Montag, 6. März 2017

Wie Du mir, so ich Dir nicht.



Jeden Tag neue Friktionen mit der Türkei.
Nachdem Myriaden türkische Journalisten, Wissenschaftler und Lehrer relativ willkürlich verhaftet wurden; der Präsident aber Deutschland Nazi-Methoden vorwirft, schreibt SPIEGEL ONLINE lapidar „Erdogan dreht frei“.

Die Gefechtslage ist klar: Nachdem Frau Merkel der Türkei jahrelang attestiert hatte, de facto minderwertig zu sein und nie in die EU zu kommen, obwohl das Land gerade unter Recep Tayyip Erdoğan tatsächlich enorme Fortschritte gemacht und sogar einen Frieden mit den Kurden  eingeläutet hatte, fing der Ministerpräsident irgendwann an zu schmollen. Wenn er schon nicht im exklusiven EU-Club mitmachen dürfe, wolle er wenigstens Kaiser der Türkei werden. Auf diesem Weg wurde Recep Tayyip Erdoğan leider größenwahnsinnig und geriet dann unverhofft in eine  Situation, in der Merkel ihn auf einmal dringend brauchte.
Jetzt rächt sich der Mann an ihr. Er glaubt sich mittlerweile gegenüber Deutschland alles erlauben zu können.
In dieser Hinsicht dreht er übrigens nicht völlig frei. Die Türkei ist wirtschaftlich viel schwächer als Deutschland und nahm dennoch bisher drei Millionen Bürgerkriegsflüchtlinge auf. Seit Jahren geht das so und nie wurde es der Türkei gedankt. Was wäre in Deutschland los, wenn hier drei Millionen Syrer und Iraker aufgenommen worden wären?

"In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt."
(Egon Bahr am 3. Dezember 2013)

Die Türkei hat auch Interessen und sie hat nun einen wirksamen Hebel gegen Merkel in der Hand. Die Kanzlerin befördert bis heute eher die Fluchtursachen, löst also keine Bürgerkriegskatastrophen. Sie tritt international eigentlich gar nicht als Vermittlerin und Friedenspolitikerin für den Nahen Osten oder Afrika auf.
Ihre Flüchtlingspolitik ist heute reine Abschottungspolitik. Sollen die Menschen doch fliehen – Hauptsache sie kommen nicht bis zu uns durch, sondern werden irgendwo weit vor Deutschland eingesperrt oder im Meer ersäuft.

Merkel hat sich tatsächlich in eine Erdoğan-Abhängigkeit begeben, die er jeden Tag mehr ausnutzt.
Inzwischen überreizt er sein Blatt aber derartig, daß sich Politiker von ganz links bis ganz rechts (aus unterschiedlichen Gründen) wünschen, Frau Merkel würde mit der Faust auf den Tisch schlagen.

Was für eine Absurdität – in alle den Jahren, als es noch den „netten Erdoğan“ gab, der Rechtsstaatlichkeit und Meinungsfreiheit garantierte, wollte Merkel ihm nicht den kleinen Finger reichen, aber seit er zum Diktator, Despot und sogar Psychopath wurde, verwöhnt sie ihn.
Kein Wunder, daß er denkt vor seinem großen Ermächtigungsreferendum die Kanzlerin instrumentalisieren zu können. Sie läßt sich auch instrumentalisieren, indem sie ihn schon zwei Mal mitten im Wahlkampf besuchte, so daß es wie eine direkte AKP-Unterstützung aussehen mußte. Der Präsident glaubt nur gewinnen zu können. Poltert er gegen die Kanzlerin und die nimmt es weiterhin stoisch hin, wirkt er bei seinen konservativen Anhängern stark und respektiert. Sollte die Bundesrepublik in irgendeiner Form zurück keilen, würde das als antitürkisches Vorurteil umgedeutet und den Nationalismus befeuern – also ebenfalls der AKP helfen.

Eine Win-Win-Situation für Ankara?
Nicht ganz. Zu sehr darf Erdoğan nicht überreizen, da sein autoritärer Kurs der Wirtschaft schon schwer geschadet hat.
Sollte Merkel doch irgendwann die Nase voll haben und den EU-Türkei-Pakt platzen lassen, bekäme man am Bosporus ein gewaltiges Finanzproblem.
Ausgeschlossen ist das Szenario nicht mehr.
Merkel ist zwar so gut wie nicht zu demütigen, weil sie jede Beleidigung stoisch an sich abprallen lässt, aber innerhalb der CDU/CSU könnte sich enormer Druck aufbauen. Zu viele würden es gern sehen, wenn die Kanzlerin dem Psycho aus Ankara ordentlich in den Hintern tritt.
Emotional geht es mir kaum anders.
Erstens ist mir Recep Tayyip Erdoğan extrem unsympathisch.
 (Ich sehe ihn charakterlich auf einer Ebene mit Duterte und Trump. Verglichen mit dem debilen Trio wirkt Putin auf mich rational und weise.)

Es ist aber Vorsicht geboten.
Erreicht die Bundesregierung womöglich das Gegenteil, wenn sie mit gleicher Münze zurückzahlt? Wie wirkt es sich auf inhaftierte Journalisten aus, wenn Erdoğan noch viel wütender wird?

Hilft es nicht eher der eigenen Popularität in Deutschland, wenn Merkel oder Gabriel auf die Türkei eindreschen?
Bewegen sie sich nicht dann auf den gleichen Pfaden wie der Gescholtene?

Zu oft hört man beim Bau einer DITIB-Moschee von deutschen Nachbarn, das solle nicht erlaubt werden, weil man in Muslimischen Ländern schließlich auch keine Kirchen bauen könne.

Das ist aber gerade kein Argument. Wir relativieren unsere Freiheitliche Grundordnung nicht, wenn andere Länder weniger frei auftreten.
Wir töten keine straffälligen Amerikaner, weil in Amerika selbst die Todesstrafe herrscht.
Wir bestrafen keine schwulen Sudanesen, weil Homosexualität im Sudan verboten ist.
Und natürlich schränken wir nicht die Religionsfreiheit in Deutschland ein, weil es keine Religionsfreiheit in Saudi-Arabien gibt.

Es wird wohl nicht so schnell eine katholische Kirche in Riad gebaut werden. Wenn aber Hamburger Iraner eine schiitische Moschee bauen wollen, erlauben wird das, weil wir die Religionsfreiheit aller in diesem Land garantieren.

Merkel-Fan Cem Özdemir hat dieses Prinzip leider nicht verstanden.

[…..] Der Stuttgarter Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir forderte am Montag im ARD-"Morgenmagazin" faire Bedingungen. Aus seiner Sicht müssten auch deutsche Politiker in der Türkei auftreten können. "Also warum nicht beispielsweise sagen, dann wollen wir auch eine Kundgebung auf dem Taksim-Platz in der Türkei machen. Ich wäre bereit, dorthin zu gehen und eine Kundgebung zu machen, wenn Ankara für meine Sicherheit garantiert", sagte Özdemir. "Ich wäre mal gespannt, wie die Antwort ist." [….]

Falsch!
Die Redefreiheit in Deutschland hängt natürlich nicht mit der Redefreiheit in Istanbul zusammen.
Sollte Erdoğan morgen allen Deutschen verbieten öffentlich in der Türkei zu reden, verteidigen wir unseren Rechtsstaat, indem wir darauf achten, daß weiterhin alle Türken in Deutschland frei reden dürfen und eben nicht auf das gleiche postdemokratische Autokraten-Niveau absinken.

Deutschland hat gerade gegenüber der Türkei und anderen prä-autoritären Staaten gegenüber streng seine Liberalität, seinen Pluralismus und seine Freiheit zu garantieren.
Wir zahlen nicht mit gleicher Münze heim.
Der österreichische Kanzler Christian Kern ist mit seiner Idee, Wahlkampfauftritte türkischer Politiker EU-weit zu verbieten, vollkommen auf dem Holzweg.

Es tut mir ja Leid für alle Linken und Grünen, aber ausnahmsweise stimme ich in dieser Angelegenheit völlig mit der GroKo überein; mit CDU und SPD.

[…..] Trotz der Spannungen betonte die CDU die Bedeutung der Rede- und Versammlungsfreiheit. Daher sei man auch nicht für ein generelles Auftrittsverbot für türkische Politiker, hieß es nach einer Präsidiumssitzung.
Ähnlich äußerte sich Bundesaußenminister Sigmar Gabriel: Die Bundesrepublik habe im Unterschied zu anderen EU-Staaten einen hohen Anteils türkischstämmiger Mitbürger, sagte Gabriel in Brüssel. Deshalb sei man schon immer ein Zielland des Wahlkampfes türkischer Parteien gewesen. Auftritte türkischer Politiker müssten möglich sein, solange nicht Sicherheitsbedenken dagegen sprächen. […..]

Das bedeutet aber andererseits nicht, daß man wie Merkel gegenüber Ankara und Washington kleinlaut und duckmäuserisch sein soll.
Laut und deutlich Bedenken zu artikulieren, muß man von der deutschen Regierungschefin erwarten dürfen.
Hier zeigt Merkel allerdings enorme Schwächen.

Merkels falsche Leisetreterei
 […..] Wenn es um notwendige Kritik an der Politik der Türkei oder ihres Präsidenten ging, lavierte Merkel in den vergangenen Monaten stets leisetreterisch herum und schickte zunächst andere vor. Sie vermied es zu lange, öffentlich selbst zu sagen, ob türkische Politiker in Deutschland Wahlkampf für Erdoğans Referendum am 16. April machen dürfen. Sie hätte früh erklären können, das dürften sie, solange sie hier nicht hetzen oder die Regierung beleidigen. Damit hätte Merkel vermutlich den Behörden in Gaggenau oder Köln geholfen. Spätestens seit am vorigen Freitag der türkische Justizminister Deutschland eines "faschistischen Vorgehens" beschuldigte, weil er nicht in Gaggenau hatte auftreten dürfen, hätte Merkel sich persönlich eindeutig äußern müssen. Dass sie zunächst auch noch schwieg, als Erdoğan der Bundesregierung "Nazi-Praktiken" vorhielt, ist unverzeihlich. Wieder mussten erst der Fraktionschef und der Regierungssprecher auftreten. Erst Montagnachmittag raffte sich Merkel selbst zu einer Bemerkung auf: Erdoğans "deplatzierte Äußerungen" könne man "ernsthaft eigentlich gar nicht kommentieren".
Merkel, so scheint es, hat das Gespür dafür verloren, wann sie Dinge treiben lassen kann und wann sie einschreiten muss. Das war schon bei der Auseinandersetzung mit Horst Seehofer so, ebenso wie bei der vergeblichen Suche nach einem eigenen Unions-Kandidaten fürs Präsidentenamt. Nun hat sie sich auch im Konflikt mit der Türkei zu lange weggeduckt. Das ist nicht diplomatisch klug, sondern falsch. […..]

Sonntag, 5. März 2017

Weibliche Weiber und männliche Männer


Den rechtskonservativen polnischen EU-Parlamentarier Janusz Korwin-Mikke kenne ich als passionierter Titanic-Leser natürlich schon lange.
Der PARTEI-Abgeordnete Martin Sonneborn ist sein Sitznachbar und beschreibt in launigen Episoden monatlich ihren gemeinsamen Parlamentsalltag.

[…..] Die Aussprache zieht sich, es ist bereits kurz vor 23 Uhr, als ich den Plenarsaal betrete. Der Saal ist leer bis auf vielleicht ein Dutzend Abgeordnete, die noch auf ihre jeweilige Redezeit warten und sich bis dahin überwiegend digital die Zeit vertreiben. Ich erkenne David McAllister, und auch mein Lieblingsnachbar, der alte Monarchist Korwin-Mikke ist da, hellwach sitzt er allein in unserer Reihe und feilt an einer Rede zum Thema »Gleichstellung der Frau im digitalen Zeitalter«.
Korwin-Mikke wird zuerst aufgerufen. Für einen erklärten Gegner des Frauenwahlrechts zeigt er sich heute recht liberal: »Also beim Tennis zum Beispiel, da spielen die Männer ja mehr Sätze als die Frauen, fünf und drei, und beim Laufen laufen die Frauen auch nicht so viele Kilometer wie die Männer, und das heißt ja im Grunde, daß es da Unterschiede gibt …« Dann äußert er sich noch kritisch zum Verhalten Merkels in der Causa Böhmermann und beschließt seine Ausführungen routiniert: »Abgesehen davon glaube ich, daß die Europäische Union zerstört werden muß, vielen Dank!« […..]

Natürlich müssen Frauen weniger verdienen als Männer; sie sind schließlich kleiner, schwächer und dümmer.


Einerseits sollte es einen beruhigen, daß solche Parlamentsbeiträge inzwischen direkt im O-Ton von den Satirikern übernommen werden, andererseits gibt es nicht nur in Osteuropa erkleckliche Minderheiten, die wirklich so denken.
Eine dieser Witzfiguren ist sogar US-Präsident geworden.
Die Gender-Pay-Gap ist also kein bloßer Witz, sondern jeder ist aufgefordert seinen Abgeordneten in den Hintern zu treten, damit Frauen nicht weiterhin 21% weniger Gehalt als Männer bekommen.

Eine Bundeskanzlerin zu haben beseitigt nicht alle misogynen Vorurteile.
Bekanntlich gibt es immer noch so gut wie keine Frauen in Aufsichtsräten und Vorständen. In hochbezahlten Jobs wie bei Chefärzten sind Frauen immer noch extrem unterrepräsentiert – wenn auch nicht so schlimm, wie unter katholischen Geistlichen. Von weltweit 400.000 sind gerade mal Null Frauen.

Wir Westler sind diesbezüglich auf einem Auge blind.
Schlimm, daß arabische Frauen keine Leichtathletinnen sein dürfen.

Tatsächlich gibt es aber auch in Europa und den Nordamerika immer noch frauenfreie Sportarten, bzw Disziplinen, bei denen Frauen erst in jüngster Zeit mitmachen dürfen.

Formel1-Rennen, Eishockey, Stabhochsprung, Skispringen, Rugby, Football, Ringen, Tour de France, Bobfahren, 50 km Gehen, MMA, K1,

Aber selbst wenn Frauen wie im Boxen oder beim Fußball erlaubt sind, können diese Sportarten, wenn sie von Frauen ausgeführt werden, so gut wie kein Zuschauerinteresse generieren.

Vorgestern bin ich aus völlig unerfindlichen Gründen einige Minuten bei einer ARD-Sportübertragung hängen geblieben. Irgendwelche dürren, androgynen Wesen in zu weiten Anzügen sausten mit immer dem gleichen Satz auf Skiern eine Rampe herunter. Es nennt sich „Skifliegen“. Der Begriff täuscht aber, denn mit „fliegen“ assoziiert man gemeinhin eine vertikal nach oben oder eine horizontal nach vorn gerichtete Flugbahn.
Diese Typen fielen aber allesamt wenig Vogel-artig nach unten. „Weiten“ kommen nur deswegen zu Stande, weil die Schanze so gebaut ist, daß es nach dem „Schanzentisch“ steil bergabgeht.
Wenn ich aus einem Hubschrauber spränge, könnte ich nach dieser eigenwilligen Definition auch fliegen – und zwar steil nach unten, wie jede andere Masse, die der Erdanziehungskraft ausgesetzt ist.
Lahm. War das langweilig. Fast so bekloppt wie dieses täglich übertragene obligatorische Biathlon, bei dem keuchende Vogelscheuchen  mit gefrorenen Sabberfäden am Maul breitbeinig mit scherenförmigen Skiern im Kreis watscheln und sich ab und zu in den Dreck werfen, um ein bißchen rumzuballern.

Reporter Tom Bartels, der die Nordische Ski-Weltmeisterschaft aus Lahti kommentierte, war wie für solche Typen üblich durch Testosteron und Pathos so aufgepumpt, daß er bei deutschen Springern orgiastisch losschrie.
Diese Jungs wären so tapfer, das sei ungeheuerlich was die leisteten. Diese Körperbeherrschung erfordere einen ganzen Mann.

Bartels hatte eine deutsche Medaille schon für sicher geglaubt, als einer der Milchbubi-Teutonen einen deutlich kürzeren „Flug“ als alle anderen tat. Für den Kommentator ein klarer Fall von allgemeiner Ungerechtigkeit. Der Deutsche hätte eigentlich Bestweite springen können, war aber durch plötzlichen Rück- und Abwind, die astrologische Konstellation und Pech schuldlos zu kurz gehüpft.
Bartels schäumte. Insbesondere als anschließend ein Norweger namens Daniel André Tande nicht nur fürchterlich weit „sprang“, sondern die Regie zu allem Übel ein Youtube-Video zeigte, in dem die Norweger für das nächste Skispringen in Norwegen werben.
Tande zeigt sich darin nicht dem Männlichkeitsbild des deutschen Reporters entsprechend.



Bartels übergab sich fast ins Mikrofon.
Wie konnte es der kernige Männersport-Norweger wagen sich in so einem Weibersport (Tanzen) Outfit zu zeigen.

„Ich weiß nicht, weiß Tande dazu getrieben hat so ein Video zu machen. Ich versichere ihnen, liebe Zuschauer; wir haben ihn sicher nicht darum gebeten.“

Männersport muß ernst, grimmig und muskulös sein.
Und genauso wie es im Fußball keine Schwulen gibt, darf natürlich auch kein Skispringer den Nimbus als kerniger Flugheld in einem kleinen Gag auf das Spiel setzen.
Tande raus. Tande sollte vielleicht lieber Synchronschwimmen beginnen.

Samstag, 4. März 2017

Der Mohr hat seine Schuldigkeit noch nicht getan.



Jeffrey Lord unterstützt Donald Trump seit 2013.
Er ist eins der prominentesten Gesichter im amerikanischen Fernsehen, wenn es darum geht Donald Trump zu bejubeln.

Obwohl ich ihn schon mehr als hundert Mal in Talkshows anhörte, bin ich mir nach wie vor nicht sicher, ob sein Antrieb die Liebe für Trump oder der Hass auf die Demokraten ist.

Bill Maher stellte ihm gestern direkt die Frage, ob der grenzenlose Hass auf Hillary und alles Liberale der Grund dafür sei Trump all seine Lügen durchgehen zu lassen. Lord antwortete natürlich nicht, aber was ihm Wahrhaftigkeit bedeutet, hatte er schon im Vorwahlkampf klargestellt, als er sich allgemein gegen Factchecking positionierte, weil dadurch einseitig Trump benachteiligt würde.

Es wird fälschlicherweise vorausgesetzt, daß ein Wähler, der erkennt wie sein Kandidat lügt und sich selbst widerspricht davon abließe diesen weiterhin zu unterstützen.

Das ist aber in der heutigen Welt der sozialen Medien nicht mehr so.
Wir leben im Post-Truth-Zeitalter, in dem sich Trump-Supporter wie CNN-Dauergast Jeffery Lord an CNN wenden und verlangen bei den Debatten keine Factchecker zuzulassen, weil das einseitig ihren Kandidaten benachteilige.

During an interview on CNN, Jeffery Lord, apparently unaware that the “news” in “Cable News Network” is supposed to be factually correct, had this to say after host Brian Stelter commented that Trump has been consistently torn apart by fact checkers:

    I honestly don’t think this ‘fact-checking’ business … is anything more than one more out of touch, elitist media-type thing,” Lord said. “I don’t think people out here in America care. What they care about are what the candidates say.

Did you catch that? Fact-checking is “out of touch” and “elite” and Americans don’t care about any of that truth and honesty stuff. [….]

Verdammte liberal media, die es unsinnigerweise wagen Lügen Lügen zu nennen.
Man ergibt sich seinem Hass und konzentriert sein eigenes Leben so sehr auf seine spezielle Informations-Inzestblase, daß man Fanatismus, Alarmismus und Irrationalität für die einzige Realität hält. Man ent-erdet sich von der Realität; schwebt im Raum der Bösartigkeiten und Gerüchte.
AfNPD-Fans in MeckPomm und Trumpianer sind diesbezüglich gleich.
Sie sind rationalen Argumenten nicht mehr zugänglich.

Lord und Trump wollen nicht riskieren die von Hass zerfressen republikanischen Wähler zu verwirren, weil diese ihnen die Macht garantieren.

Offenbar gibt es zig Millionen Amerikaner, die Schwarze und Schwule, Atheisten und Feministen so grundsätzlich verachten, daß sie dadurch in eine regelrechte Wahnwelt getrieben werden.

Ein „Neger“ im Weißen Haus und schon übernehmen die Tunten die Macht im Lande. Trump, Pence, Sessions und Lord sind diejenigen, die den unreflektierten Primitiven endlich die Möglichkeit geben laut und ungeniert zu sagen was sie wollen: Zurück in eine Zeit, als „Neger“ nichts zu sagen hatten und es noch gar keine Schwulen gab.


Für Trump war Obama ein Glücksfall, denn nur ein dunkelhäutiger Vorgänger konnte so viel rassistischen Hass auf sich ziehen, daß in einer nationalen Voruteilswelle ein solcher Amoralist wie Trump Präsident werden konnte.


Selbst nachdem Obama schon aus dem Amt ausgeschieden ist, dient er Donald Trump bei seinen aktuellen Politkrisen noch als Blitzableiter.
Dem Mann, dem er über viele Jahre vorwarf noch nicht mal Amerikaner zu sein, drückt Trump nun wieder die ungeheuerlichsten Lügen rein, um selbst gut da zustehen.

[….] Mit einer Reihe von Tweets hat Donald Trump am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) schwere Vorwürfe gegen seinen Vorgänger Barack Obama erhoben. Er habe gerade erfahren, dass Obama seine Leitung im Trump Tower kurz vor dem Sieg anzapfen ließ, schrieb Trump. Und weiter: "Wie tief ist Obama gesunken, um meine Telefone während des geheiligten Wahlprozesses anzapfen zu lassen?" Es stelle sich die Frage, ob Obama legal gehandelt habe.
Offenbar in Bezug auf seinen Amtsvorgänger fügte Trump noch hinzu: "Böser (oder kranker) Kerl!" und stellte einen Vergleich mit der Watergate-Affäre in den Siebzigerjahren an. Diese Affäre, in der es auch um illegal angezapfte Telefone ging, hatte zum Rücktritt des Präsidenten Richard Nixon geführt.
Auf welcher Grundlage Trump seine neuen Anschuldigungen erhebt, ist völlig unklar. In den Tweets nennt er keine Quelle dafür. Auf US-Websites wie "Politico" und "The Hill" wird spekuliert, ob er sich darin auf einen Artikel der rechtspopulistischen Website "Breitbart News" von Freitag bezieht. Darin war der Radiomoderator Mark Levin mit der Theorie zitiert worden, dass Obama Methoden des Polizeistaats gegen Trump ergriffen habe.
[….] Seth Moutlon, Abgeordneter der Demokraten, sagte dem Sender MSNBC zu den Vorwürfen: "Das kommt geradewegs aus Trumps Reality-TV-Drehbuch. Er versucht von der wirklichen Geschichte hier abzulenken, in der es um die Russland-Kontakte seines Teams geht. Dahinter verbirgt sich ganz offensichtlich eine größere Story, und die Amerikaner müssen wissen, wie weit diese reicht." [….]

Freitag, 3. März 2017

Christengeld.



Wer kennt das nicht; man zieht einen Kontoauszug, blickt auf die sieben- oder achtstellige Zahl ganz rechts unten und fragt sich wie man seine Millionen am besten investiert?
Zinsen gibt es keine, es bildet sich eine Immobilienblase und Aktien sind unsicher.

Zum Glück lebe ich frommer Christ in einer Zeit, in der das biblische Gebot von der Armut bereits abgeschafft wurde.

(….) Während es im Islam heute noch  Zakat und Zinsverbot gibt, ist völlig in Vergessenheit geraten, daß die  Katholische Kirche die längste Zeit ihrer Existenz kein Herz für Kredithaie und Wuchergeschäfte hatte.

Im Gegenteil; die Bibel verbietet dies.

35 Wenn dein Bruder verarmt und sich neben dir nicht halten kann, sollst du ihn, auch einen Fremden oder Halbbürger, unterstützen, damit er neben dir leben kann. 36 Nimm von ihm keinen Zins und Wucher! Fürchte deinen Gott und dein Bruder soll neben dir leben können. 37 Du sollst ihm weder dein Geld noch deine Nahrung gegen Zins und Wucher geben.
(Levitikus 25)


20 Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten, denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen. 21 Ihr sollt keine Witwe oder Waise ausnützen. 22 Wenn du sie ausnützt und sie zu mir schreit, werde ich auf ihren Klageschrei hören. 23 Mein Zorn wird entbrennen und ich werde euch mit dem Schwert umbringen, sodass eure Frauen zu Witwen und eure Söhne zu Waisen werden. 24 Leihst du einem aus meinem Volk, einem Armen, der neben dir wohnt, Geld, dann sollst du dich gegen ihn nicht wie ein Wucherer benehmen. Ihr sollt von ihm keinen Wucherzins fordern.
(Exodus 22)

20 Du darfst von deinem Bruder keine Zinsen nehmen: weder Zinsen für Geld noch Zinsen für Getreide noch Zinsen für sonst etwas, wofür man Zinsen nimmt. 21 Von einem Ausländer darfst du Zinsen nehmen, von deinem Bruder darfst du keine Zinsen nehmen, damit der Herr, dein Gott, dich segnet in allem, was deine Hände schaffen, in dem Land, in das du hineinziehst, um es in Besitz zu nehmen
(Deuteronium 23)

Insbesondere ab dem 12. Jahrhundert hat eine Vielzahl unfehlbarer Päpste das Zinsverbot als „unveränderliches kirchliches Gebot“ bestätigt.

Seinen Ausgangspunkt nahm das schon altkirchliche Zinsverbot im Mittelalter mit dem Zweiten Laterankonzil von 1139, dem Decretum Gratiani, einem ausdrücklichen Zinsnahmeverbot durch Papst Innozenz III. von 1215 und dem Konzil von Vienne von 1311. Danach war es verboten, Zinsen auf geliehenes Geld zu verlangen.
[…] Noch 1745 wandte sich Papst Benedikt XIV. in der an die hohe Geistlichkeit Italiens adressierte Enzyklika Vix pervenit entschieden gegen den Zins. In § 3, Absatz I heißt es: Die Sünde, die usura heißt und im Darlehensvertrag ihren eigentlichen Sitz und Ursprung hat, beruht darin, dass jemand aus dem Darlehen selbst für sich mehr zurückverlangt, als der andere von ihm empfangen hat […] Jeder Gewinn, der die geliehene Summe übersteigt, ist deshalb unerlaubt und wucherisch.
(Wiki)

In den nächsten Jahrhunderten fand man allerdings auch im Vatikan heraus wie wunderbar einfach man sich mit Geldverleih eine goldene Nase verdienen kann.
Insbesondere katholische Ritterorden waren extrem kreativ dabei die biblischen und Vatikanischen Regeln zu umgehen.
Im 19. Jahrhundert waren Zinsen dann inzwischen so alltäglich geworden, daß es überhaupt keinem mehr auffiel als Papst Pius VIII. am 18. August 1830 alle vorherigen Zins-Gesetze aufhob. (……)

Inzwischen ist es also gottgefällig Reichtümer anzuhäufen.
Das zeigen die multimilliardenschweren Bistümer Paderborn, Köln und München.
Das belegt aber auch die breite Unterstützung der amerikanischen Christen für den Milliardär Donald Trump.

Der Vatikan betreibt jetzt eine Bank, nämlich das sagenumwobene IOR, welches nicht nur die Milliarden des Papstes verwaltet, sondern auch Schwarzgeld Krimineller aller Art wäscht.

Jesus selbst macht jetzt auch in Shareholder Value, so daß der Normalmillionär mit Gottes Segen zur Heuschrecken werden kann.

"Katholiken-Fonds" schaffen über fünf Prozent Rendite
Ethik und Rendite sind längst kein Widerspruch mehr. Das beweisen mehrere Aktienfonds, die sich an gläubige Christen wenden - zum Beispiel von TerrAssisi, der Missionszentrale der Franziskaner, der Caritas, der katholischen Pax Bank oder auch der Steyler Bank. Nach Berechnungen von Morningstar haben die "Katholiken-Fonds" in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich eine Performance von 5,4 Prozent erwirtschaftet. Das ist fast so viel wie globale Aktienfonds, die im selben Zeitraum ein durchschnittliches Plus von 5,7 Prozent schafften. […..]

In Deutschland gibt es inzwischen eine Reihe Anlagefonds, die ZdK und Bischofskonferenz segnen.
 Daß täglich bis zu 20.000 Kinder verhungern und gerade im Jahr 2017 in vielen Teilen Afrikas neue Hungerkatastrophen wüten, nehmen Kardinal Marx und Co achselzuckend hin, ohne daß sie dafür ihre Milliardenschätze einsetzen würden.
Aber dafür haben die Top-Kleriker ein großes Herz voller Mitgefühl für die Aktienanleger, Millionäre und Milliardäre.

[….] Es gibt keine verbindliche Maßgabe, wie zum Beispiel katholische Einrichtungen oder einzelne Gläubige ihr Geld anlegen sollten oder dürfen. Es wurde jedoch im Jahr 2015 eine sogenannte „Orientierungshilfe für Finanzverantwortliche katholischer Einrichtungen in Deutschland“ mit dem Titel „Ethisch-nachhaltig investieren“ veröffentlicht. Herausgeber sind das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Das Vorwort wurde unterzeichnet von Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und von Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.
 Der oben erwähnte Investmentfonds „Globale Aktien – katholische Werte“ der Commerzbank investiert nur in Unternehmen, die diesen Maßstäben genügen. Dazu wird der weltweite Aktienindex MSCI World mit ca. 1.600 Einzeltiteln aus 23 Ländern verwendet. Ein ESG-Team von MSCI wählt dann streng nach den vorgegebenen, katholischen Maßstäben daraus die möglichen Zielaktien aus. Aktuell sind das ca. 750 Einzeltitel, aus denen dann das aktive Fondsmanagement die rund 200 Titel des Fonds auswählt. […..]

Es liegt mir fern Marx und Glück zu kritisieren, aber ich muß schon sagen, daß sie nicht genügend berücksichtigen welche Staatsbürgerschaft Jesus hat.
The Lord ist schließlich Amerikaner und liebt Waffen.


 
Daher kann ich die deutschen katholischen Fonds nicht unterstützen. Die machen einen Bogen um Rüstung.


Besser sind als Amerikanische christliche Anlagefonds, die sich nicht gegen gottgewollte Waffen wenden, sondern die wahren Gefahren bekämpfen: HOMOS!


[….] Neue US-Fonds investieren nur in Firmen, die aus ihrer Sicht bibel-konform arbeiten. "Homosexueller Lifestyle" gehört nicht dazu.
[….] Die amerikanische Firma Inspire Investing, frei übersetzt etwa "beseelte Geldanlage", hat die zwei außergewöhnlichen ETF-Fonds aufgelegt, die nach konservativen biblischen Werten anlegen. Das bedeutet: Die Fonds stecken kein Geld in die Alkohol- und die Glücksspielbranche, nicht in die Pornoindustrie. Außerdem sind Unternehmen verboten, die mit Abtreibungen Geld verdienen und einen "homosexuellen Lifestyle" propagieren, wie es die Firma ausdrückt.
Die Fonds dürfen dagegen in Konzerne investieren, die ein "segensreiches Geschäft" betreiben. [….]
(SZ, 3. März 2017, s.22)