Dienstag, 31. Juli 2012

Mitt, the twit, weiter on tour.




Nachdem er England erledigt hatte und sich erfolgreich binnen zweier Tage auf der gesamten Insel zur persona non grata gemacht hatte, waren für den Obama-Herausforderer noch zwei Stationen übrig.


Viele Chancen, um sich als weltgrößter Blödmann der Diplomaten zu präsentieren.
Man weiß nicht ob Romney tatsächlich so unterbelichtet ist, wie er sich in Europa gibt, oder ob er sich nur so verblödet stellt, um den verblödeten Wählern in Amerika zu gefallen.


Einem guten Diplomaten gelänge möglicherweise beides:
 Sich bei den Teebeutlern des bible-belts beliebt zu machen und dennoch nicht in Europa nur verbrannte Erde zu hinterlassen.

Mit, the twit, hingegen schafft es nur sich in den Augen der europäischen Presse in die Schublade des hinterwäldlerischen Ignoranten zu setzen.


Romney reist nicht nach England oder Israel, um seinen Horizont zu erweitern, um vor Ort dazuzulernen, sondern fliegt mit Augenklappen und Ohrenstöpseln ein, um seine primitive Gut-versus-Böse-Sicht zu verkünden.

Der Republikaner war sogar idiotisch genug, um ausgerechnet in Israel die rassistische Karte zu ziehen. Offenbar kennt jeder Menschen der Erde das Schicksal der Palästinenser, die de facto in einem Ghetto leben müssen. 
Der Gazastreifen ist das am dichtesten besiedelte Gebiet der Erde. Sie sind von jeder ökonomischer Versorgung abgeschnitten. 

Nur Romney hat noch nichts gemerkt:

Vor einer Gruppe israelischer Geldgeber in Jerusalem sprach Romney über die ökonomischen Unterschiede zwischen Israel und den palästinensischen Gebieten. Das mehr als doppelt so hohe Pro-Kopf-Einkommen der Israelis lasse einen extremen Unterschied wirtschaftlicher Stärke erkennen. "Wenn ich hierherkomme, über die Stadt schaue und die Errungenschaften dieser Nation betrachte, erkenne ich die Kraft der Kultur und einiger anderer Umstände", sagte Romney.  Palästinenser reagierten empört. Der ranghohe palästinensische Politiker Sajeb Erakat warf Romney Rassismus vor. "Das ist ein rassistisches Statement. Dieser Mann sieht nicht, dass die palästinensische Wirtschaft ihr Potential aufgrund der israelischen Besatzung nicht ausschöpfen kann", sagte Erakat gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Romney mangele es offenbar an Informationen, Wissen, Verständnis und einer Vision für die Region, so Erakat weiter.

Fast unnötig zu erwähnen, daß Romney bei den ökonomischen Zahlen auch noch falsch liegt. 
Der Weltbank zufolge ist Israels Pro-Kopf-Einkommen gut 20 mal so hoch wie das palästinensische und nicht doppelt so viel. 
Romney irrt sich also um einen Faktor zehn. 
Oder anders ausgedrückt: um 1000%.
It’s the economy, stupid?

Nun haben amerikanische Toppolitiker unter den Palästinensern nicht die größten Fans. Es gab aber US-Präsidenten wie Bill Clinton, die immerhin Verständnis zeigten.
Sich in beide Positionen hineindachten und versuchten die Kriegsparteien an den Verhandlungstisch zu bekommen.
Das ist für US-Politiker sehr schwer, da sie bei der leisesten Israelkritik sofort innenpolitischen Ärger bekommen. Niemand wüßte das besser als Barack Obama, der in Jerusalem reichlich unbeliebt ist, nachdem er die Israelische Regierung ein paarmal zur Raison gerufen hatte. 
Dabei hatte der jetzige Präsident keinen seiner Wünsche (Stopp des Siedlungsbaues z.B.) tatsächlich mit Nachdruck vertreten und knickte stets ein, wenn Bibi nicht so wollte, wie er sollte.

Romney aber gießt a priori noch Öl ins Feuer, indem er sich bei der Israelischen Rechten anbiedert.

Fast alles, was der Aspirant in Jerusalem anstellt, schürt den Eindruck, dass er nicht einmal zu begreifen versucht, wie vertrackt die Lage im Nahen Osten ist. Stattdessen malt Romney die Krisenregion in Schwarz-Weiß: Israel ist gut, der Rest - Palästinenser und Mullahs in Iran - soll sich gefälligst fügen.
Dieses einseitige Weltbild ist weniger tumb als kalt kalkuliert. Romney wirbt in Jerusalem um Wahlkampfspenden (Mindestpreis 50000 Dollar für jeweils zwei Plätze beim Frühstück). Und er umgarnt die jüdischen Wähler daheim. Die Republikaner hoffen, dass die Spannungen zwischen Obama und Israels Premierminister Benjamin Netanjahu diesmal viele von ihnen ins konservative Lager treiben. Also tut Netanjahu, was Romney von ihm erwartet: 'Mitt, da kann ich nur voll und ganz zustimmen', säuselte Bibi, da sein Gast schwadronierte, wie wild entschlossen er sei, Irans Atom-Zentrifugen mit Waffengewalt zu zerschmettern.

Noch nicht einmal die notorisch heikle Frage des Status der heiligen Stadt Jerusalem scheint dem Republikaner bekannt zu sein. 
Das hindert ihn unglücklicherweise aber nicht daran sich um Kopf und Kragen zu reden.

Romney hatte am Sonntag erklärt, Jerusalem sei die Hauptstadt Israels. Zugleich ließ er erkennen, dass er die US-Botschaft nach Jerusalem verlegen würde, wäre er Präsident. Erakat sagte am Montag, Romneys Äußerungen seien beunruhigend und belohnten "Besatzung und Aggression". Zudem widersprächen sie der langjährigen politischen Haltung der USA.
 Damit habe Romney bei dem Friedensprozess geschadet, zitierte die palästinensische Zeitung "Al-Quds" Erakat. Der Ostteil Jerusalems wurde von Israel 1967 erobert und später annektiert. Seither siedeln sich dort mehr als 200.000 jüdische Siedler an. Von der Uno wird die Annexion nicht anerkannt. Die Palästinenser wollen Ost-Jerusalem zur Hauptstadt ihres eigenen Staates machen.
Auch das Weiße Haus kritisierte die Äußerungen Romneys. Präsidentschaftssprecher Josh Earnest sagte am Montag, die Verärgerung der Palästinenser sei verständlich. Der Herausforderer von Obama solle sich "ausführlicher dazu äußern, was er habe sagen wollen". Wenn Romney Jerusalem am Sonntag als "Israels Hauptstadt" bezeichnet habe, so entspreche dies nicht der Position der US-Regierung.
Die Hauptstadtfrage müsse in Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern über den Endstatus Jerusalems geklärt werden. Das sei die Haltung auch früherer US-Regierungen gewesen, egal ob diese von den Demokraten oder den Republikanern gestellt worden sei, sagte der Sprecher.



Eins ist jetzt schon klar: Sollte Romney tatsächlich US-Präsident werden, wird der Friede in Nahost in weitere Ferne rücken, da Romney jetzt schon seinen Kredit verspielt hat und als Bibis Büttel dasteht.

In Warschau trieb es den Top-GOPer zu Lech Walesa, den vermutlich einzigen polnischen Namen, den Amerikaner kennen. 
Daß der Ex-Präsident und Papstfreund vorher Gewerkschaftsführer war, schien niemand in Romneys Team zu wissen. 
Der Multimillionär, der so gerne Leute feuert, ahnte scheinbar gar nicht, wie er Mitgliedern der Solidarnosc mit seinem Besuch der berühmten Danziger Werft auf die Füße trat. 
Sie verwahrten sich gegen diese Vereinnahmung.

Denn der Republikaner, so heißt es in einer Erklärung von Solidarnosc, unterstütze "Angriffe auf Gewerkschaften und Arbeitnehmerrechte".

Nach dem Desaster von GB und Jerusalem lagen die Nerven blank.
 Mitt wollte nur noch nach Hause zu den Teebeutlern, wo ihn niemand mit Fakten nervt und die Sinnigkeit seiner Aussagen hinterfragt. 





Also tat „the twit“ das einzig ihm Mögliche, um sich nicht noch tiefer reinzureiten: 
Er kam, sah und schwieg.


Dafür war es dann sein Pressesprecher Rick Gorka, der Romney vollständig blamierte.

Dem Berichten zufolge soll dieser regelrecht die Nerven verloren haben. Der Zwischenfall ereignete sich demnach, als Romney den Pilsudski-Platz in Warschau verließ, um zu seinem Auto zu gelangen. Reporter der US-Pressedelegation versuchten bei der Gelegenheit den republikanischen Präsidentschaftskandidaten zu seiner Fauxpas-Serie zu befragen.
Romney ignorierte dem Bericht zufolge die Journalisten und stieg in sein Auto ein. Pressesprecher Gorka jedoch nicht. Dem platzte der Kragen. "Leck mich am Arsch", soll er gerufen haben, "das hier ist ein heiliger Platz für das polnische Volk. Zeigen sie etwas Respekt." Einem Reporter von "Politico" soll er dann noch gesagt haben, er solle sich "verpissen".

CNN: "Governor Romney are you concerned about some of the mishaps of your trip? Governor Romney just a few questions sir, you haven't taken but three questions on this trip from the press!
Gorka: "Show some respect"
NYT: "We haven't had another chance to ask a question..."
Gorka: "Kiss my ass. This is a Holy site for the Polish people. Show some respect."
Moments later, Gorka told Jonathan Martin, a reporter for Politico, to "shove it." About a half-hour later, the aide called reporters to apologize.

Schon lustig.
 Wie jeder Politazubi weiß gilt es ohnehin als sehr unhöflich, wenn Politiker auf Auslandsreisen die Innenpolitik ihres Heimatlandes kommentieren. 
Auf Staatsbesuch aber rumzupöbeln und mit Fäkalsprache um sich zu werfen, ist ungefähr so angemessen, wie bei Omas Beerdigung auf das Buffet zu schiffen.

Als Angela Merkel ihren ersten Auslandsbesuch als Kanzlerin tat - 2005 nach London - überschüttete sie SPRINGER-Presse sie mit Lob. 
Was für eine gute Figur sie doch gemacht habe!

 Es oblag Volker Pispers darauf hinzuweisen, daß Merkel bereits acht Jahre als Ministerin Auslandsbesuche absolviert habe. 
Habe man etwa erwartet, daß sie auf den roten Teppich kotze, oder Tony Blair in den Schritt greife, wenn man ob der Tatsache, daß sie es schaffe aus dem Auto zu steigen und dem Premierminister die Hand zu geben schon in Begeisterungstürme verfalle?
 
Bei Romney hingegen ist es offensichtlich angemessen die Erwartungen so niedrig zu hängen. 

Wenn er einem Regierungschef nicht seinen blanken Hintern zeigt, kann man schon von diplomatischem Geschick sprechen.

Fast bedauere ich es, daß Romney keinen Zwischenstopp in Berlin einlegt. 



Vielleicht hätte er ja Merkel in den Hintern gekniffen oder Guido einen „Homoperversen“ genannt.

Montag, 30. Juli 2012

Die zweite Reihe.



 Fipsi hat es echt drauf!
Nachdem er schon vom Bestatter-Verband den „goldenen Ehrensargnagel“ für den Ruin der FDP verliehen bekam, versucht er nun im Alleingang die Europäische Wirtschaft lahm zu legen.

Philipp Rösler spekuliert über einen Euro-Austritt Griechenlands, andere Politiker sekundieren: Über die Zukunft der Währungsunion wird mittlerweile diskutiert, als ginge es um den Ausbau einer Kreisstraße. Diese neue Wurstigkeit ist brandgefährlich - denn für Deutschland hängt fast alles am Euro.
[…] Es wird von Tag zu Tag schwieriger, Politiker zu finden, die den Bestand der Euro-Zone langfristig garantieren wollen.
Diese Stimmung ist äußerst gefährlich. Man kann es gar nicht oft genug sagen: Für Deutschland steht sehr viel auf dem Spiel. Wenn die Währungsunion zerbricht, hat das unabsehbare Folgen.
    Der Großteil der Rettungsgelder wäre verloren, Banken und Versicherungen müssten Hunderte Milliarden Euro abschreiben, die Regierung müsste schon wieder die Finanzindustrie vor dem Kollaps retten.
    Weil die neue Mark massiv aufwerten würde, wären viele deutsche Produkte für das Ausland unerschwinglich. Die Konjunktur bräche ein, Konzerne gingen pleite oder verlagerten Jobs, die Arbeitslosigkeit würde massiv ansteigen. Und so weiter.

Das destruktive Potential haben fast alle FDP-Politiker.
 Als Lindner und Westerwelle das Sagen bei den Liberalen hatten, wurde von Hotelsteuerermäßigung bis Herdprämie auch nur sinnloser Murx beschlossen und zudem mit Verbaldurchfall à la „Spätrömische Dekadenz“ begossen.

Glücklicherweise arbeiten die Minister Bahr, Westerwelle, Leutheusser-Schnarrenberger und Niebel de facto gar nicht mehr politisch. 
Sie sitzen nur noch ihre Pöstchen aus und haben sämtliche anstehenden Probleme auf den St Nimmerleintag verschoben.

Rösler hingegen ist immer noch politisch aktiv. Unglücklicherweise. So ist er beispielsweise damit beschäftigt die Energiewende zu hintertreiben und den ökologischen Fortschritt zu blockieren.

Erneut stört Philipp Rösler die Abkehr von fossiler Energie – ein zentrales Vorhaben der Regierung. So wird Politik unzuverlässig und ineffektiv.

Bevor man sich nun zufrieden zurücklehnt, weil die Häuser Niebel und Westerwelle sich nicht tatsächlich in die Außen- und Weltpolitik einmischen, muß man sich vergegenwärtigen, daß politisch paralysierte Pappenheimer nicht wirklich „nichts“ tun.

Sie wirken stattdessen hinter den Kulissen und beschäftigen sich damit ihren Kumpels auf Kosten des Steuerzahlers nette Pöstchen zuzuschieben.

Das wär schon an sich ärgerlich. Hinzu kommt aber, daß die Pöstchen, die zunehmend von Niebel-Westerwelle-Freunden besetzt werden, nicht alle unwichtig sind.

Da ist zum Beispiel der begehrteste Diplomatenposten, den Deutschland zu vergeben hat: Botschafter in Washington. Guido setzte vor anderthalb Jahren seinen Mann dort ein.

Nun hat sich Außenminister Guido Westerwelle für einen neuen Mann entschieden. […] Die Residenz des deutschen Botschafters in Washington schmiegt sich in die Hügel des Edelvororts Georgetown, von der Terrasse lassen sich die Lichter der US-Hauptstadt und ihrer Umgebung bestaunen. Der berühmte Architekt Oswald Mathias Ungers hat den Bau entworfen, im Keller lädt die schnieke "Berlin Bar" zum Verweilen ein. Am Jahrestag der deutschen Einheit veranstaltet die Botschaft stets eine große Sause, die sich in der Washingtoner Szene wachsender Beliebtheit erfreut.
Kein Wunder, dass der Posten als Leiter der wichtigsten deutschen Auslandsvertretung - als "Mr. Germany" in Washington - extrem begehrt ist. Das Rennen  […] hat nun Peter Ammon gemacht, derzeit noch verbeamteter Staatssekretär im Auswärtigen Amt.

Ammon hat sich in den letzten 18 Monaten ganz nach seinen Vorbildern Niebel und Westerwelle entwickelt. 
Die Deutsche Botschaft in den USA hat jeglichen Einfluss verloren. 
Andere Diplomaten reißen Witze über ihn und die Sprachlosigkeit zwischen Merkel und Obama ist Legende.
Es gibt eben keinen Mittler mehr, weil Westerwelle einen Vollpfosten in Washington stationiert hat.

Der deutsche Botschafter in den USA, Peter Ammon, ist wegen angeblicher Passivität in die Kritik geraten. „Die deutsche Position wird in den USA im Moment einfach nicht aktiv und kraftvoll genug vertreten – obwohl das gerade in der Euro-Krise so dringend notwendig wäre“, kritisierte der ehemalige Regierungskoordinator für die Beziehungen zu den USA, der SPD-Mann Karsten Voigt.
Der ehemalige US-Botschafter in Berlin, John Kornblum, befand: „Deutschlands Repräsentanten werden derzeit in Washington einfach nicht gehört.“

Guidos Mann in den USA ist allerdings auch zu beschäftigt, um sich um Politik zu kümmern.

Peter Ammon, Botschafter in Washington, ist ein Freund des populären Liedguts. Regelmäßig lädt der promovierte Ökonom per offizielles Rundschreiben zum "Sing Along"-Abend in seine Residenz nahe dem noblen Viertel Georgetown. Angeführt von Ammon und seiner Gattin, schmettern die Gäste dann Gassenhauer wie "En unserem Veedel" von den Bläck Fööss.   In seinem Tagesjob als deutsche Stimme in Amerika gibt Ammon, erst seit September vorigen Jahres im Amt, seltener den Ton an. […]
Wie lustlos Ammon sein Geschäft verrichtet, haben prominente Besucher aus Deutschland erlebt: Briefings, etwa für Abgeordnete oder Journalisten, bestehen oft aus Plattitüden ("Alles hängt mit allem zusammen"). "Ich hätte mehr erfahren, wenn ich in der Zeit die 'FAZ' gelesen hätte", grummelte ein Parlamentarier enttäuscht.
Zum Jahresempfang des einflussreichen American Institute for Contemporary German Studies sollte Ammon sprechen. Aber statt eigene Worte zu finden, verlas er ein Grußwort von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Der Zeitpunkt für solch bescheidene Auftritte ist schlecht gewählt: Amerikas Elite zeigt mitten in der Euro-Krise so viel Interesse an Deutschland wie lange nicht mehr. Doch Ammon hat die Zahl politischer Veranstaltungen in seiner Residenz beschnitten, so dass sich Mitglieder wichtiger Netzwerke in der Außen- und Sicherheitspolitik - über Jahrzehnte von Vorgängern mühsam umworben - vernachlässigt fühlen.
(SPIEGEL 30.07.12)

Niebel, der ehemalige FDP-Generalsekretär, bemüht sich seit 2009 intensiv lang gediente FDP-Kader mit lukrativen Pöstchen in dem Ministerium, das er immer abschaffen wollte - nämlich seinem - zu versorgen.

Daß er bei der Gelegenheit auch noch auch Tuchfühlung mit faschistischen Ideologen und rechten Diktatoren kommt, freut ihn umso mehr.
 So kann er seine Partei weiter in nach rechts schieben.
 Gerne schickt er verdiente FDP-Leute in Prachtresidenzen deutscher Botschafter in Südamerika. Kumpel Harald Klein wurde von Niebel als Generalkonsul in der eindrucksvollen Residenz von Rio de Janeiro auserkoren.

Niebel hat seinem Schützling zu einer ungewöhnlichen Blitzkarriere verholfen. Bis vor zwei Jahren war Klein bei der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung, dann holte Niebel ihn als Abteilungsleiter in sein Ministerium, erst im Mai dieses Jahres wechselte Klein ins Auswärtige Amt.  […] Tatsächlich scheint die Versetzung Teil einer langfristig geplanten Personalrochade zwischen dem Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und dem Auswärtigen Amt zu sein. Niebel schanzt offenbar Vertrauten mit Hilfe seines Parteifreundes Guido Westerwelle begehrte Auslandsposten zu: So sind diese für den Fall abgesichert, dass die FDP nach der Bundestagswahl im kommenden Jahr nicht mehr an der Regierung beteiligt ist. "Die FDP drückt massiv Parteimitglieder in die mittlere Beamtenebene", sagt ein Insider. "Das hat es nicht mal unter Hans-Dietrich Genscher gegeben."
In Lateinamerika  […] baut der Außenminister auf die Kontakte von Parteifreund Niebel und der Friedrich-Naumann-Stiftung. Die Naumänner haben in den vergangenen Jahren ein dichtes Netzwerk zu rechten bis offen reaktionären Parteien und Politikern in der Region geknüpft. Im politischen Spektrum stehen die einst liberalen FDP-Leute heute deutlich rechts von der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung.
In Brasilien arbeitet die Stiftung mit der Oppositionspartei Democratas zusammen, einem streng konservativen Sammelbecken von Großgrundbesitzern, Unternehmern und Ex-Militärs. In Honduras und Paraguay stehen sie Militär- und Unternehmerkreisen nahe, die gegen demokratisch gewählte Präsidenten geputscht haben.
Entwicklungsminister Niebel stört das offenbar nicht: Nur einen Tag nach der im Eilverfahren durchgepeitschten Absetzung von Staatschef Fernando Lugo Ende Juni reiste er nach Paraguay, obwohl ihm die deutsche Botschaft abgeraten hatte - die Lage sei zu unübersichtlich. Der FDP-Mann traf den zum Präsidenten ausgerufenen Federico Franco und versicherte, der Regierungswechsel sei rechtmäßig verlaufen. Kenner der Szene überraschte die ungewöhnliche Geste nicht: Francos Partei gehört dem von der Naumann-Stiftung begründeten Netzwerk Relial an, einem Zusammenschluss rechter und liberaler Parteien in ganz Lateinamerika.
[…]  Der Coup gegen Lugo lief ähnlich ab wie die Absetzung von Präsident Manuel Zelaya in Honduras drei Jahre zuvor. In Tegucigalpa gab es eine rechte FDP-Seilschaft: Geschäftsmann Roberto Micheletti, der Anführer der Putschisten und Nachfolger Zelayas, war Vizepräsident der Liberalen Internationalen, seine Partei gehört Relial an; der lokale Vertreter der Naumann-Stiftung, Christian Lüth, erklärte, von einem Putsch könne keine Rede sein, das sei eine "Legende". Niebel-Freund Harald Klein, damals Leiter des Lateinamerika-Büros der Naumann-Stiftung, unterstützte ihn. Bald darauf holte Niebel Klein als Abteilungsleiter ins BMZ, Lüth folgte ihm nach.
 (DER SPIEGEL 23.07.12)

Selbst wenn der deutsche Urnenpöbel in einem Jahr ausnahmsweise mal das richtige machen sollte und die FDP in die außerparlamentarische Opposition schickt, ändert das zunächst einmal nichts daran, daß die halbe diplomatische Welt mit rechtslastigen FDP-Trotteln durchsetzt ist.

Sonntag, 29. Juli 2012

Wenn das der Führer wüßte!



Die ZEIT schickte Marco Ansaldo, Evelyn Finger und Arno Storn nach Rom.
Glaubt man dem ausführlichen Bericht über die angespannte Stimmung im Vatikan, sieht es übel aus für die Katholische Kirche.
Die Geheimnistuerei über die päpstlichen Finanzen und die katastrophale Öffentlichkeitsarbeit passten einfach nicht mehr zur Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts.
Das Autoren-Quintett (neben den oben Genannten arbeiteten auch Kerstin Kohlenberg und Alexander Schwabe an dem Artikel) sieht immer noch durch die nationale Brille und beeilt sich festzustellen wie beliebt Ratzi im Vatikan wäre.
Das unausgesprochene „obwohl er doch Deutscher ist“, schwingt immer mit. 

Die BILD-Zeitung-indoktrinierten Deutschen scheinen immer noch zu glauben, daß der fromme Ratzinger 2005 aus dem Himmel fiel. 
Und wie eigenartig es doch sei, daß in dieser Kurie aus lauter eingeschworenen Italienern nun ausgerechnet dieser Neue, dieser Ausländer, zum Papst gewählt wurde. 
Das müsse ja offensichtlich daran liegen, daß er so integer und gelehrt sei.

Eine völlig absurde Sichtweise. 
Ratzinger hat seit 30 Jahren die Fäden des Vatikans in der Hand. 
Keiner kennt die Fallstricke und Intrigenkultur der kirchlichen Macht so gut wie er. Gezielt und konsequent hat er seine Karriere vorangetrieben. Schon während des Woytila-Pontifikats war es de facto Ratzinger, der herrschte, weil sich sein Papstvorgänger nicht für kuriale Kabale interessierte und viel reiste.

Insofern war es auch alles andere als überraschend, daß Ratzinger ihm auf den Papstthron nachfolgte. Er hatte das richtige Alter (nach einem solchen Megapontifikat wird nie ein junger Kardinal gewählt, weil man eine kürzere Übergangszeit braucht, um sich zu sortieren) und er hatte die richtigen Verbindungen.
 Schließlich verdankte die Mehrzahl der berechtigten Wähler des Konklaves Herrn Ratzinger die Erhebung zum Kardinal.

Der Papst ist ein Vatikangewächs wie kaum ein Pontifex vor ihm.

Obwohl nun alles den Bach runter zu gehen scheint, lieben die Vatikaner ihren Chef, konstatiert die ZEIT:

Wer nur lange genug beim Wein mit den Kirchenmännern zusammensitzt, der hört Vatikankritik, die selbst Luther erblassen ließe. Über den Vatikanstaat: »Wir sind durch Vetternwirtschaft genauso vergiftet wie der ganze politische Organismus Italien. « Über die Kurie: »Wir haben zu viele mittelmäßige Leute, weil die uns von den Bischöfen geschickt werden, und wer gibt schon gern freiwillig einen guten Mann weg.« Über die Kardinäle: »Das Schlimmste ist, wenn ein Priester Macht will. Dann entsteht gottloses Kirchentum. Papst Benedikt hat sich unbeliebt gemacht, weil er gegen eine bestimmte pseudochristliche Betriebsamkeit kämpft.« Ja, das Erstaunliche ist, dass hier keiner den Papst kritisiert. Alle bewundern ihn als Wahrheitsapostel und Vatikanaufklärer, sie preisen seine, wie sie sagen, franziskanische Art der Verkündigung. Anders als in Deutschland kritisiert in Rom niemand seine Härte in Glaubensfragen. Darin liegt die Tragik. Dass der Papst zu Hause als Reaktionär kritisiert und in Rom als Protestantenfreund beargwöhnt wird. Dass der Vatikan aufbrechen muss, aber nicht kann, weil er sich ständig angegriffen fühlt. Sich nach außen verteidigt. Und so scheint gerade den treuesten Gottesdienern die Lage hier manchmal aussichtslos: »Wir sind eine sterbende Kirche. Wir sind eine geschlagene Armee. Das Ende ist abzusehen.«
(26.07.12 s.55)

Ja, der arme Ratzi. So eine Tragik.
 Die nörgelnden Deutschen bezichtigen ihn erzkonservativ zu sein und dabei gibt er sich solche Mühe es Allen Recht zu machen.

In Wahrheit verfolgt der Papst seine reaktionäre Agenda seit Dekaden unverändert. 
Wer es wagte zu widersprechen, wurde von ihm eiskalt abgesetzt.
 Das krasseste Beispiel dafür sind die Befreiungstheologen Südamerikas, die statt der faschistischen Folterregime lieber die notleidenden Armen unterstützen wollten.

Aber nicht mit Diktatorenfreund Ratzinger, der die Kirche der Armen erbarmungslos zerschlug. 

Mitleid kannte er nur gegenüber Kinderfickern, die er mit Engelsgeduld vor Strafverfolgung bewahrte und in der Kirche behielt.

Wie Ratzinger sich die Zukunft der Kirche vorstellt zeigen eindeutig seine Ernennungen:

Ratzinger hat eine tiefe Abneigung gegen Dunkelhäutige und fremdelt erkennbar auf anderen Kontinenten.

Kardinäle aus Entwicklungsländern beruft der gegenwärtige Papst praktisch nicht mehr und bläst stattdessen exzessiv die Europafraktion auf.

Bei der Kreierung der 22 neuen Kardinäle im Februar 2012 waren allein 16 Europäer! 
Obwohl Europa nur noch zehn Prozent der Weltbevölkerung stellt, erhebt Ratzinger 73% Europäer. 

Die Botschaft an die bevölkerungsreichsten katholischen Länder Nigeria oder Brasilien ist klar: „Ich halte Euch für irrelevant. Unwürdig für die höchsten Posten!“

Allein sieben Kardinäle stammen aus Mailand, welches ungefähr so groß wie München ist.

Von den 22 neuen Würdenträgern sind zehn an der Kurie in Rom tätig, 16 stammen aus Europa, vier sind älter als 80 Jahre, darunter auch Kardinal Becker. Mit den jüngsten Ernennungen erhöht sich die Zahl der Kardinäle auf 213, so viele wie noch nie. Unter ihnen sind 125 potentielle Papstwähler. In dieser Gruppe hat das Gewicht der Europäer und vor allem Italiener erneut zugenommen - Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. hatte noch darauf geachtet, die Zahl der Kardinäle aus der so genannten Dritten Welt zu erhöhen. 30 der 67 europäischen Kardinäle unter 80 sind nun Italiener. 22 Purpurträger kommen aus Südamerika, 15 aus dem Norden des Kontinents; elf aus Afrika, zehn aus Asien und dem Pazifikraum.

Aber zurück zum Ist-Zustand. 
Wieso ist der Vatikan in so einer desolaten Verfassung, obwohl er einen derart brillanten und beliebten Chef hat?
Ratzi ist zu isoliert und bekommt nichts mehr mit. Dies beklage auch ein Insider, ein nicht namentlich genannter „Prälat“, der die Journalisten aus Hamburg empfing, um ihnen zu erklären worum es beim Machtkampf in Rom gehe.

»Das Problem sind die Vatikanfinanzen. Ich bete jeden Tag um eine Gelegenheit, dem Papst das zu erklären.« Leider spricht der Papst seit Wochen nur noch mit den allervertrautesten Kardinälen. Um ihm etwas mitzuteilen, muss man den Postweg benutzen, aber die Post öffnet der Heilige Vater natürlich nicht selbst. Manche im Vatikan finden, der letzte sichere Weg der Nachrichtenübermittlung an ihren obersten Chef seien die Zeitungen. Die muss er lesen. Deshalb sitzen wir hier, der Prälat hofft, dass die Journalisten dem Papst seine Wahrheit mitteilen. Dessen einziger offizieller Kommentar zu VatiLeaks bisher war eine Beschimpfung der teuflischen Presse und der angeblich von ihnen angestifteten Geheimnisverräter in den eigenen Reihen. Er wollte sagen, dass die Feinde von draußen kommen. Es ist die Paranoia aller geschlossenen Systeme: Man steckt in einer inneren Krise und fühlt sich bedroht von außen.
(26.07.12 s.55)

Der arme Ratzi.

Unfassbar, daß die Unwissenheitsmasche immer noch zieht. 
Schon 2009 hatte er sich damit rausgeredet nichts von Bischof Williamsons Holocaustleugnung und den ultrareaktionären Ansichten der Pius-Bischöfe gewußt zu haben, als er sie wieder in die Kirche aufnahm.

Der Papst! UNFEHLBAR, aber leider unwissend!

Und das in einer Angelegenheit, für die er über Jahrzehnte als Experte gedient hatte!
 Schließlich war es der Chef der Inquisition, Kardinal Ratzinger, welcher das Exkommunikationsverfahren gegen die Piusbrüder durchgeführt hatte.

Und nun erfahren wir wieder, der gute Papst hocke oben in seinem Arbeitszimmer und wäre so von der Welt isoliert, daß ihn noch nicht mal wichtige Vatikan-Größen sprechen könnten.

Das Schweigen ist Schwerstarbeit, auch für den Papst. Während der heißen Sommertage, als die Ermittlungen in Rom noch laufen, brennt bis spät in die Nacht Licht in seinem Arbeitszimmer im Apostolischen Palast. Man sieht es vom Petersplatz aus, drittes Fenster von rechts. Das Licht beweist, dass es den unnahbaren Pontifex wirklich gibt. Den abwesenden Vater, papa absconditus. Nur manchmal, zur festgelegten Stunde des Tages, schaut er aus dem Fenster zur Piazza San Pietro, zu den Touristen hinunter, um sein Angelusgebet zu sprechen.
(26.07.12 s.55)

Daß ein kleines Problemchen mit dem Istituto per le Opere di Religione (IOR) besteht, hat papa absconditus noch gar nicht bemerken können. 
Das ist ja auch etwas ganz Neues. 
Noch nie in der Vergangenheit gab es Unregelmäßigkeiten bei den Vatikanfinanzen.

Aber vielleicht stimmt es ja tatsächlich, daß sich der Papst nur mit den Glaubens-essentiellen Dingen beschäftigt.

Denn der Pontifex Maximus wird nur bei Vorgängen von universaler Bedeutung persönlich aktiv wird.

Zum Beispiel das Titelbild einer kleinen satirischen Zeitschrift aus Frankfurt.

Da wirft der flotte Ratzi sich in für den Vatikan sagenhafter Geschwindigkeit in die Schlacht.
Eine Fotomontage duldet er nicht.

"Wir danken dem Heiligen Vater für sein Interesse an unserem Magazin und bitten erneut um den päpstlichen Segen", sagte Fischer in einer Mitteilung gewohnt ironisch. Das Verbot der vergangenen Ausgabe habe eine Auflagensteigerung von mehr als 70 Prozent bewirkt, in den Bahnhofsbuchhandlungen sei die Ausgabe ausverkauft gewesen. "Nun hoffen wir, dass der Heilige Stuhl auch diesen neuen Titel ähnlich abwegig und rufschädigend interpretiert", sagte der "Titanic"-Chefredakteur. Es ist das erste Mal, dass ein Papst zivilrechtlich gegen die "Titanic" vorgeht.



Samstag, 28. Juli 2012

Wie man zum führenden Ethiker wird.



Heutzutage ist der ethische Kompass vieler Politiker nicht mehr ganz so ausgeprägt. 
Das war möglicherweise nie anders, aber früher waren gut und böse einfacher zu erkennen.

Es herrschte Konsens über die abzulehnenden Dinge, wie Schwule, Schwarze, Sozialisten, uneheliche Geborene, Langhaarige und Verhütung.

Inzwischen gibt es viele Nörgler, die das manichäische Konstrukt ins Wanken bringen.

Da vertraut eine Bundesregierung nicht mehr ausschließlich auf ihre eigenen Werte, sondern hält sich einen „Ethikrat“, der per di mufti erklärt was moralisch vertretbar ist und was nicht.

Gemäß seinem Auftrag verfolgt der Deutsche Ethikrat die ethischen, gesellschaftlichen, naturwissenschaftlichen, medizinischen und rechtlichen Fragen sowie die voraussichtlichen Folgen für Individuum und Gesellschaft, die sich im Zusammenhang mit der Forschung und den Entwicklungen insbesondere auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften und ihrer Anwendung auf den Menschen ergeben.

Wie kommt man in dieses nationale Über-Ich-Gremium?
 Dazu ist am besten Ex-Politiker oder Theologe.

Mitglieder sind unter anderem Prof. Dr. theol. Peter Dabrock, Prof. Dr. theol. Wolfgang Huber, Bischof a. D., Weihbischof Dr. theol. Anton Losinger, Herbert Mertin, FDP, Justizminister a. D, Prof. Dr. theol. h. c. Eckhard Nagel, Edzard Schmidt-Jortzig, FDP- Justizminister a. D., Prof. Dr. theol. Eberhard Schockenhoff, Dr. phil. Michael Wunder (Evangelische Stiftung Alsterdorf).

Nicht in den Bundesethikrat gehören, Humanisten, Freidenker oder, Gott bewahre, Menschen aus armen Verhältnissen.

Prominentester „Ethiker“ des Gremiums ist sicherlich der langjährige EKD-Chef Bischof Huber.

Er hat das richtige Elternhaus.

Sein Großvater mütterlicherseits war der Pietist, Jurist, Politiker, Staatsmann und  Industrielle Walter Simons. 
Als Chef der Weimarer Reichskanzlei lehnte er den Versailler Vertrag ab und wurde leitender Geschäftsführer des Vereins Deutscher Industrieller. 
1920 stieg er zum Reichsaußenminister auf und fungierte als Präsident des Reichsgerichts in Leipzig nach dem Tode des Reichspräsidenten Ebert sogar drei Monate (bis zur Ernennung Hindenburgs) als Reichspräsident.

Hubers Vater war der führende NS-Jurist Ernst Rudolf Huber, der die Nürnberger Rassegesetze mit formulierte.
Der kleine Wolfgang, im jugendlichen Alter von 70 Jahren, schämt sich nun ein bißchen für seinen Vater….

„Etwa wenn er dessen Korrespondenz im Keller des Hauses ordnete und immer mal wieder in den juristischen Schriften des Vaters las – und Stellen fand, in denen er die Judenverfolgung durch die Nazis „im Interesse der Geschlossenheit des Staatsvolkes“ legitimierte.   Wolfgang Huber sagt […]: „Das wirkte grauenhaft auf mich.“ In seiner inneren Haltung zu seinem Vater aber habe ihn das nicht schwankend gemacht: „Einerseits war da der Schock in der Eindeutigkeit, andererseits die Schwierigkeit: Wie soll man das als 14-Jähriger vor seinem Vater ansprechen, ohne dabei die Loyalität aufzukündigen?“

Huber Junior hat ganz eindeutige Positionen.

Huber ist ein Gegner der Embryonenforschung. In der von ihm geführten Diskussion geht es zum einen um die Bestimmung des Menschen. Für ihn ist das Menschsein nicht abhängig von der biologischen Entwicklung, sondern grundsätzlich gegeben durch die Gottesebenbildlichkeit. Die Gleichsetzung des Menschen mit seiner naturalen Ausstattung ist der eine Weg dazu, die Person als Subjekt der Freiheit verschwinden zu lassen. Den anderen Grund sieht er in dem Fortschrittsglauben der Wissenschaft.
(Wiki)

Und wenn die „naturale“ Realität nicht passt, wird sie passend gemacht.

Das erklärte Bischof Wolfgang Huber einst im TV.

Das sagt der Mann, der als oberster Evangele Deutschlands seine Moral beeindruckend unter Beweis stellte.
Dass Huber, der es immerhin fertigbrachte, als EKD-Ratsvorsitzender in einem Schreiben für „Pro Reli“ in 11 Sätzen 6 mal die Unwahrheit zu sagen, heute als Redner und Berater (Hubers Homepage: „Vordenker“) zum Thema „Ethik“ unterwegs ist und sich „vor allem der Wertevermittlung in Wirtschaft und Gesellschaft“ widmet, erinnert in seiner Dreistigkeit ebenfalls an den Verteidigungsminister.)
(Skydaddy 25.02.2011)
Berauscht von seiner eigenen Wichtigkeit stellte er sich ganz selbstverständlich außerhalb der normalen Koordinaten von Anstand und Wahrhaftigkeit.

Er behauptete einfach Dinge, wie es ihm gefiel und ließ sich nicht mehr von Fakten und der Realität verwirren.
Im Fernsehen, in einer Quasselrunde bei Kerner ging er gemeinsam mit seinem katholischen Bischofskollegen Jaschke soweit zu behaupten, daß eine Gesellschaft aus Atheisten eine Horrorvorstellung für ihn wäre, da man ohne Gott nicht über Moral verfüge, also nicht wisse was richtig und was falsch wäre.

Das allein qualifiziert noch nicht für den Ethikrat.

 Man benötigt noch die entsprechende Vernetzung mit publizistischen Leuchttürmen der Ethik. 


Unethischere Menschen wie Niggemeier, Wallraff oder Henschel können dem Chefethiker Huber leider nicht ganz folgen.

Obszönität, Skrupellosigkeit und Niedertracht sind für Gerhard Henschel die wichtigsten Erkennungsmerkmale der größten Medienmacht in Deutschland. In "Gossenreport. Betriebsgeheimnisse der Bild-Zeitung" wirft er dem Blatt vor, den Verfall der journalistischen Sitten ungehindert voranzutreiben.
"Es ist ja nicht nur einfach ekelerregend, wenn darüber berichtet wird, dass Paris Hilton ins Taxi gepinkelt habe, oder dass sich die Freundin eines britischen Thronfolgers am Hintern gekratzt habe. Das ist einfach geschmacklos, aber es geht um mehr: Es geht darum, dass ein Kretinismus in die Öffentlichkeit Einzug gehalten hat und auch auf andere Medien übergreift..."
"Wenn beispielsweise der evangelische Bischof Wolfgang Huber lustig der 'Bild'-Zeitung ein Interview nach dem anderen gewährt, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, was in der Rubrik Telefonservice drinsteht, wo Kai Diekmann und der Rest der 'Bild'-Zeitung ständig so genannte telefonische 'Bumskontakte' vermitteln - ich erkenne hier doch einen gewissen Widerspruch..."

Mit diesem Hintergrund hat sich Bischof Huber dafür prädestiniert in der Springer-Bauer-Burda-CDU-Glotze-Republik Deutschland mit Preisen überhäuft zu werden.

    1982: Theodor-Heuss-Preis (gemeinsam mit der Kammer der EKD für öffentliche Verantwortung)
    1995: Honorarprofessor der Ruprecht-Karls- Universität Heidelberg sowie der Humboldt Universität zu Berlin
    1999: Comenius-Preis
    2004: Ehrenmitglied des Rotary-Clubs Berlin-Kurfürstendamm
    2005: Die Goldene Feder der Bauer-Verlagsgruppe
    2006: Ludwig-Wolker-Plakette des Deutschen Olympischen Sportbunds
    2006: Ehrenmitglied des Johanniterordens
    2007: Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland
    2007: Hermann-Ehlers-Medaille des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU
    2007: Ehrenmitglied von Hertha BSC
    2007: Schirmherr des Deutschen Kinderpreises[34]
    2008: Agricola-Medaille der Lutherischen Kirche von Finnland
    2008: Ehrendoktor der Christlichen Akademie in Warschau
    2009: Verdienstorden des Landes Berlin
    2009: Europäischer Kulturpreis für Theologie
    2009: Vordenkerpreis der Plansecur-Unternehmensgruppe
    2010: Sexauer Gemeindepreis für Theologie
    2010: Ehrenmitglied des Rotary-Clubs Brandenburg/Havel
    2011: Gastprofessur des Frank-Loeb-Instituts Landau an der Universität
    2011: Kulturgroschen des Deutschen Kulturrats

So ein Profi-Lügner und BILD-Zeitungsliebling erschien dann auch der früher mal ehrenhaften Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT als perfekter Ethik-Lehrer.

BILD + ETHIK + Religiotismus. Da haben sich drei gefunden.

Die „ZEIT-Akademie“ wirbt massiv für Ethik-Aufklärung. 
Dazu soll man für schlappe € 149,- eine Aufklärungs-DVD des notorischen Lügners und Faktenverdrehers Wolfgang Huber erstehen.

DVD-Seminar »Ethik«
Die Grundfragen unseres Lebens
Was ist gut – und was ist richtig? Leben wir, um zu arbeiten? Wollen wir den perfekten Menschen? Für wen tragen wir Verantwortung? Im neuen Seminar »Ethik« der ZEIT Akademie erörtert der angesehene Theologe Prof. Dr. Wolfgang Huber die ethischen Grundfragen auf dem menschlichen Lebensweg - von der Geburt bis zum Tod.

Da haben di Lorenzo und Co sich ja mit dem Ex-EKD-Vorsitzenden, der gegen Ungläubige hetzt und dafür sorgt, daß kirchliche Mitarbeiter keine normalen Arbeitnehmerrechte genießen dürfen, genau den Richtigen gefunden.

Freitag, 27. Juli 2012

Sarah Palin 2.0





Geahnt hatte ich es ja schon, aber noch bevor die Eröffnungsfeierlichkeiten zur Olympiade in London begannen, absolvierte Mitt Romney schon einige beeindruckende Sprünge direkt in die Fettnäpfchen. 

Sowohl der konservative Bürgermeister Londons auch als der konservative Premier sind so verärgert über den US- Republikaner, daß sie ihm heftig widersprachen.

Es sei "schwer zu sagen, wie gut es werden wird", hatte Romney im US-Fernsehsender NBC erklärt.
Es gebe "beunruhigende Zeichen", ob Großbritannien in der Lage sei, ein Ereignis dieser Größenordnung auszurichten. Romney hatte als Chef des Organisationskomitees die Olympischen Winterspiele von Salt Lake City 2002 mitorganisiert.
Londons Bürgermeister Boris Johnson widersprach dem Amerikaner sofort. "London ist so gut auf die Olympischen Spiele vorbereitet wie jede andere Gastgeberstadt zuvor", sagte er. […]
Einen Seitenhieb auf Romney konnte er sich [auch Premierminister David Cameron] nicht verkneifen: "Wir organisieren die Olympischen Spiele in einer der belebtesten, aktivsten Städte der Welt", sagte er, um dann, mit Blick auf Romney und Salt Lake City, zu lästern: "Es ist natürlich einfacher, wenn man die Spiele mitten im Nirgendwo abhält."

Nach zwölf Stunden in England vollbrachte es der US-Präsidentschaftskandidat schon sich auf der gesamten Insel unbeliebt zu machen.
Wenig verwunderlich; schließlich gehört Großbritannien zum ungeliebten Europa. 
Das reicht eigentlich schon aus, um Romneys Hass auf sich zu ziehen. 
Dem traditionell engsten europäischen Alliierten der Staaten attestierte der morbide Mormone schon in seinem aktuellen Buch „No Apology: Believe in America“ (2011) Lächerlichkeit.



"England is just a small island. Its roads and houses are small. With few exceptions, it doesn't make things that people in the rest of the world want to buy. And if it hadn't been separated from the continent by water, it almost certainly would have been lost to Hitler's ambitions."

The Queen was not amused.


Der globale Horizont des Kandidaten ist so deprimierend unterkomplex, altbacken und plump, daß der republikanische Außenpolitik-Haudegen Henry Kissinger in Depressionen verfällt.

Romneys Weltbild, so wie er es jüngst in einer Rede vor Kriegsveteranen dargelegt hat, ist eine seltsame Mischung. Da ist Amerika: stolz, stark, großartig, eine Macht, deren 'Schicksal' es ist, die freie Welt zu führen und Gutes zu tun. Und da sind die 'Gegner'. Russland gehört irgendwie immer noch in diese Gruppe, Iran sowieso, islamische Terroristen und China, das aber nicht so richtig, denn das Riesenreich ist ja zugleich einer der wichtigsten Handelspartner und der größte Gläubiger der USA. In Romneys Vorstellung ist Amerika immer noch das Amerika der späten vierziger Jahre, das Adolf Hitler besiegt hat und Josef Stalin die Stirn bietet. Und die Welt ist eine, in der die Schurken nicht mehr nur in Moskau sitzen, sondern auch in Teheran. Sonst hat sich eigentlich nichts verändert. […] Romney hat bislang viel Kritik an Obamas Außenpolitik geäußert, aber wenig dazu gesagt, was er eigentlich anders machen würde. Doch das seltsame Weltbild des Kandidaten zeigt, wie erschütternd niedrig das Niveau inzwischen ist, auf dem man als durchaus wichtiger Mensch in den USA über Außenpolitik nachdenken und reden kann.   All die Dinge, die den Umgang von Staaten miteinander beeinflussen - Interessen, geostrategische Gegebenheiten, gegenseitige Abhängigkeiten, Allianzen, Diplomatie -, kommen bei Romney einfach nicht vor. Als einzigen wahren US-Verbündeten erwähnt der Kandidat Israel. Ähnlich unoriginell sind die Stationen seiner derzeitigen Auslandstour: Großbritannien, Polen und wieder Israel.

Die Frage ist jetzt, ob es Romneys (potentielle) Wähler stört, daß der GOPer wie einen Hirn-ektomierter Elefant im Europäischen Porzellan umherstolpert.

Auch George W. reihte Patzer an Patzer, stürzte die ganze Welt in Kriege und in eine Weltfinanzkrise. Amerikas Ansehen in der Welt rutschte unter GWB auf einen historischen Tiefstand. Zumindest die Republikaner mochten das und wählten ihn 2004 gleich noch mal zum Präsidenten. 

On his first visit to Brazil as president, George W. Bush baffled Brazilian President Fernando Henrique Cardoso with the question "Do you have blacks, too?"
Then Secretary of State Condoleezza Rice came to her boss's rescue, telling the new president, "Mr. President, Brazil probably has more blacks than the USA. Some say it's the country with the most blacks outside Africa," Der Spiegel reported.
Cardoso wrote off Bush's remark, saying he was "still in his learning phase."

Daß Romney schon am Anfangstag der Olympiade die Goldmedaille im Fettnapftreten gewann, muß also kein schlechtes Zeichen sein. 

"The only person who has seen Romney's taxes is John McCain and he took one look and picked Sarah Palin"
(James Carville)

Der vorherige Fettnapf-König Silvio Berlusconi stammt immerhin aus einem Land, in dem sehr viel Wert auf „bella figura“ gelegt wird - und dennoch wählten und wählten sie ihn zum Premier.

Nett sein zu den Briten? Warum denn? Daheim sitzen die Erzkonservativen, die Tea-Party-Bewegung, deren Name nicht zufällig an einen Akt des Widerstands gegen die britische Kolonialmacht im Jahr 1773 erinnert. Der Tea Party war Romney bislang viel zu liberal, bei ihr wird er mit seinen Aussagen Eindruck gemacht haben. Oder? Eine Auswahl:
  • [] Nach einem - geheimen - Treffen mit dem Chef des britischen Auslands-Geheimdienstes MI6 erklärte Mitt Romney der Presse, er wisse dessen Ansichten zu schätzen. Womit das Treffen nicht mehr geheim war. Dafür vergab die Londoner Tageszeitung The Guardian fünf von zehn Punkten auf der Schamesröte-Skala.
  • [] "Beunruhigende Anzeichen", sah Romney hinsichtlich der Frage, ob London in der Lage sei, die Olympischen Spiele auszurichten. Es sei "schwer zu sagen, wie gut es werden wird". Romney hatte selbst die Winterspiele 2002 mitorganisiert. Der britische Premier David Cameron konterte im Hinblick auf den damaligen Austragungsort Salt Lake City, Utah: "Es ist natürlich einfacher, wenn man die Spiele mitten im Nirgendwo abhält." Vom Guardian gab es dafür acht von zehn Peinlichkeits-Punkten.
  • [] Noch deutlicher wurde Londons Bürgermeister Boris Johnson, Spitzname "Die blonde Gefahr", der bei der Entzündung des Olympischen Feuers Zehntausenden im Hyde Park zurief: "Wie ich hörte, gibt es einen Typen namens Mitt Romney, der wissen möchte, ob wir bereit sind. Sind wir bereit?" Die Menge antwortete mit einem vielstimmigen "Yes". Vom Guardian erhält Romney für diese Demütigung die volle Peinlichkeits-Punktzahl und den Ratschlag: "Time to go home."
  • [] Nebenbei redete Romney den britischen Oppositionsführer Ed Miliband mit "Mister Leader" an, was amerikanischen Gepflogenheiten entspricht, für die Briten aber nach Nordkorea klang (drei Punkte). Außerdem sprach er von der "Nation of Great Britain", was Blödsinn ist, weil die Nationen England, Schottland und Wales das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland bilden (ohne Wertung).

Bisher schweigen sich die GOPer über Romneys Europäische Eskapaden aus. 
Dafür vernimmt man die Demokraten umso lauter.

He hasn't been in London for two full days and already he's been verbally upbraided by London's mayor and been the subject of a snide comment by the British prime minister. He referred publicly to the head of the British spy agency MI6, which apparently in England is just not done. And he's had an unnamed staffer criticized for comments about a shared "Anglo Saxon heritage."
On Thursday evening on BBC2's "Newsnight," Hugh Robertson, a Conservative member of Parliament and minister for sport and the Olympics, was asked whether Romney might participate in carrying the torch ahead of Friday night's ceremony.
He immediately broke out in laughter. "Certainly not after today," said Robertson.
Stateside, Sen. Harry Reid is not pleased with the presumptive GOP nominee's performance so far in London. "It's not good for us as a country -- it's not good for him -- but as a country to have somebody that's nominated by one of the principal parties to go over and insult everybody," the Nevada Democrat told the Huffington Post.

Für mehr Aufregung könnten die nächsten beiden Etappen sorgen. Man weiß schließlich nicht, was Romney in Polen anstellt.
Es gibt eine Menge polnischstämmiger Amerikaner, die sich persönlich auf den Fuß getreten fühlen könnten.
Und schließlich Israel, der heilige Gral der GOP-Außenpolitik. Auch dort könnte er sich durch allzu viel Dümmlichkeit unbeliebt machen.

Man kann nur froh sein, daß Mitt a) (noch?) nicht Präsident ist und b) nicht in so wichtige Länder wie Russland oder China reist, oder gar Krisenregionen wie Ägypten oder Afghanistan besucht.
Der Mormone könnte dort so nachhaltig palinisieren, daß ernsthafte Krisen ausgelöst werden können.

According to Mitt Romney, Russia is America's "No. 1 geopolitical foe."
Not Iran, whom the U.S. has heavily sanctioned in an attempt to prevent it from getting a nuclear weapon, nor North Korea, whom the U.S. has asked the United Nations to more harshly sanction, but Russia, a country that the U.S. has diplomatic relations with and which is considered an ally in the war in Afghanistan.
In a March interview shortly after Obama's open mic moment with Medvedev, Romney said Russia "always stands up for the world's worst actors."
"They fight every cause for the world's worst actors," Romney told CNN's Wolf Blitzer, noting that Russia often opposes the U.S. in the United Nations Security Council.
(AMY BINGHAM 26.07.12)