Samstag, 3. März 2018

Trumpismus kriecht in alle Hirne


Das ist wie so vieles eine Folge der inzestuösen Informationsblasen, in denen wir jetzt alle leben.
Wir sind es gewöhnt, daß man uns zustimmt, verachtet diejenigen, die ganz anders denken und erwartet von anderen nach unseren Regeln zu spielen. Tun sie das nicht, werden sie ignoriert, blockiert, denunziert, gemeldet oder auch bekämpft.
In meiner Facebookwelt gefällt jedem die Musik, die ich mag.
Die Freundschaftsanfrage des Typs mit der Gabalier-Vorliebe und den Helene-Fischer-Songs würdige ich erst gar keiner Überlegung.
Das Internet macht es möglich; trotz Globalisierung und rasant fortschreitender Diversität wird das direkte Umfeld immer homogener.
Insbesondere werden aber die Meinungen in diesen Mikrowelten immer homogener, weil erstens das Gatekeeping des klassischen Journalismus an Bedeutung verliert, zweitens die Anonymität des Internets alle Hemmungen fallen lässt und drittens der Zerfall der Gesellschaft lauter kleine Echokammern hervorbringt, in denen man sich ständig überbietet.
Seit Parkland lese ich wieder in alle drei Minuten von der ungeheuren Macht der NRA, den drei Millionen Dollar, mit denen sie den lokalen Senator Marco Rubio kaufte, oder auch den dreißig Millionen, die sie in die Trumpkampagne investierte. Mit dem Erfolg, daß sich Trump stets als größter Waffenfreund überhaupt präsentierte und bei jedem Auftritt pathetisch prahlte wie sehr er das Second Amendment liebe.
Im Trump-Mikrokosmos existieren keine NRA-Kritiker. Die tödlichste Lobbyorganisation der Welt mit ihren fünf Millionen Mitgliedern erscheint tatsächlich übermächtig und unüberwindbar. GOP-Politiker werden nicht wiedergewählt, wenn sie es wagen den völlig grotesken Wayne LaPierre zu kritisieren.
Zöge man die Blende nur ein kleines bißchen weiter auf, bemerkte man, daß in Amerika 330 Millionen Menschen wohnen, von denen gerade mal 1,5% NRA-Mitglieder sind.
Wenn in der zuletzt von einem der üblichen US-Schoolshootings betroffenen Stoneman Douglas Highschool nicht zufällig ein paar extrem eloquente, medientaugliche und kluge Schüler wären, würde man im Raumschiff Washington weiterhin glauben, die 1,5% der NRAler wären die große Mehrheit der Amerikaner.
Emma Gonzales gegen Dana Loesch, David Hogg gegen die Verschwörer und Ryan Deitsch, der sagte was er von seinem Gouverneur hält, nämlich nichts, sind erstaunlich effektiv.


Solche Infoblasen-Überlappungen sind selten.
Mächtige NRAler, die sich mit unzufriedenen Teenagern rumärgern müssen sind unüblich.
Man begibt sich nicht ins „Feindeslager“, bleibt in seiner Comfort Zone.

Mopo-Kolumnist Harald Stutte schrieb gestern in seinem Leitartikel etwas, das sicher von der riesigen Mehrheit der Deutschen, die sich über Russlands Präsidenten echauffieren, unterschrieben würde: Putin spielt nicht nach unseren Regeln, ist nicht zuverlässig, also dürfen wir mit ihm (Putin ist inzwischen zum Synonym für die Russen, den Kreml und Russland geworden) nicht paktieren.

[….] Ja, eine Partnerschaft mit Russland ist wünschenswert und auf lange Sicht existenziell wichtig. Bedingung dafür ist Fair Play – von beiden Seiten. Putin wirbt nicht um Partnerschaft. Anders als die Sowjets bietet er keine gesellschaftliche Alternative an. […]
(Mopo, 02.03.2018)

Klingt irgendwie nett. Natürlich möchte man Partnerschaften, bei denen Fair Play gilt.
Aber Stutte ist, wieder einmal, auf dem Holzweg. Denn Fair Play spielt in der Realpolitik keine Rolle. Es ist keine Diplomatie nur mit den netten fairen Leuten zu sprechen, mit denen man ohnehin übereinstimmt.
Diplomatie ist es einen Modus Vivendi mit denen zu finden, mit denen man radikale Meinungsunterschiede hat. Mit den Arschlöchern zu kommunizieren, mit den Feinden zu verhandeln, mit den Staaten zu verhandeln, die einen hintergehen und unfair behandeln.

Wir können uns im Gegensatz zu dem was Stutte glaubt, nämlich nicht aussuchen wer das größte Land der Erde regiert.

Stutte ist dem gleichförmige-Blasen-Gift erlegen. Wir spielen nicht mit denen, die wir nicht mögen.

"In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt."
(Egon Bahr am 3. Dezember 2013)

Die GWB-Administration, von der man vor Trump dachte, sie wäre für immer die schlechteste US-Regierung aller Zeiten, begriff diese Basics auch nicht.
Die USA unter Bush-Junior stellen die Gespräche mit dem Iran, mit dem Irak, mit Nordkorea ein. Als am 12.09.2001 Teheran seine umfassende offizielle und geheimdienstliche Hilfe anbot um die WTC-Täter zu fassen, lehnte Washington barsch ab. Von „denen“ wollte sich die im Stolz so verletzte Nation nicht helfen lassen.
Rumsfeld und Cheney teilten die Welt in Freunde und Gegner. Mit den Gegnern sprachen sie nicht mehr.
Ein katastrophaler Fehler, der die Welt in Flammen setzte.
Das diametrale Gegenteil wäre richtig gewesen – man hätte die diplomatischen Kanäle zu den Kritikern der US-Politik weit öffnen und nicht schließen müssen.

Deniz Yücel ist frei, weil Gabriel und Schröder mit den Typen in Ankara gesprochen haben, mit denen keiner sprechen will und deren Politik man zu 100% ablehnt.
Diplomatie ist es, sich nicht kaufen zu lassen, keine schmutzigen Deals einzugehen und dennoch etwas zu erreichen. Schröder ging mit Merkels Rückendeckung nach Ankara und lehnte Erdogans Forderung nach Auslieferung geflohener türkischer Offiziere ab. Aber er ging eben doch die diplomatischen Schritte, die mit Yücels Freilassung bewirkten.

[….] Es ist Zeit, an­ge­sichts ei­ner Po­li­tik mi­li­tä­ri­scher Dro­hun­gen und wirt­schaft­li­cher Sank­tio­nen die fried­li­che Kon­flikt­be­wäl­ti­gung mit­hil­fe der Di­plo­ma­tie zu lo­ben.
Wie schnell heu­te die Freu­de über die Frei­las­sung von Deniz Yücel bei ei­ni­gen ver­hallt: Noch am Tag sei­ner glück­li­chen Heim­rei­se stel­len sie den di­plo­ma­ti­schen Er­folg un­ter Ge­ne­ral­ver­dacht. Es ist ge­ra­de­zu er­bärm­lich, wie die „Tee­stun­de“ von Gos­lar dif­fa­miert wird, die­ser Ver­such Ga­bri­els, mit ei­ner Ges­te der Gast­freund­schaft ge­gen­über sei­nem tür­ki­schen Kol­le­gen Mev­lüt Çavuşoğlu das Eis zu bre­chen. Ei­nen Au­ßen­mi­nis­ter, der sich nur mit de­nen trifft, die glei­cher An­sicht sind, kann man sich spa­ren.
Wel­che Wege war Brandt ge­gan­gen, um den Ost-West­Kon­flikt zu ent­span­nen? 1970 fuhr er nach Mos­kau zu Leo­nid Bre­schnew, ei­nem Dik­ta­tor, der den Pra­ger Früh­ling hat­te nie­der­schla­gen las­sen. In sei­ner No­bel­preis­re­de er­klär­te Brandt spä­ter, es ge­hö­re zu den Här­ten im Le­ben ei­nes Re­gie­rungs­chefs, „dass er nicht im­mer al­les sa­gen darf, was er denkt; dass er, um des Frie­dens wil­len, sei­nen Ge­füh­len nicht im­mer frei­en Lauf las­sen kann“.
Im Wes­ten hat die Uni­on die Ost­po­li­tik an­ge­fein­det. Für uns im Os­ten war sie die ein­zi­ge rea­le Hoff­nung auf Ände­rung, auch wenn es manch­mal Schmer­zen be­rei­te­te, wenn DDR-Macht­ha­ber die west­li­che Be­suchs­di­plo­ma­tie als Zu­ge­ständ­nis im Sys­tem­wett­lauf deu­te­ten.
Eine Bun­des­re­gie­rung be­kommt nichts, ohne da­für et­was zu bie­ten, we­der da­mals noch heu­te. Schon die DDR kann­te de­ren Fi­nanz­kraft. Sie er­hielt meist Geld da­für, Häft­lin­ge in den Wes­ten zu ent­las­sen. Und sie durf­te auf eine sym­bo­li­sche Auf­wer­tung ih­rer Re­gen­ten hof­fen. Kon­flik­te wur­den so ent­schärft, man nennt es auch Re­al­po­li­tik. Hät­te der Wes­ten mehr er­reicht, wenn er laut von Re­gime-Chan­ge ge­tönt hät­te?
Eine Re­gie­rung hat kei­nen Rechts­an­spruch auf Ver­trau­en. Aber es gibt auch kei­nen Grund, Di­plo­ma­tie un­ter Ge­ne­ral­ver­dacht zu stel­len. Brandt warn­te vor den „Ver­ba­lis­ten“, die auf Stand­punk­ten be­harr­ten, aber nichts er­reich­ten. Po­li­tik dür­fe nicht mit Ju­ris­te­rei ver­wech­selt wer­den. Der Kreml sei kein Amts­ge­richt.
Die­ser Satz gilt auch heu­te für den Kreml, lei­der auch für An­ka­ra und wo­mög­lich bald für Bu­da­pest und War­schau. Ob Sank­tio­nen der De­mo­kra­tie zum Durch­bruch ver­hel­fen? [….]
(Stefan Berg, DER SPIEGEL, Heft 08/2018)

Trumps Hau-Drauf-Rhetorik gefällt seiner Base, hilft aber politisch nicht weiter.
Wir müssen uns stattdessen mit denen arrangieren, die wir nicht mögen.

Freitag, 2. März 2018

Trump kann nichts, auch nicht Wirtschaft.



Der selbsternannte „Dealmaker“ mit dem dicken Hintern und dem orange-farbigen Mob auf der Birne, hat wie beinahe alles in der Politik auch die Businesswelt nie verstanden.
Er hält parasitäres Geschäftsgebaren für vorbildlich, weil das seiner zutiefst egomanen und destruktiven Persönlichkeit entspricht.
Ein guter Deal ist für Trump ein Vertrag, bei dem sein Geschäfts-Partner genötigt und betrogen wird.
Die Prinzipien vom beiderseitigen Nutzen, von der Nachhaltigkeit und dem Allgemeinwohl sind ihm völlig unbekannt.
Der erpresst Geschäftspartner, er droht mit Prozessen, er betrügt, lügt und er bezahlt nicht. Er lässt Handwerker auf ihren Rechnungen sitzen, hinterlässt verbrannte Erde.
Die New Yorker High Society, die vielen so viel reicheren Milliardäre der Börsenhauptstadt der Welt fanden Trump seit Jahrzehnten außerordentlich amüsant. Bei dem grotesken Protzer kommt Stimmung auf.
Aber niemand machte mit ihm Geschäfte, weil jeder weiß wie unseriös, unzuverlässig und niederträchtig Trump agiert.
In der großen weiten Wirtschaftswelt ist dennoch genug Platz für Trump. Er ist ein Milliardär der niederen Chargen, verfügt über keinerlei weltbewegendes Knowhow wie etwa Microsoft, Apple, Google, Amazon. Er produziert keine technischen Innovationen, keine Medikamente. Und Trump ist auch bei weitem nicht so reich wie etwa Gates oder Buffett oder Bloomberg oder Bezos.
Der Geschäftsmann Trump ist ökonomisch verkraftbar für die Welt, es gibt immer genügend Doofe, denen er seinen billig in China produzierten Tand andrehen kann.

Als Präsident müßte man allerdings die Gesamtwirtschaft im Auge haben. Wenn einer auf Kosten eines anderen einen lukrativen Deal macht, ist das kurzfristig gut für den einen und kurzfristig schlecht für den anderen.
Langfristig ist es aber für alle schlecht, da das Vertrauen zerstört wird und der eben Betrogene den Fehler nicht immer wieder machen wird.

Die deutsche Bundesregierung begreift das auch nicht so recht, wenn sie sich immer mit den Exportüberschüssen brüstet. Dabei ist eine Exportstärke nichts anderes als eine Importschwäche.
Wenn durch Exporte laufend sehr viele Milliarden ins Land gezogen werden, fehlen diese Gelder in anderen Ländern. So haben wir Griechenland mit auf dem Gewissen. Die Weltökonomie kann nicht existieren, wenn alle nur exportieren.

Noch blöder ist nur der Depp im Weißen Haus, der Handelskriege ganz toll findet. Man gewänne sie ganz leicht und lebe dann dauerhaft auf Kosten der anderen Nationen.



Er denkt eindimensional und kurzfristig.
Daher hob er auch Umweltschutzbestimmungen auf, erlaubte Ölbohrungen in Naturschutzgebieten.
Für Trump ist Wirtschaft nichts anderes als Ausbeutung. Daß man Länder, die Umwelt oder Ressourcen nicht endlos ausbeuten kann, begreift er nicht und sägt begeistert an dem Ast auf dem Amerika sitzt.

Die allgemeine politische und ökonomische Inkompetenz des Weiße Hauses ist so gewaltig, daß sich die EU erst gar nicht bemüht mit Trump ins Gespräch zu kommen.
Stattdessen versucht es Herr Juncker mit gezielten Tritten in die Genitalien der GOP-Strippenzieher im Kongress. Zölle auf Whiskey und Motorräder.
Vielleicht kann er sie so aufschrecken, daß sie Trumps Strafzollpolitik torpedieren.
Willkommen im globalen Kindergarten.

[….] Dabei ist die Reaktion der EU auf die neuen Handelsbarrieren gar nicht so drollig, wie es zunächst scheint. Betroffen wären möglicherweise auch Produkte aus den Wahlkreisen von Paul Ryan, republikanischer Sprecher des Repräsentantenhauses, und Mitch McConnell, Mehrheitsführer im Senat. McConnell vertritt Kentucky, Heimat großer Bourbon-Whiskey-Hersteller. Und Ryan ist auf Stimmen aus Wisconsin angewiesen, wo Harley-Davidson seinen Firmensitz hat.
Handelspolitische Cruise Missiles sozusagen, mit exakt programmierter Zielangabe zur Vermeidung größerer Kollateralschäden - die wird Trumps Idee, wie zuvor schon ähnliche Maßnahmen von George W. Bush, dank explodierender Stahlpreise im US-Arbeitsmarkt von ganz alleine entfalten. Beispielsweise wird, ganz ohne Zoll, das technisch hoffnungslos veraltete Alteisen aus Milwaukee noch teurer, als es ohnehin schon ist.
Es sind also im Handelshandgemenge die USA nicht so recht zu packen. Und wenn, dann vor allem symbolisch. Zwar ist es von hohem Unterhaltungswert, ausgerechnet Jack Daniel's und Harley-Davidson hierzulande teurer zu machen. Weltweit sind sowohl die Spirituose als auch das Motorrad im engeren Sinne sowieso nicht als Getränk oder als Fahrzeug unterwegs - sondern als traditionelle und ideelle Botschafter des "American Way Of Life". Darüber hinaus aber gehören die Flasche und das Moped zu den wenigen US-Produkten, die überhaupt noch im Ausland zirkulieren und dort auch angefasst werden können. [….]

Mittwoch, 28. Februar 2018

Ab in die Groko.



Dieses ist ein persönlicher Blog und keine auf Neutralität angelegte Internet-Zeitung. Seit elf Jahren blogge ich jeden Tag; bis auf ganz wenige Ausnahmen, wenn mich das Internet im Stich ließ und ich zwangsweise offline war.

Der ein oder andere fühlt sich ermuntert schon mal nachzutreten.



 
Internet eben.
Nun gab es eine ganz anders verursachte Pause; ich verbrachte sie letzten acht Tage im Krankenhaus in der Unfallchirurgie.
Es gibt hier zwar ein Krankenhaus-WLAN und ich habe auch mein Notebook dabei, aber bisher reichte es nur für ein paar Emails und ein kurzes Checken der Nachrichtenseiten.
 Ein paar Tage ohne Trump sind ganz schön, aber wann immer man sich rein zufällig wieder in die Medienwelt einklinkt, ist diese unfassbare orange Peinlichkeit wieder da und hat so sicher wie das Amen in der Kirche soeben wieder einmal sein eigenes Niveau selbst unterschritten.

Ein neues Schoolshooting? Wäre nicht passiert, wenn viel mehr Waffen da wären und bis an die Zähne bewaffnete Lehrer sofort zurückgeballert hätten.
Wäre auch nicht passiert, wenn Trump persönlich anwesend gewesen wäre, weil er so unfassbar mutig ist, daß er auch unbewaffnet dem Schützen entgegen gestürmt wäre.


Bei dem Fototermin mit den Überlebenden  und Angehörigen der Opfer hält Trottel Trump seinen „I hear you“-Spickzettel in die Kamera. You cannot make this shit up – der Mann ist so ein soziopathischer Egomane, daß er nie von selbst auf die Idee kommen könnte, daß andere Menschen auch irgendeinen Wert haben

Ich nehme das nur dosiert wahr, da ich die üblichen fünf mentalen Phasen des Krankenhausaufenthaltes in Reinkultur durchlebe:

1.) Helfen sie mir! Tun sie was!

2.) Fatalistische Ergebenheit in die Umstände. Ist mir egal, ob ich aus der Narkose aufwache. Pieksen, schneiden, hämmern sie doch wie sie wollen.

3.) Erkennen wie dramatisch unangenehm es ist bei seinen biologischen Grundfunktionen nicht mehr selbstständig zu sein.

4.) Besserwisserische Analyse der Handlungsabläufe, überall Fehler und Missstände entdecken, die man aber großzügig ohne Beschwerden und ohne zu klingeln hinnimmt, weil man ja nicht die Art von Patient sein will. Die Angestellten hier haben es schwer genug.

5.) Aufbrauchen der eigenen Geduld. Kann der nicht einmal die Vene sofort treffen beim Blutabnehmen? Muß ich jedes Mal betteln um die Schmerzmittel? Ist auch eine längere Visite als 25 Sekunden möglich? Könnte man mal ein paar Fragen beantwortet bekommen? Und wieso stimmt das Klischee mit diesem absolut ungenießbaren Fraß immer noch? Wie schwer kann es sein Brot, Käse und eine Tomate aufzutreiben, sie nicht aus Fensterkitt bestehen und womöglich sogar über Eigengeschmack verfügen?

Zwischendurch war jemand in meiner Wohnung, hat mir Bücher, Unterhosen, T-Shirts und die SPD-Mitgliedervotum-Wahlunterlagen gebracht.
Es hilft ja nichts.
Deutschland braucht eine Regierung und die letzte Groko setzte im internationalen Vergleich mit 80% sogar extrem viel ihrer eigenen Versprechungen um. Wieso also nicht glauben, daß gute Leute wie Scholz und Maas auch in der mutmaßlich nächsten Regierung etwas Richtiges tun?

[….] SPD und Uni­on ha­ben ei­nen Ko­ali­ti­ons­ver­trag aus­ge­han­delt, der eine or­dent­li­che Grund­la­ge für Re­gie­rungs­ar­beit böte und die Hand­schrift der So­zi­al­de­mo­kra­tie trägt. Na­tür­lich war es ty­pisch für die Ge­nos­sen, sich un­mit­tel­bar nach die­sem Er­folg wie­der in Schar­müt­zeln zu er­ge­hen. Aber ge­nau das zeigt, dass die Pro­ble­me in der Par­tei selbst lie­gen. Es wäre un­reif, die ei­ge­nen Schwie­rig­kei­ten auch wei­ter­hin auf an­de­re zu schie­ben. Nicht die Kanz­le­rin ist für die jüngs­te Kri­se der SPD ver­ant­wort­lich. Die So­zi­al­de­mo­kra­ten müs­sen sich also mit sich selbst be­schäf­ti­gen, rei­fen. War­um soll­te dies leich­ter in der Op­po­si­ti­on sein als in ei­ner Re­gie­rung? Op­po­si­ti­on ist kei­ne Reha-Zone. Das Ei­ge­ne lässt sich in der Ver­ant­wor­tung bes­ser ein­brin­gen. Und in der Ver­ant­wor­tung lässt sich bes­ser prü­fen, ob das Ei­ge­ne rea­lis­tisch ist, ob es Be­stand hat.
Die Gro­ße Ko­ali­ti­on ist der Gro­ße Kom­pro­miss. Aber die De­mo­kra­tie ist nun mal die an­spruchs­volls­te Staats­form. Sie for­dert zu­gleich Lei­den­schaft und die Fä­hig­keit zu prak­ti­scher Ver­nunft, zum Kom­pro­miss. Was muss, das muss. [….]
(Susanne Beyer, Spiegel-Leitartikel, 23.02.2018)

Gern würde ich noch genauer analysieren, wie nach der CDU auch die SPD ihre Personalien in der Groko lösen wird.
Das neue Kabinettsmotto bedeutet offensichtlich einen katholischen Durchmarsch und das Entfernen aller Ossis aus der Regierung.

Aber staunend stelle ich fest, daß mein Körper nicht wie der von Actionhelden in Hollywoodstreifen ist, die angeschossen, aufgeschlitzt, überfahren und zerbrochen immer weiterrennen.

Sind es die Nachwirkungen der OP? Nebeneffekte der Narkose und des Analgetika-Cocktails? Oder wehrt sich mein bisher völlig Tattoo-, Piercing- und Schmuckfreier Körper gegen all das Metall, das in meine Beinknochen gehämmert und geschraubt wurde?

Es regt mich gar nicht so auf wie es eigentlich sein sollte, wenn Medien und Politiker einhellig die tiefe katholische Gläubigkeit der CDU-Generalin preisen.
Religiotie wird immer noch zu 99% positiv konnotiert.

[….] Annegret Kramp-Karrenbauer spricht, aber im Saal regt sich keine Hand. Schlimmer noch, die knapp 1000 Delegierten des CDU-Parteitags schweigen ihre künftige Generalsekretärin an. Eine solche Situation ist der Albtraum jedes Politikers, erst recht wenn einen diese Delegierten später noch zur neuen Generalsekretärin wählen sollen. In diesem Fall ist es aber nicht so dramatisch, denn Kramp-Karrenbauers erste kurze Rede ist nicht an die CDU gerichtet, sondern an den lieben Gott. Die saarländische Ministerpräsidentin, auch Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, spricht eine der Fürbitten während der ökumenischen Morgenandacht vor Beginn des Parteitages. […..]

Na toll, eine LGBTI-diskriminierende Populistin ist nun der neue Polit-Superstar Deutschlands. Von und zu Guttenberg lässt grüßen. Wie mich diese Hypes von Gottkanzler Schulz bis zum Jammer-Martin nerven.
Aber ich bin immer nur 30 Minuten online, will nach einer Zeitungsseite Lesen wieder schlafen.

Aber an Schlafen oder ausruhen ist natürlich nicht zu denken.
Ich bin ein Psycho. Ich kann diese private Öffentlichkeit nicht ertragen.
Natürlich schlafe ich hier NULL, weil man auf diesen knarrenden Gummimatratzen liegt, die Betten heiß und schwer sind, weil das einfach grundsätzlich nicht geht, wenn ich hier quasi mit Schwingtür liege und ich weiß, daß dauernd fremde Leute reinplatzen.

Die ersten 48 h war ich mit einem Mittsiebziger im Doppelzimmer, der eigentlich ein guter Typ war, ehemaliger Lehrer, der auch viele Jahre in Guatemala und anderen ärmsten Ländern unterrichtete und Kinder liebte. Einer, der mir wieder illustrierte wie unnormal ich bin, indem er sich mir bei offener Badezimmertür unten ohne präsentierte, sich neben mir umzog, rülpste, furzte, schmatzte.
Mich ungefragt, aber umso ausführlicher über seinen Stuhlgang aufklärte, dessen Konsistenz erläuterte.
Das sind im Krankenhaus bei immobilen Menschen tatsächlich nicht völlig irrelevante Themen, aber ich will das weder wissen, noch hören, noch drüber reden! Bitte keine Details über Gerontenexkremente, wenn ich mich ohnehin mies fühle.
Dieser Pflegeazubi, nach meiner Schätzung gerade 12, kommt morgens als erstes in mein Zimmer, misst Blutdruck und Temperatur, fragt nach Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10 und fährt fröhlich fort:

"HATTEN SIE STUHLGANG?"
"Wie oft?"
"Weich oder hart?"

Heute beeindruckt man die jungen Dinger offenbar nicht mehr mit seiner Briefmarkensammlung, sondern mit dampfenden Kackhaufen.
Andererseits: Trump ist Präsident geworden. Da sollte einen nichts mehr wundern.
Die Menschen sind anders als ich und tun Dinge, die ich niemals täte.
Und sie ignorieren Dinge, die mich in den Wahnsinn treiben. Sie nehmen gar nicht war, interessieren sich nicht für andere.

Außerdem ist mein Zimmer gegenüber der „Teeküche“, in der offensichtlich einige Großkobolde auf Speed rund um die Uhr einen infernalischen Lärm machen, wenn sie mit möglichst großer Wucht die Teller ineinander werfen, Schranktüren zudonnern und sich dabei natürlich laut grölend über den ganzen Flur unterhalten. Warum Zimmerlautstärke, wenn man auch mit Achterdeckstimme grölen kann?
Warum piano bei der Morgentoilette, wenn man auch fortissimo possibile allen Kranken auf der Station die Nerven rauben kann?
Mit weniger Tilidin und Dipidolor im Blut würde ich mich mehr aufregen.
(Vollbild „mentale Phase 5 des Krankenhausaufenthaltes“)

Leo Fischer ist aber gerade nicht auf Droge.

[….] »Wenn ich nur mit Sympathie und Netzwerken agieren würde, wäre ich heute nicht hier, wo ich bin«, sagt sie. »Sondern da braucht man auch ein Stück Ellenbogen dazu, um auch eigene Interessen durchzusetzen.« Tatsächlich besteht AKK ausschließlich aus Ellenbogen, und die meisten von ihnen sind direkt nach unten gerichtet. [….]
Homosexuelle gehören letztlich nicht zu uns, zersetzen die Volksgemeinschaft, sind im Grunde eine Gesundheitsgefahr: Sätze, die man AfDlern niemals verzeihen würde, wurden von der CDU, wurden von Merkel billigend abgenickt. Vollstes Verständnis haben bei AKK auch sogenannte Lebensschützer, die Frauen mit Abtreibungswunsch terrorisieren - dein Bauch gehört ihr: »In einer Gesellschaft läuft einiges schief, wenn sich die Öffentlichkeit nicht mit 1278 Abtreibungen allein im Saarland beschäftigt, sondern über eine Kampagne zum Thema aufregt«, ließ sie sich zitieren. Sie griff Kopftücher an, wollte aber Kreuze in Gerichtssälen hängen lassen. Sie kürzte Mittel für Behinderte, Arbeitslose und Familien. Sie drangsalierte Sexarbeiterinnen mit Sperrzeiten und Verboten. Immer weiß sie, den Zugriff der Gesellschaft aufs Innerste des Individuums zu verteidigen; ihre Identifikation mit der Macht ist total. Nachdem bei dem Attentat auf die Redaktion des französischen Satireblatts »Charlie Hebdo« zwölf Menschen ermordet worden waren, fiel AKK nichts Besseres ein, als den sogenannten »Blasphemie-Paragrafen« (§ 166 StGB) zu verteidigen, da »religiöse Gefühle« besonders schutzbedürftig seien. Wieder hatte sie klar erkannt, wo die Macht steht und wo die störenden Individualisten, und sich instinktiv auf die Seite der Macht geschlagen: Dass sie dabei islamistischen Mördern letztlich recht gab, war ihr wurscht. [….]
Woher kommen sie, diese Menschen, die ihr tiefes, tiefes Unglück nicht für sich behalten können, sondern es zwanghaft mit anderen teilen, anderen aufdrücken wollen? Es ist ja nicht so, dass es ihr an Ehrgeiz fehlte: AKK wurde nicht von Merkel geholt oder irgendwie aufgebaut, nach Bekunden beider wollte sie es selbst, das Amt der Generalsekretärin. Doch warum will sie es überhaupt? Was hat sie anzubieten, einzubringen? Was hat jemand wie Kramp-Karrenbauer überhaupt zu erzählen? Dass es manchmal schwierig war, in der CDU an die Fleischtöpfe zu kommen? Dass Staatsräson und katholischer Irrsinn manchmal schwer unter einen Hut zu bringen sind, sie es halt aber doch immer wieder geschafft hat? Dass die Schwulis so gemein sind und sich halt nicht einfach wegregieren lassen wollen? Nichts, nichts, nichts ist da; keine Erfahrung, kein Leben spricht aus ihren Zügen. Bis auf ein halbes Jahr als Nachrückerin im Bundestag hat sie ihre gesamte Karriere im Saarland verbracht, seit ihrer Geburt lebt sie in Püttlingen, einem 18 000-Seelen-Schandfleck, nach Auskunft des »Handelsblatts« sogar in einer »verkehrsberuhigten Zone«. [….]

FJ Wagner lebt auch noch, wie ich leider erfahren musste. Eine tolle Truppe hat Julian Reichelt mit den Kolumnisten Käßmann und Co um sich geschart, grandiose Texte:


Wenn alte Männer über die verweichlichten Jugendlichen hetzen. Früher in der Wehrmacht wurde auch nicht gejammert.