Dienstag, 18. Dezember 2012

Theoretisches.....



Zu den schöneren Erinnerungen meines Studienbeginns gehört „die große AC“.
Angewandte und anorganische Chemie im großen Hörsaal A der Anorganischen Chemie.
Ich glaube, der Saal ist deutlich größer als das Audimax und im Gegensatz zu den rumpeligen Geisteswissenschaftlern funktionierte alles. Da waren keine Stühle kaputt, keine Bänke beschmiert. Die Licht- und Tonanlage waren topp.
Der Prof war einer der beliebtesten des Fachbereichs, weil er Vorlesungen so gestaltete, wie sie am Anfang sein sollten. Leicht genug, daß jeder folgen konnte, strukturiert, brillantes ordentliches Tafelbild und dazu gab es auch noch lustige Anekdoten. Das Beste waren natürlich die Experimente, die stets spektakulär waren und erstaunlicherweise immer klappten.
 Nachdem ich einmal eine Geschichtsstudentin und später einen Romanistikstudenten mitgenommen hatte, um ihnen zu zeigen, was ich geboten bekam, saßen immer wieder „Artfremde“ in unseren Reihen, die aus reinem Vergnügen zusahen.
(So eine Vorlesung ist natürlich noch viel entspannter, wenn man nicht in wöchentlichen Kolloquien über den Stoff ausgequetscht wird und nicht nachmittags im Labor selbst knallen, kochen und stinken mußte.)

In der allerersten Stunde wurden die verschiedenen Atommodelle vorgestellt.
Ein Teilchenmodell hatte schon vor 2500 Jahren Demokrit postuliert.
Dalton (1803), Philipp Lenard (1903), Hantaro (1904), Rutherford (1911), Bohr (1913), Bohr-Sommerfeld (1916) und weitere hatten die Theorien immer mehr verfeinert und durchdacht.

Es ist pädagogisch sinnvoll so anzufangen. Es gibt einen hübschen historischen Überblick über die eigene wissenschaftliche Disziplin und zeigt ganz nebenbei exemplarisch wie die Wissenschaft funktioniert.
Genaue Beobachtung der Natur und der Versuch diese Beobachtungen zu verstehen, zu beschreiben, indem man eine Theorie entwickelt, welche entsprechende Voraussagen machen kann.

Tatsächlich gelang es immer wieder, lange bevor man die Technik besaß irgendetwas wirklich sichtbar zu machen eine Vorstellung zu entwickelen, wie etwas aussehen müßte, um so zu reagieren, wie man es beobachtet.

Die Natur bleibt aber immer der Maßstab. 
Wenn etwas anders reagiert, als es nach der Theorie sollte, ist die Theorie falsch. Ein anderes Denkmodell muß her. Dabei gilt: Das Bessere ist der Feind des Guten.
So nähert man sich kontinuierlich immer mehr der Realität an, bis sie direkt beobachtet werden kann (und damit die Theorie bewiesen wird), weil man ein so ausgefeiltes Rasterelektronenmikroskop entwickelt hat, daß man atomare Strukturen direkt beobachten kann.
Oder aber es gibt eine solche Fülle von Belegen für eine Theorie und keine einzige Beobachtung, die der Theorie widerspricht, daß man sie als wahr erachten kann. 
Die Evolution ist so eine gesicherte „Theorie“.

Bis heute finde ich die Kombination aus theoretischer Wissenschaft mit ihrer praktischen Anwendung höchst faszinierend.

Weniger begeistern mich die eher empirischen Wissenschaften wie die Ökonomie, bei der sich einzelne Denkschulen ihr Weltbild aufgrund sehr weniger spezieller Parameter zurecht zimmern. Diese Parameter sind oft noch nicht einmal objektiv messbar, sondern nun durch Umfragen oder Stichproben abzuschätzen.
Deswegen funktioniert Wirtschaftswissenschaft auch so schlecht in der echten Realität.
Man hängt oft Moden an, die man mit der Realität verwechselt. 

Als vor 20 Jahren alle Wirtschaftsjournalisten und Ökonomen neoliberal dachten, galt es quasi als gesichert, daß totale Flexibilisierung und Deregulierung bei gleichzeitiger Steuersenklung und Privatisierung wie in GB und USA ein dauerhaftes stabiles Wachstum zum Wohle aller generieren würden.
Für die 1998 frisch ins Amt geplumpste Schröder-Fischer-Regierung gab es daher auch de facto keine Alternative, als Erleichterungen für die ach so strangulierten Unternehmer und Investoren zu schaffen. 
Bis auf ein paar ganz wenige linke Spinner, die niemand ernst nahm, gab es keine Zweifel daran, daß nur diese Methode Erfolg verspräche. 
Drastische Steuersenkungen und Steuerfreiheit für Aktiengewinne sollten ein Schlaraffenland für dynamisches Unternehmertum schaffen.

Blöd nur, daß sich die Realität eben nicht an diese allgemein akzeptierten Theorien hielt.

Blöd nur, daß all die als „Orakel“ und „Gurus“ in den Himmel der Weisheit gehobenen Ökonomen offenbar in ihrem Theoriewahn weite Teile der Realität ausgeblendet hatten. 

Psychologie, Zukunftsängste, Dotcom-Blase, Immobilienblase, Kriege, internationale Krisen, Naturkatastrophen, und vieles andere mehr hatten die schöne neoliberale Theoriewelt als untaugliches Konstrukt aus dem Wolkenkuckucksheim entlarvt.
Die großen wirtschaftlichen Zusammenbrüche im Jahr 2000 und 2008 hatte niemand voraus gesehen.

Das Erstaunliche an Ökonomen ist, daß sie nicht wie Chemiker oder Physiker in dem Fall zu dem Schluß kamen „gut, unsere Theorie taugt offensichtlich nichts, wir müssen neue Denkmodelle entwickeln“.
Im Gegenteil, sie hielten hartnäckig an den soeben widerlegten Modellen fest und spülten noch 2009, als wir schon voll von der durch Deregulierungen geschaffenen Finanzkrise getroffen waren, die neoliberale Deregulierungspartei FDP mit Rekordergebnis in die Bundesregierung.

Das ist in etwa so, als ob man einem Kranken, der an schwerer Anämie leidet, einen Arzt aus dem Mittelalter heranschafft, der ihn dauernd zur Ader läßt.

Deutschland krankt an sozialer Kluft, daran, daß es keine Aufstiegsmöglichkeiten gibt. 
Nirgendwo in den OECD-Staaten hängt Bildung so sehr vom Portemonnaie der Eltern ab; nirgendwo herrscht einer Kinderfeindlichere Einstellung, nirgendwo werden Reiche so schnell reicher und nirgendwo herrscht eine krassere Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern.
Nach gut drei Jahren Schwarzgelb sind die Probleme schlimmer denn je, da neoliberale Fundis in der Regierung weiterhin aktiv das Geld zu den Habenden schaufeln.

Es kann kein Zufall sein, dass Deutschland in diesen Tagen konsequent auf den letzten Plätzen landet, wenn soziale Studien den Vergleich zu anderen Ländern anstellen. Wirtschaftlich scheint Deutschland ein Musterschüler, in Sachen Sozialkompetenz jedoch ein Komplettversager zu sein.

Unter 34 OECD-Ländern liegt Deutschland auf dem drittschlechtesten Rang, was das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen betrifft, so eine neue Studie der Organisation. Bei den Einkommen beträgt die Gehaltslücke durchschnittlich 22 Prozent - das ist eine bittere Erkenntnis. Richtig finster sieht es dann beim Rentengefälle zwischen Mann und Frau aus. Hier liegt Deutschland in der Statistik auf dem allerletzten Platz.

Es ist kein Zufall, dass in diversen Studien zur ökonomischen und sozialen Lage der Geschlechter fast identische Gründe für Deutschlands Dasein am unteren Ende der Skala angegeben werden. Die OECD benennt ausdrücklich den Mangel an qualifizierter, liebevoller und bezahlbarer Kinderbetreuung (der die Frauen in schlechter bezahlte Teilzeitjobs treibt) sowie die fehlende Gleichstellung der Geschlechter - exakt so argumentiert auch das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in seiner soeben veröffentlichten Untersuchung zur konstant niedrigen Geburtenrate.

 Ökonomen und Schwarzgelbe halten es mit Theorien wie Theologen.

Das ist, verglichen mit der Naturwissenschaft, genau der umgekehrte Weg: 
Hier steht am Anfang das Dogma, die Ideologie ist also die Konstante. 
Erst anschließend wird beobachtet und wenn sich die Realität nicht in das Dogma fügt, wird sie entweder manipuliert oder ignoriert.

Das funktioniert erstaunlich gut und hält lange vor. 
Über Jahrhunderte konnten religiöse Machthaber das Dogma des Geozentrismus aufrecht erhalten, indem sie die gegenteiligen Befunde, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für den Heliozentrismus‘ sprachen, als Ketzerei verurteilten.

Im Jahr 2012, über 200 Jahre nach der Geburt von Charles Darwin glauben die Hälfte der Amerikaner immer noch an den Creationismus und wehren sich gegen Evolution.

 Mit Verve kämpfen dieser Papst und Milliarden Religiöse weltweit gegen Homosexualität, die sie als un-NATÜRlich bezeichnen und für die Zerstörung der Gesellschaft verantwortlich machen. Dabei ist längst erwiesen, daß Homosexualität sogar absolut natürlich ist und bei allen Spezies vorkommt, daß sie einen evolutionären Nutzen hat, indem sie das Fortbestehen der Gene über Nichten und Neffen garantiert, wenn zu viele eigene Nachkommen die Ressourcen überfordern würden.
 Entsprechendes gilt bei Menschen: Schwule und Lesben sind ökonomisch deutlich leistungsfähiger und finanzieren durch ihre Steuern überdurchschnittlich stark die nächste Generation. Außerdem verbessern sie durch Vererbung die ökonomischen Bedingungen ihrer Neffen und Nichten, welche ohne schwule Onkel und lesbische Tanten schlechtere Voraussetzungen für ihre eigene Brut hätten.

Der Papst kann sich radikal gegen die offensichtliche Realität und Vernunft stellen, indem er beispielsweise behauptet Kondome verschlimmerten das AIDS-Problem und in den HIV-verseuchtesten Landstrichen der Erde gegen Safer Sex wettert.

Statt so einen Mann in eine Gummizelle zu stecken oder besser wegen Beteiligung am Totschlag nach Den Haag zu zerren, wird er aber im Bundestag mit standing ovations geehrt.

Aktuellstes Beispiel einer ideologisch gewonnenen „Theorie“ ist die hartnäckige Mehrheit der Amerikaner, die an freien Waffenbesitz glaubt.
 Nur er könne zur Sicherheit führen, obwohl die Realität mit einer hundertfach höheren Mordrate als in  Europa das Gegenteil beweist.

Great point by Keith Boykin (broadcaster, author and commentator) in response to Texas representative Louie Gohmert's suggestion that if the principal of Sandy Hook had had a gun, she could have taken off the attacker's head. Paraphrasing Keith: Adam Lanza's mom had guns--did they protect her? Guns are often turned on those who own them/have them in their households.

 Hartnäckig glaubt auch eine große Mehrheit der Amerikaner an die abschreckende Wirkung der Todesstrafe, obwohl die Anzahl der Gewaltverbrechen ein vielfaches der Rate in Europa beträgt - also Ländern, die alle die Todesstrafe abgeschafft haben.

Zum Schluß eine nette Theorie, die angeblich auch nicht bewiesen ist und der heftig widersprochen wird.

Ich lege mich aber schon aufgrund meiner jahrelangen Beobachtungen der politischen und religiösen Prozesse auf dieser Welt fest:

Die Theorie stimmt!

"Ich würde wetten, dass ein durchschnittlicher Bürger aus dem Athen vor 3000 Jahren, der plötzlich in unserer Zeit auftauchen würde, einer der hellsten und intellektuellsten Köpfe wäre. Mit einem guten Gedächtnis, einer großen Palette von Ideen und einem klaren Blick für das Wesentliche." Mit diesem Szenario beginnt der US-amerikanische Entwicklungsbiologe Gerald Crabtree einen zweiteiligen Fachartikel im Magazin "Trends in Genetics".

Crabtree stellt in dem Aufsatz die These auf, dass die Menschen bereits vor Jahrtausenden ihren intellektuellen Zenit erreicht hatten. Mit der Entwicklung eines sesshaften Lebensstils und verbesserten Überlebensbedingungen ging es langsam bergab. Denn seitdem konnten sich Mutationen im Erbgut ansammeln, die den Intellekt beeinträchtigen.
(Nina Weber 13.11.12)
 
Werden die Menschen immer dümmer?   Mit dieser Prognose verunsicherte US-Forscher kürzlich seine Spezies.

[…] Heiße Diskussionen um die Tendenz der Intelligenzentwicklung löste kürzlich der US-Forscher Gerald Crabtree aus. Der Entwicklungsbiologe von der kalifornischen Stanford University behauptete im Fachblatt "Trends in Genetics", dass die durchschnittliche Intelligenz des Menschen allmählich schwinde. Seine Theorie: Um zu Überleben und etwa bei der Jagd erfolgreich zu sein, war einst Intelligenz entscheidend. Wer nicht clever genug vorging, verhungerte. Nur die Schlauesten überlebten und vererbten ihre Intelligenz weiter. Rund 2000 bis 5000 Gene seien verantwortlich für die menschliche Intelligenz, so Crabtree.

Abwärts ging es vor einigen Tausend Jahren: Der Mensch ließ sich in größeren Gruppen nieder. Die Stärkeren fütterten die Schwächeren mit durch. Intelligenz war nicht mehr so entscheidend für das Überleben. Stattdessen rückte etwa die Widerstandskraft gegen Krankheiten in den Vordergrund. Weil dieser Selektionsdruck nachließ, begann die durchschnittliche Intelligenz langsam zu schwinden. Das gehe bis heute so, behauptet Crabtree.

Kein Crab!

Montag, 17. Dezember 2012

Schiffe, sinkende, Ratten, Flucht….



Vielleicht war es nur der Frust darüber, daß Europas begehrtester Mann, der italienische Adonis vergeben ist.

Silvio Berlusconi hat sich mit der 27-jährigen Francesca Pascale verlobt. Sie ist Mitglied der Initiative "Silvio, wir vermissen dich" und beweist schon damit ihren scharfen politisch-analytischen Verstand.

Guido Westerwelle ist möglicherweise eingeschnappt und reagiert aus enttäuschter Liebe so garstig auf den besten Italienischen Ministerpräsidenten aller Zeiten.


Sagenhaft.
Nun ist es passiert.
Glaubt er ernsthaft, er könne aus der Ferne die Themen des Wahlkampfes in einem anderen Staats diktieren?
Und ist er wirklich so verblödet, daß er annimmt in dieser Mega-Finanzkrise könne man ohne die Erwähnung des mächtigsten Akteurs der EU auskommen?

Aber Westerwelle  warnt eben überhaupt gerne alle und jeden.

Warnungen sind nämlich die optimale „Handlungsform“ für einen politisch Kastrierten wie ihn.
Ausrichten kann GaGa-Guido ohnehin nichts, weil ihn niemand in Deutschland ernst nimmt. Spätestens seit den Wikileaks-Veröffentlichungen weiß man mit Sicherheit, daß das in den Hauptstädten der Welt genauso gesehen wird.
Deutschlands Außenminister ist ein desinteressierter Politdarsteller ohne Hintergrundwissen und Durchblick. Auf internationaler diplomatischer Ebene also komplett zweckfrei.
Aus dieser unschönen Lage hat Gudio mit seiner Warn-Politik das Beste gemacht. 
Er warnt eben grundsätzlich. 
Und wenn es anschließend schief geht, kann er darauf verweisen wenigstens gewarnt zu haben. Geht es gut, ist es umso besser, dann kann er behaupten man hätte sich nach seinen Warnungen gerichtet.

Eine Win-Win-Situation im politischen Paralleluniversum des kleinen Diplomaten-Azubis Guido. 
»Ich kann das syrische Regime nur warnen: Ein Einsatz von Chemiewaffen wäre völlig inakzeptabel«

2012

»Ich warne vor dem Irrtum, Islam mit Gewalt gleichzusetzen und politischen Islam mit Fundamentalistischem Islamismus«

2012

»Ich warne davor, alle arabischen Länder in einen Topf zu werfen«

2012

»Ich warne davor, militärische Optionen in den Raum zu stellen. Das sind (...) Debatten, die die iranische Führung eher stärken als schwächen«

2011

»Ich warne davor, dass in Europa der Annäherungsprozess der Türkei als etwas Gönnerhaftes behandelt wird«

2011

»Ich warne davor, ein Land nach dem anderen ins Gerede zu bringen«

2011

»Ich warne davor, dass der Eindruck in Ägypten erweckt wird, der Westen wolle dem ägyptischen Volk vorschreiben, wer es führen soll«

2011

»Ich warne vor einem schleichenden Sozialismus in Deutschland«

2009
(Alles Westerwelle, zitiert nach ZEIT 13.12.12)
 Diese Regierung ist reine Comedy - bestenfalls.

Kann man über Guido wenigstens noch herzlich lachen, sind die anderen FDP-Minister, die eben nicht nur als Lobbyisten-Sockenpuppen Klientelbedienung betreiben, sondern auch noch kontinuierlich mehr Chaos anrichten, ein Grund um zu Antidepressiva zu greifen.

Daß alle FDP-Wahlversprechen vom einfacheren, niedrigeren und gerechteren Steuersystem längst Makulatur sind, muß gar nicht weiter erwähnt werden. 
Mit der FDP wird es aber eben nicht nur NICHT BESSER, sondern kontinuierlich schlimmer, weil sie an der Talibanisierung der deutschen Bildungs-, Sozial-, Steuer-, Euro-, Energie, Pflege-, Gesundheits- und Subventionspolitik mitwerkelt.
Sogar das Bildungsfernhaltegeld, die sogenannte Herdprämie wurde von der FDP beschlossen.

Das reicht inzwischen auch den hartgesottensten Neoliberalen.
Politik, die so schlecht und so chaotisch gemacht wird, können nicht einmal mehr die von der FDP beschenkten Lobbyisten ertragen.
Eric Schweitzer, designierter Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) ist aus der FDP ausgetreten. Nach Informationen des Handelsblatts (Montagausgabe) aus Parteikreisen will FDP-Generalsekretär Patrick Döring Anfang kommenden Jahres versuchen, den prominenten Unternehmer zu einer Rückkehr zu den Liberalen zu bewegen.

Der Abgang von Eric Schweitzer trifft die Partei zur Unzeit. Mit dem 47-jährigen Familienunternehmer, Mitinhaber der Berliner Recyclinggruppe Alba, ginge den in den Umfragen schwächelnden Liberalen ein wichtiges Aushängeschild für den Bundestagswahlkampf 2013 verloren. Der DIHK spricht für 3,6 Millionen Unternehmen, vor allem kleinere und mittlere Unternehmen.
 Die Rösler-Truppe ist ein derartiger Mühlstein um den Hals, daß selbst die FDP-affinsten Ratten nun das Weite suchen.
Vor dem Wahljahr 2013, mit den wichtigen Entscheidungen in Niedersachsen, Bayern und im Bund, will keiner mehr mit den Hepatitisgelben in Verbindung gebracht werden.

Die Talkshow-Ikone Hans-Olaf Henkel hatte als Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) bis 2005 massiv für die FDP geworben, der Partei aber im Dezember 2011 aufgrund deren „Abkehr vom Prinzip des Liberalismus“ (zitiert nach Wikipedia) keine Zukunft bescheinigt. 
Nun vertritt Henkel die „freien Wähler“.

Tja Rösler, da jetzt auch die Arbeitgeberverbandschefs den Daumen gesenkt haben, würde ich empfehlen Deinen Laden zuzumachen.
Es hat ohnehin keinen Sinn mehr bei Wahlen anzutreten. Euch will niemand mehr. Und womit? Mit Recht!
 Der Vorgang ist symptomatisch für die verzweifelte Lage der FDP nur einen Monat vor der so wichtigen Landtagswahl in Niedersachsen. Den Liberalen geht die Stammkundschaft von der Fahne, und die Parteispitze versucht alles, um es zu verhindern. Die FDP kämpft um nicht weniger als das politische Überleben. Doch der Ausgang dieses Kampfes ist ungewisser denn je.
Fassungslos blickt die liberale Führung seit Monaten auf die Zahlen der Meinungsforscher. Es tut sich einfach nichts, die FDP krebst weiter im demoskopischen Keller herum. Auch das Institut GMS macht an diesem Montag keine Hoffnung: Bundesweit liegt die Partei bei vier Prozent. In Niedersachsen sieht es nicht besser aus. Linderung ist nicht in Sicht. Stattdessen stellt sich die Frage: Wer soll die FDP eigentlich noch wählen?

[….]  Beim letzten Elite-Panel des Wirtschaftsmagazins "Capital" äußerten sich mehr als 90 Prozent der befragten Führungskräfte unzufrieden über den FDP-Chef. […] Derweil sucht auch die Basis das Weite: Tausende Mitglieder haben die Freien Demokraten verloren, seit sie mit ihrem Rekordergebnis in die Bundesregierung eingezogen sind. Zum Jahreswechsel 2011/2012 zählte die Partei noch 63.123 Mitglieder, Ende Juni 2012 waren es nur noch 60.181 - ein Minus von fast fünf Prozent. Schon in den zwölf Monaten zuvor hatten sich 5400 Mitglieder verabschiedet. Immer wieder gab es in diesem Jahr Berichte aus der Provinz, dass ganze Orts- oder Kreisverbände geschlossen ausgetreten seien. Jüngst meldeten sich neun von 14 Freidemokraten im brandenburgischen Städtchen Templin ab - weil unter dem Label der FDP "kein Blumentopf mehr zu gewinnen" sei, wie es einer formulierte.
 (Florian Gathmann und Philipp Wittrock, Spon, 17.12.12)

Sonntag, 16. Dezember 2012

Rückblicke



Jetzt bricht wieder die nervige Zeit der Jahresrückblicke an.
 In vielen Kategorien werden die besten und auffälligsten Gestalten 2012 gesucht.
 
Eine besonders harte Nuss ist die Wahl zum dümmsten Spruch des Jahres 2012, die der Ketzerpodcast durchführt.

Ich schließe mich dabei übrigens dem derzeit (sehr knappen) Mehrheitsvotum an und stimme ebenfalls für Thierse als verbaler Vollhonk des Jahres.
In der DDR gab es keinen Religionsunterricht an den Schulen, keine Militärseelsorge, keine öffentlichen Bekenntnisse. Und siehe da, das Ding ging unter!
(Wolfgang Thierse)

 Ein anderer Sieger eines Jahres-Polls ist Nordkoreas neuer Obermacker Kim Jong Un, der die bizarre Juche-Kommunistische Familiendiktatur nun in der dritten Generation leitet.

Die Wahl Kim Jong Uns zu Times „Man Of The Year“ stellte sich zwar bald als Hacker-Scherz heraus, aber gepasst hätte es. 
Nordkoreas Diktator Kim Jong Un erfreut sich im Internet offenbar großer Beliebtheit. Bei der Leserabstimmung zur "Person des Jahres 2012" auf der Internetseite des "Time"-Magazins erhielt Kim 5,6 Millionen Stimmen - und gewann damit mit großem Vorsprung. Die renommierte US-Zeitschrift teilte allerdings mit, dass das Ergebnis größtenteils auf Kampagnen verschiedener Hacker-Gruppen zurückzuführen sei. Diesen hätten den Diktator mit speziellen Klick-Programmen nach vorne gebracht.
(Spon 13.12.12)
  Warum auch nicht?

Das TIME-magazine hatte auch schon Arschgeigen wie Haile Selassie I. (1935), Hitler (1938), Stalin (1939), Ayatollah Khomeini (1979), Newt Gingrich (1995), George W. Bush (2000, 2004) und Marc Zuckerberg (2010) erwählt.

Kim Jong Un ist tatsächlich in den letzten zwölf Monaten weltweit gegenwärtig geworden. 
Dafür daß am Todestag seines Vater Kim Jong Il, dem 17.12.2011 noch niemand Jong Uns Namen kannte, hat sich der Nachwuchs-Diktator in einer beeindruckenden PR-Offensive in die Weltöffentlichkeit katapultiert!

Jeder Facebook-User kennt sein Gesicht, man klickt auch Blogs wie „Kim Jong Un looking at things.

Als the Onion ihn am 14.11.12 zum „Sexiest man alive“ hochjazzte, verbreiteten chinesische Nachrichtenagenturen die Meldung weiter.
The Onion is proud to announce that North Korean supreme leader Kim Jong-un, 29, has officially been named the newspaper’s Sexiest Man Alive for the year 2012.

With his devastatingly handsome, round face, his boyish charm, and his strong, sturdy frame, this Pyongyang-bred heartthrob is every woman’s dream come true. Blessed with an air of power that masks an unmistakable cute, cuddly side, Kim made this newspaper’s editorial board swoon with his impeccable fashion sense, chic short hairstyle, and, of course, that famous smile.

“He has that rare ability to somehow be completely adorable and completely macho at the same time,” Onion Style and Entertainment editor Marissa Blake-Zweibel said. “And that’s the quality that makes him the sort of man women want, and men want to be. He’s a real hunk with real intensity who also knows how to cut loose and let his hair down.”

The online version of China's Communist Party newspaper has hailed a report by The Onion naming North Korean dictator Kim Jong Un as the "Sexiest Man Alive" – apparently unaware it is satire.

The People's Daily ran a 55-page photo spread on its website Tuesday in a tribute to the round-faced leader, under the headline "North Korea's top leader named The Onion's Sexiest Man Alive for 2012."
 Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es sinnvoll ist, sich über das Nordkoreanische Terrorregime lustig zu machen.

Das Volk hat da recht wenig zu lachen.
Ein Kasernenstaat, in dem 22 Millionen Menschen eingesperrt sind, davon 1,2 Millionen als Soldaten. Sechs Millionen stehen als Reservisten bereit. Schon 1978 schätzte die CIA, dass 12 Prozent der Männer zwischen 17 und 49 Jahren regulären Armeedienst leisteten: »Ein Höchst stand«, bilanzierte die CIA, »den nur Israel übertrifft.« Die forcierte Hochrüstung unter der »Armee zuerst«-Politik erniedrigte das Volk buchstäblich:

Laut einer Studie von UN und EU aus dem Jahr 2002 ist ein siebenjähriger Nordkoreaner im Schnitt 20 Zentimeter kleiner und 10 Kilo leichter als sein Landesbruder im Süden. Und es ging immer rasanter bergab. Die Wirtschaft schrumpfte seit Mitte der neunziger Jahre innerhalb von zehn Jahren um 40 Prozent. Fluten (1995/96) und Dürren (1997) von biblischem Ausmaß – mit verursacht durch die Abholzung der Wälder – führten zum Hungertod von zwei Millionen Menschen. Hunderttausende suchten Rettung in China. Auch heute treibt die Hoffnung auf ein besseres Leben Nordkoreaner über die Grenze, obwohl auf Flucht Lager, Folter oder Todesstrafe stehen. Etwa 200 000 Menschen vegetieren im Gulag; die früheren 14 Lager sind zu sechs Strafkolonien zusammengelegt worden. Rund die Hälfte der Opfer sind politische Gefangene, für die Sippenhaft gilt. Wer zu fliehen versucht, hat die öffentliche Hinrichtung im Beisein eingesperrter Verwandter zu gewärtigen.
 (DIE ZEIT 13.12.12)
 Neben dem PR-Coup um seine Person hat Kim Jong Un auch einen großen politischen Erfolg zu verzeichnen, indem es ihm erstmals gelang so eine Art Interkontinentalrakete zu starten.
Zwar ist er technisch noch Lichtjahre davon entfernt die USA oder Europa tatsächlich mit einem Atomsprengkopf zu treffen, aber allein die Vorstellung läßt den Westen so sehr schlottern, daß Nordkorea nun ein gewaltiges Verhandlungspfand in der Hand hat. 
Eine Rakete des Typs Unha-3 hat "ein Objekt" in den Erdorbit gebracht, wie es das Nordamerikanische Luft- und Weltraum-Verteidigungskommando (Norad) formulierte.

[…] Nordkoreas Raketenstart [hat] den Westen doppelt überrascht. Anders als beim letzten Raketentest, zu dem sogar die internationale Presse geladen war, hat Pjöngjang diesmal auf großes Tamtam verzichtet - und sogar technische Probleme und eine Verschiebung des Starts vorgetäuscht. Zudem ist es einigermaßen verblüffend, dass es den Ingenieuren von Diktator Kim Jong Un überhaupt gelungen ist, den Start im vierten Anlauf pannenfrei hinzubekommen. […]

"Dieser Start stärkt die Glaubwürdigkeit der Nordkoreaner, wenn sie behaupten, mit ihren Raketen die USA treffen zu können", sagte James Schoff vom Carnegie Endowment for International Peace. "Das kann man jetzt nicht mehr so einfach abtun."
 Unsereins steht immer wieder fassungslos vor dem Kim-Regime und wundert sich, daß es so einen grotesken Kult in der echten Realität gibt.

Vom Himmel gefallen ist die politische Situation in Korea aber nicht.

1000 Jahre lang bildete die Halbinsel Korea ein einheitliches Königreich, welches sich immer wieder Angriffen aus Japan und der Mandschurei erwehren mußte.

1910 annektierte Japan ganz Korea und beutete es als Kolonie aus. Die Grausamkeiten der Besatzungsarmee waren extrem - aber Japan konnte sich das Vorgehen leisten, da es eine geheime Übereinkunft gab,
„die 1905 zwischen dem US-Kriegsminister und späteren Präsidenten William H. Taft und Japans Außenminister geschlossen worden war. Darin billigte Washington, dass Asiens neue, dynamische Großmacht Japan die Herrschaft über Korea an sich riss. Als Gegenleistung erkannte Tokio das koloniale Regime der USA über die Philippinen an.“
(DIE ZEIT 13.12.12)
 Diese eigenartigen Asiaten galten Amerika als Verhandlungsmasse, die keine eigenen Rechte besaßen. Dementsprechend konnte man sie meucheln und ausbeuten - gedeckt und für gut befunden von den beliebtesten US-Präsidenten und der bis heute geltenden Verfassung.
Spanien hatte einst die Philippinen kolonialisiert und christianisiert.
Allerdings erdreisteten sich die Unterjochten vor rund 100 Jahren unabhängig werden zu wollen und riefen 1898 die Republik aus.
Das brachte die USA auf den Plan - so ging es ja nun nicht, daß Nicht-Weiße plötzlich machen was sie wollen - die Amerikaner erklärten den Krieg. Von 1899 bis 1902 killten sie dann etwa eine Million Philippinos (20 % der Gesamtbevölkerung) und das Land wurde zur amerikanischen Kolonie.
So dehnte sich das christlich-imperiale Amerika tief in den Pazifik aus.
The land oft he free.
Noch heute haben die USA Hoheitsrechte über 23 Militärstützpunkte auf den Philippinen.
Mit Farbigen kann man es ja machen.
Beim Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg - was sich tatsächlich als ein Segen für Europa heraus stellte - gab es also große amerikanische Flottenstützpunkte auf Hawaii und den Philippinen.
Dort lebten reiche Amerikaner ein HERRLICH koloniales Leben.
In der Navy war alles klar geregelt:
Schwarze durften dienen, servieren, putzen und Kohlen schaufeln. Nicht aber mit den Weißen zusammen arbeiten. Schwarze Offiziere waren verboten, Schwarze und Gelbe saßen hinten im Bus.
Nach dem Beginn des Kriegs im Pazifik (Pearl Harbor, 7. Dezember 1941) war in den USA klar, wie man mit diesen „Gelben“ umzugehen hatte - sie wurden weggesperrt.
Alle. Auch die Amerikaner.
Rasse allein war das Kriterium, um Menschen zu enteignen, zu entwürdigen und entrechten.
Etwa 120.000 Japan-stämmige Menschen - davon 62 % amerikanische Staatsbürger wurden in War Relocation Centers zusammen gepfercht.
Eine Kriegs-Umsiedelungs-Behörde sorgte dafür, daß niemand diesen Lagern entkam.
Die Christen in Gods Own Country fanden das nicht im Geringsten verwerflich und so dauerte es bis 1992 (!!!!), daß eine Entschuldigung ausgesprochen wurde.
Der große Superpräsident Ronald Reagan, die Ikone der Freiheit („Tear down this wall, Mr. Gorbatschow“) mochte so einen Satz nicht über die Lippen bringen.
 Bekanntlich verstanden sich die pazifischen Co-Kolonialmächte Japan und USA nicht immer. 

Am 10. August 1945, nachdem Amerika soeben auch Nagasaki mit einer Atombombe ausradiert hatte, beschlossen ein paar untergeordnete Militärs in Washington Japans ehemaligen Kolonien mit der Sowjetunion zu teilen. 
Willkürlich zog man am 38. Breitengrad eine Grenze.

Die Koreaner selbst waren zu dem Zeitpunkt begeistert davon die verhassten Kolonialmächte von der östlichen Nachbarinsel loszuwerden. 
Man hätte sich gerne wieder selbst gehört.
 Man hätte sogar demokratisch gewählt - aber, und das ist ein großes ABER: Die Ergebnisse müssen schon passen.
Amerika akzeptiert nur Demokratien, die genehme Wahlergebnisse generieren. Wenn wie in Palästina die Hamas oder wie in Algerien die FIS* gewinnen, dann will der Westen doch keine Demokratie und unterstützt stattdessen lieber Besatzungsarmeen oder Militärdiktaturen. 
* (1991 hatte das algerische Militärregime die algerischen Wahlen abgebrochen, als sich ein Sieg der Islamischen Heilsfront (FIS) abzeichnete. Die fundamentalistische FIS forderte einen Gottesstaat und ist in Algerien verboten.
„Tried it once, didn’t like it!“ war dann das einhellige Fazit des Maghreblandes.)
 Auch in Korea drohten 1945 nicht-amerikagenehme Ergebnisse.
Spontan formierten sich überall im Lande lokale Selbstverwaltungsorgane. Am 6. September beschlossen ihre über 1000 Delegierten in Seoul die Gründung der Volksrepublik Korea, um sich den ankommenden Amerikanern wieder als selbstständiger Staat zu präsentieren. Die neue Regierung war linksorientiert, aber legitimiert. Auch im südlichen Teil wünschten sich 70 Prozent der Bevölkerung den Sozialismus, 14 Prozent bevorzugten den Kapitalismus, nur 7 Prozent den Kommunismus. Das ergab noch 1946 eine Umfrage der US-Militärregierung. Am 8. September 1945 führte Generalleutnant John R. Hodge seine US-Truppen nahe Seoul an Land. Zur Begrüßung schickte ihm die neue Regierung drei Englisch sprechende Koreaner entgegen. Doch der Kommandeur hatte den Befehl, keine Repräsentanten einer provisorischen Regierung zu empfangen. Das US-Militär zog in Seoul ein und übernahm sogar Beamte der bisherigen japanischen Besatzer für die Verwaltung. Zum zweiten Mal fühlten sich die Koreaner von Amerika verraten. […] [Franklin D. Roosevelt] hielt das 1910 von Japan annektierte Korea für »nicht reif genug«, sich selbst zu regieren. Deshalb gewann er die Briten und die Chiang-Kai-shek- Regierung in China 1943 dafür, die Halbinsel 20 bis 30 Jahre lang von den Großmächten verwalten zu lassen. Mit welcher »Reife« die USA selbst dieses Projekt angingen, ließ ihr damaliger Außenminister Edward Stettinius erkennen, als er noch 1945 einen Untergebenen bat, ihm zu zeigen, wo Korea liege. Die Aufteilung zerreißt eine alte Nation, die ihren einheitlichen Staat rund neun Jahrhunderte vor den Vereinigten Staaten bildete.
(DIE ZEIT 13.12.12)
Daß Kim Jong Uns Großpapa Kim Il Sung als Major der Roten Armee und Chef der nördlichen Besatzungszone auf die Anweisungen Stalins pfiff und sich erdreistete der Kolonialmacht USA zu widersprechen und Korea den Koreanern zurückgeben wollte, entsetzte die Amis!
Ein selbstständiges Korea hätte die USA um ihre schöne Kriegsbeute betrogen.
Die 40 Jahre von Japan unterdrückten und drangsalierten Koreaner sollten keinesfalls frei und demokratisch leben dürfen!
Dafür überzogen sie die Halbinsel mit Krieg. Und was für einen! 
Die Bilanz des Krieges war schrecklich: drei Millionen Tote, fünf Millionen Flüchtlinge und eine Million bis heute getrennte Familien. Es gab weder einen Sieger noch einen Frieden, nur den Waffenstillstand von Panmunjeom am 27. Juli 1953; Grenze blieb der 38. Breitengrad.

Der Friedensbruch durch Kim Il Sung hatte für die USA fast alle Waffen geheiligt. Der Krieg war gerade zwei Wochen alt, als US-General Douglas Mc Arthur, der die UN-Truppen in Korea führte, nach nuklearen Sprengsätzen rief. Er bekam sie nicht. Stattdessen ließ die Air Force Tausende Tonnen Napalm auf Nordkorea regnen. Schließlich mahnte selbst Englands Premier Winston Churchill: Niemand habe sich bei der Erfindung von Napalm vorstellen können, dass es einmal über eine ganze zivile Bevölkerung »versprüht« werden würde. Städte sanken in Schutt und Asche, große Dämme wurden bombardiert (was seit 1949 als Kriegsverbrechen galt). 1952 war vor allem die nördliche Hälfte dem Erdboden gleichgemacht. Die Menschen lebten, wohnten, lernten, produzierten im Untergrund. Es war vor allem dieser Krieg – und die darauf folgende jahrelange Stationierung von US-Atomraketen in Südkorea –, die den Wunsch der Kims bestimmte, Land und Regime durch Nuklearwaffen zu sichern.
(DIE ZEIT 13.12.12) 
Es ist nicht zu rechtfertigen, wie drei Generationen Kim-Diktatoren ihr eigenes Volk quälen.
 Aber daß es eine ausgeprägte Feindschaft gegenüber Kolonialmächten im Allgemeinen und Amerika im Besonderen gibt, ist psychologisch zu verstehen.
Die Kims haben gesehen, wie Amerika mit missliebigen Ländern umgeht, die wie der Irak oder Afghanistan KEINE Atomwaffen haben.
Sicher gegen erneute von Amerika aufgezwungene Kriege ist man nur mit Massenvernichtungswaffen.
Das haben Kim Jong Il und Kim Jong Un verstanden.
Das ist aber auch ein naheliegender Schluß Achmadinedschads.

Kim Jong Un ist sicher kein Sympath und ich bemitleide ihn nicht, weil er zum Gespött der Satiriker wird.
Aber da findet eben auch Weltpolitik statt, die man erst nehmen muß.