die Regierung auf den derzeit nahenden Ernstfall einstellen und eine subventionierte Kurzarbeiterregelung vorbereiten sollte, wie es sie 2009 neben anderen Maßnahmen gegeben hat. […..]

Aber mit dieser Union ist vernünftiges Handeln hoffnungslos.
Entweder sie sind fest eingeschlafen (wie Altmaier/Merkel), oder aber grundsätzlich verblödet (Seehofer/Scheuer/Klöckner).

Wie Kaninchen in Todesangst starren Deutsche auf das böse Wort „Schulden“, dabei funktioniert Ökonomie gar nicht ohne Schulden. Schulden sind etwas Gutes.

[….] Die Tücke ist, dass beim Moralisieren die Vernunft schon mal aussetzt. Zwar dürfte der Eifer dazu beigetragen haben, dass Deutschlands Finanzminister seit Jahren sinkende Staatsschulden vermelden. Hauptsächlich liegt es allerdings viel schnöder daran, dass die Wirtschaft wuchs, es immer weniger Arbeitslose und niedrige Zinsen gab und gibt.
Die Kehrseite sind jedoch jahrelang ausgebliebene Investitionen in Straßen, Streckennetze, Bahnhöfe, S-Bahn-Ausstattung, Schulgebäude, Lehrer, Kita-Erzieher, Notaufnahmen, Breitbandnetze, Tankstellennetze für Elektroautos, Gebäudesanierungen zum Klimaschutz, vernünftige Mindestrenten und die flächendeckende Ausstattung mit Internet. Um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Weil für alles angeblich kein Geld da war. In Wirklichkeit wurde eben nur politisch die Priorität auf den Abbau der bösen Schulden gelegt. Und das auch noch mit dem irren Argument des einen oder anderen Chefapostels, dass wir unseren Kindern doch nicht so böse Schulden hinterlassen dürfen. Jetzt hinterlassen wir ihnen die oben genannten Mängel. Und einen Planeten, der droht, mangels klimaschützender Investitionen auf Katastrophen zuzusteuern - wogegen bemühte Kinder nicht ganz zu Unrecht freitags Protest kundtun - nicht gegen Schulden.
Selbst eher liberal-konservative Ökonomen wie der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, schlagen mittlerweile Alarm, dass es kein Selbstzweck und sogar gefährlich ist, die Schuldenquote immer weiter abzubauen. [….]

Mittwoch, 14. August 2019

Baum-Umarmung.


Bäume zu umarmen ist die despektierliche Metapher für „Ökos“ schlechthin.
Natürlich wird Markus Söder auch so gezeichnet, wenn seine neue grüne Ausrichtung lächerlich gemacht werden soll.


Um Straßenbäume entbrennen regelmäßig kommunale Kleinkriege.
Wohnungsbesitzer im Erdgeschoss hassen die Bäume, weil sie ihnen das Licht nehmen. Schließlich sind „helle, sonnendurchflutete“ Wohnungen viel wertvoller als Dunkle.
Autofahrer in Parkplatznot sind die natürlichen Verbündeten der Dunkel-Wohnung-Bewohner. Auch sie mögen keine Bäume, weil ihre Stämme den kostbaren Parkplatz wegnehmen, Linden-Blattläuse ihren klebrigen Kot (Honigtau) auf die Windschutzscheiben schmieren, Kastanien Hauben und Dächer verbeulen.
Auf der anderen Seite stehen Baumfreunde, die jeden umgefallenen Riesen beweinen und in wüste Fluchtiraden verfallen, wenn das Bezirksamt hohle, morsche Stämme fällen lässt.
Kaum einer ist Baum-neutral.


Die erste gemeinsame Wohnung meiner Eltern in New York befand sich in einer endlosen Straße in Brooklyn. Die Häuser sahen alle völlig gleich aus, aber genau vor ihrem Eingang stand der einzige Straßenbaum,
Im Prä-Navi-Zeitalter ein genialer Orientierungsvorteil.
Und dann kam meine Mutter eines Tages von der Arbeit, der Baum war weg. Sie rannte entsetzt zum Hausmeister und fragte was da passiert war. Der kehrte gerade die letzten Späne und Blätter weg und sagte nur „making too many leaves“.
Damals sah man Straßenbäume in Amerika nur unter dem Aspekt der Zusatzarbeit, die durch das Laubharken entstand.
Ein „Insider“, der sich noch 60 Jahre in meiner Familie hielt. Immer, wenn irgendein Gewächs einging, oder ein Baum gefällt wurde, sagt jemand „making too many leaves“?

[…..] Im Auftrag von uns Kindern von Plant-for-the-Planet haben sich Wissenschaftler aus Yale und 23 weiteren Universitäten mit dieser Frage befasst. Im September 2015 haben sie eine endgültige Antwort auf diese Frage veröffentlicht – 3.000 Milliarden Bäume zählt die Erde! Dies scheint auf den ersten Blick eine enorm große Zahl, doch die Wissenschaftler haben ebenfalls herausgefunden, dass wir Menschen bereits 46%, also fast die Hälfte, aller Bäume, die es einmal gab, zerstört haben. Die Studie zeigt weiter, dass wir immer noch rund  15 Milliarden Bäume pro Jahr durch Abholzung verlieren.
Wir Kinder von Plant-for-the-Planet haben uns das Ziel gesetzt bis zum Jahr 2020, gemeinsam mit Unternehmen, Staaten und Organisationen, weltweit 1.000 Milliarden Bäume zu pflanzen. Unsere Freunde, die Wissenschaftler, haben uns gezeigt, dass es einmal rund 6.000 Milliarden Bäume auf der Welt gab. Davon sind leider nur noch rund 3.000 Milliarden übrig. Demnach haben wir genug Platz für 1.000 Milliarden neue Bäume und zwar ohne in Konkurrenz zur Landwirtschaft und Siedlungsbau zu treten und ohne in Wüsten pflanzen zu müssen. [….]

In den 1980ern hatte das Wort „Waldsterben“ Konjunktur, aber es war ein rein grünes Thema.
Sehr verwundert nahm man die wenigen Fälle zur Kenntnis, wenn sich ein „seriöser“, also nichtgrüner Förster/Forstwirt/Biologe den Forderungen anschloss und ebenfalls Maßnahmen gegen „sauren Regen“ und chemische Entsorgung durch Fabrikschornsteine verlangte.

Heute besteht kein Zweifel mehr an der gewaltigen Bedeutung von Wald und Bäumen. Sie sind raus aus der romantischen Ecke für ökologische Aktivisten oder expressionistische Maler.
Jedes Kind weiß um die unverzichtbare Rolle der Bäume für das Weltklima, weil in ihren Blätter mit der Photosynthese die einzige chemische Möglichkeit steckt das Klimagas CO2 ungefährlich als Zucker und Cellulose zu speichern.

Es tut nicht nur in der Seele weh, wenn Jair Bolsonaro in Trumpscher Manie die letzten brasilianischen Urwälder abholzen lässt, weil es sich um das artenreichste Biotop überhaupt handelt und damit laufend Tier- und Pflanzenarten ausgerottet werden, die noch nicht mal entdeckt wurden.
Nein, die Urwälder sind die Lungen der Erde, unverzichtbar für das Weltklima.
Sie sind nachwachsende Rohstoffe und Nahrungsquelle.

Bäume sind aber auch Lebensräume für unzählige Tiefarten in Europa und Deutschland. Auf ihnen existieren ganze Ökosysteme.
Sie produzieren Sauerstoff und fangen Kohlendioxid ab.
Aber darüber hinaus filtern sie auch die Luft und spielen eine gewaltige Rolle für das städtische Mikroklima. Durch das fehlende Baumgrün sind deutsche Innenstädte immer einige Grad heißer als die Umgebung.
So kommt es auch zu stärkeren Winden und Austrocknung.

Baumwurzeln sind aber auch das beste Mittel gegen Erosion und  verhindern die Versteppung.
Bäume sind es wert umarmt zu werden, zumal sie außer den genannten vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten auch noch bildschön sind.

Die gewaltigen Aufforstungsanstrengungen in Afrika und Indien sind zu begrüßen und es ist umso erbärmlicher, daß die reichen Länder des Westens es nicht schaffen in ähnlichem Maße Bäume zu pflanzen und ihre Metropolen zu begrünen, obwohl das durchaus gefordert wird.

[….] Äthiopien bricht Weltrekord im Bäumepflanzen
Äthiopien will seine Wälder aufforsten und hat eine riesige Mitmachaktion gestartet. Am Montag meldete die Regierung einen Weltrekord - noch nie wurden so schnell so viele Setzlinge gepflanzt.
Vier Milliarden neue Bäume möchte Äthiopien zwischen Mai und Oktober 2019 pflanzen und dafür die Regenzeit in der sonst sehr trockenen Region nutzen. Ein erstes wichtiges Etappenziel ist nun geschafft: Allein am Montag hat die Bevölkerung des Landes offiziellen Schätzungen zufolge innerhalb von zwölf Stunden fast 354 Millionen neue Setzlinge in den Boden gebracht.
Die Aktion ist Teil der "green legacy"-Initiative von Ministerpräsident Abiy Ahmed. Er möchte jeden der gut 100 Millionen Einwohner dazu ermutigen, in diesem Jahr 40 Bäume zu pflanzen. [….]


[….] Mit einer groß angelegten Kampagne hat die Regierung des indischen Bundesstaats Uttar Pradesh ein Zeichen gegen die Veränderung des Klimas gesetzt. Mehr als eine Million Menschen, darunter Schüler, Abgeordnete und Beamte, hätten Setzlinge an Straßen, Eisenbahngleisen und in Wäldern gepflanzt, sagte der Forstbeamte Bivhas Ranjan. Das Ziel der Aktion, 220 Millionen neue Bäume, sei nach einigen Stunden erreicht worden. Die Setzlinge wurden unter anderem in 60.000 Dörfern und an 83.000 Stellen in Waldgebieten in die Erde gebracht. [….]


[….] Am 3. Oktober soll jeder Deutsche einen Baum pflanzen
Schleswig-Holstein will zum Tag der Deutschen Einheit eine neue Tradition ins Leben rufen: Jeder Deutsche soll am 3. Oktober einen Baum pflanzen – gegen das Waldsterben und den Klimawandel. [….]
(STERN, 13.08.2019)


[….] Wangari Maathai, [….] die erste weibliche Professorin an der Universität von Nairobi rief 1977 mit ihrer Umweltschutzorganisation das größte Aufforstungsprojekt in Afrika ins Leben, seither wurden fast 40 Millionen Bäume gepflanzt.
"Der Baum wurde zum Symbol des demokratischen Kampfes in Kenia", sagte sie in ihrer Nobelpreisrede. "Die Bürger wurden mobilisiert, gegen weitverbreiteten Machtmissbrauch, Korruption und Missmanagement der Umwelt aufzustehen." [….]

80 Millionen oder 220 Millionen Bäume zu pflanzen klingt sehr großartig.
 Es ist aber auch irreführend, weil es sich so anhört, als ob Millionen Bäume plötzlich aus dem Nichts zusätzlich auf den Planeten kämen. Die wurde aber natürlich nicht blitzartig in Replikatoren des Raumschiffs Enterprise repliziert, sondern waren vorher auch schon auf der Erde. In Baumschulen.
Es sind auch keine Bäume, sondern Setzlinge, die an einem Ort A ausgegraben und PR-wirksam an einem Punkt B wieder eingegraben wurden.

Unnötig zu erwähnen, daß Deutschlands Regierung keinerlei Handlungsbedarf verspürt und nicht an Aufforstungen teilnimmt.
Nach 14 Jahren Merkel-Regierung gibt es nun ein träges „Klimakabinett“, welches unter anderem besetzt mit den Blitzbirnen Seehofer, Scheuer und Klöckner erst mal ganz unverbindlich und ergebnislos beraten soll.
Nein, das ist keine Meldung des Postillions, sondern deutsche Politik.
Go Greta! 

Dienstag, 13. August 2019

Privatwirtschaftsversagen


Heute hatte ich wieder einmal eine dieser unangenehmen Begegnungen mit einem Asklepios-Krankenhaus, der ewigen Reminder nie im Leben CDU zu wählen.
Nach wie vor eine der größten politischen Sauereien Hamburgs, daß die CDU-Regierung von Beust gegen den überwältigenden Willen der Bevölkerung die Hamburger Krankenhäuser an eine Heuschrecke verkaufte. An einen Konzern des Mannes, mit dem CDU-Finanzsenator Peiner zuvor gemeinsam im Vorstand einer Versicherung saß. Unter den katastrophalen Folgen der Peiner-von-Beust-Privatisierungen wird Hamburg noch Generationen leiden.
Asplekios-Eigner Bernd grosse Boermann wird alle zwei bis drei Tage um eine Million Euro reicher. 150 Millionen Euro zieht er jährlich aus dem Gesundheitssystem heraus und stopft sie in seine eigenen Taschen.
Der Mann ist mit den von der CDU zugeschobenen vorher den Hamburger Bügern gehörenden Krankenhäusern so reich geworden, daß er gar nicht mehr weiß wohin mit all seinem Geld und wahllos Luxushotels in Deutschland aufkauft.

Jeder, der sich über seine Krankenkassenbeiträge ärgert, sollte sich bewußt machen welchen Parteien er zu verdanken hat, daß sein Geld in die Privattaschen von Milliardären umgeleitet wird: CDU, FDP und Grünen.
Die Grünen haben die CDU in Hamburg an der Macht gehalten und blinken nun schon wieder schwarz, möchten möglicherweise bald wieder mit den Typen koalieren, die nach der Pfeife von Milliardären tanzen und mit dem Megakraftwerk Moorburg die größte CO2-Dreckschleuder Europas genehmigten.

Während Peiner, Beust und Co immer noch von der angeblichen Überlegenheit der Privatwirtschaft faseln, leiden die Hamburger Patienten und die Angestellten unter den Folgen.

Grundsätzlich ist es nicht falsch ein teures Gesundheitssystem zu haben und mit Krankenhäusern Gewinne zu erzielen.
 Das Hamburger Universitätskrankenhaus UKE, das von der CDU nicht mitverkauft werden konnte, weil es der Uni gehört, schreibt immer noch schwarze Zahlen.

Gewinne sind dann zu begrüßen, wenn sie im System erhalten bleiben.
Damit können Pfleger und Reinigungskräfte besser bezahlt werden, es kann zum Wohle der Patienten mehr Personal eingestellt werden oder es kann auch in Forschung und Neubauten investiert werden – all das geschieht im großen Maßstab im UKE.

Die üppigen Gewinne der Broermannschen Asklepios-Kliniken werden aber dem System entzogen. Sie fließen auf das Privatkonto des Peiner-Freundes Broermann.
Damit werden also gerade nicht Gehälter aufgestockt, es wird nicht mehr eingestellt und das Patientenwohl hat immer hinter Renditeüberlegungen zurück zu stehen.

Asklepios bedeutet für den Patienten Warten, Hektik, Überfüllung.
Statt Zuwendung gibt es Medikamente.
Statt einer Krankenschwester, die sich Zeit nimmt eine 90-Jährige zur Toilette zu begleiten, wird gleich ein Katheter gesetzt.
Dann braucht man sich nicht mehr um Toilettengänge zu kümmern und kann auch gleich viel mehr bei der Krankenkasse abrechnen.

Inzwischen vergeht kein Tag mehr, an dem nicht in den Medien die katastrophale Unterversorgung mit Pflegekräften thematisiert wird. Seit Jahren geht das so.
Können wir uns wirklich nicht leisten, den Beruf so attraktiv zu gestalten und so zu bezahlen, daß jemand das erlernen möchte?
Vielleicht.
Aber Ausbildung kostet die Unternehmen Zeit und Geld.
Anders als das Universitätskrankenhaus, das schon per Definition der Ausbildung dient, haben private Besitzer wie Broermann daran kein Interesse. Das schmälert nur die Gewinne.
Für sie ist Gesundheit eine Ware, sind andere Krankenhäuser Konkurrenten, sind Krankenschwestern Kostenfaktoren und Ausbilder nur teure Zeitverschwendung.
Sollen doch die anderen ausbilden. Man selbst kann sich immer noch ausgebildete Billigkräfte im Kosovo oder Griechenland einkaufen, wenn es dringend sein muss.

Noch nicht einmal die Hälfte der deutschen Krankenhäuser bildet überhaupt aus!
Ein ungeheuerlicher Skandal angesichts eines dauerpräsenten Themas.

  […..] Trotz Fachkräftemangels in der Krankenpflege bildete zuletzt gerade einmal jede zweite Klinik in Deutschland entsprechende Fachkräfte aus. Das geht aus der Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt. Demnach beteiligten sich im Jahr 2017 insgesamt 965 von bundesweit 1942 Krankenhäusern an der Ausbildung von Krankenpflege-Fachkräften. Das entspricht einem Anteil von 49,7 Prozent. Laut Gesundheitsministerium gab es 2017 in den Krankenhäusern insgesamt 80.285 entsprechende Ausbildungsplätze. 
Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit aus dem Mai ist in fast allen Bundesländern ein Fachkräftemangel in der Krankenpflege zu verzeichnen. [….]

Ich sehe hier zwei Hauptschuldige.

Einerseits die schwarzen und grünschwarzen Politiker, die diese Gesundheitsprivatisierungen überhaupt zugelassen haben.

Andererseits natürlich auch die CDU-Gesundheitsminister Gröhe und Spahn, die offenbar nie auf die Idee gekommen sind im Sinne der aus den 1970er Jahren bekannten „Ausbildungsplatzabgabe“ die privaten Krankenhausbetreiber zu bestrafen, wenn sie sich derartig an der Zukunft versündigen, daß sie gar nicht mehr ausbilden.

Das Bundesinstitut für Berufsbildung BIBB reagierte schon 2004 zu Schröder-Zeiten höchst allergisch auf „Ausbildungsplatzabgaben“.

[…..] Die geplante Ausbildungsplatzabgabe belastet vor allem solche Bereiche, in denen die Ausbildung sehr teuer ist und Ausbildungsinvestitionen sich erst langfristig auszahlen. Begünstigt wird dagegen die Ausbildung in Bereichen, in denen Ausbildung weniger kostet und die Übernahme in ein Beschäftigungsverhältnis seltener ist.
Für das Ausbildungsverhalten der Betriebe könnte dies fatale Folgen haben: Weil der geplante Abgabebetrag pro Auszubildenden für Großbetriebe in aller Regel geringer ist als die Kosten für eine erfolgreiche Ausbildung, kann davon ausgegangen werden, dass Großbetriebe ihre zurzeit noch aus gesellschaftlichem Engagement betriebene Überbedarfsausbildung weiter einschränken und ihre Ausbildungsaktivitäten zurückfahren werden. Für kleinere Betriebe mit sehr niedrigen Ausbildungskosten werden dagegen positive Anreize für zusätzliche Ausbildungsplätze gegeben. […..]

Offenbar waren die Strafen für Großbetriebe noch viel zu niedrig angesetzt, wenn diese wie die Krankenhäuser zahlen würden statt auszubilden.
Durch die schwarzgelbe Mehrheit Merkel im Bundesrat wurde das von Rotgrün im Bundestag beschlossene Gesetz aber abgeschmettert. Seit dem sitzt Merkel am Ruder und blockiert Ausbildungs-Anreize.
Das, liebe Wähler, hat man davon, wenn man immer CDU-Mehrheiten wählt.


Der extreme Personalmangel im Gesundheitswesen ist jedem bekannt, jeder erlebt es in den Kliniken und Altersheimen, jeder beklagt es.
Aber Merkel, Spahn, Gröhe und AKK blockieren alle von der SPD angedachten Maßnahmen bis heute.
Schließlich sollen ihre superreichen Spender noch superreicher werden und nicht die blöden kranken Bürger profitieren.

[….] Das merken die Krankenpfleger, die oft nur noch im Galopp durch die Stationen eilen können, von der Arztvisite, zur Patientenaufnahme, zum Blutabnehmen. Das merken die Patienten, an Wartezeiten und gestressten Fachkräften, die keine Minute extra erübrigen können – nicht, weil sie nicht wollen, sondern weil sie schlicht keine Zeit haben.
All das ist kein wohl gehütetes Geheimnis, sondern Klinik-Alltag. Umso erstaunlicher ist es, wenn Krankenhäuser darauf verzichten, Fachpersonal auszubilden – die Leute also, die sie selbst immer wieder händeringend suchen.
Natürlich brauchen Auszubildende Betreuung, natürlich ist damit Aufwand verbunden. Das passt möglicherweise nicht in die Finanzplanung der Geschäftsführung von Kliniken, die zunehmend als gewinnorientierte Unternehmen arbeiten. Aber so auf die Sache zu blicken, zeugt von einem reichlich begrenzten Horizont, es ist ein kleinliches und sehr kurzfristig angelegtes Sparen am falschen Ende.
Es funktioniert nun mal nicht, wenn ein Teil einer Gruppe sich immer nur aus dem großen Topf bedient und auf einen eigenen Beitrag verzichtet. Das ist nicht nur unsolidarisch, sondern einfach unklug: Irgendwann ist dann für alle nichts mehr da. […..]