Mittwoch, 3. April 2024

Katholische Kirche 2024

Auf den letzte Metern seines elenden Lebens als Nazi-freundlicher Hassprediger, der Jahrzehnte dafür sorgte, daß weltweit Männer in Kleidern kleine Jungs straflos vergewaltigen konnten, schien Ratzinger doch noch zu stolpern. Ein knappes Jahr bevor er am 31. Dezember 2022 in der Vatikanstadt final den Arsch zukniff, mischte er sich in die Geschehnisse um den berüchtigten Pfarrer H. ein, den er als Münchner Erzbischof auf Kinder losließ.

Selbstverständlich brachte Ratzinger keine Empathie für die Opfer auf, selbstverständlich log Ratzinger Anfang 2022 über seine frühere Rolle in Bayern.

[…..] Im März 2010 lässt die New York Times eine Bombe platzen, die das Pontifikat Ratzingers bis heute belastet. Sie macht den Fall Peter H. erstmals öffentlich und wirft die Frage auf, welche Rolle der deutsche Papst im Umgang mit einem Täter im Priesteramt spielte. Denn H. beging nicht erst in den 1980er Jahren Straftaten – schon zuvor und auch danach wurde er immer wieder wegen Vorfällen von Gemeinde zu Gemeinde versetzt und missbrauchte immer wieder Jungen. Bislang sind 23 Opfer dokumentiert. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. […..] Die Verantwortung des klerikalen Missbrauchs war bis zum deutschen Papst vorgedrungen. […..] Dieser Brief entzog der Verteidigungsstrategie den Boden. Denn er zeigte: Der spätere Papst war nicht nur von den Sexualstraftaten eines Priesters in seinem ehemaligen Bistum informiert; er war auch für den Wiedereinsatz des wegen Kindesmissbrauchs verurteilten Straftäters mitverantwortlich – in die Gemeinde, in der Perr später missbraucht wurde. Und das, obwohl Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation die Möglichkeit gehabt hätte, eine Voruntersuchung gegen den Priester einzuleiten und ihn aus dem Dienst entfernen zu lassen.  [….]

(Correctiv, 29.03.2024)

Als er der Lüge überführt wurde, gab es selbstverständlich keine Konsequenzen für ihn. Schließlich tolerieren Justiz, Politik und Gläubige offenbar wohlwollend, wenn Sadisten in Soutanen Kinder quälen.

Auch 40 Jahre später sperrt sich Ratzingers früheres Erzbistum dagegen, Gerechtigkeit walten zu lassen. Mit ungeheuerlicher Perfidie schieben sie immer noch den Opfern die Schuld in die Schuhe.

[…..] In dem holzgetäfelten Gerichtssaal des Landgerichts Traunstein erinnert sich Andreas Perr an ein Gespräch von vor 14 Jahren zurück. Ein Gespräch, das sein Trauma vermutlich noch verstärkte. 

Perr verklagt das Erzbistum München und Freising auf 300.000 Euro Schmerzensgeld, da der Missbrauch durch den Priester Peter H. ihn aus der Lebensbahn geworfen habe und für seine Drogensucht verantwortlich sei. Seine Stimme ist klar, er wirkt überzeugend. Dies sehen auch andere Prozessteilnehmer so. Eine Gutachterin bestätigt seine Glaubwürdigkeit, sie hat Perr vor vielen Jahren untersucht. Im Gerichtssaal in Oberbayern spricht der Kläger auch über den 23. März 2010.

Damals sitzt Andreas Perr, von den Drogen gezeichnet, dem Missbrauchsbeauftragten des Erzbistums Münchens und Freising, Siegfried Kneißl, gegenüber. Das Gespräch findet im Pfarramt von Garching an der Alz statt. Perr berichtet dem Kirchenmann, wie der Priester H. ihn in dem Pfarrhaus missbrauchte, als er elf oder zwölf Jahre alt war, Mitte der 1990er Jahre. Und Perr hat einen Zeugen. An jenem Sommertag im Pfarrhaus zeigte der Pfarrer zwei Jungen gleichzeitig einen Pornofilm und nötigte sie zur Masturbation. Die Tat selbst wird im Verfahren nicht bestritten. 

In diesem Prozess geht es um Schadensersatz. Aber dahinter steht auch ein Streit um Glaubwürdigkeit; die des Betroffenen Andreas Perr und die der Kirche selbst. Die Kirche ist jedoch bereits seit 2010 im Zwiespalt: einerseits Aufklärung zu versprechen, aber andererseits den Papst zu schützen.  [….]

(Correctiv, 29.03.2024)

Man weiß es, man kann wirklich nicht überrascht sein und ist dennoch geschockt: Auch im Jahr 2024 will die offizielle römisch-katholische Kirche lieber die kriminellen, perversen, bösartigen Missbrauchstäter schützen, als ihren Opfern zu helfen. Dabei ist gerade der genannte „Fall Pfarrer H.“ seit Jahrzehnten bekannt und die Schuld der Kirche steht außer Frage. Nicht religiöse Menschen wie ich, machen aber immer noch einen schweren Denkfehler: Wir glauben, es wäre falsch Kinder zu vergewaltigen, halten das für ein Verbrechen und nehmen dementsprechend an, es gelte solche Taten zu verhindern und sich ganz fürchterlich zu schämen, wenn jemand in irgendeiner Form dafür mitverantwortlich ist.

Aber genau wie bei Trumps Republikanern, gilt sexuelle Gewalt gegen Unschuldige, Schwache und Kinder, bei Katholiken offenkundig keineswegs als Tabu, sondern wird mindestens achselzuckend akzeptiert, oft sogar aktiv unterstützt.

(…..) Seit 15, 20 Jahren erwachsen leise Zweifel in mir, ob pädosexuell übergriffige Männer wirklich allgemein so gehasst werden.

Seit im Jahr 2002 noch unter Papst Johannes-Paul II die erste große Pädosex-Enthüllungswelle aus den USA über die Katholische Kirche rollte, konnte man klar beobachten welche Toleranz die Gläubigen gegenüber ihren kinderfi*kenden Priestern aufbringen.

Das zeigt schon die Tatsache, daß es überhaupt bis ins 3. Jahrtausend dauerte, daß diese Fälle Medienaufmerksamkeit bekamen.

Wir wissen inzwischen aus breiten Untersuchungen in vielen Ländern, daß von katholischen Geistlichen vergewaltigte Kinder natürlich auch schon in den Jahrzehnten zuvor versuchten sich zu beschweren, aber oft sogar von ihren eigenen Eltern verstoßen wurden, die lieber zum Priester als zu den Opfern hielten. Für die 4.000 Bischöfe weltweit galt das ohnehin: Das Ansehen der Kirche und der sadistischen Vergewaltiger in Soutane war stets höher zu bewerten als das Leid der missbrauchten Kinder.

Ganz offensichtlich galten pädosexuelle Attacken als vergleichsweise tolerabel und damit viel weniger schlimm als zum Beispiel Fremdgehen oder gar homosexuelle Liebe.

In extremer Weise bekam ich diesen Zusammenhang im Fall Pfarrer Peter H. aus Bad Tölz vorgeführt.

Vor nun genau zehn Jahren im Zuge der Canisius-Enthüllungen machte der Fall des aus Essen stammenden verurteilen Kindersex-Straftäters Schlagzeilen, weil er ins Erzbistum München-Freising geschickt wurde und der damalige Chef, ein gewisser Joseph Ratzinger, nachdem er vom Essener Bistum informiert wurde, Pfarrer H. gleich wieder als Pfarrer auf Kinder los lies.

Inzwischen wissen wir natürlich auch, wie gut alles zusammenpasste mit dem späteren Ratzinger, der als Römischer Kardinal sogar weltweit unter Androhung schwerster Kirchenstrafen allen Bischöfen verbot kinderfickende Priester an die Staatsanwaltschaften zu melden.

Es war jener Präfekt Ratzinger, dessen eigenen Bruder ebenfalls seit Jahrzehnten als besonders grausamer und jähzorniger Sadisten-Priester auf Vorschulkinder in Regensburg einschlug. Georg Ratzinger geriet beim Verprügeln acht- oder neunjähriger Jungs so sehr in Ekstase und Rage, daß ihm dabei schon mal das Gebiss aus dem Maul quer durch den Klassenraum flog. Loving Christians, also.

Ein Spiegel-TV-Bericht aus dem Jahr 2010 zeichnete den Weg des pädophilen Peter H. in seinen bayerischen Pfarreien nach und dort sah ich zu meiner (damaligen!) Verblüffung, wie sich wütende Gläubige gegen das Kamerateam und vor ihren Pfarrer stellten.

 Peter H. flößte im Jahr 1979 einem Elfjährigen und mindestens drei weiteren Kindern Alkohol ein und zwang sie dann ihn oral zu befriedigen. Die Kinder berichteten ihren Eltern, die sich beim Gemeindepfarrer beschwerten. Die Angelegenheit landete beim Generalvikar, der die Eltern so lange unter Druck setzte, bis sie von einer Anzeige absahen. H. sollte nicht bestraft werden, sondern einfach ins nächste Bistum geschickt werden – allerdings, so viel brüderliche Solidarität herrscht unter Bischöfen – nicht ohne daß Essen den Münchnern ausführlich erklärt hätte was sie da für einen Typen bekommen.

Pfarrer H. kam im Jahr 1980 zu Erzbischof Ratzinger, der den Fall intern regelte, ohne Polizei, ohne Staatsanwaltschaft, ohne Prozess. An die vergewaltigten Kinder verschwendete Ratzinger keinen Gedanken.

Der Ordinariatsrat unter Vorsitz von Erzbischof Ratzinger beschloss Peter H., "für einige Zeit um Wohnung und Unterkunft" in einer Münchner Pfarrgemeinde zu geben und "Kaplan H. wird sich einer psychisch-therapeutischen Behandlung unterziehen".

Gerade einmal zwei Wochen nach seiner Ankunft in München wurde Kinderficker Peter H. in der Gemeinde St. Johannes Evangelist bei Grafingen als Pfarrer eingesetzt.

Dort missbrauchte H. sofort wieder mehrere Schüler, die er auch beim Sex fotographierte und die Bilder an andere Pädophile verschickte.

Das Amtsgericht Ebersberg verurteilte ihn 1986 zu einer geringen Geldstrafe und anderthalb Jahren Bewährungsstrafe.

Für Ratzingers Bistum immer noch kein Grund sich von dem Pfarrer zu trennen. Es verschob ihn von Grafing nach Garching an der Alz.

Auch dort hagelte es sofort Beschwerden, weil Pfarrer H gar nicht daran dachte aufzuhören Kinder sexuell zu belästigen. Warum sollte er auch? Er hatte ja gelernt, daß seine allmächtige Kirche ihn immer beschützt.

Im Jahr 2008 schließlich wandte sich eins von Hs ersten Opfern von 1979 aus Essen an seine aktuelle Gemeinde und wieder verschob in das Erzbistum einfach weiter; diesmal nach Bad Tölz.

Ratzinger, seit 1981 Chef der Glaubenkongregation verfügte weltweit alle Kinderfickerfälle zu vertuschen. Er weigerte sich, sich damit zu beschäftigen. Schließlich hatte er in dem Vierteljahrhundert bis zu seinem Aufstieg zum Papst wichtigeres zu tun: Theologen wie Ranke-Heinemann, Küng, Galliot und Drewermann mussten abgesetzt werden, weil sie es wagten selbst zu denken und insbesondere kämpfte Ratzinger leidenschaftlich gegen die südamerikanischen „Befreiungstheologen“, die es wagten sich gegen die faschistischen Killerregime auf die Seite der Armen zu stellen. Ratzinger merzte sie alle aus und brachte die südamerikanische Kirche auf stramm faschistenfreundlichen Kurs.

Die Schäfchen in Bad Tölz gingen mit Ratzinger d’Accord.  Auf die Frage, ob sie denn nicht wüßten, daß es sich um einen verurteilten Kindersex-Straftäter handelte, ätzten sie empört zurück „Na und? Wer denn nicht?“

[…..] Reichenwallner, 60, graue Haare, Brille, ist ein gebürtiger Bayer mit sonorer Stimme. Seit 18 Jahren ist er Bürgermeister von Garching an der Alz im oberbayerischen Landkreis Altötting. Mehr als 16 Jahre davon war Peter H. der Pfarrer der Gemeinde mit 8500 Einwohnern. Im Spätsommer 2008 musste er die Pfarrei verlassen. Der offizielle Grund, erinnert sich Reichenwallner: das Rotationsprinzip. […..] Andererseits sagen auch viele, was für ein "guter Pfarrer" Peter H. doch war. […..]  Pfarrer Peter H. ist ein dickleibiger, jovialer Mann, der seine Pfarrei in Garching 21 Jahre lang straff führte. […..] "Er war ein glänzender Prediger, ein glänzender Rhetoriker, der die Leute anzog", sagt Bürgermeister Reichenwallner. […..] Den "beliebten Pfarrer" gehen lassen zu müssen, war ein Schock für die kleine Gemeinde zwischen Chiemsee und Waginger See. "Das kam für uns aus heiterem Himmel. […..] In einer Mitteilung des Pfarrverbands Garching-Engelsberg wurde Peter H. als "Pfarrer zum Anfassen" gelobt. Der Abschied im September 2008 war in der Gemeinde von Wehmut geprägt - Bürgermeister Reichenwallner erinnert sich an eine "melancholische Veranstaltung". Eine Garchingerin sagt, sie habe weinen müssen damals. Sie war nicht die einzige.

"In Bayern sind die Kirche und die Gemeinde noch eng miteinander verwoben", sagt Reichenwallner. Auch daher rührt das enge freundschaftliche Verhältnis zwischen Bürgermeister und Pfarrer. […..] Reichenwallner nimmt ihn in Schutz: "Jeden Tag tauchen neue Verfehlungen auf, warum wird jetzt ausgerechnet dieser Fall so groß gespielt?", fragt der Bürgermeister. "Er ist rechtskräftig verurteilt und hat sich seither soweit bekannt und von der Diözese bestätigt nichts mehr zu Schulden kommen lassen - und eine gute Arbeit in unserem Pfarrverband geleistet." […..]

(Julia Jüttner, DER SPIEGEL, 15.03.2010)

Missbrauchte Messdiener? Dafür konnte der Vatikan kein Mitleid aufbringen. Für Papst Ratzinger schon.

"Den Papst und die gesamte Kirche in die Missbrauchsskandale hineinziehen zu wollen ist ein Zeichen von Gewalt und Barbarei"

(Erzbischof Rino Fisichella, Chef der päpstlichen Akademie für das Leben, 2010)  

In den folgenden zehn Jahren gab es in Rom nicht nur keinen Lernprozess, sondern Papstnachfolger Bergoglio ist sogar noch Kinderfic*erfreundlicher als Ratzinger. Er reduzierte das Strafmaß mehrerer Pädo-Geistlicher, beförderte verurteilte Kinderficker wie Kardinal Pell demonstrativ und sprach gar den größten Kinderf*ckerförderer Johannes Paul-II heilig. (….)

(Pädo-Toleranz, 19.02.2020)

Über ein Jahr nachdem auch die Zweite der Ratzingerischen Abscheulichkeiten in den Himmel hinauffuhr, halten ihm seine Münchner Komplizen weiterhin die Stange und dreschen auf die Opfer ein.

 […..] Die Erinnerungen von Perr an das Gespräch lassen den damaligen Missbrauchsgutachter nicht gut aussehen. Kneißl habe ihm damals die Schuld für den Missbrauch nahegelegt, sagt Perr vor Gericht. So steht es im Gerichtsprotokoll, das CORRECTIV, der BR und die ZEIT einsehen konnten: „Als ich ihm meinem Fall schilderte, meinte er, ich wäre selber schuld gewesen. Wenn ich schon Pornofilme beim Pfarrer schaue, hätte ich mit sowas rechnen müssen.“ […..] Perrs Rechtsanwalt Andreas Schulz  […..]  ist sich sicher, dass Kneißl Druck auf seinen Mandanten ausübte, um den Fall zu vertuschen:

„Herr Kneißl hat damals natürlich aktiv dazu beigetragen durch Einschüchterungen von Kläger Perr, dass dieser Fall aus dem Spektrum der Öffentlichkeit verschwand. Jetzt über seine Anwälte vortragen zu lassen, das hätte er nicht gemacht, ist eine der üblichen Verschleierungs- und Vertuschungsstrategien, die die katholische Kirche generell macht”, erklärt Schulz gegenüber CORRECTIV. […..]

Das Erzbistum erkennt den Missbrauch seines damaligen Priesters Peter H. an, bestreitet aber den von Perr angegebenen Schaden mit „Nichtwissen“. Laut des Rechtsanwaltes von Perr, Andreas Schulz, ist dies eine Verteidigungsstrategie der Kirche in einem Zivilprozess, die den Kläger Perr zwingt, zu beweisen, dass der damalige Missbrauch durch den Priester die Hauptursache für seine jahrzehntelange Drogensucht sei. „Damit zieht sie den Kläger in einen langen prozessualen Weg, um ihn zu zermürben und hoffnungslos zu machen — mit allen Sekundärtraumatisierungen und negativen Belastungen, die ein solcher Weg für den Kläger mit sich bringt“, befindet Schulz.

Die Tatsache, dass das Erzbistum angibt, nicht zu wissen, welche verheerenden Folgen der klerikale Missbrauch an Jungen für ihr ganzes Leben hat, wirft Fragen auf. Denn angeblich bemüht sich die Kirche seit über einem Jahrzehnt um die Aufklärung dieses massenhaften Verbrechens an Kindern durch ihre Priester – ihre Schränke sind gefüllt mit Hunderten von Berichten, was die Opfer der Priester erleiden mussten und welche Folgen sie davon trugen. […..]

(Correctiv, 29.03.2024)

Dienstag, 2. April 2024

Eine Ikone der CSU

Die meisten Leute interessieren sich nicht für Politik, wissen kaum etwas und kennen höchsten drei Leute aus dem Bundeskabinett.

Die wenigsten Minister erreichen es, sich so einen Namen zu machen, daß sie über die politische Echokammer hinaus bekannt sind.

Einer, der es wirklich geschafft hat, ist der Scheuer-Andi, der jahrelang die deutschen Satiriker glücklich machte, weil er nicht nur so unfassbar dämlich ist, sondern auch genauso verblödet aussieht. 

[…..]  So geht der Satz „Lampedusa darf kein Vorort von Kiefersfelden werden.“ auf Scheuer zurück.

Für deutlich mehr Wirbel allerdings sorgte dieses Zitat: „Entschuldigen Sie die Sprache: Das Schlimmste ist ein fußballspielender, ministrierender Senegalese, der über drei Jahre da ist. Weil den wirst du nie wieder abschieben.“ In der Formulierung indiskutabel bringt es zugleich den Grundsatz der christsozialen Migrationspolitik auf den Punkt, wonach die so oft geforderte Integration zumindest bei nicht anerkannten Flüchtlingen zu verhindern sei, um kein Abschiebehindernis zu schaffen.

Aufsehen erregte auch der Besuch einer kleinen, von Scheuer angeführten CSU-Delegation bei Floridas höchst umstrittenem Gouverneur Ron DeSantis vor knapp einem Jahr. „Die starken strategischen und außenpolitischen Einschätzungen des Gouverneurs heben die transatlantische Zusammenarbeit hervor“, schrieb der CSU-Politiker hinterher auf Twitter über den Republikaner, der in seinem Bundesstaat beispielsweise eine stark homophobe Politik umsetzt. […..]

(Dominik Baur, 02.04.2024)

Wann immer Gagschreiber an Ideenlosigkeit leiden, müssen sie nur ein Scheuer-Bild einblenden und das Publikum johlt.

[….]  Es sollte wohl nach freier Entscheidung klingen, als Scheuer im Januar mitteilte, bei der Wahl 2025 nicht mehr zu kandidieren. Allerdings ist zu hören, dass ihm die CSU in seinem Passauer Wahlkreis da schon den Rückhalt entzogen gehabt habe für eine neuerliche Kandidatur. Indem Scheuer sein Mandat nun vorzeitig abgibt, kann er seinem Rückzug doch noch einen halbwegs selbstbestimmten Anstrich geben. "Er will demonstrieren: Ich entscheide das selbst", sagt ein Parteikollege.

Auch die Häme habe wohl eine Rolle gespielt, sagt derselbe CSU-Mann: "Wenn sie in der Heute-Show einen Lacher brauchen, blenden sie den Scheuer ein." Und dann das jüngst veröffentlichte Buch des früheren Scheuer-Pressesprechers, in dem ein fiktiver "Bundesfiaskominister" seine Mitarbeiter anbrüllt und Kellnerinnen an den Busen grapscht. Alles zusammen sei "verletzend auf Dauer", das könne "jeder nachvollziehen". [….]

(Andreas Glas, 02.04.2024)

Und nun ist er weg aus der Politik. Ausgeschieden als der Aprilscherz, der er immer war.

[….] Der ehemalige Bundesverkehrsminister und CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer hat sein Bundestagsmandat niedergelegt und scheidet damit vorzeitig aus dem Parlament aus. Das bestätigte der Bundestag ZDFheute.

"Nach dem heutigen 1. April 2024 lege ich mein Mandat als Mitglied des Deutschen Bundestages nieder", schrieb der Politiker am Montag in einer Mitteilung an die Mediengruppe Bayern.

Zu seinen Beweggründen wollte er sich nicht ausführlicher äußern, er betonte aber ausdrücklich, dass es sich "nicht um einen Aprilscherz" handele. Zu seinen Zukunftsplänen äußerte sich Scheuer zunächst nicht. […..] Als Minister geriet Scheuer wegen der gescheiterten Pkw-Maut massiv in die Kritik - auch innerhalb der CSU wurde er in der Folge von vielen als Belastung gesehen.

Die von der CSU im Wahlkampf als "Ausländermaut" propagierte Gebühr war vor dem Europäischen Gerichtshof gescheitert, weil nur ausländische Autofahrer zahlen sollten. Weil das Bundesverkehrsministerium mit den vorgesehenen Betreibern unter Scheuer schon vor der Gerichtsentscheidung Verträge geschlossen hatte, musste der Bund 243 Millionen Euro Schadenersatz an die Unternehmen zahlen. [….] Im März dieses Jahres veröffentlichte der Ex-Sprecher Scheuers, Wolfgang Ainetter, ein brisantes Buch. Darin brüllt ein fiktiver Minister seinen Mitarbeiter an und grapscht Kellnerinnen an den Busen.

Der Autor betont, er habe einen "fiktiven, satirischen Krimi" geschrieben. Den Vorwurf einer versteckten Abrechnung mit seinem früheren Chef wolle er nicht gelten lassen.  [….]

(ZDF, 01.04.2024)

Der Dr.-Titel Betrüger Scheuer wäre nicht Scheuer, wenn er sich nach seinem Ausscheiden aus dem Parlament, nicht selbst bereichern würde.

Er wird in Berlin bleiben und seinen Kontakte mit zwei Phantom-Beratungsfirmen vergolden, die er just gründete und sich selbst als Geschäftsführer eintragen ließ.

[…..]  Bei den neuen Firmen handelt es sich um die Positanis Holding und die Tancredis GmbH. Zweck der Positanis Holding sei dem »Business Insider« zufolge »das Halten von Unternehmensbeteiligungen im eigenen Namen, auf eigene Rechnung und nicht als Dienstleistung für Dritte« sowie die »Verwaltung eigenen und fremden Vermögens«.

Die Holding scheint dementsprechend das Privatvermögen des Ehepaars zu verwalten, was Firmenbeteiligungen beinhaltet. Eine ebenjener Beteiligungen bezieht sich auf die zweite von Scheuer gegründete Firma. So soll die Tancredis GmbH die »Erbringung von Unternehmensberatungsleistungen und zugehörige Dienstleistungen« gewährleisten. Scheuer ist bei beiden Unternehmen als Geschäftsführer aufgeführt.

Es scheint, als wolle Scheuer seine Expertise und Beziehungen als ehemaliger Verkehrsminister in entsprechenden Branchen einbringen. Bereits im Oktober hatte das Logistikunternehmen Mosolf Group verlauten lassen, dass Scheuer Mitglied des Fachbeirats werden würde. Nur einen Tag nach Scheuers Ausscheiden aus dem Bundestag ließ das Unternehmen nun eine offizielle Mitteilung folgen. Mosolf ist ein wichtiger Dienstleister in der Autobranche.  [….]

(SPON, 02.04.2024)

Üblicherweise hackt eine Krähe der anderen kein Auge aus. Gerade die Exilbayern der CSU-Landesgruppe im feindlichen roten Berlin, mit dem bösen linksgrünversifften, so gar nicht deutsch-Gillamoosigen, Neukölln, halten eigentlich zusammen wie Pech und Schwefel.

Aber „der Andi“ ist so unfassbar schlecht, daß auch seine Parteigenossen nicht umhin können, zuzugeben, daß er der schlechteste Bundesminister nach 1949 ist. Ihm weint nun wirklich niemand eine Träne nach. Außer der Heute-Show.

[….]  Eher still sind auch die Begleitgeräusche zu Scheuers plötzlichem Abschied aus der Politik. Irgendwie seltsam, wenn man bedenkt, wie sehr dessen Karriere, die unter dem Titel "Mautdebakel" haften bleibt, die Republik aufgewühlt hat. Die Deutsche Presseagentur (dpa) verbreitete die Nachricht am Montag mit Prioritätsstufe vier - mit demselben Nachrichtenwert kündigte sie "typisches Aprilwetter in Bayern" an. Und aus der CSU war fast gar nichts zu hören, kein Lebewohl, praktisch nirgends. In dieser Gefühlskälte, die Scheuer in der Partei schon länger zu spüren bekam, ist die Haupterklärung zu suchen, weshalb Scheuer hinschmeißt. [….]

(Andreas Glas, 02.04.2024)



Montag, 1. April 2024

Impudenz des Monats März 2024

Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.

In den USA steht man bei den diesjährigen Präsidentschaftswahlen vor einer Richtungsentscheidung, vor ganz besonders wichtigen Wahlen.

Das sagt man zwar jedes Jahr, in dem Präsidentschaftswahlen stattfinden, aber dieses Mal stimmt es wirklich.

Das sagt man zwar auch jedes Jahr, in dem Präsidentschaftswahlen stattfinden, aber dieses Mal stimmt es wirklich.

Dieses Mal steht ein Trump zur Wahl, der nicht nur Gewaltenteilung und Demokratie abschaffen will, sondern auch bereits bewies, dafür die Chuzpe und kriminelle Energie aufzubringen.

Wer auch nur einen Funken Liberalität, Anstand oder ein Gefühl für humanistische Werte aufbringt, wählt natürlich Biden und nicht Trump.

Die Christen hingegen fallen oft nicht unter diese Kategorien und müssen sich nun zwischen einerseits dem frommen Katholiken Joe Biden, der jeden Sonntag in die Kirche geht und andererseits dem zigtausendfachen Lügner, Rassisten und Vergewaltiger Trump entscheiden.

Biden, der Mann, der sich anständig verhält und Menschen mit Respekt behandelt und Trump, der aggressive Prolet, der mit wüster Fäkalsprache auffällt, sich mit Kriminellen umgibt und jede noch so niedrige moralische Grenze unterschreitet.

Man ahnt es schon, die Evangelikalen stellen sich genauso wie der mächtige katholische US-Klerus hinter Trump und verdammen Joe Biden, weil dieser es nicht nur wagt für Schwulen- und Frauen- und POC-Rechte einzutreten, sondern auch Politik gegen Folter und Waffengewalt Politik. I Gitt. Schauderhaft. Das können US-Christen gar nicht leiden.

Und damit ernenne ich die US-Christen zur

Impudenz des Monats März 2024.

Ihre eindeutige Positionierung für das Böse, das Gewalttätige und Abscheuliche; ihre Parteinahme für Vergewaltiger, Homophobe, Antisemiten, Transphobe, Misogyne, Xenophobe und Pädosexuelle hilft der GOP, hilft den rasenden Hass-Apologeten wie MTG und Boebert im Kongress, hilft Trump.


Aber im Socialmedia-Zeitalter des Jahres 2024 macht diese Positionierung die Christen nicht unbedingt sympathisch.

Immer mehr Amerikaner mögen die christlichen Methoden nicht. Immer mehr Amerikaner fremdeln damit, wenn Christen ihre eigenen Kinder aus dem Haus jagen, sobald sie nicht dem heteronormativen Bild entsprechen. 


Immer mehr Amerikaner stören sich daran, Kinder, wie in der Bibel gefordert, laufend zu verprügeln und ihnen schon im Kindergartenalter scharfe Waffen in die Hand zu drücken, damit sie sich gegenseitig erschießen können. 

Immer mehr Amerikaner lehnen es ab, von ihren Onkels, Vätern oder Priestern vergewaltigten 12-Jährigen zu verweigern, solche Schwangerschaften zu unterbrechen.


Immer mehr Amerikaner lehnen es ab, Kranke in den Tod zu schicken, wenn sie sich die Medikamente nicht leisten können.

[….] Laut einer Untersuchung zum Thema Religion und Glauben distanzieren sich in den USA Menschen zunehmend von Religionsgemeinschaften. Ein Grund dafür seien nach deren Auskunft „negative Lehren“ über sexuelle Minderheiten, berichtete am Donnerstag das Public Religion Research Institute in Washington. Bei der Erhebung gaben laut dem Institut 26 Prozent der Umfrageteilnehmer an, sie hätten keine Bindung zur Religion, deutlich mehr als 2013 (21 Prozent).

Das Public Religion Research Institute hatte gefragt, warum Menschen den „Glauben ihrer Kindheit“ ablegen: 67 Prozent der Abgesprungenen gaben an, sie hätten aufgehört, an ihren vormaligen Glaubenslehren festzuhalten. 47 Prozent sagten, die negative Haltung der Religion zu schwulen und lesbischen Menschen sei ein Grund. Missbrauch durch Geistliche nannten 31 Prozent als Grund für eine Abkehr, 20 Prozent störten sich an der Politisierung ihrer ehemaligen Glaubensgemeinschaft.  [….]

(EPD, 28.03.2024)

Immer mehr Amerikaner treten aus der Kirche aus. Immer weniger Amerikaner gehen regelmäßig in die Kirche.

Man kann es nur mit völliger geistiger Umnachtung erklären, daß sich so viele Amerikaner unbedingt einen Präsidenten mit strikten religiösen Überzeugungen wünschen und gleichzeitig Trump für den besseren Christen als Biden halten.

[…..]  Almost all Americans (94%) say it is “very” or “somewhat” important to have a president who personally lives a moral and ethical life. And a majority (64%) say it’s important to have a president who stands up for people with their religious beliefs.

About half of U.S. adults (48%) say it is important for the president to hold strong religious beliefs. Fewer (37%) say it’s important for the president to have the same religious beliefs as their own.

Republicans are much more likely than Democrats to value religious qualities in a president, and Christians are more likely than the religiously unaffiliated to do so. For example:

·        Republicans and GOP leaners are twice as likely as Democrats and Democratic leaners to say it is important to have a president who has the same religious beliefs they do (51% vs. 25%).

·        70% of White evangelical Protestants say it is important to have a president who shares their religious beliefs. Just 11% of religiously unaffiliated Americans say this. […..]

(Pew, 15.03.2024)

Noch sind die USA ein überwältigend christliches Land, aber die religiöse Bindung nimmt ab. Möge den Christidioten ihre Trump-Liebe weiter um die Ohren fliegen und die Jugend in den Atheismus treiben.