Freitag, 1. August 2025

Impudenz des Monats Juli 2025

Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.

In den Merkel-Grokos blieben die CDU-Minister farblos. Einige nahezu unsichtbar. Während die SPD-Minister bienenfleißig ihre Agenda aus dem Koalitionsvertrag abarbeiteten, rissen Kabarettisten Witze darüber, ob die CDU überhaupt ebenfalls in der Regierung sei.

Daher stammt auch der Frust an der CDU-Basis und den Landesverbänden. Sie konnten keine „Unionshandschrift“ feststellen, befürchteten die Sozialdemokratisierung der CDU und wünschten sich sehnsüchtig, die Schwarzen im Kabinett mögen endlich in Erscheinung treten.
Allein, das geschah nie.

Obwohl die CDU die deutlich stärkere Partei war, gingen ihre Minister unter.

Oder kann irgendeiner spontan irgendein Projekt nennen, das Peter Altmaier, Annegret Kramp-Karrenbauer, Anja Karliczek, Helge Braun, Hermann Gröhe, Johanna Wanka, Thomas de Maizière oder die Leyen-Ursel umgesetzt hätten?

Möglicherweise war sich die Kanzlerin selbst darüber im Klaren, was für unfähige Totalpfeifen ihre CDU-Minister waren. Der einzige, der sich selbst aktiv ins Rampenlicht drängelte, war Jens Spahn und bei dem besteht nun mal ein großes Problem: Er IST Jens Spahn. Das heißt, er kann gar nichts, aus debil Rummauscheln. Auffällig waren die Springteufel aus der Schwesterpartei – Friedrich, Guttenberg, Dobrindt, Scheuer. Auffällig auf die nicht gute Art.

Sie wirkten kontinuierlich zum Schaden der Regierung; nichts, das Merkel erfreuen könnte.

Merkels Kanzlerinnen-Agenda sah vor, die Sozis die Arbeit zu machen, während die CDUler eisern alles blockierten, das nach Reform und zu viel Veränderung aussah. Währenddessen nahm Merkel im Hintergrund, als klassisch schwarze Lobbyhure, die Interessen der Superreichen wahr: Deutsche Bank-Chef Ackermann schwebte im privaten Kanzleraufzug zu ihr; sie richtete ihm gar eine Geburtstagssause im Kanzleramt aus. Merkel lobbyierte für deutschen Rüstungskonzerne, zertrümmerte in Brüssel allzu moderne Klimapolitik, um die 500PS-Verbrenner der Uralt-Autoindustrie Deutschland zu pampern, warb im Ausland für die Wirecard-Kriminellen und drückte die Energiepolitik der Fossillobby durch.

In der Ampel waren die Grünen die Treiber, die Sozis die Aktivposten, Lindner der destruktive Alles-Blockierer und die restliche Minister der hepatitisgelben Pest, die eigentlich die Entbürokratisierung und Staatsmodernisierung in Angriff nehmen sollten, machten es wie die CDU-Minister unter Merkel. Sie fielen sofort in einen tiefen Schlaf. Von Stark-Watzinger, Wissing und Buschmann wird nichts in Erinnerung bleiben, das sie in ihrem Ministerium angestoßen hätten. Lediglich den Verkehrsminister wird man noch eine Weile erinnern, weil er die Undurchführbarkeit eines Tempolimits mit SCHILDERMANGEL erklärte und auf den allerletzten Metern doch noch sowas wie ein Rückgrat entdeckte, sich gegen Lindner stellte und aus der FDP austrat.

Für das Merz-Kabinett erwartete ich ein ähnliches Bild. Eher unauffällige Schwarze, die fachlich so extrem überfordert wären, daß sie Karkiczekig untertauchen.

Die SPDler hingegen würden fachkundig in ihren wenigen verbliebenen  Machtbereichen, emsig das Kleinklein des Koalitionsvertrag abarbeiten.

Nach drei Monaten Merz bietet sich aber ein partiell sehr ungewöhnliches Bild.

Zwar bleiben erwartungsgemäß einige Unions-Minister in der Versenkung verschwunden – hat irgendjemand nach deren Vereidigung am 06.05.2025 jemals wieder etwas von Patrick Schnieder oder Karsten Wildberger gehört?

Verblüffenderweise bleiben aber auch einige Sozis völlig unter dem Radar.

Ich sehe Reem Alabali Radovan auf Social Media sehr viel reisen, aber was tun Stefanie Hubig, Carsten Schneider und Verena Hubertz eigentlich den ganzen Tag?

Die größte Überraschung stellen aber die schwarzblauen Minister Reiche, Prien, Dobrindt, Warken, Bär und der Kanzler selbst dar, die geradezu hyperaktiv ans Werk gingen und seither die Medien dominieren. Sehr ungewöhnlich. Insbesondere die Wirtschaftsministerin, die ich hiermit zu Impudenz des Monats Juli 2025 küre, fällt auf.

Sie war mir seit 20 Jahren bekannt und daher erwartete ich schon a priori, daß sie sehr destruktive Politik machen, Deutschland schwer schaden und viel dummes Zeug reden werde. Nun bin ich aber doch erstaunt, wie perfide und zielstrebig die Gaslobbyistin Deutschland in den Abgrund reißt. Für mich steht schon nach drei Monaten fest, daß sie sich zu einer der übelsten Ministerinnen seit 1949 mausert.

 

Es ging schlimm los und wurde rasch noch schlimmer.

Reiche meint tatsächlich, der Klimaschutz schade der Wirtschaft und will daher von E-Autos wieder auf die 100 Jahre alte Verbrennermethode setzen.

[…] SOLLTEN WIR NOCHMAL ÜBER DAS VERBRENNERVERBOT NACHDENKEN?

Die Gewinne der deutschen Autobauer brechen ein.

Julian Reichelt ist in der Folge der Meinung, dass das Verbrennerverbot die deutsche Automobilindustrie in den Ruin treibt.

Hubert Aiwanger ist der Meinung, dass es keine effizientere Technologie gibt als den deutschen Verbrennungsmotor... und den könne man ja mit synthetischen Brennstoffen fahren.

Der Wirtschaftsrat der CDU fordert ein "Überdenken des Verbrennerverbots", weil ansonsten die Weiterentwicklung der heimischen Verbrennertechnologie behindert werde.

Das sind spannende Argumentationsmuster.

Denn gegenwärtig gibt es gar kein Verbrennerverbot.

Niemand wird daran gehindert, sich jetzt ein Verbrenner-Auto zu kaufen und es so lange zu nutzen wie immer er möchte.

Jeder Petrol-Head kann sich selbst im Jahr 2034 einen BMW, Porsche oder Audi mit ordentlichem Auspuff-Sound kaufen und den locker flockig bis ins Jahr 2100 fahren.

Die Gewinneinbrüche der deutsche Autobauer resultieren samt und sonders aus dem Umstand, dass in China kaum noch jemand ausländische Verbrennerautos kaufen möchte.

Die Chinesen kaufen einheimische E-Autos.

Der wichtigste deutsche Markt bricht weg.

Das Konzept von Union & Co zur Rettung der deutschen Automobilindustrie folgt also dem Prinzip:

Immer mehr kaufen Smartphones.

Wir sollten unbedingt die Tasten-Handys fördern.

Ein weiterer Grund für die Gewinneinbrüche sind die Einfuhrzölle des Donald Trump.

Eigentlich kein Problem für die Hersteller von hochpreisigen Autos.

Denn ob die Käufer nun ein paar Euro mehr zahlen spielt bei entsprechendem Geldbeutel eine untergeordnete Rolle.

Dooferweise kristallisiert sich in den USA gerade heraus, dass die Amis entweder auf billige Verbrenner stehen... oder auf teurere E-Autos.

Bin schon auf den neuen Verbrenner-Porsche für unter 20.000 $ gespannt 😉

Oder wir wär's mit nem Porsche-Pickup?  […..]

(Joshua Ben, 28.07.2025)

Fast unnötig zu erwähnen, daß Reiche selbstverständlich auch lügt, wie gedruckt.

Die Grünen erwarten nun die „Reiche-Delle, mit der die Jobs in der Grünen  Technologie abgebaut werden. Ein fossiler Rollback-Plan, um Deutschland ins Technologie-Museum zu führen.


[…] Wirtschaftsministerin Katherina Reiche erscheint schon nach kurzer Amtszeit als Fehlbesetzung. Sie bringt selbst die eigenen Reihen gegen sich auf. […] Nahezu jede Woche haut Bundeswirtschaftsministerin ­Katherina Reiche eine neue Provokation raus. Die Christdemokratin will mehr fossiles Gas, grünen Wasserstoff würgt sie ab. Den Erzeugern von Wind- und Solarstrom möchte sie spezielle Kosten aufhalsen und noch etliches mehr unternehmen, um die Energiewende auszubremsen.

Jetzt hat sie einen Generalangriff auf die Lebens- und Jahres­arbeitszeiten in Deutschland gestartet. Denn die Beschäftigten arbeiteten ihrer Meinung nach zu wenig. Reiche funktioniert ihr Haus zum Kultur- und Klassenkampfministerium um. Damit hat sie die Rolle der Störgeräuschproduzentin in der Regierung übernommen, die früher FDP-Mann Christian ­Lindner innehatte. Der Unterschied: Lindner konnte nur blockieren, Reiche kann viel zerstören.

Bei ihrem Kreuzzug gegen die Energiewende wird die Ministerin auf Widerstand stoßen, und das nicht nur auf den, der von der Lobby der erneuerbaren Energien zu erwarten ist. Die Interessenlage ist komplex, auch konventionelle Energiekonzerne setzen längst auf Wind- und Solarkraft und wollen Planungssicherheit – die die Ministerin immer wieder infrage stellt. Sich angesichts dessen ohne Not noch mit anderen Seiten anzulegen, zeigt ein bemerkenswert aggressives missionarisches Sendungsbewusstsein. […]

(Anja Krüger, 27.07.2025)

Bei einer derart destruktiven, ganz offensichtlich bösartigen und realitätsblinden Ministerin, überraschen die Rücktrittsforderungen nach so kurzer Amtszeit wenig.

[….] Mit Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) droht uns der fossile Rückschritt: Statt erneuerbare Energien weiter voranzubringen, plant sie neue Gaskraftwerke. Ganz im Sinne ihres ehemaligen Arbeitgebers – der Gaswirtschaft. Gemeinsam verteidigen wir die Energiewende, unterzeichne jetzt den Appell an die Ministerin!  [….] Die Energiewende ist unter der Ampel-Regierung endlich wieder in Fahrt gekommen – mit Rekordausbau der Solar- und Windenergie. Doch Wirtschaftsministerin Reiche droht diese positive Entwicklung jetzt auszubremsen. Sie stellt das Ziel Deutschlands, bis 2045 klimaneutral zu werden, infrage. Die Ministerin hält den Ausbau der Erneuerbaren für „völlig überzogen“. Mit einem Gutachten will sie belegen, dass der Strombedarf niedriger ist als bisher angenommen – um dann die Ausbaupläne für erneuerbare Energien und die dafür nötigen Netze zu kürzen. Dieses Monitoring beleuchtet allerdings nur einige Aspekte und erzeugt ein verzerrtes Bild zu Reiches Gunsten. Statt in Erneuerbare zu investieren, will Reiche neue Gaskraftwerke mit einer Leistung von 20 Gigawatt bauen. Das würde Deutschland langfristig von Gas-Importen abhängig machen. Denn die neuen Kraftwerke müssen nicht einmal auf Wasserstoff umrüstbar sein.
Und auch die Wärmewende könnte Katherina Reiche abwürgen. Sie empfiehlt das Heizen mit Erdgas und will alte Heizkessel weiterlaufen lassen. Das „Heizungsgesetz“ will sie abschaffen.
  [….]

(Action Campact)

Unglücklicherweise liegen die Mächtigen der Union ebenfalls auf der Holzweg-Linie der Katherina Reiche. Merz, Söder, Spahn, Klöckner, Linnemann sind gleichermaßen treue Fossillobbyhuren.

Sollte Reiche stürzen, würde Merz eine/n nicht weniger schlimme/n Nachfolger/in einsetzen.

Die CDU versteht nicht nur nichts von Klimaschutz, sondern auch nichts von Markwirtschaft.

[…] Das unwürdige Herumeiern bei der Stromsteuer lässt stattdessen befürchten, dass die Regierung sich in Sachen Marktwirtschaft aktuell selbst nicht richtig ernst nimmt. Denn was ist das Zaubermittel der Marktwirtschaft? Preise! Sie steuern wundersam und völlig dezentral das Verhalten der Menschen. Wer Strom für alle günstiger macht, der lenkt die Deutschen dorthin, wo sie mehr Strom verbrauchen. Denn wenn gleichzeitig Benzin und Gas durch steigende CO₂-Preise teurer werden, heizen die Menschen wie durch Zauberhand häufiger per Wärmepumpe oder fahren E-Auto mit hoffentlich grünem Strom. Ohne dass man unpopuläre Verbote erlassen muss. Gleichzeitig treibt man mit einer Steuersenkung die Wirtschaft an. Und man kann sogar die berühmte und auch bei der Union beliebte Technologieoffenheit beibehalten.

Aber natürlich ist eine Stromsteuersenkung teuer. Dass die Regierung ihre Prioritäten nun woanders setzt, dass sie lieber die Mütterrente erhöht, lässt tief blicken. Sie scheint es aktuell weder mit dem Klimaschutz noch mit der Wirtschaft ernst zu meinen. Die Mütterrente geht zudem gleich doppelt auf Kosten der jungen Generation: Weil sie teuer ist (was die Jungen finanzieren müssen) und weil sie sinnvolle Maßnahmen zum Klimaschutz wie die Senkung der Stromsteuer verhindert.

Wenn die Union schon wenige Wochen nach der Wahl ihre marktwirtschaftlichen Prinzipien fahren lässt, um eine Lieblingsklientel zu bedienen, dann ist das kein gutes Zeichen. Denn eines ist klar: Ökologie und Ökonomie kann man nur zusammenbringen, wenn man sich ernsthaft darum bemüht. Aktuell geht es Friedrich Merz aber offenbar weder um Wirtschaft noch um Klimaschutz. Ist das der Ernst dieser Bundesregierung? […]

(Lisa Nienhaus, 04.07.2025)

Donnerstag, 31. Juli 2025

Menschen, die Gattung aus der Hölle.

Gestern hatte ich den Pseudo-Tierfreunden schon ordentlich einen mitgegeben.                                                                                             

Dazu passen auch die Meldungen, die immer wieder zu Ferienbeginn aufpoppen: „Tierheime völlig überfüllt“, weil viele der selbsternannten Tierliebhaber sich selbst viel mehr lieben und im Zweifelsfall Bello oder Mietze am Stadtrand aus dem Auto werfen, weil man lieber ungestört am Ballermann zechen will.

[….] In Hamburg haben die Sommerferien begonnen. Für die Tierheime in der Stadt ist das eine gefürchtete Zeit. Einige sind schon jetzt am Limit, denn es werden wieder wie jedes Jahr viele Tiere ausgesetzt.

Katze, Wellensittich, Hamster: Erst einmal sind sie wie geliebte Familienmitglieder, doch in der Urlaubszeit scheint sich das oft zu ändern. Seit Anfang Juni wurden in Hamburg 192 Tiere ausgesetzt und kamen ins Tierheim Süderstraße. Darunter waren 10 Hunde und 100 Katzen, etliche von ihnen trächtig. Aber auch Kaninchen, Meerschweinchen, Tauben, Hühner, Schildkröten, Ziervögel, Echsen und sogar eine Achatschnecke haben ihren Besitzer oder ihr Besitzerin verloren.

Die Schildkröten wurden im Isebekkanal ausgesetzt. Eine Labradorhündin wurde nachts vor dem Polizeikommissariat am Sievekingdamm angebunden und nicht mehr abgeholt. Ein schneeweißer Kater mit blauen Augen war in Wilhelmsburg in einer Transportbox einfach auf die Straße gestellt worden. [….] In den Sommermonaten werden in Hamburg bis zu 50 ausgesetzte Tiere pro Woche gerettet. Allerdings sind die Tierheime am Limit: Katzen werden in der Süderstraße schon jetzt nicht mehr aufgenommen. [….]

(NDR, 24.07.2025)

Ja, so geht Tierliebe! Das sind genau die Typen, die mich anfauchen, wenn ich sie im Gemüseshop bitte, ihren Hund zu sich zu rufen, der gerade mein Hosenbein vollsabbert und auf die Kartoffeln gepisst hat.

Der SPIEGEL berichtet von einer Exoten-Schwemme in den Tierheimen.

[….] Warum Exoten oft im Tierheim landen

Viele Deutsche halten zu Hause Schlangen, Schildkröten oder auch mal einen Kurzkopfgleitbeutler. Doch ein Blick in Auffangstationen zeigt, wie problematisch die Haltung sein kann.   [….]

(SPON, 29.07.2025)

Es ist so ein Klischee, wenn grantige alte Männer wie ich, nach Verboten schreien. Deswegen will ich nichts sagen. Schließlich bin ich nicht in der CDU. Aber könnte man es nicht ein bißchen mehr kontrollieren, respektive einschränken, respektive verbieten, daß sich jeder Depp zu Hause Skorpione, Vogelspinnen und Giftschlangen hält?

A propos Schlangen; zu denen habe ich ein eigenartiges Verhältnis. Die Lebensweise fasziniert mich, ich gucke dauernd Dokumentationen über Schlangen und konsumiere dazu Wissen jeder Art, aber ich grusele mich sofort, wenn ich Bilder, oder Videos von Menschen und Schlangen sehe. Ich finde, jeder sollte seiner Wege gehen und ich will auch ganz sicher nicht in irgendwelchen Spielfilmen oder Serien künstlich erzeugte Spannungen vorgeführt bekommen, indem jemand auf Giftschlangen trifft. Ganz schlimm sind diese DMAX-Dokus über Schlangenfänger, die dann heftig in die Kamera prahlend, Inlandtaipane und Kobras lässig mit bloßen Händen anfassen, barfuß zwischen ihnen umherstolzieren.
Die Viecher sind nun mal tatsächlich lebensgefährlich. Nicht weil sie böse sind, oder uns fressen wollen. Charakteristischerweise verschlucken Schlangen ihre Beute im Ganzen und erwachsene Menschen sind einfach zu groß dafür. Es sei denn, es handelt sich um eine sehr kleinen Menschen, der auf eine sehr große Anaconda trifft.

Giftschlangen beißen Menschen nur zur Verteidigung. Wenn man auf sie drauf tritt, in ihren Lebensraum eindringt, sie bedroht. Bei afrikanischen oder indischen Kleinfarmern sind viele Schlangenarten gern gesehen, da sie Ratten und Mäuse dezimieren, die den Bauern die Weizenkörner wegfressen. Vipern und Kobras im Reisfeld sind aber ein ernstes Problem.

Die sich viel zu drastisch vermehrenden Menschen, nehmen den Schlangen den Platz weg.

[…] Vergiftungen durch Schlangenbisse sind laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine „neglected disease“, zu Deutsch eine „vernachlässigte Krankheit“. Jährlich werden 2,7 Millionen Menschen von Giftschlangen gebissen, 140.000 von ihnen sterben. Schuld daran ist ein weltweiter Mangel an Gegengiften. Auf dem 25. Forum „Reisen und Gesundheit“ des Centrums für Reisemedizin (CRM) sprachen Experten über die Gründe und Auswirkungen dieser Probleme.  [….]

(taz, 08.03.2024)

Die Zahlen sind sehr vage, da die Opfer hauptsächlich in den ärmsten Gegenden der Welt leben und kaum Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Hilfsorganisationen sprechen von mehr als 5,5 Millionen Schlangenbissen jährlich.

Die meisten Schlangenbisse werden vermutlich gar nicht statistisch erfasst.

[…] Snakebite envenoming is a potentially life-threatening disease caused by toxins in the bite of a venomous snake. Envenoming can also be caused by having venom sprayed into the eyes by certain species of snakes that have the ability to spit venom as a defence measure.

Inadequate past efforts to control snakebite envenoming has produced fragmented, inaccurate epidemiological data. Many victims do not attend health centres or hospitals and instead rely on traditional treatments. However, available data show 4.5–5.4 million people get bitten by snakes annually. Of this, 1.8–2.7 million develop clinical illness and 81 000 to 138 000 die from complications.

High-risk groups include rural agricultural workers, herders, fishermen, hunters, working children, people living in poorly constructed houses and those with limited access to education and healthcare. Morbidity and mortality occur most frequently among young people and children suffer higher case fatality. Furthermore, women experience increased barriers to accessing medical care in some cultures and pregnant women are extremely vulnerable.

An ongoing crisis restricting access to safe, effective antivenom treatment in many regions, and particularly sub-Saharan Africa, is one factor that contributes to the predisposition for seeking help through traditional medicine.  [….]

(WHO)

An Schlangengift zu sterben, hat eine ähnliche ethische Komponente, wie an HIV zu sterben: Es ist ziemlich unnütz, da es medikamentös zu verhindern ist.

AIDS-Medikamente gibt es, da sich die Herstellung lohnt. Auch in reichen Ländern infizieren sich Menschen, die sich die teuren Medikamente leisten können.

Nach dem Ende von USAID werden aber wieder Millionen HIV-Infizierte in Afrika sterben, die zu arm sind.

Bei Gegengiften nach Schlangenbissen, liegt der Fall etwas anderes, weil die in den reichen Industriestaaten kaum vorkommen und sich die Pharmafirmen daher gar nicht erst darum bemühen, entsprechende Medikamente herzustellen.

[…] Dietrich Mebs ärgert der Mangel an Gegengiften, „es gab ja früher welche“, sagt der Toxikologe. Die Hersteller hätten aber nicht genug an den Mitteln verdient und nach und nach die Produktion eingestellt. Mebs beschäftigt sich seit 1965 mit Schlangenbissen. In Südafrika würden noch Gegengifte hergestellt. Dort sei die Produktion jedoch privatisiert, die Medikamente seien deshalb meist zu teuer für die Menschen in der Subsahara-Region: „Die sind sehr übel dran“, sagt Mebs.

Auf dem afrikanischen Kontinent insgesamt hätten chinesische und indische Hersteller den Markt übernommen. Ihre Gegengifte seien billig, aber weniger wirksam, da sie auf asiatische Giftschlangen spezialisiert seien. Der französische Hersteller des Antiserums Fav-Afrique, das gegen alle wichtigen Schlangengifte Subsahara-Afrikas geholfen habe, hätte seine Produktion 2010 eingestellt, sagt Mebs und fordert: Für neue Gegengifte, die sich die Menschen leisten können, brauche es Subventionen.

Ein Bauer im Kongo verdiene beispielsweise umgerechnet 50 US-Dollar im Monat, erklärt der Giftexperte. Wird er von einer Giftschlange gebissen, müsse er Glück haben, in der Nähe einer Zentralapotheke zu leben. Dort müsse er selbst das Gegengift kaufen und es zum Arzt mitbringen. Eine Ampulle Gegengift würde jedoch über 100 US-Dollar kosten. Bei starken Vergiftungen brauche es sechs bis sieben Ampullen. „So spielen sich da fürchterliche Dramen ab“, sagt Mebs.  [….]

(taz, 08.03.2024)

Ein Jahresverdienst für ein lebensrettendes Medikament.

Das ist der von Merz und Trump so gepriesene Kapitalismus: Ultrateure Forschung an Krebs und Herzkrankheiten findet natürlich statt, weil es auch in Deutschland und den USA häufige Todesursachen sind. Privatpatienten zahlen dafür horrende Summen. Aber von afrikanischen Giftschlangen werden nur Habenichtse gebissen und da die eh nicht zahlen können, lohnt es sich auch nicht für unsere christliche westliche Industrie deren Leben zu retten.

[…] Besonders betroffen sind die Ärmsten der Armen in abgelegenen Regionen Afrikas, Asiens und Südamerikas. Dort leben nicht nur die meisten der 50 für Menschen potenziell tödlichen Giftschlangenarten, sondern es mangelt auch an medizinischer Versorgung und Antiseren.

Die WHO reagierte 2017 und erklärte Schlangenbisse zu einer vernachlässigten Tropenkrankheit, verbunden mit dem Versprechen, mehr Mittel für Aufklärung und Gegengift-Entwicklung bereitzustellen. Das ambitionierte Ziel damals: Bis 2030 soll die Zahl der Todesfälle halbiert werden. „Dieses Ziel werden wir verpassen. Auch wenn es einige positive Tendenzen gibt, stehen wir bei der Lösung des Problems immer noch am Anfang“, sagt Tim Lüddecke, Tiergift-Forscher am Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie in Gießen.

Das größte Hindernis sei das Geld. Die finanziellen Mittel zur Erforschung von Schlangengiften sind sehr begrenzt, besonders im Vergleich zu Krankheiten wie Malaria, HIV oder Krebs. Große westliche Pharma-Konzerne haben ihre Produktion längst eingestellt und zeigen bislang wenig Interesse an der Entwicklung neuer Gegengifte. Die Gewinnaussichten in den betroffenen Ländern sind zu gering, und Subventionen gibt es kaum.

An finanziellen Mitteln mangelt es auch an anderer Stelle. „Eine wichtige Maßnahme gegen Schlangenbisse ist Aufklärung und Prävention. Schon einfache Mittel könnten Leben retten“, betont Lüddecke. Viele Menschen werden gebissen, weil sie mit nackten Füßen durchs hohe Gras laufen, mit bloßen Händen auf den Feldern arbeiten oder sogar dort übernachten. Auch eine fehlende Müllentsorgung zieht Ratten an, denen die Schlangen folgen. In den oft zugigen Blechhütten der Betroffenen sind die Vorratskammern ebenfalls ein Anziehungspunkt für Schlangen.  […]

(Taz, 31.07.2025)

Tja, wenn die Gewinnaussichten zu gering sind, kann man halt nichts machen.

Dann müssen eben 100.0.00 Menschen jährlich sinnlos abkratzen. Macht ja nichts. Es verhungern ja auch täglich 20.000 Menschen. Alle 13 Sekunden stirbt ein Kind, das man mit einem Euro retten könnte.

Da ist es schon wichtiger, mit Trumps und Merzens Politik, weiter massiv Milliarden an die reichsten 100 der Welt umzuverteilen.

Mittwoch, 30. Juli 2025

Superselektive Tierretter

In meiner Selbstwahrnehmung brauche ich keine Nachhilfe beim Thema Tierfreundlichkeit. Ich bin seit 30 Jahren Vegetarier, weil ich es unmoralisch finde, ohne Not Tiere zu töten und aufzufressen. Ich lebe sehr nachhaltig, meide Zoos, achte auf Tierversuchsfreiheit, unterstütze Greenpeace und weitere Naturschutzvereine finanziell. Man könnte natürlich noch mehr machen. Zum Beispiel vegan leben. Aber leider komme ich nicht ohne Käse aus Kuh- oder Schafsmilch aus. Man könnte sich auch radikaleren Organisationen anschließen, die Versuchstiere befreien, oder bei Geflügelmästern einbrechen, um die grausigen Bilder zu veröffentlichen. Dazu bin ich aber nicht mutig genug.

Ich verachte populistische Wurstfresser, wie Markus Söder, mit seiner Obsession gegen Vegetarier. Unglücklicherweise gibt es aber wirklich Veganer, die öffentlich so unsympathisch-fundamentalistisch auftreten, daß B-Promis, die zusammen mit Tessa Bergmeier im Dschungelcamp hockten, aus Notwehr verkünden, anschließend erst mal ein riesiges Steak essen zu gehen.

[…] Mit Jana Pallaske und Tessa ziehen dieses Mal gleich zwei Veganerinnen ins Camp, und man hätte diese Bühne wunderbar nutzen können, um zu zeigen: Das geht, das ist gar nicht kompliziert, und vor allem: nicht anstrengend für alle anderen, auch wenn Stumpfkomödianten an diesem ausgelutschten Gag unverdrossen weiter herumzuzeln. »Mein Körper ist kein Grab«, verkündet Tessa allerdings schon beim ersten Kennenlernen noch vor dem Einzug, als Gigi Birofio von einem Steak fantasiert. Im Camp angekommen, gibt sie sich dann so enervierend missionarisch, dass man auch als Nichtinsassin wütend wird, weil sie diese Chance derart versemmelt. Tessa knallt ihren omnivoren Mitcampern Sätze wie »Am Tag werden in Deutschland zwei Millionen Hähnchen getötet« und »Ein Kuhbaby fängt Schneeflocken mit der Zunge« vor den Kopf und verschreckt sie mit Aggressivarroganz: »Weißt du, was Aktivismus ist, schon mal gehört?« Sie hat natürlich völlig recht, wenn sie bei der Prüfung fast unter Tränen sagt: »Das sind Leichenteile von fühlenden Individuen, und es ist nicht okay, so was zu töten und zu essen«, und es wäre eine zeitgemäße Innovation für das Format gewesen, hätte man sich bemüht, den Tote-Tiere-Anteil bei den Prüfungsrequisiten etwas herunterzufahren. Claudia bemängelt nach der Prüfung erwartungsgemäß mangelnden Teamgeist bei Verena, weil die (wie Jana) kategorisch ablehnte, Tiere zu essen. Man könnte aber auch den restlichen Campern vorwerfen, nicht im Sinne des Teams gehandelt zu haben: Statt den Veganerinnen das einzige pflanzliche Ekelgericht zu überlassen (Kotzfrucht mit fermentierten Sojabohnen), spuckten Gigi und Verena es lieber selbst aus. Ein bisschen lustig: Das Dschungelcamp wird diesmal präsentiert vom »veganen Räucherlachs« einer Geflügelverarbeitungsfirma. [….]

(Anja Rützel, 14.01.2023)

Wie so oft, finden die schwersten Grabenkämpfe mit ähnlich tickenden Nachbarn statt.  USPD gegen SPD, Linke gegen SPD. Man verachtet denjenigen am meisten, der nicht ganz auf Linie zu sein scheint, statt anzuerkennen, wie groß die Gemeinsamkeiten sind und sich zusammen gegen CDUAfD zu stellen.

Als Vegetarier freue ich mich über Flexitarier, die wenigstens nicht mehr jeden Tag Fleisch essen und ein Bewußtsein für Tierleid entwickeln. Sinnvollerweise versucht man, sympathisch zu wirken, wenn man für seine Lebensweise wirbt. Veganer sollten nicht ihre Energie damit verschwenden, Krieg gegen die aus ihrer Sicht inkonsequenten Vegetarier Krieg zu führen. Das schadet nur der gemeinsamen Sache.

[….]  In ihrer Prüfung muss sie sich durch das hinlänglich bekannte unterirdische Rohrsystem schlängeln, teilgeflutet und voller Maden, Krebse und anderer Tiere. Drei Sterne holt Tessa und bewegt sich behutsam durch den Untergrund, weil sie als Veganerin die Bedingungen nicht mit ihren Werten vertreten kann: »Es ist nicht möglich, den Tieren nicht weh zu tun. Ich trete auf sie drauf, ich will das nicht.« Später gerät sie im Camp mit Cosimo aneinander, der kein Veganer ist und zumindest deutsche Bauernhöfe für »Fünfsternehotels« für Tiere hält.

Natürlich ist Tessa in ihrer gänzlich ungepolsterten, rempeligen Kommunikationsweise oft anstrengend, aber es bestürzt einen beim Zuschauen schon, wie schnell die anderen sie als Störenfried wegschubladisieren. »Wegen solchen Menschen gab es Kriege«, sagt Cosimo. »Tessa passt hier auch nicht rein«, befindet Claudia. Und Djamila nennt ihre »Angriffspunkte« nervig: »Immer Tier, Tod, vegan – schwierig.«   Dabei müsste gerade sie verstehen, dass auch Tessa ernst genommen und gesehen werden will.  […..]

(Anja Rützel, 15.01.2023)

Als Tierfreund hat es für mich die allerhöchste Priorität, den Lebensraum für Wild-Tiere zu erhalten. Keine Schleppnetzfischerei, Dschungel nicht abholzen, Boden aufkaufen, um Reservate zu schaffen, Reduzierung der menschlichen Überbevölkerung.

Tierfreund zu sein, bedeutet für mich aber keineswegs, daß ich beim Einkaufen von sabbernden Kläffern angesprungen werden mag oder überall die schwarzen Hundescheiße-Tüten rumliegen sehen will.

Tierfreund zu sein, bedeutet Prioritäten zu setzen und sich nicht von subjektiven menschlichen Motiven leiten zu lassen. Delphine lieben und sich darüber empören, wenn sie beim Thunfischfang verenden, weil man als Kind so gern „Flipper“ sah und die Tiere so nett lächeln, während man fleißig Thunfisch frisst und nicht dagegen hat, wenn Millionen Haie jährlich elend verenden, weil ihnen lebendig die Flossen abgeschnitten wurden.

(….) Es begann mit der Bibel, die Schlangen Niedertracht und Kriechertum andichtete.

Die diebische Elster, der verschlagene Fuchs, der Dreckspatz, der böse Wolf – all dieser Unsinn trägt dazu bei ganze Gattungen ausrotten.

Das beste Beispiel sind Haie und Delfine, deren charakterliche Zuordnung lediglich anhand ihrer Mundwinkel erfolgt:
Haie mit ihren heruntergezogenen Mundwinkeln gucken aus menschlicher Perspektive grimmig, gelten daher als zutiefst bösartige Fressmaschinen und werden mit Akribie weltweit ausgerottet.

Delfine hingegen wirken auf Homo Demens so, als ob sie immer lächelten und daher als die Gut-Tiere schlechthin.

Dabei fressen Haie als Kaltblüter viel weniger als ihre säugenden und lächelnden Wasser-Kollegen.

[….] Menschen sind nun einmal nicht konsequent in ihrer Tierliebe. Sie lieben niedliche Tiere, die sie maximal vermenschlichen können.

Der Hund, der wie ein Familienmitglied behandelt wird und dessen vermeidlich menschliche Eigenschaften gelobt werden. „Wie ein richtiger Mensch!“ klatschen die öffentlichen Tierhalter Glööckler, Moshammer vor Entzücken, wenn ihre Daisy am Tisch sitzt. Unter welchen Bedingungen die Tiere geschlachtet werden, aus denen Daisys Hundefutter produziert wird, interessiert nicht.

Man möchte Robbenbabies schützen, weil sie so flauschig sind und niedliche Knopfaugen im Kindchenschema-Kopf haben. Deren Haut darf nicht zur Kleidung von Menschen verwendet werden.

Schweinen und  Kühen die Haut abzuziehen ist uns aber völlig egal, weil wir halt gerne die coolen Lederhandtaschen und Lederjacken tragen.

Voller Empörung werden bayerische Uralt-Bauern mit Strafandrohungen überzogen, wenn die sich erdreisten sollten, ihren Hofhund zu kochen.

Wenn derselbe Bauer aber mal eben 20.000 Puten oder 500 Schweine „keulen“ muss, weil irgendeine Pharmakonzern Mist gebaut hat, schert es niemand.

Wir boykottieren jahrelang erfolgreich Thunfisch, weil die bösen bösen Thunfischer als Beifang gelegentlich einen Delphin erwischen, der dann sterben muss. Unmoralisch, denn wir lieben doch Flipper.

Die Thunfische selbst haben aber keinen Wert?

Was sind Menschen nur für erbärmliche Schwachköpfe.

Tiere haben keine unterschiedliche Moral, weil sie in unseren subjektiven Augen „gut“ oder „schlecht“ sind.

Niedlichkeit ist kein ethisches Kriterium, um ein Leben weniger wertvoll zu machen. Hunde sind nicht grundsätzlich schützenswerter als Schweine. [….]

(Viecherhalter, 07.02.2018)

Der ganze Irrsinn der menschlichen Perspektive wird bei selbsternannten Tierfreunden sichtbar, die ihre Tierliebe an ihrer Zuneigung zu ihrem Hund oder ihrer Katze messen, während sie selbst aber täglich billiges Fleisch fressen und damit direkt zu grauenvollem Tierleid beitragen. (….)

(Menschen sind Tiere. Tiere sind keine Menschen, 13.09.2019)

Hund gut, Schwein schlecht? Delphin gut, Hai schlecht? Wer so redet, kann sicher kein Tierfreund sein.

(….) Wer weiß was „finning“ ist?

Dabei handelt es sich um eine besonders perfide Grausamkeit des Homo Sapiens. Ob des Irrglaubens Haifischflossen steigerten die Potenz, werden in allen Weltmeeren Haie mit Langleinen gefischt, kurz raufgezogen und dann schneidet man den armen Viechern während sie noch an der Leine hängen bei lebendigem Leibe die Finne (Rückenflosse) und anderen Flossen ab und entsorgt sie im Meer. Der Hai lebt dann immer noch, ist danach jedoch logischerweise schwimmunfähig und sinkt erstickend im Todeskampf zu Boden, wo er qualvoll verendet.

Da ein Kilo Haifischflossen an die 1000 Dollar bringt werden jährlich zwischen 100 und 200 Millionen Haie gefinnt. Fast alle Bestände der größeren Arten sind um mindestens 90% geschrumpft.

Das alles juckt uns nicht, weil Haie nun mal kein süßes Kindchenschema zu bieten haben.

Dank Spielberg hält man Haie immer noch für furchtbar gefährlich und berichtet über jeden Haibiss weltweit.

Pro Jahr werden ungefähr fünf Menschen durch Haie getötet.

Damit sind sie im Vergleich zu Löwen sehr harmlos.

Löwen töten 50-100 Menschen im Jahr.

Aber Löwen haben ein gutes Image.

Bei ihnen akzeptiert jeder Mensch voller Verständnis, daß sie die Top-Prädatoren des Landes sind und geht ihnen aus dem Weg. Nicht einmal der Dümmste würde sich zu einem Löwenrudel fahren lassen und vor ihren Nasen rumhopsen.

Haie sind die Top-Prädatoren des Wassers, aber ihnen springt man vors Maul, plantscht umher und ist zutiefst schockiert, wenn so ein Hai mal zuschnappt.

Homo sapiens hat großes Glück, daß Haie viel vorsichtiger und friedlicher als Löwen sind.

 Noch viel gefährlicher sind Nilpferde, die bei ihren nächtlichen Landausflügen doppelt so viele Menschen killen wie Löwen.

Und selbst Nilpferde sind noch harmlos im Vergleich zu Kokospalmen.

Das sind erst Mistdinger.

 Es werden weltweit im Jahr unter zehn Menschen von Haien getötet, während über hundert Sonnenbadende dadurch sterben, daß ihnen am Strand eine Kokosnuss auf den Kopf fällt. (….)

(Irrationale Irre, 26.03.2015)

Wer zu betäubungsloser Ferkelkastration und zig Millionenfachem Kükenschreddern „Ja“ sagt, indem er günstig Fleisch- und Eierprodukte beim Discounter kauft, verliert darüber seine Glaubhaftigkeit als Tierfreund.

Wer sich auf die wenigen flauschigen Tiere konzentriert, die er persönlich niedlich findet, ist ein Heuchler.

(….) Ukrainische Kinder, die massakriert werden, Ukrainische Frauen, die vergewaltigt werden, Ukrainische Großeltern, die ausgebombt werden und auch Ukrainische Männer, die an der Front zerschossen werden, sind uns offensichtlich inzwischen egal. Deutsche Wohnungssuchende und Sozialhilfeempfänger sind gar nicht gut auf die eine Million Ukrainer in Deutschland zu sprechen, wenn sich herausstellt, daß diese auch eine Wohnung und finanzielle Hilfe benötigen.

Anders sieht es aber bei Ukrainischen Vierbeinern aus! Für Hunde und Katzen aus dem Donbass opfern wir uns gern auf. So rauscht die tränenrührige Geschichte von der Ukrainischen Terrier-Mischung Bim durch den Blätterwald. Er wurde and Kopf und Schwanz verletzt, verlor auch noch alle vier Pfoten. Statt das arme quadrupelamputierte Tier von seinem Elend zu erlösen, wurde es nach Deutschland geflogen und bekam alle nur erdenklichen Behandlungen.

[….] Tierschützer Ralf Seeger – TV-bekannt aus der Vox-Dokuserie „Harte Hunde“ – nahm ihn mit nach Deutschland. Und am Niederrhein kommt der kleine Kläffer jetzt wieder auf die Beine, im wahrsten Sinne: „Ein Freund, Orthopädie-Techniker, hat ihm vier Beinprothesen angefertigt“, erzählte Seeger der dpa. Jetzt übt Bim auf seinen neuen Silikon-Pfoten das Laufen.  Seit einigen Wochen wird der schwarz-weiße Rüde im Verein „Helden für Tiere – Tierhilfe International“ versorgt. „Er hat schwere Verstümmelungen erlitten. Ein Freund, Orthopädie-Techniker, hat ihm vier Beinprothesen angefertigt“, so Ralf Seeger.  Gerade wurden Röntgenaufnahmen gemacht – und glücklicherweise bleibt dem Hund eine weitere OP erspart. Eine Prothese musste nachträglich noch angepasst werden, Bim hatte Schmerzen. Das Laufen mit den künstlichen Pfoten sei auch sehr gewöhnungsbedürftig für den Kleinen. [….]

(Mopo, 21.09.2022)

Weswegen die Zeitungen diese Story prominent verbreiten, ist völlig klar. Die Deutschen sind Hundenarren und verwerfen sofort jede Rationalität, wenn es um Hunde geht. Ich bestreite ausdrücklich, daß es hier um Tierliebe geht. Wer Mitgefühl hat, hätte das arme Wesen eingeschläfert und wer ein wahrer Tierfreund ist, kann sich nicht auf diese eine Art fixieren, während es ihm offensichtlich vollkommen egal ist, wie Schweine, Rinder oder Puten behandelt werden. Dann hätten wir keine Massentierhaltung.  (…)

(Falsche Hilfsbereitschaft, 21.09.2022)

Wir leben im Anthropozän. Der moderne Mensch verursacht gegenwärtig ein Massenaussterben von Fauna und Flora. Hunderte Arten verschwinden jeden Tag unwiederbringlich von diesem Planeten. Durch uns. Wir sind viel zu viele. Nur eine drastische Reduktion der menschlichen Bevölkerung könnte die Natur retten. Dazu sind wir aber nicht bereit und so gleicht jeder Tier- und Naturschutz einem Pflaster auf einem blutigen Unfallopfer mit multiplen Knochenbrüchen.

Zoos können einige Arten formal vom Aussterben bewahren, wenn es in der Natur gar keine sicheren Lebensraum mehr gibt. Ob es wünschenswert ist, eine Art nur noch in Gefangenschaft zu erhalten, ist eine ethische Frage.

Im Nürnberger Tiergarten zwölf gesunde Guinea-Paviane zu töten, die als potentiell gefährdet gelten und anschließend zu verfüttern, nur weil es keinen Platz gibt, ist zweifellos ethisch schwierig, aber Zoo-Direktor Dag Enke beschäftigt sich schon lange auf vorbildliche Weise mit dieser moralischen Frage, hat alle anderen Optionen, um die Tiere am Leben zu lassen, versucht.

Man kann sie nicht auswildern, weil es nirgendwo mehr Lebensraum gibt, in dem sie überleben könnten. Kein anderer Zoo der Welt erklärte sich bereit, Guinea-Paviane aufzunehmen. Kastration der Tiere funktioniert nicht, da damit das soziale Gruppengefüge zerstört wird und die Tiere sich gegenseitig töten. Auch der Bau weiterer Pavian-Gehege in Nürnberg ist ausgeschlossen, weil man dafür andere Tierarten opfern müsste. Der weltweite Wirbel um die 12 getöteten Affen besteht nur deswegen, weil Primaten juristisch anders als Kühe oder Schweine oder Esel bewertet werden. Die Tiere werden zu Millionen jeden Tag getötet. Auch für die Raubtiere im Zoo, die mit Fleisch gefüttert werden. Das humane Jura-System sagt: Schwein killen, um damit Zoo-Löwen zu füttern ist gut. Pavian zu töten, um damit Zoo-Geier zu füttern, ist moralisch ganz anders. Darf man Paviane töten?

[….] Ob man das im juristischen Sinne darf, ist unklar. Es ist nicht verboten, Paviane zu töten, es muss aber gut begründet sein. Ethisch, das ist klar, ist die Sache zumindest bedenklich, auch wenn es etwas willkürlich ist, Primaten so strikt anders zu bewerten als andere Tiere. Aber vor allem: Lohnt es sich wirklich, sich ausgerechnet über diesen Fall aufzuregen? Es gibt ja keine überzeugenden Alternativen. Es hat sich kein Zoo gefunden, der die Paviane aufnehmen könnte, auswildern kommt nicht infrage, Gehege-Erweiterung würde das Problem auf Dauer nicht lösen, Verhütung hat der Zoo bereits versucht.

In dieser verfahrenen Lage drängt sich im Sinne der Priorisierung doch etwas Whataboutismus auf, auch wenn der eigentlich verpönt ist: Was ist mit den Qualen, die Kühe, Schweine und Hühner – auch alles intelligente, empfindsame Tiere – millionenfach in Ställen und Schlachthöfen erleiden? Was ist mit dem Lebensraumverlust, den so viele Tier- und Pflanzenarten in freier Wildbahn erleiden und der Haupttreiber des dramatischen Artensterbens ist? Was ist mit der Jagd auf jene Guinea-Paviane, die nicht im Zoo, sondern in der Wildnis leben? [….]

Der Mensch führt seit Langem einen abscheulichen Feldzug gegen die Natur, der übrigens auf Dauer schlicht existenzbedrohend ist. Das Schicksal der Paviane in Nürnberg ist traurig, aber momentan wirklich nicht das größte Problem. [….]

(Marlene Weiß, 29.07.2025)

Weiß hat mit der Einschätzung „nicht schön, aber es gibt schlimmeres“ völlig Recht. Tierschützer, die jetzt den Nürnberger Zoo mit Hass, Klagen und Demonstrationen überziehen, sind leider offenkundig genauso verblödet, wie die Typen, die Flugzeuge chartern, um humpelnden Hunde aus einem Kriegsgebiet auszufliegen.

[….] Unabhängig davon, wie man zu der Tötung steht – über eines sollte Konsens herrschen: Der Streit darum  ist ein gutes Zeichen. Er ist Ausdruck gelebter Demokratie. [….] Allerdings war am Dienstag auch zu beobachten, wie schwer das einigen fällt: miteinander in den Austausch zu treten, sich zuzuhören und miteinander zu diskutieren. Da war der Zoo-Mitarbeiter, der versuchte, mit den Aktivisten am Eingang eine inhaltliche Debatte zu führen. Und da waren einige Aktivisten, die das ebenfalls versuchten. Da waren aber auch diejenigen, die gar nicht zuhören wollten. Die stupide ihre Parolen dazwischen blökten. Solche Aktivisten dienen ihrer eigenen Sache nicht.

Ebenso wenig wie die Kommentarschreiber im Internet. Nochmals: Es ist legitim, die Tötung der Paviane im Tiergarten, ja selbstverständlich auch das Modell Zoo grundsätzlich abzulehnen und scharf zu kritisieren. Wer aber auf Instagram schreibt, die Mitarbeiter des Tiergartens „sollte man beseitigen“, sie seien „Abschaum“ und „Drecks Massenmörder“, hat nichts verstanden. Er schadet der Demokratie. Er schadet den eigenen Anliegen. Und er schadet allen – sachlich argumentierenden – Mitstreitern. [….]

(Max Weinhold, 30.07.2025)

Diese Pöbler schaden dem Tierschutz, wie Tessa Bergmeier dem Veganismus schadet.

Dienstag, 29. Juli 2025

Die reinen deutschen Gene

Das war vermutlich eine Überraschung, als meine Oma in der Nazi-Zeit mit 41 Jahren erneut schwanger wurde. Sie hatte schon vier Kinder und Opa war sogar fast 50, als meine Mutter geboren wurde. In meiner Familie lässt man sich Zeit mit der Vermehrung. Der Vater meiner Oma, also mein Uropa, war Jahrgang 1846 und starb mehr als 60 Jahre vor meiner Geburt. Drei meiner vier Großeltern waren schon vor meiner Geburt tot; nur eine Oma, MEINE Oma, kannte ich.

Insofern hat es mich immer fasziniert, wenn meine Freunde von dem Verhältnis zu ihren Omen und Open erzählten, gar ihre Urgroßeltern kannten. Für mich war das lange vergangene Historie.

Es fasziniert mich heute, wie andere ihre Familiengeschichte „aufarbeiten“ und drei Generationen nach dem Holocaust, endlich ohne rosa Brille darauf gucken, was ihre Familie eigentlich unter Hitler tat. Oder nicht tat.

Bei mir kommt erschwerend hinzu, daß meine Mutter in ihren Twen-Jahren nach vielen ausgiebigen Reisen, beschloss auszuwandern, weil ihr das spießige Nachkriegsdeutschland viel zu eng wurde. Opa wurden anonyme Anzeigen von der Polizei zugestellt. Man habe seine Tochter in der Stadt am Jungfernstieg mit einem so kurzen Rock gesehen, der nicht einmal die Knie verhüllte. Ein anderes Mal soll sie dabei gesehen worden sein, als sie in der Öffentlichkeit in einem Lokal mit einem unbekannten Mann Alkohol trank. Mein Opa solle sich schämen.

In ihrer neuen Heimat New York gab es die Probleme selbstverständlich nicht. Meine Mutter konnte arbeiten gehen, allein eine Wohnung nehmen, ohne ihren älteren Bruder oder Vater um Erlaubnis zu fragen, ein Bankkonto eröffnen zu dürfen. Niemand scherte sich darum. In den USA lernte sie meinen späteren Vater kennen, so daß die Hälfte meiner Vorfahren US-amerikanisch ist und somit erst Recht nicht dazu taugt, zu erforschen, wie sich die eigene Familie im Nationalsozialismus verhalten hatte.

Natürlich kenne ich aber die grundsätzliche Daten der Familie mütterlicherseits.

Opa war im Ersten Weltkrieg Soldat in Frankreich. Für den WK-II also glücklicherweise zunächst zu alt. Außerdem war er als Uhrmacher in der Herstellung von Schiffschronometern beschäftigt. Das war eine „kriegswichtige Tätigkeit“, für die man von der Wehrmacht freigestellt wurde.

Noch mal Glück gehabt. Zumal es nichts Fieses war, das er baute. Keine Waffen, keine Chemikalien, bloß Uhren. Sein ältester Sohn war schon als Kleinkind in den Wirren nach dem WK-I gestorben, weil Oma keine Medikamente für ihn bekommen konnte. Seine Töchter hatte das Glück Mädchen zu sein. Aber da war noch mein Onkel K., geboren 1924. Auch er hatte, wie sein Vater, mein Opa, Uhrmacher gelernt und ebenfalls die Möglichkeit in Papas „kriegswichtigen Betrieb“ von der Wehrmacht freigestellt zu werden.

Aber: Niemand in der Familie war in der Partei. Man guckte bereits argwöhnisch auf die vermeidlichen „Drückeberger“. K. wurde mir von seinen Geschwistern als äußert sensibel und feingeistig beschrieben. (Chiffres?) Ein ausgesprochen hübscher Junge, der sich für Kunst interessierte und im Internat offenbar gemobbt wurde.

Ich kenne nur Fotos, vermute aber, daß er schwul war. 1944, nach dem Abschluss seiner Lehre als Feinmechaniker, hielt er es nicht mehr aus, empfand es auch als weilen. Er entschied sich gegen den Chronometerbau, meldete sich zur Wehrmacht, wurde direkt an die Ostfront transportiert.

Auch dort wollte sein Vorgesetzter dem „Sensibelchen“ gleich mal zeigen, wie es an der Front zuging und schickte ihn nach einer halben Stunde als Späher los. K. geriet sofort in russische Gefangenschaft, ohne einen Schuss abzufeuern.

Meine Tante reiste Jahrzehntelang auf den Spuren ihres geliebten Bruders, um ihn zu finden. Er wurde offensichtlich vergleichsweise gut behandelt. Sie traf 1955 eine Gruppe Spätrückkehrer, die bis 1955 mit Onkel K. in einem Gefangenenlager waren. Inzwischen sprach er offenkundig gut russisch und wurde im letzten Moment, bevor die anderen zurück nach Deutschland geschickt wurden, mit einer Gruppe, bestehend aus Mechanikern, Ingenieuren oder sonstigen Technikern, ausgewählt, um in ein Speziallager nach Sibirien geschickt zu werden.

Die Familie hörte nie wieder von ihm. Seine Geschwister blieben zeitlebens in Kontakt mit dem Suchdienst des Roten Kreuzes, hofften auf neue Erkenntnisse, als Michail Gorbatschow vorher nicht zugängliche Archive öffnete. Aber nichts. Meine Tante reiste privat in die Sowjetunion, um das Lager zu besichtigen, in dem ihr Bruder zuletzt war. Aber das scheiterte, weil es komplett abgerissen und bepflanzt wurde. Der Wald hat es sich zurück geholt, es gibt keinerlei Aufzeichnungen. Man sollte mutmaßen, daß mein Onkel sich nach dem Ende der UDSSR selbst in Hamburg gemeldet haben sollte, wenn er noch gelebt hätte. Heute wäre er 101 Jahre alt und ich schließe sicher aus, jemals Gewissheit zu bekommen.

Auf seinem Grabstein in Hamburg steht – wie auf so vielen anderen – „vermisst 1944 in Russland“.

Wie Millionen andere, wurde meine Oma ihre Leben lang von der Ungewissheit über den Verbleib ihres Kindes gequält. Noch heute empfinde ich deswegen tiefes Mitleid mit ihr. Wie schrecklich es sein muss, zwei Kinder im Krieg „zu verlieren“ und jeden Tag zu vermissen. Der einzige Trost für war, daß ihr Sohn nie schießen musste. Vor 1944 hatte er sich davor am meisten gefürchtet: Jemanden umbringen zu müssen, das könne er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren.

Ich war zu jung, um meine Oma genau nach dem Nationalsozialismus zu befragen, hielt meine Familie aber für unschuldig. Die Amerikanische Hälfte ohnehin; die kämpften schließlich gegen Hitler-Deutschland. Und im deutschen Teil war niemand in der engeren Familie Soldat. Ich weiß noch von einem Schwager meiner Oma, der Pilot war und in Frankreich abgeschossen wurde. Auch er überlebte nicht. Bis auf den tragischen Onkel K. waren alle anderen aber zu alt oder gerade eben zu jung. Es gibt außerdem eine Vorlandung aus den 1930er Jahren. Mein Oma musste sich bei der Gestapo melden, weil sie demonstrativ weiterhin in einem jüdischen Bekleidungsgeschäft einkaufte. Ihr gelang es, sich rauszureden. Sie wäre völlig unpolitisch und entschiede sich nicht für die Kleidung, weil sie von Juden stamme, sondern weil sie seit Jahrzehnten die Qualität schätze.

Offensichtlich waren meine deutschen Großeltern also keine Antisemiten. Sie waren keine Fans von Hitler. Sie waren keine Arschlöcher.

Glück gehabt.

Wirklich?

Vor kurzem meldete sich ein Ahnenforscher aus Amsterdam. Im Nachlass seines Vaters habe er Listen gefunden, nach denen wir verwandt wären. Er käme bald nach Hamburg und bitte um ein Treffen.

Natürlich dachte ich an Spam. Irgendeine KI-Betrugsmasche. Zumal wir beide inzwischen andere Familiennamen tragen. Ich lehnte höflich ab, bekam dann aber Bilder seiner Unterlagen.

Sie gehen ebenfalls zurück auf die Nazizeit. Bekanntlich galten die „Nürnberger Rassegesetze“ und viele Menschen benötigten einen „Ariernachweis“.

 




[…] Ein Ahnenpaß war eine wichtige Voraussetzung für den "Ariernachweis", den jeder Bürger des Deutschen Reiches zu erbringen hatte, seit durch die Nürnberger Gesetze das volle Bürgerrecht (Reichsbürgerschaft) ausschließlich an Bürger mit "deutscher oder artverwandter Abstammung" verliehen wurde. Ein vollständiger, amtlich und/oder kirchlich beglaubigter Ahnenpaß ersetzte die sonst geforderten Geburts-, Tauf- und Trauurkunden.  [….]

(Deutsches Historisches Museum)

Die Ahnenpässe meiner deutschen Familie, in schwarzes Leder gebundene Ausgaben, befinden sich mittlerweile bei mir.



An dieser Stelle ausnahmsweise ein Ausflug zu Wikipedia.

[….] Die kurze Geschichte des Ahnenpasses hat ihren Ursprung im Missbrauch der Ahnenforschung, einer historischen Hilfswissenschaft, für den nationalsozialistischen Rassenwahn. Kurz nach der Machtergreifung wurde die Grundlage für die Entwicklung von Ahnenpässen mit dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 geschaffen, womit für Beamte der Nachweis einer „arischen Abstammung“ zu erbringen war. Als Arierparagraph galt insbesondere der Paragraph 3, der die Anweisung enthielt „Beamte, die nicht arischer Abstammung sind, sind in den Ruhestand zu versetzen“. Nur wenige Tage nach Bekanntgabe des Gesetzes konkretisierte am 11. April 1933 die „Erste Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ den Paragraphen 3 und legte fest: „Als nicht arisch gilt, wer von nicht arischen Eltern oder Großeltern abstammt. Es genügt wenn ein Elternteil oder ein Großelternteil nicht arisch ist.“

Von Mitgliedern der NSDAP und ihren Gliederungen wurden sogar weiterreichende Abstammungsnachweise gefordert. Der Nachweis der „deutschblütigen Abstammung“ sollte bei diesen bis zum 1. Januar 1800 zurückreichen. Der Grund für die Festlegung dieser zeitlichen Grenze lag an der rassenideologischen Auffassung, um 1805 hätte eine jüdische Emanzipation stattgefunden mit dem Ergebnis von Mischehen und ab diesem Zeitpunkt der Aufnahme „größerer Mengen jüdischen Blutes“ durch das „deutsche Volk“.

Ausgelöst durch das Gesetz vom April 1933 und später verursacht durch die weiteren Verschärfungen der Rassengesetze, setzte ein massenhafter Boom der Ahnenforschung ein. Die Problematik bestand zunächst darin, wie die vier geforderten „arischen“ Großeltern, oder gar 4 bis 6 Generationen zurück „arische Ahnen“ belegt werden konnten. Da in Deutschland staatliche Standesämter erst 1876 eingeführt wurden und für die Zeit davor keine zivilen Quellen existierten, musste das NS-Regime auf Geburts-, Taufe-, Ehe- und Sterbeeinträge der Kirchenbücher zurückgreifen. Laut einem Bericht vom Mai 1935 wurden alleine in den ersten zwei Jahren nach der Machtergreifung 12,5 Millionen Kirchenbuchauszüge ausgefertigt. Das betraf vor allem Mitglieder der NSDAP, der SA und SS sowie deren Funktionsträger, zudem Amtsinhaber anderer Institutionen, Verbände und Vereine. Insgesamt mussten, laut einem Zensus von Mai 1939, 4.737.962 Millionen Staatsbürger gemäß dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums von 1933 den Nachweis „arischer Abstammung“ erbringen. Die Kirchenbücher erwiesen sich hierbei als nicht so harmlos, sie „hatten nicht nur eine Geschichte, sie machten Geschichte“, indem sie zu Instrumenten nationalsozialistischer Rassenpolitik umfunktioniert wurden. Die „Rassenzugehörigkeit“ wurde also durch das religiöse Bekenntnis der Vorfahren anhand von Taufbelegen ermittelt. Sowohl ein fehlender oder das Vorhandensein eines jüdischen Taufbelegs diente als Beleg einer vermeintlich „jüdischen Rassezugehörigkeit“.   [….]

(Wikipedia)

Nicht nur Kirchen und Nazi-Organisationen machten bei diesem Rassenwahn mit.

Auch mein Opa begeisterte sich offenbar für die Ahnenforschung und trat einer Gruppe bei, die unsere Familie bis ins frühe 15. Jahrhundert zurückverfolgte. Man traf sich regelmäßig und schrieb immer mehr Namen von angeblichen Familienmitgliedern auf. 1938 waren es in unserem Fall fast 20 Seiten – viel für einen ziemlich seltenen Nachnamen. Die meisten stammten aus Friesland oder Holland. Offenbar weitgehend weiße Protestanten. Ein Glück für die ledernen Ahnenpässe, die bald lückenlos gefüllt wurden.

Auch die Eltern des Herren aus Amsterdam, der sich bei mir meldete, stehen auf der Liste. Vielleicht sind wir wirklich verwandt. Oder sie hatten bloß den gleichen Nachnamen.

Die Freude an der genetischen Reinheit des Names ging so weit, daß sich aus allen auf der Liste Vereinigten, ein sechsköpfiger Vorstand (darunter ein Bruder meines Opas) bildete, der sogar ein Familienwappen mit einem lateinischen Motto kreierte, aus dem sie schwülstig auf die typischen Tugenden aller Familienmitglieder schlossen. Diese Güte läge in unserem Familienblut.

Ich könnte mein Wappen und mein Familienmotto jetzt nennen; es ist unverfänglich.

Aber andererseits so ungeheuer pathisch-peinlich, daß ich mich zu sehr schäme.

„Meine Großeltern waren mit Sicherheit keine Nazis“ nehme ich gern für mich in Anspruch, obwohl es weder mein Verdienst, noch meine Schuld wäre.

Es gilt im strengeren Sinne, als sie keine aktiven Verbrecher oder Antisemiten waren.

Aber so, wie man sich 2025 fragen muss, was man eigentlich „mitmacht“ in den USA und Deutschland, was man ohne Widerstand gegen Trump und die AfD oder gegen Putin und Bibi, geschehen lässt, war es auch vor hundert Jahren.

Ich weiß nicht, was mein Opa 1932 und 1933 wählte. Aber ganz offensichtlich missfiel ihm auch nicht alles, was dann kam. Er freute sich, daß die Arbeitslosigkeit zurück ging, unterschieb offizielle Briefe mit „Heil Hitler“ und diese Ahnenpässe fand er toll.

Montag, 28. Juli 2025

Die EU gibt auf.

Eins habe ich längst aufgegeben; passende Worte zu finden, die auch nur ansatzweise die Schlechtigkeit von Trumps Charakter beschreiben.

In dem Mann kommt alles zusammen: Dummheit, Häßlichkeit, Bösartigkeit, Faulheit, Feigheit etc pp.


Viel sinnvoller ist es, die Qualitäten Trumps aufzuzählen, denn davon gibt es viel weniger. Auf der Haben-Seite kann man seine Freiheit von jeglichen Selbstzweifeln verbuchen, sowie einen Instinkt dafür, in Menschenmassen das absolut Schlechteste in ihnen, zu seinen Gunsten zu triggern. Schließlich befähigen ihn sein charakteristischer extremer Sadismus, in Kombination mit seinem Instinkt für Schwäche dazu, seinen Willen durchzusetzen.

Wittert er auch nur das leiseste Wackeln, irgendeine Unsicherheit, Zweifel oder Mutlosigkeit bei seinem Gegenüber, springt er gnadenlos auf den wundesten Punkt und suhlt sich darin, den anderen maximal zu quälen. Die Methode ist auch deshalb so erfolgreich, weil er a) Milliardär und b) US-Präsident ist. Daher ist er tatsächlich stärker als die meisten anderen Menschen und löst entsprechende Ängste aus.

Zeigt jemand diese Ängste, verachtet ihn Trump dafür noch mehr und nutzt das devote Verhalten wiederum zu seinem Vorteil aus.

Nur wenige begegnen ihm absolut angstfrei auf Augenhöhe. Putin, Bibi und Kim Jong Un zum Beispiel. Nicht von ungefähr sind dies die ganz wenigen Männer, die Trump bewundert.

Nun könnte man argumentieren; auch Wolodymyr Selenskyj tritt Trump gegenüber angstfrei und selbstbewußt auf, wird aber dennoch vom orangen Windel-Diktator verachtet. Das liegt aber daran, daß die Ukraine vergleichsweise als ökonomischer Zwerg dasteht und ihr Präsident dringend auf Hilfe aus den USA angewiesen ist.

Das sortiert Trump in die Schublade „Bittsteller/Schwäche“ ein. Darin befinden sich alle, die er nicht ausstehen kann: Arme, hungernde Kinder, Menschen ohne Krankenversicherung, Opfer jeder Art.

Wie wir alle längst wissen, gestaltet Trump auch seine Handels- und Zoll-Politik nach seinen miesen Charaktereigenschaften. Die Partner werden nach Schwächen und Verwundbarkeiten gescannt; die Wunden aufgerissen und schließlich genüsslich mit Salz eingerieben.

Die EU, nach China der zweitgrößte US-Handelspartner, zeigt anders als Xi, zwei nicht zu verleugnende Schwächen: Die chronischen Uneinigkeit verkompliziert jede Entscheidung und weicht einmal gefällte Entschlüsse auf. Zweitens steht Brüssel mit einem katastrophal vernachlässigtem Militär da. Insbesondere fehlt es an Luftabwehr und Transportkapazitäten. Aber auch bei Aufklärung und Cyberabwehr sind Staaten wie Deutschland, völlig hilflos und auf die US-amerikanischen Dienste angewiesen.

Wenn man bedenkt, daß Trump nun schon fast zehn Jahre damit verbrachte, einen gewaltigen Salzberg auf diese Wunde zu streuen und Putin schon 2014 die Krim annektierte, kann man nur ehrlich beeindruckt von der sagenhaften Unfähigkeit und Realitätsblindheit in Berlin und Brüssel sein. Die Bundeswehr steht mit heruntergelassenen Hosen da und von einer gemeinsamen Verteidigung der EU kann gar keine Rede sein.

Wer so ungeheuer verblödet ist, trotz dieser offenkundigen Schwäche des ökonomischen Giganten EU, zehn Jahre trottelig zu verschlafen, wird selbstverständlich im Ego-Zeitalter der Globalisierung von den anderen Großen vergewaltigt. Die Hauptschuld trägt ganz klar Deutschland als mächtigstes EU-Land.

Von der Krim-Annexion 2014 bis zu ihrem, Amtsabschied 2021, döste Merkel tatenlos in Berlin. Scholz war von Anfang an durch die destruktive FDP gelähmt, die jede Geldausgabe blockierte und gegen alles und jedes opponierte, das aus der EU kam. Und nun also Merz, der zu allem Übel auch noch dumm ist. Ein noch deutlich schlechterer EU-Politiker, als seine beiden Vorgänger-Kanzler. Merz gibt stets genau die falsche Richtung vor.

[….] In den vergangenen Tagen und Wochen jedenfalls ließ Merz kaum eine Gelegenheit aus, die EU-Kommission in Brüssel zu kritisieren. Besonders hadert er mit dem neuen mehrjährigen Finanzrahmen der EU, den Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kürzlich vorgestellt hat. Demnach will die Kommission mehr Geld ausgeben und dies unter anderem durch eine Steuer für Unternehmen finanzieren. Merz nimmt daran beinahe täglich Anstoß.

Am vergangenen Donnerstag sagte er: „Was nicht infrage kommt, ist eine Besteuerung der Unternehmen durch die Europäische Union.“ Nur einen Tag später betonte er, die Bundesregierung werde den Vorschlag aus Brüssel „nicht akzeptieren“. Und er erinnerte daran, dass die EU „vertraglich keinerlei Recht hat, sich zu verschulden“. Nach dem Wochenende ging es im gleichen Stil weiter, wobei der Kanzler noch grundsätzlicher wurde. Europa sei „nicht schnell genug, nicht dynamisch genug“, monierte er.  [….]

(SZ, 25.07.2025)

Was für ein enormes Glück für Donald Trump! Mit den intellektuell kollabierenden Nulpen Merz und von der Leyen hat er leichtes Spiel. Die lassen sich nach Belieben dominieren.

[…] Das Zoll- und Wirtschaftsabkommen zwischen der Europäischen Union und den USA bevorzugt Letztere. Während europäische Unternehmen für ihre Einfuhren in die USA 15 Prozent Zoll zahlen sollen, gilt dies umgekehrt wohl nicht für US-Importe in die EU. Außerdem akzeptierte die EU, dass ihre Mitglieder und Firmen für Hunderte Milliarden Euro fossile Energie in den Vereinigten Staaten kaufen.  [….]

(Hannes Koch, 28.07.2025)

Eine ungeheuerliche Blamage, die sich die beiden CDU-Politiker an Brüssels und Berlins Spitze für Europa eingehandelt haben.

[….] Ursula von der Leyen musste sich Donald Trump beugen, weil er der Stärkere ist – und weil die EU-Vertreter in den vergangenen Wochen hasenfüßig waren. So kommt man gegen diesen Präsidenten nicht an.

Dieser Deal ist ein schlechter Deal für Europa. Donald Trump hat die EU im Zollstreit nicht nur beleidigt, vorgeführt und erpresst – er bekam am Ende auch das, was er wollte. Der US-Präsident verhängt nun einen vollkommen willkürlichen Zoll von 15 Prozent auf Warenimporte aus der EU. Und Europa? Lässt das so einfach über sich ergehen. [….]

Weil die EU in den Verhandlungen dermaßen zahm auftrat, sprachen deutsche Autokonzerne lieber gleich selbst in Washington vor. Sie untergruben damit die Autorität der EU-Kommission ebenso wie Bundeskanzler Friedrich Merz, der öffentlich einen schnellen Deal forderte. In Brüssel machte man sich derweil über den Zehn-Prozent-Zoll-Deal Großbritanniens lustig – da werde man schon mehr rausholen, hieß es einigermaßen überheblich. Erst als Trump mitten in den Verhandlungen mit einem Zoll von 30 Prozent drohte, sollte es bis 1. August keinen Deal geben, wurde immer mehr EU-Staaten klar: Trump muss man mit Härte entgegentreten, oder er nimmt einen nicht ernst. Doch diese Erkenntnis kam zu spät.

Bei dem Treffen von Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Schottland ging es für Europa nur noch um Schadensbegrenzung. Es ist eben so: Trump braucht die Zolleinnahmen für die US-Staatskasse. Und so nahm Europa die 15 Prozent Zoll in Kauf, um nicht noch höhere Zölle von Trump auferlegt zu bekommen. Es ist ein Deal um des Deals willen. Nicht mehr, nicht weniger. [….] Niemand kann jedenfalls sicher sein, wie lange dieser Deal hält. Auch nicht die Unternehmen, die nun eine vermeintliche Sicherheit haben – und die Kosten, die durch Trumps Zoll entstehen, wohl an die amerikanischen Kundinnen und Kunden weitergeben. [….] Fest steht nur: Mit Trump haben sich die USA vom regelbasierten, freien Welthandel verabschiedet. Für Washington gilt nur eines: das Recht des Stärkeren. Und weil das so ist, muss die EU nun mehr Flüssigerdgas und militärische Ausrüstung aus den Vereinigten Staaten kaufen. [….]

(Alexander Mühlauer, 27.07.2025)

Selbst die größten Merz-Enthusiasten werden bald einsehen müssen, was für ein hoffnungsloser Fall dieser Bundeskanzler ist. Was für einen enormen Schaden er in Deutschland und Europa anrichtet. Auch die Kleiko leidet erheblich. Gut möglich, daß die Merz-Regierung lange vor 2029 auseinanderfliegt.

[…]  In der SPD hingegen schütteln viele den Kopf. »Der Deal zeigt, in welcher schwachen Position die Europäische Union gerade im internationalen Welthandel ist«, sagte Sebastian Roloff, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, dem SPIEGEL. Zwar seien die Erleichterungen im Vergleich zu Trumps angedrohten Zöllen zu begrüßen. »Insbesondere in den Bereichen Stahl und Pharma ist der Status quo der Verhandlungen mit Trump allerdings sehr schwer verdaulich«, so Roloff. »Hier muss bei nächster Gelegenheit nachgearbeitet werden.«

Die hohen 50-Prozent-Zölle auf Stahl und Aluminium stoßen besonders in Nordrhein-Westfalen, im Saarland und in Bremen auf scharfe Kritik. Der saarländische SPD-Generalsekretär Esra Limbacher spricht von einem »Deal von Ursula von der Leyen auf dem Rücken der Stahlindustrie«.

Achim Post, stellvertretender SPD-Chef und Vorsitzender der Partei in Nordrhein-Westfalen, warnt vor einer »Politik auf Kosten unserer Schlüsselindustrien«, die »toxisch« sei. »Wenn die 50-Prozent-Zölle auf Stahl und Aluminium bestehen blieben, dann würde unsere heimische Industrie den Preis bezahlen«, sagte Post dem SPIEGEL. Er fordert einen nationalen Stahlgipfel und kritisiert CDU-Ministerin Katherina Reiche: »Worauf wartet die Bundeswirtschaftsministerin eigentlich noch?«  [….]

(SPON, 28.07.2025)

Es ist eine verzweifelte Lage für die SPD. Das „Gelingen“ der Kleiko ist ihre einzige Hoffnung zu überleben. Aber Merz ist so ungeheuer schlecht als Kanzler, daß eine Regierung mit ihm an der Spitze nicht erfolgreich sein kann.

Nun hängen wir auch noch an Trumps Rockzipfel und vertrauen auf sein Wort! Wie dämlich kann man sein, Herr Bundeskanzler?

[….] Die Einigung im Zollstreit geht eindeutig zu Lasten der EU. [….] Die vorläufige Beilegung des Handelsstreits zwischen dem US-Präsidenten und der EU-Kommission ist mitnichten eine Einigung auf Augenhöhe. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat Trump ein Lösegeld zugesagt, damit der von den angedrohten Zollfesseln für europäische Unternehmen lässt. Wie lange das vorhalten und wann die nächste Erpressung folgen wird, ist unklar.

Die EU nimmt nicht nur asymmetrische Zölle zu Ungunsten der Exporteure aus Europa in Kauf. Sie verpflichtet sich auch, in den USA einen dreistelligen Milliardenbetrag zu investieren und fossile Energien wie Flüssiggas im Wert von gigantischen 750 Milliarden Dollar in den kommenden drei Jahren von den USA zu kaufen – fast viermal so viel wie bisher. Christdemokratin von der Leyen hat offenbar der Glaube geleitet, die EU könne sich aus dem Konflikt herauskaufen. Aber der politische Preis für diese „Einigung“ ist zu hoch. [….]

 Trump hat seine verquere Dealmaker-Logik voll durchgesetzt. Er zwingt der EU seinen Willen auf.

Mit dem Zugeständnis von der Leyens, den USA enorme Mengen LNG abzunehmen, ist die Konservierung fossiler Energieversorgung in der EU verbunden. Das ist klimapolitisch fatal. Trump dürfte dieses Signal mindestens so freuen wie die finanziellen Aspekte des Deals, empfiehlt er den Europäern doch, sie sollten ihre Windräder abbauen. [….]

(Anja Krüger, 28.07.2025)