Sonntag, 12. März 2017

Nationalisten befruchten Nationalisten.



Zugehörigkeitsgefühle können sich aus sehr unterschiedlichen Quellen speisen.
Den allermeisten Menschen ist es offenbar ein zentrales Bedürfnis sich zugehörig zu fühlen. Bei mir ist dieses Verlangen allerdings völlig unterentwickelt.
War es schon immer.
Ich habe gewisse Anflüge von Lokalpatriotismus, in dem Sinne, daß mir Hamburg, die Stadt, in der ich lebe ans Herz gewachsen ist.
Aber wenn die Hamburger Schill und Beust wählen, verachte ich sie dennoch dafür.
Außerdem ist mir jederzeit bewußt, daß ich zwar kaum in ein Dorf passe, daß mir aber andere Städte in vergleichbarer Größe bestimmt genauso am Herzen lägen, wenn ich zufälligerweise dort wohnen würde.
Vancouver, Wien, Portland, Montreal, Barcelona, Kopenhagen, Amsterdam, St Petersburg oder Sydney fände ich bestimmt genauso prima.
Ich habe noch nie in einer Megacity wie London, Paris, Shanghai oder Rio gelebt (in NY war ich noch ein Kind), aber auch diese Städte würde ich bestimmt mögen.

Mir ist es aber grundsätzlich unwichtig einer Nation oder einer Religionsgemeinschaft anzugehören. Im Gegenteil. Ich bin gern Sozialist/Sozialdemokrat/Humanist, weil es sich dabei um inkludierende, weltweit gültige Werte handelt.
Die sozialistische/kommunistische Hymne heißt „Internationale“, weil Solidarität unter den Menschen, das Eintreten für Schwächere und Bedürftige ohne ethnische, geschlechtsspezifische oder nationale Grenzen gilt.

Es rettet uns kein hö’hres Wesen,
kein Gott, kein Kaiser, noch Tribun.
Uns aus dem Elend zu erlösen,
können wir nur selber tun!

Im diametralen Gegensatz zur religiösen „wir-sind-besser-als-die“-Ideologie, die grundsätzlich den eigenen Gott über alle anderen erhebt, betrachtet ein Humanist oder Sozialist keinen anderen Menschen als prinzipiell wertloser oder rechtloser.

Der Sozialistischen Internationale (SI), gegründet 1951 in Frankfurt am Main, gehören 168 Parteien und Organisationen an. Ich fühle mich SI-Angehörigen in aller Welt genauso zugehörig wie Atheisten aller Kontinente.

Religioten und Nationalisten sind hingegen immer von ihrem eigenen Tellerrand begrenzt.
Es wird unfreiwillig komisch, wenn sich Nationale verschiedener Länder treffen.
Am 21.01.2017 versammelten sich Rechtsradikale aus ganz Europa in Koblenz.
Internationale Nationale?
Was soll das werden, wenn sich diejenigen zusammenschließen, die sich per Definition gegenseitig als minderwertig erachten?

Tatsächlich gibt es unter Rechtsextremisten/Nationalisten/Religioten kurzfristige Allianzen, wenn es gegen einen gemeinsamen Feind geht.

So waren sich die drei zutiefst zerstrittenen abrahamitischen Religionen in der für alle heiligen Stadt Jerusalem bemerkenswert einig, als es eine gaypride-Demonstration geben sollte.
Schwule werden von Muslimischen, Christlichen und Jüdischen Geistlichen gleichermaßen gehasst und so geschah das Wunder von 2005 – alle waren sich einig.

[….] International gay leaders are planning a 10-day WorldPride festival and parade in Jerusalem in August, saying they want to make a statement about tolerance and diversity in the Holy City, home to three great religious traditions.
Now major leaders of the three faiths -- Christianity, Judaism and Islam -- are making a rare show of unity to try to stop the festival. They say the event would desecrate the city and convey the erroneous impression that homosexuality is acceptable.
"They are creating a deep and terrible sorrow that is unbearable," Shlomo Amar, Israel's Sephardic chief rabbi, said yesterday at a news conference in Jerusalem attended by Israel's two chief rabbis, the patriarchs of the Roman Catholic, Greek Orthodox and Armenian churches, and three senior Muslim prayer leaders. "It hurts all of the religions. We are all against it."
Abdel Aziz Bukhari, a Sufi sheik, added: "We can't permit anybody to come and make the Holy City dirty. This is very ugly and very nasty to have these people come to Jerusalem." [….]

Eine ähnliche temporäre Allianz gibt es auf internationaler Ebene, wenn es gegen Frauenrechte geht.
Auch das haben die zerstrittenen Schriftreligionen alle gemeinsam: Frauen gelten als minderwertig und dem Manne untergeordnet.
Wenn sich die Weibsbilder erdreisten gleiche Rechte einzufordern, hält man zusammen. So geschieht es beispielsweise bei der UN-Frauenrechtscharta.

[…..] Die Kommission soll die Umsetzung der Frauenrechtskonvention sicherstellen. Die überprüft, wie es bei gewissen Themen in den Staaten aussieht, da werden Resolutionen verabschiedet. Letztes Jahr gelang das nicht, weil es viele Länder gibt, die sehr rigide bis reaktionäre Regierungen haben, die in der Frauenfrage keine Fortschritte wollen. Viele wollen das, was in den 90er Jahren erreicht wurde, wieder abschwächen. Etwa dass Frauen das Erbrecht haben, das Recht auf Landbesitz. Es geht auch um Zugang zu Verhütungsmitteln, sichere Abtreibung. Und gleiche Rechte für Lesben. Da versucht der Vatikan, der Beobachter-Status hat, Hand in Hand mit dem Iran, Dinge zu verhindern. [….]

Solche Temporären Allianzen gibt es auch aus der nationalistischen Ecke.
Wenn rechte Demagogen eine andere Nation angiften und dort rechte Demagogen mit gleicher Münze zurück giften, hilft es jeweils den eigenen Anhängern sehr. Rechte und Religioten verachten tendenziell andere und freuen sich, wenn verbal auf sie eingeschlagen wird. Das ist im Wahlkampf sehr nützlich.

[….] In den Niederlanden wird am kommenden Mittwoch ein neues Parlament gewählt. Das verschärft die Auseinandersetzung, wie sollte es anders sein. Das weiß auch die türkische Regierung. Rutte muss um seine Wiederwahl fürchten; die Partei des Rechtspopulisten Geert Wilders könnte stärkste Kraft werden. Wilders ist ein radikaler Islamhasser, der mindestens so viele Beleidigungen und Faschismus-Vergleiche kennt wie Erdoğan. Bessere Wahlwerbung als einen Auftritt türkischer Minister in den Niederlanden hätte er sich gar nicht wünschen können.
[….] Der Verdacht liegt deshalb nahe, dass die türkische Regierung die gegenwärtige Eskalation nicht nur in Kauf genommen, sondern sie ausdrücklich gesucht hat. Man kann der Regierung in Ankara manches unterstellen, aber nicht, dass sie naiv sei. Çavuşoğlu wusste, dass die Reaktion der niederländischen Regierung vor der Wahl härter ausfallen musste, als wenn er erst nach dem kommenden Mittwoch gekommen wäre. Aber je härter die Reaktion, desto größer die Aufmerksamkeit und umso größer die Chancen für die AKP, die eigenen Anhänger in den Niederlanden zu mobilisieren – das ist ganz offensichtlich das Kalkül. [….]

Der türkische Präsident steht vor einer wichtigen Abstimmung. Indem er auf andere Staaten eindrischt und damit wütende Reaktionen provoziert, ist ihm in vielerlei Hinsicht gedient.

Doppelte Wahlkampfhilfe
[….]  Rotterdams Bürgermeister fand den Vergleich mehr als unpassend. „Sie sollten sehr wohl wissen, dass ich Bürgermeister einer Stadt bin, die von den Nazis bombardiert wurde“, sagte Ahmed Aboutaleb in der Nacht zu Sonntag in Richtung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Und Erdogan sollte wissen, dass Rotterdams Bürgermeister in Marokko geboren wurde, als Sohn eines Imams und dass der Sozialdemokrat Aboutaleb selbst bekennender Muslim ist. Nützt alles nichts in diesen aufgeheizten Tagen.
Die niederländischen Behörden hatten am Vortag erst dem Flieger des türkischen Außenministers Mevlüt Cavusoglu die Landeerlaubnis entzogen, dann die türkische Familienministerin Fatma Betül Sayan Kaya des Landes verwiesen. Per Helikopter wurde ihre Limousine zur niederländisch-deutschen Grenze begleitet. Am Sonntagmorgen reiste die Ministerin von Flughafen Köln-Bonn aus zurück in die Türkei. Erdogan sah im holländischen Vorgehen „Nazi-Relikte“ am Werk. Und hatte mit Blick auf die Niederlande erklärt: „Sie sind Faschisten.“
[….] Ein Vorwurf, der schwer wiegt in den Niederlanden, dem Land Anne Franks. Dem Land, in dem die deutsche Luftwaffe am 14. Mai die Innenstadt Rotterdams in Schutt und Asche legte. [….]
Die zynische Doppelmoral passt zur Stimmung in diesen Tagen. Nicht nur in der Türkei wird Wahlkampf geführt, in den Niederlanden wird am kommenden Mittwoch gewählt. „Schön. Ohne die PVV wäre dieser Beschluss nie gefasst worden“, twitterte Geert Wilders, der Chef der radikal-rechten Freiheitspartei PVV. [….]

Es ist also nicht schlau was die Dänische und Niederländische Regierung tun.
Man sollte sich nicht provozieren lassen, gerade nicht seine eigene Rechtsordnung über den Haufen werfen, sondern zu Redefreiheit und Demokratie stehen, auch wenn dies außerordentlich unsexy und schwierig ist.
Gefühlte 99% der Deutschen wünschen sich derzeit aus Verärgerung über die Türkei es Ankara mit gleicher Münze heimzuzahlen.
Einreiseverbote, Auftrittsverbote werden gefordert.
Das ist populär.
Aber auch falsch.

[…..] In Erdogans Falle getappt.
Die Krise um die Wahlkampfauftritte türkischer Politiker ist ein von Staatspräsident Erdogan kalkuliertes Szenario. Er weiß, dass seine Landsleute nichts mehr erregt als eine nationale Schmach. [….]

Die Bundesregierung soll und muß Erdoğan in aller Deutlichkeit entgegentreten, ihm klar zu verstehen geben, daß wir die Aushöhlung der demokratischen Rechte in der Türkei scharf ablehnen.
Sie soll aber nicht wie ein Kleinkind muksch die eigenen demokratischen Rechte ebenfalls zerschlagen.

(…..)  Erreicht die Bundesregierung womöglich das Gegenteil, wenn sie mit gleicher Münze zurückzahlt? Wie wirkt es sich auf inhaftierte Journalisten aus, wenn Erdoğan noch viel wütender wird?

Hilft es nicht eher der eigenen Popularität in Deutschland, wenn Merkel oder Gabriel auf die Türkei eindreschen?
Bewegen sie sich nicht dann auf den gleichen Pfaden wie der Gescholtene?

Zu oft hört man beim Bau einer DITIB-Moschee von deutschen Nachbarn, das solle nicht erlaubt werden, weil man in Muslimischen Ländern schließlich auch keine Kirchen bauen könne.

Das ist aber gerade kein Argument. Wir relativieren unsere Freiheitliche Grundordnung nicht, wenn andere Länder weniger frei auftreten.
Wir töten keine straffälligen Amerikaner, weil in Amerika selbst die Todesstrafe herrscht.
Wir bestrafen keine schwulen Sudanesen, weil Homosexualität im Sudan verboten ist.
Und natürlich schränken wir nicht die Religionsfreiheit in Deutschland ein, weil es keine Religionsfreiheit in Saudi-Arabien gibt.

Es wird wohl nicht so schnell eine katholische Kirche in Riad gebaut werden. Wenn aber Hamburger Iraner eine schiitische Moschee bauen wollen, erlauben wird das, weil wir die Religionsfreiheit aller in diesem Land garantieren. (…..)

Samstag, 11. März 2017

Amerika ist böser als Linker denkt.



Der gute Jakob Augstein entgleitet mir zunehmend. Er ist zwar nie so brillant und intelligent wie seine Schwester Franziska, aber seine Kolumnen im SPIEGEL und bei SPON habe ich immer gern gelesen. Ich lese sie auch noch, natürlich.
Aber während ich früher nur gelegentliche Unvernünftigkeiten feststellte und ihn generell mutig fand, weil er sich als einer der wenigen gegen den Journalistischen Mainstream stellt, wird er nun zunehmend seichter und greift öfter daneben.

In seiner aktuellen Kolumne sieht Augstein fünf Gründe zur Dankbarkeit r die Trump-Präsidentschaft.

[…..] Der US-Präsident hat in nur sieben Wochen die Welt verändert. Nicht nur zum Schlechten. Trump erzeugt Widerstand - das belebt die Demokratie. Plötzlich gibt es Hoffnung: Vielleicht hat der liberale Westen doch eine Zukunft. […..]

Der orange Lügner macht ihn so glücklich, weil so wieder der Wert der Freiheit erkannt werde, Liberale gegen Autoritäre aufstünden, der Journalismus so gut wie nie wäre, die EU aufblühe und schließlich die AfD eingedämmt werde.

Es ist nicht ganz abwegig diese Auswirkungen zu diagnostizieren, aber sie sind doch eher Hoffnungen, denn Realität.
Ich befürchte Augstein ist Opfer seiner optimistischen, aber eingeschränkten Informationsblase.
Ja, einige amerikanische Zeitungen recherchieren mehr, haben Abonnenten hinzugewonnen. Aber vor allem fluten die autoritären Lügner aus Trumps Dunstkreis die US-Newssendungen. Und wenn sie noch so oft der Hetze und Lüge überführt wurden, so treten sie ungehindert immer wieder auf. Radikal-rassistische Verschwörungs-Journalisten wie die Breitbart-Bande gewinnen enorm an Einfluss. Und in Deutschland beruft Augstein den 75-jährigen CDU-Mann Jürgen Todenhöfer, der sich gerade scharf gegen Böhmermann und auf die Seite Erdoğans stellte zum Herausgeber des FREITAG. Zudem wird der freie Journalismus in der Türkei, in Russland, in Polen und Ungarn gerade komplett abgeschafft.
Es geht journalistisch eher bergab. Augstein sieht es aber so.

[…..] Der Journalismus findet wieder zu sich selbst. Die Profession, die durch das Netz in eine Sinnkrise gestürzt war, nutzt die Gelegenheit, sich selbst und der Welt ihren Wert zu beweisen. Politischer Journalismus war - vielleicht weltweit - niemals besser als heute. […..]

Ich kann ebenfalls nicht erkennen inwiefern sich Liberale und Freiheitsliebende im Aufwind befinden.
Es gab nur in Spanien, dem einzigen EU-Land ohne nennenswerte rechtsradikale und nationalistische Parteien eine größere Demonstration für die Aufnahme von Bürgerkriegsflüchtlingen. Spanien ist aber ein liberaler Solitär. Alle anderen europäischen Länder, inklusive Deutschland, betrieben hingegen das Gegenteil von freiheitlicher und liberaler Flüchtlingspolitik. Mauerbau, Frontex, Zäune, Abschiebungen, Internierungslager und Massensterben der Heimatvertriebenen.
Augstein diagnostiziert das diametrale Gegenteil.

[…..] Die rechte Revolution hat die politischen Grenzen verschoben und dadurch eine neue Solidarität der Demokraten geschaffen.[…..]  Die öffentliche Debatte erlebt eine neue Blüte - der Streit, das Gespräch, das Argument. […..]

Das leichte Abschmelzen der demoskopischen AfD-Zahlen hat anders als Augstein schreibt, in Wahrheit wohl wenig mit Trump zu tun, sondern einerseits mit dem Auftauchen eines Kanzlerkandidaten, der erstmals seit vielen Jahren eine realistische Alternative zu Merkel darstellt und andererseits damit, daß innerhalb der AfD die ganz, ganz Rechtsextremen wie Höcke, Poggenburg und Gauland in den letzten Monaten deutlich überzogen. Positiv über Hitler zu sprechen und vom 1000-Jährigen Reich zu orakeln schreckt in Deutschland (glücklicherweise noch) einige konservative Wähler ab.

Es wäre schön, wenn in den USA und Europa mehr und mehr Menschen für die Zivilgesellschaft aktiv würden und sich gegen autoritäre Tendenzen stellten.

[…..] Das Erstarken der Rechten ist das Fieber der Demokratie. Die Zivilgesellschaft ist ihr Immunsystem. Und wir Einzelnen, die wir uns fragen, was ist unsere Aufgabe, was unser Auftrag, unser Ort - wir sind die Abwehrkörper. Wir müssen dorthin, wo die Infektion sich ausbreitet. Und den Kampf aufnehmen.

Sicher gibt Trump den Bürgerrechtsaktivisten Auftrieb, aber Augstein scheint völlig zu übersehen, wie fest die GOP im Sattel sitzt!

Die Republikaner stellen 33 und die Demokraten 16 Gouverneure. Trumps GOPer haben als mehr als doppelt so viele Regierungschefs in den Ländern. Eine Zweidrittelmehrheit.
Die Landkarte nach politischen Farben sieht verdammt rot aus.

Im US-Senat (100 Sitze) verfügen die Republikaner mit 52 Senatoren über die absolute Mehrheit (Demokraten 46)

Auch im wichtigen US-Repräsentantenhaus stellt Trumps Partei mit 237 von insgesamt 435 Sitzen eine sichere absolute Mehrheit. Die Demokraten dümpeln bei 193 Abgeordneten weit dahinter.

Darüber hinaus baut Trumps Administration gerade die gesamte Justiz um und wird in Kürze überall ultrakonservative Juristen installiert haben.

[…..] Alle 46 US-Bundesanwälte, die während der Amtszeit Barack Obamas ernannt worden waren, sollten zurücktreten. So hat es die Regierung Donald Trumps gefordert. Preet Bharara, prominenter Bundesanwalt in Manhatten, weigerte sich offenbar und wurde jetzt nach eigener Aussage bei Twitter gefeuert. [….]

Wesentlich dramatischer könnten Trumps Ernennungen für den Supreme Court sein, da auch zukünftige Präsidenten diese nicht rückgängig machen können. Die obersten Richter amtieren auf Lebenszeit und so könnten die Weichen für Dekaden auf ultrakonservativ gestellt werden.

Kommen wir schließlich zu den Beliebtheitswerten Trumps. Verglichen mit anderen Präsidenten zu Beginn ihrer Amtszeit sieht es zwar mau aus, aber was bedeutet das schon in einem Land, in dem höchsten die Hälfte zur Wahl geht und ein Mann wie Trump mit drei Millionen Stimmen weniger als seine Konkurrentin Präsident wurde?
Nur jeder fünfte Amerikaner stimmte für ihn. 20% aller Amis reichen.
Da sind seine 40-50% Zustimmung eine solide Basis, weil diese Fanatiker auch alle wählen gehen.


Die Trump-Wähler sind immer noch von ihm begeistert; vielleicht sogar noch mehr als vor der Wahl.
Indem Trump sie mit seinen Lügen-Tweets bei der Stange hält, sichert er also ausreichend seine Macht.

Anders als Augstein mutmaße ich also, daß wir allen Grund zum Pessimismus haben. Ich sehe keinen Grund mich über Trump zu freuen.
Und schon gar keine fünf Gründe.

Freitag, 10. März 2017

Brände mit Benzin löschen.



Wie ich immer wieder betone, halte ich es für höchst amoralisch einen der schlimmsten Judenhasser der Weltgeschichte, dessen Mordphantasien schließlich von seinem erklärten Anhänger Adolf Hitler umgesetzt wurden, zu feiern und lobpreisen.
Martin Luther hasste zwar nicht ausschließlich Juden, sondern beispielsweise auch Bauern, die es wagten ihren Sklavenstatus als Leibeigene in Frage zu stellen, aber wegen seines rasenden Antisemitismus‘ wurde er zu der ganz großen Inspiration Hitlers.

«Luther war ein Riese, er sah den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen.» So beschreibt Adolf Hitler sein Idol, den evangelischen Reformator Martin Luther, in einem Gespräch mit seinem Mentor Dietrich Eckart. So immens war Hitlers Bewunderung für Luther, dass die Nazis Luthers zahlreiche Dekrete gegen die Juden mit deutscher Gründlichkeit, rückhaltloser Unterstützung der christlichen Kirchen und der tatkräftigen Hilfe gütiger Christenmenschen umsetzten. «Ich tue nur, was die Kirche seit fünfzehnhundert Jahren tut, allerdings gründlicher» («Mein Kampf»).

Menschlicher Abschaum wie Bernd Höcke relativiert Hitler, bedenkt laut auch die positiven Eigenschaften Hitlers, aber jeder Mensch mit einem Funken Restanstand kann fanatischen Judenhassern wie Luther oder Hitler nichts abgewinnen.

Wie sollte Luther, der Bibelkenner auch zu einer anderen Ansicht gelangen?
Er mußte nicht in den Splatterteil der Bibel (Altes Testament) sehen, sondern konnte im Neuen Testament, der „frohen Botschaft“ vom Heiligen Paulus erfahren, daß die Juden Jesus getötet hätten und Gott sie daher abgrundtief hasse.

Jews 15 who killed the Lord Jesus and the prophets and also drove us out. They displease God and are hostile to everyone 16 in their effort to keep us from speaking to the Gentiles so that they may be saved. In this way they always heap up their sins to the limit. The wrath of God has come upon them at last.
(1, Thess 2, 14-16)

14 Denn, Brüder, ihr seid Nachahmer der Gemeinden Gottes geworden, die in Judäa sind in Christus Jesus, weil auch ihr dasselbe von den eigenen Landsleuten erlitten habt wie auch sie von den Juden, 15 die sowohl den Herrn Jesus als auch die Propheten getötet und uns verfolgt haben und Gott nicht gefallen und allen Menschen feindlich sind, 16 indem sie - um ihr Sündenmaß stets voll zu machen - uns wehren, zu den Nationen zu reden, damit die gerettet werden; aber der Zorn ist endgültig über sie gekommen.
(1, Thess 2, 14-16)

Es braucht schon eine ordentliche Portion Grunddummheit, Jahrelang als Luther-Botschafterin diese Gestalt lobpreisend durch die ganze Welt zu ziehen.
Zweifellos verfügt Margot Käßmann über ausreichend Infantilität und Denkfaulheit.

[….] Wer selbst in der Bibel liest, schützt sich vor Fundamentalismus. Das hat die Reformationsbotschafterin Margot Käßmann am Freitag bei einer Tagung der SPD erklärt und vor Wohlstandspredigern gewarnt.
Margot Käßmann sagte bei einer Tagung des Christlichen Arbeitskreises der SPD-Bundestagsfraktion am Freitag, Reformation sei kein rein religiöser Vorgang, sondern habe immense politische Konsequenzen gehabt. Dass jeder selbst die Bibel lesen könne, sei ein Befreiungs- und Demokratisierungsschlag gewesen. Das habe gerade heute Bedeutung, denn Fundamentalismus greife in allen Religionen um sich, auch im Christentum. Dabei verwies sie auf die USA, wo in vielen Kirchen ein Wohlstandsevangelium gepredigt werde, das Reichtum mit Gottes Segen gleichsetze. Fundamentalisten wollten entgegen dem Wunsch Luthers verhindern, dass Menschen selbstständig in der Bibel lesen und über Gottes Wort nachdenken.
„Luther wäre absolut schockiert, dass die Menschen in Deutschland die Bibel nicht mehr kennen“, sagte Käßmann. Die Bibel sei ein Bildungsbuch, auch für nichtkirchlich geprägte Menschen. [….]

Eine typischer Käßmann: Luther lesen, Bibel lesen – und dann sind all lieb und gar nicht mehr fundamentalistisch. Die Horrorbibel beiseite lassend, hier ein bißchen Luther.

"Wenn ich einen Juden taufe, will ich ihn an die Elbbrücke führen, einen Stein an den Hals hängen und ihn hinabstoßen und sagen: Ich taufe dich im Namen Abrahams!"
(Martin Luther, Tischreden)

Darumb wisse Du lieber Christ und zweifle nicht daran, daß Du nähest dem Teufel keinen giftigeren, bittereren, heftigeren Feind hast, denn einen rechten Jüden.
(Martin Luther)

"In solch einem Krieg ist es christlich und ein Werk der Liebe, die Feinde getrost zu würgen, zu rauben, zu brennen und alles zu tun, was schädlich ist, bis man sie überwinde. Ob es wohl nicht so scheint, daß Würgen und Rauben ein Werk der Liebe ist, weshalb ein Einfältiger denkt, es sei kein christliches Werk und zieme nicht einem Christen zu tun: so ist es doch in Wahrheit auch ein Werk der Liebe."
(Martin Luther über 'Heilige Kriege')

"Die Hand, welches das Schwert führt und würget, ist nicht mehr Menschen Hand, sondern Gottes Hand, und nicht der Mensch, sondern Gott hänget, rädert, enthauptet, würget, krieget."
(Martin Luther)

„... Steche, schlage, würge hier wer da kann. Bleibst darüber tod, wohl dir, einen seligeren Tod kannst du nimmerdar erlangen. Denn du stirbst im Gehorsam gegenüber dem göttlichen Wort und Befehl.“
(Martin Luther)

Wenn man aber von den teufelsähnlichen Kindern erzählt ... so halte ich dafür .... daß es wahre Teufel sind.
(Martin Luther über Behinderte)

"Ein toter Sohn ist besser als ein ungezogener."
(Martin Luther)

Diejenigen, die sich als professionelle Theologen wissenschaftlich mit Luther beschäftigen, ihn offenbar schätzen, halten Käßmann bizarrerweise für eine ebensolche Fehlbesetzung wie ich – nur eben mit der umgekehrten Begründung.

[….] Die Wissenschaftler, unter ihnen Friedrich Wilhelm Graf, Ulrich Körtner, Thomas Kaufmann und Dorothea Wendebourg „ließen die Kirchenleitungen ‘bei einer gegenwartsbezogenen Interpretation des Jubiläums allein‘“, erklärte Gundlach. Die Theologen wiederum wehrten sich in einem Schreiben, das der Zeitung vorliegt, gegen die Kritik und benennen darin Fehler der Kirche. Dazu gehört nach Angaben der Welt unter anderem „die Installation der Botschafterin“. Die Kritik zielt auf Margot Käßmann, die seit 2012 die „Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017“ im Auftrag des Rates der EKD ist. [….]
(Pro Medienmagazin, 03.03.2017)

Immerhin; das also hat Käßmann vollbracht – scharfe Luthergegner und begeisterte Lutherfans sind in ihrer Ansicht vereint die Lutherbotschafterin für einen geistigen Totalausfall zu halten.

Bernd Höcke regt mich wenig auf. Er ist eben ein Nazi, ein durch und durch verachtenswerter Mensch. Daß ihm Hitler gefällt, daß er sich das 1000-jährige Reich zurückwünscht, ist nur konsequent und in sich logisch.

Käßmann ärgert mich viel mehr als das braune Thüringer Odo-Double, weil sie eben keine Rechte und keine Antisemitin ist.
Sie ist sogar Feministin und verschreibt sich dennoch Luther.

"...wer mag alle leichtfertigen und abergläubischen Dinge erzählen, welche die Weiber treiben...es ist ihnen von der Mutter Eva angeboren, daß sie sich äffen und trügen lassen."
(Martin Luther)

"Ob sie sich aber auch müde und zuletzt todt tragen, das schadet nichts, laß' sie nur todt tragen, sie sind darumb da."
(Martin Luther, Schwangerschaftsberater)

"Der Tod im Kindbett ist nichts weiter als ein Sterben im edlen Werk und Gehorsam Gottes."
(Martin Luther)

Ich will kein Mitleid für diese Hexen, ich wünsche, daß man sie Stück für Stück verbrenne.
(Martin Luther)

Sie scheint durchaus humanistische Grundansichten zu haben, ist aber gleichzeitig von so extremer Religiotie befallen, daß sie sich dabei ausgerechnet auf die zutiefst antihumanistische Bibel und den Judenhasser Luther bezieht.


Das ist an sich schon eine unerträgliche Kombination, aber zu allem Übel leidet Käßmann auch noch an der schlimmen Störung sich manisch ist Rampenlicht zu drängen, um unablässig zu jedem Thema den größten Unsinn von sich zu geben.
Für ein bißchen Sendungszeit, für Zeitungsinterviews und öffentliche Auftritte tut sie alles.
Offenbar verfügt die Frau über eine völlig verzerrte Selbstwahrnehmung und glaubt ihre geistig arg schlichten Gedanken wären so bedeutend, daß jeder sie hören möchte.

"Will die Frau nicht, so komm' die Magd!"
(Martin Luther, Frauenfreund)

Ihr Job als wöchentliche BILD-Kolumnistin immerhin, ist ihrem geistigen Kindergartenniveau angemessen.
Hier kann sie Plattitüden ablassen für den minderbemittelten Bodensatz, dessen Resthirnzellen die vorherige FJ-Wagner-Kolumne ohne Suizid überstanden.

[…] Ein junger Mann aus dem Kongo spricht mich auf Französisch an. Als ich sage, ich komme aus Deutschland, seufzt er: „Deutschland ist das Land meiner Träume. Ich liebe Thomas Müller.“ Ob den Menschen in Deutschland bewusst genug ist, in welchem wunderbaren, freien Land sie leben?  Wie heißt es in der Bibel: „Macht. euch ein neues Herz und einen neuen Geist.“ (Hesekiel 18,31) […]
 (Margot Käßmann, BILD, 25.02.2017)