Samstag, 8. Juli 2017

Fegebank, es reicht wirklich.



Na, da war ja mal ordentlich was los in Hamburg.
Nach Wochen hat endlich das permanente Hubschrauber-Kreisen über meiner Birne aufgehört und während die G20-Staatschefs noch auf dem Rückflug sind, kassieren sie schon ihre lauen Hamburger Versprechen wieder ein.

[….]Kurz nachdem diese weitgehende Einigkeit beim Thema Klima verkündete, grätschte der türkische Präsident Erdogan dazwischen. Sein Land werde den Klimavertrag von Paris nicht ratifizieren. [….] 19 Staaten halten am Klimaabkommen von Paris fest, sehen es als "unumkehrbar" an, wollen es "zügig" umsetzen - nur einer, die USA, tut das eben nicht.
Man einigt sich, dass man sich nicht einigen kann. Das hat es bisher noch nicht gegeben bei den G20-Gipfel. Aber man könnte sagen: Es hätte schlimmer kommen können. Der Gipfel hat immerhin einen Klima- und Energieaktionsplan verabschiedet. [….] Doch wenig später scheint das gar nicht mehr das einzige Problem zu sein. Da erklärt der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan auf einer Pressekonferenz nach Gipfelende, sein Land werde das Pariser Abkommen nicht umsetzen. Das habe er Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mitgeteilt.
"Solange die Versprechen, die man uns gegeben hat, nicht gehalten werden, werden wir das in unserem Parlament auch nicht ratifizieren", so Erdogan. Und es sei auch nicht so, dass alle anderen Staaten als die USA auf dem Gipfel ihre volle Unterstützung für das Abkommen gezeigt hätten. "Bei allen gibt es Probleme" - so sieht es jedenfalls der türkische Präsident nach eigenem Bekunden. [….]

Die ohnehin nicht verbindlichen Vereinbarung des G20 von Hamburg halten also noch nicht mal 24 Stunden.
Was soll also so ein Gipfel, wenn anschließend mehrere Stadtteile in Schutt und Asche liegen, hunderte Menschen verletzt wurden und die an sich sehr bürgerliche Bevölkerung Hamburgs in kollektiver Wut auf Bundeskanzlerin Merkel und Bürgermeister Scholz zusammensteht.

Bekanntlich bin ich ein großer Unterstützer von Olaf Scholz, lobpreise ihn regelmäßig dafür wie viel besser es in Hamburg läuft seit er die CDU aus dem Senat verdrängte.
Aber auch ein kühler Intellektueller wie Scholz, der selbst völlig unprätentiös ist, scheint sich gelegentlich bei seinem Drang der Stadt etwas Gutes zu tun und ihr zusätzliche Bedeutung zu verschaffen, gewaltig zu vergaloppieren.

Mit enormem PR-Aufwand betrieb er die Olympiabewerbung für das Jahr 2024. Das wäre doch ein Riesending für Hamburg sich im Zenit des internationalen Interesses zu sonnen.
Scholz, die gesamte Hamburger Presse, die gesamten Hamburger Verbände, der gesamte Senat und alle anderen Hamburger Politiker mit Ausnahme der Linken, lebten allerdings in einer Blase der Großartigkeit, die das gemeine Volk nicht teilte.

Fassungslos starrte man am 29.11.2015 auf die Ergebnisse des NOlympia-Referendums.
Lernfähigkeit ist anders.

München sagte klar Nein im Jahr 2013, Oslo sagte 2014 Nein zu der Bewerbung für die Winderspiele 2022, Im Juli 2015 schließlich gab Boston bekannt die Bewerbung für die Spiele 2024 wegen der mehrheitlichen Ablehnung in der Bevölkerung zurück zu ziehen. In diese Reihe passte auch das Hamburger Nein zur Olympiabewerbung.
Nur Politik und Journaille wollten es partout nicht begreifen.

(…..) Heute staune ich allerdings nicht schlecht über das Verhalten der Hamburger Presse.
Seitenlanges Lamento und Schuldzuweisungen.
Immer noch wird wie selbstverständlich die Position vertreten, daß man vernünftigerweise nur FÜR Olympische Spiele sein könne.
Das Aus für die Bewerbung wird ausschließlich als Schmach und Schande beschrieben. Offensichtlich wurde das 52%-Dagegen-Ergebnis in den Zeitungsredaktionen als 99%-Zustimmung uminterpretiert, die aber durch irgendeine Ungerechtigkeit des Satans nicht zählte.

Der Abendblatt-Chef Lars Haider ließ sogar wissen wie sehr man sich nun für Hamburg schämen müsse. Es sei eine Blamage. (…..)

Ein Top-Deal, den Scholz mit Merkel eingegangen war. Er unterstützt ihren Wunsch den G20 in der schönsten Großstadt Deutschlands anzuhalten und dafür unterstützt sie seine Olympiabewerbung.
Das nennt man im Hamburger Koofmich-Deutsch „mit Zitronen gehandelt“.

Angesichts der Schreckensbilder der letzten 48 Stunden aus Hamburg, darf man heute doppelt froh sein, daß bei dem NOlympia-Referendum ausnahmsweise mal etwas richtig entschieden wurde. 


 


Gewaltchaos in Hamburg, oder wie es der Bürgermeister und Merkels Regierungssprecher vorher ausdrückten:

[…..] [Olaf Scholz] sagte im Juli („Tagesspiegel am Sonntag“): „Seien Sie unbesorgt: Wir können die Sicherheit garantieren.“ Die Polizei sei sehr gut vorbereitet und werde mit fast 20.000 Kräften für einen geregelten Ablauf des Gipfels sorgen. „Wir werden Gewalttaten und unfriedliche Kundgebungsverläufe unterbinden.“
... sagte im Juni: „Wir richten ja auch jährlich den Hafengeburtstag aus. Es wird Leute geben, die sich am 9. Juli wundern werden, dass der Gipfel schon vorbei ist.“
... sagte im Juni zu Hamburg als Standort: „Es geht gar nicht woanders.“
... sagte im Juni: „Tatsächlich glaube ich, dass das eine große Sache ist für unsere Stadt.“ [….]
 Regierungssprecher Steffen Seibert
... sagte im Februar: „Wir wollen natürlich, dass das Leben in der Stadt an beiden Tagen so normal wie möglich bleibt.“
... sagte im Juni 2016: Das Gelände erfülle alle „logistischen und sicherheitstechnischen Anforderungen“ für ein solches Treffen.
[….] Hamburgs Innensenator Andy Grote
... sagte im Mai über friedliche Proteste: „Es ist eine Chance, dass die Regierungschefs mit einem autokratischen, populistischen Background mitkriegen, wie eine lebendige demokratische Gesellschaft funktioniert und wie intensiv auch die Auseinandersetzung ist. Eigentlich muss das ein Stück der Hamburger Gipfelkultur sein.“ Er gehe davon aus, dass der allergrößte Teil der Protestaktionen friedlich sein werde. „Im Prinzip ist das ein Festival der Demokratie.“ Er rechne nur ganz vereinzelt mit Problemen.
... sagte im Mai: „Der G20-Gipfel wird auch ein Schaufenster moderner Polizeiarbeit sein.“
[….] Grünen-Innenpolitikerin Irene Mihalic sagte im Juli („Frankfurter Rundschau“): „Das ist alles von vorne bis hinten nicht durchdacht. Und man kann nur hoffen, dass die Situation am Wochenende nicht entgleitet.“ [….]


Unverständlich ist mir insbesondere mal wieder die große allgemeine Überraschung der Verantwortlichen.

Seit einigen Jahren fanden G20-, G7, EU- oder NATO-Gipfel in sehr abgelegenen Orten oder totalitären Städten statt.
Lange gab es für Europas Linksautonome keine Gelegenheit mehr überhaupt an die Mächtigen heran zu kommen.
Auf so etwas wie Hamburg hatten sie nur gewartet.

Und wer könnte im Ernst bestreiten, daß Typen wie Herr Xi, der jährlich an die 10.000 Menschen hinrichten läßt und freien Journalismus blockiert, wie die Saudi-Herrscher in ihrer abstrusen Luxus-Sucht, die ebenfalls jedes Jahr Hunderte hinrichten lassen, untreue Frauen steinigen und Schwule köpfen, daß Typen wie Trump, Putin oder das besondere Schätzchen Erdoğan, daß diese Typen, die in der Tat für die Ungerechtigkeiten in der Welt, den Hunger in Afrika verantwortlich sind, die Krisen der Welt mit Waffenexporten und Kampfeinsätzen anheizen,…, ja wer könnte bestreiten, daß sie Proteste verdienen?

Ich bin nicht gegen Gipfel und da Trump, Xi und Erdoğan nun einmal die starken Männer sind, muß man auch mit ihnen reden.
Treffen müssen irgendwo stattfinden. Aber natürlich kann in dieser superkurzen Zeit – 48 Stunden für 10.000 Gesprächspartner – nichts Sinnvolles daraus resultieren.

Olaf Scholz ist heute ernsthaft betroffen, Merkel plant bereits öffentliche Gelder einzusetzen, um den G20-Opfern finanziell zu helfen.

Das erbärmlichste Bild gaben wieder einmal die Grünen mit ihrer CDU-affinen Bürgermeisterin Fegebank ab.

Es ist schon peinlich genug – wenn auch nach der Grünen Genehmigung von Europas größter CO2-Dreckschleuder Moorburg und dem Einsatz für die Olympischen Spiele bereits bekannt – daß Grünen Bürgerrechte und Umwelt vollkommen gleichgültig sind.
Sie sind reine machtverliebte Polit-Wurmfortsätze, denen Moral nichts mehr bedeutet.
Noch peinlicher ist aber, daß die Grünen während zwei Jahren der G20-Vorbereitung kein kritisches Wort sagten und auch die ersten 48-Gipfelstunden kein Wort über ihre Lippen brachten.
Erst als schon Straßenzüge in Flammen standen und klar war, daß die weitüberwiegende Mehrheit der Hamburger das G20-Spektakel ablehnten, kippten auch die drei Senatoren um.
Fegebank, die prunkverliebte Chefgrüne im Senat, ließ mitteilen, sie werden nun ihrerseits klare Kante zeigen und nicht zum festlichen G20-Konzert in der Elbphilharmonie gehen!

[…..] Die massiven Ausschreitungen beim G20-Gipfel bringen jetzt auch den Senat in Bedrängnis. Bei den Grünen gibt es schon eine erste Distanzierung vom Gipfel! Die zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank postete auf Facebook: „Der G20-Gipfel ist so groß, dass er selbst in eine Großstadt wie Hamburg nicht mehr passt.“ Da sei sie einer Meinung mit ihren Parteikollegen Justizsenator Til Steffen und Umweltsenator Jens Kerstan.
Fegebank weiter: „Das bewahrheitet sich jetzt, und wir verstehen, wie viele Hamburger genervt, wütend und auch erschrocken von den Ereignissen sind.  Wir wünschen uns breiten Protest gegen Putin, Erdogan, Trump & Co.– und genauso breiten Protest gegen diejenigen, die nur nach Hamburg kommen, um zu verletzen und zu zerstören.“ […..]

Ach was? Daß Trump, Putin, Xi und Erdoğan keine philanthropischen Politikonkel sind, mit denen man nett beim Mate-Tee die Ungerechtigkeiten der Welt beseitigt, fällt ihr jetzt auf?



Hamburger Grüne eben. Bitte beim nächsten mal nicht wiederwählen.

Freitag, 7. Juli 2017

Jeder blamiert sich so gut er kann.



Ein bizarres Gefühl heute tatsächlich mal im Zentrum des Weltinteresses zu stehen. Ich wohne in der 38 km2 Transferzone, in der alle G20-Teilnehmer wohnen, in der alle Meetings stattfinden.
Putin, Trump, Erdoğan, Merkel, Xi, Trudeau, Macron – alle bei mir in the hood.
Am nächsten ist von mir aus gesehen das Gästehaus des Hamburger Senats, in dem die Trumps hocken und um das herum die Flotte aus sechs Sikorkys ausschwärmt; um das herum die endlosen BEAST-Kolonnen stehen.
Eigentlich wollte ich gar nicht rausgehen heute, war dann aber doch so neugierig, daß ich versuchte Trump näher zu kommen. Genau auf dem Weg liegt auch die russische Botschaft; vielleicht ist es ja die unmittelbare räumliche Nähe von Trumps Schlafplatz und den Russen, die heute für die gute Stimmung zwischen den beiden Präsidenten sorgte.
Unnötig zu erwähnen, daß ich natürlich scheiterte und die Trumps nicht mit eigenen Augen sehen konnte, da ein gewaltiges Polizeiaufgebot weiträumig alles absperrt und blockiert.

Bisher gibt es noch kaum Gipfelergebnisse. Nur eine Erwartung wurde sogar übertroffen. Durch die gestrige Auflösung der „welcome-to-hell“-Demo nach wenigen Metern, vermochte es die rabiat durchgreifende Polizei den „schwarzen Block“ wie ein Wespennest aufzuscheuchen, so daß nun schwarz Vermummte in der gesamten Innenstadt unterwegs sind und Autos anzünden.
Bisher waren hier „nur“ 20.000 Polizisten im Einsatz, aber der Hamburger Polizeipräsident Ralf Martin Meyer ließ bereits heute Morgen hektisch weitere Hundertschaften aus anderen Bundesländern kommen, da man offensichtlich immer noch stark unterbesetzt ist; zudem sind bereits 200 Beamte verletzt und nicht mehr einsatzfähig.

[…..] Die Organisatoren warfen der Polizei dagegen ein unverhältnismäßiges Vorgehen vor: Noch während man Teilnehmer aufgefordert habe, ihre Vermummung abzulegen, sei die Polizei bereits massiv gegen Protestierende vorgegangen. Mehrere NDR Reporter hatten vor Ort übereinstimmend berichtet, dass von den Demonstranten zunächst keine Gewalt ausgegangen sei. Die Polizei ihrerseits sprach von einer "hochaggressiven Stimmung" unter den Demonstranten und verteidigte den Einsatz. Das Verhalten sei "alternativlos" angesichts einer drohenden "unbeherrschbaren Situation" gewesen, sagte Pressesprecher Zill. Er selbst wurde am Rande der Demonstration angegriffen. "Wir haben gesehen, mit welchem Gewaltpotenzial wir es zu tun haben", so Zill.
Vertreter der eskalierten Demonstration forderten den Rücktritt von Bürgermeister Olaf Scholz und Innensenator Andy Grote (beide SPD). Bei der gewaltsamen Auflösung des Protestzugs habe die Polizei Tote in Kauf genommen, sagte Christoph Kleine von der G20-Plattform am Freitag. "Natürlich müssten aus diesen Vorkommnissen personelle Konsequenzen gezogen werden." Kleine nannte dabei auch Polizeieinsatzleiter Hartmut Dudde. Was geschehen sei, sei ein Verbrechen. "Wer da war, hat gesehen, dass von diesem autonomen Block überhaupt nichts ausging", sagte Andreas Beuth, Anwalt des linksautonomen Kulturzentrums Rote Flora. Mit Blick auf die anschließenden Krawalle in mehreren Stadtteilen mit zerstörten Scheiben und brennenden Autos sagte Beuth: "Das musste der Polizei klar sein, dass marodierende Kleingruppen durch die Stadt ziehen und anfangen die Stadt zu zerlegen. Wie kann man so blöd sein, die Demonstration so zentral anzugreifen?" […..]

Und nein, Hamburg ist natürlich NICHT Aleppo. Die Häuser stehen alle noch und es gibt (noch) keine Toten.
Für einen durchschnittlichen nordeuropäischen Stadtbewohner ist es aber schon ein mulmiges Gefühl.

[….] Aus den anderen Bundesländern seien mehrere zusätzliche Hundertschaften als Verstärkung eingetroffen, sagte Polizeipräsident Ralf Martin Meyer am Freitag. Sie sollten helfen, die „völlig irre Gewalt“ marodierender linksextremer Gruppen in der Stadt unter Kontrolle zu bringen. [….]
(Handelsblatt, 07.07.17)

Da ich aber (noch) nichts Substantielles über den G20 in Hamburg sagen kann,
erwähne ich lieber kurz eine nette kleine Anekdote der Hamburger Evangeliban.

Hamburg ist zum Leidwesen der Bischöfe Heße und Fehrs so gar keine christliche Stadt.

(….) Die Kirche in Hamburg ist so gut wie tot – und das ist auch gut so.

In Hamburg ist die Kirche marginalisiert.
Katholiken finden traditionell ohnehin kaum statt.
Gut so, denn abgesehen davon, daß niemand mehr die Predigten der hanseatischen Pfaffen hören will, sind sie auch noch unangenehm. (….)
So viel Geld und so viel Werbung für die Kirchen und dennoch laufen die Mitglieder zu Hunderttausenden davon.

Zwei Kardinalfehler der evangelischen Kirche werden nie erwähnt; auch in Peter Wenigs endlosen Artikel kein Wort davon:

Der protestantische Held Martin Luther war ein besonders widerliches antisemitisches, frauenfeindliches, obrigkeitshöriges Arschloch.
Dieser mittelalterliche Hassprediger wird nun ausgerechnet von Typen wie Käßmann und Bedford-Strohm verteidigt, die selbst den kirchenfreundlichsten Journalisten auf die Nerven gehen mit ihrer grenzenlosen Naivität, ihrer stupiden Selbstbeweihräucherung und eklatanten Umgehung der Wahrheit. (…..)

Es gibt zwar kaum noch praktizierende Christen in Hamburg, aber die Kirchentürme dominieren optisch das Stadtbild.
Jeder kennt die gewaltigen Bauten der fünf evangelisch-lutherischen Hamburger Hauptkirchen.
 
    St. Petri
    St. Katharinen
    St. Michaelis, bekannt als „Michel“
    St. Jacobi
    St. Nikolai


Die Hauptpfarrer des Michels fungiert dabei als so eine Art Stadtpapst.
Er ist bekannt wie ein bunter Hund und taucht auf jedem großen Event auf.

(…..) Ein Hamburger, der schon in der wohlverdienten Vergessenheit versunken zu sein schien, streckt heute im Hamburger Abendblatt noch einmal seinen Wirrkopf hervor: Ex Michel-Chef Adolphsen!

Kaum ein Thema, zu dem nicht der über alle Maßen selbstverliebte Promi-Pfarrer Helge Adolphsen oder Medienjunkie Bischof Jaschke ihre Deutungen via Abla verbreiteten.

Dazu muß man wissen, daß der „Michel-Pastor“ in der Hamburger Society so etwas wie der heimliche Bischof des Nordens ist.
Einen prächtigeren Job gibt es nicht für Evangelen in Hamburg.
Es gab in den letzten hundert Jahren nur sieben Hauptpastoren von St. Michaelis.

August Wilhelm Hunzinger 1912–1920
Simon Schöffel 1922–1954
Hans-Heinrich Harms 1960–1967
Hans-Jürgen Quest 1967–1987
Helge Adolphsen 1987–2005
Alexander Röder seit 2005

Dagegen sind selbst Pontifikate kurzlebig. Niemand gibt den Job freiwillig ab.
Insbesondere Helge Adolphsen war in einem Maße promigeil, daß er öfter in den Boulevardblättern auftauchte als heutzutage Judith Rakers – und die drängelt sich bekanntlich vor jede Kamera und geht zu jeder noch so abstrusen Veranstaltung, wenn für sie in Bild in Abla, Mopo oder BILD rausspringt.
Adolphsen war diesbezüglich extrem unhanseatisch. Man sagte ihm nach, daß er sogar an roten Ampeln sofort anfing zu grinsen, weil er das Rotlicht für eine Fernsehkamera hielt. Es ist kaum möglich ein Bild von ihm zu ergooglen, auf dem er nicht manisch breit grinst und sich in die Bildmitte gedrängelt hat.

Selbst in einem 50-Sekunden-Clip ist Adolphsen unfähig sein Dauergrinsen auszulassen und nicht ständig die Kamera zu suchen.


(....)
Adolphsen ist sowas wie Udo Waltz, Thomas Gottschalck und Paris Hilton in einer Person: Ohne die geringste Eigenleistung stets im Rampenlicht.

Das ist schon tragisch-komisch, wenn ausgerechnet die Haupt-Gläubigen-Vertreiber die Massenflucht der Gläubigen aus der evangelischen Kirche beklagen.

2% der evangelischen Kirchenmitglieder gehen in Hamburg sonntags in die Kirche.
Wenn also 99,5% der Menschen in einer 1,8-Millionen-Stadt keine Lust haben die Predigten von Adolphsen und Co zu hören, ist es zu spät sich über die Hamburger zu beklagen.
Eine Ablehnungs-Quote von 99,5% sagt alles.

Die drei Gemeindeältesten der Hamburger Hauptkirchen bilden ein 15-köpfiges Kollegium der Oberalten.
(Ja, Ihr lest richtig. Und ja, es ist 2017)

 Gutes Personal für die fünf Hauptpastorstellen zu finden ist also schwer. Umso glücklicher war man in der berühmten Petri-Kirche, als im Dezember 2015 eine ideale Frau für den Job gefunden wurde.
Allein, der liebe Gott hatte andere Pläne und berief sie nach nur einem halben Jahr in den Himmel ab.

[…..] Seit Dezember 2015 war Martina Severin-Kaiser die Hauptpastorin und damit das neue Gesicht der Hauptkirche St. Petri in der Innenstadt. Am vergangenen Freitag wurde sie, gerade 57 Jahre alt, aus dem Leben gerissen. Aus heiterem Himmel, ohne erkennbaren Grund oder Befund. Das trifft die Citykirchengemeinde hart, die gerade begonnen hatte, mit ihr die nächsten knapp zehn Jahre zu gestalten. [….]

Seit einem vollen Jahr gibt es nun keinen Hauptpastor mehr in St. Petri. Die steinreiche Kirchengemeinde mußte ihre Fühler weit ausstrecken, bis sie nun, endlich, einen Neuen fand.
Sophie Hanzig, Gerd Meißner und Bernd Struß, die Petri-Gemeinde-Ältesten aus dem Kollegium der Oberalten waren sehr erleichtert.

Jens-Martin Kruse, 47, Pfarrer der deutschen evangelischen Gemeinde von Rom (sic!) schien perfekt zu sein. Relativ jung, polyglott und dazu entstammt er uraltem Kirchenadel. Sein Vater Wilfried Kruse war von 1998 bis 2002 Hauptpastor von St. Petri.

[….] Jens-Martin Kruse ist seit 2008 Pastor der deutschen Gemeinde in Rom, wo er bereits einige Jahre zuvor als Auslandsvikar tätig war. Zwischen den beiden Aufenthalten in Italien war er fünf Jahre Gemeindepastor in Quickborn-Hasloh. Der 48-jährige wuchs in Norddeutschland auf und studierte Theologie in Hamburg und Wien. Im Jahr 2000 promovierte er über Martin Luther und die Wittenberger Bewegung.
Am 5. Juli kommt dann die Synode des Kirchenkreises Hamburg-Ost zusammen, um den neuen Hauptpastor für die City-Kirche zu wählen. [….]

Andere Kandidaten fanden sich nicht und so wurde Kruse diese Woche eingeflogen, um als einziger Kandidat der 154-köpfigen Synode des Kirchenkreises Hamburg Ost gewählt zu werden.

Geklappt hat es aber nicht. Aus einem einfachen Grund. Die Hamburger evangelische Kirche ist so unfassbar öde, daß selbst die engagiertesten Mitglieder überhaupt, die Synodalen sich nicht aufraffen konnten in ausreichender Anzahl in die Sankt Petri-Kirche zu kommen.
Deutlich über 100 von 154 Personen hätten erscheinen müssen.
Sie kamen aber nicht wegen akuter Bocklosigkeit. Kirchenkreissprecher Remmer Koch ist ratlos und konsterniert: „Der Vorgang ist wirklich traurig. Es gibt schließlich persönliche Vertreter, die aktiviert werden können, wenn jemand verhindert ist. Aber es hat sich kaum einer abgemeldet.“

Die Synodalen hätten also noch nicht mal selbst erscheinen müssen, um einen neuen Hauptpastor zu wählen.

 […..] St. Petri weiter ohne Hauptpastor
Mangels Anwesenheit von 58 Synodalen - 25 davon unentschuldigt - ist es am Mittwoch, 5. Juli, nicht zur Hauptpastoren-Wahl an St. Petri gekommen. Pastor Reinhard Dircks, Vorsitzender des Kirchengemeinderats, ist nicht nur enttäuscht, sondern auch verärgert: "Die Synode entwertet sich selbst, missachtet die Bewerbung von Pfarrer Dr. Jens-Martin Kruse und schadet der Gemeinde. So kann man mit einem Bewerber nicht umgehen."
Noch ist unentschieden, ob es zu einer Wiederholung der Wahl oder einer Neuausschreibung der vakanten Stelle kommt. [….]

So kann es gehen. Geld wie Heu, einen Kandidaten aus Rom und die tranigen Hamburger Religioten verschlafen ihre Wahl, weil schönes Wetter war.
Kruse ist inzwischen wieder abgereist.

Donnerstag, 6. Juli 2017

Geniale GOPer.



Eigentlich ist eine allgemeine Krankenversicherung purer Kommunismus. Sowas darf es im Land of the Free nicht geben.
Durch den verdammten Obama haben aber bereits so viele Amerikaner eine Krankenversicherung, daß die Angefixten das Teufelszeug nun gar nicht so gern wiederhergeben.

Dementsprechend formulierte Donald Trump seine zentralen Versprechen für seine Präsidentschaft.

[…..] No one will lose coverage. There will be insurance for everybody. Healthcare will be a “lot less expensive” for everyone — the government, consumers, providers.
[…..] Now there is a plan on the table: the American Health Care Act. The House-produced bill, endorsed by the White House, will repeal and replace the Affordable Care Act. But an analysis of the measure, from the nonpartisan Congressional Budget Office, found that the bill would cause about 24 million people to lose coverage over the next decade — a finding that will test Trump’s health care claims. […..]
Here’s a look at six promises Trump and his advisers have made about replacing Obamacare, and how it compares to the CBO score:

‘INSURANCE FOR EVERYBODY’
Before he was sworn in, President Trump made a bold promise: The as-yet-unreleased Obamacare repeal and replacement plan would have “insurance for everybody.”
“We’re going to have insurance for everybody,” Trump said in an interview with The Washington Post. “There was a philosophy in some circles that if you can’t pay for it, you don’t get it. That’s not going to happen with us.”

 ‘NO CUTS … TO MEDICAID’:
As his run for president took shape, candidate Trump boasted via Twitter, “I was the first & only potential GOP candidate to state there will be no cuts to Social Security, Medicare & Medicaid” — before arguing that GOP also-ran Mike Huckabee was copying him.

 ‘NO ONE WILL LOSE COVERAGE’
Trump counselor Kellyanne Conway made a promise that almost certainly can’t be met with the House bill: “We don't want anyone who currently has insurance to not have insurance.”

 ‘NOBODY WILL BE WORSE OFF FINANCIALLY’
Health and Human Services Secretary Tom Price praised the House’s repeal and replace plan on Sunday’s NBC’s “Meet the Press” arguing, “I firmly believe that nobody will be worse off financially in the process that we’re going through.” […..]  [….]

Statt “niemand wird den Versicherungsschutz verlieren”, werden nach den aktuellen und im House bereits verabschiedeten Plänen der Republikaner 23 bis 27 Millionen Amerikaner ohne Krankenversicherung dastehen.

Böse Zungen behaupten, damit habe Trump sein Wahlkampfversprechen gebrochen, oder gar gelogen.
Aber das stimmt nicht. Denn diese 23 Millionen (Armen) kennen einflussreiche Republikaner gar nicht.


So geht GOP-Dialektik. Eine Lüge ist keine Lüge, wenn man die Betroffenen, die Fakten, die Wahrheit nicht kennt.
Wenn man aber einen so einzigartigen und gewaltigen Lügner wie Donald Trump durch Nichtwissen zur ehrlichen Haut stilisiert, sind Bildung oder gar dreistellige Intelligenzquotienten sehr hinderlich.

Da ist es nur zu verständlich, daß GOP-regierte US-Bundesstaaten hart an der weiteren Verdummung ihrer Bürger arbeiten.
Hierbei kommen ihnen ihre persönliche Dummheit und der Faible für dumme Wirtschafts- und Finanzpolitik, die sich einseitig zu Gunsten der Superreichen auswirkt, zu Gute.
Die Kassen republikanischer Staaten sind leer und so spart man an der Bildungspolitik.

[…..]  Viele republikanisch regierte US-Bundesstaaten sind chronisch pleite. […..] Die Kinder freuen sich natürlich. Drei wunderbare Tage Wochenende statt zwei, nur vier Tage Schule jede Woche statt fünf. Der US-Bundesstaat Oklahoma - ein Paradies für Schüler.
In Wahrheit aber ist es eine Krise. Oklahoma ist ein ländlicher, sehr konservativer Bundesstaat in der Mitte der USA, der seit Jahren von den Republikanern beherrscht wird. Und mit missionarischem Eifer hat die Partei dort wieder und wieder die Steuern gesenkt, um zig Millionen Dollar wurden die Einnahmen reduziert und der Haushalt gekürzt.
Jetzt kämpft der Staat mit einem gewaltigen Defizit. Das trifft unter anderem die Bildung: Kunst, Sport und Fremdsprachen werden aus Geldmangel an vielen Schulen entweder gar nicht mehr oder nur gegen eine Extragebühr der Eltern unterrichtet. Und fast ein Fünftel der Schulbezirke in Oklahoma hat auf eine Vier-Tage-Woche umgestellt. […..] Ein weiteres, fast schon spektakuläres Beispiel ist Oklahomas Nachbarstaat Kansas - ebenfalls sehr konservativ, ebenfalls von Republikanern regiert, die jahrelang massiv die Steuern gesenkt haben. Und ebenfalls praktisch pleite.
Kansas ist ein besonderer Fall, denn der Staat galt lange Zeit als eine Art Labor, als Ort, an dem man studieren kann, was passiert, wenn Republikaner Fiskalpolitik gemäß der reinen Lehre machen. Das enttäuschende Ergebnis: drastisch fallende Einnahmen, die keineswegs durch mehr Wirtschaftswachstum und neue Steuereinnahmen ausgeglichen wurden. [….]

Am besten, man schafft die Schulen ganz ab. Die kosten Unsummen und die verdammte Bildung vergrößert nur das Risiko, daß sich die frommen Bürger gegen ihren Trump stellen.