Montag, 18. März 2024

Ein Schwank aus meinem Leben – Teil III

So ein 100-Quadratmeter Penthouse in Hamburg mit Blick über die Außenalster, würde ich schon sehr gern bewohnen. Auch 200 oder 300 Quadratmeter wären OK.

Realistischerweise wird es aber niemals dazu kommen und käme auch nicht dazu, wenn ich weniger faul gewesen wäre und meine Energie in eine bessere berufliche Karriere gesteckt hätte, weil man solche Buden nicht mit normalen Arbeitseinkommen finanzieren kann.

Aber, glücklicherweise, fiel mir schon vor Jahren, ein alternativer Weg ein, um mein Geld in Immobilien zu versenken. Ich könnte das winzige outdatete Wannenbad in meiner Einzimmerwohnung in ein Duschbad umbauen lassen. Sieht besser aus, steigert den Wert der Wohnung und ist auch eine Investition ins Alter, weil das Bad damit barrierefrei wird. Last but not least: Duschen sind ökologischer und ökonomischer als Wannen. Spätestens nach dem 24.02.2022 plagt einen das schlechte Gewissen, wenn man eine Badewanne voller heißem Wasser sieht.

An so einem Vorhaben gibt es mehrere Haken. Die beiden Größten sind, daß es irrwitzig teuer ist und daß man sich bei Sanitärfirmen nur Absagen einhandelt, weil die alle ausgebucht sind und/oder keine Lust auf solche kleinen Aufträge haben.

Dieses Jahr aber sollte es soweit sein.

Da der Wohnungsbaumarkt vollständig kollabiert ist und überall Bauruinen rumstehen, sind Handwerker zunehmend gezwungen, auch die kleinen Jobs von unwichtigen weniger finanzstarken Privatpersonen, wie mir, anzunehmen.

[….] die Krise im Immobilienmarkt dürfte sich eher noch verschärfen. Wichtigstes Indiz dafür ist die Zahl der Baugenehmigungen.

Die Baugenehmigungen in Deutschland sind nach dem deutlichen Rückgang im vergangenen Jahr auch im Januar 2024 weiter gesunken. Die Behörden bewilligten den Bau von 16.800 Wohnungen, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte. Das waren 23,5 Prozent oder 5200 Genehmigungen weniger als ein Jahr zuvor. Im Vergleich zum Januar 2022 brach die Zahl sogar um 43,4 Prozent ein. [….] Die Baugenehmigungen sind mit Blick auf den Wohnungsmangel gerade in Städten ein wichtiger Indikator. In den Zahlen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch Umbauten enthalten. Nach vorläufigen Daten der Behörde war die Zahl der Bewilligungen trotz starker Nachfrage nach Wohnraum in vielen Regionen Deutschlands im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit mehr als zehn Jahren gesunken.

In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden im Januar 2024 insgesamt 13.500 Wohnungen genehmigt. Das waren 27,7 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Dabei ging die Zahl der Bewilligungen für Einfamilienhäuser um 42,7 Prozent auf 2800 zurück. Bei den Zweifamilienhäusern wurde ein Rückgang der genehmigten Wohnungen um 19,6 Prozent auf 1100 verzeichnet. Bei den Mehrfamilienhäusern verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen um 20 Prozent auf 9200.  [….]

(SPON, 18.03.2024)

Nun habe ich also tatsächlich genug Geld, um den Badumbau zu finanzieren und nicht nur eine Klempnerfirma, die das für mich macht, sondern auch noch eine besonders Gute. Die koordinieren auch die anderen Gewerke und es machte richtig Spaß, an dem ersten Angebot noch etwas zu feilen, um mir alles so auszusuchen, wie es meinen optischen Vorstellungen entspricht.

Die Lage der Wohnung im Erdgeschoss ist ein großes Glück, wegen der Barrierefreiheit, an die Greise wie ich, natürlich eher denken, als Twens. Doppeltes Glück habe ich, weil der Keller genau unter der Wohnung mir gehört und unter meiner Kellerdecke verläuft das Abflussrohr, welches man nur anbohren müsste. Damit wäre direkt unter der zukünftigen Dusche der Ablauf und man könnte ebenerdig eine Duschrinne einsetzen. Das erspart eine hässliche Duschwanne, es muss kein Podest für neu gelegte Abflussrohre gebaut werden, um die notwendige Steigung zu erreichen und damit wäre die Dusche auch wirklich barrierefrei.

Da man nur von meiner Wohnung in meinen Keller bohrt, muss ich auch keine anderen Eigentümer belästigen.

Dachte ich.

Aber zwischen dem Sondereigentum meiner Wohnung und dem Sondereigentum meines Kellers, liegen noch zehn Zentimeter Fußboden, der zum Gemeinschaftseigentum gehört. Das erfordert die Zustimmung der Eigentümergemeinschaft, die aber gar nicht verweigert werden kann.


[….] Für die von Ihnen vorgesehenen Arbeiten muss vorab ein Beschluss der Eigentümergemeinschaft erfolgen, da eine Kernbohrung durch das Gemeinschaftseigentum erfolgen muss. Es handelt sich hierbei allerdings um eine privilegierte bauliche Veränderung im Sinne der Ebenerdigkeit, welches kein Problem darstellen sollte. […]

(Hausverwaltung an mich)

Nun schlug ein drittes mal mein Glück zu: Der Ober-Klempner ist zufällig privat mit dem Mitarbeiter in der Hausverwaltung befreundet, der für mein Haus zuständig ist. Noch wichtiger: Der Verwaltungsbeirat ist ein Herr, dem mehr als die Hälfte der Wohnungen gehören. Ohne den läuft nichts und auch zu dem unterhält der Klempner gute Beziehungen, so daß er die beiden direkt anrief und „per Du“ mein Anliegen durchbekommen wollte. Das half schon deswegen, weil die damit wußten, daß ich nicht in Eigenregie irgendwelche unfähigen Leute im Haus rumrockern lasse, sondern echte Fachleute nehme, die dort bekannt sind. Das OK für die Bohrung sollte also einzuholen sein.

[…..] Die Kernbohrung wird in DN70 durchgeführt und von uns verschlossen und bekommt eine Brandschutzmanschette. Die Anbindung erfolgt direkt an das angrenzende Rohr das Gemeinschaftlich genutzt wird. Die Kommunikationskette vor Ort wird durch uns durchgeführt. Es gibt keine nennenswerte Beeinträchtigung für die Bewohner / Eigentümer. Es soll eine bodenebene Dusche entstehen.

Wichtig -> Direkt darunter ist der Bewohnerkeller für die Wohnung, die von uns ein neues Badezimmer bekommen darf. Dieser ist nicht einsehbar. [….]

(Klempner an Verwalter)

Auch eine entsprechende Mail an den mächtigen Verwaltungsbeirat erzielte die erwünschte Wirkung. Der Herr verlangte zwar eine Gegenleistung, aber die ist für mich erfüllbar und so schrieb er sofort eine offizielle Email an die Verwaltung. Er werde im Namen des gesamten Beirats zustimmen. Das bedeutet de facto, daß die gesamte Eigentümergemeinschaft zustimmen wird, da er die Mehrheit der Wohnungen besitzt.

Schön, können wir also loslegen?
Nein.

[…..]  leider reicht eine Genehmigung durch den Beirat hier nicht aus. Es muss ein entsprechender Beschluss auf der Eigentümerversammlung gefasst werden. […..]

(Hausverwaltung an mich)

Die Eigentümergemeinschaft wird also zustimmen und muss auch zustimmen, weil es eine privilegierte bauliche Veränderung im Sinne der Ebenerdigkeit ist, aber die nächste Eigentümerversammlung findet erst frühestens einen Monat nachdem sich das Klempner-Zeitfenster geschlossen hat, statt.

Natürlich telefonierte ich auch mehrfach mit dem Verwalter. Fragte nach Beschlüssen im schriftlichen Umlaufverfahren, oder der Möglichkeit, die Eigentümerversammlung vorzuverlegen.
Der gute Mann hätte sicherlich gern geholfen, aber ihm raucht jetzt schon der Kopf.

Ein Umlauf-Beschluss könnte rechtlich nicht reichen. Da kann es passieren, daß es angefochten wird und ich alles zurückbauen müsste. Das riskiere ich natürlich nicht. Also muss ich auf die reguläre Eigentümerversammlung warten und die verzögert sich wegen der wirren Heizkosten-Abrechnungen auf unbestimmte Zeit, weil die Verwaltung mit neuen Abrechnungsregeln und komplizierten Bestimmungen zu Heizkosten- und Stromabrechnungen, zu Sanierungsmaßnahmen etc geflutet wird. In seiner gesamten Berufslaufbahn wäre es noch nie so kompliziert gelaufen; eigentlich bräuchten sie noch eine Verwaltung, die sie verwaltet. Den halben Tag telefonieren sie mit den Juristen, die der Verwalterverband stellt, um zu erklären, was überhaupt mit der neuen Regelungsflut gemeint ist.

[….] Steigende Energiepreise, die Grundsteuerreform und die anstehende Renovierungsarbeiten: 2022 gibt es viele Themen, mit denen sich Wohnungseigentümer und Vermieter beschäftigen müssen.

Doch neben diesen Herausforderungen droht jetzt ein weiterer Schock. Durch den Fachkräftemangel sehen sich viele Hausverwalter dazu gezwungen, sich von ihren Kunden zu trennen. Dadurch stehen viele Eigentümergemeinschaften (WEGs) plötzlich ohne Verwalter da und müssen viele  Herausforderungen in Eigenregie meistern. Diese Entwicklung wurde nun durch eine bundesweite, repräsentative Online-Umfrage vom Verband der Immobilienverwalter (VDIV) bestätigt. So gaben viele Hausverwaltungen an, dass sie ihre Kundenbestände „bereinigen“ müssen, um die angespannte Personalsituation zu bewältigen. Demnach werden insbesondere kleine und mittelgroße WEGs verstärkt „abgestoßen“.

Diese Zahlen werden durch Matera, einem Anbieter für WEG-Verwaltung, bestätigt. So sagt Deutschlandchef Gero Graf: „Bei 20 bis 30 % aller Anfragen, die wir bei Matera erhalten, wurde Eigentümern von ihrer Hausverwaltung der Vertrag gekündigt. Als Begründung wurden Kapazitätsgründe oder mangelnde Wirtschaftlichkeit genannt. In der Spitze teilen 50 % aller WEGs dieses Schicksal.  [….]

(Bundesbaublatt, 28.09.2022)

Die Bundeszuschüsse zu den verschiedenen Heizungsarten und unterschiedlichen Gebäudetypen sind offenbar völlig unverständlich

Das ist Jammern auf hohem Niveau. Bei einer Merz-Regierung gäbe es keine  Strompreisbremse und Heizkostenzuschüsse. Da würden die Mieter mit explodierenden Energie- und Wärmekosten allein bleiben. Also danken wir Darwin, daß die Ampel sozial denkt und diese Entlastungen zahlt.

Aber war es der Anspruch der Koalition, die Dinge derartig über zu regulieren und zu verkomplizieren, dass selbst die Experten nicht mehr durchblicken? Das ist nicht das, was man "gute Regierungsarbeit" nennen kann. Oder? Mal abgesehen davon, daß man den Irrsinn nicht allein der Ampel in die Schuhe schieben kann. Brüssel und die Bundesländer talibanisieren die deutsche Bürokratie ebenfalls mit immer abenteuerlicheren und aberwitzigen Vorschriften.

Wenn ich jetzt ein Bad einbauen könnte, bekäme ich übrigens mutmaßlich bis zu zehn Prozent der Gesamtkosten von der KfW ersetzt.

[….] Wir möchten Sie auf das Förderprogramm KFW 455 B hinweisen. [Förderprogramm für Barriereabbau/Altersgerechtes Bauen] mit dem Sie bis zu 10 % der Gesamtkosten (25.000,-) des Umbaues rückwirkend erstattet bekommen können. (Antrag muss vor Arbeitsbeginn erfolgen.)  [….]

(Klempner an mich)

Und tatsächlich, im März 2024 ist der Topf noch nicht leer.

Auch mein KfW-Vorab-Check bestätigte meine mögliche Förderungswürdigkeit.

Damit wäre allerdings der Papierkrieg um die tatsächliche Förderung noch gar nicht begonnen. Ob mein Bauvorhaben rechtzeitig, also vor der Auftragserteilung an den Handwerker, von der KfW bewilligt worden wäre, steht auf einem anderen Blatt. Aber warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Es ist Deutschland hier.

Nur eins erscheint mir sicher: Bis die Eigentümerversammlung stattgefunden hat und ich noch einmal eine Klempnerfirma mit Zeit und Kapazität finde, ist der Fördertopf sicher leer.

Die Landes- und Bundesregierung tun allerlei dafür, um reichen (und weniger reichen) Immobilienbesitzern Steuergelder zuzuschanzen.

Es gibt insgesamt nicht nur rund 6.500 verschiedene Förderprogramme (sic!), sondern diese sind auch noch unterschiedlich kumulierbar, so daß sich ein Vielfaches der 6.500 Einzelprogramme als Fördermöglichkeiten ergibt.

[…..] Neubau- und Sanierungsvorhaben-Förderungen. Regionale Fördertöpfe finden

Auch Bundesländer, Regionen und Kommunen bieten Förderungen für klimafreundliche Neubauten und Sanierungsvorhaben an. Doch leider ist die Förderlandschaft in Deutschland recht unübersichtlich. So gibt es über 6.500 öffentliche Förderprogramme – in Form von Zuschüssen oder günstigen Darlehen – für private, gewerbliche oder öffentliche Gebäude.

Datenbanken erleichtern die Suche

Bei der konkreten Suche für das eigene Vorhaben hilft zum Beispiel eine Nachfrage bei der zuständigen Gemeinde, bei Energieberatungsstellen oder auch lokalen Banken. Auch Fördermitteldatenbanken liefern einen wichtigen ersten Überblick. Eine der umfangreichsten Übersichten bietet die Datenbank foerderdata. Sie erfasst praktisch alle Förderprogramme aus den Bereichen Bauen, Sanieren und Elektromobilität. Hier finden sich Förderungangebote von Bund, Ländern, Landkreisen, Städten, Gemeinden sowie Energieversorgern.  [….]

(Hamburger Grundeigentum, 03/2024)

6.500 verschiedene Förderprogramme für Immobiliensanierungsvorhaben in Deutschland; kein Witz!

Aber warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Es ist Deutschland hier.

Um sich in dem Förderdschungel zurecht zu finden, benötigt man also eine Mitgliedschaft im Grundeigentümerverband und Hilfsdatenbanken wie die Föderderdata. Und einen Fachmann, er die Anträge beispielsweise bei der KfW einreicht. Für Normalos ist das undurchschaubar.

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