Montag, 30. Juli 2018

Ich möchte ein Eisbär sein


Wer würde bei den gegenwärtigen Höllentemperaturen nicht gern an den Polarkreis ziehen.
Als Eisbär im Schnee rumstapfen. Das wäre was.

 Ich möchte ein Eisbär sein im kalten Polar
dann müßte ich nicht mehr schrei'n
alles wär' so klar.
Ich möchte ein Eisbär sein im kalten Polar
dann müßte ich nicht mehr schrei'n
alles wär' so klar. […..]

Es ist viel zu heiß in Deutschland und so drehen wir entsetzt die Klimaanlagen auf. Natürlich geht dadurch der Stromverbrauch so richtig durch die Decke und die Klimaziele, die von der Groko ohne viel Widerstand aufgegeben wurden, weil die KfZ- und Kohlelobby mit schönen Schecks wedelte, werden noch deftiger verfehlt, wodurch sich der Planet noch mehr aufheizt.
„Nach uns die Sintflut“ ist eine erschreckend angemessene Redewendung. Denn so schnell wie die Polkappen und Gletscher ob der Erderwärmung abschmelzen ist es nicht mehr weit bis zur großen Flut.

Was soll ich Strom sparen, schalt es mir von Hitzeleidensgenossen fatalistisch entgegen, wenn der größte Umweltsünder, die USA, ohnehin jeglichen Umweltschutz bekämpft?
Broken Window Theorie im großen Stil:
Wenn der Nachbar sein Hausaufgaben nicht macht, kann ich es ja auch lassen.

Eisbären sind unterdessen massiv vom Aussterben bedroht, weil ihr Lebensraum wegschmilzt.
Sie sammeln sich verhungert an den Küsten und warten vergeblich darauf, daß endlich das Meer zufriert, um zu ihren Jagdgründen zu kommen.

Was für ein Drama; das größte und stärkste Landraubtier der Erde – an der Beringstraße erreichen männliche Polarbären eine Kopf-Rumpf-Länge von über drei Metern und bis zu 500 kg Gewicht – muß elendig eingehen, weil es an Lebensraummangel leidet.

Obwohl sie exzellente Sinne besitzen, brauchen sie in ihrer kargen Umgebung Reviere von etwa 150 Quadratkilometer, um sich zu ernähren.
Das ist pro Bär eine Fläche in der Größenordnung von Bochum, Aachen oder Saarbrücken.
Die weißen Giganten kommen wirklich viel rum.

[…..] Between an initial capture in late August and a recapture in late October 2008, a radio-collared adult female polar bear in the Beaufort Sea made a continuous swim of 687 km over 9 days and then intermittently swam and walked on the sea ice surface an additional 1,800 km. Measures of movement rate, hourly activity, and subcutaneous and external temperature revealed distinct profiles of swimming and walking. Between captures, this polar bear lost 22% of her body mass and her yearling cub. The extraordinary long distance swimming ability of polar bears, which we confirm here, may help them cope with reduced Arctic sea ice. [….]

Die Polarbären frönen einer Lebensweise, die ihnen fast eine Million Jahre seit ihrer Trennung  von der Schwesterart der Grizzlys gut bekam.
Seit sie aber mit dem Mensch in Kontakt kommen und dieser ihnen auch noch die Umgebung aufheizt, gehen sie ihrem Ende entgegen.
Einige, die aufgrund der schmelzenden Eisdecke zurück aufs kanadische Festland gezwungen werden, kommen erstmals seit vielen Hunderttausend Jahren wieder mit Braunbären in Kontakt. Gelegentlich wurden sogar schon Hybride beobachtet. Faszinierend, wenn ein netter Eisbärenherr eine willige Braunbärendame trifft, gibt es bei ihnen also keinen Rassismus, sondern Familiengründung.

Vor 50 Jahren hatten die Menschen die Polarbärenpopulation schon auf etwa 5.000 Tiere zurückgemordet. Die Felle waren so eine schöne Trophäe.
Nach intensiven Schutzmaßnahmen der Arktis-Anrainer konnten sich die Bestände auf bis zu 20.000 Tiere erholen.
Das ist so wenig, daß die Gemeinden, die ich zur Veranschaulichung der Anzahl heranziehen könnte, den meisten völlig unbekannt sein werden: Kleinmachnow, Puchheim oder Obertshausen haben so viele Einwohner wie es weltweit Eisbären gibt.

Natürlich nützen aber die Schutzmaßnahmen gar nichts mehr, wenn Merkel die Klimaziele aufgibt, Trump sie sogar aktiv bekämpft und den weißen Wilden das Eis unter den Tatzen wegschmilzt.

Zudem gibt es auch noch „Eisbärenfreunde“, die so geistesgestört sind, daß sie den armen Viechern so auf die Pelle rücken, daß diese dabei erschossen werden.

 [….] Auf Spitzbergen ist während einer Kreuzfahrtreise ein Eisbär erschossen worden.
[….] Hapag-Lloyd Cruises sagte in einer Stellungnahme, man bedauere den Vorfall sehr. [….] Am Samstag habe ein Team das Schiff verlassen, um eine Landung vorzubereiten. Dabei wurde ein 42-jähriger Mitarbeiter von einem Eisbären angegriffen, den dieser zuvor nicht bemerkt habe, hieß es weiter. Versuche der Kollegen, den Eisbären zu verjagen, seien fehlgeschlagen. Deswegen habe man "aus Gründen der Notwehr und um das Leben der angegriffenen Person zu schützen" den Eisbären erschießen müssen. [….]

Es erinnert an die enthirnten Liebhaber von Meeressäugern, die den Walkühen und Walkälbern beim Whalewatching so zusetzen, daß sie durch den Stress umkommen.
Ähnlich verhalten sich Manati-„Fans“ in Florida, die nur unter Androhung empfindlicher Strafen von den Seekühen ablassen.

Wie soll man bei dem Verhalten des Homo Sapiens nicht dem Antinatalismus anheimfallen und sich wünschen, daß die Anzahl der Menschen radikal schrumpft?

Hätte die norwegische Eisbärin doch lieber alle Passagiere der MS Bremen aufgefressen. Menschen haben wir mehr als genug auf dieser Erde; Eisbären nicht.

Die eigentliche Perversion ist aber, daß Polarbären noch Glück haben.
Sie gelten in den debilen menschlichen Augen als „niedlich“. Eisbärenbabys in Zoos verursachen regelmäßig enormen Medienrummel.
Alle lieben dann ihren „Knut“ in Berlin. Mit diesen süßen Knopfaugen und dem Kindchenschema.
Knut, der 2011 mit vier Jahren im Zoo an Enzephalitis krepierte und nun ausgestopft im Naturkundemuseum der Hauptstadt steht.

Eisbären erregen Aufmerksamkeit. Twitter und Facebook generieren Shitstorms wider die Reiseveranstalter, die den einen norwegischen Bär auf dem Gewissen haben.
Möglicherweise sensibilisiert das die sensationshungrigen Kreuzfahrt-Touristen, oder führt zu staatlichen Verboten solcher Reisen in sensible Naturgebiete.

Die Millionen namenlosen Tiere, die wir jeden Tag in deutschen Schlachtfabriken killen, haben keine Lobby.


Sonntag, 29. Juli 2018

Machtmissbrauch


Nicht alle militärisch sehr mächtigen Eroberer haben sich destruktiv benommen.
Die Inkas übernahmen interessiert kulturelle und wissenschaftliche Errungenschaften der Reiche, die sie besetzten.
Die Mauren brachten eine Hochkultur nach Spanien und praktizierten Toleranz, so daß Juden, Christen und Muslime sich gegenseitig künstlerisch und wissenschaftlich befruchteten.
Auch Alexander, der Große und chinesische Kaiser integrierten neue Länder in ihre Großreiche, indem sie das Beste beider Kulturen zusammenfügten, sich den örtlichen Sitten anpassten.

Insbesondere Christen mit ihrer bornierten „wir sind besser als die“-Haltung setzten hingegen negative Maßstäbe.
Als sie in Nord- und Südamerika einfielen, rotteten sie die vorhandenen Kulturen aus, zerschlugen alles Nichtchristliche.
Sie zwangen die Urvölker Afrikas und Australiens ihre Sprachen und Sitten aufzugeben.
Als Isabella die Katholische nach 800 Jahren maurischer Blüte Spanien erstmals wieder unter christliche Kontrolle brachte, wurden Muslime und Juden der Inquisition überantwortet.
Ähnlich dachte sich das auch der Katholik Adolf Hitler, der bei seinen Eroberungen alles Nichtdeutsche für „unwert“ hielt und Millionen Menschen einfach umbringen ließ.

Im 21. Jahrhundert kann man die Haltung anderen Kulturen gegenüber ganz grob am politischen Rechts-links-Schema festmachen.
Je rechter die Partei, desto nationaler, je linker, desto internationaler.

Nationalismus ist oft eine Methode, um kurzfristig zu Hause zu punkten.
Wir gegen die. Wir auf Kosten der anderen.
Sie passt zum Selbstverständnis präpotenter Bullys.

Donald Trump ist die Apotheose dieser Sichtweise.
Er glaubt, Amerika wäre so stark, daß es nicht nur alle anderen Nationen nach Belieben dominieren könnte, sondern auch unbedingt sollte.
Rücksichtnahme auf andere Interessen, wie sie alle seine Amtsvorgänger gelegentlich praktizierten und eben nicht immer mit Gewalt alles durchsetzen, was möglich gewesen wäre, diffamiert er als „failed“.

Da sich die ökonomischen Konkurrenten der USA notorisch uneinig sind, kommt Trump mit dieser rücksichtslosen Methode ziemlich weit.
Abgesehen vom ethisch-moralischem Desaster vergisst er dabei aber, daß Amerika langfristig durchaus vom Wohlwollen der anderen Nationen abhängig ist.
Wenn alle die USA hassen und die kulturellen und ökonomischen Verbindungen kappen, kann auch die stärkste Nation der Erde nicht überleben.

Eine Ebene darunter, also innerhalb Europas, praktizierte Merkels Regierung ebenfalls eine milde Trump-Politik gegenüber der EU-Partnern.
Unter Gerhard Schröder und Joschka Fischer hatten das Ansehen Deutschlands und seine außenpolitischen Beziehungen eine regelrechte Blüte erlebt.
Die Deutschen waren beispielsweise als eine der ganz wenigen Nationen gleichermaßen in Israel, als auch in der arabischen Welt hochgeschätzt.
Die Beziehungen zu Russland und Frankreich waren exzellent. Mit dem konservativen Chirac arbeitete die rotgrüne Regierung so eng zusammen, daß sich Schröder sogar bei einem Gipfel von Chirac vertreten ließ.

[….] Premiere auf dem Gipfel der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union: Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac hebt die Hand für Deutschland, da Bundeskanzler Gerhard Schröder ihm vertrauensvoll die Wahrnehmung der deutschen Interessen übertragen hat.   Hinter dem Schild "Deutschland" auf dem Konferenztisch des Brüsseler EU-Gipfels ist Schröders Stuhl leer geblieben.   Wo sonst der Bundeskanzler und Außenminister Joschka Fischer sitzen, hatte am Morgen lediglich der deutsche EU- Botschafter Wilhelm Schönfelder Platz genommen. Er beobachtet das Treffen aber nur.   Chirac hat die Vertretung übernommen, damit Schröder und Fischer an der Abstimmung des Bundestags über die Reformgesetze der Agenda 2010 teilnehmen konnten. Der Franzose nimmt seine neue Rolle ernst: Entgegen seiner Gewohnheit traf Chirac am Freitag als einer der ersten am Konferenzort ein und begrüßte die später ankommenden Staats- und Regierungschefs an der Tür des Saals mit Handschlag. [….]

Später wiederholte sich der Vorgang mit umgekehrten Vorzeichen, als Chirac einmal verhindert war und Gerd Schröder als französischer Präsident bei der EU verhandelte.

2005, mit dem Einzug der CDU-Vorsitzenden ins Kanzleramt, wurde Deutschland wieder klar nationalistischer und egoistischer.
Die außenpolitischen Beziehungen zu den wichtigsten Nachbarn – Polen, Frankreich, Russland und der Türkei – verschlechterten sich rapide.
Merkel trug meiner Ansicht nach entscheidend dazu bei, daß sich Putin und Erdoğan so stark radikalisierten und sich schließlich von Deutschland abwandten.

Aber sogar zum Entsetzen ihrer eigenen Parteifreunde zeigte Merkel kaum Engagement in der EU, konnte keinerlei Gefühle für die Südeuropäer aufbringen.
Die Beziehungen zu Frankreich wurden insbesondere durch die rücksichtslos nationale und Austerität-fetischistische Politik Wolfgang Schäuble so schlecht wie seit Adenauers Zeiten nicht mehr.

In die EU schickte Merkel statt der Besten nur noch ausrangierte Provinzler wie Oettinger, der bis heute kein englisch spricht. Ihr vertrauter CDU-Fraktionschef verkünde rabiat „in Brüssel wird jetzt deutsch gesprochen“.
Klarer kann man kaum ausdrücken wie gering man Europa schätzt.

Nun, Merkel war ähnlich wie die USA in der Welt, in Europa eindeutig die Stärkste. Sie konnte es sich leisten. Kurzfristig.

[…..]  Im EU-Durchschnitt […..] leidet Deutschlands „Beliebtheit“ unter dem als herrisch empfundenen Auftreten deutscher Regierungsvertreter und Parlamentarier gegenüber den unter der Euro-Krise leidenden Staaten Südeuropas. In den mittelosteuropäischen Ländern von Polen über Tschechien, die Slowakei bis nach Ungarn, wird Deutschland durchgängig als schulmeisterlich und penetrant wahrgenommen. Man kann es auch als mangelnde Empathie bezeichnen. […..] So lange es keinen äußeren Gegner gab, der versuchte, das Vereinte Europa durch Druck auf einzelne Mitgliedsstaaten zu zerstören, konnte es Deutschland vielleicht gleichgültig sein, dass es wenig wirkliche Freunde hatte – obwohl das schon immer ein fataler Fehler gewesen ist. [….]

Im Gegensatz zu der Regierung in Washington hat Merkel aber bereits erfahren wie das ist, wenn man jahrelang keine Rücksicht nimmt und die kleinen, vermeidlich schwachen Nationen wie Griechenland oder Portugal respektlos behandelt. Gelder zurückzahlen, die Hitler Griechenland abgepresst hatte?
Pah, Merkel dachte gar nicht daran dieses Ansinnen des Zwerges aus Europas Südosten auch nur eines Gespräches zu würdigen.

Spätestens 2015 war es soweit, daß Deutschland auch mal auf die Solidarität der anderen angewiesen war.
Nun rächt sich die nationalistischere und außenpolitisch rücksichtslosere Politik der CDU-Kanzlerin.

[…..] Deutschland braucht mehr Demut vor dem Freund
Der Handelsstreit mit den USA zeigt: Ohne Verbündete steht Deutschland in Europa allein. […..] Mit dem Auftauchen eines Donald Trump hat sich das schlagartig geändert. Warum sollte es etwa Griechenland, Spanien, Ungarn und Polen in eine gemeinsame Anti-USA-Haltung zwingen, dass die Amerikaner plötzlich Zölle auf deutsche Importautos erheben wollten? Kaum eines dieser Länder hatte aus den deutschen Ausfuhren nennenswerte Vorteile gezogen. Zumindest tat die deutsche Industrie wenig zur Stärkung des Selbstbewusstseins ihrer Zulieferer aus anderen EU-Ländern. […..] 30 Prozent der deutschen Arbeitsplätze hängen vom Export ab. 58,6 Prozent der deutschen Exporte gingen 2016 in EU-Staaten. Von Deutschlands 15 wichtigsten Export-Ländern sind zwölf Staaten der EU. Die drei anderen sind die USA, China und die Türkei. Aber wann schon hätte Deutschland diesen Ländern jemals zu verstehen gegeben, dass unsere Politik und unsere Wirtschaft dankbar für diese engen Handelsbeziehungen sein müssen – und nicht etwa die EU-12 dafür, dass sie deutsche Waren kaufen dürfen? […..] Deutschland ist, was es ist, dank der Europäischen Union. […..]

Samstag, 28. Juli 2018

conspiracy theory, textbook-definition


Das Internet ist so voll mit Verschwörungstheorien, daß es natürlich auch schon ein Wiki gibt, um sie alle zu sammeln.

Eine der bekanntesten ist die von Hitlers Nationalsozialisten obsessiv vorgetragene Verschwörung des „Weltjudentums“ oder des „internationalen Finanzjudentums“.
Hierbei handelt es sich um eine der perfidesten Verschwörungstheorien, weil sie in Kombination mit dem auf dem Christentum fußenden Antisemitismus zur Ermordung von sechs Millionen Europäischen Juden führte.

[….] Die Jüdische Weltverschwörungstheorie ist eine Verschwörungstheorie, die davon ausgeht, dass eine Weltverschwörung existiert, die von Juden betrieben wird und sich gegen Gojim (Nichtjuden) richten würde.
In diesem Rahmen wird dem Judentum die Schuld an zahlreichen negativen Ereignissen, gegeben. Als Beleg werden immer wieder die  gefälschten Protokolle der Weisen von Zion herangezogen.
Der Glaube an eine jüdische Weltverschwörung ist ein fester Bestandteil des Antisemitismus und führte mit der Rassenlehre im Dritten Reich zum Holocaust, der grausamen Ermordung von Millionen Männern, Frauen und Kindern in den Gaskammern der Nazischergen. Heute ist sie vor allem, wegen des Konflikts mit Israel, in arabischen Ländern verbreitet. [….]

Eine wirkungsmächtige Demagogie mit einer derart langen Historie – schließlich werden „die Juden“  seit dem Frühchristentum als „Gottesmörder“ gebrandmarkt und verfolgt.

Eine eigentlich völlig verrückte Angelegenheit, denn Jesus war selbst Jude und somit nach katholisch-antisemitischer Lesart als Jude also sein eigener Mörder.
Außerdem fußt die gesamte Christliche Ideologie auf dem „Opfertod“ Jesu, so daß man „den Juden“ eigentlich dankbar sein müßte.
Judas war Jesu wertvollster Jünger; ohne seine Aktion gäbe es heute keine zwei Milliarden Christen.
Zudem war Jesu Kreuzungen kein wirklich großes Opfer, schließlich ist er ja nur wenige Tage später gleich wieder auferstanden und war als unsterblicher Gottessohn nie in Gefahr.

Der eliminatorische Antisemitismus beider großen Christlichen Sekten – neben Hitler war Martin Luther, bis heute der Held der EKD, einer der größten Antisemiten der Geschichte – ist aber nicht nur ein historisches Relikt, sondern fungierte stets auch als Machtinstrument.
Juden dienten als Sündenböcke, ihnen konnte das Regime (Päpste, Hitler, Orban) stets die Schuld für alles in die Schuhe schieben.
In allen Jahrhunderten entluden sich judenfeindliche Pogrome und vereinten damit das Volk im gemeinsamen Hass auf einen selbst kreierten Feind.

Nach dem zweiten Weltkrieg war der deutsche Antisemitismus natürlich nicht verschwunden, wurde aber ein paar Dekaden eher hinter verschlossenen Türen propagiert.

Nach dem „Mauerfall“ von 1989 stellten Antisemitismusforscher wie Wolfgang Benz fest, daß ein Viertel der ostdeutschen Jugendlichen tiefsitzendem Antisemitismus frönte.
Laien reagierten erstaunt; schließlich gar es in der DDR offiziell gar keinen Antisemitismus und außerdem lebten auch so gut wie keine Juden dort.

Für Fachleute war es keine Überraschung. Das ist typisch für Antisemitismus: Er blüht insbesondere in völliger Abwesenheit von Juden auf.

Betrachtet man Antisemitismus durch die Nazi-Brille als spezielle Erscheinungsform einer Verschwörungstheorie, wird es noch offensichtlicher: Hass und Angst blühen umso mehr, je weniger sie von der Realität gestützt sind.
Die fanatischsten Verschwörungstheoretiker, die von der Existenz Aldebaraner überzeugt sind, Merkel für eine Reptiloidin halten oder die Kugelgestalt der Erde negieren, brauchen keine Beweise. Als echte Verschwörer denken sie sich sowas aus.
In Deutschland gibt es dort die größten Überfremdungsängste und den stärksten Ausländerhass, wo die wenigstens Ausländer wohnen.
Bei der letzten Bundestagswahl hatte Hamburg von allen Bundesländern das niedrigste AfD-Wahlergebnis, obwohl, bzw weil hier zehnmal so viele Migranten wie in Sachsen leben. In Sachsen wurde die dezidiert fremdenfeindliche AfD hingegen sogar vor der CDU landesweit stärkste Partei.

Das ist das Kennzeichen aller Aluhut-Träger: Sie lassen sich nicht von Fakten verwirren; eine evidenzbasierte Diskussion mit ihnen ist unmöglich.

Wenige Jahre nach dem Mauerfall war es die FDP, die als erste der etablierten Parteien offen mit antisemitischen Stereotypen spielte. Jürgen Möllemann gewann damit Rekordergebnisse in NRW und so nickte Parteichef Westerwelle seinen judenfeindlichen Kurs offiziell ab – selbst zu dem Preis, daß wahre Liberale wie Partei-Urgestein Hildegard Hamm-Brücher nach 54 Jahren ihr Parteibuch abgaben.

Der braune Schoß, aus dem der Antisemitismus kroch ist immer noch fruchtbar; gerade weil es so wenig Juden gibt, eignen sie sich so gut als Sündenböcke.

Mit weltweit 14 Millionen Juden, stellen sie gerade mal knapp 0,2% der Weltbevölkerung. 99,8% der Menschen sind also nicht betroffen, wenn man Juden verteufelt.

Heute wird der europäische Antisemitismus in rechtsradikalen Parteien im Westen, sowie mehreren osteuropäischen Regierungen wieder offen zur Schau getragen.

Insbesondere zwei „jüdische Namen“, Rothschild und Soros, triggern aufgrund des perfiden verschwörungstheoretischen Dauerfeuers rechtsradikale Gefühle.
Da kommen alle negativen Konnotationen aus Hitlers Zeit lehrbuchartig zusammen:
Reichtum, Geheimnisvoll, Jüdisch, International.
 
David Bergers PP-Blog
Wie viele amerikanische Milliardäre engagiert sich George Soros politisch. Im Gegensatz zu seinen Geld-Kollegen Koch, Mercer oder Adelson allerdings nicht für rechtsextreme Parteien und die radikale Umverteilung von unten nach oben, sondern für Liberale und Demokraten, für Bürgerrechtler, Umweltschützer und Entwicklungshelfer.

Inzwischen dürfte er um die zehn Milliarden Dollar gespendet haben.
Empfänger waren unter anderem

Open Society Foundations (half schwarzen südafrikanischen Studenten, die University of Cape Town zu besuchen)

Central European University (Förderung der Idee der „offenen Gesellschaft“)

Demokraten USA 2004

MoveOn.org (23,5 Millionen US-Dollar, um die Wiederwahl GWBs zu verhindern)

Osteuropäische Dissidenten und Bürgerrechter

Gewerkschaft Solidarność in Polen

Bürgerrechtsbewegung Charta 77 in der Tschechoslowakei

Andrei Sacharow in der Sowjetunion

Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen.

2009 in Kopenhagen Ankündigung eine Milliarde US-Dollar in erneuerbare Energien zu investieren.

Climate Policy Initiative (CPI)

Institute for New Economic Thinking (INET)

 2010 versprach Soros 7 Mrd. US-Dollar an The Giving Pledge zu spenden

1 Million US-Dollar für eine Marihuana-Legalisierungskampagne in den USA.

Jose Antonio Vargas „Defining American“.

Anti-Brexit-Kampagne der Gruppe Best for Britain

Soviel „Gutmenschentum“ bringt Rechtsradikale wie Viktor Orbán, den Hass-Blogger David Berger oder die deutschen AfD-Politiker in Wallung.
Nun wittern sie überall Soros-Einfluss und setzen wie hysterische Pawlow-Hunde über Soros-Hashtags.


[…..]  Antisemitischer Hass auf Soros als gemeinsamer Nenner der internationalen Rechten
Nicht nur in Osteuropa wird der Milliardär und Philanthrop George Soros von Nationalist*innen angegriffen: Soros sei der Kopf einer Weltverschwörung zur Unterdrückung des Westens durch „Umvolkung“.
In vielen Bereichen sind sich die rechtsextreme Szene, die sogenannte “Neue Rechte”, Alt Right, Verschwörungsideolog*innen und Querfrontler*innen uneins. In einem Punkt herrscht allerdings szeneübergreifend Einigkeit: Schuld an allem Übel in der Welt ist George Soros.
Alleine in 2017 soll Soros in Syrien einen chemischen Angriff vorgetäuscht, Protestmärsche in Washington organisiert und finanziert, in Mazedonien einen Regierungswechsel erzwungen und wichtige Berater*innen aus dem Weißen Haus geworfen haben. Und ganz wichtige: Seit Jahren soll der 87-Jährige an dem geheimen Plan der „Umvolkung“ arbeiten. All das sind natürlich Verschwörungstheorien. Doch wie konnte es soweit kommen, dass Soros für all das verantwortlich gemacht wird? Und warum ist es ausgerechnet George Soros, dem diese übermächtige Rolle zugewiesen wird?
Nicht unwesentlich ist dafür die jüdische Herkunft des Philanthropen. Sie dient Verschwörungstheoretiker_innen international ihn und seine demokratiefördernde Arbeit in antisemitischer Weise zu diskreditieren. [….]

David Bergers PP-Blog

Bisweilen ergeben sich bizarre Allianzen, wenn sich Atheisten aus ihrer Opposition zum Islam mit radikalen Islamhassern wie David Berger zusammentun.

Facebook 28.07.2018
Berger wiederum steht innerhalb der RKK so weit rechts, daß er den Papst als linksradikal verdammt, Bergoglio den „dümmsten Papst aller Zeiten“ nennt.

In seinem Hass auf alle Migranten stellt der ehemalige vatikanische Theologe sogar die CSU in den Schatten; auch die AfD ist ihm noch zu mild. Er preist Identitäre, Pegida-Mitglieder und setzt sich nur allzu gern mit Rechtsradikalen in ein Boot, die traditionell antisemitisch sind. Durch seinen noch größeren Hass auf Muslime, schlug sich Berger aber getreu des Mottos „der Feind meines Feindes ist mein Freund“ aber auf die radikal proisraelische Seite und posiert so oft er kann in der französischen Rothschild-Villa.


Als klassischem Verschwörungstheoretiker sind Logik und Moral für ihn irrelevant.
Während er den einen Juden preist – Rothschild – hasst er den anderen – Soros – umso mehr und schiebt ihm nahezu alles, das ihm nicht passt in die Schuhe.

David Bergers PP-Blog

Berger zu Folge kontrolliert Soros nämlich nicht nur alle Flüchtlingsströme, sondern auch alle deutschen Medien, die Bundesregierung und die EU.

Er folgt damit dem rechtsradikalen Idol von Horst Seehofer.

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[….]  Orban betonte im Wahlkampf, in klarer völkischer Rhetorik, die Wichtigkeit einer "ethnisch homogenen" ungarischen Gesellschaft, die durch finstere äußerer Mächte bedroht sei. Ungarn stehe diesen Überfremdungsplänen im Weg, weshalb die ungarische Opposition damit beauftragt sei, "die Macht zu ergreifen und einen großen Plan umzusetzen: Ungarn zu brechen, dass den Migranten im Weg steht", so Orban wörtlich auf einer Veranstaltung am 15. März.
Wer steckt hinter diesen Plänen? Der ewige Soros, offensichtlich. Ein in die Tausende gehendes "Söldnerheer" arbeitet in diesem Augenblick im Geheimen unermüdlich daran, Ungarn zu zersetzen, hieß es aus der Fidesz. Dieses sei von George Soros finanziert und aufgestellt worden, behauptete Orban kürzlich. Der jüdische Milliardär ungarischer Abstammung, der einstmals Viktor Orban seine Ausbildung finanzierte, gilt inzwischen als Staatsfeind Nr. 1 in Budapest.
Der Hass auf Flüchtlinge, den der durch Korruptionsskandale bedrängte Orban schürt, wird durch einen nur oberflächlich kaschierten Antisemitismus begleitet. Die Juden, konkret der jüdische Milliardär George Soros, werden als die Hintermänner der Flüchtlingskrise halluziniert. Dieses Wahngebilde ist auch unter polnischen Rechtsextremisten weit verbreitet.
Soros: "Einer der größten Feinde Ungarns", der "kein Heimatland kennt"
Inzwischen sieht die ungarische Regierung hinter jeden Stein einen Soros hervorkriechen. Ungarns Parlamentspräsident etwa warnte kürzlich vor einer "Weltregierung", die "Gesellschaften ohne Identität erschaffe" und die "Köpfe der Menschen" besetze. Die Proteste in der Slowakei nach dem Mord an einem Journalisten - sie seien ebenfalls von der Soros-Verschwörung gesteuert. Soros stünde in der Slowakei "schon vor der Tür", so der ungarische Spitzenpolitiker. […..]

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