Sonntag, 5. Mai 2019

Volatile USA


Die Aufregung um das Kevin-Kühnert-Interview, in dem der Vorsitzende der Jungsozialisten etwas angeblich Sozialistisches sagte, zeigt wie sehr die deutsche Öffentlichkeit bereit ist hysterisch zu werden, wenn es um Veränderungen geht.
Deutsche haben es gern, wenn alles für immer so bleibt wie es ist. Daher werden Regierungschefs fast immer wieder gewählt, wenn sie hinreichend untätig sind, aber abgestraft, wenn sie wie Gerd Schröder tatsächlich notwendige Reformen anschieben.
Neuerungen müssen dem Volk schleichend als lange ausgetüftelte Kompromisse untergeschoben werden.
Statt auf Parteitagen offene Fragen unter Gleichgesinnten auszudiskutieren, vermochte es insbesondere Angela Merkel sämtliche strittigen Themen bereits vor CDU-Tagungen auszuräumen, damit die Delegierten sanft weiterschlummern konnten.
Christian Lindner, als junger Wilder unter den Parteiführern ruft den Jugendlichen zu, sie mögen sich bitte nur außerhalb der Schulzeit um das Klima kümmern, schließlich würden Arbeiternehmer auch nicht während der Arbeitszeit streiken.


Ein bißchen krawalliger darf es schon sein in Deutschland.

In den USA fehlen diese Beharrungskräfte. Dort ist man viel mehr geneigt mal etwas ganz Neues auszuprobieren, wählt gern Präsidenten, die möglichst das Gegenteil des Vorherigen darstellen.
Barack Obama wurde natürlich gewählt, weil er jung, schwarz, dynamisch und intellektuell war – also völlig anders als George W. Bush.
Vermutlich wäre er ohne die dramatischen Einbrüche im Kongress davon gekommen, wenn er entsprechend dieser Erwartungen auch die Politik aufgemischt hätte.
Stattdessen agierte er insbesondere in den ersten Jahren, als er mit satten Mehrheiten in beiden Parlamentskammern und einem Vertrauensvorschuss ausgestattet war, viel zu vorsichtig, wollte alle mitnehmen und die GOPer nicht verschrecken.

Denn die Amis lassen ziemlich viel mit sich machen.
Das zeigt Donald Trump jeden Tag, indem er lügt wie gedruckt, manisch alles vorher Aufgebaute zertrümmert, konsequent die wichtigsten internationalen Abkommen kündigt.
Trump macht dabei nicht etwa nur Parteipolitik, reißt also nicht das politische Ruder rum, um die Errungenschaften des Mainstreams durch die Ideen der Rechtsaußen zu substituieren, sondern er legt gleich die Axt an die Wurzel des Systems.
Er setzt den Justizminister als seinen persönlichen Anwalt ein, ignoriert parlamentarische Rechte, Gewaltenteilung und nahezu alle Verpflichtungen des Staatspräsidenten.


Alle moralischen Barrieren und Tabus sind längst eingerissen.
Trump unterstützt Rassisten, Nazis, Kriminelle, befürwortet pädophile Kandidaten, schickt Lügner und Vergewaltiger in den obersten Gerichtshof.
Der Mann führte binnen vergleichsweise kurzer Zeit eine echte Staatskrise herbei.


Es wäre schön, wenn in den USA das politische System mit etwas mehr Beharrungskraft ausgestattet wäre.
Sollte es nicht mehr Amerikaner auf die Straßen treiben, wenn die Verfassung von den höchsten Verfassungsorganen zerfetzt wird?

Wie kommt es, daß wir ernsthaft damit rechnen müssen, dieser unterbelichtete Psycho könnte wieder gewählt werden?

[….] Why Trump will win in 2020 and it won't even be close […..] This will come as news to #Resistance liberals, who are certain Trump will lose, because they dislike him so much. They still haven’t figured out that 40 percent of the country love him and at least another 10 percent are very much committed to considering the alternative in comparison to Trump, not reflexively voting against him.
That decile is doing very well in this economy. Unemployment remains incredibly low. The markets are soaring. That’s not a given for the fall of 2020, but better to be soaring than falling 18 months out. [….]